Ein für alle Mal: wir sind ein Schweizer Blog und da gibt es eben Unterschiede zu Deutschland.
Zuerst schnell die Fakten: bei uns gibt es Schwiizerdütsch, Hochdeutsch und Schriftsprache. Schwiizerdütsch ist unsere Muttersprache, da gibt es keine Schreibregeln und in der Grammatik kennen wir nur Gegenwart und Vorvergangenheit. Dazu wird 99% der k zu einem ch (nur bei Kampf bleibt das K ein K), ein st wird zu einem scht und ein au wird immer zu einem u (Haus, Maus). Mit springen meinen wir laufen und das wiederum heisst spazieren. Damit verstehst du schon alles.
Die Schriftsprache ist unsere Schreibsprache, die schreibt sich ähnlich wie bei euch. Allerdings während ihr nach dem parken beginnt zu grillen, parkieren wir und grillieren nachher. Ebenfalls kennen wir das ß nicht. Das fiel während dem Aufkommen der Schreibmaschinentastatur dem Platz zum Opfer, wir hatten schlichtweg zu wenig Tasten, da wir das é, è und das à eben auch brauchen. Das Französische ist in unserer Sprache weit verbreitet. Bei uns heisst es niemals Gehsteig oder Geldbörse, sondern immer Trottoir und Portemonnaie. Ebenfalls immer vis-à-vis und nie gegenüber. Es gibt noch unzählige Beispiele dafür.
Im Gegensatz zur allgemeinen Meinung lieben wir Schweizer die Deutschen, nur nicht auf Mallorca und als Arbeitskollegen. Denn am Arbeitsplatz sind wir neidisch, da alle Deutschen eine perfekte Grammatik schreiben und bei Präsentationen perfektes Hochdeutsch sprechen, das kriegen wir einfach nicht hin.
Dafür schmunzeln wir, wenn ihr französisch sprechen müsst, die Aussprache ist da katastrophal. Wir Deutschschweizer sprechen alle ein paar Brocken Französisch. Wenn wir ins Welschland reisen, müssen wir uns mit dieser Fremdsprache durchsetzen, denn unsere französisch sprechenden Landsleute würden nie freiwillig auch nur ein deutsches Wort über die Lippen bringen…
Wir sind stolz auf unsere direkte Demokratie, haben nie ein Problem mit der Regierungsbildung, da wir bis auf sieben Personen alle direkt wählen und gibt es Unklarheiten bei Abstimmungen, sagt das Volk niemals ja, sondern wir legen dann ein Nein in die Urne.
Aber wir deutschsprechenden Schweizer brauchen euch Deutsche, besonders ich als Blogschreiber. Das Zielpublikum in der Schweiz beträgt rund 5 Mio deutschsprechende Personen, da kommt Deutschland mit zusätzlich 81 Millionen Personen grad richtig. Wenn man die ausländische Bevölkerung abzieht (25% der Schweizer Einwohner sind Ausländer im Gegensatz zu Deutschland, mit nur 12%) und die nicht deutschsprechenden abzieht, sieht es für uns Schweizer noch ungünstiger aus.
Zum Schluss noch ein Tipp für unsere Schweizerreise: Im Restaurant höflich fragen, ob man ein Bier bekomme und nicht „ich bekomme ein Bier.“ Diese Formulierung macht den Unterschied, ob man als hochnässiger Deutscher oder als willkommener Tourist behandelt wird.
11.3.2018 - Hallo Rolf Ein interessantes Thema, das du mit einem spürbaren Augenzwinkern aufgreifst. Falls es dich und die Leserinnen und Leser deines Blogs interessiert, hier ein ganz aktueller Hinweis: in der "Neuen Zürcher Zeitung am Sonntag" von heute (11. März 2018), Seite 53, ist ein Text zum gleichen Thema zu finden unter dem Titel «Deutsch ist nicht gleich Deutsch». Übrigens: wenn du und Anita jetzt dann auf eurer Fahrt in den Norden in Deutschland einen Zwischenhalt macht und womöglich euren Grill anwerft, dann könnt ihr euer Fahrzeug ohne weiteres nach guter deutscher Art «parken» und euer Fleisch «grillen». Aber daheim in der Schweiz werdet ihr als Schweizer euer Knutschi hoffentlich weiterhin ordentlich «parkieren» und eure Servelats «grillieren»… «Grillieren» ist nämlich ebenso wie «Parkieren» die schweizerische Form der beiden Verben, nicht die deutsche, wie du schreibst. Also genau umgekehrt. Nüd für uguet! Joe
Josj
12.3.2018 - ;-)