Headbild
Marokko 2017
Sie befinden sich: Unsere Reisen \ Reiseberichte

Reisebericht

Start 22.5.2024

Endlich unterwegs

Morgens werden noch die letzten Utensilien ins Womo gepackt und dann sind wir bereit. Anita hat Anfangs Nachmittag noch einen letzten Arzttermin und dann sind wir um halb vier Abfahrbereit und sitzen in unserem Knutschi.

Ein tolles Gefühl, wenn es endlich los geht. Km-Zähler auf Null stellen, Navi programmieren mit Hirtshals, es zeigt 1370km an, das verteilt auf drei Tage, heute 400 und dann zwei mal 500 ist unser Plan.

Wir starten den Motor, unser Knutschi schnurrt wie ein Kätzchen und freut sich ebenfalls, und dann geht es los Richtung Norden. In Hohenems, bevor wir auf die Austria-Autobahn geht noch den Tank mit Diesel füllen, durch den Pfänder und schon sind wir in Deutschland.

gut auf dem Stellplatz angekommen

Es läuft ziemlich gut, einmal ein ganz kleiner Stau, acht Regengüsse und die Sichtung von zwei schönen Regenbogen, einen Unfall und unzählige Baustellen. Wir kommen gut vorwärts, cruisen gemäss Tacho mit 110 km/h. Nach 370km sucht Anita in GoogleMaps einen Stellplatz und so landen wir in Elfershausen, nahe der Autobahn auf einem tollen Stellplatz ohne Infrastruktur auf einer Wiese. Perfekt. Und der Stellplatz muss kostenlos sein, denn wir finden nirgends einen Zahlhinweis oder einen Preis. Schön, dass es so etwas noch gibt. Und mit unseren heutigen 395km haben wir unser Tagesziel fast perfekt erreicht.

direkte Sicht auf die Trimburg

Das Wetter wurde immer schöner und wir essen bei schönstem Sonnenschein zu Abend. 

Der erste Tag verlief also genau nach Plan und das ist schon mal ein guter Start zu unserer Reise.

Sonnenuntergang: 21:10 Uhr
13 - 20 Grad, Regen bis Sonne
395km
10,2 l Durchschnittsverbrauch
90km/h Durchschnittsgeschwindigkeit
4:22 Std Fahrzeit

Übernachtung

Elfershausen - beim Sportstadion****
Stellplatz

ruhige Lage, in Wiese, sehr schön, keine Infrastruktur

Koordinaten: 50.13896,9.9646210
N 50° 8' 20.3"  E 9° 57' 52.6"
letzter Besuch: 5.2024

Externsteine und Unfall 23.5.2024

Wir sind am Nord-Ostsee-Kanal

Morgens erwachen wir leicht fröstelnd. Eine Bettdecke für beide reichte diese Nacht nicht. Wir haben erstens nur noch 11 Grad im Womo und mit Anita kuscheln ist wegen ihrer Schulter noch schwierig. Und dann ist die Bettdecke einfach etwas zu schmal, irgendein Körperteil schaut immer unten hervor. Aber so kalt, dass ich die zweite Decke ausbreiten sollte, ist es dann doch nicht. Auf alle Fälle sind wir morgens gleich fit und munter und fahren schon um 7:30 Uhr weiter. Weiter auf der A7 Richtung Norden, so wie gestern schon.

Nach 200 Kilometern in Kassel fahren wir von der A7 ab und fahren westlich 60km Überland, bis wir in Horn ankommen und dort auf den Parkplatz der Externsteine fahren. Wir wollen diese Steinformation im Teutoburger Wald besichtigen, die als eine herausragende Natursehenswürdigkeit Deutschlands angepriesen wird. So etwas interessiert uns natürlich und bringt Abwechslung in so einen Fahrtag. Es hat nicht viele Leute und die Felsen sehen wirklich gut aus. Aber ob der Ort auf die Liste der 100 tollsten Orte für Reisemobilisten gehört, sind wir doch arg im Zweifel. Von dieser Webseite wird dieser Hotspot in naher Zukunft gelöscht, sobald ich mein Login dort wieder finde…

Wir machen ein paar Fotos und da es gerade Mittag ist und wir beim Restaurant Felsenwirt vorbeikommen und auf der Karte ein Felsenschnitzel nach Wiener Art präsentiert wird, beschliessen wir, dort zu Mittag essen. Allerdings sind wir dann arg enttäuscht, die vermutete Hausspezialität entpuppt sich als tiefgefrorenes Fertigschnitzel mit halbwarmen Pommes lieblos auf einen Teller geschmissen. Man merkt, dass dies wahrscheinlich ein beliebtes Restaurant für Carreisen ist: jeder Gast kommt nur einmal. Wir hätten schon beim Eintreten stutzig werden sollen, der Koch war richtig dünn! Er isst wahrscheinlich seine Menus auch nicht selber und mir sind etwas stämmigere Köche eindeutig lieber… Das Restaurant bei den Externsteine bekommt von uns keine Empfehlung, aber alternativen in der Nähe fehlen. Also besser selber kochen oder nur ein Eis essen.

Egal, wir fahren zwei Stunden später weiter, lassen uns vom Navi wieder auf die A7 Nordwärts führen und erreichen irgendwann Hamburg. Bis dahin durchfahren wir gefühlte 56 Baustellen, stehen 3x im Stau bis dann auf einer dreispurigen, engen Baustelle gar nichts mehr geht. Rechts 10 cm vom Aussenspiegel Lastwagen an Lastwagen, links die Pw’s Arsch an Arsch. Aber wir stehen an Ort, 5 Minuten lang.

Ich überlege mir schon, dass dies nur ein Unfall weiter vorne bedeuten könnte und überlege mir, wie man hier eine Rettungsgasse machen würde. Chancenlos! Minuten nach diesen Gedanken höre ich von hinten Sirenen und sehe Blaulichter. Was jetzt? Es zwängen sich Feuerwehrautos durch die Kolonne. Und wie sollen die bei uns vorbeikommen? Zum Glück habe ich gegen vorne ca. 5m freigelassen und das gibt etwas Raum, damit alle Fahrzeuge etwas rangieren können und wir schaffen es mit unserem Knutschi tatsächlich auf die dritte Spur. Es schleichen sich vier Feuerwehrautos aller Grössen an uns vorbei. Wenn man bedenkt, wieviel Zeit diese nun verloren haben, ist einem Angst und Bange, aber eine Lösung kann ich auch nicht vorschlagen, ausser nur zwei Spuren frei zu geben, aber das beudetet wahrscheinlich täglich Kilometerlange Staus…


Ich hätte nie gedacht, dass die Rettungsfahrzeuge je am Unfallort ankommen. Aber wir können es direkt verfolgen, denn die Fahrzeuge stoppen fünf Fahrzeuge vor uns und blockieren die Strasse. Ein weisser Kastenwagen kippte neben einem Autotransporter zur Seite. Die Sanität fuhr dann übrigens von der anderen Seite hin und die Polizei kam zu Fuss, die fanden kein Durchkommen.

Nach einer Stunde warten an Ort ist dann ein Fahrstreifen durch die Unfallstelle geräumt und wir fahren als fünftes Auto durch das Nadelöhr. Keine 3km später sind wir im Elbtunnel und haben diesen fast alleine. Der Stau ist inzwischen gemäss Radio 12km lang und stehend. Und wir fahren immerhin schon wieder…

Nach weiteren 100km auf der A7 kommen wir in Rendsburg an und wollen auf den Stellplatz bei Schacht Ausdorf fahren, direkt am Nord-Ostsee-Kanal. Schiffe gucken. Aber der Platz ist rammelvoll und mit dem Schild «besetzt» gesperrt. Mist, aber wir lassen uns die Laune nicht verderben und suchen in Google Maps nach Stellplätzen in der Nähe. Während wir am Suchen sind, klopft der Platzwart an die Scheibe und sagt, dass er noch einen Notplatz hätte. Klar nehmen wir diesen und für uns ist es ein VIP-Platz, direkte Sicht auf den Kanal und wir sehen die grossen Frachtschiffe an uns vorbeituckern.

