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Unabhängigkeit im Wohnmobil

Sind wir Wohnmobilsten und ihr Umfeld wirklich immer so unabhängig, wie wir es darstellen?

Grosse Freiheit?

 Es ist ja klar, wir Wohnmobilisten sind frei und unabhängig. Da stimmen alle zu. Aber mal ehrlich, in fast ganz Europa kann man die Schlafplätze nicht einfach so wählen. Meistens ist man angewiesen auf Camping-, Stell- und Parkplätze. Auch Entsorgungsstellen muss man extra anfahren und zum Teil suchen. Was wir als grosse Freiheit bezeichnen, ist allenfalls eine kleine Wahlmöglichkeit. Ok, wir können uns dem Wetter anpassen, schiffts im Westen, fahren wir gen Osten, friert es uns im Norden, fahren wir in den Süden. Und dies ohne Reservierungen oder genauem Plan. Hat man aber keine Planungstools, Stellplatzführer oder Internetverbindung, ist es doch jedes Mal eine Fahrt ins Ungewisse, die die wenigsten einfach machen, am wenigsten ich selber!

Ebenso bei der Beschaffung unseres Wohnmobils. Wer findet da schon unabhängige Vergleiche und Empfehlungen? Unsere Wohnmobile kosten tausende von Euros und wer gibt da schon zu, dass er einen Fehlkauf getätigt hat? Alle loben doch das aktuelle Gefährt, es ist doch viel besser wie das erst kürzlich verkaufte und sicher besser wie das des Nachbarn. Auch Zeitschriften helfen da nicht unbedingt weiter: sie leben von Inserenten, die ihnen die Werbung verkaufen und uns das Wohnmobil. Oder wer hat in einer Zeitschrift schon mal einen Wohnmobiltest gelesen, wo das Fahrzeug schlecht gemacht wurde?

Als Informationsquelle dient heutzutage ja meistens das Internet. Aber da wird von verschiedensten Seiten verschiedenste Infos zum gleichen Thema angeboten: gibt es Gasüberfälle oder nicht? Muss Reserverad mit? Braucht man eine Campingcard oder nicht? Welcher Information darf man trauen?

Wohnmobilforen sind als Informationsquelle unabhängig, könnte man glauben. Aber sind deren User dies auch? Ich z.B. bin in verschiedenen Foren tätig. Bei unserem Knutschi hatten wir schon Batterieversagen, Regenleck, austretendes Gas und was weiss ich noch alles. Aber noch nie wäre es mir in den Sinn gekommen, schlecht darüber zu schreiben. Ich liebe es doch so und ein Fehler kann überall passieren. Also wird einfach weggeschaut. Bei den kleineren Dingen die nur wenige Euros kosten, kann man weit kritischer sein, da gibt man auch mal einen Fehlkauf zu. Aber auch dort muss ich mich informieren und viel Zeit aufwenden bis man mehrere unabhängige Meinungen gefunden hat. Wie eigentlich überall im Leben, braucht man auch in unserem Umfeld gesunden Menschenverstand um etwas nur halbwegs objektiv bewerten zu können.

Wir sind also nicht unabhängiger wie alle anderen Urlauber, und doch, es tönt so gut und fühlt sich so perfekt an: Wir geniessen die grosse Freiheit und wollen sie nicht mehr missen!

26.5.2016 - In diesem Zusammenhang ist es schon interessant, was "AutoBild Reisemobil" über die neue Hymer B-Klasse schreibt. Die anderen Zeitschriften hatten dasselbe Fahrzeug übrigens auch und denen ist die Fahrwerkschwäche nicht aufgefallen.

Dirk Präger


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