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Somaroy Norwegen 2014
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Lava

heiss, frisch, alt und kalt

Die Lava kühlt schon etwas ab

Ich muss dringend meine Webseite umprogrammieren, nur von heute haben wir wieder so tolle Fotos und ich kann momentan doch nur fünf täglich online stellen. Dringender Handlungsbedarf.

Island ist einfach sensationell, vor allem wenn man blauen Himmel hat. So ein Wetter müssen wir ausnützen und kurz nach dem Erwachen sind wir schon mit usnerem E-Bikes unterwegs. Wir fahren steil berghoch zum Reynisfjall Observation Deck, einem Aussichtspunkt hoch über dem Ocean mit Sicht auf die Felsspitzen Reynisfjall. Wir können so von oben herab auf diese Felsspitzen, die aus dem Meer ragen hinunterschauen. Wir sind die einzigen, die es heute Morgen hier hochgeschafft haben, sind eben auch die einzigen mit MTB. Zu Fuss wäre dieser Weg ca. eine Stunde hin und eine zurück.

Wir geniessen die Ruhe und die Aussicht Richtung Vik zum schwarzen Strand hinunter. Fotos haben wir nun schon ganz tolle im Kasten, also rasen wir hinunter zum schwarzen Lavastrand.

Sicht von oben

Es ist schon eindrücklich, wie pechschwarz dieser Strand ist und mit den grossen, weissen Wellen und dem blauen Himmel ein fantastischer Kontrast. Dazu noch die knallgrünen, leuchtenden Berge. Wir können uns fast nicht satt sehen und sind über eine Stunde an diesem Strand unterwegs und staunen immer, wie schwarz der Sand ist.

Wieder zurück im Womo haben wir etwas Stunk mit der Campingplatz-Verwalterin. Sie hat unser Knutschi ausgesteckt und motzt uns an, dass wir nicht bezahlt hätten. Als ich ihr dann die Quittung zeige, die ganz korrekt hinter der Windschutzscheibe deponiert war, entschuldigt sie sich halbherzig und sagt, wir hätten noch genau 30 Minuten Zeit um den Platz zu verlasen, schliesslich sei um 12 Uhr Check-Out-Zeit ansonsten wir wieder für einen Tag bezahlen müssen. Wir sind noch die einzigen auf dem grossen Platz… Ich bin etwas angesäuert, zum einen finde ich gut, dass kontrolliert wird, zum anderen hätte es ja wirklich, aber wirklich niemand gestört, wenn wir noch eine halbe Stunde länger geblieben wären. So verlassen wir den Platz pünktlich und verwerfen die Option, nochmals eine Nacht hier zu bleiben.

Wir fahren 200m zum Einkaufszentrum und zum riesigen Laden von Icewear. Eigentlich würde ich gerne neue Berghosen kaufen, raus kommen wir dann mit einer neuen Jacke für Anita. Wen wunderts?

Wir haben noch etwas Zeit, denn um 13:30 haben wir uns im neuen Lavacenter für die Icelandic Lava Show angemeldet. Überpünktlich sind wir da und warten gespannt, was uns erwartet.

Wir sind gerade mal 10 Leute, als die Geologin uns im Raum empfängt und mit den Erklärungen beginnt. Es ist hochinteressant, leider verstehen wir nur etwa 50% der Ausführungen in Englisch, aber das ist unser Problem. Der Vulkan Katla ist einer der aktivsten auf der Welt und hatte in den letzten 1000 Jahren rund 20 Mal grosse Vulkanausbrüche. Der Letzte war 1918 und damit ist ein grosser Ausbruch bereits seit Jahren überfällig. Das Gefährliche daran: der Vulkan liegt unter dem Gletscher von rund 900m dickem Eis, bei einem Ausbruch ein hochexplosives Gemisch. Beim Ausbruch 1918 floss mehr Wasser durch die Ebene, wie die Flussmündung des Amazonas… Die Brücke der Ringstrasse, die wir heute etwas später überfahren, wurde seit 1950 schon zweimal weggespült. Vermutet wurden kleinere Ausbrüche unter dem Eis. Jeder Bewohner hat hier übrigens einen Notfallkoffer bereit, so dass er innerhalb 20 Minuten sein Haus verlassen und sich in Sicherheit begeben muss.

Wie war das, eine zweite Nacht hier bleiben? Wir fahren doch lieber weiter…

Ach ja, seit der Besiedelung Islands im Jahr 870 n.Chr. ist die Strandlinie wegen den Ausbrüchen und grossen Mengen Lava schon 5km weiter ins Meer verschoben worden.

Aber zurück zur Lavashow. Nach den Ausführungen fliesst wirklich heisse Lava über eine Sandschicht im Raum und es wird heiss. Obwohl es nur ein kleines Rinnsal ist, spürt man die Hitze enorm. Die Geologin zeigt dann mit einem Eisblock, was passiert, wenn Lava und Eis zusammen kommt, wie sich die Lava abkühlt und wie es diese Lavatunnels gibt. Extrem interessant und sehr eindrücklich. Am Schluss bekommen wir noch ein Stück Lava von der gestrigen Vorstellung, denn wir wollen uns die Hände ja nicht verbrennen, denn sie ist nun immer noch 400 Grad heiss, als wir den raum verlassen. Ein Papier auf der Oberfläche beginnt sofort zu brennen, dabei ist die Lava doch nur noch Schwarz und glüht gar nicht mehr…

Wir verlassen so Vik und fahren noch tief beeindruckt 10km zurück Parkplatz von Reynisfjara. Wir wollen die Felsspitzen auch noch von unten sehen.

Es hat ziemlich viele Autos und auch Busse darauf, aber es lohnt sich auch hier. Über dem schwarzen Strand bildeten sich graue, 6-eckige Säulen die mega cool aussehen. Solche gibt es auch in Nordirland und von daher wissen wir, dass sich solche 6-Ecke bilden, wenn sich heisse Lava sehr langsam abkühlt. Es ist ein toller Anblick hier und auch dieser Stopp lohnt sich.

Eigentlich wollten wir zu den Wasserfällen zurück und diese bei Sonne fotografieren. Aber mal ganz ehrlich: da wir weder Fotografen sind noch irgendwelches Geld mit Fotos verdienen, müssen wir das in unseren Ferien tun? Nein, entschieden wir und fahren weiter in die andere Richtung der Ringstrasse entlang.

Nun durchqueren wir die schier endlos grossen Lavaströme des Katlas zu verschiedenen Zeitperioden. Und es ist absolut der Hammer! Manchmal pechschwarz ohne Pflanzenbewuchs, danach wieder total vermoost oder gar mit Sträuchern bewachsen, manchmal ganz flach, manchmal mit Krater an Krater, manchmal mit Hügeln, manchmal mit bizarren Felsformationen. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus, denn jetzt wissen wir, wie diese Hügel entstehen und wie die Lavahöhlen.

vermoostes, altes Lava

Wir fahren heute Abend glück, zufrieden und beeindruckt auf den Campingplatz in Skaftárhreppur

Ach ja, wir wissen jetzt auch, wie man den 2010 ausgebrochen Vulkan Eyjafjallajökull richtig ausspricht: Ejafiallajökud (mussten wir üben bei der Lavavorstellung).

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