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Finnland 2018
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Reisebericht

Endgültig in Lappland angekommen 26.3.2018

Es ist kalt, bitter kalt. Und es hat Schnee, viel Schnee.

es hat viel Schnee in Lappland

Morgens als wir erwachen zeigt das Thermometer -18 Grad an. Aussen natürlich, innen im Schlafbereich 16 Grad, im Wohnbereich 9 Grad. Also perfekt, und die Heizung läuft auf Stufe eins, die Trenntüre ist so im Winter Gold wert. Aber jetzt weiss ich, was ich in unserem Knutschi noch einbauen kann: Sitzheizung, Aussenspiegelheizung, Rückfahrkameraheizung, Lenkradheizung, Abwassertankheizung, Winterkühlschranklüftungsabdeckung…

Aber durch die Kälte sind der Schnee und das Eis ziemlich stumpf, also viel griffiger wie wenn es knapp unter Null ist. Wir kommen also gut weg und bevor wir auf der Schnellstrasse sind, stoppen wir noch schnell bei einem Wohnmobilhändler. Wir zeigen ihm unseren Kühlschrank, der einfach auf Gas nicht wirklich kühlt. Er schaut alles in Ruhe an und sagt uns dann, dass alles stimmt, es sei einfach zu kalt. Wir sollen die Winterabdeckungen an den Aussenlüftungen montieren. Wir haben keine, er hat keine, aber dafür hat er tolles Geschirr, dass wir noch nirgends gesehen haben. Und damit wir nicht umsonst bei ihm hielten, kauft Anita eben das Geschirr und strahlt über das gesamte Gesicht.

Das Wetter ist herrlich, blauer Himmel und sogar für skandinavische Verhältnisse liegt sehr viel Schnee. Die Temperaturen pendeln sich bei -15 bis -8 Grad ein. Wir kommen gut vorwärts, so gut eben, wie es die Strassenverhältnisse es zulassen. Zum Teil sind die Strassen geräumt und schwarz, zum Teil dann kilometerlange Eisflächen, meistens aber irgendein Mittelding. Eigentlich kein Problem, auch wenn wir nicht so rasen wie die Einheimischen, aber es hat so wenig Verkehr, dass uns vielleicht alle Viertelstunde mal ein Auto überholt und eins entgegenkommt.

vereisste Strassen sind normal

Die Fahrt ist einfach herrlich, genau so stellte ich mir Lappland immer vor und dass wir das jetzt schon so erleben dürfen ist ein riesen Glück. 

In Storuman fahren wir dann in das Dörfchen und montieren die Schneeketten. Wir wollen zum Aussichtspunkt hochfahren, und da hat uns Walter gestern gesagt, es sei besser mit Schneeketten. Was er nicht gesagt hat, es ist sehr steil und wir kommen trotz Schneeketten nur knapp, aber doch problemlos hoch. Viele Wohnmobile waren im Winter sicher nicht da oben… Das war ein guter Test, auch für die Montage der Ketten haben wir jetzt wieder etwas Übung.

gute Übung

Wir klettern da auf den Turm hoch, sehen uns um und spüren die Kälte sofort wieder. Also wieder zurück ins Womo und die letzten 30km schaffen wir nun auch noch.

auf dem Aussichtspunkt

Unser Tagesziel ist der Campingplatz Sandsjogarden, der von Schweizern geführt wird und direkt an einem jetzt zugefrorenen See liegt. Wir wollen endlich mal in Skandinavien in die Sauna. Problemlos erreichen wir den Platz gegen 16 Uhr, richten uns ein, Essen etwas und bestellen die Saune am See auf 20 Uhr. Mann, wie wir uns auf dieses Erlebnis freuen, nur an das Bad danach im Eisloch kann ich mich noch nicht anfreunden….

unserer heutiger Aufenthaltsplatz

Wir berichten!

Übernachtung

Sandsele - Sandsjogarden****
Camping

kleiner Campingplatz mit Hütten direkt am See, von Schweizern geführt

Koordinaten: 65.24334,17.675349
N 65° 14' 36.1"  E 17° 40' 31.3"
letzter Besuch: 3.2018

Wenn der Kühlschrank heizen muss 27.3.2018

Und die Fische trotzdem nicht beissen

Eisfischen ohne Fische

Die Nacht hier am See war bitterkalt, wenigstens für unsere Verhältnisse. Sie war rund 8 Grad kälter wie noch gestern Nacht in Östersund, das heisst also ca. -26 Grad. Das merkte man natürlich auch Nachts und morgen früh im Wohnmobil. An den Fenstern überall Eisblumen. Um etwas Gas zu sparen, hatten wir vor einigen Tagen einen kleinen Elektroofen gekauft, den wir nun hier nachts laufen liessen. Hinten im Schlafbereich den Elektroofen, dazu unsere Womo-Heizung auf Strom, vorne im Wohnbereich alle Düsen zu und die Türe des Raumbades geschlossen, beim unteren Türspalt meine Hosen hingelegt, beim oberen Spalt meine Fliessjacke eingeklemmt. So hatten wir hinten eine schöne Schlaftemperatur von ca. 17 Grad. Perfekt. 

Morgens im Wohnbereich waren dann aber nur noch -0,2 Grad, der wärmste Ort war dort im Kühlschrank. Wie läuft das denn eigentlich, wenn im Innern des Kühlschrank um die 8 Grad herrschen soll und aussen ist es kälter? Kann ein Kühlschrank heizen?

sogar Eiszapfen sind für etwas gut

Aus der Verpackung des neuen Elektroofens habe ich dann noch die Lüftungsgitter des Kühlschrankes von innen zugeklebt, damit er bei diesen kalten Temperaturen besser kühlt. Ich meinte es allerdings etwas zu gut, so, dass fast keine Luft mehr dazu kam und die Abwärmen des Kühlschrank nicht mehr wegkonnte. Es war tatsächlich im Kühlschrank am Wärmsten. Aber Glück gehabt, ich habe heute den Fehler gemerkt und nun verbessert.

Das einzige Problem dass wir nun haben, unser Abwassertank ist eingefroren. Ich Idiot habe das Abwasserventil geschlossen und das lässt sich nach so einer kalten Nacht dann natürlich nicht mehr bewegen. Auch wenn unser Womo heute den ganzen Tag an der Sonne stand, verbesserte dies die Situation nicht, denn auch an der Sonne hat es noch -2 Grad. Jetzt am späten Nachmittag schickte ich Anita Duschen, damit viel heisses Wasser in den Abwassertank fliesst, noch etwas Frostschutzmittel nachgeschüttet und nun hoffe ich, dass das reicht, damit er wieder auftaut. Er muss noch vor heute beim Eindunkeln frei sein, denn sonst haben wir morgen Früh einen pickelharten Eisklotz als Abwassertank. Und dann ist fertig mit Wasser verbrauchen auf dieser Reise. Wann erreichen wir dann wohl wieder die Plus-Grade?

einfach traumhaft

Nichts desto trotz waren Anita und ich heute Eisfischen. Das Material konnten wir hier mieten und auch den Fischerschein für einen Tag bezahlen. Und dann ging es vollgepackt auf den See. Zuerst ca. 50cm Schnee wegschaufeln, bis wir auf dem Eis waren, einen schön grossen Platz auch für die Stühle frei machen und dann mit dem Eisbohrer ein Testloch bohren. Das ging besser und weicher wie erwartet, obwohl das Eis Schätzungsweise 60cm dick war. Diesen Winter sei es aber relativ dünn, da schon früh Schnee lag und dieser den See isolierte. Normalerweise sei um diese Zeit das Eis rund einen Meter dick.