Einfach perfekt.

Wir sind absolute Glückskinder, auch, weil wir noch nie in einen Unfall verwickelt wurden mit unserem Knutschi. Das ist nicht selbstverständlich bei all diesem Verkehr und den vielen Kilometern, die wir schon gefahren sind.


Sonnenaufgang: 5:24
Sonnenuntergang: 21:32 Uhr (22 Minuten später wie gestern, weil wir 600km weiter nördlicher sind)
615km
9,8 l Durchschnittsverbrauch
77km/h Durchschnittsgeschwindigkeit
7:55 Std Fahrzeit

Übernachtung

Rendsburg - Schacht-Audorf*****
Stellplatz

toller Platz direkt am Kanal

Koordinaten: 54.30544,9.7117241
N 54° 18' 19.6"  E 9° 42' 42.2"
letzter Besuch: 5.2024

44 Minuten länger 24.5.2024

ist der heutige Tag gegenüber gestern

Uns jagt es aus dem Tiefschlaf von der warmen Matratze direkt an die Decke unseres Knutschis. Eine riesig laute Schiffshorn ertönt gleich neben unseren Ohren, und als wir aus dem Fenster schauen, sehen wir an eine weisse Wand von einem Passagierschiff. Leute winken in den weissen Morgenmänteln auf ihren Balkonen den Wohnmobilisten zu. Es ist aber erst halb sieben! Der Kapitän der Hanseatic Inspiration, einem Passagierschiff mit 137m Länge, macht sich wohl ein Spass daraus, die Wohnmobilisten zu wecken. Allerdings sind wir wohl die einzigen auf dem Stellplatz, die nichts von diesem Schiff gewusst haben. Die 8-tägige Kreuzfahrt in Norddeutschland führt das Schiff zweimal durch den Kanal von Nord- zur Ostsee und umgekehrt. Meistens ist das Schiff aber im hohen Norden unterwegs, Spitzbergen, Grönland, Nordkapp.

die Hanseatic Inspiration um 6:30 Uhr

Aber egal, wir haben das Ohrenpfeifen und bleiben darum noch etwas liegen. Wir müssen heute nur knapp über 400km fahren bis nach Hirtshals, also easy.

Zuerst wird Urintank geleert, Grauwasser abgelassen, dann ein paar Kilometer weiter eingekauft, LPG-Gas gefüllt und auch der Dieseltank. Unser Spritverbrauch zwischen Sevelen und Hirtshals wird genau 10.18 Liter pro 100km betragen, wie wir später ausrechnen. Der Bordcomputer des Fiats zeigt 10.1 Liter an, er schummelt also ganz leicht Richtung abwärts. Allerdings hätte ich vermutet, dass es mehr ausmacht und also doch ziemlich genau ist.

Nach 65km überqueren wir die Grenze nach Dänemark und fahren danach 350km weiter. Obwohl wir heute ja nicht so viel fahren müssen und der Verkehr eher mässig ist, fühlt es sich mühsam an. Der dritte Tag auf der Autobahn reicht langsam. Aber ich muss das mal noch loswerden: haben die Deutschen PKW-Fahrer eigentlich schon mal etwas von vorrausschauendem Fahren gehört? Irgendwie rasen sie einfach drauflos, bremsen dann abrupt hinter einem anderen Fahrzeug ab und von Rücksicht haben sie auch noch nie gehört. Irgendeinen Wohnmobilisten das überhohlen eines Lastwagens zu ermöglichen, unmöglich! Es wird nur auf sich selber geschaut. Empfinde nur ich das so?

Leuchtturm von Hirtshals

Wir machen ein paar Pausen mehr wie gewohnt und kommen schliesslich um 15 Uhr im Norden von Dänemark an. Der Campingplatz liegt direkt am Meer und ist ziemlich voll. Wir kriegen aber trotzdem noch einen Platz mit Meersicht und geniessen einfach das herrliche Wetter. Ein Spaziergang liegt auch noch drin und im Dorf selber gibt es noch eine Gewerbeausstellung oder ähnlich mit ziemlich vielen Leuten. Wir verstehen nicht, worum es hier geht, atmen aber die Düfte von verschiedenen Leckereien ein. Aber da wir nur einen Strandspaziergang machen wollten, haben wir kein Geld dabei und müssen so auf einiges verzichten.

Gewerbeausstellung

Später grillen wir dann vor dem Womo und geniessen einfach die Sonne. Wir sind in den Ferien angekommen und können uns nicht beklagen.

Morgen geht es auf die Fähre und endgültig nach Norwegen.

auf dem Campingplatz

Sonnaufgang 5:02 Uhr (22 Minuten früher wie gestern)
Sonnenuntergang: 21:54 Uhr (wieder 22 Minuten später wie gestern. 44 Minuten ist unser Tag heute länger wie gestern, Wahnsinn!)

426km
10,4 l Durchschnittsverbrauch
90km/h Durchschnittsgeschwindigkeit
4:42 Std Fahrzeit

Übernachtung

Hirtshals - Camping****
Camping

schön gelegen, direkte Meerischt

Koordinaten: 57.58683,9.9445525
N 57° 35' 12.6"  E 9° 56' 40.4"
letzter Besuch: 5.2024

Südkapp 25.5.2024

Jetzt starten wir vom Südkapp ans Nordkapp Norwegens

Ich bin etwas nervös, als ich heute erwache. Klar, wir haben schon dutzende von Fähren genommen, grössere und ganz kleine, aber doch jedes Mal wenn wir kurz vor der Verschiffung sind, gibt es eine gewisse Anspannung. Wenigsten bei mir, Anita nimmt das immer oberlocker… Ihr geht es nur darum, ob es grosse oder kleine Wellen auf dem Meer gibt. Und eines vorweg: die grösste Welle heute war wohl um die 30cm, das Meer war flach wie ein Teppich!

Egal, wir sind 90 Minuten vor der Abfahrt am Fährterminal und es hat schon eine lange Kolonne von Fahrzeugen. Wenige Minuten später werden dann die Tickethäuschen auf etwa 6 Spuren geöffnet und wir müssen dort nur unsere ID’s zeigen und schon haben wir das Ticket. Wir haben die Fährüberfahrt im Internet vorgebucht, da wir wussten, wann wir hier sein werden.

warten auf die Fähre

Danach heisst es wieder warten, zuerst, bis die Fähre entladen ist, und dann bis alle Fahrzeuge auf die Fähre fahren dürfen. Unsere Lini ist die zweitletzte, dafür dürfen wir gleich die unterste Ebene benützen, einmal durch die Fähre, hinten eine scharfe Kurve und auf der anderen Seite wieder nach vorne. Wir stehen als drittes Auto direkt wieder vor dem Ausgang und wissen jetzt schon, dass wir schnell von der Fähre weg sind, wenn wir in Norwegen ankommen.

Wir steigen in der Fähre sechs Stockwerke hoch und inspizieren das Schiff, bevor wir es uns an der Sonne hinten auf Deck neben dem Hubschrauberlandeplatz bequem machen. Die MS Stavangerfjord mit ca. 600 Fahrzeugen verlässt pünktlich um 9:30 Uhr den Hafen und wir nehmen nun mit ca. 35km/h den direkten Weg an die Südküste Norwegens.

