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Norden Ostfriesland 2012
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TV live-Übertragung und himmlisches Essen

Wir landen im Schwarzen Bären, St.Gallen

Und es ist so wie immer: wir kommen ins Gehetze, müssen die restlichen Dinge noch schnell ins Womo werfen und fahren wieder einige Minuten zu spät ab. Die ersten Gedanken, noch bevor wir auf der Autobahn sind: was haben wir wohl vergessen? Na egal, wir müssen aufs Gas drücken. Wobei Gas, wir haben ja keines mehr. Und da kommt der grosse Nachteil unserer LPG-Gasanlage: hier in der Schweiz haben wir zu Hause weit und breit keine Tankstelle. Aber ohne Gas können wir nicht heizen und ohne Heizung bleibt unser Wasser nicht im Tank bei dieser Kälte.

Ich fluche etwas vor mich her, denn jetzt müssen wir einen ziemlichen Umweg fahren. Die Tankstellen hinter der Grenze nach Österreich können wir nicht legal anfahren, also bleibt uns nichts anderes übrig, als in St.Gallen einfach weiter zu fahren, in Wil zu drehen und auf der anderen Seite bis zur Autobahnraststätte Thurau, um dort endlich LPG tanken zu können und danach zurück nach St.Gallen. Ein Umweg von 58km. Das nervt.

Auf der Autobahn rast uns dann noch ein Übertragungswagen von SRF an uns vorbei, mit dem wir beim Schwarzen Bären abgemacht haben. Die Sendung Schweiz Aktuell will heute live berichten von einem WomoDinner und hätten gerne ein Interview mit mir. Das machen wir natürlich gerne, den Live ist immer spannend. Da sind keine Versprecher erlaubt und keine 2. Chance, falls man sich verhaspelt.

Wir treffen pünktlich ein, einige andere Womos sind schon da und das Team ist auch schon bereit. Während die TV-Leute das Restaurant und den Wirt in Beschlag nehmen, haben wir Zeit, uns mit den andern Womofahrern zu unterhalten. Der Schwarze Bären hat sich unter den Wohnmobilfahreren einen tollen Ruf erarbeitet und es ist wirklich ein toller Ort. Super Aussicht auf den Bodensee, und das bei schönstem Wetter, aber etwas kalt.

Danach haben wir eine kurze Besprechung mit dem TV-Team. Wir erklären WomoDinner, sagen, was uns wichtig wäre, hören, was für das Team wichtig ist, wie der Ablauf ist und dass die Live-Übertragung genau 6 Minuten dauern wird. Es gibt also nicht viel Zeit für die verschiedenen Interviews. Noch bei schönstem Wetter erklärt uns Michael, dass die Wetterprognosen für den Termin der Übertragung 19:15 Uhr ein Schneesturm voraussagt. Schlecht für uns beteiligten, spannend für die TV-Zuschauer…  Und um 18:30 Uhr beginnt dann tatsächlich der Schneesturm, der nicht mehr aufhört.

Um 18:45 Uhr haben Anita und ich immer noch keine Ahnung, was für Fragen uns gestellt werden, die haben Nerven! Und wir sind arg nervös. Dann um 18:55 Uhr macht das TV-Team einen Probelauf (die haben Nerven, denn für einen zweiten Probelauf gäbe es so keine Zeit mehr) und wir hören die Fragen und müssen antworten. Wow, das klappt ja wie am Schnürchen. Hat alles geklappt und wir begeben uns ins Womo auf die Warteposition. Unsere Aufgaben: alle Beleuchtung einschalten, auch aussen und warten bis es an der Tür klopft und dann schnell, sehr schnell, die Türe öffnen. Höchstens eine Sekunde nach dem Klopfen muss die Womotür offen sein, denn sonst kommt es für den TV-Zuschauer unendlich lange vor. Anita konzentriert sich auf das schnelle öffnen und ich gehe im Kopf meine Fragen durch.

Dann ist es endlich soweit und einige Sekunden später ist der Spuk schon vorbei und 100'000 Zuschauer waren dabei. Kurz und schmerzlos. So eine Live-Übertragung ist schon genial, da muss man nicht drei mal drehen, bis alle zufrieden sind, 1x und fertig.

Und nun können wir uns endlich auf unser Essen konzentrieren. Zu Vorspeise bestellten wir:

Tranche von gebratenem Perlhuhn Supreme
mit Morchelrahmsauce, Nüsslisalat
und Apfel- Mandel Bruschetta

Anita
Rindsfilet auf Blattspinat mit Rüebli-Pastinaken-Gemüse
Kartoffelgratin und Thymian- Jus



Rolf
Poulet-Cordon Bleu mit Rosmarinschinken, Appenzeller-Chäs
und Pommes Frites


Coupe Dänemark Vanille-Glace mit Schoggisauce und Schlagrahm


Wir müssen keine Werbung machen für den Schwarzen Bären und auch keinen Gefallen. Auch haben wir die Menus bis auf den letzten Franken bezahlt und vom TV kein Honorar bekommen: Aber das Essen war echt himmlisch und nicht zu toppen! Wir haben in unserem Leben selten ähnlich gut gegessen wie hier. Das Servierpersonal bei diesem Schneesturm extrem freundlich und sympatisch, wir sind begeistert! Typisch Ostschweiz

Etwas später rede ich noch mit dem Gastgeber und erfahre haarsträubendes. Sein Restaurant bekommt keine Unterstützungsgelder des Bundes oder des Kantons. Nicht mal von den Härtefallgeldern, sondern einfach nichts. Da er erst 2019 hier begonnen hat, habe er im Verhältnis zum Umsatz zu viel investiert (irgendwie so, ich bin kein Spezialist). Und der Öffentlichkeit wird vorgegaukelt, dass die Restaurants entschädigt werden…

Er überlebe momentan nur mit den WomoDinners und werde den Womofahrern ewig dankbar sein. Schade aber, dass alle nur immer am Wochenende kommen (versteht ihr den Wink mit dem Zaumpfahl?).

Jetzt ist es Mitternacht, draussen schneit es noch immer und wir haben heute mit diesem Tag unsere Ferien begonnen.


Externe Links

20.3.2021 - Top!!! Merci Rolf für euren Einsatz. Wem da nicht das Wasser im Munde...trotz Schneegestöber. Unterdessen habe ich weiter an den Statistiken gearbeitet und würde diese gerne mit Dir reflektieren. Interessante Figures, die sich da ergeben haben. Weiterhin viel Spass.

- Kornel


1.4.2021 - Da gehen wir am Samstag auch hin. Bin mal gespannt.

bernermaettu


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