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Finnland 2014
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Reisebericht

Auf und davon 4.5.2023

Wir packen und fahren Richtung Nordosten

Nach dem ich nun seit über einem Monat nie einen Tag hatte, wo ich nicht gearbeitet haben und auch an den Weekend bei 7 von 8 immer für Wohnmobilisten unterwegs war, brauche ich etwas Erholung. Na gut, viele würden sagen, dass die Arbeit für Wohnmobilland Schweiz keine wirkliche Arbeit ist (viel zu interessant und schön). Aber trotzdem, Zeit zum Abschalten oder auf andere Gedanken kommen, hatte ich echt nie. Und da nun Anita grad eine Woche nicht arbeiten muss, haben wir heute Mittag unser Knutschi gepackt (Morgens musste ich tatsächlich noch arbeiten) und sind spontan losgefahren. Die Richtung war vorerst östliches Ende des Bodensees, aber mit dem Grund, dass unser Dieseltank ziemlich leer ist und wir in Österreich für mindestens -.30 CHF günstiger tanken, war diese Richtung vorgegeben. Diese gesparten 30 Rappen machen bei einem 110 Liter Tank und 100l Füllung immerhin 30.- aus…

Danach fuhren wir weiter durch den holprigen Pfändertunnel und beschlossen, die Sächsische Schweiz zu besuchen. Tagesziel: 500km. Während ich fuhr suchte Anita auf Campercontact einen Stellplatz ungefähr an unserem Tagesziel. Schnell fand sie einen der direkt an einem Stausee liegt, also Navi Programmieren und ab sofort der Stimme von Gaby folgen.

Auf den Autobahnen läuft es ziemlich gut, aber Erholung ist das Fahren auf den deutschen Strassen nicht. Zwischen 200km/h Raketen und 80km/h Lastwagen tuckern wir mit 103km/h über die Landen und geniessen das schöne Wetter.

Um halb sieben biegen wir dann zum gefundenen Stellplatz ab und sind echt überrascht. Es hat Platz für sicher 200 Womos und ein einziges steht da, mit uns nun zwei. Direkt am See in der ersten Reihe. Ein herrlicher Ausblick und so schön ruhig.

Allerdings müssen wir nun auch sagen, dass ich die Deutschen nicht mehr verstehe, wenn sie die Stellplatzgebühren in der Schweiz kritisieren. Hier kostet der Platz für zwei Personen und unser Womo 28 €, Strom 6€ und WC/Duschen 5€, Hund 4.50€ kämen noch dazu. Der gesamte Platz hier ist Auffahrt und Pfingsten total ausgebucht…

Ist uns aber egal, wir geniessen den Ort, Anita kocht einen feinen Znacht und ich fahre mit dieser Aussicht richtig schön herunter und freue mich an meinem Leben.

Schon jetzt hat sich unsere Reise gelohnt… Jetzt müssen wir aber noch schauen, was wir in der Sächsischen Schweiz alles für Sehenswürdigkeiten besuchen sollten.

Übernachtung

Saalburg-Ebersdorf - Saalburg Beach****
Stellplatz

riesen gross, sehr schön gelegen, etwas teuer

Koordinaten: 50.50957,11.722214
N 50° 30' 34.5"  E 11° 43' 20"
letzter Besuch: 5.2023

Aschenbrödel 5.5.2023

Drei Nüsse beim Schloss Moritzburg

Wir erwachen bei blauem Himmel und Sicht auf den ruhigen Stausee, der grösste in Deutschland. Eigentlich hätte um 10 Uhr eine Rundfahrt mit dem Schiff starten sollen, aber das Ausflugsschiff liegt am Pier und kein Mensch ist hier. Auch online konnten wir für heute keine Fahrt buchen. Also ist der Fahrplan eher eine Empfehlung als eine Verbindlichkeit.

Wir beraten, was wir heute machen sollen und entscheiden uns gegen eine Wanderung oder eine Radtour hier am Stausee. Es soll der letzte schöne Tag sein diese Woche, also beschliessen wir, die 200km nach Dresden und der Moritzburg zurück zu legen und dann die Sonne beim Schloss zu geniessen.

Ausser einem kurzen Stau und dem Füllen unsere Gas-Vorräte kommen wir um 13 Uhr auf dem ruhigen und leeren Parkplatz P4 an, dort dürfen Womos für 12 € 24 Stunden stehen. Für uns also absolut perfekt. Und wir haben von dort übrigens direkt vom Wohnmobil Sicht über den Schlosssee direkt zum Märchenschloss, wo Aschenbrödel auf der Treppe seinen Schuh im Film von drei Nüsse von Aschenbrödel verlor.

