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Morschach Schweiz 2014
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Reisebericht

Wer kommt morgen ans Eidgenössische 21.8.2019

Morgen eröffnet für fünf Tage der grösste Stellplatz der Schweiz

(Übersetzung für Ausländer: das Eidgenössische ist das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest gemeint. Schwingen ist eine Kampfsportart Mann gegen Mann (obwohl es auch Frauenschwingen gibt, aber dort eher sehr Bescheiden ist) der ähnlich wie Ringen, aber ganz anders ist. Wer auf dem Rücken liegt, hat verloren. Der Kampf wird auf einer kreisrunden Kampfbahn, Ring, genannt, ausgeführt der mit Sägemehl dick ausgestreut ist. Das Eidgenössische findet nur alle drei Jahre statt und ist der grösste Sportanlass der Schweiz. Wer hier gewinnt, ist im Land der direkten Demokratie der einzige König, nämlich der Schwingerkönig. Ein Titel, begehrter wie Olympiasieger, denn Schwingkönige gibt es viel weniger und erst noch alles Schweizer. Die Arena (das Sportstadion) ist weltweit das grösste temporäre Stadion mit 56'500 Sitzplätze, mitten in der Arena gibt es sieben Sägemehl-Ringe, wo alle Gänge (Kämpfe) darauf stattfinden).

Wir geniessen das Fest auf dem Stellplatz für 1800 Fahrzeuge

(für Ausländer: in der Schweiz muss man nicht erwähnen, dass dieses Fest friedlich verläuft, obwohl sich da 300'000 Festbesucher versammeln. Noch nie brach an einem Schwingfest (Wettkampf der Schwinger, die praktisch alle Wochenende in der Schweiz irgendwo durchgeführt werden) irgendwo einen Tumult aus oder gab es Sachbeschädigung durch Zuschauer. Es ist ein friedliches Beisammensein, meistens mit Edelweisshemden, Bier, Stumpen (Zigarre) und Bratwürste. Sogar beim Gang (Wettkampf) steht im Reglement Art. 6, Absatz a: «Vor Beginn des Ganges begrüssen sich die Schwinger mit Handschlag als Zeichen der friedlichen Austragung des Kampfes und der gegenseitigen Achtung»).

Wir sind gespannt, wer den Schlussgang am Sonntag bestreiten wird.

(Übersetzung: der Schlussgang ist quasi der Final, aber auch wieder nicht richtig. Die besten zwei Schwinger nach 7 Kämpfen treten zum Schlussgang an. Der Gewinner wird Schwingerkönig, kommt es zu einem Gestellten (Unentschieden) könnte eintreffen, dass keiner der beiden Schwinger im Schlussgang König wird, sondern ein lachender Dritter. Denn auch die anderen Schwinger bestreiten acht Kämpfe und wer nach acht Kämpfen am meisten Punkte hat, gewinnt. Der Gewinner jeden Kampfes bekommt Noten zwischen 9.5 und 10 Punkten, je nachdem, wie animiert der Kampf verlief und mit welchen Schwung (Wurf, Griff) er den Gegner auf den Rücken wirft. Bei einem Gestellten gibt es Noten zwischen 8.5 und 9 Punkten, der Verlierer bekommt 8.25 bis 8,75 Punkte).

Gewinnt Stucki Christian oder Reichmuth Pirmin?

(Übersetzung: im Schwingen wird IMMER der Nachnamen vor dem Vornamen gesagt, geschrieben, gerufen, begrüsst. Es gibt etwa acht Favoriten, die Schwingkönig werden können und die in der Schweiz höchstens noch Roger Federer den Vortritt betreffend Bekanntheitsgrad lassen müssen. Alle Schwinger sind aber Amateure und arbeiten neben dem Sport auch noch. Deswegen ist Werbung auf den Tenus und in der Schwingarena verboten. Der Festsieger gewinnt übrigens einen Prachtsmuni (Stier) der ungefähr 30'000 CHF Wert hat. Auch alle anderen Schwinger erhalten Naturalpreise, die im Gabentempel ausgestellt sind. Der Reihe nach Rangliste können sich die Schwinger einen Preis vom Gabentempel (Wert alles Preise zusammen rund 1 Mio CHF) aussuchen.

Wir freuen uns auf das Fest und steigen aber selber nicht in die Schwinghosen.

(Schwinghosen sind das Tenü der Schwinger, quasi ein Kartoffelsack mit Gurt. Zur besseren Orientierung wird auf dunkle und helle Hosen zurückgegriffen. Die helleren Hosen trägt derjenige Schwinger, welcher zuerst im Alphabet (Nachname) erscheint. Im Reglement Art. 5 Absatz c) steht: «Vor Wettkampfbeginn sind die Schwinghosen satt zu schliessen. Der Ledergurt muss eingeschlauft sein und die Gestösse sind hochzukrempeln.»

Also, wir werden auch in den nächsten Tagen vom grössten Campingplatz am grössten Sportfest der Schweiz weiter berichten, viele Fotos posten und mit dem ein oder anderen Zuschauer vor dem Womo feiern…

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ESAF Tag Null 22.8.2019

Der Campingplatz ist eindrücklich und die Schwingerfamilie nimmt uns herzlich auf.

verirrt

Heute geht es endlich los, wir fahren an den grössten Sportanlass der Schweiz, das Eidgenössische Schwing- und Älperlerfest. Der Campingplatz öffnet die Pforten um 12 Uhr mittags und ich will dabei sein, wenn ca. 1000 Wohnmobile und Wohnwagen auf den Platz fahren. Es gibt sicher coole Fotos von einem gewaltigen Rückstau von Womos bis auf die Autobahn.