Danach hocken Anita und ich mitten auf dem See und warten. Irgendwie kommt nie ein Fisch vorbei und so bohren wir weitere, besser Löcher, aber immer noch keine Fische. Auch merke ich, dass ich nicht der geborene Fischer bin, Löcher bohren ist weitaus spannender, wie auf Fische warten.

Abendstimmung über dem See

Ach ja, der Saunabesuch gestern Abend war einfach der Hit. Sehr heiss, tolle Aussicht auf den See und gaaaanz Alleine. Aber zum Glück war das Eisloch im See zugefroren und wälzen im Schnee musste genügen…

Aller Voraussicht fahren wir dann morgen weiter Richtung Norden, wenn das Auto dann nach so einer weiteren kalten Nacht anspringt...

Und unsere jetzige Station, das Holidayresort Sandsjögarden wird tatsächlich von den Schweizern mit den Huskyhunden geführt und viele von der SFR TV-Serie "Auf und davon" kennen. Es leben aktuell 18 Schlittenhunde hier ;-) und es ist absolut zu empfehlen!

Sandsjögarden


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Übernachtung

Sandsele - Sandsjogarden****
Camping

kleiner Campingplatz mit Hütten direkt am See, von Schweizern geführt

Koordinaten: 65.24334,17.675349
N 65° 14' 36.1"  E 17° 40' 31.3"
letzter Besuch: 3.2018

Campen am Polarkreis 28.3.2018

Wir haben es mit einem ganz normalen Wohnmobil ab Stange im Winter bis an den Polarkreis geschafft!

unser Knutschi am Polarkreis

Wir erleben heute einen wunderschönen Tag aber nicht ganz ohne Problemchen. Nachdem wir in Sandsjögarden ausgecheckt haben, geht es bei schönem Winterwetter weiter Richtung Norden. Wir sind noch immer fasziniert von der Landschaft: zugefrorene und mit Schnee bedeckte Seen, Wälder, Hügel, gerade Strassen, weisse Landschaften. Obwohl wir ähnliches schon seit 1000km sehen ist es noch immer faszinierend. Bei einem Zwischenstopp streicht Anita Sandwiches und ich staune, dass unsere Trittstufe nicht ausfährt. Kurze Zeit später merken wir, dass wir überhaupt keinen Strom mehr haben. Mein Herz beginnt schneller zu pochen, wir sind mitten im Winter in Lappland und haben keinen Strom, damit funktioniert auch die Heizung nicht und wir erfrieren jämmerlich...

Ruhe bewahren, Hirn einschalten: Strom über den Wechselrichter haben wir, die Batterien sind also ok, Strom wenn der Motor läuft haben wir auch nur wenn er aus ist, ist alles tot. Das heisst, entweder ist das EBL hinüber oder die Leitung von den Batterien zum EBL. Das hatten wir doch schon mal, sinniere ich zu Anita. Stimmt, da war doch die fette orange Sicherung hinüber, ohne die gar nix geht. Irgendwo habe ich eine Ersatz, die ich auch schnell finde, nur wo sitzt denn die? Irgendwo in der Beifahrertüre in der Konsole meine ich und hole schon mal das Werkzeug. Wir stehen mitten im Wald und ich will gerade die Verkleidung der Mittelkonsole demontieren, als Anita sagt: „Wenn wir das schon mal hatten, steht doch das im Blog. Schau doch dort mal nach, was wir gemacht haben?“. Was für eine tolle Idee! Also nachschauen und lese, dass diese Sicherung vorne unter dem Beifahrersitz steckt. Sicherung wechseln und wir haben wieder Strom. Ich bin einfach genial, wie ich meine Ratschläge selber befolge und eine Ersatzsicherung habe (wie ich dazumal in diesem rettenden Beitrag geschrieben habe).

Noch besser Gelaunt wie vorher machen wir uns weiter auf den Weg zum Storfossen, einem imposanten Wasserfall, der uns Walter angegeben hat. Wir kommen gut dort an, merken aber, dass unser Tracker seit dem Stromausfall nicht mehr funktionierte, da seine Batterien eben auch grad leer waren. Gutes Timing!

Storfossen

Aber der Wasserfall ist wirklich sehenswert und imponiert uns total. Zum Glück hören wir auf solche Ratschläge und können dieses Schauspiel nun geniessen. Nach einer kurzen Wanderung den Wasserfall hinab und durch ein schönes Wäldchen zurück sind wir total happy. Aber aus einem Kaffee im Shop wird nichts, wir sind um 15:01 Uhr dort und der Shop schliesst um 15:00 Uhr. Macht ja nix, wir sind im Womo ja ausgerüstet.

Danach geht es weiter Richtung Jokkmokk wo wir nach 16 Uhr beim Polarkreis ankommen. Selbstverständlich machen wir Fotos, füllen frisches Wasser und sind leicht enttäuscht, dass die Stromsäulen im Winter ausser Betrieb sind. Aber: wir haben es bis zum Polarkreis geschafft.

wir haben es bis an den Polarkreis geschafft

So beschliessen wir, die 7km nach Jokkmokk zu fahren und dort auf dem Campingplatz zu übernachten. Aber auch bei diesem sind wir knapp zu spät dran, die Rezeption und die Schranke schliessen um 16 Uhr. Aber wir haben ja eine Alternative, wir haben die Koordinaten von einem Rastplatz nur ein paar Kilometer weiter.

Kurze Zeit später sind wir dort und der ist einfach perfekt: direkt am zugefrorenen See, Sicht auf den Sonnenuntergang und ganz alleine. Einfach nur perfekt und wir haben Top Laune.

Jetzt haben wir nur noch das klitzekleine Problem, dass unser Grauwassertank eingefroren ist. Gestern konnte ich wenigstens das Ventil mit unserem kleinen Elektroofen auftauen und öffnen, aber Wasser rinnt keines raus. Trotz schlechtem Gewissen sind wir heute immer mit offenen Ventil gefahren und insgeheim habe ich gehofft, dass wir durch das Rütteln und die heutigen Temperaturen bis 4 Grad vielleicht plötzlich Wasser verlieren. Gesehen hätte es niemand, denn wir hatten praktisch nie ein Fahrzeug hinter uns und durch die vom tauenden Schnee nassen Strassen wäre es auch nicht aufgefallen.

