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Marokko 2018
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Reisebericht

Ragusa bei Night 9.3.2020

Heut haben wir einige Kilometer zu Fuss gemacht

wer findet unser Knutschi?

Als wir morgens bei wolkenlosem Himmel erwachen, ist für uns das heutige Programm klar: wir werden etwas am Meer spazieren, dann Ragusa anschauen und abends an den Hafen von Pozzallo fahren und dort die abendliche Fähre nach Malta nehmen. Dort etwa drei Tage verbringen, dann zurück nach Sizilien und auf den Ätna und nachher auf die Fähre zurück nach Livorno fahren. Allerdings treffen wir dann Angela und Luis, eifrige Leser unseres Blogs und Überwinterer in Sizilien. Sie schwärmen uns vor, was man in der Gegend noch alles besichtigen kann, geben uns einen Haufen Tipps und wir kommen von Malta ab, wenn es hier ja noch so viel zu sehen gibt.

unser Einkauf

Nach dem längeren Gespräch kaufen wir beim Bauern noch frische Früchte und eine 2l-Petflasche einheimischen Rotwein, bezahlen für alles insgesamt 5€ und machen uns danach auf einen Strandspaziergang. Daraus wird dann ein längerer Marsch auch durch die Pineta, denn wir treffen unterwegs wieder Angela und Luis und verquatschen uns schon wieder. Dann endlich um 15 Uhr verlassen wir frisch Ver- und Entsorgt unseren Campingplatz und fahren direkt auf dem kürzesten, schmalsten und schlaglöchrigen Weg nach Donnafugata, einem schönen Schloss im Hinterland, mit dem Ziel, dort zu übernachten und die gute Pizzeria zu besuchen. An Angela und Luis: das Schloss macht ja wirklich einen tollen Eindruck und wäre sicher ganz schön, wenn nicht gerade Corona-Zeit und das Schloss geschlossen wäre, die Rinder durch den Schlossplatz ziehen, die Pizzeria nun auch geschlossen hätte und alles etwas aufgeräumt wäre. Aber da wir heute endlich unbedingt eine Pizzeria brauchen, fahren wir weiter nach Ragusa (und Malta rückt wieder in den Fokus).

Donnafugata

Auf dem kleinen Parkplatz in der Kurve bei Ragusa Ibla parkieren wir (beim grösseren ist Wohnmobilverbot). Ein Einheimischer macht an seinem dort parkierten Womo grad einen Ölwechsel und ich frage ihn nach einer guten Pizzeria. Er gibt uns einen Tipp, allerdings müssten wir nach Ragusa selber und nicht im alten Stadtteil bleiben, denn dort hätte alles geschlossen.

Ragusa

Anita und ich marschieren also los, zuerst steil hoch, dann finden wir eine Treppe, die allerdings älter aussieht, wie die Treppen der Griechenbei den alten Tempeln. Aber wahrscheinlich sieht sie so aus, weil sie nicht gepflegt und schon fast total überwachsen ist und nicht, weil sie schon 2000 Jahre alt ist. Aber es macht doch irgendwie Spass und als wir weiter durch die alten Gassen immer den Berg hoch spazieren, fängt es uns in Ragusa an gefallen. Nur eine Pizzeria taucht nirgends auf. Als wir dann schon eine Stunde unterwegs sind, finden wir den Tipp des Einheimischen, allerdings musste er wohl sparen, es ist ein Pizza-Take-Awaystand, nicht gerade das, was wir suchten. Also laufen wir kreuz und Quer, an alten Kirchen vorbei weiter den Berg hoch, dann wieder runter, eine Pizzeria die offen ist, finden wir echt keine. Und dann, ganz am Schluss per Zufall und doch fast im Zentrum der langen und schönen Fussgängerzone (sicher fast 200m lang) finden wir das Ristorante Orfeo (Via Sant Anna 117) und es ist wirklich ein Glücksgriff. Die Bruschette als Vorspeise und die Pizza danach sind sensationell. Aber es ist etwas ungewohnt, dass Anita und ich nicht gegenüber sitzen dürfen. Wegen des Virus dürfen auch hier im Herzen von Sizilien in den Restaurants nur noch zwei Personen an einem 4er-Tisch sitzen, und auch nur schräg gegenüber. Da wird hier keine Ausnahme gemacht, der Capo achtet penibel darauf! Jedes Restaurant verliert so 50% seiner Sitzkapazität und die meisten haben jetzt auch geschlossen, weil keine neuen Touristen mehr ankommen.

man achte auf die Gedecke

Das gibt uns schon etwas zu denken und wir beschliessen im Restaurant, nicht mehr nach Malta zu verschiffen. Die Gefahr besteht, dass man dann plötzlich auch nicht mehr als Tourist nach Sizilien einreisen darf und wir dann auf Malta hängen blieben. Die Lage hier hat sich in den letzten 48 Stunden schon krass geändert.

Wir werden bis nächsten Samstag, wenn unsere gebuchte Fähre (hoffentlich fährt die dann noch) zurück nach Livorno führt, auch keine grossen Campingplätze mehr anfahren. Auch dort besteht die Gefahr, dass bei einem Coronafall der Campingplatz unter Quarantäne gestellt wird. Also besser irgendwo alleine und frei stehen…

Aber wir haben gute Laune, geniessen jede Minute und freuen uns, diese Insel bereisen zu dürfen.


