Lieblingsküste Nr. 28
Heute haben wir nur ein Ziel: keine neue Schramme in unserem Knutschi! Oder besser gesagt zwei Ziele: wir wollen noch ein Foto vom Leuchtturm Phare du Four. Oder noch besser, drei: ein schöner Übernachtungsplatz und die Sonne geniessen. Sind wir also schon bei vier. Und alles andere lassen wir weg.
Wenn es gestern kitschig war, ist es heute sehr kitschig! Wieder strahlend blauer Himmel und warm. Wir beeilen uns nicht, fahren dann aber nach Radénoc und parkieren vor der Halbinsel. Dort packen wir den Rucksack mit Teleobjektiv und Drohne und marschieren über die Presqu'ile Saint-Laurent zu ihrem nördlichen Ende. Begleitet werden wir von hier wohnhaften Wildhasen, die man überall sieht, auch ihre Häuser… Nach einem kurzen Fussmarsch sind wir dann am nördlichen Ende und sehen den Leuchtturm weit draussen im Meer auf dem Felsen stehen. Mit dem 600m-Teleobjektiv machen wir ein paar gute Fotos vom Leuchtturm. Danach wollen wir mit der Drohne hinausfliegen und Fotos von nahem machen. Gestern habe ich mich informiert, dass bei guten Bedingungen unsere Drohne bis 6km übers Meer entfernt fliegen kann. Dabei ist mir aber schon etwas mulmig, zum Glück schätze ich den Leuchtturm nur einen Kilometer weit im Meer draussen.
Die Drohne wird gestartet und die Reise geht los. Nach einem Kilometer ist auf dem Bildschirm der Leuchtturm immer noch ziemlich klein. Dann, nach 2km sind wir endlich mit dem kleinen Flugobjekt am Ziel. Der Tum sieht schon sehr gut aus. Er ist sehr bekannt für Fotos mit grossen Wellen und einer Gischt, die über den Turm hinwegfegt, obwohl er 31m hoch ist. Aber heute ist gar nix los, nur extrem kleine Wellen. Dafür blauer Himmel. Wir befinden, dass die Fotos gut sind und ich fliege möglichst schnell wieder zurück aufs Land. Etwas mulmig ist es mir schon, so weit über dem Meer. Die Drohne hat einen automatischen Rückkehr-Knopf, den ich nun betätige und 5 Minuten später setzt sie vor meinen Füssen wieder zur Landung an. Alles gut gegangen!
Wir geniessen die schöne Halbinsel noch ein wenig, bevor wir uns wieder auf den kurzen Rückweg machen.
Eigentlich wollten wir nun einige Kilometer weiter den Phare de l’Île Vierge, der höchste europäische Leuchtturm mit 84m Höhe besichtigen. Auch dieses Bauwerk liegt auf einer kleinen Insel (der Jungfrauinsel), aber leider konnte ich gestern keine Schiffsüberfahrt mehr buchen. Entweder fährt kein Boot mehr oder alles ist ausgebucht. Und eine 3-stündige, geführte Fahrt mit allem drum und dran ist nun nicht so unser Ding. Dazu habe ich auf Google Maps keinen wirklich brauchbaren Parkplatz für unser 7.3m Wohnmobil gefunden und so entschliessen wir, diesen Umweg nicht zu machen. So fahren wir direkt zur Site de Meneham, einem Küstenabschnitt mit grossen Felsbrocken und schönem Strand.
Nach 50km kommen wir auf dem Stellplatz hinter den Dünen an, parkieren unser Knutschi in der Zone ohne Strom (da gibt es bedeutend weniger Womos. Wobei ich erstaunt bin, dass bisher eigentlich immer sehr wenige Womos auf den Stellplätzen waren).
Zuerst stellen wir unsere Stühle nach draussen, schliesslich müssen wir uns von der Fahrt erholen. Es ist echt warm und hinter den Hecken absolut windstill.
Nach der Pause machen wir uns dann zu Fuss Richtung Westen, wo wir nach wenigen 100 Metern bei der Site du Meneham ankommen. Der Name stammt aus dem Bretonischen: Menez-ham bedeutet ungefähr „der Weiler hinter dem Berg“. Ursprünglich ab etwa 1756 wurde ein „corps de garde“ (eine Art Wachposten) mitten zwischen Felsen errichtet, zum Küstenschutz. Später kamen Bewohner hinzu: Zollbeamte, Bauern, Fischer & Goémoniers (jene, die Meeresalgen ernten). 2001 verliess dann der letzte Bewohner diesen Weiler, der danach originalgetreu wieder aufgebaut wurde (der Weiler, nicht der Bewohner) und heute für die Touristen frei zugänglich ist (auch der Weiler). Anziehungspunkt ist natürlich das Haus zwischen den Felsen.
Ja, diese Felsen. Sie liegen auf dem ganzen Küstengebiet verteilt am Strand, im Meer und auch auf dem Land. Es sieht fantastisch aus, türkisfarbenes Wasser, dunkelblauer Himmel, grosse, runden Felsen überall, gelber Sandstrand, grüne bewachsene Dünen. Es kommt auf den Fotos gar nicht so zur Geltung, in Wirklichkeit ist alles viel schöner!
Zwei Stunden später und über 8km in den Füssen kehren wir wieder zu unserem Womo zurück. Total geflasht, total schön. Ich glaube, das ist nun unser Lieblingsstrand! Unsere Lieblingsküste! Allerdings hat diese nun jeden Tag geändert, immer wurde es noch schöner, noch faszinierender, einfach umwerfend.
Jetzt sitzen wir wieder vor dem Womo und überlegen uns, ob wir wirklich das heute gekaufte Fondue (in einem bretonischen Supermarkt) kochen sollen? Kann das fein sein? Passen würde es, schliesslich haben wir ja auch extra zwei Baguettes gekauft!