„Die Wangen sind mit Asche beschmutzt, aber der Schornsteinfeger ist es nicht.
Ein Hütchen mit Federn, die Armbrust über der Schulter, aber ein Jäger ist es nicht.
Zum Dritten: Ein silbergewirktes Kleid mit Schleppe zum Ball, aber eine Prinzessin ist es nicht.“

Uns hält es nicht lange im Womo, sofort machen wir uns zu Fuss auf den Weg zum Schloss. Selbstverständlich laufen wir nicht den direkten Weg, sondern den schönen Weg rechtsrum entlang des Sees, das Schoss mittig immer im Sichtfeld. Es sieht tatsächlich märchenhaft aus und wir schiessen ein Foto nach dem anderen.

Das Schloss liegt mitten im See und ist von zwei Seiten über eine Brücke zu erreichen. Wir suchen dann die Schlosstreppe mit dem Schuh von Aschenputtel (Aschenputtel hiess das Mädchen bei den Gebrüdern Grimm im Original, später tauchte dann für das gleiche Mädchen in der gleichen Geschichte der Namen Aschenbrödel auf, der bekannte Fernsehfilm nahm dann den Namen Aschenbrödel.)

Den goldenen Schuh finden wir dann ziemlich schnell, aber auch Anita passt er nicht wirklich. Schade! Aber weil wir Gendergerecht reisen, statten wir auch dem Schuh des Prinzen einen Besuch ab und der passt mir perfekt!

Das Schloss im Innern besuchen wir dann nicht, die Barock-Ausstellung interessiert uns nicht so wirklich und die Ausstellung über Aschenbrödel ist nur im Winter zugänglich. Und da so schönes Wetter ist und ein wirklich sehr warmer Tag, haben wir mehr Lust, in der Gartenlaube vom Bärenhäusle zu sitzen und uns zu verköstigen. Eines muss man unseren deutschen Nachbarn lassen: ein Schnitzel bereiten sie besser zu als wir Schweizer!

Später, satt und vollgegessen, schlendern wir wieder zum Womo zurück.

Und eines ist sicher: der Ausflug hierhin hat sich wirklich gelohnt. Unkompliziert und sehr schön. Jetzt vermute ich nur stark, dass ich heute Abend gezwungen werde, drei Nüsse für Aschenbrödel zu schauen… 


Das Märchen Aschenputtel wurde zum ersten Mal schriftlich vom Napolitaner Giambattista Basile 1634 niedergeschrieben, von den Gebrüdern Grimm 1812 bekannt gemacht und von Ludwig Bechstein 1845 überarbeitet und in Aschenbrödel umbenannt.

Übernachtung

Moritzburg - P4****
Parkplatz

ruhiger Parkplatz perfekt gelegen. 12€ für 24h

Koordinaten: 51.16675,13.688289
N 51° 10' 0.3"  E 13° 41' 17.8"
letzter Besuch: 5.2023

Basteibrücke im Elbsandsteingebirge 6.5.2023

Weltrekord beim Ver- und Entsorgen

Nach einer regnerischen Nacht und einem letzten Blick auf das Schloss Moritzburg fahren wir 60km weiter zum Stellplatz Bastei. Unterwegs füllen wir noch unsere Getränkevorräte und Essenswaren und kommen gut eine Stunde später beim Stellplatz an. Dort werden wir auf eine Geduldsprobe gestellt und erleben einen Weltrekord mit: die Womobesatzung vor uns hat sagenhafte 18:25 Min um die Toilettenkassette zu leeren, Frischwasser zu füllen und das Grauwasser abzulassen. Und das geht so: 1:30 Min bis man rückwärts richtig steht, dann den Grauwasserhahn öffnen und warten. Irgendwann kommt dann die Idee, dass man gleichzeitig Frischwasser füllen könnte. Mit Handschuhen wird dann der Frischwasserschlauch ausgebreitet, eine Person steht am Wasserhahn, die andere hält den Schlauch in die Öffnung. Nach unendlich langer Zeit ist dann der Wassertank voll und mit den Handschuhen wird der Schlauch verräumt. Dann tritt man auf die andere Seite und schliesst den Grauwassertank, der inzwischen schon staubtrocken und leer ist. Nun greift man mit den selben Handschuhen die Toilettenkassette und spaziert zum 20m entfernten Entsorgungsstation, leert den Inhalt in den Ausguss, füllt die halbe Kassette mit Frischwasser und verschliesst sie. Dann wird sie eine Minute geschüttelt und wieder entleert. Nochmals gefüllt, verschlossen und geschüttelt, geleert und nochmals gefüllt, geschlossen und geschüttelt und geleert. Dann erst wird sie in das Kassettenfach eingeschoben und die Handschuhe fein säuberlich dazugelegt. Es entzieht sich meinen Kenntnissen, wie sauber die Handschuhe wohl sind, wenn das nächste Mal der Frischwasserschlauch mit den selbigen wieder hervorgeholt wird…