Übernachtung

Ragusa - Ibla**
Parkplatz

auf dem grösseren Parkplatz ist Womoverbot

Koordinaten: 36.92419,14.736252
N 36° 55' 27.1"  E 14° 44' 10.5"
letzter Besuch: 3.2020

In freiwilliger Quarantäne 10.3.2020

Auf dem Ätna verschaffen wir uns einen Überblick

nur ein Nebenkrater beim Parkplatz

Tatsächlich ist ab heute Morgen ganz Italien zur Sperrzone erklärt worden. Wir haben diesen Schritt vermutet, aber nicht ganz so schnell. Was für ein Glück, dass wir gestern Abend nicht noch nach Malta verschifft haben. Sonst wären wir jetzt auf dieser Insel und könnten nicht mehr nach Italien einreisen und nach Hause fahren. Momentan sind offiziell alle Reisen zum Vergnügen in Italien eigentlich verboten. Man darf nur noch für medizinische Notfälle, zur Arbeit und um nach Hause zu gehen, reisen. Wie gut, befinden wir uns auf dem Heimweg… Man müsste nun ein Formular vom Internet runterladen, es ausfüllen von wo bis wo man reist und dieses Formular bei einer Polizeikontrolle vorweisen können. Wir haben aber keinen Drucker mit und können darum dieses Formular auch nicht ausdrucken, zudem merkten wir heute während dem Fahren absolut keine Restriktionen oder gar Polizeikontrollen. Momentan noch alles ganz easy.

Trotzdem haben wir ein etwas mulmiges Gefühl, wenn man so plötzlich in einer Sperrzone ist. Und wenn man dann bedenkt, dass die medizinische Vorsorge hier auf Sizilien (wir haben gestern das Spital von Ragusa gesehen) nicht 1A ist, kommt man ins Überlegen. Direkt auf dem Landweg nach Hause oder bis Samstag ausharren und die gebuchte Fähre nehmen? Wir diskutieren heute Morgen, was wir nun machen und entschliessen uns, auf den Ätna zu fahren und uns von oben einen Überblick über unsere Situation zu verschaffen. Da oben wird es auch nicht viele Menschen haben und so sind wir doch da oben sicher.

Ragusa

Wir haben etwas Mühe, die richtige Richtung raus aus Ragusa zu finden, machen darum fast eine Runde rund um die gesamte Stadt, die uns aber ganz schöne Aussichten beschert. Dann tanken wir auch unser Knutschi randvoll mit Diesel, denn man weiss ja nie, wenn plötzlich auch noch Tankstellen geschlossen werden. Dann endlich finden wir den richtigen Weg nach Catania und fahren durch die berühmten Orangenplantagen. Hier wachsen die speziell guten Blutorangen, dank dem warmen Meerwind und den kalten Fallwinden vom Ätna. Ist ja klar, dass wir uns bei einem Bauern gleich unseren Notvorrat aufstocken, damit wir mit Vitamin C gegen alles gewappnet sind.

Notvorrat

Die Strasse beginnt zu steigen, von 0m auf fast 2000m.ü.M. Zuerst noch üppiger Bewuchs, dann wird die Erde zu Stein und immer schwärzer. Wir durchkreuzen riesige, alte Lavafelder und sind einmal mehr beeindruckt. Überall stoppen wir kurz und machen Fotos, denn wir sind praktisch alleine unterwegs.

Etwas Überrascht sind wir dann beim Rifugio Sapienza, unserem heutigen Ziel. Der grosse Parkplatz ist zwar leer, aber einige Restaurants haben sogar geöffnet, die Gondelbahn fährt auch noch bis zur Endstation auf 2500m und im Kassahäuschen des Parkplatzes sitzt auch jemand. Wir bezahlen die 12€ für einen Camper und richten uns ein.

Fotostopp

Lange halten wir es aber nicht wirklich aus, denn sobald einige Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke dringen, stürmen wir nach draussen und erkunden die Gegend. Es sieht wirklich toll aus, auch wenn es auf den Fotos ein klein wenig besser aussieht, wie in Wirklichkeit (einfach den richtigen Fotoausschnitt wählen).

Hier oben erfahren wir auch, dass der Ätna nach einer Meldung von gestern wieder aktiv ist und etwas grollt und rauch speit. Aber leider merken wir hier auf dem Parkplatz nichts davon. Auch ein Besuch auf die Spitze des 3300m hohen Ätna geht momentan leider nicht. Es ist für einmal die Zwischensaison schuld und nicht ein Virus.

Jetzt ziehen Wolkenschwaden (oder ist es Rauch?) vorbei und wir haben keine freie Sicht zur Spitze. Morgen soll aber wieder Sonnenschein sein und da wäre es ja toll, wenn wir die Spitze sehen, wo Rauch und Lava rauspritzt und die Lava dann hinter unserem Wohnmobil den Hang hinunter fliesst. Wir uns noch knapp Retten und mit brennenden Reifen in Sicherheit fahren könnten und alles von Anita fotografiert würde…

der schönste Tourist

Hier oben ist es momentan sehr friedlich, auch wenn wir vorhin grad noch einen polnischen Kuschelcamper als Nachbar erhielten. Ganz alleine sind wir also nicht unterwegs.

Wir entscheiden uns stand jetzt, auf unsere Fähre vom Samstag zu warten und so planmässig und nicht früher nach Hause zu fahren.

Ach ja, hier oben hat man wohl Netz zum Telefonieren, aber kein Netz für Internet. Zum Glück haben wir noch unsere Sat-Schüssel, die den heutigen Blogeintrag rettet.