Auf dem Parkplatz ist unser Grauwassertank immer noch halb voll und es tropft ein Tropfen nach dem andern aus dem Auslauf. So kriegen wir den aber nie leer. Ich stelle das Auto so hin, dass der Tank von der sehr tief stehenden Sonne voll beschienen wird. Aber es nützt einfach nichts, es tropft weiterhin ziemlich langsam. Jetzt ist guter Rat teuer. So kurz vor dem Auftauen sind wir in den nächsten Tagen wahrscheinlich nie mehr, morgen früh wird er wieder pickelhart gefroren sein.

der erfolgreiche Versuch, den Grauwassertank aufzutauen

Jetzt kommt die Schweizer Lösung: Wir haben ja ein Fondue-Rechaud hier und damit auch so eine Brennpaste mit Rechaud. Also krame ich das hervor, zünde es an und stelle es unter den Wassertank. Nicht zum Nachmachen!! Die Wirkung ist aber sehr, sehr bescheiden, nicht mal die Eiszapfen über der Flamme schmelzen… Ich muss noch einen Windschutz bauen und danach tropft wenigstens die Eiszapfen unter dem Wassertank langsam weg.

Auch der Ablass beginnt etwas schneller zu tropfen und 10 Minuten später rinnt ein ganz kleines Rinnsal heraus. Wenigstens ein kleines Erfolgserlebnis. Aber ob das jetzt von der Sonne ist oder von meiner genialen Idee, lässt sich nicht feststellen. Da ich der Flamme unter meinem Womo nicht traue, bleibe ich die ganze Zeit draussen und beobachte das geschehen, während meine Hände immer kälter werden. Das Rechaud mag nicht mal meine Hände wärmen, als ich unters Womo krieche. Aber ganz langsam wird das Rinnsal etwas grösser und just in dem Augenblick, als  die Sonne untergeht und es wieder kalt wird, haben wir nur noch 25% voll. 60 Minuten auslaufen für etwa 20 Liter, das kann ja ewig dauern.

Aussicht beim Abendessen

Aber man glaubt es kaum, auch als ich meine Flamme unter dem Womo wieder hervor nehme, ablösche und mich ins Womo verfrachte läuft das Rinnsal weiter und nach dem Abendessen ist unser Abwassertank leer!! Was für ein Erfolg und was für ein Tag!

Was wir nun schon alles gemeistert haben auf dieser Reise: tropfender Boiler, Kühlschrank der nicht kühlt, Stromausfall und eingefrorener Grauwassertank. Nichts, aber gar nix kann uns stoppen!

Übernachtung

Jokkmokk - Laponia*
frei

direkt am See, Rastplatz ohne nichts

Koordinaten: 66.64212,19.824475
N 66° 38' 31.6"  E 19° 49' 28.1"
letzter Besuch: 3.2018

Wir wollen unser Tempo verlangsamen 29.3.2018

Wir haben noch genug Zeit und auf der norwegischen Küste tobt ein Schneesturm.

die Kapelle des Ice-Hotels

Ich lasse meine Anita heute ausschlafen, denn wir haben es nicht mehr eilig. Die Strassen auf der norwegischen Seite sind praktisch alle gesperrt wegen zu viel Schnee und Schneeräumung. Auch das Nordkap ist zu und dort sind ein paar Touristen mit ihren Fahrzeugen in Honningsvag eingeschlossen und können nicht mehr zurück. Also momentan auch keine guten Zeichen für den Abstecher auf die Lofoten.

viele Strassen in Norwegen sind gesperrt

So starten wir gemütlich und fahren zurück nach Jokkmokk einkaufen. Wir brauchen noch Enteisungsmittel und diese fette dicke 40 A-Sicherung als Reserve. Allerdings kennen sie so eine Sicherung an keiner Tankstelle und einen Bitema und die ganz grossen Einkaufszentren findet man so hoch im Norden nicht mehr. Aber halb so schlimm, fahren wir ohne Reserve weiter. Aber ich bin nochmals froh, dass wir so eine Ersatzsicherung dabei hatten, sonst wären wir schön am Arsch. 

Wir haben uns heute 100km vorgenommen und wollen auf einem Aussichtspunkt übernachten und die Nordlichter sehen. Die Abzweigung zu diesem Aussichtspunkt finden wir dann problemlos, allerdings die Strasse da hoch wurde zu einer Langlaufloipe umfunktioniert. Also fällt diese Möglichkeit ins Wasser. Uns auf dem Parkplatz zum Übernachten einzurichten jetzt um 12 Uhr Mittags ist irgendwie nicht unser Ding. Die Beratung dauert keine 10 Sekunden und wir beschliessen, weiter zu fahren.

da wollten wir hoch

Nur wenige Kilometer später zeigt ein Wegweiser zu einem Skigebiet, dem wir dann spontan folgen. Da ist echt noch Hochbetrieb, aber die Lifte sind schon etwas in die Jahre gekommen und die Abfahrten auch nicht wirklich lange. Aber es hätte sogar Stromsäulen bei den Parkplätzen und dadurch auch einige Wohnwagen und Wohnmobile, die hier stehen. 

Da es immer noch erst 12:30 Uhr ist fahren wir dann auch hier weiter. Wir sind eher die Fahrertypen wie die Steher… Wir programmieren das Ziel unseres Navis beim Eishotel in der Nähe von Kiruna.

Die Fahrt dorthin ist wie gestern, vorgestern, vorvorgestern und davor auch wieder schön, aber das Wetter ist mit Wolken verhangen und daher schaut die Landschaft nicht mehr ganz so intensiv aus. Die Laune an Bord ist trotzdem sehr gut, Anita strickt und ich lese, äh fahre.

Richtung Kiruna nimmt dann der Gegenverkehr leicht zu, man merkt, dass die Norweger auch Osterferien haben und mit ihren Schneemobilen nach Schweden fahren. Nicht übertrieben, 50% vom Gegenverkehr fährt mit Anhänger und darauf ein oder zwei Schneemobile. Dazu vorne ein Elchgitter, separate Scheinwerfer und eine Dachbox. Das Elchgitter und die Scheinwerfer will ich auch vor unserem Wohnmobil montieren, würde doch echt cool aussehen. Auf die Dachbox kann ich verzichten und das Schneemobil könnten wir zu Hause doch etwas zu wenig nutzen… Aber hier haben sie schon ein anderes Verhältnis zum Schnee: die alten Menschen haben Kufen an ihrem Rollator, die Mütter gehen mit Kinderwagen auf Schlitten einkaufen und die Männer haben eine Motorsäge und ein Schneemobil…

Beim Eishotel in Jukkasjärvi finden wir sofort einen Parkplatz und sind echt gepannt was uns erwartet. Wir können es uns einfach nicht richtig vorstellen. Wir kaufen zwei Eintrittskarten und treten durch eine Türe mit Elchfell bezogen ins Hotel. Wow, uns verschlägt es auf Anhieb die Sprache: Die Rezeption von einem Künster völlig aus Eis gestaltet, wie alles hier drin, Wände, Decken, Stühle, einfach alles. Und es ist riesig! Vom mit Säulen ausgestatteten Hauptgang zweigen fünf Gänge ab und in jedem dieser Gänge hat es etwa sechs Zimmer, inkl. Zimmernummer und als Türe ein Fell.