Bei der Autobahnausfahrt um 12:15 Uhr keine Anzeichen von Stau, auch 2km später nicht an der Abzweigung und nicht an der ersten Ticketkontrolle. Die Ticketkontrolle geht ganze 2 Sekunden und passiert praktisch während der Fahrt. Wieder einen Kilometer später fahren wir auf das Gelände ein, wieder schnell stoppen, Ticket zeigen, dann bekommen wir einen Abfallsack und zwei Armbändchen und 15 Sekunden später fahren wir schon auf den Platz. Endlich, endlich hat es etwas Rückstau, aber auch nur ganz kurz und dann rollt die Kolonne durch ungewöhnlich hohes Grass über die Wiese. Dann kommen Helfer, stoppen das vordere Fahrzeug, winken uns noch zwei Meter nach vorne und schon sind wir platziert. Hääää? Wie schnell ging dass den? Die gesamte Kolonne steht hintereinander auf dem Campingplatz am Ort, jeder hat rechts genügend Platz die Markise rauszulassen und sich einzurichten und dann fährt schon die nächste Kolonne von der anderen Seite 10m parallel zu unsere und steht auch schon an ihrem Platz. Das können wir nicht glauben! Ohne dass ein Womo auch nur 10cm Rückwärts fahren muss, ohne irgendwelche Einparkiererei und ohne Verzögerung wird der gesamte Platz in Windeseile gefüllt. Unglaublich! Wenn auf einem normalen Stellplatz 5 Womos miteinander ankommen, gibt es schon ein Durcheinander und hier kommen 1000 Wohnmobile innerhalb vier Stunden und nichts, keine Hektik, alles reibungslos. Ich bin begeistert! Aber ein cooles Foto gab es dadurch leider nicht. Vielleicht noch das eine, wo sich ein einsames Womo nicht an die Anweisung der Einweiser hielt und sich ins tiefe Gras verirrt und gemeinsam wieder frei gestossen werden musste. Das tiefe Gras ist übrigens bewusst nicht gemäht worden, da es in den letzten Tagen viel geregnet hatte und mit dem hohen Gras gibt es keinen Matsch…

friedliches Camping

Nachmittags spazieren wir dann durch die langen Reihen von Womos und Wohnwagen und werden sofort in die Schwingerfamilie integriert. Da wir in der Ostschweiz wohnen, zählen wir zum Nordostschweizerischen Schwingerteilverband und müssen dadurch den Schwingern aus diesem Verband die Daumen drücken. Viele Womos haben die Flaggen ihrer Teilverbände vor dem Womo, Berner, Innerschweizer, Nordwestschweizer etc. Berner gibt es am meisten, die stellten auch schon sehr viele Schwingerkönige, aber dass dieses Jahr einer aus der Nordostschweiz gewinnt, ist ja wohl klar!

Sofort kommt man mit andern Fans ins Gespräch, wird zu Wein und Bier eingeladen und gibt Tipps für den Festsieger ab. Bei den Innerschweizer-Gruppe «Nimmersatt» bleiben wir hängen. Sie tippen auf den Festsieger Reichmut oder Giger. Später nach dem Essen benennen sie sich übrigens um zur Gruppe «Prost», den anscheinend wurden sie ja doch satt.

Innerschweizer Fans "Prost"

Irgendwann kommen wir dann bei den Bündern vorbei, die als Camping-WC ein ToiToi auf ihrem Womoanhänger transportieren. «Die Womotoilette reicht bei diesem Bierkonsum nicht lange, da brauchten wir eine Alternative». Ideen muss man haben….

Camping-WC auf dem Anhänger

Dann, viel später erreichen wir endlich die Arena und können sie sogar noch hochsteigen und besuchen. Es ist schon gewaltig, ein temporäres Sportstadion mit 56'500 Sitzplätzen! Einfach nur imposant. Aber leider haben wir für Samstag/Sonntag keine solchen Sitzplatztickets. 350'000 hätten verkauft werden können und wir sind nicht bei den Glücklichen, die eins ergattern konnten. Wer hat noch zwei, die er nicht braucht?

Arena

Nach der Arena geht es zur Festmeile und erst als es lange dunkel ist, sind wir bei unserem Womo zurück!

Die Fans hier haben es uns angetan, überall friedlich, viele ganz junge, viele ältere, mit allen per Du und überall am Fachsimpeln und neue Freundschaften schliessen.

Und dabei beginnt das Fest erst morgen!


Übernachtung

Zug - EASF****
Stellplatz

Temporärer Stellplatz am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest

Koordinaten: 47.18124,8.497674
N 47° 10' 52.5"  E 8° 29' 51.6"
letzter Besuch: 8.2019

ESAF Festeröffnung 23.8.2019

Ein Wohnwagen mit 12 Betten plus Schweizer Tradition

Kurzum, in der Nacht war es von etwa 2 bis 6 Uhr ziemlich ruhig. Das sind immerhin vier Stunden, eingestellt haben wir auf null Stunden Ruhe. Überall laufen Stromgeneratoren, da all die Gruppen in improvisierte Zelten, Unterständen, umgebauten Wohnmobile etc ihre mitgebrachten und mit Bier und Wein gefüllten Kühlschränken betreiben müssen. Immerhin ist das Betreiben von Generatoren zwischen 24 und 6 Uhr verboten. Aber wir haben trotzdem sehr gut geschlafen, auch wenn hier einige anwesenden behaupten, dass man am ESAF einfach ein paar Bier haben muss, damit man auch schlafen kann.

ein ganz kleiner Teil

Egal, wir haben gut geschlafen und Vormittags füllte sich der Campingplatz noch mehr und ist nun bald voll. Nach einem Rundgang schlendern wir dann um 14 Uhr an die Strecke des Festumzuges, wo wir auf die Fahnen der Schwingverbände warteten. Zuerst fährt ein Polizeiauto in Edelweiss-Design vorbei, das ist hier sowiso die Nationalblume, auf 50% der Hemden der Bestbesuchter sind Edelweisse abgebildet, dazu an jeder anderen freien Ecke dasselbe design. Da passen wir mit unserer Bettwäsche perfekt an dieses Fest.

