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Donegal Irland 2019
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Reisebericht

Riesige Schaufelbagger in Ferropolis 8.1.2025

auf dem Weg nach Skandinavien

Etwas verspätet um 8:30 Uhr fahren wir endlich los. Ich glaube, wir könnten zwei Wochen vorher beginnen unser Wohnmobil zu beladen, am Schluss wird es immer noch hektisch. Und egal wie viele Listen wir machen, etwas wird immer vergessen. Nach einiger Fahrzeit merken wir, dass wir alle Strassenkarten zu Hause gelassen haben. Schöner Mist, aber es gibt Schlimmeres.

Wir sind bei strömendem Regen auf der Autobahn unterwegs, machen in Hohenems noch schnell einen Zwischenstopp bei der Tankstelle, um österreichischen (und günstigen) Diesel zu tanken und brausen danach durch den holprigen Pfändertunnel Richtung Deutschland.

Dort fahren wir zuerst die A7 und A6 hoch nach Nürnberg, danach wechseln wir auf die A9 Richtung Leipzig. Wir kommen sehr gut voran, es hat wenig Verkehr und keinen einzigen Stau. Die Strecke durch die Ex-DDR ist halt schon noch etwas weniger befahren, dafür regnet es, zwischendurch schneit es oder beides zusammen. Es besteht aber keine Gefahr, dass es schneebedeckte Fahrbahnen gibt und so biegen wir 60km nach Leipzig rechts weg und fahren die letzten Kilometer nach Ferropolis, die Stadt aus Eisen.

Ferropolis ist ein ehemalige Braunkohle Tagbau-Gebiet, genauer Golpa Nord. Von 1964 bis 1991 wurden da täglich 8300 Tonnen Braunkohle gefördert. Wenn man bedenkt, dass für einen Eimer Braunkohle 5 Eimer Abraum weggekippt werden und 6 Eimer Wasser abgepumpt werden müssen. Die Braunkohle wurde an Kraftwerke in der weiteren Umgebung geliefert.

Heute ist Ferropolis Museum, Industriedenkmal, Stahlskulptur, Veranstaltungsareal und Themenpark gleichermassen. Alles beherrschend: die riesigen Baggermaschinen, die aussehen wie Dinosaurier eines Vergangenen Zeitalters. Es stehen fünf dieser riesigen Kolosse hier, der schwerste 1980 Tonnen. Extrem imposant. Allerdings wenn man bedenkt, dass der grösste Abräumbagger in Deutschland mit über 14'000 Tonnen fast 10x grösser ist, unvorstellbar. (Dieser ist übrigens das grösste Landfahrzeug der Erde) und hat in 10 Tagen einen Berg gleich gross wie die Cheops-Pyramiden aufgeschüttet.

Es ist etwas schade, dass wir erst um 16 Uhr in Ferropolis ankommen, also schnell ein Ticket kaufen und bei Sonnuntergang bis zum Eindunkeln diese Maschinen besichtigen. Uns bleibt nicht viel Zeit, denn um 17 Uhr schliesst das Freilichtmuseum und man muss das Gelände verlassen. Ist aber nicht schlimm, wir kriegen einen gewaltigen Eindruck, machen ein paar Fotos und verlassen danach pünktlich um 17 mit unserem Knutschi bei Dunkelheit das Gelände.

Ich übernehme von Anita wieder das Steuer und fahre aber nur gerade zwei Kilometer weiter auf den Parkplatz, der zu Ferropolis gehört. Wir parken im Dunkeln dort und machen das Knutschi bereit für die Nacht. Anita kocht noch ein feines Risotto und so sind wir um 19 Uhr schon wieder mit allem fertig.

Morgen sind es bis Rostock auf den Fährhafen noch 330km und so buche ich heute die Fähre nach Trelleborg, planmässige Abfahrt um 15:10 Uhr. Das sollte locker reichen und ein Lebensmitteleinkauf liegt auch noch drin, bevor wir dann abends in Schweden ankommen.

8:07 Uhr Sonnenaufgang
16:19 Uhr Sonnenuntergang
8:12 Std Tageslänge

1 – 5 Grad, Regen und Schnee, 0-5cm Schnee

694km
10.7 Liter Dieselverbrauch / 100km
94km/h
7:19 Std. Fahrzeit

Externe Links

Übernachtung

Gräfenhainichen - Ferropolis***
Parkplatz Koordinaten: 51.74978,12.437611
N 51° 44' 59.2"  E 12° 26' 15.4"
letzter Besuch: 1.2025

Erster Defekt 9.1.2025

Und weitere Optimierungen

wir fahren auf die Fähre

Nachts prasselt der Regen auf unser Dach, aber das macht ja gar nichts. Wir haben es kuschelig warm im Womo und morgens erwachen wir um halb acht immer noch im Dunkeln. Der Zeitpunkt ist aber ideal, wir machen unser Knutschi reisefertig und Anita kocht noch Wasser für Tee in unsere Thermosflasche. Dabei merken wir, dass unser Wasserhahn in der Küche plötzlich defekt ist. Gestern hat er doch noch funktioniert? Wasser kommt schon, aber beim Öffnen des Hahns schaltet die Wasserpumpe nicht ein und dadurch kommt kein Wasser. Also müssen wir auch den Hahn im Bad etwas öffnen, damit die Wasserpumpe einschaltet und dann fliesst auch in der Küche Wasser. Sobald wir Zeit haben, muss ich das aber beheben und im schlimmsten Falle einen neuen Wasserhahn montieren.

Pünktlich um Acht fahren wir dann bei Regen und Schnee wieder los Richtung Norden. Bevor wir auf der Autobahn sind, tanken wir nochmals 30 Liter Diesel, damit wir so gut bis Rostock auf die Fähre kommen und dann in Schweden wieder voll tanken können. Der Diesel ist aktuell in Schweden günstiger wie in Deutschland. Warten mit dem Tanken von Winterdiesel bis wir in Schweden sind, ist nicht nötig. Auch in Deutschland ist für die Tankstellen Pflicht, ab 15. November Winterdiesel zu verkaufen der bis – 20 Grad funktioniert. In Südschweden ist der Diesel nämlich auch nicht anders. Weiter oben im Norden wird dann auch zusätzlich Polardiesel verkauft, dieser funktioniert mindestens bis -30 Grad, meistens aber bis -40 Grad. Diesen Diesel kaufen die Einheimischen für ihre Schneescooter und bei extremen Kälteperioden auch für die Autos.

unterwegs im Schnee

Während Anita unser Womo auf der Autobahn lenkt, probiere ich via App unseren Ladebooster richtig einzustellen. Zeitweise hat er bisher nicht richtig funktioniert, das heisst, er hat nicht erkannt, wann der Motor läuft. Unsere Fahrzeugbatterie hat jeweils nur 13.4 Volt Spannung bei laufendem Motor und 12.7 Volt bei Stehendem. Diese Parameter kann ich nun gut einstellen und etwas ausprobieren, so dass die Aufbaubatterie jetzt mit 25A geladen wird. Falls wir kürzere Fahrten machen und dringend Batterie aufladen müssen, kann ich diesen Wert hinaufschrauben oder bei Sonnenschein und Einspeisestrom über die Solarpanels sogar ganz abstellen.

Es ist schon cool, wenn Anita jeweils auch ein Stück fährt!

Wir kommen so wieder mit sehr wenig Verkehr in Rostock an und parken bei Aldi und MediaMarkt auf dem Parkplatz. Im Media Markt wollen wir noch ein kleines DAB-Radio kaufen, das man mittels USB aufladen kann. Wir haben nämlich nicht bedacht, dass unser Autoradio abends jeweils hinter der Winterabdeckung liegt, die Lautsprecher ebenfalls. Und so haben wir nur einen sehr gedämpften Ton im Womo bei ziemlich grossem Strombedarf. Unser Autoradio zieht 1.5 A und das sind abends bei 5 Std Laufzeit etwa 8Ah, also 8% unserer gesamten Batteriekapazität. Und das ist mir dann schon etwas gar viel, etwas gleich viel wie die Dieselheizung und da habe ich dann lieber warm wie laut…

Nach dem Radiokauf geht’s noch an die Lebensmittel und danach fahren wir die restlichen 6 km an den Fährhafen. Beim Check-In zeige ich unsere Buchungsnummer und 2 Minuten später sind wir schon in der Wartespur 51. Hier müssen wir zwei Stunden warten, die Fähre hat leichte Verspätung. Das Verladen der Fähre dauert gefühlsmässig ewig, es sind vor allem grosse Lastwagen, zwei Eisenbahnzüge, ein paar wenige Pw’s und insgesamt 2 Wohnmobile.

die Fähre ist fertig beladen


 

Danach machen wir es uns im Restaurant bequem, wir haben viel Platz bei so wenigen Leuten und schauen ins Dunkle hinaus (Sonnenuntergang um 16 Uhr), warten die 6 Stunden Überfahrt ab. Das Meer ist glatt, fast keine Wellen, die Luft 2 Grad.