Die Fahrt ist nicht spektakulär, dauert knapp über vier Stunden, wir trinken etwas bei Starbucks, kaufen bei Dutyfree eine schöne Norwegen-Cap für Anita und warten auf Deck. Wir sichten keine Wale, keine Delfine, nur andere Schiffe aber die Zeit vergeht trotzdem schnell, vor allem bei diesem tollen Wetter.

Von Deck schauen wir dann gebannt der Einfahrt in den Hafen zu, bis wir merken, dass wir fast die letzten auf deck sind. Mist, wir müssen ja fast als erste raus, also sofort runter zu unserem Knutschi. Wir finden es schnell, war dieses Mal auch einfach, zuhinterst rechts zuunterst. Kaum sitzen wir in unserem Womo. Öffnet sich schon die grosse Heckklappe der Fähre und wir sind auf norwegischem Boden.

Wir wecken kein Interesse am Zoll und sind schnell auf dem Hafengelände draussen. Allerdings finden wir dann den richtigen Weg nicht auf Anhieb, denn wir können ja niemandem einfach nachfahren. Also müssen wir nochmals drehen und dann gibt es noch ein kleines Durcheinander, weil unser Navi die neue Autobahn noch nicht auf der Karte hat. Aber die Richtung stimmt schon mal.

Nach ca. 30km machen wir bei der Knuden-Brücke das erste Mal einen Stopp. Ich muss mich zuerst wieder an die sehr defensive Fahrweise der Norweger gewöhnen, wenn 70km/h angeschrieben ist, wird 70 gefahren und keine 75. Auch die Abstände zwischen den Fahrzeugen sind wieder viel grösser und das Fahren eindeutig sehr entspannter.

Bei der Brücke essen wir etwas kleines, fahren mit dem Womo darüber und drehen gleich noch ein kleines Filmchen. Wir haben ja Zeit.

Danach geht es 50km weiter zum Lindesnes Fyr, dem südlichsten Punkt Norwegens, quasi das Südkapp. Und irgendwie der Startpunkt für unsere Tour zum Nordkapp. Auf dem Wegweiser steht 2518 km zum Nordkapp. Wir werden garantiert mehr machen und nicht den kürzesten Weg nehmen…

Wir werden auf diesem schönen Parkplatz wie etwa 20 andere Wohnmobilisten für 300 NOK übernachten. Inzwischen ist es bewölkt und ziemlich windig, eine Stunde später aber wieder strahlend Blau und warm.

Die Gegend ist genau nach unserem Geschmack, wir spazieren zum Leuchtturm, klettern auf den Felsen herum und geniessen es hier in vollen Zügen.

auf dem Leuchtturm

Irgendwie einfach perfekt!

der südlichste Punkt Norwegens


Sonnenaufgang 4:39 Uhr
Sonnenuntergang 22:10 Uhr

Temperatur zwischen 12 und 20 Grad, sonnig bis bewölkt und wieder sonnig

88km Fahrstrecke
9.3 l Durchschnittsverbrauch
48km/h Durchschnittsgeschwindigkeit
1:48 h Fahrzeit

Übernachtung

Lindesnes - Lindesnes fyr****
Stellplatz

tolle Lage

Koordinaten: 57.98481,7.0493385
N 57° 59' 5.3"  E 7° 2' 57.6"
letzter Besuch: 5.2024

Velofahrt auf den Schienen 26.5.2024

und eine traumhafte E44

es ist gar nicht so streng, wenn jemand tretet

Um 8 Uhr stehe ich vor dem Wohnmobil, ausgerüstet mit Fotoapparat und Wanderausrüstung. Anita bereitet im Womo ihren Sauerteig für das morgige Brot vor und ich mache mich auf eine Expedition in den Süden. Es ist warm, aber bedeckt. Ich klettere über Felsen, durchquere Sümpfe und kämpfe mich Schritt um Schritt Richtung Meer. Die Tour ist anstrengend und nicht minder gefährlich. Todesmutig klettere ich Felsen hinauf und hinten wieder hinab, bis ich dann endlich nach Stunden zum südlichsten norwegischen von Menschenhand erschaffenen Monument komme. Es ist nur ein Holzpfahl mit verrosteten Eisen.

Aber ich kämpfe mich weiter, daran vorbei. Dann endlich, nach grossen Entbehrungen bin ich am Südkapp von Norwegen. Um mich herum nur Meer und ein paar Felsen. War hier schon je ein Mensch? Ich finde keine Spuren davon und nehme dieses Kapp in Beschlag und Taufe es auf den Namen «Rolf’s Kapp», das Gegenstück zum Nordkapp. Noch etwas weniger berühmt, da es extrem unzugänglich ist. Nach einer Pause mache ich mich wieder auf den beschwerlichen Rückweg, wo ich dann viele Stunden später ganz entkräftet beim Wohnmobil ankomme. Glücklich, ein Entdecker zu sein.

Um 9 Uhr haben wir dann das Womo wieder abfahrbereit und trinken zuerst noch einen Kaffee.

Wir fahren auf direktem Weg nach Flekkefjord und da zum stillgelegten Bahnhof. Dort kann man auf den Schienen der ehemaligen Flekkefjordbanen 17km mit einem Draisinen-Velo nach Sira fahren, um 12 Uhr hin und ab 14 Uhr wieder zurück. Ist ja klar, dass wir uns das nicht entgehen lassen wollen und so eine Draisine gestern schon mal reserviert haben. Warnweste und Velohelm bekommen wir bei der Vermietung, eine Stirnlampe haben wir dabei (unbedingt nötig, in den Tunnels ist es stockdunkel). Es sind heute etwa 7 Draisinen startbereit und wir nehmen die letzte, denn dann können wir auch mal stoppen und Fotos machen.

Wir nehmen Platz auf dem eisigen Gefährt, stellen zuerst mal die richtige Sattelhöhe ein (mit dem Fersen auf die Pedale stehen und das Bein fast durchstrecken können und gleichzeitig auf dem Sattel sitzen. Getreten wird dann mit dem Fussballen und so stimmt die Sattelhöhe exakt.)

Ich sitze vorne, Anita hinten und gleich nach dem Bahnhof geht es ins erste der 17 Tunnels. Es rattert und macht einen ziemlichen Lärmen, aber es ist echt lustig. Allerdings nur am Anfang, denn je länger es geht, desto strenger wird es. Wo bleibt nur meine Kondition? Zum Glück ist Anita top zwäg und kann meistens treten, während dem ich mich auf das Steuern konzentrieren muss. (Warum hat ein Draisinenvelo einen Lenker, wo man doch gar nicht steuern muss?)

Es macht echt Spass, zuerst geht es eher den Berg hinauf, etwas später dann wieder an den Fjord hinunter. Überholen kann man nicht, aber das stört nicht, denn wir stoppen zwischendurch wieder, um Fotos zu machen. Nach 17km kommt dann plötzlich eine Schranke, Strecke fertig. Und sonst nichts, keinen Kiosk, und eine Drehscheibe, um die schweren Velos zu drehen natürlich auch nicht. Man muss sie aus den Schienen heben, umdrehen und wieder auf die Geleise heben. Echt schwer die Dinger, ein Mann mit Rückenbeschwerden sollte diese Dinger also nicht drehen müssen.

