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Finnland 2018
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Reisebericht

Marokko nervt manchmal 15.11.2018

Heute war alles irgendwie zu viel: zu viele km, zu viele Baustellen, zu viele Kristallverkäufer.

Atlasgebirge

Anita und ich sind erledigt, total. Es ist jetzt hier 18 Uhr, stockdunkel, wir tragen schon unsere Pyjamas und haben uns in unserem Knutschi blicksicher eingeschlossen. Wir wollen einfach nur noch unsere Ruhe!

Es begann schon in der Nacht, dauernd viele Hunde die bellen und jaulen, keine Ahnung von wo die herkommen. Bis jetzt fiel uns das noch nie auf, diese Nacht aber nervte es ganz gewaltig.

Morgens dann wieder strahlender Sonnenschein und wir gute Laune, Ent- und Versorgen, Frischwassertank wieder voll. Und wir fahren Richtung Hoher Atlas auf einer kleinen Bergstrasse. Wieder sind wir überwältigt von der Natur und den Ausblicken hinter jeder Kurve. Es ist einfach so unglaublich schön und friedlich, kein Verkehr, freundliche winkende Leute am Strassenrand und hin und wieder ein vollbeladener Eselskarren.

Wir durchqueren erstaunlich viele Bergdörfer, völlig abgelegen und klein. Und da ist es auch nicht verwunderlich, dass es weder eine Tankstelle hat (wir brauchen heute irgendwo noch Diesel) noch einen Bancomaten (auch Bargeld brauchen wir dringend). Alles auch noch nicht beunruhigend.

unterwegs

Dann nach zwei Stunden traumhafter Fahrt stehen wir an der Kreuzung der Haupstrasse Marakkesch- Ouarzazate, der grössten Strasse quer durch das Atlas-Gebirge. Während wir an der Kreuzung stehen kommt ein alter (mindestens so sah er aus) Berber an unser Womo und will uns einen Kristall verkaufen. Wir haben kein Interesse, aber diese Kristalle sind schon unheimlich schön… Aber weil wir kein Interesse haben, fällt und fällt der Preis, und als er dann nur noch 100Dhm (10 €) beträgt, schlage ich doch zu. So, nun ist auch unser fast letztes Geld noch weg.

Aber wir biegen auf die Hauptstrasse Richtung Marakkesch ab und sind seit sehr langem wiedermal im Verkehr. Die Strasse führt berghoch und bergab, ziemlich schön die ersten 20km. Aber keine Tankstelle, keinen Bancomaten. Und dann beginnt die Baustelle. Und das nervt in Marokko! Die können keine normale Baustelle machen, sondern reissen mal auf 60km den gesamten Belag weg und bauen alle Brücken gleichzeitig neu. Aber überall gleich weit, nirgends fertig, überall Schlaglöcher, mit überladenen Lastwagen die mit 20 den Berg hoch schnaufen und noch langsamer bergrunter. Wie wäre es, wenn die Baustelle auf 5km länge beschränkt wäre, dann aber alle dort am Arbeiten sind und das Stück fertig machen und dann den nächsten Abschnitt beginnen? Nein, die beginnen lieber grad alles miteinander…

Und weder eine Tankstelle noch einen Bancomaten…

Die Hauptstrasse durch den Hohen Atlas

Und dann wäre ich gerne die P2016 gefahren, 70km und zwei Stunden durch die Berge. Keine Ahnung ob wir dort durchkommen, aber ganz sicher hat es auf diesem Weg weder Tankstelle noch Bancomaten und ohne Geld dort durch, will ich nicht wagen. Der Diesel wird zwar reichen, aber man weiss ja nie, wenn man wieder drehen müsste.

Also fahren wir sicherheitshalber weiter Richtung Marakkesch. Und dann endlich, endlich eine Afrique Tankstelle. Sind das nicht die, wo man nicht mit Kreditkarte tanken kann? Wir halten trotzdem, aber «no card». In diesem Moment nervt Marokko! Die grösste Hauptstrasse mit am meisten Verkehr aber keine Tankstelle, die Kreditkarten akzeptiert. Aber wir hätten es wissen müssen…

Also weiter Richtung Marakkesch. Und dann endlich viel weiter, eine Tankstelle mit Kreditkarte. Immerhin. Wir lassen voll tanken und beim Bezahlen sehe ich meine erste Gefriertruhe in Marokko mit Glaces. Natürlich kann ich nicht widerstehen und kaufe zwei. Allerdings muss der Tankwart die Gefriertruhe erst mit einem Schlüssel aufschliessen.

Zurück im Knutschi bessert sich die Laune, Tank voller Diesel und zwei Glaces in der Hand. Allerdings, die Glaces kann man nicht wirklich essen, uralt und nicht mal richtig kalt. Ich hätte es wissen müssen, Marokkop nervt schon wieder…

eine der vielen Brückenumfahrungen

Wir fahren weiter bis nach Ait Ourir, einer ziemlich grossen Stadt. Unser einziges Ziel: ein Bancomat für Cash! Das geht dann dort auch problemlos und wir fühlen uns wieder etwas besser mit einem vollen Portemonnaie. Im nächsten kleinen Ort kaufen wir dann 3,7kg Gemüse für 37 Dhm und drei Brote für 6 Dhm (immer durch 10 teilen, dann bekommt man den Euro-Preis). Unser Geld hätte also schon noch eine Weile gereicht.

Aber nun sind wir immer noch 129km von unserem Tagesziel entfernt und das zieht und zieht und zieht sich… Dann endlich kommen wir ziemlich erledigt bei den Cascades d’Ouzoud an. Irgendwo rechts gibt es nach Karte einen Campingplatz. Haufenweise Parkplatzeinweise wollen uns auf ihren Parkplatz locken und winken wie verrückt. Ich fahre zum allerhintersten, der auch von weitem wie verrückt winkt und folge ihm. Er verscheucht mal alle Touristen vor uns aus dem Weg, denn wir fahren quasi durch die enge Fussgängerzone. Ich werfe dem Platzwärter einen fragenden Blick zu und er nickt nur und winkt weiter, wir sollen ihm folgen. Dann geht es ganz knapp an einem ganz engen Tor vorbei und wir stehen im Grünen, das Rauschen der Wasserfälle im Hintergrund. Wow, wir stehen wohl ganz nahe.