Das Entladen geht dann auch nicht so zügiger und wir sind schnell in Trelleborg auf der Hauptstrasse. Ein herausgesuchter Stellplatz ist nur 3km vom Hafen weg und diesen peilen wir für die Übernachtung an. Der Stellplatz ist voll eingerichtet, aber geschlossen, warum nur? Nun ist Improvisation gefragt, wohin jetzt? Wir schleichen die Strasse am Meer entlang und nach gut einem Kilometer sehe ich im Dunkeln irgendwie ein einladendes Strässchen und meine Nase hat mich nicht im Stich gelassen, nach nur 300m kommt ein grosser Parkplatz, wo schon etwa drei andere Lieferwagen oder Wohnmobile parken und ganz sicher übernachten. Also bleiben wir auch hier und werden die erste Nacht in Schweden verbringen. Kein Schnee in Sicht, und auch keine Minus-Temperaturen. 

8:14 Uhr Sonnenaufgang
15:59 Uhr Sonnenuntergang
7:45 Std. Tageslänge 

0 – 2 Grad, Regen, Schnee

346 km Strecke
4:49 Std Fahrzeit
71 km/h Durchschnitt
12,0 Liter Verbrauch

Übernachtung

Trelleborg - Västra***
Parkplatz

Strasse etwas laut

Koordinaten: 55.37559,13.120120
N 55° 22' 32.1"  E 13° 7' 12.4"
letzter Besuch: 1.2025

Im Winter angekommen 10.1.2025

Südschweden

Schloss Kalmar

Wir gewöhnen uns sehr schnell an unseren Ferienrhythmus und stehen mit den Hühnern auf, das heisst, mit dem Sonnenaufgang. Und da dieser erst um halb neun ist, ist das für uns kein Problem…

Die Nacht war nicht ganz so ruhig, die Fahrzeuge der nahen Strasse machten ziemlich Lärm aber heute Morgen sehen wir, dass wir an einem ganz schönen Ort aufwachen. Es ist ein kleines Naherholungsparadis, wo man Vögel und die Natur beobachten kann. Und das am Stadtrand von Trelleborg in der Nähe des Fährhafens. Es gibt Ausgucke, Feuerstellen und schöne Spazierwege. So laufen wir 100m direkt ans Meer und erleben den Sonnenaufgang hautnah mit. Perfekt zu unserem Start in Skandinavien ist das Wetter nämlich richtig gut geworden, auch wenn der Boden gefroren ist und die Temperatur in der Nacht wahrscheinlich knapp unterhalb des Gefrierpunktes war.

Da in Trelleborg kein Schnee liegt und wir ja extra wegen dem Winter diese Reise machen, beschliessen wir, ziemlich schnell und direkt nach Kalmar zu fahren, etwas über 300km auf Autobahnen und Schnellstrassen.

Wir kommen sehr gut voran, das Fahren ist ein Genuss, fast kein Verkehr, defensive Fahrweise von allen Verkehrsteilnehmern. Schweden ist riesig mit viel Platz, die Autobahnen führen mit geschweiften Bögen durch die weiche Landschaft. Man könnte problemlos mit grossem Tempo dahinrasen, aber die Geschwindigkeitslimite liegt bei 110km/h. Die meisten fahren jedoch nur 100, so wie wir auch und ein paar Lastwagen. Es ist richtig easy.

Zwischendurch stoppen wir bei einem Biltema, eine grosse Baumarkt- und Freizeitladenkette in Schweden. Wir schauen uns etwas um, kaufen schlussendlich aber nichts. Das, was wir suchen (Eisbohrer für Eisfischen und Antirutschmatten) gibt es hier nicht, diese Filiale ist wahrscheinlich eine der kleineren, auch wenn sie für unsere Verhältnisse gross ist.

Nach dem täglichen Fahrerwechsel beginnt es dann zu schneien. Die Landschaft wird weiss gezuckert, ohne dass sich der Schnee auf der Fahrbahn ansetzt. So kommen wir bei immer heftigerem Schneetreiben gut und schnell in Kalmar auf dem anvisierten Stellplatz fast im Zentrum der Stadt an. Den Stellplatz muss man im Touristoffice bezahlen, allerdings hat das schon ab 14 Uhr geschlossen und wir sind knapp zu spät. Also richten wir uns dennoch ein und gehen dann morgen nochmals vorbei.

Es ist -1 Grad, wir sind uns das noch nicht gewohnt und ich ziehe meine neuen Winterschuhe an (extra gekauft für diese Reise), die neuen langen Unterhosen (extra gekauft für diese Reise), die warmen Jacke (gekauft im Sommer in Norwegen extra für diese Reise) und die neu gestrickte Wollmütze (extra gestrickt für diese Reise). Anita probiert ihren neuen Überhosenjupe (extra gekauft für diese Reise) und die Leggins unter die Hosen (extra gekauft für diese Reise) und dazu ihre ebenfalls neuen Winterschuhe (extra gekauft für diese Reise) an.

So richtig warm eingepackt machen wir uns zu Fuss auf den Weg zum Schloss Kalmar. Der Weg ist kurz, die Aussicht zum Schloss im Schneetreiben wunderschön. Das Schloss schliesst aber auch schon um 15 Uhr, die Tage sind kurz hier in Schweden denn auch die Sonne ging heute schon um halb vier unter.

Wir schlendern noch etwas durch das Städtchen, an der Universität und am Hafen, alles in sehr kurzer Gehdistanz vom Stellplatz. Die Studenten haben wahrscheinlich grad ihre Vorlesung zu Ende und strömen aus der Uni, die einzigen die in dieser Stadt wohl eine warme Mütze auf dem Kopf haben, sind Anita und ich. Alle andern haben wohl noch nicht kalt bei diesen warmen Temperaturen… Auch wir werden uns noch daran gewöhnen und uns abhärten.

Zurück im Wohnmobil richten wir uns kuschelig ein, montieren den Wintervorhang, drehen die Heizung auf, isolieren die Dachfenster und lassen es uns gut gehen.

Während ich den Blog schreibe, (16:35 Uhr) ist es draussen stockdunkel, der Schnee bedeckt nun auch die Fahrbahnen und die Stadtlichter leuchten durch den Schneefall. Es sieht einfach magisch aus. Wir könnten schreien vor Glück!

8:29 Uhr Sonnenaufgang
15:40 Uhr Sonnenuntergang
7:11 Std. Tageslänge 

Schneefall, -2 bis 2 Grad

Strecke 318km
3:49 Std Fahrzeit
83km/h Durchschnitt
11,2 Liter Verbrauch

Übernachtung

Kalmar - Ölandskajen****
Stellplatz

Top Lage, keine Ver-/Entsorgung

Koordinaten: 56.66031,16.360902
N 56° 39' 37.1"  E 16° 21' 39.2"
letzter Besuch: 1.2025

Erste Zweifel 11.1.2025

harter Tag

Die ganze Nacht fegt ein Schneesturm über uns hinweg, allerdings mehr Wind wie Schnee. Morgens ist aber alles ganz weiss und tief verschneit. Winterwonderland! Und die erste richtige Nacht im Winter mit früher Ankunft, heizen, Kaffee machen etc. hat uns diese Nacht bis zu unserer Abfahrt 45Ah Batteriekapazität gekostet. Nicht schlecht, haben wir doch eine Kapazität von 100Ah. Wenn wir da noch gespart hätten mit Computer- Handy etc. aufladen, könnten wir locker nochmals 10Ah sparen. Wir sind also im Grünen Bereich, wenn es draussen weiss ist.