Der Heimweg wird dann für uns gemütlicher, die vor uns haben glaub einen Hungerast eingefangen, die kommen nicht mehr vom Fleck! Also tuckern wir gemächlich zurück nach Flekkefjord. Immerhin haben wir nun 33km auf dem Tacho und entsprechend Hunger und Durst. Gleich neben dem Bahnhof hat es eine Pizzabakeri, wo wir sofort eine Pizza bestellen, die grösste mit 40cm Durchmesser. Nach 20 Minuten können wir sie abholen und im Womo geniessen. Die italienische Spezialität ist dann eine deutsch-türkische Kebab-Pizza norwegisch zubereitet und geschmacklich eher mexikanisch. Aber gut ist sie trotzdem, einfach keine wirkliche Pizza.

E44

Um halb fünf machen wir uns dann endlich auf den Weg Richtung Tagesziel. Wir fahren die Landschaftsroute 44 von Flekkefjord über Hauge nach Egersund. Total schön, manchmal etwas eng, aber fantastische Landschaft, fantastische Seen und fantastische Berge. Auch wenn es zwischendurch etwas regnet, es ist eine super schöne Fahrt wo wir dann um 18 Uhr auf unserem anvisierten Stellplatz ankommen. Auch dieser ist der Hammer, direkt am Meer mit tollem Ausblick. Und auch Annamaria und Herbert, die wir gestern Abend kennen gelernt haben, treffen wir überraschendweise wieder hier.

E44

Sonnenaufgang 4:46 (etwas später wie gestern, weil wir jetzt westlicher sind)
Sonnuntergang 22:20 Uhr

137km Tageskilometer ohne Draisine
9.4 Liter Durchschnittsverbrauch
48 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit
2:49 Fahrzeit

PS: die Fotos heute sind etwas körnig, falsche Einstellung im Fotoapparat. Ist jetzt für morgen aber korrigiert.

Externe Links

Übernachtung

Egersund - Bobilparkering Skadbergsanden*****
Stellplatz

direkt am Meer mit super Sicht. Einfach und zweckmässig

Koordinaten: 58.45251,5.9072217
N 58° 27' 9.1"  E 5° 54' 26"
letzter Besuch: 5.2024

Kjeragbolten 27.5.2024

sooo spektakulär

mutige Anita

Wenn wir morgens schon gewusst hätten, was uns heute erwartet, wer weiss, ob wir überhaupt aufgestanden wären! Nacht s hat es geschüttet wie aus Kübeln aber pünktlich zur Aufstehzeit guckte schon wieder blauer Himmel hervor. Wir beraten kurz, was wir heute machen sollen, es gibt zwei Möglichkeiten. Eine Wanderung zum Preikastolen oder mit dem Womo durch den Lysefjord und unten am Preikastolen vorbei, dann die spektakuläre Lysevegen hinauf mit 25 Serpentinen auf nicht mal 4km und dann eine Wanderung zum Kjeragbolten, einen eingeklemmten Stein, ein absolute Top-Fotospot. Ein Blick auf die Wetterkarte hilft uns bei der Entscheidung: Den Tag durch immer wieder Regen und ab 18 Uhr Aufhellungen. Das würde passen für Variante Kjeragbolten, den die Fähre durch den Lysefjord fährt nur alle zwei Tage und heute um 13 Uhr legt sie ab. Demnach können wir die Wanderung also sowiso erst ca. um 17 Uhr beginnen und vom Wetter her passt das also.

So buche ich die Fähre (diese muss man obligatorisch buchen und mindestens zwei Stunden vorher, denn wenn keine Autos gebucht haben, würde sie auch nicht fahren). Wir buchen sie für unser Knutschi, Fahrer und Beifahrer für umgerechnet CHF 57.- und dauert insgesamt 2:40 Std. Fährfahrt durch den Fjord. Nicht teuer, oder? (Eine 2-stündige Bootstour durch den Lysefjord und unter dem Preikastolen vorbei kostet für Pauschaltouristen pro Person ca. 120.- ).

Wir können es gemütlich nehmen, haben wir doch nur 90 Minuten Fahrt zum Fähranleger und müssen 10 Minuten vorher dort sein. So hat Anita noch Zeit, den vorbereiteten Teig in unserem Womo-Ofen zu einem Brot umzuwandeln. Wie das herrlich duftet! Und super sieht es auch noch aus.

feines Womo-Brot

Auf der Fahrt gehen wir noch Lebensmittel und Getränke einkaufen und sind bei Regen pünktlich am Fähranleger. Es fahren genau 7 Autos auf die Fähre, wovon 3 Wohnmobile sind. Schnell sind wir im Gespräch mit den anderen und geniessen die Fahrt. Wenn es schüttet sind wir im Womo, wenn 5 Minuten später wieder die Sonne drückt, draussen auf der Fähre und schauen die Felswände an.

Lysefjord

Nach gut einer Stunde Fahrt kommt dann links der Preikastolen ins Blickfeld. Es sieht schon gut aus so von unten, aber nicht wirklich lohnenswert. Man müsste jetzt da oben stehen, es soll fantastisch und spektakulär sein. Aber für alles haben wir eben keine Zeit. Sie geniessen wir die Fährfahrt und der 4. Hafen ist dann Endstation in Lysenbotn. Schnell sind wir von der Fähre und schon in der Steigung den Berg hoch. Zuerst kommt ein Tunnel mit einer Serpetinen drin, wo man schon mal richtig viel Höhe macht und dann kommen die vier Kilometer mit den 25 Spitzkehren. Es ist viel breiter wie gedacht, Kurve an Kurve, aber nicht ganz so spektakulär, wie wir uns das vorgestellt haben. Vor allem sieht man die Strasse mit den vielen Kurven wieder berg hoch noch Berg runter. Man müsste alos die Drohne fliegen lassen, damit es ein gutes Bild gibt. Aber als wir oben auf dem Parkplatz ankommen, ist ein grosses Schild, Drohnenflugverbot. Also nichts mit einem guten Strassenfoto mit 25 Serpentinen. Leichte Enttäuschung.

Der Parkplatz kostet ganze 300 NOK (26 CHF) und Wohnmobile dürfen zwischen 22 und 7 Uhr nicht dort oben übernachten. Für uns kein Problem und gewusst haben wir es auch. Auch der Preis hier am Ende der Welt für die schönen Toiletten und die gesamte Infrastruktur stört uns nicht. Wer es nicht bezahlen will, muss einfach weiterfahren.

Es nieselt wieder und wir machen uns für die Wanderung bereit. «Gute Berggänger sind in 1:30 Uhr oben und normale Touristen in 2:30 Std.» erkläre ich Anita. Aber irgendwie habe ich da falsche Zeiten im Kopf, das merken wir aber erst auf dem Heimweg. Denn im Internet wird beschrieben, dass man für Hin- und Rückweg 6 Std. braucht. Zum Glück wissen wir das nicht und sind so naiv, dass wir einfach loslaufen. Schliesslich sind wir ja Bergtourenerfahren. Allerdings unterschätzen wir es total. Zum Glück sind wir aber richtig ausgerüstet, sogar die Stirnlampen hätten wir dabei, wenn wir zu lange hätten. Es geht Berghoch, über schmierige Felsen, die noch etwas nass sind, zum Teil mit allen vieren müssen wir uns halten, Anite klepft es zweimal hin, auch ich liege mal am Boden. Knie, Ellbogen, Hände, und auch ein Kopf schmerzt, bis wir zurück sind. Aber wir überleben. Allerdings der Hinweg ist wohl nur 5km, aber nach 1:30 Std haben wir erst die Hälfte und spüren die Beine schon. Die zweite Hälfte ist dann etwas einfacher und wir kommen schneller vorwärts.