Cascade d'Ouzoud

Aber es ist schon ziemlich spät und ein «Führer» kommt zu uns und erklärt uns, dass wir jetzt noch die Wasserfälle besichtigen sollen, denn es hat nun keine Touristen mehr und wir könnten gute Fotos machen. Wir lassen uns weichklopfen, machen das Führerhonorar ab (wir haben ja wieder Geld jetzt), schnappen unsere Fotoapparate und marschieren, fast rennend, zu den Wasserfällen und ganz hinab (100m Höhenunterschied) schiessen vor dem Eindunkeln die Fotos, danach steigen wir wieder alles hoch, bezahlen den Führer und sind total erledigt im Knutschi.

Einfach zu viele Eindrücke heute, zu viele Kilometer, zu lange Fahrzeit, zu wenig gegessen (allerdings haben wir nicht mal Hunger, so kaputt sind wir) und schnaufen nun in unserem Knutschi erst einmal ganz in Ruhe durch.


Expedition über den Hohen Atlas auf der R307 16.11.2018

Wow, was für ein Tag, was für eine Fahrt und was für Sehenswürdigkeiten.

Wir sind ganz baff und noch sprachlos, was wir heute alles erlebt haben. Das würde alleine schon ein Buch füllen. Aber nun der Reihe nach.

Morgens spazierten wir fast als einzige rund um die Cascade d’Ouzoud. Die Wasserfälle sind echt beeindrucken, viel besser als wir gedacht haben. Diese Wasserfälle bekommen etwas später noch einen separaten Eintrag in unseren Blog

Nach der Besichtigung fahren wir Richtung Süden, durchqueren die lebhafte Stadt Demnate am Fusse des Atlas. Danach beginnt die Strasse zu steigen und kurze Zeit später erreichen wir einen Punkt auf der Landkarte, der Beschriftet mit «pont naturel», natürliche Brücke. Also schnell parkieren, Fotoapparate schnappen und mit einem Fremdenführer einen Rundgang machen. Und Wow, es ist gewaltig! Eine 20m hohe Höhle, die etwa 50m lang ist und durchgehend. Man kann hinten und vorne hinaus. Diese Himmelsbrücke hat nur einen arabischen Namen, den ich leider nicht lesen kann. Es ist aber so beeindruckend hier, so dass auch diese Himmelsbrücke einen eigenen Blogeintrag erhält, aber erst heute späteren Abend.

Danach kommt eine Strecke, auf die ich mich schon lange freue. Die R307 quer durch den Hohen Atlas. Der Fremdenführer fragt noch, ob wir einen vollen Tank haben, es komme keine Tankstelle mehr bis Quarzazate und wir sollen schauen, dass wir vor dem nächsten Regen dort sind, sonst könnte die Strasse unpassierbar werden. Nach Karte sind es 96km durch das Gebirge.

wie im Märchen

Also, wir fahren los und schon beginnt die erste marokkanische Baustelle, eine von denen, wo sie überall beginnen und nirgends fertig machen. Wenig später merken wir dann, dass es gar keine Baustelle ist, sondern die Strasse ist hier einfach so. Manchmal Asphalt, manchmal ist der von 50cm Schutt bedeckt und die Strasse führt einfach darüber und manchmal fehlt einfach der Asphalt, weil der weggespült wurde. Die Strasse ist schmal, aber das kreuzen mit dem sehr seltenen Gegenverkehr kein Problem.

Es geht berghoch über kleine Pässchen, dann wieder in Tälern den Flüssen entlang, immer weiter in die Berge. Die Strasse bleibt unterschiedlich gut, nur die Schlaglöcher kommen mit häufiger Regelmässigkeit. Aber die Gegend ist fantastisch, wie in einem Märchen! Wir machen wie immer ein um den anderen Fotostopp.

90km durch die Berge

Die Strasse wird aber etwas schlechter, die Asphaltabschnitte jeweils immer kürzer aber kein Grund zur Beunruhigen. Dann wieder auf einem Pässchen kommt uns ein riesiges französisches Expeditionsmobil entgegen, 4x4, Achsfreiheit etwa einen Meter, Scheinwerfer, Elchgitter, Seilwinde, Kanister auf dem Dach, so wie man sich so ein Gefährt eben vorstellt. Aber dieser Idiot will irgendwie nicht in s Kies raus fahren, also fahre ich mit meinem Knutschi fast den Abhang hinunter, damit dieser französische Truck vorbei kommt. Dahinter zwei Jeeps 4x4, Pneus breiter wie das gesamte Auto, mit Nummern und Werbung beklebt. Der Hintere hält neben uns, dreht die Scheibe runter und fragt, wohin wir wollen. «Nach Quarzazate» sage ich und denke «du Idiot, die Strasse geht ja nirgends anders hin!» Der Fahrer, ein Franzose, schüttelt den Kopf und zeigt auf unser Knutschi: «Mit diesem Gefährt kommt ihr nicht dahin!» «Warum nicht, wo ist das Problem?» «Zuviel Risiko!» Ich werde stutzig und frage dann ganz höflich, was denn für ein Risiko, wo sind die Gefahren? «Die Strasse ist sehr uneben und mit Schlaglöcher übersäht!» Mann, ist das in Vollpfosten, wir konnten bis anhin auch allerhöchstens im dritten Gang fahren und sind nicht schnell unterwegs. Ich hasse überhebliche Franzosen! Wenn er mich gewarnt hätte, dass Regen kommt und dass es dann zu gefährlich wird wegen Erdrutschen, überspülten Strassen etc, hätte ich im sofort geglaubt und gedreht. Es hat nämlich ziemlich schwarze Wolken und ich habe echt am meisten Angst vor einem richtigen Platzregen, der Erdrutsche auslöst und wenn man dann am falschen Ort ist, gute Nacht. Aber er warnt uns vor Schlaglöcher! Wahrscheinlich haben wir jetzt diesen Möchtegern-Offroadern wieder den Traum gestohlen, weil wir die gleiche Strasse mit unserem Knutschi fahren!

Aber ein mulmiges Gefühl bleibt dennoch im Bauch zurück. Was wird noch kommen? Ist das wirklich nicht passierbar für uns?

