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Zwei Verkehrsbussen

Und der direkte Vergleich Schweiz – Deutschland

Nein, es geht nicht um das heutige Fussballländerspiel zwischen den ungleichen Fussballnationen. Es geht um die ungleiche Bestrafung eines gleichen Vergehens.

Bei der heutigen Durchsicht der Post fällt mir zuerst ein Brief aus dem Landkreis Northeim mit dem Titel «Zeugenbefragungsbogen» auf. Als erstes fällt mir dann ein Verbrecherfoto von einem grimmig dreinschauenden mit Sonnenbrille getarnter Verbrecher auf. Was habe ich denn irgendwo gesehen als Zeuge? Etwas später wird im Text klar: Dem Führer des Wohnmobils Fiat SG 279400 wird vorgeworfen, am 12.9.2020 um 17:08 Uhr in Seboldshausen, Seboldshäuserstr. i.H. 16 / FR. Bad Gandershausen eine Ordnungswidrigkeit gemäss § 24 StVG begangen zu haben.

Beweismittel: Messgerät Traffistar S 350

Zeugen: Stationäre Anlage

Dann folgen nochmals drei Abschnitte Text und ganz unten steht: Auf die Rücksendung des Fragebogens kann verzichtet werden, wenn das auf dem beigefügten Zahlungsvordruck angebotene Verwarnungsgeld von dem verantwortlichen Fahrzeugführer gezahlt wird. Mache ich also einen Deal, und bezahle das Verwarnungsgeld, damit ich nicht als Zeuge vorgeladen werde? Also blättere ich ganz langsam zum Zahlungsvordruck:

Nach Abzug der Toleranz führ ich innerorts 58 km/h. Das Verwarnungsgeld beträgt 15 €.

Na, das ist verkraftbar, obwohl ich nicht mal wusste, das in Deutschland Geschwindigkeitskontrollen gemacht werden...

Ein Couvert später öffne ich ein Brief von der Kantonspolizei Thurgau. Um 23:41 Uhr bin ich innerorts nach Abzug der Toleranz 58km/h gerast. Gleiches Vergehen, anderer Ort, keine aufgeführten Zeugen, kein beigelegtes Foto. Auch kein Fragebogen, sondern nur eine einfache Übertretungsanzeige. Preis: 120.- CHF

Gleiches Vergehen, einmal im Land der Autos 15€, einmal im Land der hohen Bussen 120 CHF. Schon ein krasser Unterschied, oder?

Und was ist jetzt schlauer?

  • Deutschland Verkehrstote: 3059 / 384’000 Verletzte
  • Schweiz Verkehrstote: 187 / 21’000 Verletzte

Setzt man dies mit den Einwohnern ins Verhältnis sterben in der Schweiz nur 40% (Verletzte 46% weniger) gegenüber Deutschland. Eigentlich schon krass, oder? Hohe Bussen nützen anscheinend…


10.10.2020 - Das sollte man immer allen Deutschen vorhalten, die über die Waffengesetze in den USA den Kopf schütteln. Bei uns ist das Auto (leider) eine Waffe. Ich bin immer so extremst genervt, wenn ich aus dem Ausland zurück nach Deutschland komme. Entweder Baustelle oder Raserei. Müssen wir uns um deinen Führerschein jetzt Sorgen machen...?

- Micha


10.10.2020 - tja Rolf, das kennen wir doch auch, die letzten zwei Jahre waren wir sehr viel zwischen Nord-Deutschland und der Schweiz unterwegs. Uns hat's immer wieder gewundert wie sanft wir in Deutschland gebüsst wurden, bei uns ist ja die kleinste Park-Busse schon einiges teurer!!!!

erwin brun


10.10.2020 - Wenn du trotzdem zweimal in so kurzer Zeit denselben Fehler bei der Geschwindigkeit machst, scheint der Abschreckungseffekt oder erzieherische Nutzen der höheren Buße in der Schweiz dann aber doch nicht so groß sein. Aber es stimmt. Zu schnell fahren ist in Deutschland ziemlich günstig. Deshalb fahren hier auch viele absichtlich maximal 20 oder 30 km/h zu schnell. Das sind die Grenzen, ab denen es dann weh tut, weil man zusätzlich Fahrverbote bekommt.

Kurt


11.10.2020 - Deine These, die Höhe der Bußgelder in Zusammenhang mit den Toten im Straßenverkehr gleichzusetzen ist m.E. sehr gewagt, auch wenn es bestimmt einen Einfluss hat. Vielleicht sollte man es eher mit den gefahrenen Kilometern / Jahr aller Autofahrer unserer beiden Länder vergleichen. Es ähnelt der alten These, je höher die Strafandrohung, je geringer die Kriminalität. Allerdings verstehe ich nicht, wieso Du in der Schweiz trotz hoher Bußgelder ?so schnell? fährst - und welchen Respekt haben Gäste im jeweiligen anderen Land, wenn sie dessen Regeln nur einhalten, wenn es hoch sanktioniert wird? Möglicherweise gibt es auch einen Zusammenhang zwischen der Höhe der Bußgelder zu den durchschnittlichen Einkommen, es ist ja alles in Eurem hübschen Land etwas teurer? Jedenfalls hast Du mit Deinem Thema zu einer ausführlichen Diskussion beim Sonntagsfrühstück gesorgt?. Viele Grüße aus Berlin / Brandenburg

Detlev


11.10.2020 - Hallo Detlev, danke für deine Einschätzung. Zum Respekt: Man sollte sich immer an die Regeln des Gastlandes halten, versuchen ja auch die allermeisten. Aber eben, manchmal sieht man eine Verkehrsschild nicht. Immerhin, wir haben im Ausland bestimmt schon über 100'000 km gefahren und zwei Busen (1x Frankreich, 1x Deutschland) in dieser Zeit, ist gar nicht so schlecht. Klar, keine Bussen wären noch besser. Und in der Schweiz achte ich eigentlich strikt darauf, nicht zu schnell zu fahren. Und jetzt hat es mich nach Jahren wiedermal erwischt.

Rolf


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