ein Doppelzimmer

Die Hälfte der Zimmer sind von Künstlern gestaltet, vom King-Kong-Zimmer, über das Astronauten-, Eiskönigin-, Monster- und was weiss ich für Zimmer. Sogar eine Kapelle hat es im Hotel! Es ist echt beeindruckend! Und man kann richtig darin einchecken und eine Nacht darin schlafen, auch die Betten sind aus Eis. Wenn ich das genau Datum gewusst hätte, wann wir hier sind, hätte ich als Überraschung eine Nacht gebucht. Jetzt bin ich froh, dass ich es nicht gemacht habe. Es ist echt kalt im Hotel und ich weiss nicht, ob das ein Spass ist, bei -5 Grad Zimmertemperatur auf einem harten Eisbett zu schlafen. Wir bevorzugen eindeutig unser Knutschi. Aber da wirklich Gäste im Eishotel schlafen, gibt es Feuerlöscher und eine Sprinkleranlage. Nimmt mich wunder, was da brennen sollte…

Es können tagsüber alle Zimmer besichtigt werden, der Eintritt ist zwar ziemlich hoch, aber es lohnt sich echt! Ich bereue keine einzige Krone!

Nach dem Besuch fahren wir etwas ziellos nach Kiruna selber und überlegen uns, was wir jetzt um 16 Uhr noch anfangen sollen. 90km entfernt wäre in Abikso die Aurora Sky Station, nach der Werbung der Ort, wo man am sichersten Nordlichter beobachten kann. Das wäre ja was, da auf heute eine etwas stärkere Aktivität vorausgesagt wird. Also fahren wir einfach nochmals weiter. Die Strassen sind gut, wir kommen gut vorwärts. Nur als ein riesiger Schneepflug in höllen Tempo auf uns zurast, gibt es etwas Aufregung aber Anita hat den Fotoapparat nicht bereit! Und wie bitte schön, soll sie einen Elch fotografieren, wenn sie nicht mal den Schneepflug erwischt?

Es sieht nun in Schweden fast aus wie in Norwegen

Wir fahren an schönen Rastplätzen vorbei, merken uns einige und sind dann tatsächlich an der Talstation der Aurora Sky Station. Aber es prangt ein grosses Schild dort: closed. Mischt, die haben tatsächlich schon Sommerpause, dabei beginnt es ja zu schneien! Mit Nordlichtern würde es heute wahrscheinlich wegen der Wolkendecke sowiso nichts werden, also drehen wir um und fahren zu einem Rastplatz.

Hier sind vier norwegische Womos zu einer Wagenburg hingestellt und die Besatzungen sitzen draussen am Grill, tratschen, trinken und essen. (es ist übrigens -4 Grad). Nach einer kurzen Begrüssung verzeihen wir uns lieber nach drinnen. (Die sitzen jetzt übrigens immer noch draussen, während der Blog online ist).

Zum Titel: wir haben heute doch tatsächlich schon wieder 300km gemacht, obwohl wir doch verlangsamen wollten… Und eine Ersatzsicherung haben wir auch noch keine, jetzt müssen wir in den nächsten Tagen hier oben dann noch einen Womohändler suchen.

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Übernachtung

Abisko - Bessijakka***
frei

mit WC

Koordinaten: 68.30305,19.231212
N 68° 18' 11"  E 19° 13' 52.4"
letzter Besuch: 3.2018

Wie wir im Winter über dem Polarkreis der Kälte trotzen 30.3.2018

Mit unserem nicht winterfesten Wohnmobil kommen wir ganz gut zurecht, auch wenn es manchmal draussen -27 Grad hat. Ein paar Tipps.

Wir sind nun schon einige Tage in grosser Kälte zwischen Nachts -27 Grad und tagsüber auch manchmal +4 Grad in Skandinavien unterwegs und haben doch nur wenige Probleme damit. Es ist also möglich, mit einem ganz normalen Womo im Winter grosser Kälte zu trotzen.

Wir fahren einen Orangecamp d13 (Carado t448 / Sunlight t68) mit eingebauter LPG-Gastankflaschen. Diese Gastankflaschen sind vielleicht der grösste Nachteil im Winter, einfach die Gasflaschen tauschen ist nicht so einfach wie normal und LPG-tanken kann man hier im Norden eben nicht an jeder Ecke. Finnland hat z.B. gar keine LPG-Gastankstellen. Also mussten wir alles so optimieren, dass wir möglichst wenig Gas brauchen und bei diesen Tankstellen immer voll tanken.

Nun aber zu unseren Massnahmen

Isolation

Als Wichtigstes stufen wir den XXL-Thermovorhang von Kantop ein. Dieses Ding nützt extrem viel, denn es isoliert die Fahrertüren und das gesamte Cockpit gegen den Motorraum ab, der grössten Kältebrücke im Fahrzeug. Wenn wir stehen ist dieser Vorhang in 5 Minuten fertig montiert und die Zugluft ist auch weg. Hinter dem Vorhang ziehen wir die Remifront auch zu, so entsteht nochmals eine isolierende Luftschicht, die nicht zirkuliert. Aussen bedecken wir die Front- und Seitenscheiben auch mit einer Isomatte. Diese geht aber nicht bis zum Boden, denn wenn ein kaltes Lüftchen von hinten unter das Fahrzeug weht, würde es diese Luft dann in den Motorblock blasen und der Isolierende Effekt dreht ins Gegenteil. Bei der Lüftung unbedingt den Schalter für die Umluftlüftung drin lassen, denn sonst hat man einen direkten Kanal nach aussen.

Bei den Fenstern ziehen wir nur die Verdunkelung, denn wir haben da keine zusätzlichen Fensterisolationen. Die wären bestimmt nicht schlecht und würden vor allem die Dachluken zusätzlich gegen Wärmeverlust schützen. Zu Hause werden wir da selber etwas zusammenschneidern.

Heizen

Mit diesen Massnahmen sind wir schon recht gut geschützt. Während der Fahrt läuft unsere Truma 6 Combi auf Stufe 1. Ich will da einfach nicht, dass es in der Garage zu kalt wird und sich dann plötzlich der Boiler entleert und auf der Strasse eine Eisfläche produziert.

Nachts haben wir die Badtüre gegen vorne verschlossen, das bringt unheimlich viel. Zusätzlich die Heissluftöffnungen vorne verschlossen. So können wir die Heizung nur auf Stufe 1 laufen lassen. Die Heizung heizt so vorne bis auf 9 Grad auf und hinten hat es doch etwa 16 Grad. Wem das zu kalt ist, der kann auf Stufe 1 ¼ drehen, dann ist hinten schon 18 Grad. Stufe 2 heizt vorne auf 15 Grad auf, dann ist hinten aber schon über 20 Grad und das ist eindeutig zu warm.

Wenn wir die Spalten unter und über der Türe verschliessen, bringt das übrigens nix, im Gegenteil: Die Heizung muss mehr arbeiten bis es vorne die 9 Grad erreicht und hinten wird es zu warm.

Wenn wir am Strom stehen, führen wir einen kleinen Keramikheizer mit und lassen die Truma mit Strom heizen. Viele Parkplätze in Skigebieten, Bahnhöfen, Schulen ect. haben Steckdosen. Im Hochwinter können die Einheimischen dort den Motor vorheizen.

