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Reisebericht

Schiffe gucken 11.9.2020

Wir landen in Rendsburg am Nord-Ostsee-Kanal

Das Wetter macht einen regnerischen Eindruck und wir wissen heute Morgen immer noch nicht, was wir eigentlich vor haben. Von unseren Lesern bekamen wir gestern noch viele Tipps (vielen Dank an alle), aber da das Wetter irgendwie noch nicht wirklich mitmacht, starten wir Richtung Süden. Auf der Autobahn fahren wir an Aabenraa vorbei Richtung Flensburg.

Zwischengeschichte

Aabenraa hiess ganz früher Opnøraa, danach Apenrade, die noch heute deutsche Bezeichnung. In den 1850er Jahren wurde die dänische Sprache gefördert und die Stadt in der dänischen Aussprache Aabennraa umbenannt. Die dänische Rechtschreibreform von 1948 machte aus aa ein å, da ein doppeltes A im Dänischen kein langes A, sondern ein offenes O repräsentiert. Die Folge war, dass der Stadtname in alphabetischen Listen nun vom ersten auf den hintersten Platz rutschte, denn Å ist der letzte Buchstabe im dänischen Alphabet. In Aabenraa gab es aus diesem Grund starken Widerstand gegen diese Schreibweise. Schlussendlich blieb die Schreibweisse Aabenraa und folglich der erste Platz in den alphabetisch geordneten Ortslisten. Welch andere Ort kann schon mit Aab beginnen?

Zwischengeschichte Ende

Also, wir fahren weiter über die Dänisch-Deutsche Grenzen und sind krass erstaunt. Von Dänemark nach Deutschland kein Zollhäuschen, nicht mal ein klitzekleines, keine Markierung der Grenze, kein Willkommen und nicht mal eine Deutsche Flagge. Einfach gar nichts. In die andere Richtung, Personenkontrolle, Willkommensflaggen und gratis Coronatests…

Uns soll es recht sein, aber nicht mal ein Willkommensschild ist schon etwas mickrig. Gibt es das eigentlich in der Schweiz? Glaub auch nicht überall, oder? Wäre so eine kleine Sache und käme doch viel freundlicher rüber.

Egal, wir sind nun wieder auf deutschen Autobahnen, der Fahrstil ist aggressiver, es wird einem wieder an den Arsch gefahren. In Dänemark waren die Abstände zwischen den Autos etwa dreimal so gross wie hier. Nur eine Landesgrenze dazwischen aber irgendwie eine total andere Autofahreinstellung.

Als Ziel haben wir heute den Stellplatz in Sehestedt herausgeschrieben, direkt am Nord-Ostsee-Kanal. Wir wollen noch etwas Schiffe gucken. Allerdings ist der Stellplatz voll belegt und ein überzähliges Womo wartet auf den nächsten freien Platz. Mit so etwas haben wir nicht gerechnet und die Moral fällt in den Keller. Was machen? Es ist doch erst Mittag und der Platz ist voll?

Aber immerhin steht eine grosse Tafel dort, wo es sonst noch umliegende Wohnmobilplätze gibt. So fahren wir 10km weiter nach Rendsburg. Dort ergattern wir um 13 Uhr grad noch den zweitletzten Platz in der zweiten Reihe. Aber wir sind ganz zufrieden, immerhin wissen wir jetzt, wo wir schlafen werden. Und der Stellplatz hat irgendwie auch ein gutes Feeling, bei der alten Eisenbahnbrücke sieht es schon sehr toll aus. Und ein paar Schiffe haben wir auf dem Kanal auch schon gesehen.

Daneben gibt es auch grad noch ein Restaurant, das auf uns für das Nachtessen wartet…

Ach ja

unter der Brücke gibt es eine der weltweit sehr wenigen Schwebefähren. Die Fähre gleitet an Seilen unter der Brücke von einem Ufer zum anderen und hat Platz für 4 PW's. Allerdings ist die alte Fähre bei einem Zusammenstoss mit einem Schiff so stark beschädigt worden, dass sie nicht mehr repariert werden konnte. Die neu gebaute Fähre wird erst im Sommer 2021 ihren Betrieb unter der Brücke wieder aufnehmen.