In der ersten Euphorie haben wir gestern einen Stellplatz in Stockholm reserviert, easy, 400km, 4 Std. Fahrt und nachmittags die Stadt anschauen. 8:30 Uhr losfahren bei Sonnenaufgang, Ankunft in Stockholm 12:30 Uhr, das war der Plan.

Die pünktliche Abfahrt klappt ja noch, obwohl wir unser Knutschi zuerst vom Schnee befreien müssen, aber danach beginnt es zu stocken. Die Strassen sind weiss und rutschig, gleichzeitig sehr starker Seitenwind. Mehr wie 80km/h auf der Autobahn liegt nicht drin und als dann mein Womo im Seitenwind und einer tiefen Schneeverwehung zu schlingern beginnt, der Lastwagen vor uns mit dem Anhänger quer vor uns fährt, bin ich am hyperventilieren und drossle mein Tempo noch mehr. Mir ist nicht mehr so wohl und ich muss mich voll konzentrieren, auch wenn wir nur 60km/h fahren. Wir sind erst in Südschweden, noch 1700km Luftlinie vom Nordkapp entfernt (wenn wir von unserem Haus auf der Karte 1700km Luftlinie nach Süden gehen, landen wir in Libyen). Schaffen wir das diesen Winter? Heute zweifle ich, denn es ist mit -4 Grad ja noch nicht mal richtig kalt.

Nach 200 Kilometer und über drei Stunden Fahrzeit kommen wir endlich in Norrköping an. Wir machen eine kleine Pause und steuern dort wieder einmal den Biltema an. Da er gerade neben unserer Strecke liegt, passt das und wir kaufen ganz gross ein. Die Laune steigt ganz schnell wieder ganz hoch, die Zweifel sind weit weg.

wieder zufrieden

Aber sollen wir wirklich noch bis Stockholm fahren oder hier übernachten? Wir wollten doch nicht den ganzen Tag in der Helligkeit nur mit Fahren verbringen? Aber Stockholm reizt eben schon und die Strassen sollen nun besser werden.

Es liegt nun kein Schnee mehr auf der Fahrbahn, nur eine salzige Nässe spritzt von den Reifen auf die anderen Autos. Nach jedem Auto, das uns überholt, sehen wir praktisch nichts mehr und müssen die Scheiben reinigen, der Rückspiegel ist schon lange blind, keine Chance, da etwas zu sehen.

keine Sicht

Es will auch hier nicht so recht vorwärts gehen, zuerst blockiert ein Unfall die Autobahn, danach auf der Umleitung ist ein Schwertransporter vor uns. Es läuft einfach nicht. Und vor Stockholm stehen wir noch kurzzeitig in einem Stau.

So erreichen wir erst nach Sonnuntergang um halb vier den Stellplatz in der Stadt. Was sollen wir jetzt noch machen? Zu Fuss in die Stadt wie geplant, oder morgen Sonntag die Stadt besichtigen und einen Tag länger bleiben?

Wir entschieden uns um 5 Uhr bei stockdunkler Nacht noch den Spaziergang in die Altstadt. Und es hat sich total gelohnt! Stockholm bei Night und mit weissen Strassen ist einmalig. Einfach super! Aber Achtung an all die Männer, die Schaufensterscheibenfrauen haben: vom Stellplatz zur Altstadt sind es 2km und man muss an ca. 1500 Schaufenster und 150 Restaurants vorbeigehen. Also viel Zeit einplanen. Auch die Altstadt selber gefällt uns sehr gut, eine wahnsinnig grosse Fussgängerzone, nicht nur im ältesten Teil der Stadt, viele Leute am Samstagabend, friedlich und schöne Stimmung. Auch beim Schloss, wo Silvia und Carl XVI. Gustaf von Schweden wohnen, waren wir. Die beiden haben wir aber nicht gesehen, nur die strammstehenden Wachposten.

Schloss

Später gab es für uns zwei noch je eine Pizza (nicht im Schloss) bis wir dann kurz nach Acht wieder beim Womo waren.

Der Winter hat uns jetzt, auch wenn es nächste Woche wieder warm werden soll.

8:23 Uhr Sonnenaufgang 
15:16 Uhr Sonnenuntergang
6:53 Std. Tageslänge 

Schneefall und trocken, -1 bis -4 Grad, 250km schneebedeckte Strassen

Strecke 423km
6:01 Std Fahrzeit
70km/h Durchschnitt
11,6 Liter Verbrauch

Übernachtung

Stockholm - Tantolunden Mobilheimcamping***
Stellplatz

gute Lage, aber im Winter kein Frischwasser und keine Entsorgung, wenn es gefriert

Koordinaten: 59.31238,18.053176
N 59° 18' 44.6"  E 18° 3' 11.4"
letzter Besuch: 1.2025

Auf die Åland-Inseln 12.1.2025

Tolle Fährfahrt

tolle Fähre

Gestern Abend haben wir lange überlegt, ob wir noch einen Tag in Stockholm bleiben oder weiterreisen sollen. Wir haben uns dann auf eine Weiterreise geeinigt, aber Stockholm hat uns sehr gut gefallen. Nochmals einen Tag und eine Nacht in der Stadt bleiben, wo am Sonntag viele Geschäfte geschlossen bleiben? So buche ich gestern Abend noch die Fähre auf die Åland-Inseln zwischen Schweden und Finnland.

Der Fährhafen ist rund 100km von Stockholm entfernt und die grosse Fähre legt um 10:45 Uhr ab. Also schrillt um 7 Uhr der Wecker, aufstehen, warm anziehen, draussen die Aussenisolierung wegnehmen, innen dasselbe, etwas aufräumen, Navi programmieren, inzwischen ist dies alles zur Routine geworden und so durchqueren wir 40 Minuten später das noch schlafende winterliche Stockholm. Der Himmel ist sternenklar, der Fast-Vollmond unheimlich gross und der Sonnenaufgang unendlich lange. Auf der gesamten Fahrt zum Hafen von knapp über einer Stunde haben wir das Gefühl, die Sonne geht auf. Aber erst am Hafen selber sehen wir sie zum ersten Mal. Es ist schon faszinierend, wie lange hier im Winter die Sonnenauf- und Untergänge sind. Gefühlt 10x so lange wie bei uns. In Stockholm dauert es heute ganze 78 Minuten, vom ersten Sonnenstrahl bis die gesamte Sonne über dem Horizont erscheint.

Das Winterwunderland begleitet uns die gesamte Fahrt bis zum Hafen, dort verläuft das CheckIn extrem schnell, es warten nur etwa 10 PWs, ein Wohnmobil (wir) und ein paar grosse Sattelschlepper. So können wir eine Stunde vor der Abfahrt der Fähre schon aufs unterste Deck fahren. Wir müssen in der Fähre ganz nach vorne fahren, dort eine 180 Grad-Wende machen und wieder alles zurück, so dass wir direkt vor der grosse Ladeklappe zu stehen kommen. Hinter uns niemand, neben uns niemand. Die PWS werden ein paar Stockwerke weiter oben sein, die Camions ein Stockwerk über uns.

Es ist wohl eine der grössten Fähren, die wir je benützt haben und wie wir dann auch feststellen, es ist die absolut schönste! Die Finncanopus ist eine Fähre der Superstarklasse, die modernste der Finnlines. Es haben 5400 Fahrzeugmeter darauf Platz, 1100 Passagiere und sie wurde erst 2024 in Betrieb genommen. Also ganz neu und das merkt und sieht man überall.

Hundefreundliche Fähre

Aufgefallen ist das uns unter anderem auch bei den Haustieren. Die Hunde haben auf Deck einen eigenen kleinen Bereich zum Spielen und Gassi gehen. Und im Restaurant ist ein abgetrennter Teil extra für diejenigen Gäste, die ihr Haustier dabei haben. So etwas haben wir bisher noch auf keiner anderen Fähre gesehen.

