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Marianne und Anita Narbonne Plage Frakreich 2015
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Schweizer Gastfreundschaft muss anders aussehen

Wir sehen ja eher alles positiv im Leben, aber hier auf dem Campingplatz sind wir enttäuscht.

eigentlich ein schöner Wald-Campingplatz

Zur Vorgeschichte: vor zwei Jahren habe ich an der Messe OCA den Platzwart des Campingplatzes Thusis kennen gelernt. In lockeren, freundlichen Gesprächen habe ich ihm versprochen, einmal vorbei zu schauen. Leider ergab es die Gelegenheit irgendwie nie, so dass wir in Thusis nie auf Besuch waren. Diese Geschichte im Hinterkopf meinte Anita am Donnerstag, wir könnten diesen Platz ja dieses Wochenende besuchen. Gute Idee, also los.

Vorgängig schrieb ich via Webseite des Campingplatzes noch ein Email, ob sie für uns auch Platz haben. Wir erhielten aber keine Antwort, was auch nicht weiter schlimm war, denn ich erwarte jeweils nicht innerhalb 24 Stunden Antwort. Aber als wir Freitag abends immer noch nichts gehört haben, düsten wir um 22 Uhr dennoch los Richtung Thusis.

Der Campingplatz liegt in einem Wald und bei unserer Ankunft um 23 Uhr war es stockdunkel. Die Schranke war offen, kein Mensch zu sehen, aber gut, dass es gleich neben der Einfahrt einen Quick-Stopp für ankommende Campinggäste gibt, wenn der Platz geschlossen ist. Mir war es etwas unheimlich, einfach so im Dunkeln auf den Campingplatz zu fahren und einen Platz zu suchen. Etwas nach Mitternacht legten wir uns ins Bett und schliefen den Schlaf der Gerechten.

Samstags morgen erwachen wir erst um 9:15 Uhr, richtig gut geschlafen. Also zuerst eine Dusche im Womo, dann anziehen und um 9:45 Uhr schlendere ich zur Reception. Kein Mensch dort, aber viele Zettel. Auf einem lese ich: «Wenn niemand da ist, auf den Campingplatz fahren und auf einen Platz stellen. Reception ist von 15 – 17 Uhr besetzt». Auf einem anderen sehe ich die Regeln des Quick-Stops und dass man bis um 10 Uhr diesen Platz verlassen müsste. Blick auf die Uhr: 9:50 Uhr. Also laufe ich zügig zu Fuss um den Campingplatz und suche uns eine schönes Plätzchen darauf.

Wieder zurück im Womo ist Anita noch am Lesen und ich sage ihr, dass wir eigentlich bis 10 Uhr von hier weg sein müssten, aber nach den Regeln auf den Campingplatz fahren dürfen. Und ich gebe es ja zu, wir haben uns nicht beeilt, aber als wir um 10:10 Uhr unser Womo bereit haben und ich wie immer nochmals ums Womo laufe, sehe ich, dass die Einfahrt (und Ausfahrt) mit einer Kette gesichert ist! Aber ich sehe grad eine Person, die von der Kette wegläuft, ich sprinte also zu dieser hin, und frage ihn, ob er der Chef hier sei. «Ihr hättet um 10 Uhr hier weg sein sollen, jetzt ist es zu spät und vor 15 Uhr kommt niemand mehr». Ich stammle dann etwas von «wir wären aber gerne bis Sonntag auf dem Campingplatz geblieben, ob er nicht nochmals öffnen könne?» Wortlos trottet er zur Kette und öffnet sie immerhin etwas widerwillig doch noch, so dass wir nun in den Campingplatz hineinfahren können. 

Komischer Typ denke ich und wir überlegen uns wirklich, ob wir hier bleiben sollen. Aber einen schlechten Tag kann ja jeder mal haben und wir verzeihen ihm. 

Bis 15 Uhr machen wir einen Spaziergang nach Thusis ins Dorf, essen einen Eisbecher und verbringen Zeit auf dem Campingplatz. Das Restaurant des Campings ist leider geschlossen, obwohl es auf der Webseite heisst: wir freuen uns auf sie und 365 Tage im Jahr offen. (Wie verbindlich sind eigentlich Aussagen auf Webseiten?) War wohl nichts hier mit Abendessen.

Um 15 Uhr stehen wir dann an der Reception und melden uns an. Zuerst kommt von einer Dame die Frage, warum wir auf den Quick-Stopp gefahren seien und nicht auf den Platz hinein. Ich erkläre warum: die Geschichte mit spät ankommen, dunkel und niemanden stören um 23 Uhr. «das wäre egal gewesen» war ihr Kommentar. Da staunte ich innerlich aber sehr, ist doch normalerweise auf den Campingplätzen die Nacht- (und auch Mittags-) Ruhe strikte geregelt, oder? «Wie lange wollt ihr bleiben?» «Äh, eigentlich bis morgen» «Was heisst eigentlich? Morgen bin ich nicht hier, ihr müsst euch heute entscheiden» «bis morgen» Ok, das klappt dann und ich bekomme die Rechnung. Danach getraue ich mich noch zu fragen, ob das Restaurant abends öffne. «das ist geschlossen für die nächste Zeit» Der unfreundliche Ketten-Herr sass die ganze Zeit hinter der Dame und starrte in Listen, ohne uns einen einzigen Blickes zu würdigen.

