Kitschig schöner Tag
Wir packen am Strand bei schönstem Wetter zusammen und fahren weiter Richtung Norden. Der Himmel strahlend blau, die Sonne mit einem breiten Grinsen am Himmel. Es sieht kitschig aus, so schön ist es.
Wir fahren über kleine Strässchen bis nach Poulgoazec. Und dort sieht es so schön aus, dass wir uns spontan zu einem Stopp entschliessen. Es gibt sogar einen Stellplatz mit Ver- und Entsorgung, also benützen wir das grad, leeren unser WC, parkieren unser Knutschi und laufen zu Fuss ins Städtchen. Wir machen aber nur einige Fotos und geniessen den herrlichen Anblick des Hafens.
Danach geht es weiter und 20km später sind wir an unserem Tagesziel, dem Parkplatz vom Point du Raz. Dies ist eine felsige Landzunge, die weit ins Meer hinausragt, oft wird er als „ Penn ar Bed “ genannt (auf Deutsch: Das Ende der Welt). Andere nennen es die Antwort der Bretagne auf das Nordkap. Der Raz de Sein, die Meerenge vor dem Kap, ist berüchtigt für extrem starke Strömungen. Segler und Fischer fürchten sie bis heute.
Wir parken unser Knutschi nach Schwierigkeiten auf dem vorgesehen Ort für Wohnmobile. Bei der Einfahrt die rechte Schranke benützen, die linke ist verdammt eng und nicht für 2.35m breite Fahrzeuge gemacht. Das müssen wir schmerzlich erfahren, rechts streift der Rückspiegel, links die GFK-Abdeckung: ein paar Kampfspuren mehr an unserem Knutschi. Aber nicht so schlimm, wir ziehen später Turnschuhe an, schnappen Sonnenbrille und Fotoapparat und marschieren Richtung Leuchtturm. Als wir 15 Minuten später dort ankommen, merken wir, dass es heute ein Militärgebäude und Radaranlage ist, kein romantischer Leuchtturm. Die Felsenklippen und der Leuchtturm draussen auf der kleinen Insel sehen aber gewaltig schön aus.
Wir begnügen uns nicht mit dem Stopp hier, denn wir sehen kleine Trampelpfade weiter raus zu den Klippen. Also steigen wir diesen Wegen nach, klettern über Felsen, erklimmen schmale Weglein am Abgrund der Klippen. Wir kommen uns vor, wie auf einem 3000er in den Alpen. Manchmal müssen wir den Weg etwas suchen, zuerst links der Klippen, dann rechts und am Schluss wieder links. Und dann kommen wir zu einem gewaltig schönen Aussichtspunkt. Ausser uns ist nur noch ein einheimischer Fotograf hier und ein anderer Franzose sucht mit Rucksack und Wanderstöcken verzweifelt den Weg. Wir erklären ihm dann, wie wir hingekommen sind und er nimmt unsere Hinweise dankend an.
Wir geniessen hier die Aussicht direkt auf die gewaltige Meeresströmung, die zwei Leuchttürme draussen im Meer und können uns ab den Farben nicht satt sehen. Es sieht echt kitschig aus, man könnte meinen, die Fotos sind gemalt.
Irgendwann klettern wir wieder zurück zur Radarstation, wo es inzwischen deutlich mehr Leute hat. Weitere 20 Minuten später sind wir beim Parkplatz und dem Besucherzentrum.
Nun haben wir uns aber das Mittagessen verdient und bestellen 1x Fish and Chips und 1x Moules. Wir essen bei schönster Wärme draussen und diskutieren, was wir heute noch machen sollen. Bei Sonnuntergang nochmals auf die Klippen? Da es aber erst 15 Uhr ist, entschliessen wir, doch nochmals etwas weiter zu fahren. Es ist hier einfach toll, es gibt überall Stellplätze oder Orte, wo man mit dem Womo übernachten darf, so ist ganz schnell ein Platz gefunden, Navi programmiert und wir wieder am Fahren.
Eine Stunde später kommen wir am anvisierten Panorama-Parkplatz an und wir sehen 700m weiter schräg unten einen tollen Strand. Klar, dass wir den auch noch besichtigen müssen!
Wir laufen über Sanddünen Richtung Meer, bis wir dann auf dem total flachen, knallgelben Sandstrand ankommen. Wow, was für ein Anblick! Wir spazieren 1km über den Sand bis zu einer kleinen Erhebung, erklettern diese und geniessen wiederum einen tollen Blick auf das Meer. Danach geht es zurück, die Dünen hoch zu unserem Wohnmobil.
Nur wenige hundert Meter hinter unserem abgestellten Womo liegt die Chapelle Sainte-Anne-la-Palud, aus der Kirchenlieder ertönen. Also auch noch dort hinein und wir lauschen einige Minuten der einheimischen Chorprobe.
Sainte Anne ist die Schutzpatronin der Bretagne und die Legende erzählt, dass sie im 5. Jahrhundert einem Einsiedler namens Guénolé erschien und ihn bat, eine Kapelle an diesem Ort zu errichten. Seit dem Mittelalter pilgern die Menschen hierher, um die Heilige zu verehren und jedes Jahr Anfangs Herbst kommen hier tausende Menschen zusammen, Prozessionen in bretonischer Tracht, Musik mit Bombarden und Binioù (bretonischem Dudelsack), Gebete am Strand.
Das Fest haben wir verpasst, heute ist es eher ruhig.
Endlich sind wir dann um 18 Uhr wieder in unserem Knutschi und haben Zeit, uns zu erholen.
Der Himmel ist blau, die Sonne noch immer mit einem breiten Grinsen im Gesicht.