Premium Stellar Lounge

Bei der Buchung konnte man angeben, ob man für 15€ pro Person auch diese Lounge mitgebucht werden soll. Natürlich habe ich die gebucht, auch wenn ich nicht genau wusste, was es eigentlich ist. Es war aber top! Das ist eine kleine Bar auf dem obersten Deck des Schiffes ganz vorne beim Bug. Tolle Aussicht, bequeme Sessel, WiFi, überall Steckdosen oder USB-Buchsen, Getränke und Snacks, die man kostenlos trinken und essen durfte. Auf dem heute leeren Schiff wäre es nicht unbedingt nötig gewesen, weil es überall Platz hatte. Aber in dieser Lounge fühlten wir uns wie Könige, ohne Diener und ohne gemeines Fussvolk. Wir waren nämlich mutterseelen alleine, haben uns mit Cola, Kaffee und Bier versorgt, dazu Chips und allerlei Süssigkeiten gemampft. Klar, wir haben sicher nicht für 30€ konsumiert, als Erlebnis war es aber trotzdem toll und die Fahrt bei dieser tollen Aussicht und strahlend blauem Himmel über verschneiten Schäreninseln, einfach einmalig!

Åland-Inseln

Pünktlich kommen wir dann im Hafen von Langnäs und damit auf den Åland-Inseln an. Hier ist dann vieles anders, die Strassen werden nicht mehr schwarzgeräumt, es wird kein Salz verwendet und dadurch gibt es eine durchgehende schneebedeckte Fahrbahn. Endlich werden die Windschutzscheiben nicht mehr dreckig. Überhaupt ist auf diesen Inseln vieles anders; sie gehören politisch zu Finnland, aber die Amtssprache ist schwedisch, sie haben eigene Briefmarken und eine eigene Post, sogar eine eigene Landesflagge, die sich wiederum an Schweden orientiert. Die Zeit ist wiederum finnisch, nämlich eine Stunde vor (d.H. es ist eine Stunde später), aber auch der Euro wird genutzt, keine schwedischen Kronen.

Uns ist das alles ziemlich egal, wir fahren auf schneebedeckten Strassen 20km in die Hauptstadt nach Mariehamn und dort an den Jachthafen. Dieser ist zugefroren, genau gleich wie die Toilettenentsorgung für Wohnmobile und der Frischwasserhahn. Egal, wir parken und geniessen die Aussicht auf das mit Eis bedeckte Meer.

Nach einer kurzen Pause machen wir noch einen Spaziergang durch das Naherholungsgebiet und die Hauptstadt (eher ein Städtchen). Jetzt mit Schnee sieht es traumhaft aus, wir können es uns aber gut vorstellen, dass es im Sommer dann nicht wirklich etwas besonderes ist. Aber das kann uns doch jetzt ebenso egal sein.

Jetzt haben wir aber das gleiche Problem wie gestern! Reisen wir morgen weiter oder bleiben wir nochmals einen Tag auf der Insel?

  8:34 Uhr Sonnenaufgang
15:04 Uhr Sonnenuntergang
6:30 Std. Tageslänge 

127km Strecke
1:55 Std. Fahrzeit
66km/h Durchschnitt
10,6 Liter Dieselverbrauch  

-4 bis -1 Grad, Schön

Übernachtung

Mariehamn - Yachthafen***
Parkplatz Koordinaten: 60.09783,19.947347
N 60° 5' 52.2"  E 19° 56' 50.5"
letzter Besuch: 1.2025

Wir bleiben 13.1.2025

Festung Bomarsund

Wir haben es so toll hier! Obwohl wir heute wieder bei sehr bedecktem Himmel erwachen, grau in grau, ist die weisse Landschaft mit dem Meer im Winter einfach toll. Das gleiche Wetter im Sommer würde uns nicht vom Hocker reissen, aber jetzt? Falls es zu regnen beginnt, würde es ja schneien und dann sieht es ja ebenso toll aus.

Wir haben übrigens gestern Abend beschlossen, nochmals mindestens einen Tag auf der Insel zu bleiben. Wir werden ja nicht allzu oft hier auf den Inseln sein.

Rückspiegel

Über Nacht sind unsere Rückspiegel von Raureif überzogen, der aussieht, wie wenn wir einen feinen, weissen Pelz darüber gestülpt hätten. Alles andere an unserem Womo sieht nicht mehr so knusprig aus, ziemlich schwarz vor Dreck. Aber hier auf Åland rechnen wir nicht damit, dass wir an einer Womo-Waschanlage vorbeifahren. Wir haben jedoch in unserem Navi tatsächlich eine Waschanlage eingegeben, auch wenn sie nicht für Womos ist. Aber unser Wassertank wird langsam leer und im Winter Wasser zu bekommen hier oben ist nicht mal so einfach. Die meisten Campingplätze haben geschlossen und die bisherigen Entsorgungsstationen sind entweder eingefroren oder das Wasser ist abgestellt.

Bei der anvisierten Tankstelle angekommen kaufen wir uns zuerst mal Schweibenwischwasser, frostfrei bis -25 Grad. Unseres ist ausgegangen und ohne ist man hier ziemlich auf verlorenem Posten. Gleichzeitig fragen wir, ob wir bei der Tankstelle Wasser tanken dürfen. Klar dürfen wir, aber auch hier ist der Wasserhahn draussen abgestellt und wir sollen den Wasserhahn innen bei der Waschanlage benützen. Dessen Schlauch reicht gerade knapp bis vor das Tor und wir müssen unser Knutschi ziemlich eng und quer zur Waschanlage hinparken. Aber es klappt und wir haben nun wieder einen vollen Wassertank. Jetzt müssen wir nur noch neue Scheibenwischer kaufen, denn wir haben ein fürchterliches Geschmiere auf unserer Frontscheibe. Die Tanke hat aber keine, die auf einen 10-jährigen Ducato passen. Oder wer hat einen Tipp, damit wir jeweils klare Scheiben haben?

Nach der Tanke gehen wir noch einkaufen für unser Frühstück und danach fahren wir bis zur Festung Bomarsund, insgesamt heute also nicht mal 40km Fahrstrecke. Kein Wunder, haben wir nun keine volle Batterie mehr, aber immerhin zu 72% geladen, dank dem guten Ladebooster…

Bei der alten Festung sehen wir einen schönen Rastplatz direkt am Meer. Wir beschliessen, hier zu bleiben und zu übernachten. Wir richten uns ein und frühstücken um 13 Uhr ganz ausgiebig. Das wenige 100m entfernte Besucherzentrum ist im Winter leider geschlossen.

Danach machen wir uns auf einen längeren Spaziergang und befassen uns etwas mit der Festung Bomarsund.

Überreste der Festung

Bomarsund liegt strategisch günstig an der Grenze zwischen dem festen Åland und dem nordöstlichen Archipel. Nach dem Frieden in Fredrikshamn im Jahr 1809, als Finnland und Åland an Russland fielen, begannen die Russen Bomarsund zu bauen. Während des Krimkrieges im Jahr 1854 wurde die prächtige und riesige Festung von Franzosen und Engländer gesprengt. Überhaupt haben die Åland-Inseln und Finnland eine bewegte kriegerische Geschichte hinter sich. Strategisch gut zwischen dem starken Schweden und dem riesigen Russland in der Zange, gehörte es immer wieder mal zu Schweden oder zu Russland, die Grenze änderte sich dauernd. Nach der Zerstörung dieser Festung durch die Allierten wurde die Åland Convention von 1856 zwischen Russland, Großbritannien und Frankreich unterschreiben, die es untersagte, die Errichtung von Befestigungsanlagen und Marinestützpunkten sowie die Stationierung von Truppen auf den Inseln. Das Abkommen ist noch immer gültig und darum gibt es auf diesen Inseln keine militärischen Anlagen.

auf dem Spaziergang

Wir beschliessen übrigens, die Åland-Inseln heute als unabhängiges Land zu akzeptieren, auch mit dem Hintergrund, damit wir dadurch ein weiteres Land mit unserem Womo bereist haben (unser 34stes).

Der Spaziergang führt uns danach weiter dem Meer entlang. Es sieht magisch aus, grau, wild, unfreundlich, aber eben auch faszinierend. Der Wind pfeift uns um die Ohren, aber wir sind gut eingepackt mit meinem wolligen Islandpulli.