einfach nur Spektakel


Nach 2:30 h sehen wir den Kjeragbolten. Auf den ersten Blick sind wir enttäuscht, nur so ein kleiner Stein? Auf den zweiten Blick stellt es uns die Nackenhaare auf, zieht die Ohren einwärts und biegt die Zehennägel aufwärts! Unter dem Stein geht es 1000m in den Fjord runter, und der Stein ist nicht mal das spektakulärste? Die Felswände sind senkrecht und schwarz, ein Wasserfall stürzt ebenfalls hinunter. Einfach nur Wow! Und weil der Stein so klein ist, muss man echt Mut haben, dort drauf zu stehen. Echt jetzt, unten geht es 1000m runter, der Stein bietet gerade mal Platz um hinzustehen, und alles ohne Sicherung, ohne Geländer oder sonst was. Wir teilen uns die Aufgabe: Anita steht auf den Stein und ich mache das Foto. Aber auch das Foto ist nicht ganz einfach, es liegt noch Schnee und wenn man hier ausrutscht, geht es ebenfalls 1000m unter dem Stein hindurch und in den Fjord runter. Der geplante Fotosprung auf dem Stein lassen wir sein, sobald das Foto im Kasten ist, bringen wir uns sofort wieder in Sicherheit.

immer noch nicht geschafft

Wow, wir sind schon auf einigen 4000er gestanden, aber so etwas Spektakuläres haben wir echt noch nie erlebt.

Es sind mit uns gerade mal 7 Leute hier und keiner der anderen getraut sich, auf den Stein zu stehen. Und ganz ehrlich: ich auch nicht. Wenn ich das vorher schon gewusst und alles in Ruhe abgecheckt hätte, hätte ich Anita verboten, dort auf den Stein zu stehen und wir hätten auf das Foto verzichtet!

Wir machen uns dann wieder auf den Rückweg und sind aber so was von erledigt, als wir nach 5 Stunden um 22 Uhr wieder beim Knutschi sind. Die Beine sind Gummi, keine Kraft mehr, ausgepowert. Heute sind wir an unsere körperlichen Grenzen gekommen! Wahrscheinlich auch, weil wir diese Wanderung unterschätzt haben.

Also, mindestens 5 Stunden einrechnen, sehr gute Trittsicherheit und eine gewisse Erfahrung im Gebirge haben ist sicher nicht von Nachteil. Eine Turnschuhwanderung ist das auf keinen Fall. Haben wir darum in den 5 Stunden nicht mal 10 Menschen angetroffen? Ok, die Bedingungen mit der ganzen Nässe waren nicht einfach, aber wann ist es hier schon trocken?

Und das Wetter war übrigens so, wie es der Wetterbericht vorhergesagt hatte. Wir hatten in den ganzen 5 Stunden keinen Tropfen Regen!

Wir sitzen schnell in unser Knutschi, fahren noch ca. 10km bis wir einen kleinen Parkplatz im Gebirge finden und werden hier hoch über einem See übernachten. Die Gegend rund um unseren Übernachtungsplatz werden wir dann erst morgen besichtigen. Jetzt sind wir einfach zu kaputt. Nicht mal mehr kochen mögen wir, nur noch den Blog schreiben, hinlegen und uns erholen…

Sonnenaufgang: 4:46 Uhr
Sonnenuntergang: 22:25 Uhr
zwischen 8 bis 18 Grad, von leicht Bewölkt bis Regen alles

Km: 94
2:05 Std. Fahrzeit
45km/h Durchschnitt
11,9 Liter Dieselverbrauch

Übernachtung

Lysebotn - Tjodanpollen*****
frei

fantastische Aussicht, keine Infrastruktur, sehr ruhige Nacht

Koordinaten: 59.03735,6.7135123
N 59° 2' 14.5"  E 6° 42' 48.6"
letzter Besuch: 5.2024

Körperliche Erholung 28.5.2024

Fahrtag

Nachts leide ich, wenn ich mich im Bett drehen will, fühlt es sich an, wie wenn ich 200kg auf den Rippen hätte. Oder so wie nach einer schweren Tour de France Etappe. Die Wanderung gestern war wirklich an meinem Limit. Komisch, vor 10 Jahren konnte ich noch 12 Std. Bergtouren machen und jetzt bin ich schon nach der Hälfte ein Wrack?

Als ich mich aber im Spiegel betrachte, finde ich grosse blaue Flecken an Innenarm und im Lendenbereich. Auch die clunibus recta schmerzt, aber noch alles nichts, was Anita durchmachte, ihre geflickte Schulter und Arm sind ja auch noch nicht schmerzfrei. Also beschliessen wir, noch im Bett liegend, heute einen Erholungstag für unsere Körper einzuschieben. So schlafen wir bis 9 Uhr und machen dann einen reinen Fahrtag ohne körperliche Anstrengungen.

Aussicht


Der Lyseverien 4224 ist der Hammer! Eine schmale Strasse die mitten durch die Berge führt, an hunderte Seen vorbei, mal runter, mal rauf. Genau so, wie wir es lieben. Irgendwann geht es auf die 450 bis wir auf die E9 kommen und danach auf die E134. Wir durchfahren mindestens drei Skigebiete, sind mehrere Male auf über 1000m, wo noch reichlich Schnee liegt und fahren schätzungsweise an 150 Seen vorbei. Zwischendurch regnet es immer wieder, aber wir sehen auch so, dass die Gegend in Südnorwegen uns wahnsinnig gut gefällt und auch etwas dem Norden ähnelt.

Wir stoppen einige Male für Fotos oder für einen Kaffee. Einige Male warten wir auch etwas länger vor einem Rotlicht oder warten, bis ein «Ledebil» kommt, das als Alternative zu einer Ampelanlage bei Baustellen in Norwegen zum Einsatz kommt. Es holt eine wartende Fahrzeugkolonne praktisch ab, führt es durch die Baustelle und fährt dann mit der anderen Kolonne wieder zurück.

Das Fahren ist übrigens total stressfrei, alle halten sich an die Geschwindigkeitsvorschriften. Auch kein Wunder, 1km/h zu schnell, kostet gleich 1100 NOK (CHF 95.-) und es wird keine Toleranz abgezogen. 6km/h zu schnell ist man schon 3000 NOK los und missachtet man ein Vortritts- oder Stoppschild kostet das schon 7800 NOK (680.-). Für Fahrradfahrer übrigens «nur» die Hälfte. Es lohnt sich also, die Regeln einzuhalten.

Es gibt auf den Bergen jeweils noch touristische Panoramastrecken, die über einen Pass führen, statt durch die neueren Tunnels. Aber leider sind diese Strecken momentan noch geschlossen, die meisten werden erst auf den 1. Juni geöffnet.

So gibt es für uns dann doch weniger Sehenswürdigkeiten, die wir anschauen können, auch weil es gegen Nachmittag immer mehr regnet. So erreichen wir um 16 Uhr unseren geplanten Übernachtungsplatz. Gar nicht schlecht, um sich weiter zu erholen.

Anita kocht uns ganz feine Hörnli mit Ghackets ä la Teigwarenrisotto, da wir gestern zu später Stunde nach der Rückkehr nichts mehr assen und unsere Mägleins doch etwas knurren.

Sonnenaufgang: 4:36 Uhr
Sonnuntergang: 22:32 Uhr
Regnerisch, 6 - 12 Grad

209 Km 
8.7 Liter Durchschnittsverbrauch
54 km/h Durchschnitt
3:51 h

Übernachtung

Røldal - Wildcamping***
frei

offizieller Freistehplatz

Koordinaten: 59.83832,6.8785930
N 59° 50' 18"  E 6° 52' 42.9"
letzter Besuch: 5.2024

Bergen 29.5.2024

Wasserfälle und Stadtbesichtigung

Die ganze Nacht schüttet es wie aus kübeln, also beschliessen wir, früher lozufahren und direkt nach Bergen. Aber pünktlich zu unserer Abfahrtszeit hört der Regen auf und die Sonne drückt. Wir haben auf der Fahrt 80km lang nasse Strassen, aber den ganzen Tag keinen einzigen Regentropfen mehr.