Und dann setzt tatsächlich noch Regen ein, aber nur leicht, die Strasse und der Lehm wird rutschig und klebrig. Aber jede Offroadpassage von ein paar 100m schaffen wir eigentlich problemlos und sind danach wieder auf dem Asphalt. Und es kommen einige von diesen Passagen!

In den zu passierenden Dörfern winken uns die Leute und die Kinder immer freundlich zu, ich glaube, es kommen da nicht sooo viele Womos durch. Aber sobald wir in einem Dorf sind, sehen wir auch wieder ein paar Lastwagen oder ein gössere Taxis, die hier sind und die müssen ja auch irgendwie hierher gekommen sein. Also ist die Strasse doch durchgehend. Bei jedem Dorf sind wir wieder etwas ruhiger.

Dann der letzte Aufstieg auf den letzten und hohen Pass hat es dann wirklich noch in sich, wir kommen aber mit unserem Knutschi auch da problemlos hoch. Auf dem Tizi n’Fedrate (keine Ahnung, wie hoch wir sind) sehen wir weit im Süden die Ebene von Quarzazate, links den 3607m hohe, total verschneite J.Anrhomer und eine unglaubliche Aussicht. Die Passhöhe ist übrigens nicht weit unter der Schneegrenze. Aber wir sehen auch noch einen ebenen, grossen Kiesplatz der so einladend ruft: kommt her und übernachtet bei mir! Wir können nicht widerstehen.

Sonnenuntergang auf dem Tizi n’Fedrate

Bis ins Tal schaffen wir es sowiso nicht mehr heute und auch wenn noch ein Gewitter aufziehen würde, hier sind wir vor Felstürzen, Schlammlawinen und übertretenen Bäche sicher.

Anita backt nun noch ein Brot, und ich sichte die viel zu vielen Fotos des heutigen Tages und bin rundherum glücklich. Einfach ein perfekter Tag mit Abenteuer. Und echt, jeder der Nerven und Zeit hat, ist diese Strasse zu empfehlen.

Anita macht den Brotteig auf über 2000m

Momentan hat es draussen 2 Grad, sollte es also regnen, schneit es. Aber ihr könnt beruhigt sein, auf morgen Vormittag ist schönes Wetter angesagt und wir haben Winterpneus drauf! Und sonst warten wir halt, bis der Schnee weg ist.


Übernachtung

Tizi n’Fedrate - Tizi n’Fedrate****
frei

auf der Passhöhe auf einem ebenen Kiesplatz

Koordinaten: 31.34249,-6.916829
N 31° 20' 33"  E -6° 55' 0.6"
letzter Besuch: 11.2018

Die natürliche Brücke von Imi-n-Ifri, das Herz Afrikas 16.11.2018

Ein gewaltiges Naturschauspiel, das man sehr leicht übersehen kann

eine eindrückliche Felsenbrücke

Fährt man mit dem Womo auf diese Kreuzung zu, sieht gar nichts spektakulär aus und man fährt leicht einfach daran vorbei. Es fallen einem höchsten ein paar Leute auf, die auf Touristen warten. Aber die Kreuzung der R307 und R302 liegt auf einer grossen, natürlichen Felsenbrücke, von der Strasse aus nicht einzusehen.

Es lohnt sich also sehr, R302 etwa 100m zu folgen und dann links in einen Parkplatz zu fahren. Man bezahlt 10 Dhm für das parkieren des Womos und dann wird man von Abdoul oder einem anderen Fremdenverkehrsführer in Empfang genommen. Hat es sehr wenige Touristen, lohnt es sich, Abdoul zu engagieren (für die Führung möchte er am liebsten 100 Dhm), da der Weg und das Tor nicht einfach zu finden sind. Abdoul ist nicht aufdringlich und macht seine Sache wirklich gut.

ein natürliches Schwimmnbecken

Sind viele Touristen am rumlaufen, braucht man keinen solchen Führer, dann findet man den Weg auch selber.

Zuerst geht es südlich der Strasse ein kleines Weglein steil bergrunter und dann wird man sich erst bewusst, was für ein gewaltiges Naturspektakel sich hier bietet. Es ist eine riesige Höhle, ca. 20m hoch und 50m lang. Oben über der Höhle auf dem Felsen ist die Strassenkreuzung…

Man muss etwas klettern, dazwischen hat es Treppen, als Schuhwerk sind Adiletten oder Sandalen nicht wirklich perfekt, Turnschuhe sollten es schon sein. Aber der Weg ist sehr eindrücklich, die Fotos geben dieses Spektakel nicht wirklich wieder.

Grössenverhältnis: links unten steht ein Mann

Auf der nördlichen Seite gibt es zwei grosse Quellen, eine mit Süsswasser, eine mit etwas salzigem Wasser. Die Quelle mit dem salzigen Wasser wird für die Bewässerung der Plantagen gebraucht, angeblich spriessen mit diesem Wasser die Pflanzen besser und es sollen schon kranke Leute damit geheilt worden sein. Alleine findet man diese Quellen eher nicht, da ist der Führer schon hilfreich.

Steht man unter dem Tor und blickt Richtung norden, sieht der Ausgang mit dem Himmel im Hintergrund aus wie der Kontinent Afrika. Die Einheimischen nennen diesen Ausblick "das Herz Afrikas".

das Herz Afrikas

Alles in allem ist es ein unbedingtes Muss, diesen Ort zu besuchen, wenn man irgendwo in der Gegend ist. Wir waren wirklich sehr, sehr beeindruckt, auch die Einheimischen waren überhaupt nicht aufdringlich.

Unser Tipp: unbedingt besuchen und etwa 1 Stunde Zeit einrechnen.

Google Koordinaten: 31.724048, -6.971717

fünf Vogelarten leben unter der Brücke


Cascade d’Ouzou - Wasserfälle von Ouzoud 17.11.2018

Einige Tipps für den Besuch dieser Naturlandschaft

Vorweg: der Besuch der 110m hohen Wasserfälle lohnt sich, auch wenn ich als Schweizer, der schon viele Wasserfälle gesehen hat, zuerst etwas skeptisch war. Die Anfahrt mit dem Wohnmobil gestaltet sich unproblematisch, die Strassen sind gut und es hat wenig Verkehr.