Bevor die nächste Aktion gestartet wird, man weiss ja nie, geht dann Anita fragen, ob sie weiter- oder nochmals auf den Platz fahren, und ob wir unser Wohnmobil wegstellen sollen, da wir auf die freie Entsorgungsstation warten. Sie fahren weg, aber es dauert 1:20 Min (!!) bis sie vorwärts die 90 Grad-Ausfahrt gemeistert haben und endlich zum nächsten Ziel unterwegs sind. Ich bin fast ein wenig angesäuert, da sie mir 20 Minuten meiner Ferienzeit gestohlen haben. Wir hatten übrigens für den gleichen Vorgang 4:12 Min.

faszinierend

Aber egal, uns geht es gut, der Stellplatz ist tipptopp zwischen knallgelben Rapsfeldern und kurze Zeit später sind wir mit unseren Velos auf dem Weg zur Bastei. Es sind zwar nur 3km und wir hätten kostenlos auch mit dem Bus fahren können (mit Gästekarte).

Es hat ziemlich Leute, ist ja auch Samstag und wirklich sehr bekannt. Ja, es hat Leute, ja es ist touristisch, aber es ist ebenso eindrücklich! Wir hätten nie erwartet, dass die Landschaft und die Felsen so hoch sind und die Elbe so weit unten! Eine absolute Empfehlung von uns.

endlich eine leere Brücke

Wir geniessen es, spazieren herum, machen Fotos und verhalten uns genau so wie alle anderen Touristen.

ein Raddampfer auf der Elbe

Zwei Stunden später machen wir uns dann wieder auf den Heimweg und beschliessen, abends nochmals hinzufahren, wenn es weniger Leute hat und gemäss Wetterbericht sogar noch schöneres Wetter herrscht. Und für morgen planen wir eine grössere Radtour, denn die Gegend hier hat es uns wirklich schon auf den ersten Anblick angetan.

die Basteibrücke

Einfach toll hier!

Übernachtung

Rathewalde - Reisemobilpark Bastei****
Stellplatz

inklusivem allem Service

Koordinaten: 50.98512,14.056934
N 50° 59' 6.5"  E 14° 3' 25"
letzter Besuch: 5.2023

Mit dem Velo durchs Elbsandsteingebirge 7.5.2023

Elbe, Kuhstall und Gottesdienst

Ich sitze völlig kaputt in unserem warmen Knutschi, nach einer Velorunde von 70km darf ich das auch sein, oder? Auch wenn wir mit E-Bikes unterwegs waren…

Am Morgen hat es grauen Himmel, der Wetterbericht meldet aber keinen Regen und gegen Abend sogar ziemlich schön. Genau so wird es dann auch sein, aber wir packen, dem Wetterbericht nicht trauend, den Regenschutz auf unsere E-Bikes, eine warme Jacke dazu und Anita zieht sogar noch Handschuhe an. Dann fahren wir um 10 Uhr los, zuerst zwei Km Richtung Bastei und dann rechts den offiziellen Radweg durch die Sächsische Schweiz nach Wehlen an der Elbe. Es geht durch den Wald, zwischen steilen Felsen immer leicht runter. Wir sind nur schon von diesen ersten 7km begeistert (siehe Titelbild). Es ist mystisch, dunkle steile Felsen, frische grüne Blätter an den Bäumen und mittendurch ein Fahrradweg. Die Tour hat sich schon gelohnt, als wir am Ufer der Elbe ankommen. Von da geht es flussaufwärts am linken Ufer entlang bis zum Kurort Rathen, hoch über uns thront die Brücke, die wir gestern besichtigt haben, zu sehen ist sie von unten aber nicht.

der Elbe entlang

In Rathen nehmen wir die Seilfähre auf die andere Elbeseite und radeln ganz gemütlich schön flach Richtung Bad Schandau. Zur grössten Festung in Königstein schauen wir nur hinauf. Das Wetter lässt keine wirklich guten Fotos zu und ausserdem wäre es noch ein ziemlichen Berg, um zur Festung hoch zu fahren. Also radeln wir unten am Elbeufer daran vorbei, wo wir dann den Raddampfer Pirna überholen, der sich wie heute seit 125 Jahren gegen die Elbströmung flussaufwärts quält und unter den Brücken seinen Schornstein einklappen muss.

