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Nordschottland 2016
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Kommentar Doping im Spitzensport

Hat wieder nichts mit Wohnmobilen zu tun, aber ich werde so häufig darauf angesprochen, dass ich jetzt meine Meinung doch kund tue.

Ich bin nun weit weg vom Spitzensport, sehe nicht mehr dahinter und will es eigentlich auch nicht. Aber es ist beschämend, wie sich die gesamte Dopingproblematik entwickelt hat, oder besser gesagt, nicht entwickelt hat. Es ist noch genau gleich wie zu meiner Zeit. Verbände schliessen die Augen, Publikum will übermenschliche Leistungen, Sponsoren ihr Image aufbessern und die Sportler werden noch immer alleine gelassen.

Doping dreht sich im Kreise, denn die Situation hat sich gegenüber den 90er Jahren zu meiner Zeit nur leicht verbessert. Das einzige was geändert hat: dopen ist teurer geworden, dadurch kann es sich nicht mehr jeder Sportler leisten und es dopen sich heute weniger Spitzensportler, wie zu meiner Zeit als Radprofi. Aber alles andere ist noch gleich, klar, die Methoden haben sich etwas geändert, man passt noch mehr auf und es ist geheimer, aber sonst?

Der jetzige Skandal an der Nordischen WM wird es zeigen, ob sich jetzt etwas ändert. Der weitere Verlauf ist entscheidend. Sechs Sportler haben inzwischen alles ausgepackt, und der dopende Arzt will ja auch vollständig mit den Behörden kooperieren. Es werden also Namen, Methoden, Hinterleute von rund 60 Sportlern aus mindestens den Sportarten Langlauf, Rad, Schwimmen, Fussball und Leichtathletik aufgedeckt werden. Und wenn man gründlich untersucht, noch eine Verbindung zu einem andern Arzt entdeckt mit wieder ebenso vielen Sportlern und so weiter und so fort. Es könnte also ein riesiges Erdbeben geben, das sich über den gesamten Globus und die gesamte Sportwelt hinwegzieht. Könnte! Würde! Wenn nicht…. Ja, wenn nicht plötzlich die ganz grossen Sportarten auch betroffen wären. Fussballer, Tennisspieler. Dann ist plötzlich unmengen Geld auf dem Spiel, so viel, dass es wie bei den Banken, to Big to Fail ist, und man es gar nicht auffliegen lassen will. Also werden dann urplötzlich Ermittlungen eingestellt, nicht veröffentlicht und unter den Teppich gekehrt. Und dann ist es wie immer: es werden ein paar geopfert, kleinere aus kleineren Sportarten, die bei Sportwetten unwichtig sind, Langläufer, Radfahrer, Schwimmer etc. So wie immer. So wie beim letzten Arzt, der in Spanien vor 15 Jahren aufgeflogen ist. 255 Namen auf der Liste, bekannt wurden die 56 der Radprofis. Die Namen der Fussballer und Tennisspieler wurden nie veröffentlicht und einfach gelöscht…

Auch die Verbände spielen ein himmeltrauriges Spiel. Der Verbandsboss des ÖSSV will die Langläufer am liebsten aus dem Verband werfen und ihnen keinen Euro Unterstützung mehr zahlen. Aber genau dieser Verbandsboss ist seit über 20 Jahren an der Macht und hat nichts, rein gar nichts in Sachen Doping geändert. Er zeigt mit dem Finger auf gedopte Sportler, deckt sie mit Klagen ein und wundert sich dann, wenn diese Auspacken und den nächsten Skandal ins Rollen kommt. Dabei schaut er bei den Sportlern so weit wie möglich weg, wenn sie gewinnen. Wie sie die Leistungen bringen, interessiert dann niemand mehr. Und die, die keine Weltcuprennen mehr gewinnen, werden runtergestuft, Gelder gekürzt und die Sponsoren springen ab.

Der Sport kann sich nicht selber heilen. Auch dieser Skandal wurde nur ausgelöst, weil Journalisten nachgehackt haben und ein Sportler ausgepackt hat. Die Sportverbände selber wollen die Doper am liebsten sofort mundtot machen. Kein einziger Skandal wurde von einem Verband oder einer Anti-Dopingagentur aufgedeckt. Auch der Skandal um Lance Armstrong nicht, dort standen seine genervten Teamkollegen am Anfang. Vielleicht müssten die Sportverbände doch endlich mal das Gespräch mit den Sportlern suchen und fragen, welche Möglichkeit es gibt, das System zu reinigen. Denn nur die Sportler könnten einen sauberen Sport herführen.

Etwas Positives (ich meine Gutes) hat dieser Skandal mit dem auffliegenden Arzt aber alleweil: die Sportler wissen jetzt, dass sie jederzeit ohne ihr eigenes zutun erwischt werden können. Das verbreitet Angst. Viel mehr Angst, wie jede Dopingkontrolle. In Zukunft wird es also mehr Sportler geben, die bewusst Nein sagen können. Aber nur, wenn mehr als diese aktuell (momentan ist es ja schon wieder einer mehr) sieben Sportler geopfert werden.