...verarscht uns immer wieder
Die dritte Nacht in Folge sahen wir Nordlichter. Dieses Mal schauten wir aber nur zu unserem Schlafzimmerfenster hinaus und machten ein paar Fotos aus der Hand. Wir genossen das Schauspiel von Auge, ohne es gross für die Nachwelt zu erhalten. Aber es ist einfach Fantstisch, was die Natur zu Stande bringt.
Dann am Morgen tröpfelt es plötzlich auf unser Womodach. Eigentlich ist der Regen doch erst für Nachmittag angesagt… Wir packen zusammen und fahren um 8 Uhr schon los. Wir haben 80km Schotterpiste vor uns und wenn es da regnet, könnte es auch noch Schlammlöcher geben, also besser früh dran wie zu spät.
Wir fahren nun die Hochlandstrasse 35 entgegen dem ursprünglichen Plan nun doch gegen Süden weiter. Der Regen hört auf, bevor er richtig begann, dafür rumpelt die Strasse so richtig deftig. Wir fahren mit 20km/h und nach zwei Stunden Fahrt haben wir erst 40km hinter uns, erst die Hälfte. Die Schotterpiste ist nach unseren Infos 80km lang. Wir geniessen es trotzdem, denn wir sind praktisch allein unterwegs, einmal müssen wir sogar ein Bach durchqueren, sieht aber spektakulärer aus, wie es ist. Dann nach genau 75km haben wir es hinter uns und kommen endlich wieder auf die asphaltierte Strasse. 5km früher wie gerechnet, aber es ist eine Wohltat. Es rüttelt nichts mehr und wir können wieder auf die Tube drücken, die Kilometer fliegen nur so an uns vorbei.
Schon kurze Zeit später fahren wir auf den Parkplatz des Gullfoss, einem der bekanntesten Wasserfälle Island. Dieser liegt auf dem Golden Circle, der bekanntesten Reiseroute Island. Diese Route ist 300km lang und startet in Reykjavik, also fast alle Touristen, die mit dem Flugzeug nach Island fliegen, fahren diese Strecke, die an sehr vielen Sehenswürdigkeiten vorbeiführt. Kein Wunder also, dass der Parkplatz mit Reisebussen übersät ist und viele PW’s hier stehen. Wir haben dies gewusst, sind uns die Menschenmassen aber nicht mehr wirklich gewöhnt. Von der Einöde kommend und grad wieder auf 100% Tourismus. Wobei man sagen muss, wäre dieser Wasserfall in der Schweiz, würde es doppelt so viele Infrastruktur haben, doppelt so viele Touristen hier sein und viel Eintritt kosten. Hier ist auch diese Sehenswürdigkeit kostenlos, sogar das Parken.
Die paar wenige Meter zum Wasserfall nehmen wir natürlich unter die Füsse und er ist wirklich eindrücklich. In zwei Stufen fällt er in eine Schlucht, diese zwei Stufen stehen in einem 90 Grad-Winkel zueinander, das Fotografieren ist also ziemlich schwierig und er ist in Wirklichkeit viel Eindrücklicher wie auf jedem Foto.
Nach dem wir uns satt gesehen haben, inspizieren wir den Souvenirladen. Es gibt ganz tolle isländische gestrickte Waren, aber Achtung, es gibt auch isländische Strickwaren Made in China… Also das Etikett sehr gut lesen. Wir genehmigen uns im Restaurant noch einen Zmittag, haben wir nun doch Zeit.
Später fahren wir die 10km weiter zum Strokkur, dem aktuell grössten Geysir auf Island. Der grosse Geysir, der gleich daneben lag und allen anderen Geysiren seinen Namen lieh, bricht nicht mehr aus und ist jetzt nur noch ein friedlich brodelndes heisses Wasserloch.
Zurück zum Butterfass (Übersetzung von Strokkur), überall steht, dass er regelmässig alle 10 Minuten ausbricht, uns verarscht er aber nun immer wieder. Ersten bricht er manchmal schon nach fünf Minuten wieder aus, manchmal zweimal kurz hintereinander, manchmal 3m hoch und dann wieder 20m.
Die Leute (und wir) stehen um das wabbelnde Wasserloch und nach 5 Minuten ist jeweils Totenstille und alle warten wie gebannt, wann die blaue Blase erscheint und das Wasser bruchteile von Sekunden später in die Höhe schiesst. Man kann dann ein «jetzt» rufen, und viele Fotoapparate klicken, obwohl noch gar nichts passiert… Und dann, wenn dann die Wasserfontaine hochschiesst, ist man doch nicht bereit. Anita und ich haben es ziemlich lustig, bis wir endlich Fotos und Filme haben… Anita hat einmal sogar einen Doppelausbruch auf Film, manchmal aber auch nur Füsse oder gar nix. Es ist wirklich Eindrücklich und es macht Spass, die Spannung in der Luft zu spüren und nie genau zu wissen, wann er nun kommt und wann nicht.
endlich, Sekundenbruchteile vor dem Ausbruch
Wir sind über eine Stunde dort und erleben dutzende von Ausbrüchen mit. Ein bisschen Erbarmen haben wir mit den Mitgliedern einer Reisegruppe, die gerade mal 20 Minuten Zeit haben, diesen Geysir zu bewundern und schon wieder auf den Bus müssen, bevor sie ein schlaues Foto machen konnten.
Nachdem wir uns satt gesehen haben, fahren wir 50km weiter zum Þingvellir Nationalpark und stoppen beim Campingplatz Syðri Leirar (Nicht der bei der Hauptstrasse, sondern nach dem Abzweiger links). Es ist wunderschön hier, auf einer grossen Wiese mitten in der Natur, quasi frei stehen! Auf dem grossen Naturgelände sind wir heute nur vier Fahrzeuge! Na gut, erfahrungsgemäss kommen dann gegen 19 Uhr und vor dem Eindunkeln noch einige Jeeps, Lieferwagen mit Dachzelten und andere Zeltler…