Kommt man dann in die Ortschaft Ouzoud (übersetzt von der Berbersprache:Oliven) muss man rechts um einen grossen Kreisel fahren und danach stehen «Parkplatzeinweiser» die die Wohnmobilfahrer auf ihren eigenen Campingplatz locken wollen. Gleich zu Beginn rechts ist der Camping Amalou, problemlos zu erreichen und auch schön gelegen. 200m weiter vorne, beim allerletzten Platzeinweiser gibt es nochmals ein schön ruhiger Platz praktisch auf den Wasserfällen drauf. Da muss man allerdings durch die engen Gassen fahren und streift auch ein paar Äste eines Olivenbaums. Es geht problemlos mit unserem 7.50m Gefährt, ist allerdings knapp. Mit einem grösseren Gefährt unbedingt den ersten Camping nehmen. Preis für eine Übernachtung im Wohnmobil 50 Dhm, auf dem Schild steht zwar 30Dhm, aber das zählt nur beim Parken nicht beim Campieren ;-)

Die Fälle von oben

Vom Ort aus gibt es einen Rundweg 100m hinab zum Fusse der Wasserfälle, dann 10m Bootstour über das Wasser (20 Dhm pro Person) und auf der anderen Seite wieder hinauf. In Fliess- und Anfahrtsrichtung rechts durch das Dorf zwischen Souverniershops hinunter kann man getrost auf einen sich anbietenden «Fremdenverkehrsführer» verzichten, da sie auch überaus teuer sind und als Mindestangebot 200 Dhm akzeptieren (kann aber täglich verschieden sein). Will man auf der rechten Seite zuerst runter, ist der Einstieg etwas schwieriger zu finden.

Also zuerst links an Marktständen und vielen kleinen Restaurants vorbei dem guten Weg und über Treppen immer weiter hinunter. Zwischendurch kommt eine Aussichtsplattform, wo man wirklich einen schönen Überblick auf halber Höhe über die imposanten Wasserfälle hat.

auf der Aussichtsplattform

Dann immer weiter hinunter, bis man am Fusse des Flusses ankommt. Man muss etwas über die grossen Felsen klettern, damit man den Wasserfall gut im Bild hat. Leider fallen die Wasserfälle gegen Norden und so steht für tolle Fotos die Sonne nicht ideal, die Wasserfälle im Schatten und der Himmel viel zu hell (ausser im Hochsommer). Kann man aber nicht ändern.

Danach muss man mit kleinen Fähren die 10m über das Wasser fahren. Die Brücke habe es letztes Jahr bei einem Hochwasser fortgeschwemmt und darum habe man jetzt die provisorischen Schiffe hier. Das ist aber Berberlatain, denn mit den Schiffen lässt sich ein grösseres Geschäft machen wie mit einer Brücke.

Auf der anderen Seite geht es dann durch einen Olivenhein wieder ganz hoch. Oben warten dann zum Teil schon auch frei lebende Berberaffen und betteln die Besucher um Nahrung an. Bitte nur Früchte füttern und kein Brot und andere behandelte Lebensmittel (hält sich zwar keiner dran, aber die Einheimischen bitten darum).

der Weg rechts

Die gesamte Tour dauert vielleicht eine Stunde wenn man es gemütlich nimmt. Man ist auch nicht gezwungen, unten über den Fluss überzusetzen, man kann auch problemlos wieder auf der gleichen Seite hoch gehen.

der Weg links hinunter

Es gibt auch noch eine grössere Runde von rund 3 Stunden, die wir aber nicht gemacht haben und darum auch nichts schreiben können.

Nachmittags nach 16 Uhr und morgens bis 11 Uhr ist man fast alleine, die Händler haben meistens schon zusammengeräumt, die Busse aus Marrakesch sind schon weg oder noch nicht angekommen. Alles also ziemlich easy. Dazwischen kann in vielen Restaurants gut gegessen werden…


Übernachtung

Ouzou - Cascade d’Ouzou***
Camping

praktisch auf den Wasserfällen, enge Zufahrt

Koordinaten: 32.01475,-6.718570
N 32° 0' 53.1"  E -6° 43' 6.9"
letzter Besuch: 11.2018

Kraftwerk Noor und ein idyllischer Campingplatz 17.11.2018

Wir fahren am weltweit grössten Solarkraftwerk vorbei und dürfen nicht mal fotografieren.

Unsere Aussicht aus dem Womofenster

Die Nacht auf dem Pass verbringen wir im schön kuscheligen Womo, währendessen draussen das Thermometer auf unter Null Grad sinkt. Die Nacht ist aber extrem ruhig, kein einziges Fahrzeug hat die Passhöhe passiert und bis um 11 Uhr, wo wir endlich Richtung Tal hinunterfahren waren gerade mal 5 Fahrzeuge hier oben.

Die Abfahrt ist nun nicht mehr so löchtig wie gestern, die Gegend und die Berge wunderschön, nur die grossen Stromleitungen über den Atlas stören das Bild etwas. Aber es ist auch nicht verwunderlich, im Tal unten bei Ouarzazate steht das grösste Solarbetriebene Kraftwerk weltweit.

immer Stromleitungen im Weg

Noor 1 ist ein Parabolrinnenkraftwerk, das auf einer Fläche von 450 ha errichtet wurde. Die Parabolrinnen erwärmen einen zirkulierenden Wärmeträger dabei von 297C auf 393C. Die Anlage hat einen thermischen Speicher, der die volle Leistung für drei Stunden bereitstellen kann. So kann der Strom nicht nur tagsüber, sondern auch noch bis zu drei Stunden nach Sonnenuntergang erzeugt werden, dann ist der Stromverbrauch in Marokko am höchsten.