Der Umzug mit den Fahnenträgern, Ehrengästen mit Bundesrat Ueli Maurer, Fahnenschwinger, Treichel- und Jodelgruppen, ein Sechspänner einer Brauerei etc etc. Es ist toll mal anzusehen, aber sonst sind wir halt schon nicht die voll begeisterten Umzugsschauer…

Aber wenn wir durch das Campingareal laufen, das gleiche Bild wie gestern: überall kommt man sofort ins Gespräch, wird eingeladen, fachsimpelt über den Festsieger und den Gabentempel und freut sich auf die morgigen Sport in der Arena.

Einzelzimmer oder ...

Wir bestaunen vor allem die Wohnmobile oder die Gefährte, die zu Wohnmobilen umgebaut wurden. In einen LKW-Anhänger wurden kurzerhand 12 Zvilischutzbetten eingebaut, bei einem Phönix ist das Schlafzimmer in der Garage und ein anderer hat kurzerhand einen Brunnen aufgebaut, um sein Bier zu kühlen.

...Massenschlag

Es gibt hier keine Unterschiede, ob man mit dem Morello anreist, einem alten Dodge, einem Büssli, Wohnwagen, Transporter oder normalen Wohnmobile. Hauptsache, jeder hat einen trockenen Schlafplatz. Es ist erstaunlich, bei diesem doch sehr traditionellen Fest hat es extrem viele Junge, da wird gehölzelt, zusammengesessen, gelacht und getrunken und fast niemand sieht man mit einem Smartphone rumspielen. Es trifft sich hier wohl eher die Landbevölkerung und nicht die Städter… 

selber mitgebrachter Bierkühlbrunnen

Wenn ich hier vor dem Womo diesen Beitrag am Laptop schreibe, fühle ich mich ein wenig fehl am Platz. 


Übernachtung

Zug - EASF****
Stellplatz

Temporärer Stellplatz am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest

Koordinaten: 47.18124,8.497674
N 47° 10' 52.5"  E 8° 29' 51.6"
letzter Besuch: 8.2019

Das ESAF beginnt 24.8.2019

Der Schwingsport zieht hier alle in Bann

der grösste Campingplatz der Schweiz (Teilansicht)

Punkt 7:30 Uhr marschieren die Schwinger in die bis auf den letzten Platz gefüllten 56'500 Sitzplätze der temporären Arena, punkt 7:45 Uhr erklingt die Nationalhymne und um 8:00 Uhr ist das Anschwingen der ersten Gänge. Giger Samuel, unser Favorit, verliert bis abends zwei Gänge und ist nicht mir Anwärter auf die Krone, Stucki Chrigu, der Sieger der Herzen, ist noch toll im Rennen und könnte endlich verdient zum Königstitel kommen. Dies alles bekommen wir aber nur via Dritte, Zwischenranglisten oder durch das Buschtelefon mit, denn wir haben ja keine Tickets für die Arena. Die Nationalhymne hören wir im Bett liegend mit und geniessen den riesigen Campingplatz als fast einzige zurückgelassene. Wir bestaunen auch heute all die Zelte, Wohnmobile, Anhänger und Wohnwagen. Fast überall in den kleinen Zelten liegen Schlafsäcke, Spiele, Harasse voll Getränke und laufende Kühlschränke, nichts abgeschlossen und was auffällt: kein einziges Papierchen, Becher oder sonst etwas liegt auf dem Campingplatz herum. Alles schön säuberlich in den vielen Abfallsäcken verstaut. Echt eindrücklich. Warum funktioniert das hier mit 1500 Campingfahrzeugen und wenn sich irgendwo andere 10 Fahrzeuge treffen, klappt das nicht?

Egal, da wir fast alleine auf dem riesigen Campingplatz zurückgeblieben sind, starte ich noch die Drohne für einige Luftfotos, von oben sieht alles noch eindrücklicher aus.

Danach machen wir uns dann doch zum Festgelände auf und hier kommen dann die Menschenmassen. Es ist einfach schön, hier in diesem Wetter zwischen all den Edelweiss-Hemden herumzuschlendern, und wenn wieder ein Favorit in der Arena einen Gegner ins Sägemehl gedrückt hat, hallt ein Ohrenbetäubender Lärm aus dem Stadion!

einfach nur schön

Im Stall der Lebendpreise ziert der Hauptpreis Kolin als Prachtsmuni und wartet friedlich auf die Preisverteilung morgen Abend. Auch die anderen Kühe, Pferde und Fohlen, die als Preise der Schwinger dienen, geniessen noch die Aufmerksamkeit des neugierigen Publikums. Daneben sind die fünf Festzelte schon ziemlich gefüllt (die Zuschauer noch nicht) und die Jodel- und Ländermusik beschallt das Gelände zwischen Bratwurstduft und Bierfahnen.

die weltweit grösste temporäre Arena

Fast kaufen auch wir noch ein Edelweisshemd, aber nur fast, und eine Schweizer Fahne für das Womo ist auch nirgends mehr aufzutreiben, geschweige denn eine St,Galler Fahne, denn die Dekoration haben wir total zu Hause vergessen. Man sieht uns auf dem Campingplatz an, dass wir zum ersten Mal am Eidgenössischen sind. Das wird uns aber in drei Jahren beim nächsten Fest garantiert nicht mehr passieren…

Weidende Kühe vor dem Camping

Wir haben übrigens gestern Abend schon sehr viele neue freunde kennengelernt, wo wir noch lange gefeiert haben und heute wird das auch nicht anders sein, denn es sind ja heute etwa 300'000 Leute mehr hier wie gestern…

Also, ich muss wieder, ich will ans Fest und nicht hier im Womo berichte schreiben…

Übernachtung

Zug - EASF****
Stellplatz

Temporärer Stellplatz am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest

Koordinaten: 47.18124,8.497674
N 47° 10' 52.5"  E 8° 29' 51.6"
letzter Besuch: 8.2019

Heute bin ich ausländerfeindlich 25.8.2019

Wir sind hier auf einem puren Schweizer-Fest, aber wie soll es weitergehen, wenn plötzlich hochdeutsch gesprochen wird?