Übernachtung

Ätna - Rifugio Sapienza***
frei Koordinaten: 37.69910,15.001852
N 37° 41' 56.8"  E 15° 0' 6.7"
letzter Besuch: 3.2020

Glückskinder 11.3.2020

Ein toller Ausflug auf den Ätna und gespenstisches Einkaufen

näher ran ist verboten

Der erste frühe Blick aus dem Fenster zeigt uns wolkenlosen Himmel an, nur Richtung Ätna sehen wir ein paar weisse Wolken emporsteigen. Nachdem ich diese Wolken einige Minuten beobachte, komme ich zum Schluss, dass dies eine Rauchschwade vom Gipfelkrater sein muss. Ich breche in Hektik aus, ziehe mich schnell an, erteile Befehle betreffend Aufgabenteilung: ich gehe fotografieren, Anita soll die Küche von gestern aufräumen und schon bin ich weg. Der Gipfelkrater ist vom Parkplatz knapp nicht einsehbar, aber die ausstossenden Rauchschwaden schon. Und dann hört man das Grollen und Donnern des Ätnas. Ich bin total fasziniert, laufe einige hundert Meter, um einen besseren Blick zu bekommen. Aber irgendwie nix zu machen. Ich knipse wild drauflos, und immer nach einem heftigen Donner steigen etwa 30 Sekunden später besonders grosse Rauchwolken zum Berg hinaus.

Ich muss da rauf! Also gehe ich zur Gondelbahn und frage dort nach, ab sie heute fährt. Erste Bergfahrt sei zwischen 9 und 9:30 Uhr bekomme ich zur Auskunft. Ich bin schon mal happy, dass wir da rauf können und gehe zum Womo. Aber welch eine Enttäuschung: Anita ist immer noch nicht fertig mit dem Abwasch, also helfe ich ihr nun doch noch. Danach ziehen wir uns warm an, wechseln die Batterien der Fotoapparate und marschieren zur Gondelbahn. Natürlich kommen wir etwas vor 9 Uhr dort an, so dass wir gar nix verpassen. Ich löse für zwei Personen und werde dann gefragt, ob wir oben noch weiter hinauf wollen. KLAR, wollen wir!!! Ich kriege fast ein Herzinfarkt, dass man heute wirklich noch weiter rauf kann, wie nur zur Bergstation. Der Preis für zwei Personen ist mit 136€ zwar ziemlich happig, aber ich hätte da noch mehr gezahlt. Wann kriegt man in Italien in Zeiten des Corona-Viruses schon die Gelegenheit, so etwas total ausserhalb der Saison zu erleben?

unser Transportfahrzeug

Mit der Gondel geht es auf 2500m hoch, da oben hat es sogar ein Restaurant, das auch geöffnet hat (aber wieder nur zwei Personen an einem Vierertisch). Draussen sieht man dann wieder nur knapp den Gipfelkrater, aber der Rauch und das Grollen ist natürlich viel besser hörbar. Wir müssen dann noch eine halbe Stunde in der eisigen Kälte warten, bis von unten ein Geländepersonentransporter ankommt. Wir sind nun etwas 15 Personen, die heute auf der einzig durchgeführten Fahrt dabei sein dürfen.

Es geht mit diesem Fahrzeug auf einer ruckeligen Fahrt zwischen schwarzen Steinen auf etwas mehr wie 2900m hoch. Dort erwartet uns ein Guide und führt unsere Gruppe an einen Krater vom grossen Ausbruch von 2001. Wir marschieren durch rote, gefallene Asche vom vorgestrigen Ausbruch bis an diesen Kraterrand hoch. Der Guide gibt uns auf französisch und englisch immer wieder super Erklärungen ab. Hinten raucht und grollt der Ätna und in der Nase riecht man den Geruch von Schwefel.

Es ist hier auf 3000m bitterkalt, schätzungsweise etwa -8 Grad. Der Guide bemerkt, dass wir alle kalte Hände haben, scharrt mit seinen Bergschuhen ein Loch von 20cm und nimmt eine handvoll Vulkanablagerung aus dem Loch. Diese kleinen, schwarzen, kantigen Steine haben rund 28 Grad und sind richtig schön warm. Anita nimmt gleich mal drei oder vier Hände voll. Man glaubt es kaum, diese Steine sind immer noch am Abkühlen vom Ausbruch 2001 ( ja richtig, die kühlen seit 19 Jahren langsam ab) und darum so schön warm. Es ist echt cool, dass wir diesen Ausflug im Winter machen konnten, denn im Sommer bemerkt man diese warmen Steine nicht mal.

warme Hände

Ich könnte nun noch Seite um Seite füllen, dieser Ausflug war wirklich sehr interessant und das werden wir unser Leben nicht mehr vergessen. Der Guide erklärt uns noch, dass man auch geführte Wanderungen bis an den Zentralkrater (5Std) machen kann, aber momentan ist zu viele vulkanische Aktivitäten und der gesamte Gipfelbereich ist für Besucher gesperrt.

Um 13 Uhr sind wir dann wieder bei unserem Knutschi, der blaue Himmel ist schon lange vorbei, es zog wieder Nebel auf. Die Gondelbahn wurde abgestellt und für die Besucher war wieder beim Parkplatz Endstation. Wir hatten also mehr einmal riesiges Glück.

Der Corona-Virus ist für uns nun wieder in weiter ferne und kein Gedanke mehr an eine Heimreise. Wir fahren den Ätna runter, Richtung Taormina und Messina. Die Gegend ist superschön, das Wetter auch wieder besser. Auf der Autobahn ist unser Blick meistens auf das Meer gerichtet, aber auch ein Blick in die Berge lohnt sich. Auf jedem steilen Berg gibt es oben ein kleines Städtchen. Diese Gegend muss bestimmt auch sehr interessant sein.

irgendwo bei Taormina

An einer LPG-Tankstelle füllen wir unser Gas und als wir dann durch Messina mit Blick auf das italienische Festland werfen, sind wir einfach nur glücklich. Wir wollen nach Milazzo und dort auf unsere Fährfahrt warten. Da ja sonst fast alles geschlossen hat und wir nicht mehr gross etwas besichtigen können, wollen wir einfach noch das Meer geniessen.