Kurz nach unserer Abfahrt ist ein Aussichtspunkt zum Låtefossen signalisiert, klar stoppen wir. Es ist ein gewaltiger Wasserfall der kurz vor der Strasse hinunter fällt und unter der Brücke verschwindet. Gewaltig, aber um Fotos zu machen, sind Regenhosen und Regenpellerine gefragt. Also kurz umziehen und Fotos schiessen. Wir sind echt beeindruckt, dieser Stopp lohnt sich.

Låtefossen

Unsere Laune ist ganz gut und wir geniessen jeden Kilometer Fahrt. Wir fahren durch Tunnels bis 11 km länge, insgesamt sind es heute mindestens 30km Tunnel. Wo können wir unser Geld zurückverlangen, weil wir da keine Landschaft gesehen haben?

Das Wetter wird immer besser, auch am Fähranleger in Jondal, wo wir die Fähre um 10 Minuten verpassen und 50 Minuten warten müssen, trocknen die Strassen das erste Mal ab. Wir nützen die Zeit und kaufen im kleinen Laden daneben ein.

Danach sind wir gespannt, als wir auf die Fähre fahren, wie das nun abgerechnet wird. Nach unseren Informationen geht das automatisch, wenn das Nummernschild ausgelesen wird, aber da wir nirgends eine automatische Nummernerfassung oder Kamera sehen, mache ich meine Kreditkarte bereit. Der Fährangestellte winkt uns auf’s Schiff, und macht mit seinem Handy ein Foto von unserem Nummernschild. Das war’s.

Abends sehen wir dann in der Abrechnung der Ferjekort, dass die Überfahrt regulär 168 NOK kosten würde und wir mit dieser Registration bei Autopassferje 50% gespart haben und nur CHF 7.25 für diese Fähre bezahlen mussten. Toll, oder? Unsere Mautgebühren bis jetzt betragen übrigens bisher nicht mal 4 Franken…

Weiter geht es nach der Überfahrt in tollstem Sonnenschein, bis wir das nächste Schild einer Sehenswürdigkeit sehen und auch hier den Blinker setzen. Es ist wieder ein Wasserfall, der Steinsdalsfossen. Hier gibt es sogar einen gut ausgebauten Weg hinter dem Wasserfall hindurch, ist ja klar, dass wir das machen. Es ist echt auch ein toller Wasserfall mit einem lohnenden Halt.

Steinsdalsfossen

Eigentlich dachten wir, dass diese Fahrt nach Bergen einfach so gemacht werden musste aber keinesfalls, dass diese wieder so schön ist und von daher ist unser Tag gerettet, egal was noch kommt.

Kurz vor Bergen leitet uns unser Navi durch enge Quartierstrassen, so dass wir wieder umdrehen und einen Umweg in Kauf nehmen. Den Stellplatz erreichen wir aber trotzdem und meine Befürchtungen wurden leider bestätigt. Der Platz ist voll, kein Womo geht mehr hin. Was machen? Ist er wirklich voll? In Norwegen muss es aus Feuerpolizeilicher Vorschrift zwischen zwei Womos immer mindestens 4m Abstand geben. Schade, denn ohne diese vier Meter hätten zwischen jedem der jetzt stehenden Womos nochmals eines Platz. Statt 24 Womos wären es dann 48. Aber auch 48 wären zu wenig, jede 5 Minuten fährt ein Womo vor und sucht nach einem Platz und muss wieder deprimiert abziehen. Und wir? Wir parken ganz vorne neben der ersten Sperrfläche, schön in der Reihe neben den andern Womos. Es fällt gar nicht auf, dass wir nicht auf einem Parkplatz stehen, sondern daneben. Aber wir stehen auch nicht im Parkverbot, das gleich neben uns beginnt. Also alles korrekt?! Na ja, so 100% legal ist das wohl nicht, aber wie sollen wir Bauernschweizer das wissen, dass man hier nicht parken darf? Vielleicht darf man ja? (Eine Parkbusse würde ca CHF 50.- machen). Wir riskieren es, denn eine Alternative bleibt uns nicht übrig.

die berühmten Holzhäuser am Hafen

Wir packen unseren Rucksack und laufen 150m zur nächsten Tramstation, lösen dort ein Trambilett für 24h und steigen ins nächste Tram Richtung (Bergen senter). Eine Viertelstunde später steigen wir aus, es war ganz einfach, das Zentrum ist beim Endbahnhof der Trams. Nun schlendern wir durch die Grossstadt, es hat viele Menschen, das meiste wohl Touristen. Selbstverständlich gehen wir zum Hafen und fotografieren die farbige Reihe der Holzhäuser, das Wahrzeichen der Stadt. Es sieht schon etwas touristisch aus, wohl sehr schön, haut uns aber nicht vom Hocker. Etwas später in einem Geschäft, finde ich dann genau eine Bergjacke für mich, farbig, warm, modisch und vor allem ohne fest angemachte Kapuze. Jede schöne Jacke in irgendwelchen Geschäften, die mir gefallen hätte, hatte eine fixe Kapuze. Das ist momentan wohl Mode. Aber wann braucht man diese schon? Sie ist nur im Weg beim Rucksack tragen, beim Fotoapparat umhängen und bei allem anderen auch. Aber diese Jacke hat keine Kapuze und darum ist sie nach wenigen Minuten auch gekauft. Schön blau, schön dreilagig, wasserabweisend, Wind undurchlässig und trotzdem Schweiss absorbernd und das Beste: nur CHF 85.- (Ich hätte locker das Doppelte bezahlt dafür…)

Meine Laune ist auf dem Höhepunkt und so sitzen wir in ein kleines Restaurant direkt am Hafen mit Sicht auf das Wasser und bestellen uns etwas zu essen. Was soll es denn sein? Jetzt sind wir zum 3. Mal in Norwegen und noch nie hatten wir Walfleisch gegessen. Heute werfen wir unsere Prinzipen über den Haufen und wählen Wal.

Das Walfleisch sieht Fisch überhaupt nicht ähnlich, es sieht eher aus wie Rindfleisch, schmeckt auch ein wenig so, ist aber viel zarter. Mit den drei kleinen Kartöffelchen dazu sind wir aber danach noch nicht richtig satt, macht ja nichts, wollten wir nicht mal ein paar Kilos leichter werden? Das Ganze kostet uns genau so viel wie meine Jacke, was mir die Freude an der Jacke vergrössert und die Freude am Walfleisch etwas mindert. Aber da ich für die Jacke ja sowiso das Doppelte bezahlt hätte, haben wir das nun auch.

endlich ein Elch

Wir schlendern danach weiter durch die Stadt, machen Fotos da und dort, schauen uns Häuser, Parks, Strassen und Leute an. Wir sind einfach nicht die Stadtmenschen, an einer schönen Landschaft haben wir einfach mehr Freude.

Also fahren wir mit dem Tram wieder zurück, das heisst, nur vier Stationen, dann steigen alle aus. Wir gezwungenermassen auch und laufen mit allen andern Tramgästen zwei Stationen zu Fuss. Überall steht Polizei rum, kein Auto auf der Strasse und kein Tram. Was ist denn hier los? Egal, wir finden es nicht heraus, aber ein nächstes Tram kommt, wo wir einsteigen und beim Stellplatz tatsächlich noch ankommen.