Etwas weiter in Bad Schandau gönnen wir uns eine Pause und essen gleich an der Elbe Käsespätzle und Pinsa bevor wir das Dorf besichtigen. Es ist praktisch nichts los, obwohl Sonntag ist. Ist es den Touristen zu kalt?

3km nach dem Dorf verlassen wir die Elbe und fahren wieder dem offiziellen Naturparkradweg durch Wälder und zwischen Felsen berghoch und runter. Kein Meter ist flach, die Wege sind Naturstrasse und wir mit den E-MTB perfekt ausgerüstet. Vorbei an Falkenstein, Teufelsturm, Affensteine, Blossstock und wie die Felsformationen alle heissen. Dann endlich kommen wir bei Felsenmühle auf die asphaltierte Kirnitzschtalstrasse und es läuft wieder etwas leichter. Aber schon wenig später weisst uns der Wegweiser zum Kuhstall links weg. Und jetzt geht es 1.5km so richtig, richtig steil berghoch. Mein Eco-Modus reicht eindeutig nicht, da muss die Elektrounterstützung zwei Stufen hochgeschaltet werden, damit ich nicht einen Lungenkollaps hole. Und dann sind wir überrascht, als wir beim Felsentor Kuhstall ankommen: da ist richtig viel los. Ansprachen werden gehalten, die Blaskappelle spielt vor richtig vielen Leuten. Von wo kommen die denn alle her? Wie wir später erfahren, hält hier die Sächsische Posaunenmission einen Gottesdienst ab, der just in dem Moment beginnt, als wir hier ankommen. Der Landesposaunenpfarrer (sein Titel heisst tatsächlich so) hält die Predig genau im Felsentor ab, also keine Chance, es normal zu besichtigen (Die Sächsische Posaunenmission ist gleich alt wie das Dampfschiff Pirna und ist eine geistliche und musikalische Laienbewegung der evangelischen Kirche. Was es nicht alles gibt!)

Kuhstall

Bis der Gottesdienst vorbei, ist gönnen wir uns in der Kuhstallschenke einen Apfelstrudel und erkunden das Schneiderloch. Wow, was für ein Ausblick nach einem Felsenpfad und einigen Metern durch eine Höhle im Kriech- und Klettermodus! Nur für den Weg hier lohnt es sich, herzukommen. (Wenn man denkt, es geht nicht mehr weiter, einfach in die enge Höhle kriechen und innen die Eisenstufen den Fels hoch klettern, bis man zur kleinen Aussichtsplattform kommt.)

Himmelsleiter

Inzwischen ist der Gottesdienst beendet, wir haben das Felsentor fast für uns alleine und erkunden auch die Himmelsleiter. Eine sehr enger Felsspalte, die man mit einer Treppe erklimmen kann, bis man über dem Felsentor steht und fast das gesamte Elbsandsteingebirge überblicken kann. Michael, danke für den Tipp!

Dann geht es wieder mit dem Rad runter, die Kirnitzschtalstrasse Richtung Bad Schandau weiter, wo uns dann noch die Kirnitzschtal-Strassenbahn entgegenkommt. Ist schon seltsam, in einem Bergtal eine Strassenbahn. Aber wir haben keine Zeit, sind müde, es ist bald Abend und wir haben noch weitere 20km vor uns. Und die haben es in sich. Es geht einige Male steil den Berg hoch, zum Glück haben wir noch Power in unseren Batterien und stellen Stufe um Stufe höher. Die Beine sind müde, der Hintern tut weh. Fast wie in früheren Zeiten. Dann endlich, um nach 18 Uhr sind wir wieder bei unserem Knutschi, bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein.

Wir sind kaputt, aber glücklich, 70km meist auf Naturstrassen, Berg hoch und runter. Jetzt haben wir es verdient, einfach etwas dazuliegen und uns zu erholen.