Wieder zurück im Womo wissen wir nicht so recht, was da eigentlich genau ablief. Aber ich studiere dann aus Langeweile die Rechnung. Eine Nacht Quick-Stop 30 CHF, eine Nacht Campingplatz für Wohnmobil und zwei Personen, inklusive Kurtaxen, Abfallgebühren und kein Strom: CHF 47.80. Jetzt in der Nebensaison, wo nicht gerade viel los ist. Halt, ich verbessere mich, Nebensaison heisst laut Webseite nur: «Niedersaison - Preise wie Hochsaison an Feiertagen- u. offiziellen Schulferiendaten!» Ok, irgendwer wird ja jetzt sicher Schulferien haben, also zählt Hochsaison-Preis.

Ich reklamiere ja sehr, sehr selten über Preise, aber eine Übernachtung auf einem Quickstopp für 30 CHF finde ich einfach viel zu viel. Ok, ich nehme meine Reklamation wieder zurück, steht auch auf der Webseite und die anderen Preise auch, also können wir hinfahren oder nicht. Selber Schuld. Aber es steht auch, dass das Restaurant offen hat und auf Gäste wartet… Übrigens das erste Mal, das mich das Geld reut für eine Wohnmobilübernachtung!

Ich bin einfach enttäuscht, dass so etwas in der Schweiz vorkommt. Ich fühle mich hier als Gast nicht Willkommen, eher als arbeitsverursachendes Übel. Ich, der die Schweiz in Sachen Freundlichkeit im Tourismus immer verteidigen will.

Und ganz ehrlich, ich weiss nicht, was hier abgelaufen ist, der freundliche Platzchef von der Messe vor zwei Jahren war auf jedenfalls nicht hier. Weiss jemand, ob es einen Pächterwechsel oder Platzchefwechsel gegeben hat? So wie jetzt kann es ja nicht weitergehen und ist nicht empfehlenswert auf dem ansonsten wirklich schönen Waldplatz.

Ach ja, eine Antwort auf meine Emailanfrage bekam ich auch noch nicht…

Nachtrag: einiges hat sich nun geklärt. Der Campingplatz wurde diesen Frühling anscheinend in den Konkurs geschlittert, obwohl er rendiert hatte. Irgendwie sahen die Betreiber keine Zukunft mit all den Auflagen, die sie hatten. Danach stellte das Konkursamt einen "Zwangsverwalter" ein, der momentan den Platz führt. Kein Wunder also, dass die Arbeit und Kunden nicht wirklich willkommen sind. Im September erhielt die Gemeinde Thusis das OK, den Campingplatz zu kaufen. Hoffen wir einfach, dass hier wieder Betreiber kommen, die Spass an Camping haben! Es könnte nächstes Jahr also wieder viel besser werden...

Externe Links

14.10.2018 - Als regelmässiger Leser Ihrer sehr guten Homepage reizt es mich doch noch zu diesem kritischen Artikel Stellung zu nehmen. Dieser beschriebene Platzchef von der Messe den Sie kennen gelernt haben ist mein Sohn und er hat diesen Campingplatz mit Freude und Begeisterung geführt und aufgebaut, dass dieser Platz in den Konkurs geführt wurde ist meiner Meinung nach die Gemeinde Thusis allein schuld. So viel ich weis hat die Gemeinde Thusis jetzt diesen Platz erworben und führt diesen Platz so schlecht und unfachmännisch weiter, eigentlich eine Schande für unsere schöne Schweiz und diesen wirklich schönen Campingplatz. Freundlich grüsst Josef Amrein 

- Josef Amrein


14.10.2018 - Offenbar hat der griesgrämige Übergangsverwalter auch gleich die Preise erhöht. Wir waren ende April 2018 dort, wurden um 18.10 (Rezeption schloss um 18.00) freundlich empfangen und informiert.und haben für den Quickstop Irrtum vorbehalten 24 Stutz bezahlt. Gruess us em Seeland und danke für eure witzigen und informativen Beiträge.

Dänu


14.10.2018 - Hallo Josef, vielen Dank für deine Ausführungen. Genau so etwas habe ich vermutet.

Rolf


15.10.2018 - Heyhey Wir haben genau in dieser Nacht neben euch auf dem Quickstop übernachtet (Pathfinder mit Dachzelt). Wir haben uns noch gefragt, ob ihr es wohl rechtzeitig bis 10.00h schafft ;-) Eure Story ist ja kaum zu glauben - da wäre ich sicher auf einen anderen Platz ausgewichen für die zweiten Nacht... Die 30.- waren auch für uns ein stolzer Preis. Wir waren von der Lage etwas enttäuscht; auf den Fotos sieht der Platz im Wald toll aus, aber der ständige Strassenlärm von den Schnellstrassen hat uns schon gestört. Vielleicht auf ein nächstes Mal - liebe Grüsse Beni mit Dachzelt-Pathfinder

Beni mit Dachzelt-Pathfinder


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