Ich gebe es zu, obwohl in meiner Verwandtschaft viele Schwinger den Sport ausübten, bin ich zum ersten Mal an einem Schwingfest. Mit Ländlermusik und Jodeln hatte ich bisher nix am Hut. Aber es hat mir den Ärmel hineingezogen, aber wie kann man so ein friedliches, riesengrosses Fest erhalten?

Eigentlich dürfte ich nicht darüber schreiben, je bekannter es im Ausland wird, desto mehr Touristen kommen an dieses Fest. Und jetzt echt: eigentlich gehören Touristen nicht an dieses Fest! Punkt. Basta! Ich weiss, das tönt sehr hart und ich bin beileibe kein Feind von Touristen, im Gegenteil.

Aber das hier ist Schwingen! Und das ist die Tradition für Schweizer und nicht einfach Haligalli. Auf der Tribüne von 56'500 Sitzplätzen hat man nur eine kleine Chance auf Tickets, wenn man Mitglied eines Schwingklubs ist. Alle andern Schweizer haben praktisch keine Chance, ausser man ist VIP-Gast. Und das ist auch richtig so. Es sollen die Leute auf der Tribüne sitzen, die vom Sport und dessen Tradition etwas verstehen. Alle andern kommen ja eh nur wegen dem Spektakel. Und genau auf diese Leute kann der Schwingsport eben verzichten.

Wenn ich Chef des hiesigen Campingplatzes wäre, würde ich den Campingplatz nur mit Schweizern Campern füllen. Erst wenn jeder Schweizer, der möchte, Platz hat, würde ich es für den Rest öffnen. Das hat nichts mit Rassismus zu tun, sondern nur mit Tradition. Auf dem riesigen Campingareal liegt nicht ein Fetzchen Papier herum, kein einziges Stück Abfall liegt dort, wo es nicht hingehört. Jeder sitzt zu jedem, da wird getrunken und diskutiert mit wildfremden Leuten. Hat jemand die Thurgauerfahne vor dem Womo, weiss man schon, welchen Sportlern er die Daumen drückt. Man ist sofort im Gespräch. Gewinnt dann ein andere, feiert man einfach mit den Siegern mit. Null Probleme hier. Wo kann man  weltweit mit einem grossen Messer problemlos ins Stadion kommen? Aber eben, das muss man hier, denn man hat Fleisch, Käse und Brot im Rucksack, richtet sich auf der Tribüne ein und beginnt mit dem Znüni oder Zmittag. Das Bier wird auch in der Arena aus Glasflaschen getrunken, man stelle sich so etwas an einem Fussballspiel vor!

Es hat enorm viele Jungen Leute, vom Land, die alte Spiele spielen und nicht am Handy hängen. Camper ohne Wasser, ohne Strom, ohne Entsorgung, aber wen stört das schon? Man hat ja Kerzen. Das Fest geht auch auf dem Campingplatz bis 3 Uhr morgens, aber keiner, wirklich keiner reklamiert wegen dem Lärm. Ok, um 7 Uhr morgens wenn man wieder zur Tribüne pilgert, gibt es viele brummende Köpfe, aber wen stört dass den schon, wenn es nicht der eigene ist?

Und jetzt haben wir ein Problem hier. Zum ersten Mal überträgt eine ausländische Fernsehstation das Schwingfest live ins Ausland. So werden die Leute dort das riesige und friedliche Fest sehen und werden denken, da muss ich auch mal hin. Und eigentlich gibt es genau das zu vermeiden. Sonst artet es aus wie die Basler Fasnacht, wo es inzwischen mehr Touristen hat, wie Einheimische, oder das Oktoberfest, wo die halbe Welt hinreist und die Münchner die Minderheit sind. So etwas gibt es zu vermeiden. Das Schwingfest und der Schwingsport soll den Schweizern gehören. Nur den Fans! Es tönt hart und ich hätte nie gedacht, dass ich mich zu so einer Aussage hinreissen lasse, aber ich stehe 100% dahinter.

Bleibt alle zu Hause, die ihr euch nicht fürs Schwingen interessiert! So wie unsere Sportministerin die zu Hause bleibt und dafür Bundesrat Ueli Mauer schickt, schliesslich ist er von je her Schwingfan. Die richtigen Leuten sollen am richtigen Ort sein, und das sind momentan alle Schwingfans in Zug. Die andern haben dieses Wochenende hier eigentlich nichts verloren.

Nachtrag

Übernachtung

Zug - EASF****
Stellplatz

Temporärer Stellplatz am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest

Koordinaten: 47.18124,8.497674
N 47° 10' 52.5"  E 8° 29' 51.6"
letzter Besuch: 8.2019

Schlussgang zum EASF 26.8.2019

Ich kann meinen Mund doch wieder nicht halten, aber nach diesem Bericht geht es mir wieder gut.

Der gestrige Blogeintrag liess mir auch heute nicht in Ruhe, oder besser gesagt, viele Reaktionen darauf. Im Nachhinein habe ich vielleicht wirklich nicht die richtigen Worte getroffen, aber zum Inhalt stehe ich nach wie vor. Ich habe jetzt dreimal das Wort Ausländer durch das Wort Tourist geändert und schon tönt es doch ziemlich anständig und am Inhalt ändert sich rein nichts.