Übernachtung

Rathewalde - Reisemobilpark Bastei****
Stellplatz

inklusivem allem Service

Koordinaten: 50.98512,14.056934
N 50° 59' 6.5"  E 14° 3' 25"
letzter Besuch: 5.2023

Teufel und Schweden 8.5.2023

Und müde Beine

Stellplatz Bastei, wo wir sind

Wir schlagen die Augen auf und blicken durch das Dachfenster in einen strahlend blauen Himmel. Aus dem Seitenfenster blendet uns der leuchtend gelbe Raps entgegen und wir beschliessen sofort, nochmals einen Tag hier zu verlängern. An der Stellplatzreception frage ich nach Ausflugstipps und werde sehr gut beraten. Die Glieder schmerzen zwar noch etwas von gestern aber wir beschliessen, heute zu wandern. Direkt weg vom Wohnmobil kommen wir nach 500m der asphaltierten Strasse entlang auf den gelb markierten Bruno-Bathel-Weg (einheimischer Mundartdichter). Es geht schön leicht bergab durch den Wald bis wir auf den Utterwalder Grund kommen, dort hat es wieder diese mit Moos überwachsene Sandsteintürme. Es sieht einmal mehr fantastisch aus und wir fotografieren Schluchten, Felstürme und uns, als wir durch das Felstor im Utterwalder Grunde schreiten. Etwas weiter beim Friedrich Märkel Denkmal (Naturforscher, der hier den Käfer Byrrhus ornathus entdeckt hat. Dieser Käfer ernährt sich von Moos, kein Wunder hat man ihn hier entdeckt, bei diesem reichhaltigen Fressangebot…) zweigen wir Richtung Teufelsgrund ab, ein sogenannter Geheimtipp. 

Felstor im Utterwalder Grunde

Wir durchschreiten die Teufelsschlucht und die Teufelskammer. Es ist schon ein irrer Wanderweg: in der Teufelsschlucht muss man durch ein Felstor kriechen und der Boden ist ziemlich matschig. Die Frau, die gerade aus diesem Loch kriecht, ist nicht so begeistert, denn ihre Hände und Knie sind ziemlich dreckig. Das ist ja auch nicht gerade das, was wir uns wünschen, und so entschliessen wir, dieses Hindernis nicht ganz offiziell zu überklettern statt zu unterkriechen. Es klappt ziemlich gut und ist gar nicht so schwer, wie es aussieht. Uns durch Felsspalten und Höhlen zu zwängen, haben wir noch mehr Gelegenheiten auf diesem Weg. Es ist wirklich ein lohnender Abstecher, mit Kindern absolut genial, da diese überall durchpassen. Wir grossen müssen uns schon manchmal etwas zwängen, aber es geht ziemlich gut und ist auch nicht gefährlich, aber sehr eindrücklich.

Zurück wieder auf dem breiteren Wanderweg kommen wir in der Stadt Wehlen an. Da wir schon 8km in den Beinen haben, entschliessen wir uns, einzukehren und etwas zu essen. Mit Blick auf die Elbe geniessen wir ein Schnitzel und sehen den Raddampfer anlegen und danach Flussaufwärts stampfen. Cool, wir nehmen das nächste Schiff, da es ganz genau in unsere geplante Richtung fährt. Allerdings sehen wir dann auf dem Fahrplan, dass dieses Schiff heute das letzte in diese Richtung ist. Wir könnten nun die Fähre über die Elbe nehmen, auf der anderen Seite auf die Eisenbahn warten, damit bis nach Rathen fahren und dann mit der nächsten Elbfähre wieder auf die richtige Seite wechseln. Aber da es nur 4km sind, entschliessen wir auch diesen Weg zu erwandern und stärken uns vorher noch mit einem feinen Eis. So läuft es sich bedeutend einfacher und wir kommen gut der Elbe entlang vorwärts.

In Rathen haben wir nun schon 12km in den Beinen, als wir zum Amselsee abzweigen. Es ist ein kleiner See, der künstlich und extra für die Touristen gestaut wurde. Er ist in die steilen Bergwände eingebettet und wir sehen den blauen Himmel und die Sonnenstrahlen nur auf der anderen Seeseite. Nach der Seepromenade näheren wir uns wieder den Felsen der Bastei, dieses Mal allerdings von unten.

Amselsee

Viele, viele ungleich hohe Treppenstufen geht es nun hoch durch die Schwedenlöcher (als im Dreißigjährigen Krieg das nördlich gelegene Dorf Rathewalde im August 1639 von schwedischen Soldaten zerstört wurde, flohen die Bauern der Gegend in die wilde Schlucht und brachten sich und ihr Hab und Gut dort in Sicherheit).

Es geht wieder zwischen steilen Sandsteinfelsen immer weiter hinauf. Der Aufstieg ist faszinierend und so kommen wir dann ganz oben an der Bastei an. Und da immer noch schönstes Wetter herrscht, machen wir dort den Rundgang auch nochmals, obwohl wir vorgestern ja schon alles besichtigt haben. Aber bei blauem Himmel ist alles noch etwas schöner.

