Eine wahnsinns Burg und eine tolle Besichtigung und plötzlich ist es schon ende Nachmittag
Marienburg
Wir hatten selten so einen romantischen Übernachtungsplatz wie heute und dennoch müssen wir weiter, denn sonst kommen wir nie nach Hause. Den kleinen Umweg über Rumpelstrassen und durch Baumalleen nach Mazurow (Marienburg) nehmen wir aber trotzdem in Kauf. Wir haben nur knapp 50km zu fahren und kommen darum ganz erholt an. Am anvisierten Parkplatz sollten wir 50 Zloti Münz in den Automat werfen. Soviel haben wir natürlich nicht dabei und die polnische Parkplatzwärterin, die keine einzige Silbe englisch spricht, will partout nicht, dass wir die Kreditkarte benützen. Warum ist und bleibt ein Rätsel. Sie will uns irgendwie nicht auf dem Parkplatz. Na dann, fahren wir halt weiter, im letzten Moment schwenke ich dann aber auf den sehr schönen Stellplatz grad hinter dem Parkplatz ab. Wir brauchen ihn eigentlich nicht, denn wir wollen ja weiter.
unterwegs in einer der vielen Alleen
Der Empfang da ist sehr freundlich und der Platzwart strahlt über beide Ohren. Er erklärt alles, wo was liegt und will dann pro Nacht für zwei Personen und Womo 50 Zlotis. Häh? Gleichviel wie auf dem Parkplatz ohne nix? Und hier ist es viel schöner, mit See und direkter Sicht auf die Burg, die sehen wir schon von hier aus. Da zahle ich natürlich gerne, auch wenn wir nicht bis morgen bleiben wollen. Also dieser Stellplatz ist wirklich zu empfehlen (54.045200, 19.025835).
Wir packen unsere Fotoapparate und marschieren sofort zur Burg los. Es sind keine fünf Minuten und wir machen die ersten tollen Fotos. Allerdings sind dann der Eingang und der Ticketverkauf genau auf der gegenüberliegenden Seite und so bekommen wir einen ersten Eindruck von der Grösse dieser Burg des Deutschritterorden und später der Polnischen Könige. Wir haben den Tipp bekommen, unbedingt das Museum zu besuchen. Wer uns kennt, weiss, dass wir ja nicht die Museumstypen sind, aber auf diese Empfehlung hin lösen wir den Eintritt.
Und was für ein Museum! Die gesamte Burg ist das Museum! Wir bekommen ein Audioguide-Kästchen um den Hals mit Kopfhörern, Jakob unser deutsch akustische Reiseführer leitet uns sofort ab dem Kauf der Tickets perfekt um das ganze Schloss, darin umher, in verschiedene Ausstellungen und das alles via GPS und WIFI und was weiss ich wie gesteuert. Wir müssen nichts machen, nur zuhören und den Anweisungen folgen.
Es ist echt fantastisch gemacht und wir kriegen von allem einen Eindruck und viele Hintergrundinformationen: Bernstein, Waffen, Bau, Münzprägungen und das gesamte Leben in der Burg in der damaligen Zeit. Nach zwei Stunden drücken wir beim Kästchen auf Pause und gehen in das Burgeigene Restaurant Gothic eine Pause machen.
Was ist denn das für ein Schuppen! Alles alte, gotische Grund-Menus, auf die heutige Zeit angepasst. Wir können uns schon fast von der Speisekarte nicht losreisen, da dort alles auch auf Deutsch erklärt wird, wie das früher gemacht wurde. Als wir endlich bestellen, erklärt uns der junge Kellner, dass er noch am Lernen ist und vielleicht noch nicht alles perfekt mache, aber er würde uns als Vorspeise die frischen Brötchen der Küche empfehlen. Klar bestellen wir die und ich kann euch sagen: wir haben selten so gut gegessen wie hier in der Burg. Das können wir unbedingt empfehlen.
Vollgegessen gehen wir mit unserem Jakob dann weiter, aber ganz ehrlich, im Klosterteil können wir dann nicht mehr und kürzen ab. Diese Audioführung ist zwar der Hammer, aber sie dauert zwischen 2,5 bis 3,5 Stunden.
Zurück beim Womo, überlegen wir, was wir machen sollen. Den Stellplatz haben wir bezahlt, wir könnten also hier bleiben und er ist wirklich sehr schön gemacht. Aber wir entschliessen uns, doch weiter zu fahren, denn sonst kommen wir ja nie nach Hause. Wir sind schliesslich immer noch in Nordpolen.
