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Marokko 2018
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Wasser überall

Knutschi leckt

Schaden schon behoben, Nerven für Fotos hatten wir vorher nicht

Um 5:40 Uhr schrillt unser Wecker, er reisst uns aber nicht aus unseren Träumen. Wir haben schlecht geschlafen, ein Ohr verfolgte die Geräusche der Meeresbrandung: wird sie schlimmer, nimmt sie ab, fährt die Fähre heute früh oder bleibt sie wegen Sturm im Hafen? Eines ist klar, der Regen prasselt ohne erbarmen auf unser Womodach, es schüttet richtig. Können wir nicht ändern, also ziehen wir uns schnell an und fahren zum Hafen. 6:08 Uhr Ankunft dort und schon mal beruhigt, die Fähre steht beleuchtet da, ein gutes Zeichen. Tickets werden ab Handy gescannt, wir auf Line 10 eingewiesen und um 6:17 Uhr fahren wir schon in den Bauch der Fähre. Wir werden vorne in der Mitte eingewiesen, mit der Stossstange direkt an der Heckklappe. Unser Knutschi steht so weit vorne voll im Regen. Dafür werden wir die allerersten sein, die von der Fähre fahren werden. Das stresst grad ein bisschen, wir müssen also bei Ankunft bereit sein!

Dann schliessen wir das Womo, laufen vier Stockwerke hoch in die Mitte des Bugs und können unsere Plätze auswählen, weil wir die ersten sind. Anita ist es nicht geheuer, denn der Regen und Wind ist nicht ohne. Dann um 6:56 Uhr legt das grosse Schiff ab und gibt Gas Richtung Festland. Es schaukelt schon ein wenig, unten im Bauch geht wieder das Geheule der Autoalarmanlagen los weil die eine oder andere grosse Welle dem Schiff einen Schlag versetzt. Nach gut 90 Minuten sind wir im Fjord von Ullapool, das Schlimmste ist überstanden und Anita geht es noch gut. Wir sind erleichtert und so können wir die letzte halbe Stunde bis in den Hafen noch halbwegs geniessen, auch wenn es draussen immer noch pisst. Als die Durchsage kommt, dass man nun zu den Autos soll, sprinten wir los, vier Stockwerke runter auf das Autodeck, dann ganz nach vorne (oder hinten) zu unserem Knutschi, uns für die Abfahrt bereit zu machen. Und dann der Schock! In der Küche steht das Wasser 1cm tief, Teppich unter Wasser, Kühlschrank schwimmt und der ganze Boden bis weit nach hinten nass. Was ist passiert? Keine Zeit, jetzt darüber nachzudenken, wir sind geschockt. Anita putzt wie die Wilde mit Haushalts- und Badetücher den Boden halbwegs trocken, ich ganz bleich auf dem Fahrersitz und warte, bis das Tor der Fähre aufgeht, damit wir vom Schiff fahren können, ohne alle anderen 142 Fahrzeuge aufzuhalten. Es gibt für das Desaster nur zwei Möglichkeiten: Mein neues Loch im Dach für die Antenne ist nicht dicht (wahrscheinlichste Ursache) oder der gelöste Gummi auf dem Dach, den ich vor zwei Tagen gesehen habe, ist die Ursache. Beides ist Scheisse und ich sehe unser Knutschi schon in Wasser aufgelöst davonschwimmen.

die zwei haben es gut

In Panik steuern wir nach der Abfahrt von der Fähre den nächsten Supermarkt an und trocknen auf dem Parkplatz weiter. Zwischendurch gehen wir schnell vier neue Rollen Haushaltspapier kaufen, denn die alte Rolle war schnell aufgebraucht. Aber hier auf diesem Parkplatz können wir nicht richtig arbeiten, wir müssen auf einen anderen, wo wir etwas mehr Platz haben. Also fahren wir auf die Hauptstrasse und stoppen an der ersten Gelegenheit, wo wir mehr Platz haben. Während wir dorthin fahren, schwappen in jeder Kurve neue Wasserbäche unter dem Kühlschrank oder dann wieder unter dem Backofen hervor. Wo kommt nur all dieses Wasser her?