Einkaufen in einer Sperrzone

Wir müssen unsere Vorräte aber noch auffüllen, da die Restaurants alle ab 18 Uhr geschlossen sein müssen. Wir finden ein kleines Einkaufszentrum mit grossem Parkplatz, perfekt für uns.

Wir schnappen uns draussen einen Einkaufswagen und laufen zum Eingang. Dort werden alle fünf Minuten drei Parteien ins Einkaufszentrum gelassen, aber erst nach dem Desinfizieren der Hände. Wir sind die einzigen in der kleinen Warteschlange, die keine Mundmasken aufhaben. Es kommt uns vor wie in einem Katastrophenfilm. Im Einkaufszentrum natürlich sehr wenige Leute und wenn uns jemand entgegenkommt, weicht der schnell in einen anderen Gang aus. Wir kommen uns vor wie Aussätzige, können aber so ihn Ruhe und ohne Gedränge einkaufen. Die Einkassiererin trägt natürlich auch eine Mundmaske und desinfiziert nach jedem Kunde die Hände. Keiner drängt sich vor, alle halten schön Abstand, eigentlich könnte es ja immer so sein…

Danach fahren wir an die sehr lange Strandpromenade von Milazzo, steuern unser Knutschi auf den Kiesstrand und parkieren so, dass wir perfekten Ausblick auf das Meer und den folgenden Sonnenuntergang haben. Vor uns die Liparischen Inseln mitten im Meer und kein Wölkchen mehr am Himmel.

Wie kann das Leben schön sein. Und wir müssen noch bis Samstag in diesem Sizilien aushalten, wie überleben wir das nur?


Übernachtung

Milazzo - Lungomare***
frei Koordinaten: 38.20433,15.225926
N 38° 12' 15.6"  E 15° 13' 33.3"
letzter Besuch: 3.2020

Fertig lustig 12.3.2020

Wir haben heute eine Odyssee hinter uns

Es wird hier in Italien von Tag zu Tag härter durchgegriffen. Mit dem Womo wird man auf Campingplätze vertrieben und darf diese nicht mehr verlassen, beim Freistehen ist fertig mit vor dem Womo sitzen. Aber das wissen wir alles noch nicht, als wir morgens am Strand erwachen. Die Nacht war nicht ganz so ruhig, die 50m entfernte Strasse dem Meer entlang war ziemlich häufig befahren und kreierte so einen ziemlichen Lärm. Auch das gestrige Einkaufen im Supermarkt hinterlässt bei uns grössere Spuren, als wir noch gestern gedacht haben. Es gibt einem schon zu denken, wenn man als einzige ohne Mundmasken unterwegs ist. Darum diskutieren Anita und ich heute Morgen etwas länger, was wir heute machen sollen. Die Restaurants sind geschlossen, die Sehenswürdigkeiten sowiso. Eigentlich wollten wir Tindari besuchen mit einer tollen Aussicht übers Meer und die Liparischen Inseln, danach weiterfahren Richtung Cefalu und dieses schöne Städtchen besuchen. Tindari ist geschlossen, in Cefalu nix offen und alle laufen mit Mundmaske rum. Irgendwie auch nicht das, was wir gerade suchen. So entschliessen wir, die gesamte Nordostküste an Palermo vorbei zu fahren bis an den Spitz von San Vito lo Capo und dort am sehr schönen Freistehplatz das schöne Wetter geniessen und warten bis Samstag ist, bis wir dann auf die Fähre nach Hause können. Die gesamte Strecke ist aber fast 300km lang, aber dann geniessen wir eben die Fahrt.

Tindari

Auf der Autobahn ist nix, aber gar nix los, sehr selten mal ein Lastwagen. Die Gegend und die Meersicht ist wunderschön, wir müssen unbedingt mal hierher zurückkehren, wenn das Reisen wieder angenehmer ist. Rund um Palermo gibt es etwas mehr Automobile, aber vom sonstigen Chaos sind wir weit entfernt.

Und dann, um 16 Uhr kommen wir in der Baia Margarita an, 22 Grad, windstill, und direkt am Meer. Es ist wunderschön hier, wir nehmen unsere Stühle hervor, ziehen kurze Hosen an und beginnen, es so richtig zu geniessen. Die nächsten zwei Tage liesse sich so gut leben, wenn...

es wäre so schön gewesen

Etwa 10 Minuten später kommt ein anderer Schweizer Womofahrer zu Fuss zu uns und sagt uns, dass wir wohl besser die Stühle wieder einpacken. Auch hier übernachten liegt nicht mehr drin. Heute fuhr schon zweimal die Polizei vorbei und alle Stühle mussten Null-Komma-Nichts eingepackt werden, jeder Camper musste ein Formular ausfüllen, auf welchen Campingplatz er diese Nacht übernachte und wann die Fähre nach Hause ging. Bis zu diesem Zeitpunkt darf der angegebene Campingplatz nicht mehr verlassen werden. So viele Campingplätze haben im Moment hier gar nicht offen, als dass man sich einfach einen ganz schönen aussuchen könnte. Wir beraten mit dem Gast, was wir alles machen könnten, sie würden zurück nach Palermo fahren und dann eine Fähre nach Genua buchen. Ein Italiener wurde in seinem Wohnmobil fast verhaftet, da er nicht aus der Gegend ist und ein Reisverbot in Italien herrscht.

sogar die Schuhe passen zum Meer

Und wir haben keine Lust, dass wir von der Polizei registriert werden und es ist wohl klar, dass wenn sie heute schon zweimal da waren auch Abends ein drittes Mal kontrollieren werden. Aber anscheinend wird regional unterschiedlich kontrolliert, denn an unserem gestrigen Standplatz fuhr ein Polizeiauto ganz easy an uns vorbei, ohne irgendwelchen Klaumauk zu machen. Also entschliessen wir uns, von diesem schönen Platz weg zu sein, bevor die nächste Kontrolle kommt. 