Übernachtung

Rendsburg - am Kreishafen***
Stellplatz

direkte Sicht auf den Nord-Ostsee-Kanal

Koordinaten: 54.29415,9.679808
N 54° 17' 39"  E 9° 40' 47.3"
letzter Besuch: 9.2020

Ich krieg nen Ausraster 12.9.2020

Heute ist nicht unser Tag

Bevor wir zusammenpacken, schauen wir uns noch einige grosse Kähne an, die vor unserer Nase vorbeituckern. Auch lesen wir im Web noch einige Infos zum Nord-Ostsee-Kanal und wissen nun, dass alle Brücken, Fähren und Tunnels über und unter dem Kanal gratis sind und dies auf ein Versprechen von Kaiser Wilhelm zurückzuführen ist.

Als wir dann auf der Autobahn sind, happerts irgendwie. 14km Stau vor dem Elbtunnel in Hamburg, und notabene wahrscheinlich 80% Freizeitverkehr, denn Lastwagen hat es fast keine. Ich krieg nen Ausraster. Danach auf der A7 Richtung Süden läufts auch nicht besser. Keine 10km ohne Baustelle, immer wieder Stau zwischendurch, und es geht einfach nicht vorwärts. Das pure Gegenteil wie beim Hinweg. Wobei jetzt der Hinweg noch viel schlimmer ist, mindestens zwei Mal über 10km Stau sehen wir auf der Gegenfahrbahn. Wir können also zufrieden sein.

Aber um 17 Uhr werfe ich entnervt das Handtuch und gebe Anita den Auftrag, einen Stellplatz zu suchen. Eigentlich wollten wir bis Eisenach und dort noch die Drachenschlucht besichtigen, aber das schaffen wir heute definitiv nicht mehr.

Schnell wird sie fündig und wir fahren müde den Stellplatz Rio Grande in Bad Gandersheim an. Alles total belegt! Das kann doch nicht sein, ist doch ein ganz normaler Stellplatz ohne etwas Spezielles, oder? Ich krieg nen Ausraster und wir überlegen, ob wir vor dem Stellplatz einfach übernachten sollen. Aber die Sonne scheint noch so schön und wir würden schon gerne noch etwas draussen sitzen.

20km weiter findet Anita nochmals zwei Stellplätze in Northeim, also fahren wir noch dorthin. Der erste auf dem Parkplatz von Lidel (!) hat freie Plätze, aber grad allzu schön liegt er nun wirklich nicht. Aber immerhin, hier könnten wir übernachten. Der zweite liegt nach Karte an einem kleinen See und zu unserem Erstaunen haben wir dort problemlos Platz. Es ist zwar auch nur ein normaler Parkplatz, aber immerhin.

Wir haben heute mit all den Autobahnen knapp 60km/h Durchschnitt geschafft, wenn das so weitergeht, sind wir morgen noch bis in die Nacht unterwegs. Unsere Moral ist nicht grad hoch in diesem Moment.

Sie bessert sich aber schlagartig, als wir neben unserem Parkplatz direkt am See ein Restaurant erspähen und die ausgehängte Speisekarte mit Pizzen durchlesen. Genau das richtige, vor allem bei der tollen Terrasse direkt am See.

Also mit Maske hinein und an der Theke warten, so wie es vorgeschrieben ist. Als ein Kellner kommt, fragt er uns: «Habt ihr reserviert?» Wir: «nein» Er: «keine Chance, alles voll!» Hä, das Restaurant ist innen ganz leer und aussen sind nicht mal 50% der Tische besetzt. Wir sind etwas konsterniert, vor allem, weil der Kellner nicht mal aufblickt. Nicht mal etwas zu trinken bekommen wir. Irgendwie passt dies gerade noch zu diesem Tag. Es ist sicher nicht der schönste dieser Reise. Aber so eine lustlose Begrüssung/Arbeitsmoral/Gästefreundlichkeit haben wir selten erlebt.

Aber egal, wir haben uns wieder gefangen, geniessen die letzten Sonnenstrahlen und Anita ist nun am Kochen. Geniessen wir das Essen in unserem Knutschi.

Jetzt fährt ein Büsschen neben uns mit einem Vater und seinen zwei Kindern. Die Tochter steigt aus und ruft: «Ich krieg nen Ausraster!»