Wir waren jetzt zwei Nächte mit Strom und drei Nächte nur mit Gas unterwegs und haben noch nicht mal eine Gasflasche leer.

gute Laune und die Mütze ist nur zur zierde

Wasser

Das grösste Problem ist das Einfrieren des Grauwasssertanks. Wenn der mal total zu ist, wird es schwierig. Also unbedingt den Ablauf offen halten und bei den Halts schnell ein Becken unter den Ablauf stellen. Das bisherige Problem mit dem einfrieren des Duschablaufs lösten wir so, dass wir nach dem Duschen einen Spritzer Entfrostungsmittel in einen Ablauf nachschütteten. So blieb der Siphon bis jetzt Eisfrei.

Frischwasser gibt es hier in Schweden auf sehr vielen Rastplatzhäuschen, wo man auch die Toilette entsorgen kann. Diese Häuschen sind geheizt.

Motor

Bei ganz kalten Temperaturen hat er am Anfang etwas Mühe. Zündschlüssel drehen, ein paar Sekunden vorglühen, dann ganz drehen und im Leerlauf anlassen und danach zwei drei Minuten laufen lassen, bis er rund tönt und erst dann losfahren. Auch keine Schlechte Idee ist, erst in Skandinavien mit Diesel volltanken, ist zwar teurer aber bei der Kälte mit dem Winterdiesel hier sicher ein Vorteil.

Kühlschrank

das macht uns momentan am meisten Sorgen. Unbedingt die Winterabdeckung aussen bei den Lüftungen montieren. Ohne kühlt der Kühlschrank nicht wirklich. Wir mussten da selber etwas basteln, ist aber noch nicht perfekt.

Fazit

Es ist mit nur sehr kleinen Komforteinschränkung möglich, im Winter mit einem normalen Womo ans Nordkap zu fahren

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Die Lofoten müssen gestrichen werden 30.3.2018

Wir müssen unsere Route ändern denn die Strassen an der Küste sind noch immer geschlossen.

mehr Schnee als es aussieht

Heute Morgen sinnieren wir noch lange, wie es nun weitergehen soll. Wir wollten eigentlich nach Narvik in Norwegen und dann auf die Lofoten. Aber erstens ist der Wetterbericht auf den Lofoten schlecht und zweitens ist es sehr ungewiss, wie es am Sonntag mit den Strassensperrungen aussieht. Heute würde es wohl noch gehen, aber ab morgen ist dann wieder starker Schneefall angesagt. Die Gefahr dass es uns dann gleicht geht wie den eingeschlossenen in Honningsvag, die seit drei Tagen auf die Weiterfahrt warten, ist einfach zu gross. So entschliessen wir im Landesinneren gegen Norden zu fahren. Die Lofoten sind gestrichen, sie werden sowiso überbewertet, denn für die restliche Gegend oberhalb des Polarkreises ist es einfach nicht gerecht, wenn alle nur immer die Lofoten herausheben. Da oben ist es an jeder Ecke traumhaft!

Schneescooterpiste direkt hinter dem Womo

Also müssen wir zuerst mal 120km zurück, dann links Richtung Finnland, dort von Schweden über die Grenze, 60km weiter wieder über die Grenze nach Norwegen und so landen wir in Kautokeino.

Die Fahrt heute ist wieder absolut traumhaft! Einfach unbeschreiblich! Aber ich tappe in die Schneefalle. Hier oben sind die Strassen immer etwa einen Meter über der Umgebung. Das hat den Grund, dass sie so nicht vom Schnee zugeweht werden und weniger geräumt werden müssen. Allerdings haben wir dies ja vor vier Jahren auf unserer Sommertour gesehen, nur jetzt nicht mehr daran gedacht. Momentan sieht es aus, wie wenn es 30cm Schnee hat, aber da muss man den einen Meter eben noch dazurechnen, den man nicht sieht. Und als ich für ein Foto dann die Strasse verlassen, versinke ich bis zu den Hüften im Schnee. Mehr wie 10m kann ich mich nicht durchkämpfen und drehe dann entkräftet wieder um. Wir müssen unbedingt Schneeschuhe kaufen…

Wetter- und Streckentechnisch hat sich die Änderung bezahlt gemacht

Walter aus Selbu hat uns noch den Tipp gegeben, bei der letzten Tankstelle in Schweden den Shop zu besichtigen, die hätten dort einfach alles. Da diese Tipps bis jetzt immer Gold wert waren, stoppen wir dort natürlich. Und was wir in diesem Tante-Emma-Tankstellen-Laden alles sehen, ist wirklich gewaltig. Von Rentierschlitten, Motorsägen, Angelhaken über Frostschutzmittel, Zeichenblock, Jagdgewehr bis hin zu, ja man glaubt es kaum, bis zu den orangen Big 40A Fahrzeugsicherungen! Genau die, die ich in jedem modernen Tankstellenshop nicht finden konnte. Ich nehme gleich eine Handvoll, sicher ist sicher, und ich kann sogar auswählen zwischen 20, 30, 40, 50, 60, 70 und 80 A. Wow, ob die diese Sicherungen auch für die Schneemobile brauchen? Denn davon stehen etwa 10 vor der Tankstelle. Die verkaufen hier mehr Diesel für die Schneescooter, wie für Automobile… Ach ja, Anita hat auch noch Wolle gekauft für eine neue Mütze für mich…

der Allerweltsladen

Danach geht es weiter und wir kommen gut in Kautokaine unserem Tagesziel an. Unser Walter sendete uns die Koordinaten eines super Parkplatzes bei einem Silberschmid. Leider verfahren wir uns im Ort selber so lange, bis wir mit dem Wohnmobil auf einer Schneemobilpiste stehen. Zum Glück kann ich irgendwie drehen und wir erreichen die Hauptstrasse wieder. Dort sehen wir aber ein Schild zu einem Stellplatz und da fahren wir kurzerhand hin, parkieren und stecken unser Knutschi an den Strom. Kurze Zeit Später kommt die norwegische Chefin zum einkassieren und wünscht uns auf dem Sami Oster Festival eine schöne Zeit. Was für ein Festival? Hier findet jede Ostern ein ganz grosses Festival der einheimischen Samen statt. Tönt doch nicht schlecht. Und wenn wir mehr Infos wolle und das genau Programm, sollen wir doch in die Hütte Nummer 6, dort seien Norbert und Marianne, und die können uns alles erklären.

einfach nur schön

Also klopfen wir dort und ….. ja und darum kommt der Blog erst jetzt. Wir haben uns dort verquatscht, wissen aber das heute das Schneemobil-Rennen war und morgen das Rentierskiing und der Markt, und und und. Na gut, wir haben nun zwei Nächte gebucht und werden morgen an das Sami Beassasmarkanat 2018 gehen. Wir sind einfach Glückskinder und immer zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort.

Ach ja Walter: deine Angaben stimmten, aber wir sind zu früh abgebogen, darum hat es mit deinem Platz nicht geklappt, aber jetzt haben wir es auch super gut.