Ich kann Kritik akzeptieren, aber es ist bedenklich, wenn ich als Neonazi oder Rassist beschimpft werde und selbstverständlich anonym, ohne für mich die Möglichkeit, eine Antwort zu senden. Gleichzeitig wird versucht, unsere Webseite lahmzulegen. Ist das alles besser von diesen Gutmenschen, die sich an meinem Eintrag aufregen? Am eigentlichen Inhalt stört sich ja niemand, aber nur das Wort «Ausländer» bringt das Blut schon in Wallungen. Denn genau dieses Thema, das ich angesprochen habe, wird heute in der Schweiz breit und lang diskutiert, vom Fernsehen bis zu den lokalen Radiostationen. Klar, da wird etwas softer geredet und das böse Wort tunlichst vermeidet. Aber das Problem bleibt genau dasselbe. Wie kann man eine Tradition schützen? Für den Naturschutz werden ganze Inseln gesperrt, kein Mensch sagt irgend etwas, Tierarten werden zurecht geschützt, warum darf man das bei Traditionen nicht? Manchmal ist eine Tradition nicht mehr zeitgemäss und wird abgeschafft, z.B. der Stierkampf in Spanien. Viel öfters werden aber Traditionen aus Komerzgründen unbewusst vernichtet. Und das gilt es zu vermeiden! Klar, das ESAF kann die 56’000 Tickets weiterhin nur den Schwingern verkaufen, kein Problem und auch richtig so. Wenn aber dann die fünf Festzelte von «Touristen» so proppenvoll sind, dass die Schwinger keinen Platz mehr haben, werden sie nicht mehr ans ESAF kommen. Genau gleich beim Campingplatz, gestern schrieb ich noch, dass Touristen (ich nahm da noch das böse Wort) nicht auf den Campingplatz gehören, heute würde ich so weit gehen, dass die, die keine Eintrittskarten haben, nicht auf den Campingplatz sollen. Das trifft auch für uns zu: haben wir mit unserem Knutschi noch die Berechtigung, auf diesen temporären Campingplatz fahren zu dürfen? Obwohl wir von Schwingen die Regeln, die Sportler und die Tradition kennen? Die Zukunft wird es weisen.

Manchmal wird aus einer Mücke einen Elefanten gemacht. Auf dem riesigen Campingplatz gab es Null Probleme mit Hunden. Keiner reklamiert, war absolut kein Thema, nirgends. Und wenn ich jetzt schreibe (was der Wahrheit entspricht), dass Hunde auf dem Campingplatz verboten waren? Wie viele fühlen sich nun plötzlich ausgegrenzt und finden das absolut unwürdig? Aber die Tradition des Schwingens sind Kühe und Stiere. Für die wurde sogar extra ein super Stall gebaut, dass diese Lebendpreise vom Publikum bestaunt werden können. Um das alles zu begreifen, muss man die Tradition des Schwingens einigermassen intus haben oder sich dafür interessieren.

All die Schweizer, die nur wegen dem Saufen an ein Schwingfest gehen, auf die kann man locker verzichten, genauso gut auf all die Touristen, die nur wegen dem Fest hier sind. Denn dann haben die Schwinger, die die Tradition das ganze Jahr leben, auch wieder einen Sitzplatz an ihrem Event und kommen in drei Jahren wieder.

Jetzt waren 400'000 Leute an diesem Fest, angenommen 100'000 Schwinger und 300'000 Touristen. Nächstes Jahr werden die 300'000 Touristen mit ein paar tausend mehr wieder kommen, von den Schwingern werden 10'000 zu Hause bleiben, weil sie keinen Platz mehr hatten. Und irgendwann in nicht allzuferner Zukunft wird das nur noch ein Folklorefest für Touristen sein, wenn man jetzt nicht Gegensteuer gibt.

Nächstes Jahr, so hört, man, wird die Tribüne kleiner werden, das Rahmenprogramm wird beinahe abgeschafft, das Festgelände ebenfalls kleiner. Die Touristen werden aber doch kommen, eventuell werden Wohnmobilisten (ohne Hunde) auf den temporären Stellplatz wollen, um die Atmosphäre zu geniessen, so wie wir es dieses Jahr leider gemacht haben. Es wäre besser gewesen, wir wären zu Hause geblieben, auch wenn wir echt stark beeindruckt waren! Das habe ich echt noch nie gesehen, wie der Zeltplatz aussah, als er heute geleert wurde: kein Fetzchen, kein Müll, wo er nicht hingehört. Echt beeindruckend, da können wir Wohnmobilisten von den Schwingern echt viel lernen.

So, das waren meine letzten Zeilen zum ESAF. Danke Schwinggemeinde!

Morgen geht es wieder um Wohnmobile…

Vorbereitung für Düsseldorf 27.8.2019

Wir lassen uns bei Bantam Hindelbank beraten und erfahren einige spannende Dinge

Auf dem Nachhauseweg vom ESAF machen wir einen Besuch in Hindelbank, beim wahrscheinlich grössten Schweizer Wohnmobilhändler. Wir wollen uns so etwas vorbereiten auf den Besuch in Düsseldorf. Wir interessieren uns ja insbesondere für ein Fahrzeug 4x4 und wenn möglich Hecksitzgruppe, Raumbad etc etc etc. Wo, wenn nicht in Hindelbank bekommen wir irgendwie wenigstens einen kleinen Überblick?

Wir kennen Michael (Betriebsleiter) von früher und fanden mit ihm kurzerhand einen Termin um vorbei zu schauen. Zum einen ist es eindrücklich, wie viele Womos verschiedenster Marken hier auf dem Gelände stehen, zum einen hat Michael schon langjährig in verschiedensten Womofirmen gearbeitet, von der Fahrzeugentwicklung bis zum Geschäftsführer.

schon tolle Fahrzeuge

Zuerst kommen wir auf den Wohnmobilboom zu sprechen, der bei den Kastenwagen stark ansteigt, bei den «normalen» Womos stabil steigend ist und bei den Wohnwagen in etwa stagniert. Nicht jeder Boom ist positiv, so wird auch Bantam von Kunden überrannt, so dass auch ihre Werkstatt nicht mehr ausreicht und gutes Personal in dieser Branche praktisch nicht zu finden ist. Aber genau deswegen wird nächstes Jahr eine nigelnagelneue Werkstatt in Hindelbank zusätzlich gebaut…

