mit viel Wind gestrandet
Die gesamte Nacht hat unser Wohnmobil ziemlich gerüttelt, vom Wind und nicht etwa von zwischenmenschlicher Beziehung. Dafür hatten wir die Fenster nicht verdunkelt, der Anblick war einfach zu grandios. Direkt von unserem Schlafzimmerfenster hatten wir einen tollen Blick auf den Leuchtturm und das kreisende Signalfeuer. Einfach faszinierend für Binnenländler wie wir. Auch der tolle Sonnenuntergang über dem wilden Meer mit all den Farben genossen wir gestern Abend noch.
Die Nacht war dann schon wie der gesamte Tag ziemlich windig, dazwischen auch ein paar Regenschauer, aber heute Morgen wieder weisse Wolken vor dem blauen Himmel. Ein Grund, die zehn Minuten Fussmarsch in Kauf zu nehmen und zum Lynvig Fyr zu marschieren, um pünktlich bei der Öffnungszeit von 10 Uhr die Eintrittskarten zu lösen und die insgesamt 228 Treppenstufen im Innern des runden weissen Turms hochzukraxeln. Oben geht es dann durch eine kleine Luke (ich habe mir das Schienbein so richtig fest gestossen) nach aussen, wo es dann erst mal so richtig windet. Aber die Aussicht ist grandios, das unruhige Meer, die Dünen, die gerade Strasse, die zum Leuchtturm führt und auch der Campingplatz, alles einsehbar. Das Signallicht des Turms ist übrigens 17km weit ins Meer hinaus sichtbar.
Unser Tag ist schon grossartig, bevor wir überhaupt gestartet sind. Wir entsorgen unseren Abfall und den Inhalt der Toilette, bezahlen den Campingplatz und fahren wieder Richtung Norden ohne bestimmtes Ziel. Immer dem Meer entlang, das heisst, den Dünen entlang, die zum linken Fenster hinaus grüssen. Geradeaus, ohne viel Verkehr. Manchmal Sonne, manchmal Regen, manchmal bewölkt. Aber immer viel Wind, was den Vorteil hat, dass die Wolken sehr schnell weiter ziehen und das Wetter alle fünf Minuten ändert.
Nach rund 40 km kommen wir am Mittag in Thorsminde an, wo wir ein kleines Womoschildchen sehen, dem wir nun nachfahren. Wir landen direkt am hintersten Eck des Hafens und parken unser Womo direkt vor einem Picknick-Tisch. Es ist ein Stellplatz, allerdings sind wir die einzigen hier, aber es gefällt uns wiedermal super gut. Nicht viel Infrastruktur (nur Strom) aber eben, wir hören das Meer rauschen und stehen direkt am Hafen.
Schnell sind wir bereit für den ersten Spaziergang über die Dünen und sehen nur 100m vom Womo weg das wilde Meer. Total faszinierend. Als dann aber ein heftiges Gewitter loslegt, rennen wir wieder zurück und bringen uns im Knutschi in Sicherheit.
Fünf Minuten später ist der Spuk vorbei und wir beschliessen, ins Dörfchen zu laufen, um einzukaufen. Tatsächlich finden wir schnell ein kleinen Einkaufsladen, wo wir unseren Rucksack füllen und danach studieren, ob wir nun das Strandingmuseum besuchen sollen oder zuerst wieder zu unserem Womo zurückkehren.
Wir entscheiden uns für Zweite und laufen danach wieder los Richtung Dorf. Dieses Mal mit dem Ziel Museum. Allerdings lässt uns das Meer keine Ruhe und wir laufen noch ein Weilchen auf den Dünen oder am Strand unten, der Brandung entlang. Die Strände hier sind dutzende Kilometer lang und menschenleer. Einfach total faszinierend und schön.
Irgendwann sind wir dann ziemlich müde wieder beim Museum und bezahlen den Eintritt. Das gesamte Museum behandelt die gestrandeten Schiffe vor der Küste Dänemarks und ist wirklich super schön gemacht. Die ausgestellten Fundstücke sind fast alle von den beiden englischen Linienschiffen HMS St. George und HMS Defence, die am Weihnachtsmorgen 1811 in einem Orkan vor Thorsminde auf Grund gelaufen waren. Mit eindrücklichen Multimediaschauen (wo man sitzen kann) wird erklärt, wie bei einer Strandung von Schiffen verfahren wurde. Seeleute retten war die erste Aufgabe, aber danach wie die Ladung an Land gebracht, das Schiff in Einzelteile zerlegt und versteigert wurde, damit für den Schiffseigener doch noch der Verlust verkleinert werden konnte. Dazu wie viele Bewohner der Küste von dieser Arbeit lebten und so weiter und so fort. Für uns alles Neuland und sehr interessant.
Inzwischen ist es nun schon wieder Ende Nachmittag und wir bereuen es kein bisschen, dass wir in diesem kleinen Dorf wie viele Schiffe früher, gestrandet sind.
Der Wind hat noch nicht nachgelassen, aber dafür haben wir wieder innerhalb einer Stunde alle möglichen verschiedenen Wetterarten. Ob es heute auch wieder so einen farbigen Sonnenuntergang gibt wie gestern?
Wir lieben Dänemark!
6.9.2020 - Hab ich es doch gewusst, euch wird Dänemark gefallen und es wird euch weiterhin gefallen. Da kommt noch mehr. Obwohl wir Dänemark recht gut kennen, oder gerade deshalb, ist es ein noch grösseres Vergnügen, deine Berichte zu lesen und die tollen Fotos zu betrachten. Wünschen weiterhin Sonne, Wind und zwischendurch 5 Minuten Regen. Gruss Andreas&Pirkko
Andreas