Und dann, nach 18km und etwas schmerzenden Füssen schleppen wir uns mit allerletzter Kraft zum Bus, der zwischen Parkplatz und Bastei pendelt. Der Bus bringt uns in 5 Minuten direkt vor den Stellplatz. Was für eine Wohltat. Es ist schon cool, dass hier mit der Gästekarte Bus und Eisenbahn kostenlos benützt werden können. Das vereinfacht die Reise zwischen den Sehenswürdigkeiten schon sehr, auch wenn wir es meistens aus eigener Kraft geschafft haben.

Diese Gegend und auch der Stellplatz ist eine absolute Empfehlung, der Stellplatz perfekt gelegen, unserer Meinung nach etwas besser wie die Stellplätze direkt an der Elbe.

Aber jetzt haben wir genug Felsen, Schluchten und Steinformationen fotografiert, morgen geht es definitiv weiter.

Übernachtung

Rathewalde - Reisemobilpark Bastei****
Stellplatz

inklusivem allem Service

Koordinaten: 50.98512,14.056934
N 50° 59' 6.5"  E 14° 3' 25"
letzter Besuch: 5.2023

Dresden 9.5.2023

Städtetrip

Hausmannsturm und Kathedrale

Von unserem Standort sind es nur 30km bis nach Dresden und auf GooglMaps habe ich fast im Zentrum einen Stellplatz gefunden. Das wäre doch mal ein Grund, eine Grossstadt zu besuchen. Also machen wir unser Knutschi Reisefertig und fahren ohne Autobahn ins Zentrum von Dresden. Am Stellplatz, den wir von der Strasse aus sehen, fahren wir insgesamt 5x vorbei, ohne irgendwo eine Einfahrt (Baustelle) zu sehen. Und wegen Sackgassen, Einbahnstrassen und Abbiegeverbot werde ich säuerlich, dass wir unbedingt in eine Stadt fahren mussten. Aber ganz am Schluss, beim 6. Mal finde ich die Einfahrt von hinten und wir platzieren unser Knutschi im Schatten von Kastanienbäumen. Der Platz ist quasi am Ufer der Elbe und nur gerade einen Kilometer vom Zentrum weg, also top gelegen.

Augustusbrücke vom Schiff aus

Kaum steht unser Knutschi still, machen wir uns schon auf die Socken ins Zentrum. Das heisst, wir spazieren der Elbe entlang, unter zwei Brücken hindurch zum Schiffsanleger Nr.3. Um 13 Uhr soll dort eine Schiffsrundfahrt starten. Viel Zeit haben wir nicht mehr, schnell die Tickets lösen, rauf auf das Schiff und schon legt es für die 90 minütige Rundfahrt auf der Elbe ab.

Wir fahren so die Elbe hoch an Villen und Schlössern vorbei bis unter dem Blauen Wunder (Eisenbrücke gebaut 1890) hindurch auf die Anlegestelle Blasewitz. Dort wendet unsere «August der Starke» und fährt wieder ins Zentrum zurück. Wir schiessen Fotos mit blauem Himmel und gehen dann von Bord direkt in wenigen 100 m zur Frauenkirche und dem Neumarkt.

Frauenkirche

Dort gibt es einen Christkindlmarkt, der jetzt Frühlingsmarkt heisst, mit vielen Essens- und einigen mit Handwerkerständen. Wir genehmigen uns je eine Tüte Kibbelinge (Fischfilet wird in mundgerechte Häppchen geschnitten, mit Backteig überzogen und dann frittiert). Etwas später an einem anderen Stand Anita einen Aperol Spritz, ich eine heisse Schokolade.

Irgendwie sind wir heute nicht so fit und sitzen mehr an der Sonne, statt die Stadt besichtigen. Aber dann raffen wir uns auf und spazieren zum Dresdner Zwinger (grosse Baustelle) und zur Semperoper. Die Gebäude sind schon ganz gewaltig und die Stadt nach der vollständigen Zerstörung im 2. Weltkrieg neu aufgebaut und total schön renoviert. Dresden beeindruckt uns, auch mit den sehr grosszügigen Grünflächen entlang der Elbe. Es sieht nach einer lebenswerten Stadt aus.

König-Johann-Denkmal

Nach dem Rückweg sind wir irgendwie abgekämpft, aber eher noch von gestern wie vom Spaziergang heute. Wir erholen uns nun im Schatten der Kastanienbäume.