Und da wir an diesem Kraftwerk vorbeifahren (die Solarpanels sind auf einer Fläche von 2 x 1.5km aufgestellt) wäre eine Besichtigung doch gerade recht. Von der Hauptstrasse führt die schönste und breiteste Strasse direkt zum Kraftwerk, allerdings steht da ein grosses Schild, dass diese Strasse nur für Berechtigte ist. Sind wir nun berechtigt oder nicht? Wir spielen die Unwissenden und fahren die drei Kilometer frech bis vor das Tor. Dort frage ich, ob es eine Möglichkeit gibt, dieses Kraftwerk zu besichtigen. Ein Beamter schüttelt den Kopf und gibt freundlich zu erkennen, dass für die gesamte Zone der Zutritt verboten ist. Mist, aber ich habe es mir schon gedacht, hier in Marokko hat die Sicherheit irgendwie eine andere Bedeutung wie bei uns. Der Beamte sagt dann aber von sich aus, wenn ich ein Foto machen wolle, könne ich es von hier aus tun. Dankbar nehme ich den Fotoapparat in die Hand und trete vor das Tor. Aber da beginnt ein anderer Beamte im Wachhäuschen wild mit den Armen zu fuchteln und gibt zu verstehen, auch fotografieren ist verboten. Der erste Beamte entschuldigt sich und sagt, der Sicherheitschef habe eben zu verstehen gegeben, dass ich nicht fotografieren dürfe.

Kraftwerk Noor aus der Ferne

Schade, nicht mal ein Foto gibt es. Dabei wäre das doch eines der Vorzeigeprojekte von Marokko. Das Kraftwerk soll im Endausbau 580 MW Leistung mit der Sonnenkraft bringen (AKW Beznau 1 : 380 MW).

Dann fahren wir halt weiter über nun schöne, breite und ohne Schlaglöcher-Strassen, bis wir in Agzd sind. Dort hat uns Abdou einen Campingplatz empfohlen, der von einem seiner Freunde geführt wird.. Selbstverständlich hören wir auf seinen Tipp, der auch hier goldrichtig ist.

unterwegs

Irgendwo im Niemandsland ein wunderschöne, grüne Oase, mit wunderschönen Feldern und Dattelpalmen. Und wir stehen nun mit dem Womo mittendrin. Said macht uns eine Führung im Gebäude, dass sie nun grad vollständig renovieren. Er kann vier Gästezimmer anbieten, Restaurant, Küche und echt ganz tolle Sanitärräume mit Duschen, funktionierenden Wc’s, und alles ganz lieblich gemacht. Alles schön aufgeräumt und nirgends auch nur eine Pet-Flasche Abfall, gar nicht Marokko üblich…

Wir geniessen den Aufenthalt im Grünen, machen mit unseren «Berg»-Adiletten noch einen kleinen Spaziergang und beginnen dann wieder einmal eine feine Tajine zu kochen.

Anita mit den Wanderadiletten und Whyskas vom Campingplatz

Dazwischen kommt dann noch die Frau von Said und wie es sich herausstellt, eine geborene Französin. Und sie freut sich riesig, dass wir merken, dass hier alles sauber ist. Das sei nämlich ihre Aufgabe und sie versuche den Marokkanern schon lange beizubringen, dass man Abfall nicht einfach wegwirft, sondern richtig entsorgt. Das sei aber ein schwieriges Unterfangen, hier im Dorf hätten sie es nun langsam geschnallt. Bei der ersten Putzaktion in und ums Dorf (10 Wohnhäuser) habe die Bewohner schlussendlich ganze 12 Lastwagenladungen Abfall abgeführt… Und jetzt dürfen diese Leute hier auf der Anlage die 10 Hektaren zusammen mit Said bewirtschaften, Weizen, Dattelpalmen, Melonen, Tierfutter und noch andere Gemüse, das ich leider nicht verstanden habe. Said stelle Wasser, Strom und die Werkzeuge zur Verfügung, die Dorfleute dürfen hier alles bewirtschaften und bei der Ernte gehöre eine Hälfte Said und die andere Hälfte der Bevölkerung. Alle seien so glücklich und sie, die Frau, müsse nicht auf dem Feld arbeiten und könne sich um den Camping und das Haus kümmern.


Übernachtung

Agdz - Tansifte****
Camping

im grünen, schöne Sanitärräume

Koordinaten: 30.68350,-6.472400
N 30° 41' 0.6"  E -6° 28' 20.6"
letzter Besuch: 11.2018

Das Adiletten-Problem 18.11.2018

Zwischenbilanz aus der jetzigen Marokko-Reise

Klebeadiletten

Man stellt sich im Vorfeld einer Reise ja auf irgend etwas ein: auf eine super schöne Gegend, auf Probleme mit aufsässigen Händlern, wenig Verkehr oder viele Schlaglöcher. Entweder treten diese Dinge ja dann auch ein, weil man sie herbeisehnt, oder es kommt ganz anders. Wir reisen jetzt zum zweiten Mal nach Marokko und bei Zweitreisen ist das immer so eine Sache, wird es gleich schön wie letztes Mal, sind wir danach enttäuscht? Denn schöner wie letztes Mal kann es ja nicht werden.

Aber jetzt stehen wir vor einem Problem und das hat mit meinen Adiletten zu tun. Nicht mit den Wanderadiletten (da wir schon Fotos von Bergspitzen in Adiletten gepostet haben, gaben unsere Leser diesen Namen vor), nein sondern mit den Klebeadiletten. Läuft man in einer Oase in dieser Jahreszeit umher, liegen überreife Datteln am Boden. Und ich sage euch, tritt man auf so eine Dattel, die klebt danach an der Sohle so fest, die kannst du nicht einfach abschütteln, nein, die muss man mit Messer abkratzen und mit Wasser waschen. Dass man dies nicht immer grad sofort macht, ist ja klar, aber dann klebt schon die zweite Dattel an…

die fiesen kleinen, stacheligen Dinger

Und das fiese kommt erst jetzt, nämlich das zweite Problem: es gibt so fiese kleine Unkräuter, die haben so kleine Kugeln mit extrem starken Stacheln dran. Die bohren sich wie Stahlspitzen in die Sohlen, gehen aber nicht weit rein, und betritt man dann mit so einem Schuh voll Spitzkugeln das Womo, fallen sie ab und verteilen sich im Womo. Zieht man dann die Schuhe aus und läuft barfuss, schreit man sofort auf, denn diese Dinger bohren sich dann in die Fusssohlen. In Kombination mit den festklebenden überreifen, flachgedrückten Datteln eine tödliche Kombination. Meint man nun, das sei alles, vergisst man die Blätter eines anderen Unkrautes, das flach auf dem Boden wächst. Auch dessen Namen weiss ich nicht, aber die eigenschafften der Blätter: diese haben so ganz kleine Borsten, die noch kleinere Widerhacken haben und sich überall festhalten. Tritt man nun in Socken und Adiletten auf so ein Pflänzchen, und kommt zum Womo zurück, sind die Socken grün, egal wie sie vorher ausgesehen haben. Überall festklebende Blätter! Und die sind so weich, dass man sie echt nicht mehr von den Socken losbringt, sie zerbrechen in 1000 Stücken, die man dann einzeln aus der Wolle ziehen muss. Und da die Widerhäckchen so klein sind, bringt man sie auch nicht mehr von den Händen weg. Ich sage euch, ein purer Alptraum, in einer Oase umher zu laufen.