Der erste anvisiert Campingplatz hat geschlossen, der zweite auch, der Stellplatz bei Castellamare del Golfo ist ziemlich voll, also was machen? Etwas weiter unten sehen wir einen grossen, leeren Parkplatz direkt am Sandstrand, es hat auch keine Verbotsschilder. Also parken wir unser Knutschi mit Sicht auf das Meer und hoffen, dass die Carabinieri von Castellamare del Golfo etwas weniger rigoros sind, wie die von San Capo lo Vito. Wo sollen wir denn sonst auf unsere Fähre warten?

Anita kocht und wir verhalten uns möglichst unauffällig, ohne irgendwelche Stühle oder Campingverhalten vor dem Womo.

Jetzt joggen grad noch zwei Einheimische mit Mundmasken am Strand entlang...

Bizarre Situationen 13.3.2020

Eine normale Womoreise ist nun definitiv nicht mehr möglich

menschenleer

Zuerst einmal: wir brauchen kein Mitleid, uns geht es sehr gut, liegen an der Sonne und geniessen unsere letzten Tage in vollen Zügen. Wir haben keinen Grund zur Klage und wir wissen selber, dass wir freiwillig hier in Sizilien sind und auch zu Hause hätten bleiben können.

Aber es ist nun nicht mehr eine normale Wohnmobilreise, wie wir es gewohnt sind. Einfach von A nach B zu reisen ist nun wirklich nicht mehr möglich. Heute Morgen um 8 Uhr begann die Polizei auf unserem Strandparkplatz Kontrollen zu machen. Alle stehenden Fahrzeuge interessierte sie nicht, so auch unser Womo. Aber jedes heranfahrende Auto wurde kontrolliert, ob es das «Selbstdeklarationsblatt» ausgefüllt hat. Darauf muss jeder seine genaue Adresse einschreiben, inklusive Passnr. und der Grund der Autofahrt. Es gibt gemäss diesem Blatt genau vier Gründe: Arbeitsweg, Gesundheit, Heimkehr und «aussergewöhnliche Situationen». Auf dem Strandparkplatz durften keine Leute mehr parkieren, da dieser Parkplatz keiner diesen Gründen entsprach. Ausser einer Ausnahme: alle mit Hunden durften parkieren und ihre Vierbeiner Auslauf gewähren.

Nachdem wir diesem Treiben eine Zeitlang zugeschaut haben, bin ich dann zu diesen Polizisten, die mir sofort klar zu verstehen gaben, dass ich mindestens 2m Abstand halten musste. Danach klärten sie mich freundlich auf. Da wir schon hier parken und uns nicht mehr bewegen, dürften wir da bleiben, aber wenn wir wegfahren, müssen wir dieses ausgefüllte Blatt haben. Das von dem Blatt wusste ich, aber wir haben keinen Drucker im Womo und darum kein Blatt. Die Polizisten hätten auch keines, ich solle in den nächsten Tabacci, dort bekomme man solche Formulare.

hier holten wir unsere Reisegenehmigung

Die Ausgangssperre wird also auch hier auf Sizilien durchgezogen, wenn man aber den langen, menschenleeren Sandstrand sieht, wäre hier ja wirklich keine Gefahr, um andere oder sich selber anzustecken.

Wir schnappen uns dann unsere Fahrräder und radeln durch leere Strassen ins Dorf von Castellamare del Golfo und finden oberhalb des Zentralplatzes endlich ein Tabacci, der offen hat. Dort erhalten wir sofort dieses Formular. Danach suchen wir noch eine Apotheke, um zu schauen, ob sie hier noch Mundmasken haben. Wäre vielleicht doch nicht schlecht auf der Fähre. Aber überall sind sie ausverkauft, steht jeweils schon im Schaufenster angeschrieben. Die Leute müssen vor der Apotheke warten und es wird nur immer einer Person den Zutritt gewährt.

Steine sammeln

Auf der Rückfahrt fahren wir noch etwas durch das Städtchen, allerdings wird man von den wenigen Menschen, denen wir begegnen, wie Aussätzige angeschaut. Darum brechen wir dann ab und fahren auf direktem Weg wieder zu unserem Womo.

Mit gutem Gewissen an den Strand liegen, währenddem alle Einheimischen zu Hause bleiben müssen, finden wir dann doch etwas paradox und fahren mit unserem Womo wenige Kilometer zu einem offenen Stellplatz weiter. Auch hier: die Anmeldung verläuft mit einem Abstand von mindestens drei Metern, aber wir haben unser Knutschi an der Sonne mit Meerblick von oben. Nur ein anderer Corona-Flüchtling aus Norditalien ist auch noch hier und bewegt sein Womo keinen Meter mehr. Wenn er in eine der Polizeikontrollen käme, dürfte er nur noch nach Hause fahren.

verdammt zum nichtstun

Auf der Hauptstrasse unter dem Stellplatz fahren ein paar wenige Camions, noch weniger Busse und etwa alle 20 Minuten mindestens ein Polizeiauto durch.

Wir werden nun also bis morgen Abend auf diesem Stellplatz verbringen, die Sonne geniessen, schön braun werden und fein kochen. Danach dürfen wir nur noch direkt an den Hafen von Palermo fahren, dort auf die Fähre und in direktem Weg nach Hause in die Schweiz.