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Übernachtung

Kautokeino - Duottar Camp****
Stellplatz Koordinaten: 68.99955,23.037616
N 68° 59' 58.4"  E 23° 2' 15.4"
letzter Besuch: 3.2018

Renn-Rentiere 31.3.2018

Am Sami Beassasmarkanat und World Cup Reinkappkjöring

Gestern Abend schaute ich noch auf meine App, die anzeigt, wann und wo Polarlichter erscheinen sollten. Nach App wären wir ab 21 Uhr in der Polarlichtzone aber die Wahrscheinlichtkeit liegt nur bei 14%. Trotzdem schnappe ich den Fotoapparat und gehe in die Kälte nach draussen und suche den sternenklaren Himmel ab. Schnell sehe ich eine weissliche Wolke am Himmel die schwache Polarlichter sein könnten. Die Wolke bewegt sich langsam und beginnt dann plötzlich grün zu leuchten. Der Wahnsinn! Ich kann nur noch heftig an unser Womo poltern, damit auch Anita sofort rauskommt. Was wir dann erleben ist für uns ein wirkliches Spektakel. In Wellenbewegungen ziehen die Nordlichter von Westen nach Osten über uns Wohnmobil hinweg. Kaum ist die eine Welle im Osten verschwunden, beginnt die nächste im Westen. Bis so eine Welle wieder aus dem Sichtfeld verschwindet dauert es sicher drei bis vier Minuten. Die Nordlichter hatten in dieser Stunde nur die Stärke 4 von 10. Die Norweger hielten nicht mal die Köpfe nach oben aber für uns war es wie ein Sechser im Lotto. Denn ganz ehrlich, wir hätten nicht gedacht, dass wir auf unserer Reise tatsächlich Nordlichter sehen würden. Einfach gigantisch, auch wenn der Fotoapparat fast eingefroren wäre.

fantastisches Spektakel


Nach einer ruhigen Nacht gehen wir den Tag dann auch ruhig an. Zuerst fahren wir in den Supermarkt und füllen unsere Vorräte. Wir kaufen ein ganzes Brot, nur um es durch die Brotscheibenschneidmaschine rattern zu lassen… Selbstverständlich kaufen wir auch norwegischen Lachs und andere einheimischen Leckereien. Das ausländische Zeugs ist schweine teuer, ein 6er Pack CocaCola 1.5l Flaschen z.B. etwa 20 € Da verzichten wir eben auf so modisches Zeugs und kaufen einheimisch ein.

Danach folgen wir 2km mit unserem Womo den Wegweisern zu Juhls’ Silvergallery, Finnmarks første Sølvsmie. Diese Silberschmiede ist wirklich genial, schon nur das Gebäude lohnt sich anzusehen. Und drinnen Schmuck mit sämischen Motiven und die gesamten Werkstätten, wo der Schmuck auch produziert wird.

Juhls Silberschmiede von Aussen

Schmuck

Danach geht es den Wegweisern Reinkappkjøring nach, dem heutigen Hauptprogrammpunkt des hiesigen Oster-Festivals. Die Strassen werden schmaler und haben noch mehr Schnee drauf wie bisher. Wenn uns jetzt einer entgegenkommt, ist aus die Maus, denn wir können nicht ausweichen und neben der eigentlichen Fahrspur hat es nur Tiefschnee. Wir schaffen mit unserem Knutschi dann auch diesen letzten Kilometer und können uns auf den Parkplatz retten. Allerdings weiss ich noch nicht, ob wir da jemals wieder wegkommen.

Dieses Weltcuprennen im Rentier-zieht-Skifahrer müssen wir natürlich sehen. Rentiere sind ziemlich scheue Tiere und lassen sich auch nicht direkt dressieren. Sie werden dann in das Startgatter gezerrt, ein Skifahrer kommt an die Leine und wenn das Gatter hochschnellt, rennen diese Tiere so schnell wie möglich davon. Die Rennstrecke ist etwa 700m lang und auf beiden Seiten eingezäunt. Das Gespann mit der schnellsten Zeit gewinnt.

Für uns, die weder norwegisch, noch samisch sprechen, ist das Ganze nicht sonderlich interessant, wir sind dann eher im Rennpark der Renn-Rentiere anzutreffen und bestaunen diese Tiere aus der Nähe. Das Festzelt und die Festwirtschaft ist dann ein kleiner Autoanhänger, wo aus Thermoskannen heisser Kaffee und Tee ausgeschenkt wird. Alles ziemlich unkompliziert.

die Athleten

Nach einer gewissen Zeit wollen wir das Festival wieder verlassen und zurückfahren. Es herrscht grad ein kleines Chaos auf dem Parkplatz und die Norweger mit ihren 4x4 und Spikes haben das Gefühl, jeder hat sowas, auch die Schweizer Wohnmobile. Dabei müssen wir verhindern, dass wir auf dieser Eisbahn am Berg anfahren und auch nicht in den Tiefschnee ausweichen müssen. Das Ausweichen können wir dann aber nicht verhindern und auch den Tiefschnee nicht, aber irgendwie mit viel Glück (oder doch Können vom Fahrer) retten wir uns dann nach einigen Slides doch wieder auf die fast geräumte Strasse. Unser Knutschi ist eben doch das Beste!

Ich werde nun etwas vorsichtiger mit der Wahl der Parkplätze aber das Versprechen, den Markt zu besuchen, muss ich gegenüber Anita dann doch halten. Samische Wollpullover und Pelzkappen haben es uns am meisten angetan. Rentierfelle sehen wohl sehr kuschelig aus, können wir aber momentan nicht wirklich brauchen. Und auch die Fellschuhe mit den runden Spitzen vorne kaufen wir dann doch nicht.

Um 16 Uhr sind wir wieder auf dem Stellplatz zurück und erholen uns nun einfach mit Nichtstun. Klar, wir könnten noch Langlaufen, aber damit warten wir nun und geniessen das schöne Wetter und die Wärme in unserem Knutschi. 

Eventuell mache ich mich heute Abend dann nochmals auf die Jagd nach Polarlichtern (die aber leider nichts ergab).

Übernachtung

Kautokeino - Duottar Camp****
Stellplatz Koordinaten: 68.99955,23.037616
N 68° 59' 58.4"  E 23° 2' 15.4"
letzter Besuch: 3.2018

Wir wünschen allen Frohe Ostern 1.4.2018

Leider ist das Nordkap noch immer gesperrt. Zum vielen Schnee kommen nun auch noch zwei streunende Eisbären. Bevor die nicht geschossen sind, wird die Strasse sowiso nicht geöffnet.

hier gibt es Wgweiser zu den Verstecken

Wir sind eindeutig Fahrertypen 1.4.2018

Das Wetter ist einfach zu fantastisch, um Bauten oder andere Kunstwerke zu besichtigen, die Natur ist eben doch am allerschönsten

Nach einer wieder bitterkalten Nacht (draussen) freuen wir uns, dass es wieder weiter geht. Wir sind eben doch eher die Fahrer-Typen wie die Steher-Typen. Man sieht doch beim Fahren so viel mehr, als wenn man am Ort stehen bleibt. Und die vorbeiziehende Natur ist eben doch das grösste Kunstwerk.