Und das allerfiese, all diese Gegner scheinen es nur auf Männer abzusehen. Warum meine Anita davon nie betroffen ist, ist mir ein völliges Rätsel.

Ich sage euch, Marokko ist ein wahrer Alptraum, besser nicht hierher reisen…

Ach ja, Ouarzazate ist eine der Gegenden, die auf der Welt am meisten Sonnenstunden hat, darum wurde das riesige Kraftwerk von Gestern hierher gebaut. Aber wisst ihr was: heute regnet es auf unser Womodach! 


Unterwegs zu Freunden 18.11.2018

Wir nähern uns wieder dem Sand und er uns

Turbanwetter

Wir verabschieden uns von Said und Corinne auf dem Camping Tansifte und wollen wieder direkt in den Süden nach Mhamid zu unseren Freunden fahren. Wir haben dort noch etwas zu besprechen. Da es nicht wirklich viele Kilometer sind und wir die Strecke schon kennen, können wir auf den guten Strassen praktisch durchrasen. Unterwegs kaufen wir noch frische Datteln im Draa Tal, die Dattelernte ist in den allerletzten Zügen und die überall zu kaufenden Datteln also so richtig frisch.

Dattelverkäufer

Eingangs Zagora sehen wir dann an einem Kreisel ein Werbeplakat eines Radrennens, das interessiert mich natürlich sofort. Allerdings lesen und etwas verstehen kann ich absolut nichts, das einzige das wir verstehen, es findet irgendwann im Jahre 2018 statt…

Zagora mit Werbung für ein Radrennen

Aber auch in Zagora halten wir nicht, fahren einfach durch und erst auf dem letzten Hügelzug, dort wo der Berg wie eine Tajine steht, halten wir danach kurz bei den Hinweisetafeln zur Wüste. Nochmals ein Foto und dann weiter Richtung Sand. Oder der Sand Richtung zu uns. Es beginnt zu winden und kurze Zeit später sind wir wieder in einem Sandsturm, der auch nicht nachlässt, als wir auf dem Campingplatz La Boussole in Mhamid eintreffen.

Die Wüste beginnt

Sofort begrüssen uns Khalifa und Abdou ganz herzlich und laden uns zu einem Tee ein. Wir besprechen auch das weitere Vorgehen betreffend Brunnen und Solarpumpe. Die beiden haben eine riesige Freude, dass die Spendenaktion schon 2910 Fr. eingebracht hat nur noch 440 Fr. fehlen für ihre Solarpumpe. Sie können es fast nicht glauben, dass sie jetzt schon die Pumpe bestellen und den Auftrag vergeben dürfen. Sie machen uns aber auch klar, dass sie nicht einfach so diese Spende annehmen können. Bei den Berbern werde nicht geschenkt, sondern nur getauscht und sie wollen allen Leuten, die gespendet haben, dafür eine (oder zwei oder drei) Übernachtung auf dem Campingplatz eintauschen. Wir machen ihnen dann klar, dass es auch Leute gibt, die nur 20.- gespendet haben und es sich nicht lohnt, diesen die Übernachtung zu schenken. Keine Chance, sie bleiben dabei, jeder der gespendet hat, kann hier gratis übernachten und die, die etwas mehr gespendet haben, werden zu ihnen heim eingeladen und ihre Mutter bekocht dann diese Gäste.

Sandsturm

Und falls übrigens mehr Geld als benötigt zusammen kommt, werden sie auch zwei Duschen für die Gäste bauen können, denn Wasser und eine funktionierende Pumpe haben sie ja dann.

Ach ja, und wohin ich das Geld überweisen kann, ist immer noch nicht klar. Der Campingplatz hat zwar ein Bankkonto, aber die IBAN Nr. für eine internationale Überweisung haben wir immer noch nicht herausgefunden. Bei unserem letzten Besuch der Bank hat mir ja niemand Auskunft gegeben, jetzt ist auch der Grund klar: die Bank hatte Stromausfall und nichts ging mehr! Und heute war sie geschlossen, als wir nochmals stoppen wollten. (Abdou wird morgen extra wieder mit dem Taxi nach Zagora zur Bank fahren und nochmals nachfragen, ein Weg 95km und mit dem Sammeltaxi 45 Dhm (4.50€)….


Externe Links

Übernachtung

Mhamid - La Boussoule***
Stellplatz

letzter Platz vor der Sahara, rundum nur noch Wüste

Koordinaten: 29.82855,-5.732619
N 29° 49' 42.8"  E -5° 43' 57.4"
letzter Besuch: 11.2017

Einladungen 19.11.2018

Wir sind heute grad zweimal im Mhamid privat eingeladen

Bei Abdou zu Hause

Eigentlich wollte ich heute über ein ganz anderes Thema schreiben, das heisst, ich habe es schon geschrieben, nur noch nicht veröffentlicht. Wie vielfach hier, kommt wieder etwas dazwischen.

Montagnachmittag ab 16 Uhr ist hier in Mhamid Markt, nicht der normale Gemüsemarkt, sondern Kleider, Küchenutensilien, kleine Küken etc, also vor allem der Markt der Frauen und Kinder.