Islandpulli gibt schön warm

Wieder zurück im Womo buchen wir die Fähre für morgen (inkl. Vip-Lounge) und auch mit Stromanschluss für 5€. Nicht weil wir Angst um die Waren in unserem Kühlschrank haben, aber morgen werden wir eine ziemlich leere Batterie haben und lange Fahrzeiten auf der Insel bis zur Fähre gibt es nicht, also gibt es doch nichts besseres, wie auf der Fähre unser Knutschi wieder aufzuladen, oder?

Während draussen der Wind pfeift, das Meer peitscht und die dunklen Wolken vorbeiziehen, bereiten wir drinnen ein kleines Raclette vor. Wir freuen uns darauf und es ist so schön, einfach mal Zeit zu haben. Aber ganz ehrlich, die Tage sind schon relativ kurz, wenn es nur etwas über 6 Stunden hell ist. Und sie werden noch kürzer, wenn wir weiter in den Norden kommen.

Momentan ist für die nächsten Tage eine Warmfront angesagt, also keine eisigen Temperaturen. Schauen wir, wie es weitergeht.

  9:31 Uhr Sonnenaufgang
16:07 Uhr Untergang  (finnische Zeit)
6:35 Std. Tageslänge 

Windig, stark bewölkt, 0 bis -4 Grad

37km Strecke
0:52 Std. Dauer
43 km/h
10,0 Liter

 

Ach ja, Anita schreibt ebenfalls einen Blog mit viel mehr Fotos auf findpenguins. Das ist für sie das beste App, um Reiseberichte zu schreiben, Fotos hochzuladen und nach der Reise ein Fotobuch erstellen zu lassen. 

Externe Links

Übernachtung

Bomarsund - Rastplatz****
frei Koordinaten: 60.21244,20.241124
N 60° 12' 44.8"  E 20° 14' 28"
letzter Besuch: 1.2025

Zwei Deppen 14.1.2025

Mit dem falschen Fuss aufgestanden

heutiger Sonnenaufgang

Ich erwache morgens nicht mit der besten Laune. Schon während dem Schlaf hörte ich, wie Regen auf das Dach des Womos prasselt. Was soll das? Schneematsch und Regen kann ich im Winter auch in der Schweiz haben, dafür musss ich nicht in den Norden fahren. Aber die Warmfront war angekündigt und ich bin irgendwie hässig, dass sie auch eintrifft. Es soll bis nächsten Samstag in Finnland und ganz Skandinavien relativ warm sein (über Null). Von wo ich das weiss? Ich orientiere mich meistens am App «Weather Radar», da habe ich jeweils ein Wetterradar für ganz Europa, eine kleinere Gegend oder ganz lokal. Und je nach ausgewähltem Radarbild habe ich Regen, Bewölkung, Schneemenge, Temperatur, Wind, Wellengang und noch weiss ich was alles. Genau das, was man fürs Reisen so braucht und noch viel mehr. Und das bis zu 5 Tage im Voraus.

Also dann regnet es halt bei uns auf den Åland-Inseln, ein Grund, endlich unser Schweibenwischwasser aufzufüllen. Schliesslich habe wir eines gekauft, das bis -25 Grad gut sein soll. Also raus in den Regen, Motorhaube öffnen und schon mal in einem tiefen Gunten (für Hochdeutschsprechende: Wasserpfütze) zu stehen und innerlich zu fluchen. Warum muss dieser Gunten genau vor unserem Womo sein? Und dann stehe ich wie ein Depp vor der geöffneten Motorhaube: Öleinflussstutzen, Brems- und Kühlflüssigkeit sehe ich alles, aber wo ist verd... nochmals das Scheibenwasser? Ich kann es nicht glauben, ich finde das echt nicht, wo man das einfüllen muss. Bin ich so ein Depp? Also nochmals rein und Onkel Google fragen. Aber der sagt nur immer, in Fahrtrichtung links beim Motorblock. Aber da ist bei uns nix! Anita kann das nicht glauben und denkt, dass ich nicht gut schaue, also steht auch sie in den Gunten und findet es ebenfalls nicht. Müssen wir jetzt echt die Ducato-Betriebsanleitung lesen? Aber wer macht das schon und wer nimmt die schon mit? Wir sicher nicht. Muss ich mich jetzt blamieren und meiner Hausgarage telefonieren? Wir scheitern schon am kleinsten Problemchen, wie wäre es, wenn wir ein gröberes Problem hätten? Vielleicht doch gut, dass es nicht minus 20 Grad kalt ist, wir wären wohl an unserem Limit.

10 Minuten später findet Anita dann den Einfüllstutzen doch noch, tatsächlich links vom Motorblock, aber ganz hinten und echt nicht sichtbar. Also biegen wir diesen etwas nach vorne und versuchen, die Putzflüssigkeit hineinzuschütten. Chancenlos, 95% daneben. Also holen wir einen kleinen Trichter aus der Küche (meiner beim Ersatzwerkzeug ist zu gross und nicht zu gebrauchen) und dann schütten wir fast Tröpfchenweise das was von den 3 Litern übrigblieb, hinein. Mit nassen Füssen und nassen Jacken sind wir endlich wieder im warmen Womo und müssen uns schon bald beeilen, damit wir die Abfahrt der Fähre nicht verpassen.

Aber nach 10 Kilometer liegt noch ein Halt bei der einzigen mittelalterlichen Burg auf Åland drin. Der Fussweg ist wie die Strassen bisher total vereist und es pisst noch immer. Aber da wir schon nasse Füssen haben, können wir auch durch den aufgeweichten Schnee waten. Ich nerve mich nur noch innerlich. Und Anita hat beste Laune und das macht mich nur noch hässiger…

Slott Kastelholm

Nach diesem Fotospot wieder im Womo (das nebenanliegende Freilichtmuseum hat natürlich auch geschlossen) und wir fahren auf sehr eisigen Strassen nach Mariehamn und weiter nach Langnäs zum Hafen. Wir frühstücken im Womo, wo noch immer der Regen auf das Dach hämmert.

90 Minuten vor der geplanten Fährabfahrt checken wir mit unserem Knutschi bei Finnlines ein, wieder problemlos und stellen uns in der Linie 7 zuvorderst an. Weit und breit kein anderes Fahrzeug.

warten auf die grosse Fähre

Endlich lässt der Regen nach (nach Wetterprognosen 30 Minuten zu spät) und vor uns liegt das Frachtschiff MS Fjärdvägen. Dieses Frachtschiff verkehrt seit 25 Jahren zwischen Finnland und Åland und versorgt die Insel täglich mit Waren, es ist quasi die Nabelschnur der Insel. Die MS Fjärdvägen kann auch als leichter Eisbrecher eingesetzt werden und darum sind die Fahrpläne so ausgelegt, dass dieses Frachtschiff 15 Minuten vor der Fähre ablegt und so bei Eis die Fahrrinne für die Fähre nach Turku bahnt.

unser Begleitschiff

Als sie die Motoren aufheulen lässt und sich auf den Weg nach Finnland macht, taucht unsere grosse Fähre wenige 100m vor der Mole auf, legt an, öffnet ihre Klappe ohne dass das Schiff angebunden wird und schon winkt uns die Crew an Bord. Wir fahren durch den langen Bauch der Fähre bis vor das vorderste kleine Tor. Wir sind nun mit unserem Knutschi ganz vorne, können es an den Strom anstecken (wäre nicht mal nötig, die Batterie hat nun schon wieder 50%) und die zwei Schweizer Däppen suchen nun im grossen, fast leeren Bauch der Fähre die Türe zu der Treppe nach oben. Wir müssen sie uns von der Crew zeigen lassen, aber wir sind entschuldigt, kommen wir doch aus einem Land ohne Meer und grosse Schiffe.

So steigen wir in den Lift, drücken Etage 12 und sind direkt vor der exklusiven Lounge, wo wir wieder unseren Aufenthalt gebucht haben.

Laptop auspacken und an den Strom schliessen, W-Lan einrichten, Cola, Kaffee und Chips holen und uns so für die nächsten 5 Stunde bequem machen. Wir sind wieder alleine in diesem Bereich und können uns so aufführen, wie wir wollen.