Zur Beruhigung: die Fähre fährt, die Bestätigung haben wir bekommen, allerdings müssen wir wieder ein anderes Blatt ausfüllen, dass wir uns nicht krank fühlen. Auch falls die Grenzen zur Schweiz heute Nachmittag geschlossen werden, dürfen wir als Schweizer Bürger einreisen und nach Hause fahren.

Ach ja, da Anita im Gesundheitswesen arbeitet, haben wir schon einen Termin, wo sie sich direkt nach unserer Rückkehr auf den Corona-Virus testen lassen kann, ich selber bin kein Risikopatient, also werde ich nicht getestet. Entweder haben wir beide den Virus oder keiner von uns, krank fühlen wir uns nicht.

Von daher, uns geht es gut und Mitleid wäre überflüssig.

Ausblick von der Strasse


Übernachtung

Castellamare del Golfo - Play Time***
Stellplatz

super Meersicht, aber die Strasse verläuft nicht sichtbar unter dem Platz vorbei

Koordinaten: 38.02518,12.890258
N 38° 1' 30.7"  E 12° 53' 24.9"
letzter Besuch: 3.2020

Spagehetti 14.3.2020

Unsere Essensmenu im Süden

In Italien isst man gut. Das ist ja schon länger bekannt und entspricht der Wahrheit. Mit dieser Einstellung haben wir auch diese Reise nach Sizilien gestartet, ohne zu wissen, dass wir viel mehr in unserem Womo selber kochen werden, wie auswärts Essen gehen. Aber da wir flexibel sind, können wir uns natürlich super schnell anpassen.

Erster Abend in Lucca, wo der Stellplatz etwas abseits ist, haben wir selber gekocht: feine Tomatenspaghetti. Erster Abend auf Sizilien selber gekochte Spaghetti Bolognese, zweiter Abend mit Marc eine Pizza. Danach hatten wir einen kleinen Rückfall, Bratkartoffeln und Schweinsfilet, selber gekocht im Womo. Weiter ging es mit selber gemachten Tomaten- und Gemüsespagehtti, dann in Ragusa wieder Mal auswärts eine Pizza und dann wurden die Restaurants geschlossen, also wieder selber kochen: Carbonara-, Bolognese- und Gorgonzolaspaghetti in dieser Reihe. Und dreimal dürft ihr raten, was es heute vor der Abfahrt der Fähre gibt: richtig, Spaghetti! Unser Menuplan auf dieser Sizilienrundreise: Spaghetti – Spaghetti – Pizza – Filet - Spaghetti – Spaghetti – Pizza – Spaghetti – Spaghetti – Spaghetti.

Wer noch nie in Italien war, kann sich so einen Menuplan nur schlecht vorstellen, ich als ehemaliger Radprofi in italienischen Teams, wo wir sogar morgens Spaghetti zum Frühstück gefuttert haben, das normalste der Welt. Und völlig unbegreiflich: uns hängen die Spaghettis noch lange nicht zum Halse heraus!

Es ist einfach etwas anderes, mit italienischem Wasser und italienischer Luft italienische Spaghetti zu kochen und zu essen. Einfach herrlich!

Und nun zur Tagesaktualität: um an der Sonne zu sitzen, ist es fast schon zu warm. Wir haben aktuell etwa 28 Grad und schon einen Sonnenbrand. Also mache ich mich nun an unsere Formulare für die Heimreise. Zum einen müssen wir ein Formular ausfüllen, dass wir gesund sind und uns nicht krank fühlen. Ohne diese ausgefüllten Zettel kommen wir nicht auf die Fähre. Dazu müssen wir noch das Reiseformular ausfüllen, von wo bis wo wir fahren und was der Grund der Reise ist. Ohne dieses werden wir nicht mal bis zum Hafen von Palermo kommen.

Unsere Fähre fährt um Mitternacht in Palermo los, wir müssen also um 21 Uhr am Hafen sein und fahren um 20 Uhr hier los. Danach werden wir bis zur Ankunft am Sonntag Abend kein Internet mehr haben, wenn ihr heute also nichts neues mehr hört, hat alles geklappt und wir sind wieder auf dem Festland. Dann müssen wir uns noch durch die Seuchenregion Italien und über die Grenze zur andern Seuchenregion Schweiz retten. Dann endlich sind wir in Sicherheit.

Wobei, am allersichersten ist man momentan im Wohnmobil, egal wo das gerade steht…


Übernachtung

Castellamare del Golfo - Play Time***
Stellplatz

super Meersicht, aber die Strasse verläuft nicht sichtbar unter dem Platz vorbei

Koordinaten: 38.02518,12.890258
N 38° 1' 30.7"  E 12° 53' 24.9"
letzter Besuch: 3.2020

Sizilianisch einchecken 15.3.2020

So kompliziert wie hier war es noch gar nirgends

wir haben es fast geschafft

Wir fahren früh genug von unserem Stellplatz weg, denn ich will einfach immer etwas Reserve an Zeit haben, wenn wir auf eine Fähre fahren. Zum Glück bin ich so…