Als wir dann auf Düsseldorf zu sprechen kommen, frage ich Michael nach den wirklichen Neuigkeiten der letzten Jahre in Sachen Womos. «Das einzige bahnbrechende sei eigentlich das SLC-Chassis von Hymer, das viel mehr Platz bei höherer Stabilität bietet.» Wir verstehen nur Bahnhof, aber Michael zeigt und erklärt es uns an einem Fahrzeug auf dem Hof.

kein Stahlrahmen mehr sichtbar

Die Räder des Fahrzeuges sind durch ein Trägersystem miteinander verbunden und bilden das Chassis. Normalerweise wird auf dieses Chassis ein Boden gelegt und darauf das Womo gebaut. So müssen die Chassis möglichst tief gebaut werden, damit das Womo nicht zu hoch werden. Hymer begann, unter dem Chassis schon einen Boden zu verlegen, über dem Chassis nochmals, so ist der Rahmen im Doppelboden integriert. Unter dem Fahrzeug sieht man nun keine Stahlträger mehr, sondern nur noch einen flachen GFK-Boden. Mit dem Doppelboden wird das Fahrzeug nicht höher und trotzdem gibt es mehr Stauraum und die meiste Technik kann dort gut zugänglich verstaut werden. Nebeneffekt, der Rahmen ist vor Feuchtigkeit geschützt, Rost ist ein Fremdwort. Auch der Abwassertank liegt so im geheizten Bereich und friert im Winter nicht ein. «Das Konzept ist genial, aber gegenüber den Neukunden leider kein Verkaufsargument, denn man sieht es nicht wirklich…» meint Michael dann noch. Andere Hersteller bauen dieses Konzept nun auch nach, aber das sei eigentlich wirklich das einzig Neue in den letzten Jahren, was auf die Hersteller grössere Auswirkungen hatte.

Dann kommen wir auf die Basisfahrzeuge zu sprechen und da erfahre ich für mich erstaunliches. Da Fiat ihrem Ducato ein Facelifting in Sachen Euro-6 machen muss, wird das Basisfahrzeug auf nächstes Jahr einige tausend Euro teurer, der Unterschied zu den anderen Fahrzeugherstellern Mercedes etc. wird dadurch aber auch viel kleiner. Der Kunde wird also wieder vermehrt die Wahl haben, ob er Fiat oder ein anderes Basisfahrzeug will und dies wegen den Kosten nun auch wirklich wählen kann. Bisher war der Aufpreis ja so dermassen, dass man kostengünstig Fiat-Ducato wählte.

tolle Einteilung

Bei den Grundrissen werde wieder viel mehr Hecksitzgruppen gewünscht (wer sagt es denn?) und es gibt auch etwas mehr 4x4 oder Hinterradantrieb Optionen, auch wenn dort Fiat nicht mitzieht.

Beim Zubehör sieht man längerfristig schwarz für die Sat-Hersteller. Wer will in Zukunft noch eine 30kg schwere Schüssel auf dem Dach, wenn man per Internet ohne Roaming je länger je besser TV schauen kann?

Wir haben nun eine Fahrzeugliste, die wir uns in Düsseldorf anschauen wollen und wissen auch in etwa, bei welchen Herstellern sich für uns einen Besuch lohnt. Nächsten Sonntag fahren wir los und werden Montag/Dienstag in den Hallen dort anzutreffen sein.

Externe Links

Trenntoilette leeren 28.8.2019

Warnung: Nicht vor, während oder nach dem Essen leeren, äh, lesen!

Wir haben ja schon öfters über unsere nachträglich eingebaute Trenntoilette begeisternd berichtet (oben rechts ins Suchfeld einfach Trenntoilette eingeben). Nun ist sie schon weit über ein Jahr regelmässig in Gebrauch und wir lernen immer noch, das Ding optimierter zu benutzen.

Zu Beginn haben wir einen Block dieser Kokosfaserziegel in Wasser aufgelöst und dann einfach den Stuhlgang inklusive Papier reingeworfen und das Ganze mit der Drehkurbel vermischt. Nach drei Wochen unterwegs war die Toilette jeweils voll und musste geleert werden. Nichts grau, kein Gestank, kein Problem.

Danach wieder einen Block Kokosfaserziegel aufgelöst, Stuhlgang rein aber Papier in einen separaten Behälter. Alles ok, wir konnten zu zweit vier Wochen unterwegs sein, bis die Toilette voll war.

Problem: einmal beim Auflösen des Kokosfaserziegels haben wir zu viel Wasser genommen, die Pampe blieb feucht, Fruchtfliegen oder ähnlich versammelte sich, es begann zu grauen. Nach 10 Tagen mussten wir eine Not-Entleerung machen. Danach wieder keine Probleme.

Und jetzt seit einer ganzen Weile hat sich folgendes Szenario durchgesetzt:

Nach einer langen Reise wird das WC ganz geleert und gereinigt, danach sofort zwei Kokosfaserziegel aufgelöst und bereit gemacht. Hat man nun etwas zu viel Wasser genommen, kann das WC ohne Stuhlgang problemlos bis zur nächsten Reise ganz austrocknen. Im WC gibt es nun ziemlich viel dieser Erdmasse, dafür staubtrocken und schön locker. Perfekt wäre, wenn man jede Woche mal etwas drehen und dadurch das Substrat vermischen könnte, ist aber nicht zwingend.

Sind wir ein Weekend oder eine Kurzreise unterwegs, so bis ca. zwei Wochen Länge, kommen wir nach Hause, warten drei/vier Tage und dann schaufle ich mit einer Katzenschaufel (mit der man normalerweise ein Katzenklo reinigt) die trockenen, nicht stinkenden und völlig mit Erde panierten Kotwürste aus dem WC in einen Abfallsack und dann in den Kehricht. Das tönt jetzt ziemlich grusig, geht aber problemlos, weil die Stücke leicht, trocken und garantiert nicht mehr stinken. Allerdings sieht man auch so noch den Unterschied zwischen den Ausscheidungen von Anita und mir, ohne dass man da eine DNA-Analyse machen muss…

auch ohne DNA Analyse klar: dieses Stück ist von mir

Nach diesem Reinigen ist das restliche Substrat wieder perfekt sauber und auch von der Menge immer noch perfekt, das WC gereinigt und schon wieder bereit für die nächste Reise. Allerdings gebe ich den Tipp ab, dass der Lüfter immer laufen sollte, sobald das WC mit diesem Kokossubstrat gefüllt ist.