Wir sind glaub nicht die einzigen, mit keinem Top-Tag und ich ändere den Titel des heutigen Blog-Beitrages…

Übernachtung

Northeim - Am Nordhafen**
Stellplatz

auf einem normalen Parkplatz, dafür günstig mit Entsorgung

Koordinaten: 51.72913,9.962346
N 51° 43' 44.9"  E 9° 57' 44.4"
letzter Besuch: 9.2020

Fazit Jütland 13.9.2020

Auf dem Festland Dänemarks

Ost- und Westküste

Die Westküste an der Nordsee hat uns persönlich besser gefallen. Die weiten Sandstrände mit den vorgelagerten Dünen sind für uns echt faszinierend. Wir hatten keinen Tag, wo wir uns überlegten mussten, was wir machen sollen. Immer waren wir fasziniert und haben sehr lange Spaziergänge gemacht. Die Ostküste mit der Ostsee ist friedlicher, praktisch keine Gezeiten und irgendwie der Schweiz ähnlicher, so dass die Faszination etwas kleiner war. Wir würden nochmals mehr Zeit für die Nordsee einplanen.

Überraschend

Überall an den Stränden hat es Bunkeranlagen, die zum Teil von den Dünen auf den Strand gestürzt sind. Ein bizarrer Anblick und damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet.

Dazu gibt es sehr schöne Leuchttürme, die aber allesamt nicht so hoch und gewaltig sind, wie in anderen Regionen.

Klippen sucht man an den Meeren hier vergebens

Smörebröd und Coup Dänemark

Das Essen war überall gut, aber kulinarische Köstlichkeiten ist nicht so Jütlands Ding. Fisch und Frikadellen sind überall gut, aber sonst hatten wir das Gefühl, dass die Dänen Fast Food bevorzugen. Und Süssigkeiten, die findet man überall und Eis auch, egal wie warm oder kalt es ist. Smörebröd (belegte Brote) fanden wir auf jeder Speisekarte, einen Coup Dänemark aber nie…

Verkehr

Die Strassen sind gut und Mautfrei. Überhaupt, der Verkehr läuft sehr entspannt, die Höchstgeschwindigkeit wird strikt eingehalten und nie überschritten, auch wenn die Strasse Kilometerlange nur geradeaus führt. Drängler und Raser haben wir nie gesehen oder bemerkt, der Abstand zum Vordermann wird eher grosszügig ausgelegt. Kurvige Strecken gibt es nicht viele und es geht vor allem geradeaus und flach.

Wetter

Wind ist allgegenwärtig, aber irgendwie stört es ja auch nicht, da man es vorher schon weiss. Die Wetterstimmung wechselt sehr häufig und an einem Tag kann man alle vier Jahreszeiten durchleben. Der nationale Wetterdienst hat unser Wetter immer ziemlich gut getroffen. https://www.dmi.dk/

Highlights

Mit dem Womo auf den Sandstrand und dann dort kilometerweit fahren ist nur in Dänemark möglich, darum unbedingt ausprobieren. Manchmal schon ein eigenartiges Gefühl und etwas Respekt sollte immer mit an Bord sein. Denn auch auf hartem Sand kann man sich festfahren. Der riesige Autostrand zwischen Torup und Løkken ist 19km lang und wohl einzigartig.

Dazu hat uns Grenen mit dem Zusammefluss von Nord- und Ostsee sehr beeindruckt. An beiden Abenden konnten wir auf dieser Landzunge Robben von ganz nahe beobachten.

Ebenfalls hat uns die Zufahrt zur kleinen Insel Mandö beeindruckt, die nur bei Ebbe möglich ist.

Stell- und Campingplätze

Es gibt viele Campingplätze, die zum Teil fast wie frei stehen sind. Versteckt in den Dünen war das für uns immer ein super Gefühl. Es gibt auch viele Stellplätze bei Jachthäfen. Frei stehen hingegen ist verboten und wird auch kontrolliert und gebüsst.

Wir fanden die Preisunterschiede zwischen Stell- und Campingplätzen nicht gross, da auch die Stellplätze so um die 20€ pro Nacht kosten. Mit unseren besuchten Plätzen waren wir ausnahmslos zufrieden und bei keinem einzigen hatten wir etwas zu meckern. Preis/Leistung hat bei uns überall gestimmt.

Finanzen

Geld braucht man in Dänemark keines. Wir wissen nicht mal, wie Kronen aussehen. Eine Kreditkarte reicht völlig… Jeden Kaugummi kann man mit Kreditkarte bezahlen. Wir haben immer gehört, Dänemark sei teuer. Das Essen in den Restaurants ist definitiv nicht günstig. Aber vom Gefühl her, haben wir auf der gesamten Reise nicht wirklich viel Ausgegeben, genaueres können wir später publizieren, wenn wir die Abrechnung gemacht haben.


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