Auf den Strassen Richtung Palermo ist nix los, hin und wieder fährt ein Polizeiauto mit Blaulicht an uns vorbei, kontrolliert werden wir aber nicht. Im Dunkeln sind die Wegweiser zum Hafen schon nicht wahnsinnig gut beschriftet, aber ohne grosse Umwege sehen wir die grossen Fähren dort stehen. Nur den Eingang zum Hafengelände zu finden, ist nicht ganz so einfach, aber das schaffen wir dann doch. Bei der ersten Schranke sagen wir, dass wir auf die Grimaldi-Fähre nach Livorno wollen. Der hilfsbereite Schrankenwärter zeigt uns das Schiff und schickt uns geradeaus zur nächsten Schranke. 30m weiter vorne stoppen wir bei der zweiten Schranke und ein Sicherheitsbeamte verlangt unsere Reservation. Er schaut etwas argwöhnisch auf unser Nummernschild, wieder auf die Reservation und wieder auf das Nummernschild. «Targa falsa» sagt er uns (falsche Autonummer) und tatsächlich, auf unserer Reservation hat sich ein Zahlendreher eingeschlichen. Wir sollen wieder rückwärts zur Hauptstrasse und zu Fuss zum Billettschalter der Grimaldi-Line, die sollen uns eine neue Reservation ausstellen. Mist, also Rückwärtsgang, und rechts in einen Parkplatz drängen, Parkticket lösen, Womo abschliessen und jemanden Fragen, wo dieser Schalter ist.

Anita und ich laufen in die Richtung, die uns der Beamte gezeigt hat und laufen, und laufen. Irgendwann kommt der Schalter der Fährline GNV, aber keiner der Grimaldi-Line. Also fragen wir nochmals jemanden mit Mundmaske. Wir waren nahe dran, aber der Ticketschalter ist auf der anderen Strassenseite, schön unscheinbar in einem Container. Noch hat es keine Leute, also können Anita und ich sofort in den Container. Dort werden wir von der freundlichen Angestellten zuerst aufgefordert, unsere Hände zu desinfizieren. Dann können wir ihr das mit der Autonummer und dem Zahlendreher erklären. Kein Problem, zwei Minuten später haben wir die neue Reservierung.

Zurück zum Womo, Parkticket bezahlen (3€) und dann durch die Schranke, die für PW gemacht sind, irgendwie mit rangieren aus dem Parkplatz fahren, wieder vor die erste Schranke. Dort werden wir durchgelassen und wieder zur zweiten Schranke geschickt, dort, wo wir schon einmal standen. Freudestrahlend geben wir diesem Beamten die Reservation mit der richtigen Autonummer ab. Er zeigt uns welches Schiff, aber nicht, wo wir parken und warten können. Lastwagen von rechts, da unsere Fähre entladen, Sattelschlepper von links, da die andere Fähre von GNV gerade beladen wird. Wir irgendwo mittendrin, keine Ahnung wohin, wir wissen nur, wo unser Schiff steht. Nach zwei Runden um den Hafenpier parkiere ich in der Nähe vom Billettschalter und unserem Schiff. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich nun ein Checkin am Schalter machen muss oder im Auto warten soll. Aber wir stehen ganz sicher nicht in der Kolonne nach Livorno… Also raus und zur Sicherheit nochmals an den Billettschalter. Wegen dem Virus müssen die Leute alle draussen warten, ich bin aber nun der Dritte in der Kolonne. Eine Viertelstunde passiert gar nichts und ich werde langsam grummlig. Dann geht es plötzlich schnell und ich kann wieder zur Dame, die ich schon von vorher kenne. Aber wieder zuerst die Hände desinfizieren, Sauberkeit muss sein. Dort am Schalter muss man tatsächlich das Checkin machen. Ich bekomme zwei Zettel, einer fürs Auto, einer für unsere Kabine. Aber erst, als ich nochmals ein Formular ausfülle, wo wir bestätigen, nicht krank zu sein und nochmals zwei Formulare, von wo wir kommen und wohin wir gehen und was der Grund ist. Also wieder zurück zum Womo, klappt ja tiptopp. Jetzt kann ich auf den sehr kleinen Parkplatz vor dem Bilettschalter fahren, denn die Polizisten haben hinten ein Tor aufgemacht, wo man durchfahren könnte, sobald man an der Reihe ist. Nach gefühlter Ewigkeit kommt dann der erste Polizist endlich zu uns, verlangt ID, Tickets und Formulare. Er schaut auf das Ticket, auf die Autonummer und wieder auf das Ticket. «Targe false» sagt er mir und drückt wieder alles in meine Hände. Zum Kuckuck nochmal, jetzt ist auf dem Ticket wieder die alte, falsche Autonummer. Also wieder zurück in die Schlange vor dem Billettschalter, die nun schon wieder länger ist. Als ich endlich, endlich wieder bei meiner Freundin am Schalter bin, nachdem ich nun schon zum dritten mal meine Hände desinfiziert habe, schreibt sie einfach die korrigierte Autonummer mit Kugelschreiber auf mein Ticket. Das hätte ich ja auch selber machen können, aber da sie so charmant lächelt…. Also nach 40 Minuten wieder zurück zum Womo, das immer noch zuvorderst in der Kolonne steht, und als auch der Polizist lächelt, dachte ich schon, wir haben es geschafft. Aber denkste, die Autonummer wird nun so akzeptiert, aber unsere Zettel mit unserer vorgesehenen Reise haben keine Stempel. Also wieder zu Fuss inkl. einem Zettel pro Person und ID zum Polizeicontainer und warten bis wir an der Reihe sind. Es wird langsam nervig. Als wir endlich vorne sind, haben wir nur zwei Zettel für zwei Personen. Aber da sie keinen Kopierer haben, brauchen wir zwei Zettel pro Person. Also nochmals die gleichen zwei Formulare wie vorhin ausfüllen und wieder hinten in die Schlange stehen (Unser Knutschi ist immer noch zuvorderst in der Kolonne). Als wir endlich bei dieser Dame ankommen (die ist nicht so freundlich und auch nicht so hübsch) müssen wir ihr erklären, warum wir heim wollen, seit wann wir hier auf Sizilien sind und sie irgendwie überzeugen, dass wir einen Grund haben, nach Hause zu fahren. Als endlich alles Schleimen bei dieser immer hässlicher werdenden dicken Frau nützt, knallt sie auf jedes Blatt einen Stempel und gibt uns zwei Blätter und unsere ID zurück.