Dresden ist eine wirklich besuchenswerte Stadt, aber es bestätigt sich, dass wir eher Landeier sind und uns eine Grossstadt nicht so fest vom Hocker haut, wie eine schöne Natur. Wir geniessen den Aufenthalt hier trotzdem und sind froh, dass wir es wieder mal in einer Stadt versucht haben. Aber morgen geht es wieder auf das Land, wo wir hingehören.

Übernachtung

Dresden - Sachsenplatz***
Stellplatz

mitten in der Stadt, gute Lage.

Koordinaten: 51.05746,13.760957
N 51° 3' 26.9"  E 13° 45' 39.4"
letzter Besuch: 5.2023

Main-Donau-Kanal 10.5.2023

und ein Dummcamper

wir erwachen ziemlich früh und als ich zuerst einmal unsere Verdunkelungsrollos öffne um nach dem Wetter zu gucken, rege ich mich schon mal auf. Wir stehen mitten in der Stadt Dresden auf einem super gelegenen Stellplatz und der Idiot neben uns hat in der Nacht sein Grauwasser abgelassen. Er dachte wohl, dass es ins Gebüsch läuft, aber es ist mitten auf den Platz gelaufen, inkl. aufgeweichte Brotresten. Kann ich nun als Schweizer zu diesem Deutschen in Deutschland hin und ihn darauf aufmerksam machen, dass er ein Idiot sei? Ich bin Gast in diesem Land und kann ich einem Eingeborenen sagen, wie er sich zu verhalten hat? Oder ist das hier normal so? (klar weiss ich, dass es nicht normal ist, aber ich bin echt sauer…). Und es ist kein junger Neucamper, sondern ein ca. 70 jähriger Mann mit nicht dem neusten Wohnmobil. Und dann kommt es aber erst recht dick: der Mann steigt aus und sieht sein Schlamassel, dass jeder sieht, dass die Wasserlache von seinem Womo kommt. So startet er den Motor und parkt sein Womo so um, dass er möglichst weit von der Lache entfernt steht. Wäre es ein Schweizer gewesen oder in der Schweiz passiert, ich hätte ihm die Leviten aber so was vorgelesen… Während dem Umparkieren fuhr seine Sat-Schüssel nicht ein und streifte leider nur ein paar Blätter von einem Baum, schade, war dort nicht ein grosser starker Ast, der ihm seine Anlage gleich zerdrückt hätte... Das einzig Positive: ein paar Vögel frassen sich danach am eingeweichten Brot satt, bis es weg war.

Noch immer aufgewühlt und ärgerlich über mich selber, dass ich nicht doch ausgestiegen bin, fahren wir durch Dresden Richtung Heimat. Wir kommen gut vorwärts und nach 340km biegen wir auf den Wohnmobil Stellplatz - Lände Hilpoltstein, ein, den ich auf GoogleMap gefunden habe. Er liegt direkt, aber ganz direkt am Main-Donau-Kanal. Kein Strom, Entsorgung 1km entfernt, also quasi mit nix. Dadurch hat es auch nicht viele Womos hier aber ich verliebe mich sofort in diesen Platz. So genial, mitten im Grünen direkt am Wasser. Wir stellen unser Womo 3m vom Wasser weg und sind einfach glücklich.

Auf der Karte sehe ich, dass es Flussab- und aufwärts je eine Schleuse hat, ca. 1km entfernt. Also packen wir unsere Fahrräder und besichtigen die Schleuse Eckersmühle. Wir müssen uns beeilen, dann ein Frachtschiff fährt grad an unserem Womo vorbei und wir wollen dies ja bei der Schleuse erleben. Die Schleuse hat übrigens eine Besucherplattform, einfach nur genial.

Einfahrt in die Schleuse von unten

Das riesige Schiff trifft die Schleuse haargenau, auf jeder Seite vielleicht nur 30cm spatzig, aber langsam und zielgenau platziert es sich mittendrin. Das Schleusentor wird geschlossen und das Wasser wird nun in das danebenliegende Wasserreservoir gepumpt. Das grosse Schiff sinkt mit dem Wasserspiegel Meter um Meter. Nun ist es schon 5m tiefer und das untere Schleusentor wird sich wohl bald öffnen. Aber es dauert, und das Wasser sinkt und sinkt. Wir haben das Gefühl, das Schiff versinkt irgendwo in der Erde, denn erst nach 25m Tiefe, ist der Wasserspiegel dort, wo er sein soll. Unglaublich eindrücklich, so etwas hätten wir niemals erwartet. Es geht ca. 20 Minuten, bis alles Wasser ausgepumpt ist, ca. 1m pro Minute.

gleicher Blickwinkel

Später sehen wir auf der Webseite Schiffsradar, dass auch noch ein Schiff von unten kommt und natürlich schauen wir da nochmals zu. Wir sind begeistert.