Eine Parkbusse haben wir noch nicht an der Windschutzscheibe, aber es fahren immer noch Womos hierher, die einen Platz suchen. Wahrscheinlich könnte es Platz für 100 Womos haben und alles voll sein.

Wir studieren noch kurz, ob wir weiterfahren oder doch hier übernachten sollen. So wahnsinnig schön ist es nicht, und ruhig auch nicht. Aber wir bleiben jetzt trotzdem, denn in Bergen ist man ja nicht immer, aber in den Bergen gefällt es uns besser.

Sonnenaufgang: 4:27 Uhr
Sonnenuntergang: 22:45 Uhr
bewölkt bis leicht bewölkt, 8 - 18 Grad

Durchschnittsverbrauch 9.0 Liter
Durchschnittsgeschw. 53 km/h
Fahrzeit 3:10 Std.
169km

Übernachtung

Bergen - Bergenshallen***
Stellplatz Koordinaten: 60.35442,5.3586653
N 60° 21' 15.9"  E 5° 21' 31.2"
letzter Besuch: 5.2024

Roadtripp 30.5.2024

und Wunsch-Übernachtungsplatz

hier schlafen wir

Durch Bergen stecken wir noch kurz im Verkehr fest, bevor es auf unserer heutigen 200km langen Strecke beginnt, richtig zu rollen. Schlussendlich werden es dann wegen einer Strassensperrung ein Stück mehr, aber das wissen wir da noch nicht. Unser Interesse gilt unserem erster Zwischenstopp nach 30 km. Es gibt dort eine Wollfabrik mit Fabrikladen und da man seiner Frau auch mal etwas gönnen mag, haben wir dort einen Halt eingeplant. Und die ganze Reiseplanung war darauf ausgelegt, nicht an einem Sonntag hier durchzukommen…

Anita in der Hillesvåg Ullvarefabrikk

Wir stoppen vor der Fabrik direkt am Meer und betreten den Laden. Vom ersten Blick an sind wir überwältigt. Sogar mir gefällt es ausserordentlich gut und Anita ist im 7. Himmel. Erst recht, wo sie «ihre» Strickbücher findet, allerdings auf norwegisch. Wie gut, können wir in einem dieser Bücher nachschauen, welchen Norwegenpulli ich bekomme (obwohl mein Island-Pulli nicht mal fertig ist) und Anita verhandelt dann mit der Ladenbesitzerin, welche Wolle in welchen Mengen und Farben sie nun braucht. Es ist einen rechten Haufen, dünkt mich, vor allem muss ich ja das Ganze bezahlen. Anita nimmt auch noch ein Fixfertig-Pack inkl. Wolle und Strickanleitung für warme Reisesocken, die sie bis ans Nordkapp dann hoffentlich fertig hat.

Hillesvåg Ullvarefabrikk AS ca. 30 km nördlich von Bergen bekommt von uns glatte 5 Sterne! Auch die gefilzten Trolle, die überall im Laden ausgestellt sind, sind ein Wunderwerk. Auch ich bekomme von meinem Schatz fünf Sterne, wenn ich auch manchmal ein Troll bin, einfach nicht so herzig wie die im Laden.

Danach geht es weiter und wir tanken noch schnell, man weiss ja nie, wann die nächste kommt, denn wir wollen heute nicht einfach die normale «Touristenroute» nach Norden nehmen, sondern etwas die kleineren Wege. Es läuft gut durch wunderschöne Landschaften, stoppen wir doch wieder viel mehr, als vorgenommen. Statt die Fähre nach Lavrik nehmen wir die kleinere von Rutledal nach Leirvik und wir haben Glück. Gerade als wir an das kleine Fährterminal hinfahren, läuft die Fähre ein. Alle Fahrzeuge, die von Losnegard auf der Fähre hierherfahren, müssen von der Fähre runterfahren, eine 180 Grad Kurve machen und wieder auf die Fähre hochfahren. Und als alle diese Fahrzeuge wieder oben sind, kommen wir an die Reihe. Es geht tipptopp, der Ticketmann macht wieder ein Foto von unserer Autonummer, schickt es an sein System und schon haben wir bezahlt und 50% Rabatt bekommen.

Nach den 20 Minuten auf der Fähre sind wir danach auf der kurvigen und bergigen E57 bis nach Dale. Dort gibt es zwei Stellplätze, aber weil wir von der Gegend euphorisiert sind, beschliessen wir nach einem kurzen Besuch bei der Kirche, weiter zu fahren, es ist noch zu früh für den Tagesstopp. Wir fahren durch einen Tunnel indem es einen farbig blauen Kreisel gibt, zweigen die erste rechts ab und stehen 8km weiter vor einer Schranke. Strasse gesperrt! Wir haben Mühe, das Schild zu entziffern, glauben aber zu lesen, dass wir bis 15 Uhr zwei Stunden warten müssten, bis die Strasse wieder für eine Stunde geöffnet wird. Zu lange für uns. Also Rückwärtsgang rein, umdrehen, wieder beim farbigen Kreisel im Tunnel vorbei und die nächste Strasse über die Hängebrücke ausprobieren und den 35km langen Umweg in Kauf nehmen.

Koordinaten 61.37277, 5.404843

Auf der Karte sieht diese Strasse ziemlich eng aus. Wie lange brauchen wir für diesen Umweg? Eine Stunde? Wir wissen es nicht, darum fahren wir einfach los. Falls es zu eng wird, können wir immer noch umdrehen. Aber es ist schlussendlich breiter wie erwartet und der Umweg lohnt sich auf jeden Fall, solange man gerne Bergstrassen fährt!

Nach einer kleinen Ewigkeit um die ganze Halbinsel herum kommen wir dann in Førde wieder auf die ursprüngliche Hauptstrasse. Dort geht es zügig weiter Richtung Florø, bis wir rechts abzweigen Richtung Norden.

Auf dieser Strecke habe ich im Vorfeld einige Freistehplätze herausgeschrieben, die gemäss Google Maps für eine Übernachtung infrage kämen. Insbesondere der Wanderparkplatz vor dem Magnhildskartunnel wäre super geeignet (61.66521, 5.194337), aber ich habe noch einen anderen als Favoriten abgespeichert. Falls jener dann nichts ist, können wir immer noch zum Wanderparkplatz zurückkehren.

Unten am Berg also links 4km einer Singleroad dem Meer entlang. Wir sind gespannt, ob der Platz wirklich etwas ist.

Und er ist top!

Das sehen wir schon von der Strasse aus, also stellen wir unser Knutschi in einer Waldlichtung 5m vom Meer entfernt in die Einsamkeit. Wow, was für ein Platz. Wir sind nicht die ersten hier, aber alleine, und lesen zuerst mal noch zwei kleinere Stücke Müll auf. Man soll so ein Platz immer sauberer verlassen, wie man ihn antrifft.

Dann machen wir ein paar Fotos und geniessen es einfach nur. Solche Plätze findet man normalerweise höchsten auf Prospekten von Wohnmobilhändlern, aber sicher nie selber, wenn man unterwegs ist. Aber zum Glück gibt es Ausnahmen!

Anita kocht die gestern eingekauften Hamburger und macht Risotto dazu, ich schreibe den Blog und geniesse die fantastische Aussicht aufs Meer ganz alleine in der Natur und höre dem lauten Vogelgezwitscher zu. Auf dem Meer springt ein Wal und aus dem Wald trottet ein Elch (na ja, das ist jetzt Wunschdenken)

Bei 20 Grad draussen, darf man das. Und übrigens eine Mücke in Skandinavien haben wir noch immer nicht gesichtet…

Während dem schreiben geht übrigens ein kurzer Regenschauer über unser Knutschi hinweg, bringt der Natur eine Abkühlung, nicht aber unserer Stimmung!

