Zöllnerpfad
Phare de Ploumanac’h
Heute morgen sind wir etwas ratlos. Wir sind an einem wunderschönen Ort, haben wunderschönes Wetter, was sollen wir machen? Weiterfahren oder bleiben? Bleiben ist so eine Sache, wir haben diese super Küste gesehen, schöner kann sie nicht mehr werden. Weiterfahren, aber wohin? Küsten anschauen? Schöner wie die jetzige kann keine sein. Menhire oder alte Steine besichtigen? Haben wir schon gemacht und wird auch noch kommen? Städtchen anschauen? Kommt auch noch. Also was? Schlösser! Na ja, haben wir ja auch schon viele gesehen. Guter Rat ist teuer. Also dichten wir zum Zeitvertreib etwas bretonisches:
Zwischen Granit und mer so bleu,
sitzt Knutschi stolz – und wir, très beau.
Die Möwe schreit ein „bonjour, mon cher“,
doch sie will nur unseren Camembert.
Am Strand ein Fischer mit viel savoir-faire,
er bietet dir Muscheln, nur un peu cher.
Du denkst: „S’il vous plaît, besser ein kleines Bier!“
Er schaut verwirrt: „Non, cidre gibt es hier!“
Die Sonne sinkt, es duftet nach crêpe,
der Wind zerzaust dir schnell die cheveux.
Du lachst und rufst: „Bretagne, mon amour,
hier bleib ich gern für Ferien, pas toujours!“
Nach dem Gedicht, wissen wir, wohin wir fahren: zur Côte de granit rose, also nochmals Küste, aber dieses Mal mit rosa Granit.
Auf den 100km dorthin gibt es die eine oder andere Umleitung. Und typisch Franzosen: sie schreiben immer hin, was du machen musst: «Suivre Trecastel» oder «Route barrée, sauf riverains». Wer kann das auf die Schnelle schon lesen und auch noch übersetzen? Warum nicht einfach die gelben Wegweiser mit «Déviation» auf der GANZEN Umleitung? Immerhin haben sie ein grosses Herz für Radfahrer. Überall wird darauf aufmerksam gemacht, dass die Radfahrer viel trinken sollen.
Die Franzosen denken an die Radfahrer und bitten sie, genug zu trinken
Wir kommen dann aber um 13 Uhr doch gut und ohne Schramme auf dem Stellplatz in Trégactel an. Sofort Wanderausrüstung anziehen (da mache ich den heute grössten Fehler: ich ziehe lange Hosen an. Viel zu warm!) und los. Zuerst dem Muscle Beach entlang, dann Plage de Ty Néouis, Plage Quo Vadis, Plage de Tourony und rund um den Hafen von Ploumanac'h.
Alles bei Ebbe und toller Sicht auf das Château de Costaérès. Dieses Schloss liegt auf einer kleiner Insel und ist seit 1988 im Besitz von Didi Hallervorden. Er will es aber momentan verkaufen für 9.5 Mio Euro. Ein Schnäppchen finden wir, denn es sieht wirklich traumhaft aus. Interessenten können sich bei Sotheby's International Realty melden und dort den Herr Peter Bos verlangen. Er hilft gerne weiter. Telefonnummer hätten wir auch.
Château de Costaérès, ein Schnäppchen
Nach dem Hafen geht es weiter den «sentier des douaniers» (Zöllnerpfad, wo früher die Zöllner die Schmuggler aufspüren wollten). Er ist der Hammer und wir machen Fotos, bis die Speicherkarte voll ist.
Dann nach 6km kommen wir zum Phare de Ploumanac’h, für uns einer der schönsten Leuchttürme. Es sieht gewaltig aus, die rosa Granitfelsen und der rosa Leuchtturm aus diesen Felsen gebaut.
Auf dem Heimweg machen wir noch Halt in einer Creperia, denn wir müssen unbedingt unsere verbrauchten Kalorien wieder auffüllen. Wer will da schon in ein Minus geraten?
Nach etwas über 10km sind wir dann wieder bei unserem Womo und das Fazit: heute fast alles richtig gemacht (ausser die langen Hosen) und der Entschied, hierher zu fahren, hat sich voll gelohnt.