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Insel Krk Kroatien 2015
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Etwas Normalität

Wie uns das gefehlt hat

Wir schlafen aus, wir geniessen, wir gehen Langlaufen auf der nahen Loipe, wir sind einfach in unserem Knutschi und machen gar nix. Unverständlich, unbegreiflich und völlig abstrus. Ich hätte es mir vorher gar nicht so vorstellen können, wie sehr mir das Leben im Wohnmobil fehlt.

Keine langen Reise, keine Entdeckungen, nichts Spontanes. Immer und überall muss geplant werden, darf man dorthin, was hat offen, welche Massnahmen sind jetzt gültig? Also blieben wir zu Hause, Schutz vor dem Virus und dessen Verbreitung, alte Arbeiten aufarbeiten, Zimmer renovieren, mit Arbeiten Geld verdienen. Zwischendurch Träumen von fernen Ländern, Meer, Küsten, Gebirge und Wälder. Aber irgendwie immer wieder in die Realität zurückversetzt, mit Masken einkaufen, keine Restaurants besuchen und wehe, wenn einem jemand zu nahe kam.

Und jetzt sind wir unterwegs und erst da fällt auf, wie sehr mir dies gefehlt hat. Unterwegs zu sein, weg von zu Hause (obwohl wir es sehr schön zu Hause haben), es hat mir gefehlt. Riesig gefehlt, aber bewusst wird es mir erst hier, hier, wo wir wieder unterwegs sind. Ok, wir sind nur gerade 89,6km weit weg, aber immerhin. Wichtig ist, wir haben das Gefühl, wieder unterwegs zu sein, wieder ein normales Leben führen zu können.

Bisher hatte ich das Gefühl, nicht wirklich eingeschränkt zu sein. Homeoffice ist bei mir Alltag, Beizenbesuche abends brauche ich nicht, an Sport-Grossveranstaltungen und Fussballspiele gehe ich auch nicht, Kino, kann ich auch den TV einschalten. Also, eingeschränkt war ich nicht, und dennoch, richtig lebendig fühle ich mich erst jetzt wieder, wo wir unterwegs sind.

Wie müssen sich da unsere Nachbarn in nahen Ländern fühlen: faktisch ein Reiseverbot, Stellplätze geschlossen, Urlaubsreisen eigentlich verboten. Da können wir uns in der Schweiz glücklich schätzen. Und was ist da schon dabei: mit dem Womo auf einen Stellplatz zufahren, Essen ins Gefährt servieren lassen, keinen Kontakt zu anderen oder wenigstens mit 4m Abstand zu haben. Keine Gefahr, sich irgendwie anzustecken oder das Virus weiter zu verbreiten, und dennoch, einfach wieder ein altes Gefühl neu entdecken.

Wie geht es all den Jungen Menschen, die sich austoben und Partner finden wollen. Gar nicht so einfach, wenn alles geschlossen oder verboten ist, oder mit Mundmaske vor dem Gesicht. Wie sollen so Bekanntschaften gefunden werden und wie soll man sich da näher kommen. Irrsinnig, das Ganze. Und wir merken es erst jetzt, wenn wir wieder im Womo sind und den Alltag so total vergessen können. Egal, ob wir jetzt stumpfsinnig eine Staffel einer Netflix-Serie am Stück schauen, oder einfach nur sind, wir können machen, was wir wollen.

Vor unserem Womo wird ein Alphorn geblasen, von einer anderen Womobesatzung, die das Instrument in der Garage mittransportiert hat. Wow, wie schön. Wow, was für ein normaler Alltag. Ein Dank an die unbekannte Alphornbläserin. Und ein Dank an die unbekannten Tannenbaumschmücker, die vor unserem Womo so einen schönen Weihnachtsbaum hergerichtet haben.

Wir erleben hier wieder ein Stück Normalität, die wir zu Hause gar nicht vermisst haben. Ich freue mich schon, bis man sich wieder draussen an einen Tisch setzen und über die Welt und ferne Reisen philosophieren kann.

Ach ja, Langlaufkilometer gab es auch heute nur 10. Aber was solls, es war schön.

Übernachtung

Rona - Rona***
Stellplatz

nette Betreiber, Bistro, Dusche und WC, direkt an der Langlaufloipe

Koordinaten: 46.56124,9.62413
N 46° 33' 40.5"  E 9° 37' 26.9"
letzter Besuch: 12.2020

28.12.2020 - ihr habt es gut und vorallem, dass bei euch auch nichts los ist. wir hoffen (von der heimischen couch aus), dass die pandemie bald vorüber ist und wir uns wieder selbstbestimmt in unserer freizeit/ urlaub bewegen dürfen und wie seither ruhige örtchen aufsuchen können. bereits in den sommerferien sind wir im sauerland "durch winterberg" gefahren und waren geschockt was dort los ist (hatte ich ja auch von berichtet) und nun selbst wo nun alles zu ist im 2. lockdown knubbeln sich nun die tagestouristen. aber die bilder aus den bekannten skiorten in österreich/schweiz schocken genauso. hoffen wir, dass durch die impfung dem virus ein ende gesetzt wird. die vernunft scheint wohl nicht das mittel zu sein. schönen urlaub und bleibt gesund

trudchen


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