Das Wetter wird uns weisen
Schlaf fanden wir nicht viel, obwohl die Nacht sehr ruhig und ohne Windgeräusche war. Es wäre ein Träumchen gewesen, so ruhig und tief zu schlafen, wenn nicht nach den 10cm Neuschnee plötzlich etwas grünes durch die Womofenster geschimmert hätte. Wir natürlich warm eingepackt sofort nach draussen und dann nur wir zwei, unser Womo und die Nordlichter! Keine Strassenlaterne, kein anderes Licht, ausser der Halbmond und die Sterne. Nach vielen Fotos liessen wir den Fotoapparat ruhen und wir genossen einfach die Lichtschau am Himmel. Genau über uns, manchmal vorne, hinten und oben gleichzeitig, manchmal schnell tanzend, dann wieder fast unbeweglich. Um alles zu sehen, liegen wir im Rücken im Schnee und geniessen.
Manchmal verschwanden sie fast ganz, dann leuchtet wieder der ganze Himmel grün. Um 2 Uhr, in einer kleinen Pause, treten wir ins Knutschi und gehen ins Bett, wir sind hundemüde und die -10 Grad hinterlassen auch Spuren. (Jetzt muss ich mal schauen, wie ich die Nordlichter filmen kann, bisher hatte ich jeweils nur schwarz auf dem Film).
So ist es dann auch klar, dass wir morgens etwas länger schlafen, aber durch einen fantastischen Sonnenaufgang bei blauem Himmel geweckt werden. Wir haben doch Ferien und müssen nicht herumhetzen, oder? Also packen wir in Ruhe unsere Schneeschuhe aus und machen uns auf eine kleine Tour in der riesigen Tundra. Der Schnee ist tiefer und lockerer wie wir angenommen hatten und so versinken wir trotz Schneeschuhen bis zu den Knien. Es ist eine fantastische Tour in der Stille und Weite, ohne besonderes Ziel, einfach nur, es geniessen zu können.
Wieder beim Knutschi machen wir es abfahrbereit und fahren um 11 Uhr los. Nach weniger wie 30km sind wir schon in Karasjok, einem Hauptsiedlungsgebiet der Samen in Norwegen. Lapidar sage ich zu Anita «wir könnten da ja den Shop noch schnell besichtigen?» Als ich aber den Satz ausgesprochen habe, bin ich mir bewusst, was ich damit angerichtet habe. Das ist doch der tolle Shop, wo Anita das letzte Mal die superschönen Sami-Stiefel gekauft hat? Ist doch der, der so wunderbare Dinge hat? «Na, das könnte ja wieder teuer werden.» denke ich noch, bevor Anita ganz schnell und laut meine Frage mit «Ja» beantwortet, bevor ich irgend etwas korrigieren oder zurücknehmen konnte.
Also fahren wir auf den Parkplatz und verlassen das Gebäude eine Stunde später mit einem wirklich schönen Tischläufer, Gläseruntersetzer und eine warmen Wollumhang für meinen Holde. Na, gut, es sind wirklich schöne Dinge und mir gefällt der Shop auch.
Also weiter, die 92 Richtung Westen nach Kautokeino. Da müssen wir durch, wenn wir später noch nach Tromsö wollen.
Die Strassen hat noch weniger Verkehr wie die anderen, es hat nun auch wieder Fichtenwälder, und ziemlich Schnee. Auf einem kleinen, geräumten Rastplatz frühstücken wir, machen nochmals Pause, bis wir dann erst nach 14 Uhr wieder losfahren.
Es geht nun wieder über die Tundra auf der Hochebenen, mit viel Schnee und immer mehr Wind. Die Strassen sind eisig und starker Wind, das hatten wir doch schon mal? Also fahre ich ziemlich vorsichtig und mit 50km/h nicht allzuschnell auf den geraden Strecken. Wenn wir hin und wieder ein anderes Fahrzeug hinter uns haben, lasse ich es vorbei und so fahren wir der Dunkelheit entgegen. Der Wind wird immer stärker, die Schneeverwehungen immer grösser, der Abstand der Räumfahrzeuge immer kürzer. Wie geht es wohl allen anderen, die an der Küste entlang fahren? Dort muss es ja noch viel wilder stürmen!
Die meisten Rastplätze sind nicht geräumt oder extrem dem Wind ausgesetzt, also nichts für eine Übernachtung.
So fahren wir bis zum Eindunkeln weiter bis Kautokeino, der ersten grösseren Ortschaft (1400 Einwohner), da waren wir nämlich vor sieben Jahren auf unsere letzten Winterreise auf einem kleinen Campingplatz. Vielleicht gibt es den noch? Wir erkennen ihn sofort und stellen den Blinker, es hat auch ein Schild «open», also alles in Butter. Wir sind seit zwei Tagen die einzigen Gäste und können unseren Platz auswählen. Nr.1 ist unser Favorit, da er gerade hinter dem kleinen Sanitärgebäude steht und dadurch ziemlich windgeschützt ist. Man muss Prioritäten setzen.
Jetzt studieren wir in Ruhe den Wetterbericht und der Strassenzustand und entscheiden uns dann morgen, in welche Richtung es weitergeht. Ursprünglich wollten wir weiter bis Enontekiö in Finnland, eine Alternative dazu haben wir nicht, mangels Strassen. Aber wie es dort weitergeht, nach Schweden oder wieder Richtung Norwegen oder in die Wälder Finnlands? Das Wetter wird uns weisen.
8:32 Uhr Sonnenaufgang
14:51 Uhr Untergang
5:19 Std Tageslänge
schön, bewölkt, windig -1 bis -6 Grad
159 km
2:56 Std.
54 km/h
10,4 Liter
Heute, 6. Februar ist der Nationalfeiertag der Samen. Wir sind in einem Zentrum dieses nordischen indigenen Volkes und haben alles verpasst.
Der Feiertag wurde 1992 offiziell eingeführt und erinnert an den ersten samischen Kongress, der am 6. Februar 1917 in Trondheim (Norwegen) stattfand. Dieser Tag wird in allen samischen Gebieten gefeiert, also in Norwegen, Schweden, Finnland und Russland.
Typische Feierlichkeiten beinhalten: