Der Tag mit den zweitmeisten Kilometern und wir überschreiten den 10‘000sten auf dieser Reise verlieren aber Wolle
Es muss irgendwann mal noch ein Fahrtag kommen, und der kam heute. Wir fahren Richtung Lodz und da kam uns natürlich der alte Schlager von Vicky Leandros in den Sinn. Dieses Lied haben wir ja als Jugendliche mitgesungen, aber ich hatte keine Ahnung, dass diese Ortschaft in Polen ist. Das hat mich dazumal überhaupt nicht interessiert. Heute schon, denn Lodge muss ja eine schöne Stadt sein. Wir rasen dennoch an ihr vorbei, wie später auch an Wroclaw mit ihren vielen versteckten Gartenzwergen. Heute liegen einfach keine grossen Stopps drin, denn wir müssen 600km zurücklegen und wir sind wiedermal nicht gerade früh aufgestanden.
Dafür entschieden wir uns für Autobahnen, einfach stumpfsinnig dahinbolzen und den Gedanken nachhängen. Wir stellen da im Verkehrsverhalten schon Unterschiede in den verschiedenen Ländern fest. Hier in Polen haben wir das Gefühl, dass nirgends so risikoreich gefahren wird, wie hier. Wir werden an den unmöglichsten Orten ohne Übersicht überholt und seit Estland ist das Auto wieder ein Status-Symbol. Protzige Porsches, BMW’s und Audi, fein gepützelt, werden zur Show gefahren. Das war in Skandinavien noch anders, da fahren sie sehr rücksichtsvoll und die Autos sind alle zweckdienlich. Protzen tut man da eventuell mit dem Schneetöff.
Auch habe ich das Gefühl, dass mit dem teuren norwegischen Diesel viel weiter gefahren werden kann wie mit dem billigen Gemisch hier. Ist das wohl wirklich so? Hat das schon mal jemand untersucht oder Statistiken gemacht?
Na egal, wir legen aber heute den 10‘000km auf dieser Reise hinter uns. Was wir da schon alles gesehen haben! Aber so etwas wie heute ist uns dennoch noch nie passiert. Kurz nach der Grenze zu Tschechien muss ich an einem Bancomaten stoppen, ich will nicht ohne einheimische Währung umherreisen. Während dem Stopp öffnet meine Holde Kunigunde ihre Beifahrertür, dort fällt der dunkelgraue Wollknäuel (ja, der von der Tankstelle in Schweden) aus dem Auto, niemand merkt es und als wir dann losfahren, rutscht meine, noch nicht fertige superdupa Wintermütze auf Mass mit integrierten Ohrenwärmern und angehängtem Schal, etwas vom Ablagebrett. Der Wollknäuel bleibt an Ort, wickelt sich ab, wir ziehen eine 150m lange Schnur hinter uns her, die sich in zwei Fussgängern verheddert, die stürzen und dann fährt ein tschechischer 40-Tönner auf den aufgewickelten Wollfaden und der gibt nach und reisst. Wir bekommen von allem nichts mit, aber als Anita weiter stricken will, hat sie nur noch einen Meter Wolle, der im Fahrtwind aussen hin und her weht. Schöner Mist, die Mütze ist noch nicht fertig und jetzt ist die dunkle Wolle alle. Also, wer in nächster Zeit nach Schweden fährt und dort in einem Tankstellenshop antrazitfarbene, schön dicke Wolle sieht, soll sie kaufen und uns senden, danke. Es eilt nicht, ich brauche diese Mütze erst nächsten Winter.
meine neue Mütze wird nicht mehr fertig
Und dann kommen wir gegen 18 Uhr doch noch an unserem Ziel an, den Prachauer Felsen in Tschechien. Der Parkplatz ist leer und da darf man normalerweise nicht übernachten. Auch das Eintrittshäschen ist leer. Also frage ich im Restaurant nach, wo wir Parkgebühren und Eintritt bezahlen sollen. „Ist jetzt ausserhalb der Saison, Eintritt muss keiner gezahlt werden und wir können ohne Probleme hier übernachten. Aber morgen um 9 Uhr kommt der Parkplatzwächter und der kassiert dann für den ganzen Tag. Wir müssen also morgen vor neun gehen, dann kostet es gar nix“ das ist die Antwort, die wir kriegen. Super, ruhiger, schöner Übernachtungsplatz schon gefunden und morgen bezahlen wir auch die Parkgebühren, ist ja irgendwie Ehrensache.
Während Anita kocht, mache ich noch schnell einen Fotoerkundungsrundgang. Es ist fantastisch hier, aber dazu morgen dann mehr, wenn auch die Fotos stimmen.
28.4.2018 - Hallo ihr 2, als Dankeschön für euren kurzweiligen Reisebericht, den ich seit Wochen aufmerksam lese, würden wir euch die Wolle besorgen; denn wir fahren im Juni nach Schweden. Dazu brauchen wir allerdings eine genaue Beschreibung der Wolle und an welcher Tankstelle ihr die gekauft habt. Weiterhin eine knitterfreie Reise. Peter
Peter Wagner