Mit dieser Art der Reinigung spart man ziemlich viele solche Kokosziegel, denn die Erfahrung zeigte, dass wir vorher das WC eher einmal zu oft gereinigt haben wie zu wenig.

Der Einbau dieses WC’s hat sich mehr wie gelohnt!

Ach ja: an den bevorstehenden Messen jeden Händler fragen, ob er die Möglichkeit hat, eine Trenntoilette einzubauen. Die haben immer noch nicht begriffen, dass das eine gute Lösung sein kann.

Auf deutschen Autobahnen 31.8.2019

Wir sind selten in Deutschland so entspannt wie heute gereist.

Während Anita vormittags noch bei der Arbeit ist, packe ich unser sieben Sachen ins Womo und hoffe irgendwie, dass ich nichts vergesse, schliesslich wollen wir ja zum Caravan Salon in Düsseldorf. Komisch, dass ich nicht mal eine Stunde brauche für alles und dann schon reisebereit bin. Was habe ich wohl vergessen?

Plan ist, dass wir etwa um 12:30 Uhr wegfahren können, was wir dann auch fast schaffen. Ein paar Minuten später wird’s aber schon. Wir wollen am Sonntagabend in Düsseldorf ankommen und für heute habe ich den Stellplatz in Andernach direkt am Rhein herausgeschrieben (das ist etwa zwei Fahrstunden vor Düsseldorf). Nicht wegen dem Stellplatz, aber hier in Andernach soll es den weltweit höchsten Kaltwassergeysir geben. Den Tipp habe ich übrigens von einer Blogleserin bekommen (ihr seid einfach toll!). Aber vom Geysir kommt dann morgen mehr, heute fahren wir ja nur.

Die Reise geht beim Start schon dem Rhein entlang bis Diepoldsau, dort im Verkehrschaos zwischen all den Schweizer Einkaufstouristen nach Österreich und dann schnell an «meine» Tankstelle den Dieseltank füllen, bevor es auf die Autobahn geht. Aber einfach so schnell geht es heute nicht. Die Tankstelle liegt direkt an einem Kreisel und kann von zwei Seiten angefahren werden. Dadurch gibt es im Verkehr in riesen Chaos, wir fahren natürlich immer rechts in die Tankstelle, dann müssen wir nämlich die Strasse nicht überqueren und haben so keine Mühe, uns in den Verkehr einzufädeln. Die meisten merken dies aber nicht und fahren zuerst bei der Einfahrt über die Strasse und dann bei der Ausfahrt auch nochmals. Und in diesem heutigen Samstagstau ein ziemlich hoffnungsloses unterfange, wenn man das Chaos an der Tankstelle endlich überwunden hat. Von vorn und hinten stehen die Fahrtzeuge gegeneinander an den Säulen und als dann noch ein grosser Reisebus und unser Knutschi vom günstigen Diesel profitieren wollen, ist das Chaos perfekt. Aber bis ich getankt und bezahlt habe, können wenigstens wir problemlos rausfahren. Für 43 Rappen Einsparung pro Liter bei 80 Liter (34.40 CHF Einsparung gegenüber der Schweiz) nehmen wir den Umweg von 400m gerne in Kauf…

Durch das Verkehrschaos eher belustigt, fahren wir danach durch Österreich nach Deutschland und dort alles Autobahn über Stuttgart nach Koblenz bis nach Andernach. Ausser zweimal etwas Stau geht alles tiptopp, Schlager und Oldi laufen auf den deutschen Radiosendern, nur gestört durch die neuen Zwischenresultate der Bundesliga, der 2. und 3. Liga und dann auch noch Frauenfussball. Haben die hier keinen anderen Sport?

Egal, wir kommen bei schönstem Wetter gegen 20 Uhr auf dem grossen Stellplatzdirekt am Rhein an und es gibt gerade noch drei freie Plätze, Wir schnappen uns einen ohne Strom, wahrscheinlich sind dann nachfolgende froh, wenn sie eine Säule in der Nähe haben. Die Chefin kommt sofort auf uns zu und fragt, ob sie die 8 € gleich einkassieren darf. Klar doch und dann gibt sie uns noch viele Tipps für das Städtchen hier, einfach sehr gastfreundlich.

Bei bester Laune machen wir noch einen kurzen Spaziergang und freuen uns morgen auf die Besichtigung des Städtchen und des Geysirs.

Bis jetzt läuft alles am Schnürchen, wir fuhren 600km und trotz den Befürchtungen, haben wir noch nichts Wichtiges zu Hause liegen lassen.

Ach ja, wir stehen jetzt beim Rheinkilometer 614, die Zählung beginnt aber in Kónstanz, daher kommen noch 45km für den Rhein von unserem Haus bis zum Bodensee und 41km für den See dazu, also sind wir heute auf den Punkt genau 700km Rhein abgefahren...

Übernachtung

Andernach - Am Rheinufer****
Stellplatz Koordinaten: 50.44164,7.409247
N 50° 26' 29.9"  E 7° 24' 33.3"
letzter Besuch: 8.2019

Kaltwasser-Geysir Andernach 1.9.2019

Der weltweite höchste Kaltwasser Geysir schiesst in Deutschland in die Höhe.