Und dann dürfen wir wieder zu unserem Knutschi, dass immer noch zuvorderst in der Kolonne steht und zum Polizisten, den wir inzwischen auch schon zum dritten Mal sehen. Jetzt lässt er uns passieren und schickt uns auf die Hafenmole neben der Fähre zum parken. Kurz darauf kommt ein weiterer Beamte mit einem Fiebermesser und uns wird die Temperatur auf der Stirn gemessen. Es würde gemessen werden, wenn das Gerät funktionieren würde. Aber die Batterien sind glaub alle, denn dieser Beamte verschwindet wieder und kommt kurze Zeit später zurück. Juhuii, wir haben kein Fieber und dürfen auf die Fähre fahren, sobald wir dann als fünftletzte vom ganzen Schiff endlich, endlich im Bauch des Schiffes verschwinden.

So kompliziert und mühsam war nicht mal die Verschiffung nach Marokko und diese Fahrt ist ja nur landesintern und geht nicht mal über eine Grenze.

Ach ja, als wir auf dem Schiff in die Kabine wollen, funktioniert auch der Kabinenschlüssel nicht…


Geisterfahrt 16.3.2020

Wir sind wieder zu Hause, wo wir auch bleiben

(Video: uns war langweilig)

Die Fährfahrt verlief sehr ruhig, die Menschen auf der Fähre verhielten sich sehr diszipliniert, 80% trugen eine Mundmaske. Wir übrigens auch, ein freundliches Schweizer Wohnmobilpaar gab sie uns kurz vor der Fährfahrt, denn auch auf Sizilien waren diese Dinger ausverkauft.

Was dann aber nach der Fähre kam, schockte schon ein bisschen. Von Livorno bis auf Höhe La Spezia (85km) überholten wir drei Lastwagen und wurden von 4 PW überholt, ansonsten kein Verkehr. Danach die 101km bis Parma, 0 (Null) Lastwagen, 0 (Null) PW und zwei Krankenwagen mit Blaulicht! Auf einer Autobahn in Italien um 20 Uhr. Dann kam der Abschnitt auf der Hauptverkehrsader von Italien, der Autobahn, die normalerweise am meisten Verkehr in ganz Italien hat. Bis Mailand überholten wir alle 5,7km einen Lastwagen und wurden alle 24,5km von einem PW überholt. Und sonst gar nix. Ausgestorben! Es war gespenstisch, und es war nicht irgendwann um 3 Uhr morgens oder so, nein, zwischen 21 und 22 Uhr. Danach um Mailand rum haben wir aus Langeweile aufgehört zu zählen. So leer habe ich diese Strecke noch gar nie erlebt (und ich bin die schon ein paar Dutzendmale gefahren). Der Verkehr vom Tessin über den San Berardino um 2 Uhr morgens war wesentlich verkehrsreicher…

19:23 Uhr, Livorno - Pisa

Wir kamen in Italien nie in eine Polizeikontrolle, was sollten die auch kontrollieren, wenn niemand rum fährt? Erst an der Grenze in die Schweiz wurden wir vom Schweizer Zoll kontrolliert, mussten seit langem wieder mal die ID zeigen und Auskunft geben, wohin und warum.

Es war eine gespenstig einsame Fahrt, genug Zeit, um zwischen uns die Massnahmen gegen den Kampf gegen den Carona-Virus zu diskutieren. Wir erlebten die erste Woche eigentlich normal, die zweite Woche erlebten wir dann immer mehr mit einschränkenden Bestimmungen. Die Italiener haben den Ernst der Lage erkannt inkl. der Bevölkerung, alle halten sich auch strikte daran.

Anfangs habe besonders ich diese Corona-Hysterie auch belächelt und nicht wirklich ernst genommen. Aber jetzt, wo wir es mit eigenem Leib erlebt haben, fährt das schon ein. Es geht nicht darum, dass wir krank werden, es geht um die Anzahl der Kranken, die Spitalpflege brauchen. Wenn die Spitäler voll sind, und ein junger, kräftiger Mensch einen Autounfall hat, wohin mit ihm? Es kann jeden treffen, darum sollte, nein muss man sich an die Vorgaben der Behörden halten. Oder noch mehr. Ich finde die Massnahmen der Schweiz eigentlich noch viel zu mild. Es sollte viel härter durchgegriffen werden, Ausgangssperre und verhalten wie in Italien, wäre das einzig richtige. Klar, warum sollte man nicht Radfahren oder bei diesen herrlichen Verhältnisse eine Skitour machen? Dort steckt man niemand an und wird auch nicht angesteckt. Aber eben, es können Unfälle passieren und man kann im Spital landen. Und wenn man keinen Platz mehr hat? Wer soll draussen bleiben?

Anita und ich werden nun zu Hause bleiben, richtige Quarantäne machen. Anita kann heute Nachmittag als Pflegefachfrau einen Test machen, ist dieser negativ, darf sie in einer Woche arbeiten gehen. Ich werde mich 10 Tage im Homeoffice bewegen, unser Knutschi sauber reinigen und nur noch virtuell Kontakte pflegen.

Ich mache das für mich, oder besser gesagt, für mein Gewissen.

In diesem Sinne hoffen wir, dass dies bald vorbei geht und freuen uns wieder auf bessere Reisezeiten.


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