Bis wir alles bereit haben und endlich abfahrfertig sind, ist es doch schon 12 Uhr aber immer noch -10 Grad kalt. Wir haben es nicht eilig, wollen wir doch nur 130km bis Alta zur nördlichsten LPG-Tankstelle um unser Gas aufzufüllen.

Als wir dann endlich losfahren haben wir Sonne im Rücken und einen tiefblauen Himmel über uns. Wir könnten im Auto jauchzen, so schön ist es. Der weisse Schnee wird immer höher, wie hier oben üblich kein Verkehr und trotz Sonne wird es einfach nicht merklich wärmer. An jedem Parkplatz, an jedem Aussichtspunkt müssen wir stoppen und Fotos machen. Es gibt einfach nichts schöneres, wie unterwegs zu sein.

Blick zurück auf die Gegend von Kautokeino

Wir kommen gut in Alta an, finden auch die Tankstelle problemlos und füllen unser Gasvorrat auf. Wir haben tatsächlich nur gerade 22 l Gas verbraucht! Ich dachte schon, unsere Anzeige sei falsch, denn nun sind wir über eine Woche bei eisigen Temperaturen unterwegs und keinen grösseren Verbrauch. Unsere Isolationen mit Aussenabdeckung und Innen-Isovorhang hat sich voll bewährt. Wir können uns nun also bei der Rückfahrt und ähnlichen Temperaturen zwei Wochen Zeit durch Finnland nehmen, denn dort gibt es keine LPG-Tankstellen.

Während wir in Alta stehen, sehen wir auf der Webseite, dass die Strasse nach Hammerfest nun für den Verkehr offen ist. Auch die Strasse bis Honningsvag wird nun geräumt und die dort eingeschlossenen können nach einer Woche endlich mit ihren Fahrzeugen in Kolonnenfahrt von dort Weg. Nur die Strasse ganz ans Nordkap ist noch immer für jeglichen Verkehr gesperrt und sind sie auch noch nicht am Räumen. Aber falls sie morgen damit beginnen und das Nordkap vielleicht doch noch öffnen würden, müssten wir schon etwas näher dran sein als in Alta.

ein Rastplatz in Alta

So schauen sich Anita und ich nur an und die Entscheidung fällt gänzlich ohne Worte. Wir starten den Motor, nützen das schöne Wetter aus und fahren weiter Richtung Norden.

Kurz nach Alta geht es auf die Hochebene von Sennalandet. Diese Ebene auf fast 400m hat uns schon vor vier Jahren beeindruckt, aber ob wir da überhaupt hochkommen? Für LKW herrscht Schneekettenpflicht. Wir versuchen es und fahren los. Die ersten Steigungskilometer gehen wie am Schnürchen, in der Mitte der Strasse hat es meistens einen schneefreien Asphaltstreifen. Wir schaffen es dann auch bis ganz oben, auch wenn es zeitweise wirklich nur noch Eis auf der Strasse hat. Aber die Räumfahrzeuge fräsen Rillen in dieses Eis und so ist es doch nicht ganz glatt.

Auf der Ebene erleben wir dann ein besonderes Naturschauspiel. Die Sonne genau im Rücken, leichter Bodennebel (ganz genau Frostdunst oder norwegisch Frostrøyk) und Temperaturen von -13 bis -10 Grad, das gibt den Effekt, dass wir vor uns einen weissen Regenbogen sehen. (Der weiße Bogen ist tatsächlich ein gefrorener Regenbogen. Flüssige Wassertröpfchen reflektieren das Sonnenlicht und zerlegen es in die einzelnen Spektralfarben und es entsteht der bunte Regenbogen. Gefrorene Wassertröpfchen, also Eiskristalle reflektieren ebenfalls das Sonnenlicht, können aber nur den Weißanteil reflektieren und es entsteht ein nur weißer Eiskristallbogen.)

Dieser Bogen begleitet uns über mehrere Kilometer! Alles ist weiss, der Nebel, die Strasse, die Landschaft und dann auch dieser Bogen. Wir haben bisher noch nie so etwas sehen können.

der Eisbogen

Der Verkehr nimmt etwas zu, aber es sind alles Norweger, die mit den Autos zu einem Parkplatz fahren, dort auf das Schneemobil umsatteln um dann zu ihren Ferienhäusern zu gelangen. Jedes Haus das wir sehen, hat eine Schneemobilspur, das zu ihm hinführt und es kommen uns neben der Strasse nicht gerade wenige Norweger mit Schneemobile entgegen, einige haben die Kindern zwischen den Beinen oder einen Last- oder Personenanhänger angehängt. Echt faszinierend.

Wir sind von den wenigen Fahrzeugen das Langsamste und so fahre ich bei den Parkplätzen langsam rechts an, nachdem ich den Blinker gestellt habe. Ich kam nie zum Stoppen, die Norweger haben mich dann jeweils sofort überholt und rauschen auf der schneebedeckten Strasse mit 90 davon. Uns ist es wohler, wenn wir nur 70 fahren, 60 wäre wahrscheinlich noch besser gewesen…

Am Fjord Richtung Hammerfest

Richtung Hammerfest hat dann ein ausgeschilderter Stellplatz noch mindestens einen Meter Schnee, der nicht geräumt wurde und so übernachten wir heute auf einem normalen Rastplatz direkt am Meeresufer. Endlich sehen wir nun auch mal Wasser, das nicht gefroren ist.

Es war ein fantastischer Ostertag, der schöner nicht sein könnte. Jetzt kocht uns Anita feine Spaghetti, wir sitzen im Warmen mit Sicht auf das Meer und weisse Berge im Hintergrund, das Außenthermometer zeigt -11 Grad und innen ist kuschelig warm.

Übernachtung

Kvalsund - Repparfjord***
Parkplatz

Direkte Sicht auf das Meer (bei Flut)

Koordinaten: 70.44899,24.300836
N 70° 26' 56.4"  E 24° 18' 3"
letzter Besuch: 4.2018

Knapp vor dem Nordkap gescheitert 2.4.2018

Ein traumhafter Tag auf den nördlichsten Strassen, aber es hat einfach zu viel Schnee

Die Strasse ans Nordkap ist geschlossen

Wieder nach einer ruhigen Nacht direkt am Fjord schaue ich nach dem Erwachen um 7 Uhr zuerst auf mein Handy und schaue den Strassenzustandsbericht an. Alles beim alten, Nordkap zu und die Zufahrten auch. Also haben wir einen gemächlichen Tag und überlegen uns in Ruhe, wohin es heute geht.

Aus unerfindlichen Gründen schaue ich aber fünf Minuten später nochmals nach und plötzlich fehlen auf dieser Karte rote Kreuze. Sofort aufstehen und Laptop holen, dort habe ich einen besseren Überblick.