Meine Laune ist übrigens wieder gut, sehr gut sogar. Anita liesst in ihrem Buch, ich schreibe Cola schlürfend den Blog, schaue dem Sonnenuntergang zu und sehe die vielen kleinen Inseln an uns vorbeiziehen. 400m vor uns das Frachtschiff, das nun nicht als Eisbrecher zum Einsatz kommt, aber so tut, als müssten wir in seinem Fahrwasser schippern. Irgendwann wird es unserem Kapitän aber zu bunt und auf offenem Meer überholen wir dann.

Wenn wir abends bei Dunkelheit mit der Fähre in Turku ankommen, haben wir noch etwa 20 Minuten Autofahrt vor uns. Ich habe da einen Stellplatz herausgeschrieben, wo wir dann die Nacht verbringen wollen.

  9:29 Uhr Sonnenaufgang
15:56 Uhr Sonnenuntergang
6:27 Std Tageslänge

von Regen bis schön

85km Fahrt
1:37 Std Fahrzeit
52km/h
10,2 Liter

Übernachtung

Turku - Best Caravan***
Stellplatz

mit allem, auch Frischwasser im Winter

Koordinaten: 60.42041,22.382241
N 60° 25' 13.5"  E 22° 22' 56.1"
letzter Besuch: 1.2025

Wir sitzen fest 15.1.2025

und sind die grössten Idioten

konnten wir nicht geniessen

Nach einer ruhigen Nacht machen wir uns relativ früh bereit für die Abfahrt. Wir sind auf einem Stellplatz gelandet, der bei einem Wohnmobilhändler liegt. So können wir noch Entsorgen und den Wassertank voll auffüllen. Diese Nacht hatten wir das erste Mal das Stromkabel eingesteckt und so checken wir die volle Batterie schon bei der Abfahrt. Alles im grünen Bereich. Wir werden heute Richtung Kuopio fahren, wo wir morgen in einem Aussichtsrestaurant auf einem Turm einen Tisch reserviert haben. Wenn wir heute die Hälfte der Strecke schaffen, reicht das völlig.

Wir kommen gut aus Turku raus und sind schon bald auf der E63 Richtung Tampere, der drittgrössten Stad Finnlands. Die Strasse geht fast nur geradeaus, ist sehr breit, wenig Verkehr und wir kommen gut voran. Die Fahrt ist entspannt, kein Stress. Wir sehen viele Elche auf Strassensignalen, aber keine echten in den lichten Wäldern. Das Wetter ist bedeckt, grau in grau, aber es stört uns nicht. Bis dahin noch immer alles im grünen Bereich.

im grünen Bereich

Wir machen einen Fahrerwechsel und Anita fährt nun die 2. Hälfte. Aus Langweile checke ich unsere Batteriekapazität und stelle komischerweise fest, dass sie nur noch zu 72% gefüllt ist und aktuell 22A Strom bezogen wird. Sehr komisch! Was könnte das sein? Ich stelle mal den Kühlschrank auf Gas um und stelle alle unsere Verbraucher ab. Immer noch 19A Verbrauch. Das ist jetzt schon etwas komisch und beunruhigt mich. Einzige Lösung, alles neu starten. Also fährt Anita auf einen Parkplatz, stellt Motor ab und startet neu. Nun ist der Strombezug wieder normal, aber das rote Batterielämpchen im Armaturenbrett leuchtet. Ist jetzt nicht so wahnsinnig tragisch, das ist schon häufiger vorgekommen. Aber irgendwie haben wir den grünen Bereich Richtung orange verlassen.

Nun sehe ich im App des Ladeboosters, dass die Autobatterie nur noch 12.6 V hat. Also nochmals abstellen und wieder starten. Nun wird wieder Strom von der Aufbaubatterie bezogen, aber die Starterbatterie erhöht die Spannung wieder allmählich. Während ich herumgrüble, was das sein könnte und zum Schluss kommen, dass eventuell unsere Lichtmaschine im Eimer ist, fährt Anita nach Navi weiter. Ich hatte morgens einen Aussichtsturm als Ziel definiert, aber dafür habe ich nun keine Zeit, ich muss das Stromproblem in den Griff bekommen. Unsere Aufbaubatterie ist nun nur noch 60% geladen.

«Links oder rechts?» fragt Anita, ich schaue aufs Navi und sage «links», ohne auf die Strasse zu achten. «Das geht aber nicht so gut» höre ich sie sagen und merke dann, dass wir wieder auf so einem finnischen Waldweg sind. 20cm Schnee, nur eine einzige Autospur vor uns und es geht immer mehr den Berg hoch. Zu schmal umzukehren, zu weit, um im Tiefschnee rückwärts zu fahren! Was sind wir für Idioten, so etwas wollten wir doch um jeden Preis auf dieser Reise vermeiden. Ich bin nun im tiefroten Bereich. Aber noch geht es vorwärts, allerdings immer langsamer und der Schnee wird immer tiefer und die Strasse immer steiler. Es kommt so, wie es kommen musste, die Räder drehen durch, wir kommen keinen Millimeter mehr weiter. (violetter Bereich) Ich könnte heulen und rege mich fürchterlich über mich auf, dass wir schon wieder in so einem Schlammassel drinsitzen. «Also, Gang raus, Handbremse anziehen und Motor laufen lassen!» befehle ich. Ich habe nämlich Angst, dass unser Auto nicht mehr anspringt bei einer so tiefen Starterbatterie. Abschleppen wäre hier auch nicht möglich.

im roten Bereich

Ich steige aus, versuche ruhig zu bleiben und hole unsere Schneeketten. In der Aufregung habe ich etwas Mühe, sie richtig zu montieren, aber es klappt, die nun vom Schnee nassen Knie und Schuhe stören mich nicht. Anita lässt mich ans Steuer und ich versuche, unser Knutschi wieder in Fahrt zu bringen. Immerhin schaffen wir so mit Mühe noch die letzten 300m bis wir beim nicht geräumten, aber ebenen Waldparkplatz vor dem Turm stehen. Irgendwie das Auto drehen, Motor laufen lassen und wenn wir schon hier sind, den Turm besteigen. Die schöne Aussicht geniessen können weder Anita noch ich.

welche Aussicht?

Einfach wieder zurück zum laufenden Motor, einsteigen und nun langsam den Berg runter fahren (noch bin ich im roten Bereich). Was machen, wenn nun ein Auto hochfahren will? Gar nicht dran denken, einfach weiter und weiter. Endlich sind wir wieder auf einer einigermassen fahrbaren Strasse und kurz vor der Hauptstrasse demontieren wir die Ketten.

im dunkelroten Bereich

Ich rege mich fürchterlich auf, es hätte wieder in einem riesigen Schlamassel enden können. Warum sind wir nur so dumm, solche Dinge zu machen?

Wieder auf der Hauptstrasse kommt nun wieder das Stromproblem in den Vordergrund. Einzige Lösung: in eine Garage fahren und testen lassen, ob es wirklich die Lichtmaschine ist. Wir steuern eine Garage am Strassenrand an, stoppen unser Knutschi und treten an die kleine Rezeption der Werkstatt. Nach dreissig Sekunden kommt ein älterer Finne, begrüsst uns und ich stottere mein auswendig gelernter englischen Satz runter «Sorry, we have e problem with the electricy enginge be us in the camping-car…» Der Finne verwirft die Hände, sagt nur «no, no no» und verlässt die Reception wieder. Anita und ich stehe wie begossene Pudel da und verlassen wenig später die Garage. Hier bekommen wir keine Hilfe. Und freundlich wäre ganz anders.

Also fahren wir wenige hundert Meter weiter zur nächsten, die sieht etwas grösser und moderner aus. Auch hier versuchen wir unser Problem zu erklären, bekommen aber dieses Mal Hilfe und müssen den Autoschlüssel abgeben. Ein junger Mechaniker startet den Motor und öffnet die Motorhaube. Ich versuche ihm zu erklären, was ich vermute, aber dieser sagt nur «Sorry no english». Das überrascht uns nun doch schon etwas, mal ehrlich, wie viele Leute können Finnisch? (5.6 Mio!) Eine viertel Stunde später steht anscheinend fest, unsere Lichtmaschine ist tatsächlich kaputt und lädt nicht mehr. (ich bin wieder im orangen Bereich) Der Rezeptionist fragt uns (dieser kann englisch), ob wir ein Auto mieten wollen, sie können die Lichtmaschine erst am Montag wechseln (kurz im roten Bereich).