Die Schleuse Eckersmühle hat eine Aussichtsplattform, die genau baugleiche Schleuse Hilpotstein bietet diesen Service nicht, dafür sieht man dort besser, wie die Schiffe unten in die Schleuse einfahren. Der Main-Donau-Kanal ist übrigens 171km lang und war das letzte Stück auf der Wasserstrasse zwischen Rotterdam und dem schwarzen Meer. Der Kanal ist nach der Schleuse Hilpotstein die höchste Stelle der Europäischen Wasserstrasse mit 406m über dem Meeresspiegel. Die Schiffe können also über 400m in die Höhe fahren…

unser heutiger Platz

Wir interessieren uns plötzlich für diesen Kanal, bis heute Morgen wussten wir nicht mal, dass es den gibt.

Anita bäckt nun ein frisches Brot und ich informiere mich über diesen Kanal, schaue auf das Wasser und sehe, dass gerade das Flusskreuzfahrtschiff Beethoven an uns vorbeituckert.

Übernachtung

Hilpoltstein - Lände*****
Stellplatz

im Grünen, 3m neben dem Main-Donau-Kanal

Koordinaten: 49.20478,11.188155
N 49° 12' 17.2"  E 11° 11' 17.4"
letzter Besuch: 5.2023

Fazit Sächsische Schweiz mit dem Wohnmobil 11.5.2023

Empfehlenswert

Bastei

Unser Fazit ist klar: die Landschaft ist extrem eindrücklich, sehr imposant und man sollte wenn immer möglich diese Gegend besuchen. Allerdings sind die ganzen Dimensionen nur bedingt tauglich für eine Womoreise, man kann also nicht wochenlang mit dem Wohnmobil innerhalb der Sächsischen Schweiz umherreisen. Es empfiehlt sich eher, etwas länger auf einem Stellplatz zu sein und die Gegend danach mit einer Kombination aus ÖV, Fahrrad und auf Schusters Rappen zu erkunden. Die eindrücklichen Felsformationen erreicht man nur zu Fuss. Was aber absolut top ist: bei jeder Übernachtung auch auf einem Stellplatz ist der ÖV kostenlos inkludiert. 

Teufelsgrund

Es hat einige Stellplätze, entweder unten an der Elbe oder in der Nähe der Bastei. Ist man vor allem mit dem ÖV unterwegs, ist Königstein oder Bad Schandau das richtige, ist man vor allem zu Fuss oder mit dem Velo unterwegs, liegt «unser» Platz bei der Bastei sehr gut.

In vier Tagen kann man sehr viel sehen, hat man mehr Zeit, kann auch noch die Böhmische Schweiz (tschechischer Teil der gleichen Landschaft) mitgenommen werden.

Amselsee

Uns hat der Teufelsgrund in der Nähe der Stadt Wehlen, die Bastei und das Felsentor Kuhstall sehr, sehr gut gefallen. Diese drei Sehenswürdigkeiten sollte man schon besuchen. Ein Muss: die Wanderung vom Stellplatz Bastei über den Teufelsgrund zur Stadt Wehlen, ab dort mit dem Schiff weiter nach Rathen und zu Fuss via Amselsee und Schwedenlöcher auf die Bastei und dann mit dem Bus zum Stellplatz zurück, das ist der perfekte Tagesausflug, wo man sehr viel Sehenswertes auf der Strecke hat.

Entlang der Elbe

Ist man auf der Durchfahrt durch Deutschland und hat noch ein paar Tage Zeit, sollte die Sächsische Schweiz unbedingt einen Besuch abstatten. Wandert man gerne, sollte dieses Ziel ziemlich weit oben auf einer ToDo-Liste sein.

beim Kuhstall

Aber, Deutschland ist kostenmässig auch nicht mehr ganz so günstig wie vor wenigen Jahren, die Stellplatzpreise haben extrem angezogen, man darf also nicht mehr mit früher vergleichen. Wir bezahlten zwischen 7 und 28€ pro Nacht ohne Strom und Sanitäranlagen.

Ach ja: Mami, wir sind wieder gut nach Hause gekommen, auch wenn es während der ganzen fahrt geregnet hat.

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