Vom Stellplatz am Rhein sind es gerade mal ein paar 100m bis zum Besucherzentrum ebenfalls an den Ufern des Rheins. Ab diesem Zentrum fährt 4x täglich ein Schiff 15 Minuten zur Anlegestelle des Geysirs, dort müssen ca. 250m zu Fuss zurückgelegt werden, dann erlebt man den ca. 10 minütigen Ausbruch des Geysirs mit und fährt danach mit dem Schiff wieder zurück.

der Geysir in voller Pracht

Tickets buchen

Die Tickets sollte man vorher per Internet reservieren lassen. Während der Saison und an Wochenenden ist die Fahrt vielfach vorher schon ausgebucht. Die Tickets reserviert man nur, bezahlen muss man dann bei Abholung im Besucherzentrum.

eines der Experimente

Besucherzentrum

Es wird empfohlen, 90 Minuten vor Abfahrt des Schiffes im Besucherzentrum zu sein, um genügend Zeit zu haben. Aus unserer Sicht reichen 90 Minuten vollkommen, wir waren in einer Stunde durch. Das Zentrum ist sehr liebevoll mit vielen Details gemacht. Nachdem man die Tickets in der Hand hält (15 € pro Person) kommt man zu einem Lift, der die Besucher in ein 4000m tiefes Bergwerk bringt. Sehr cool gemacht, aber Gerüchte sagen, dass man mit dem Lift nur ins zweite Stockwerk hoch gelangt, aber eben, es sind nur Gerüchte. Ist man in den 4000m Tiefe, folgt man einem Kohlenstoffdioxid-Bläschen bis an die Erdoberfläche. Eigentlich alles sehr gut und interessant gestaltet. Aber nun zum Eigentlich: Es gibt ausführliche Infotafeln, kurze Videosequenzen und Experimente zum Ausprobieren, auch sehr kinderfreundlich. Aber da beisst sich die Schlange in den Schwanz: wenn so auf Kinder Rücksicht genommen werden, sind die Erklärungstafeln viel zu viel zum Lesen. Und die Experimente sind dann von den Kindern belegt und zeigen einfach so vom Hinschauen den Zusammenhang mit dem Geysir nicht auf den ersten Blick. Zudem sind alle Besucher 90 Minuten vor Abfahrt des Schiffs dort und demzufolge wollen auch alle gleichzeitig den Museumsrundgang besuchen. Staus, kein Platz zum Lesen etc, sind vorprogrammiert. Den ganzen Rundgang schön in Ruhe alles lesen, ausprobieren und zuhören liegt also nicht drin. Nach dem Besuch des Besucherzentrums wussten wir echt noch nicht, wie dieser Geysir eigentlich funktioniert, auch wenn es einige Modelle hatte, die versuchten, uns dies zu erklären. Auf der Webseite haben wir irgendwie viel mehr erfahren, und vor allem schön in Ruhe.

Ausbruch Kaltwasser Geysir

Mit dem Schiff fährt man danach 15 Minuten zur Anlegestelle «Namedyer Werth» wo man den kurzen Fussmarsch zum Geysir macht. Kaum haben alle Besucher einen Platz eingenommen, beginnt der Geysir zuerst klein und dann immer grösser Wasser zu spucken. Das Prinzip einfach erklärt: das kohlensäurige Wasser sammelt sich in 400m Tiefe und wann denn der Druck und die Kohlensäurekonzentration zu gross wird, steigen die Blasen durch das Bohrloch empor, der Druck vermindert sich und dadurch lösen sich immer mehr Blasen, so dass das Wasser über den Blasen zum Loch herausgeschossen wird. Der Geysir fängt also klein an, wird immer grösser bis er ca. nach zwei Minuten die eindrückliche Höhe von ca. 60m erreicht und spuckt dann noch weitere 6 Minuten Wasser in die Höhe. Danach ist der Spuk vorbei und man marschiert wieder zurück zum Schiff.

am Ausklingen

Je nach Wind kann man dann ganz schön feucht kriegen (siehe Video ca. nach einer Minute) und man muss etwas aufpassen, das Wasser ist zwar kalt, aber sehr salz- und mineralhaltig, nicht ideal für Fotoapparate und dergleichen.

Den Geysir kann man nur so besuchen und hat keine Möglichkeit, es auf eigene Faust zu machen.

Schifffahrt

Man muss sich bewusst sein, dass jede Person auf dem Schiff nur dort ist, weil er den Geysir sehen will. Ist aber gut organisiert und man kann auf Hin- und Rückfahrt die Zeit für ein Caffè oder einen Snack geniessen. Die Preise sind sehr human.

Ein Geysir im Labor

Städtchen

Das Städtchen ist romantisch und hat noch andere Sehenswürdigkeiten, einen Stadtrundgang lohnt sich allemal. Bei uns hat es leider geregnet, darum haben wir keine tollen Fotos vom Städtchen.

Stellplatz

Ist natürlich top, dass es direkt am Rhein einen so grossen Stellplatz hat. Allerdings gibt es natürlich immer Camper der ersten Reihe, die etwas länger bleiben. Für die erste Reihe muss man also Glück haben. Der Stellplatz liegt am Rande des Städtchens, von daher super gelegen und eine ganz freundliche Stellplatzbetreiberin. Nichts zu meckern, auch der Preis von 8 € ist sehr fair, aber Jetzt Ende August an einem Samstag Abend hatten wir echt Glück, noch einen Platz zu kriegen.

Fazit

Das Städtchen am Rhein und der Stellplatz direkt an dessen Ufer ist selber schon ein Besuch wert. Nur wegen dem Geysir würde ich nicht nochmals hierherfahren, aber wenn man sowieso hier ist, sollte man den weltweit höchsten Kaltwasser-Geysir schon auch besuchen. Aber einmal reicht, ein zweites Mal, na ja, für Hobby-Geologen vielleicht interessant…

Danach

Sind wir noch ohne weitern Verkehr nach Düsseldorf an den Caravan Salon gefahren, wo wir gut ankamen, davon dann morgen mehr.


Externe Links

Übernachtung

Düsseldorf - Messeparkplatz***
Stellplatz Koordinaten: 51.26930,6.723057
N 51° 16' 9.5"  E 6° 43' 23"
letzter Besuch: 9.2019

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