Wow, die Konvoifahrten bis Honningsvåg sind aufgehoben, jeder kann nun wieder dorthin gelangen und ab 9 Uhr fährt die erste geführte Autokolonne von Honningsvåg nach Skarsvåg, also quasi am Nordkap vorbei. Und bei der Strasse zum Nordkap steht die Bemerkung: geschlossen wegen Räumarbeiten. Gestern hiess es noch, geschlossen wegen Sturm. Wenn ich das jetzt richtig interpretieren, könnten wir sofort abfahren nach Honningsvåg, und dort im Konvoi zum Abzweiger Nordkap und dann dort warten, bis die Strasse für den Konvoi zum Nordkap freigegeben wird und wir würden heute noch an den nördlichsten Punkt unserer Reise kommen.

Strassenverhältnisse über mehr als 100km

Ich breche in Hektik aus, trommle Anita aus dem Bett, mache unser Knutschi abfahrbereit, räume innen auf und zwinge Anita zu einem mürrischen Blick, denn ich streiche ihren Morgenkaffee und das ganze Frühstück. Es muss schnell gehen, denn wir haben knapp drei Stunden Zeit für 130km auf verreisten und schneebedeckten Strassen bis zum Abzweiger ans Nordkap.

Wir düsen los, so schnell es eben geht und durchfahren eine noch traumhaftere Landschaft wie gestern. Dunkelblaues Meer, weisse Hügel, blauer Himmel. Wir sind alleine unterwegs und vergessen bald, dass wir eigentlich in Zeitnot sind. Wir geniessen die Fahrt, stoppen wieder überall und machen Fotos. Vor den Steigungen hole ich jeweils etwas Anlauf, damit wir sicher hoch kommen. Es geht immer weiter, immer mehr Schnee, immer schöneres Wetter. Es ist einfach eine geniale Fahrt durch eine geniale Winterlandschaft.

Im Nordkap-Tunnel geht es steil nach unten, unter dem Meer durch und dann wieder rauf fast direkt nach Honningsvåg. Dort ist nun die Schranke offen, also ist die Kolonnenfahrt auch schon aufgehoben. Die räumen aber zügig, diese Norweger! 

zwischen Honningsvag und Nordkapp

Beim geschlossenen Nordkap-Campingplatz 20km vor dem Nordkap montieren wir dann doch die Schneeketten. Bis jetzt ging es problemlos ohne, aber da nun eine 3km lange Steigung, die bis zu 9% steil ist, ansteht montiere ich die Ketten aus Sicherheitsgründen. Ich will dann nicht wie ein Depp aussehen, der von der Strasse rutscht oder steckenbleibt. Und ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass wir ohne hochkommen. Wir wissen es auch jetzt schon, dass es auf den 11 Uhr Konvoi nicht mehr reicht, nehmen wir eben den nächsten um 12:30 Uhr.

Mit den Schneeketten kommen wir dann problemlos hoch und wir können uns einfach nicht satt sehen. Unglaublich schön. Nach ein paar Kilometern sehen wir dann unsere wichtige Abzweigung und sind zuerst etwas enttäuscht: die Schranke ist unten, eine Schneefräse parkiert und die gesamte Strasse zum Nordkap tief eingeschneit. Absolut kein Durchkommen und so kann diese Strasse auch heute nicht mehr geöffnet werden.

Die Enttäuschung verschwindet aber schnell, wir haben es soweit geschafft, wie es eben ging und wenn zu viel Schnee liegt, dann ist es eben so. Immerhin sind wir ja nun die ersten Touristen seit einer Woche, die es immerhin bis hierhin geschafft haben.

Wir holen nun das Frühstück nach, geniessen die Sonne, machen Fotos und fahren danach als Alternative zum nördlichsten Fischerdorf nach Skarsvåg. Die paar Kilometer schaffen wir auch noch.

Hafen von Skarsvag

Der Rundgang zu Fuss ist auch ein Erlebnis in dieser Landschaft und wir sind absolut zufrieden, auch wenn wir es doch nicht ganz bis ans Nordkap geschafft haben. Irgendwie sind wir doch stolz auf uns und auf unser Knutschi. Wir haben dem Winter so viel Weg abgetrotzt, wie es nur möglich war.

Wir beschliessen dann, nach Honningsvåg zurück zu fahren und uns dort einen Übernachtungsplatz zu suchen. Beim Nordkapabzweiger treffen wir nun noch ein chinesisches Pärchen, das auch etwas enttäuscht ist, aber wir fotografieren uns gegenseitig vor der Schranke und verabschieden uns dann herzlich.

Ein paar Kilometer später sehen wir ein französisches Auto mit Warnblinkanlage im Tiefschnee festsitzen. Der spanische Fahrer kam von der Strasse ab und kommt mit seinem 4x4 Audi nicht mehr weg. Gleichzeitig mit uns fährt noch ein Einheimischer und nochmals Touristen an die Stelle. Mit Schieben bringen wir dieses Auto nicht mehr auf die Strasse. Der Einheimische wendet sein Auto mit den Spikes und Anhängerkupplung, ich hole mein Abschleppseil und die Antirutschmatten und so können wir den Spanier aus seiner misslichen Lage befreien. Er bedankt sich überschwänglich und mag danach auch wieder strahlen.

praktisch nur solchen Gegenverkehr

Wir setzen unser Fahrt fort und finden direkt am Hafen beim geschlossenen Touristenbüro einen Parkplatz 2m vom Meer entfernt. Den Souvenir-Shop der gerade mit Hurtigrouten-Touristen überfüllt ist, betreten wir erst, kurz bevor dieses Schiff wieder ablegt. Wir sind nun wieder die beiden einzigen Touristen hier im Laden. Die Verkäuferin und ihr Sohn beraten uns dann bei den Jacken. Ich habe so eine schön blaue gesehen, Anita eine weisse und einen extrem schönen Norwegerpulli. Und jetzt im Frühling alles um 50% reduziert. Und jetzt mal ehrlich, wo findet man so tolle Jacken für den Winter wenn nicht im allerhöchsten Norden? Wir kaufen schlussendlich alle drei Stücke und sind ganz stolz. Allerdings merken wir auch nicht, dass sie den Laden nun eigentlich schliessen wollen, denn das Schiff ist weg und die nächsten Touristen kommen erst morgen mit dem nächsten.

Wir fragen auch noch höflich, ob wir da auf dem Parkplatz wohl übernachten dürften und klar, dürfen wir, das sei doch selbstverständlich. Und die Verkäuferin schaut dann noch auf ihrem Handy die Wetterprognosen nach und erklärt mir, dass sehr wahrscheinlich die Nordkapstrasse auch morgen noch nicht geöffnet wird. Zuviel Wind morgen und auch Schneefall, da wird nicht mehr geräumt.

Für uns irgendwie schon nicht mehr wichtig, wir hatten bis anhin eine so tolle Fahrt, da muss das Nordkap nicht mehr unbedingt sein.

Die Arbeit kommt aber jetzt: wie finde ich aus 400 tollen Fotos die fünf allertollsten?

Übernachtung

Honningsvåg - Hafen***
frei

am Hafen ohne nichts

Koordinaten: 70.98257,25.966750
N 70° 58' 57.3"  E 25° 58' 0.3"
letzter Besuch: 4.2018

Reisestrecken

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