Als wir stehen, trocknet Anita weiter und ich muss die Ursache finden. Wahrscheinlich ist mein Loch der Antenne nicht dicht, und weil es auf der Fähre auf unser Knutschi geregnet hat, haben sich nun die Seitenwände gefüllt. Schöne Scheisse. Anita meint aber noch, so viel Wasser kann gar nicht durch so ein kleines Loch kommen. Ich gehe also auf die Suche, von wo das Wasser kommen könnte. Im Innern des Womos beim Dach und beim Loch ist alles trocken, oben an der Türe auch. Auch bei den Fenstern. Innen an der WC-Klappe ist es dann nass. Und dann sehe ich es: bei meiner selbst montierte Aussendusche ist der Wasserschlauch nicht mehr verbunden! Und so floss der gesamte Wassertank frischfröhlich dort zum Verbindungsstück (das nun nicht mehr verbunden war) raus, füllte zuerst das WC-Fach, dann lief es dort unter den Kühlschrank und von dort verteilte es sich auf unserem Womoboden. Mindestens 70l Wasser! Aber: es ist die beste mögliche Ursache für uns. Keine Seitenwand voll Wasser, kein undichtes Loch oder keine undichten Fenster. Also montiere ich nun im Regen auf dem Parkplatz das T-Stück der Wasserleitung raus und den alten Winkel wieder ein. Defekt behoben und die Aussendusche werde ich nie, nie mehr versuchen, selber einzubauen.

Uns fallen ganze Felsbrocken von den Herzen und endlich können wir schauen, wo wir durchfahren und was wir heute noch machen wollen. Es pisst übrigens noch immer.

Wir entscheiden uns, nach Norden zu fahren, aber nicht allzu weit, denn es hat keinen Wert. Die wirklich tolle Landschaft sieht bei Regen einfach nicht so toll aus und hat es nicht verdient, nicht von uns gesehen zu werden.

Glück gehabt

Dann, genau kurz vor dem Ardvreck Castle (der fast einzigen Sehenswürdigkeit in der Gegend) kommt plötzlich die Sonne hervor und weil es noch immer pisst, leuchtet ein schöner Regenbogen. Also kurz aufs Gas, mit Schwung in den Parkplatz und ein Spurt mit Fotoapparat und Regenjacke zur Ruine für ein paar tolle Fotos. Eigentlich hätten wir gar nicht pressieren müssen, der Regenbogen steht eine halbe Stunde am Himmel und wir können es geniessen, bis wir plitschenass sind. Danach wird es wieder grau in grau. Aber wir haben den richtigen Moment erwischt und sind schon ganz zufrieden.

Danach fahren wir links Richtung Küste, eine wundervolle SingelRoad durch eine fantastische Gegend, Berge, Seen, Felsen, Kühe, Schafe. Es ist wirklich toll, aber eben, grau in grau. Wir setzen unsere Fahrt fort, bis wir beim Leuchtturm Stoer Lighthouse ankommen. Nur wenige verirren sich bis hierher, vor allem bei diesem Wetter.

Stoer Lighthouse

Wir beschliessen hier zu übernachten, grandiose Aussicht auf die Meeresbrandung, direkte Sicht auf den Leuchtturm. Was will man mehr? Vielleicht wird das Wetter doch noch besser und wir können gute Nachtfotos machen vom Richtstrahl des Leuchtturms.

Heute sind wir schnell zufrieden, es hätte viel schlimmer kommen können.

81km, Regen, 10 - 13 Grad

Übernachtung

Lairg - Stoer Lighthouse*****
frei Koordinaten: 58.23810,-5.401080
N 58° 14' 17.2"  E -5° 24' 3.9"
letzter Besuch: 9.2023

21.9.2023 - Oje, Wasser im Reisemobile, - ein Horror! - Wie gut, dass ihr die Ursache so schnell gefunden habt. - Der Rest ist Coolness und Geduld. - Nun noch schöne restliche Ferien, - auch ohne Aussendusche. - Gruss

- Michael


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