Wir sind wie vor den Kopf gestossen und bitten um 10 Minuten Bedenkzeit. Was machen? Wir können doch nicht für 5 Tage ein Auto mieten und in ein Hotel ziehen? Wir überlegen und überlegen. Aber wenn wir irgendwo unser Knutschi an den Strom stellen könnten, würden die Batterien wieder geladen und unsere Aufbaubatterie könnte ja die Autobatterie auch wieder laden während dem Fahren? Das müsste ja wie heute gehen? Also müssten wir einfach einen Stellplatz mit Strom haben und wir könnten dann am Montag die Lichtmaschine wechseln lassen. Campingplätze der Region haben alle geschlossen, Stellplätze mit Strohm finden wir in der Gegend auf die Schnelle keine. Aber der Parkplatz der Autogarage ist mit kleinen Stromsäulen ausgerüstet, um die Fahrzeuge bei grosser Kälte vorzuwärmen. Wir fragen, ob wir heute Nacht da stehen und unser Womo an den Strom anhängen dürfen, dann würden wir am Montagmorgen 9 Uhr bereit sein. Wir dürfen, also bleiben wir.

Wir sind heute 200km weit ohne Lichtmaschine gefahren, dabei mit vollen Batterien gestartet. Das sollte also die nächsten Tage auch drin liegen und so werden wir täglich einen Aktionsradius von diesen 200km haben, wenn wir abends Strom beziehen können.

Jetzt sind wir auf der Suche nach einem Alternativprogramm und Stellplätzen mit Strom. Morgen Tampere besichtigen, dann eventuell nach Lahti langläufeln oder wer hat noch Ideen? Und wer kennt geöffnete Stellplätze mit Strom?

Wir sitzen also bis Montag in dieser Gegend fest.

(Geschlafen wird ungefähr im hellgrünen bis gelben Bereich).

  9:21 Uhr Sonnenaufgang
15:40 Uhr Sonnuntergang
6:19 Std Tageslänge

Wetter grau in grau

215 km Fahrt


Übernachtung

Orivesi - vor Autogarage**
Parkplatz Koordinaten: 61.68709,24.372085
N 61° 41' 13.5"  E 24° 22' 19.5"
letzter Besuch: 1.2025

Fahren ohne Alternator 16.1.2025

Wir geniessen es aber trotzdem

Wir haben uns nun abgefunden, dass wir mindestens bis Montag hier in der Gegend bleiben müssen. Hadern hilft nix, also machen wir das Beste daraus. Morgens gehen wir nochmals in den Autoshop und fragen nach zwei neuen Schweibenwischern. Diese müssen auch bestellt werden, sind aber bis Montag auch hier.

Danach packen wir zusammen und fahren nach Tampere. Tampere ist die dritt grösste Stadt Finnlands, die Sauna-Hauptstadt. Ebenfalls wird die Stadt als Mekka und Wiege des finnischen Eishockeys bezeichnet. Wir müssen also in eine Sauna und einen Eishockeymatch. Aber heute wollen wir auf den Näsinneula, einem 168m hohen Aussichtsturm, der von mehr als 20km Distanz gesehen werden kann. Heute leuchten die Lichter oben am Turm gelb. Gelb bedeutet Sonnenschein, grün Regen. Aber irgendwie sieht man das Wetter doch sowiso, wenn man zum Turm hochschaut, da braucht es doch keine zusätzliche Lichter? Aber die Finnen spinnen manchmal eben doch ein bisschen: um ein Stück vom See eisfrei zu halten, um darin zu baden (!) haben sie unter Wasser ein Strömungsgenerator installiert, der Wellen macht, statt einer Heizung einzubauen!...

auf dem Weg nach oben

Egal, uns fasziniert der zugefrorene Näsijärvi-See, der grösste der gesamten Region (256km²), überhaupt gibt es rund um Tampere circa 2500 Seen. Etwa 20 haben eine besonders grosse Wasserfläche von über 20 km².

Nach der rasanten Liftfahrt nach oben geniessen wir bei schönstem Wetter die Aussicht und danach einen Tee, der zum Eintrittsticket dazugehört. Wir gönnen uns aber auch noch Croissants…

Aussicht auf den zugefrorenen See

Nach rund einer Stunde sind wir wieder beim Knutschi und fahren nochmals 50km zu einem Stellplatz, der zum Ikaalinen Spa gehört. Wenn schon, dann schon.

Wir kommen gut dort an, auf der gesamten grosse Fläche des Stellplatzes könnte man problemlos Eishockey spielen, sofern man Schlittschuhe hat. Das heutige Wetter mit 5 Grad tagsüber und Minustemperaturen in der Nacht hinterlässt eine spiegelglatte Eisfläche. (Tipp: mit Crocks rutscht man auf dem Eis viel weniger, wie mit den besten Winterschuhen). Wir stecken zuerst unser Knutschi an den Strom, sonst können wir morgen dann nicht mehr weiterfahren, packen unsere Badehosen in den Rucksack und kämpfen uns auf dem Eis zum Eingang des Spa’s.

Spiegelglatter Stellplatz

Im Ikaalinen Spa lassen wir es uns gut gehen, geniessen das warme Wasser, den Wihrlpool und die Wassermassagen, beim Aussenpool zieht es dann doch etwas an die Ohren und wir bleiben besser drinnen. In die Dampfsauna gehen wir erst ganz am Schluss, schliesslich müssen wir uns noch so richtig aufwärmen. Den Punkt: «in Finnland in eine Sauna gehen» haben wir also erledigt. Nach einem Sprung in den eisigen See (leider kein Foto ;-) ) geht es uns so richtig gut.

Foto von der Webseite

Im Wohnmobil machen wir es uns dann bequem, räumen noch etwas auf und entsorgen endlich unseren gesammelten Abfall. Anita kocht heute Spaghetti à la scharf.

Technik: Fahren ohne Lichtmaschine

Achtung, dieser Teil wurde von einem Nicht-Techniker geschrieben, der gerne einer wäre…

Ein Auto braucht Strom, dafür ist die Autobatterie unter der Motorhaube. Diese Autobatterie liefert Strom für den Anlasser, Licht, Lüftung, ABS, Tacho, Navi, Airbag, Klimaanlage und all den anderen Schnickschnack. Da all diese Dinge viel Strom brauchen und die Batterie schnell leer wäre (ca. nach zwei Stunden Fahrt) gibt es die Lichtmaschine (oder Alternator), die diese Batterie während der Fahrt dauernd auflädt. Ist die Batterie leer, stellt das Auto ab und man kann keinen Meter mehr fahren.

Wir haben aber nun ein Wohnmobil das eine zusätzliche Batterie hat für die Innenbeleuchtung, Kühlschranksteuern und was man sonst noch alles braucht. Bei unserem älteren Wohnmobil haben wir im EBL (Elektrosteuerung) ein Trennrelais, das folgende Aufgabe hat: läuft der Motor, schaltet es die Auto- und die Wohnraumbatterie in einen Kreis und die Lichtmaschine kann so beide Batterien gleichzeitig laden. Sobald der Motor abgestellt wird, trennt dieses Relais die Batterien wieder, denn sonst würde Strom von der Autobatterie in die Wohnraumbatterie fliessen und bei grossem Stromverbrauch kann man morgens nicht mehr starten, weil auch die Autobatterie leer ist. Wir haben nun neu noch einen Ladebooster eingebaut, damit bei laufendem Motor die Wohnraumbatterie schneller geladen ist.