Sonnenaufgang: 4:26 Uhr
Sonnenuntergang: 23:02 Uhr
leicht bis bewölkt, zwischendurch Regen, 15 - 23 Grad

Durchschnittsverbrauch: 9,2 Liter
Durchschnittsgeschwindigkeit 54 km/h
Fahrzeit: 5:57 Std
324km

Externe Links

Übernachtung

Myklebust - Vindspollen*****
frei

direkt am Meer, wunderschön

Koordinaten: 61.70197,5.1627861
N 61° 42' 7.1"  E 5° 9' 46"
letzter Besuch: 5.2024

Puffins 31.5.2024

Vogelfelsen auf Runde

An unserem schönen Freistehplatz werden wir morgens durch den Regen geweckt. Das tut der Stimmung aber keinen Abbruch, denn das Meer sieht auch so gut aus. Einen Blick auf unser Wetterapp bestätigt, dass heute Vormittag Regen angesagt ist und ab frühen Abend eine grosse Wetterbesserung. Das schreit ja danach, direkt nach Runde zum Vogelfelsen zu fahren und dort abends auf die Puffins zu warten. Wir waren bisher 2x in Norwegen, in Schottland und Island, aber diese Papageientaucher haben wir nur auf Fotos gesehen. Und diese plumpen Tierchen wollen wir unbedingt live gesehen haben.

So fahren wir weiter Richtung Norden, müssen zweimal eine Fähre nehmen um über einen Fjord überzusetzen und nehmen auch nicht direkt den schnellsten Weg über die Hauptstrassen. Die Strecke ist wiederum sehr schön, auch wenn es grau in grau etwas blasser aussieht, wie wenn die Sonne scheinen würde. Aber wir stellen sie uns einfach vor.

Kurz nach dem Mittag kommen wir auf der Insel Runde beim Campingplatz an und richten uns ein. Und da wir nun noch Zeit haben, bäckt Anita ein weiteres Brot und ich übe, Vögel fotografieren. Vor zwei Monaten habe ich mir extra für diesen Moment (oder ähnliche) ein Teleobjektiv von 200 – 600mm Brennweite gekauft, ein riesen Ding! Aber gebraucht habe ich es noch nie, darum ist jetzt der richtige Moment, damit zu üben und Möwen zu fotografieren. Mann, ist das schwer, nicht nur das Objektiv, auch die Möwen im Flug zu treffen. Zum Glück läuft es heute Digital und nicht mit den alten 36er Filmen. Auf dem ersten Film hätte ich gar keine Möwo drauf! Als das Brot im Ofen ist, übt dann auch Anita mit dem Tele und sie hat es weit besser im Griff wie ich.

die momentanen Hobbies von Anita

Wir haben quasi einen freien Nachmittag ohne Reisen oder Besichtigungen, aber irgendwie bin ich schon wieder im Stress. Alles herrichten, damit dann abends alles klappt, alle Batterien müssen geladen sein, Stativ einpacken, Speicherkarten richten und auch die Kleider… Anita lächelt nur und schweigt, sie kennt mich, was ich für ein Spektakel veranstalten kann, bis alles vorbereitet ist. Aber immerhin klappt dann auch alles.

Neben uns spreche ich noch mit einem deutschen Womo-Fahrer, der gestern die Puffins schon besucht hat. Er meint nur, ich brauche so ein Objektiv gar nicht, sie kämen so nahe, da reiche ein Handy. Also müssen die anderen Objektive auch noch mit. Der Rucksack ist jetzt nun so schwer, dass ich ihn kaum heben kann und die Verpflegung ist noch nicht eingepackt. Es soll ein Fussmarsch den Berg hoch von 40 Minuten bis eine Stunde sein, und die Puffins sollten so ca. gegen 20 Uhr vom Meer zurückkommen. Ob das alles so dann auch stimmt? Könnte sein oder eben auch nicht, darum müssen wir auf alles vorbereitet sein. Der Zufall darf da nichts kaputt machen. Darum gibt das eben so viel Vorbereitung!

Während ich umherstresse strickt Anita an ihren neuen Socken, das heisst, sie übersetzt die Strickanleitung von Norwegisch nach Deutsch und wickelt Wolle, gestrickt hat sie noch gar nix (etwas später, während ich den Bericht schreibe, muss ich das Foto noch austauschen, denn da hat sie schon ein paar Nadeln fertig).

Ach ja, weil wir schon nach dem Mittag hier waren, haben wir einen Platz in der ersten Reihe mit Sicht auf das Meer. Alle die nach uns kommen, stehen hinter uns auf der Wiese. Das hat eben auch mit Vorbereitung zu tun, ich habe das gewusst, die hinter uns eben nicht…

warten auf dem Vogelfelsen

Wir wandern dann endlich um halb sechs los, damit wir garantiert um sieben beim Vogelfelsen sind und die Ankunft der Papageientaucher nicht verpassen. Ich kann es kurz machen, um 18 Uhr waren wir schon in Stellung und um 20 Uhr sind sie dann tatsächlich gekommen aber es hätte auch gereicht, wenn wir erst um 20:30 Uhr oben waren, die Ankunft ist nämlich nichts besonderes, wenn sie dann aber da sind, dann ist es wirklich ein Erlebnis.

Aber wir hätten die Spannung nicht gehabt. Kommen sie oder kommen sie nicht? Um Viertel nach Sieben war dann schon mal eine kleine Welle von diesen Puffins da und zwei landeten 10m von uns auf einem Felsen. Sie setzen sich richtig in Szene und wir hatten alle Welt Zeit, sie zu fotografieren. 15 Minuten später waren dann aber alle wie von Zauberhand wieder weg und weit und breit keine Puffins mehr. Kurz nach Acht kamen dann aber wirklich viele und landeten allmählich auf allen Felsen rundherum und auch im Gras. Ab halb neun hatte man alle Zeit der Welt, diese tolpatschigen Vögel zu fotografieren und zu beobachten. Wir haben hunderte Fotos geschossen, nur im Anflug und die Landung da erwischte ich kein einziges Tier so richtig scharf.

Um neun haben wir es dann gesehen, so richtige Tierfotografen sind wir dann doch nicht. Unendlich Geduld ist nicht unsere Stärke oder war es, weil wir so richtig durchfroren waren? Wir machten uns auf den 20 minütigen Rückweg und heizten dann zuerst unser Knutschi so richtig warm auf…

Aus dem warmen Knutschi haben wir dann noch zwei Seelöwen im Meer beobachtet. Wieder ein für uns super Tag!

Ach ja, die Papageientaucher leben normalerweise draussen im Meer, zur Brutzeit und Aufzucht der Jungen kommen sie an Land und verschwinden danach wieder für den Rest des Jahres aufs Meer. Momentan ist die Brutzeit, die Eltern haben also noch keine Jungen und die Vögel müssen darum auch keine Nahrung anschleppen. Fotos mit fünf Fischen im Schnabel eines Puffins gibt es momentan nicht.

Und mein Objektiv mit 600mm Brennweite war optimal, mindestens 200mm sollten es auf alle Fälle sein, ein Handy reicht definitiv nicht.

Sonnenaufgang: 4:11 Uhr
Sonnenuntergang: 23:11 Uhr

167km
3:00 Std Fahrzeit
55km/h Durchschnitt
9.2l / 100km

Übernachtung

Runde - Goksøyr Camping****
Camping

direkt am Meer und zu Fuss zum Vogelfelsen

Koordinaten: 62.40446,5.6246843
N 62° 24' 16.1"  E 5° 37' 28.9"
letzter Besuch: 6.2024

Reisestrecken

unseres Reisestrecke