Wir schauen die Waren an, werden von Kindern und Frauen angelächelt und dann auch von Larbi, einem jungen Marokkaner. Wir werden von ihm auf einen Tee eingeladen und er erklärt uns noch auf dem Markt, dass er ein Guesthouse hat und dies auf couchsurfin.com ausgeschrieben hat. Er zeigt uns auf seinem zersplitterten Tablet seine Kundenrezensionen. Zum einen haben wir Durst und zum andern nimmt es uns doch Wunder, wohin er uns führen wird.

Das Schlafzimmer von Larbi zur Vermietung

Wir spazieren mit ihm durch zwei Strassen, dann sperrt er eine alte, verrostete Türe auf uns führt uns in sein Wohnzimmer. Mit ganzem Stolz zeigt er uns auch sein Schlafzimmer, wo Gäste aus aller Welt bei ihm gratis übernachten können. Wenn er Gäste habe, schlafe er dann in der Küche. Allerdings hat er in seiner Wohnung keinen Strom und Licht macht er mit Kerzen.

Er himmelt Anita so lange an und fragt, wie viele Kamele ich für sie will, bis es mir langsam unheimlich wird. Klar, er macht nur Scherze, aber dennoch….

Anita mit ihrem neuen Verehrer

Danach bin ich wieder froh, als wir uns verabschieden und wir wieder Richtung Campingplatz marschieren. Kaum kommen wir da an, wartet Abdou in einem Taxi und entführt uns zu sich nach Hause. Wir seien heute Abend seine Gäste. Bei ihm zu Hause angekommen, etwa 400m vom Campingplatz entfernt, betreten wir sein Haus in einen grösseren Raum, müssen dann die Schuhe ausziehen und dürfen die Stube betreten, wo seine Mutter wartet. Der Raum ist sehr karg eingerichtet, eigentlich nur Teppiche am Boden, zwei niedrige Tischchen und ein paar Kissen.

Wir setzen uns auf die Kissen an einem der Tischchen und dann wird Tee serviert. Danach kommt noch eine junge Frau und auch der Taxifahrer als Gäste zu uns. Irgendwie sind da alle miteinander verwandt und auch eingeladen. Alle essen mit, nur die Frau von Abdou und seine Mutter nicht, die müssen kochen und servieren.

Zuerst gibt es Tee, danach Fleischspiesschen mit Brot und feinen Crèpe ähnlichen Teigfladen. Es wird arabisch gesprochen und mit Händen und Füssen. Danach wird ein Wasserkrug herumgereicht, wo alle ihre Hände waschen und dann wird eine grosse Schale Reis mit Fleisch und Gemüse serviert, worin fünf Löffel stecken. Daraus wird nun gemeinsam gegessen. Als ich Abdou frage, was für Fleisch das ist, antwortet er mit der Gegenfrage: Was wir denn gerne für Fleisch hätten? Ich lasse es also und wir wissen bis jetzt nicht, was es genau war, aber es war ganz gut.

unser Abendessen

Kurz darauf wird noch eine Schale mit Früchten serviert und wir essen marokkanische Banane, Mandarine und Äpfel. Kaum haben wir den letzten Bissen runtergeschluckt, sagt Abdou, wir sollen uns jetzt verabschieden, er bringe uns nach Hause.

Die Frauen verabschieden sich sehr herzlich von Anita, die Mutter schenkt ihr noch Schuhe (in der richtigen Grösse) und kleidet sie in eines der hier üblichen Tücher wie eine echte Marokkanerin ein. Die Frauen haben wirklich eine Freude an Anita und irgendwie merkt man, dass es hier eher üblich ist, unter dem gleichen Geschlecht zu kommunizieren, wie Frau und Männer miteinander.

Abdou mit seiner Tochter (seine Frau und seine Mutter wollten nicht auf das Bild)

Es war ein Erlebnis dieser Abend, auch wenn wir ihn noch nicht ganz so richtig einordnen können.

Jetzt sind wir wieder in unserem Womo und fühlen uns irgendwie wohler, auch gefällt mir Anita in westlichen Kleidern mit einem Hauch Marokko besser, wie 100% Marokko.

Und ich bin ich ganz zufrieden, dass sie immer noch meine Frau ist und nicht für Kamele verkauft wurde…

Übernachtung

Mhamid - La Boussoule***
Stellplatz

letzter Platz vor der Sahara, rundum nur noch Wüste

Koordinaten: 29.82855,-5.732619
N 29° 49' 42.8"  E -5° 43' 57.4"
letzter Besuch: 11.2017

Wüstenausflug 21.11.2018

Wir übernachten in der Erg Chegaga

Mond auf- und Sonnen -untergang

Abdou und Khalifa haben extra ein Geländewagen für uns gemietet, damit Abdou uns in ein Wüsten-Biwak fahren und uns so nochmals die Wüste und diesen speziellen Lebensraum zeigen kann. Sie sagen, das sei der Dank, dass wir uns für ihren neuen Brunnen mit Solarpumpe einsetzen. Und so eine Einladung kann und darf man auf keinen Fall ablehnen.

Morgens um 10 geht es los Richtung Westen. Auf den ersten 10km gibt es kleine Sanddünen, halbverdorrte Bäume, Sträucher und ebenen Sandflächen, danach kommt etwa für 20 km eine Mondlandschaft übersäht mit dunklen Steinen und sanften Hügeln. Der Jeep kann nicht all zu schnell fahren, muss andern Spuren folgen und Abdou versucht, den ganz tiefen Rillen auszuweichen.

Danach wird es plötzlich wieder grün. Sie hätten diesen Herbst aussergewöhnlich viel Regen erwischt und das sei natürlich sehr gut. Überall ist die Wüste voll grüner Ruccola-Pflanzen und darin laben sich die Dromedare. Ab jetzt bis in einem Monat wird es hier täglich mehr Dromedare haben, die Nomaden kämen aus allen Gegenden mit ihren Herden, um sie hier zu füttern. Danach sei die grüne Pracht wieder vorbei und wenn sie Pech haben, für mehrere Jahre. Aber so weit denken sie jetzt noch nicht, momentan seien sie einfach glücklich, die Nomaden hätten jetzt sogar extra kleine Äcker bestellt, damit sie auch noch andere Gräser anpflanzen können.