Nun ist bei uns die Lichtmaschine kaputt und liefert der Autobatterie keinen Strom mehr. Wenn der Motor läuft, schaltet das Trennrelais die beiden Batterien zusammen, in der Hoffnung, die Autobatterie wird geladen. Da kommt nun kein Strom von der Lichtmaschine, also speisst unsere Wohnraumbatterie die Autobatterie und alle Stromverbraucher. Ist nicht so gewollt, aber nun unser Glück. Denn so haben wir auch nach 2 Stunden Fahrt noch keine leere Autobatterie, da die Wohnraumbatterie Strom fliessen lässt. Bei normaler Fahrt verbrauchen wir jetzt ca. 11A Strom, schalten wir nur schon das Licht und den Scheibenwischer ein, braucht es schon 19 A, mit Lüftung 23A und wenn wir noch die Scheinwerfer einschalten, kommt ganz sicher noch viel mehr Verbrauch dazu. Wir könnten also etwa 4 Stunden problemlos fahren, wenn beide Batterien ganz geladen sind. Da unser Wohnmobil im Gegensatz zu einem normalen Auto einen Stromanschluss hat können wir nach der Fahrt an Landstrom anhängen und so werden beide Batterien wieder geladen und am nächsten Morgen können wir wieder 4 Stunden fahren.

Wir hatten also grosses Glück, dass wir den Defekt der Lichtmaschine gemerkt hatten, bevor wir mit leeren Batterien liegen blieben. Und wir hatten nochmals Glück, dass wir eine Dieselheizung haben, denn hier in Finnland gibt es kein LPG-Gas und wenn wir nun im Winter unseren Aufenthalt um 5 Tage verlängern müssten, hätten wir mit Heizen ein Problem.

Der obige Text basiert auf MEINEM Halbwissen. Wer wirklich Fakten hat, darf diese in den Kommentaren kundtun, alle anderen beginnen ihren Kommentar bitte mit «Ich meine, dass…»

PS: wie finden diejenigen, die Strom brauchen, immer einen Stell- oder Campingplatz? Wo sucht ihr und wie? Da wir bisher selten am Strom hingen, sind wir nun etwas überfordert!

9:22 Uhr Sonnenaufgang
15:47 Uhr Sonnenuntergang
6:25 Std. Tageslänge 

0 - 5 Grad, sonnig

105km Fahrt

Übernachtung

Ikaalinen - BestPark****
Stellplatz Koordinaten: 61.77628,23.015033
N 61° 46' 34.6"  E 23° 0' 54.1"
letzter Besuch: 1.2025

Die spinnen, die Finnen 17.1.2025

Aber wir sind begeistert

das Schwimmbecken

Die Nacht war ruhig und abends hatten wir sogar noch leichte Nordlichter. Nichts Spektakuläres, aber immerhin.

Heute Morgen suche ich dann noch unser nächstes Etappenziel heraus. Park4night kenne ich in der Schweiz, aber hier in Finnland habe ich noch keine Erfahrung. Allerdings nerve ich mich ein bisschen, denn von den angegebenen Übernachtungsplätze die in der Gegend im Winter geöffnet sein sollen und Strom anbieten, sind 80% Falschinformationen. So etwas sollte nicht sein. Ich hätte einen schönen Stellplatz gefunden bei einem alten Bahnhof mit ganz vielen Dampflokomotiven. Aber bei genauerem Recherchieren hat auch dieser Stellplatz entgegen den Angaben im Winter geschlossen, auch ein Mail beim Betreiber bestätigt das. Schade, es hätte bis Montag eine coole Rundtour gegeben. Aber so fahren wir wieder zurück, ein bisschen hin und her. Wir zielen einen Stellplatz in Akaa an, direkt an einem See mit Strom, der sicher geöffnet hat.

Wenige Kilometer, nachdem wir losfahren, gehen wir noch Lebensmittel einkaufen und tanken. Während ich die Lebensmittel verstaue, besucht Anita noch kurz das Warenhaus Tokmanni, sie braucht noch Stricknadeln. Etwas später ist sie mit strahlendem Gesicht zurück «Wow, was für ein Laden, der hat jetzt wirklich alles, von vielen Kleidern über Autozubehör bis Werkzeug, ein Traum. Besser wie Biltema!» Sogar ihre gesuchten Rundstricknadeln findet sie, sogar aus Birkenholz.

so übersetzen wir die finnische Sprache

Auf der Weiterfahrt sinkt die Stimmung dann etwas, Nebel, feucht, dreckig. Die Kilometer ziehen sich, obwohl wir ja nur 100km fahren wollen. Aber endlich können wir den Blinker stellen und zum Stellplatz abbiegen. Es ist wieder ein Stellplatz von BestPark, mit diesen haben wir bisher super Erfahrungen gemacht. Sie haben kleine Entsorgungshäuschen, die geheizt sind und man WC, Grauwassertank und Abfall entleeren und auch Frischwasser füllen kann. Reservieren, Platz auswählen, dann kommt ein Mail mit Code für das Eingangstor und schon ist man drin.

geheizte Entsorgung

Kaum stehen wir wieder auf so einem eisigen Platz (Tauwetter tagsüber und gefroren nachts) machen wir einen kleinen Rundgang. Im Entsorgungscontainer hier hat es Duschen, WC’s, Waschmaschine und sogar eine Sauna. Wow, was für ein Komfort! Die werden wir heute Abend ausprobieren.

Aber zuerst machen wir einen Spaziergang an den See und auch hier, ein Badehäuschen, um sich umzukleiden, eine Sauna für 3€ und beim Holzsteg wird eine 10m grosse Fläche im See eisfrei gehalten. Und man glaubt es nicht: den ganzen Nachmittag kommen Leute mit dem Auto oder Velo hierher, ziehen Badehosen an, steigen in das Loch mit dem eisigen Wasser, schwimmen eine kleine Runde, kommen wieder heraus, ziehen sich an und gehen wieder. Den ganzen Nachmittag sind immer Leute hier. Das ist wohl der Volkssport in Finnland. Meine Männlichkeit schrumpelt auf 2cm nur schon beim Zuschauen! Das Wasser hat sicher keine 2 Grad! Die Spinnen wirklich, die Finnen.

trüber Tag

Ich getraue mich nicht, ein Foto von dem Loch zu machen, solange sich Leute darin aufhalten, also warte ich, und warte, und warte. OK, wenn da immer Leute kommen, komme ich nochmals wenn es dunkel ist.

Also zurück zum Knutschi, den Nachmittag ausklingen lassen und dann den Saunagang auf dem Stellplatz vorbereiten. Wir sind übrigens wieder ganz alleine auf dem grossen Stellplatz und dadurch auch in der Sauna.

Es ist genau beschrieben, wie man die Sauna in Gang bringt, wir machen alles genau nach Vorschrift und 30 Minuten später sitzen wir schwitzend bei 80Grad in der fein riechenden Holzsauna und fühlen uns wie Götter. Wir geniessen die heisse Luft und die Wärme, Duschen zwischendurch und beginnen den nächsten Saunagang.

das Foto ist etwas in die Breite gezogen ;-)

Später im Wohnmobil sind wir total aufgeheizt und euphorisch, also ziehe ich meine Badehose an, eine Warme Jacke, Trainerhosen und laufe mit Fotoapparat und Stativ zum Holzsteg. Plan: ein Foto machen, wenn ich mit Mütze und Badehose in dieses Eisloch steige und allen zeige, was für ein harter Kerl ich bin. Das Eisloch ist nun im Dunkeln beleuchtet und es sind etwa 10 Personen darin, die dort drin sitzen. Jetzt um 20 Uhr hat es noch mehr Leute hier, wie am Nachmittag! Die spinnen ja wirklich total!

Also aus dem Foto wird nichts, ich kann doch keine anderen Leute in Badehosen zeigen. Und wenn ich kein Foto machen kann, wäre ich ja total verrückt, ins kalte Wasser zu steigen. Und übrigens wäre ich wahrscheinlich der einzige, der nur den Fuss ins Wasser steckt und dann einen Rückzieher macht. Und das all vor diesen harten Frauen und Männern. Also rechtsumkehrt, vielleicht hat es später keine Leute mehr…

9:17 Uhr Sonnenaufgang
15:51 Uhr Sonnenuntergang
 6:34 Std. Tageslänge


104km Fahrt
1:28 Std
70km/h
11,1 Liter

Übernachtung

Akaa - BestPark****
Stellplatz

Mit Sauna!

Koordinaten: 61.19079,23.902351
N 61° 11' 26.9"  E 23° 54' 8.5"
letzter Besuch: 1.2025

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