Das Dromedar-Paradis

Bei der Oase Laalag machen wir einen Stopp, so wie andere Wüstentouristen auch. Die frei sprudelnde Wasserquelle sei hier langsam am versiegen, das sei eben der lauf der Zeit. Irgendwann werde sie ganz trocken sein und dann müsse man eben wieder eine neue Wasserstelle finden. Der hier gebaute alte Brunnen ist seit neustem auch mit einer Solarwasserpumpe ausgestattet, er habe aber momentan noch genügen Wasser. Anhand der Panele erklärt mir Abdou auch, wie denn in ungefähr der neue Brunnen beim Campingplatz aussehen wird.

Nach diesem Stopp geht es weiter Richtung den richtigen Sanddünen der Sahara. Wir kommen gut in dem schönen Wüstencamp an. Statt Nomadenzelte hat es hier kleine, gemauerten Räume im Nomadenstil, auch ein Sanitärgebäude mit Wasser haben sie hier, da auch hier ein dazugehöriger Brunnen gebaut wurde.

ohne Worte

Anita und ich können natürlich in diesem Wüstencamp nicht einfach so herumliegen, sondern wir müssen sofort barfuss und mit Fotoapparat bewaffnet, eine Sanddüne an der anderen besteigen, immer wird es noch schöner. Es ist einfach fantastisch, in einer Wüste zu sein, wie man sie sich vorstellt.

Wieder zurück im Camp halten wir es keine halbe Stunde aus und müssen schon wieder loswandern. Ich glaube, wir sind vom Nomadenvirus befallen. Jede Düne ist herrlicher wie die vorangegangene und die nächste sieht schon wieder viel schöner aus!

auf der Dünenwanderung

Wir sind bis nach Sonnenuntergang unterwegs, geniessen die Farben, die nun von gelb bis tiefrot das gesamte Spektrum umfassen. So etwas muss man einfach mal erlebt haben!

Nach Sonnenuntergang werden wir dann im Camp kulinarisch verwöhnt, wo inzwischen auch eine handvoll andere Touristen eingetroffen sind.

Nach dem Essen sitzen wir mitten im Camp am Lagerfeuer, die Einheimischen musizieren, wir hören zu und schwatzen.

Abends in der Wüste

Irgendwann tief in der Nacht ziehen wir uns in unseren Schlafraum zurück, wo wir nun den Vorzug eines gemauerten «Zeltes» spüren. Draussen ist es schon empfindlich kühl und hier geben die Mauern nun die Wärme des Tages ab. Letztes Jahr war es in einem richtigen Zelt empfindlich kälter als dieses Mal innerhalb Mauern.

Wir schlafen gut und lange und verpassen heute Morgen beinahe das Frühstück und die Abfahrt.

Wir fahren etwas einen anderen Weg zurück und geniessen das Wüstenfeeling auf der gesamten Fahrt.


Ein Scheiss Thema 22.11.2018

Wie wir dieses Mal das mit der Trenntoilette verkackt haben.

typische marokkanische Toilette

Die sanitären Einrichtungen in Marokko sind meistens nicht auf europäischem Standard. Aber das kann man ja auch niemanden verübeln und man muss sich einfach an so ein Land anpassen. Aber neben diesen kleinen Schwierigkeiten haben wir es dieses Mal auch mit unserer Trenntoilette verkackt.

In der Trenntoilette werden die flüssigen von den festen Stoffen getrennt aufbewahrt. Die flüssigen kann man in jedes WC schütten und die festen werden getrocknet und irgendwann nach vier Wochen WC-Gebrauch entsorgt (oder kompostiert). Bis anhin absolut kein Problem und absolut kein Gestank.

das ist unsere, wieder alles ok

Aber dieses Mal haben wir es selber verkackt. Bei der Auflösung der Kokosfaserziegel nahm ich vor unserer Abfahrt nach Marokko etwas zu viel Wasser und der «Humus» war etwas feucht. Nicht so schlimm dachte ich damals, das trocknet durch den Lüfter problemlos. Falsch gedacht, der Feststoffbehälter war bis heute einfach nie wirklich trocken. Es stank zwar nicht, aber durch den intensiven Gebrauch der letzten zwei Wochen wurde es feuchter und feuchter und die Pampe begann grau zu schimmeln. Nicht gerade appetitlich. Aber was machen? Einfach entsorgen und irgendwo vergraben können wir nicht, oder wollen wir nicht. Da bin ich ein absoluter Gegner, seinen «Scheiss» auf fremden Böden zu vergraben. Das würde ich auf meinem eigenen Grundstück unter keinen Umständen wollen, also machen wir das auch hier nicht.

Und echt, das grösste Problem in Marokko ist aus unserer Sicht der Abfall! Weit davon entfernt, eine normale Abfallentsorgung im ganzen Land aufzuziehen. Gibt man den Kindern Süssigkeiten, werden die Papierchen an Ort und Stelle einfach weggeworfen.

Warmwasseraufbereitung in Marokko noch mit Holz

Aber hier in der Wüste ist es irgendwie etwas anders. Auf dem Campingplatz Abfallkübel und die Kehrichtabfuhr kommt zweimal wöchentlich alles leeren.

Das ist genau unsere Gelegenheit mit unserem WC. Also haben wir heute den Inhalt des Feststoffbehälters in einen stabilen, festen Kehrichtsack von zu Hause entsorgt und direkt der Kehrichtabfuhr mitgegeben. Danach das ganze WC schön gereinigt und jetzt ist es wieder wie neu. Auch die Kokosfaserziegel nur mit dem Minimum an Wasser aufgelöst, damit dieses Mal alles schon trocken bleibt.

Das Trenn-WC ist für diese Reise einfach Gold wert. Die Entsorgung einer WC-Kassette alle zwei Tage kann hier nämlich schon zum Problem werden, wenn man auch mal Frei steht. Nicht alle Camping-/Stellplätze haben funktionierende WC und wir haben auch schon WC erlebt, wo einfach nur ein Abflussrohr 30cm in den Boden geht, dann einen 90 Grad Winkel macht und drei Meter neben dem WC-Häuschen ins Freie läuft. Man kann sich vorstellen, was da passiert, wenn man die WC-Kassette entleeren möchte.

Jetzt ist aber wieder alles gut, unsere Trenntoilette funktioniert wieder problemlos und trocknet auch alles so wie gewünscht.


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