Per Autobahn geht es dann noch rund 160km weiter nach Torun, dort habe ich einen Parkplatz gefunden, der grad bei der Altstadt und am Ufer der Weichsel liegt. Ich habe Anita versprochen, dass sie heute nicht kochen muss und wir auswärts essen gehen. Aber als wir bei diesem Parkplatz ankommen, sind wir immer noch gesättigt vom Essen in der Burg. Dennoch machen wir noch einen kurzen Spaziergang in die Altstadt.
Und hier fällt uns wieder der Kinnladen runter: Backsteinkirchen und Kathedralen, eine grosse Fussgängerzone und noch echt viel los. Wir haben in unserem Leben noch nie von dieser Stadt gehört, aber sie stellt einiges in den Schatten, was wir bisher kannten.
Polen, wir lieben dich immer mehr! Die Zeiten sind vorbei, als ich nach der ersten Nacht zuerst nach draussen ging, um zu schauen, ob beim Womo die Räder schon geklaut sind…
Auch der Parkplatz entpuppt sich als wahre Perle, wir stehen mit den Fenstern direkt an der Weichsel, kommen vom Parkplatz nichts mit über und denken, wir sind mitten im Grünen.
Nur das Internet klappt nicht richtig, bis ich meine WLan-Verstärker-Antenne anschliesse und sofort einige WLans empfange. Das mit dem besten Empfang ist vom Hotel Copernicus, aber verschlüsselt. Bei Hotel-WLans sind die Passwörter nie wirklich einfallsreich, also probiere ich zuerst den Hotelnamen und wumm, schon bin ich drin.
Schnelles Internet, schöne Aussicht, tolle Frau, was will man mehr? Tja, nur fünf Fotos von heute auswählen, das wir eine echte Höllenqual…
Der Tag mit den zweitmeisten Kilometern und wir überschreiten den 10‘000sten auf dieser Reise verlieren aber Wolle
Es muss irgendwann mal noch ein Fahrtag kommen, und der kam heute. Wir fahren Richtung Lodz und da kam uns natürlich der alte Schlager von Vicky Leandros in den Sinn. Dieses Lied haben wir ja als Jugendliche mitgesungen, aber ich hatte keine Ahnung, dass diese Ortschaft in Polen ist. Das hat mich dazumal überhaupt nicht interessiert. Heute schon, denn Lodge muss ja eine schöne Stadt sein. Wir rasen dennoch an ihr vorbei, wie später auch an Wroclaw mit ihren vielen versteckten Gartenzwergen. Heute liegen einfach keine grossen Stopps drin, denn wir müssen 600km zurücklegen und wir sind wiedermal nicht gerade früh aufgestanden.
Dafür entschieden wir uns für Autobahnen, einfach stumpfsinnig dahinbolzen und den Gedanken nachhängen. Wir stellen da im Verkehrsverhalten schon Unterschiede in den verschiedenen Ländern fest. Hier in Polen haben wir das Gefühl, dass nirgends so risikoreich gefahren wird, wie hier. Wir werden an den unmöglichsten Orten ohne Übersicht überholt und seit Estland ist das Auto wieder ein Status-Symbol. Protzige Porsches, BMW’s und Audi, fein gepützelt, werden zur Show gefahren. Das war in Skandinavien noch anders, da fahren sie sehr rücksichtsvoll und die Autos sind alle zweckdienlich. Protzen tut man da eventuell mit dem Schneetöff.
Auch habe ich das Gefühl, dass mit dem teuren norwegischen Diesel viel weiter gefahren werden kann wie mit dem billigen Gemisch hier. Ist das wohl wirklich so? Hat das schon mal jemand untersucht oder Statistiken gemacht?
Na egal, wir legen aber heute den 10‘000km auf dieser Reise hinter uns. Was wir da schon alles gesehen haben! Aber so etwas wie heute ist uns dennoch noch nie passiert. Kurz nach der Grenze zu Tschechien muss ich an einem Bancomaten stoppen, ich will nicht ohne einheimische Währung umherreisen. Während dem Stopp öffnet meine Holde Kunigunde ihre Beifahrertür, dort fällt der dunkelgraue Wollknäuel (ja, der von der Tankstelle in Schweden) aus dem Auto, niemand merkt es und als wir dann losfahren, rutscht meine, noch nicht fertige superdupa Wintermütze auf Mass mit integrierten Ohrenwärmern und angehängtem Schal, etwas vom Ablagebrett. Der Wollknäuel bleibt an Ort, wickelt sich ab, wir ziehen eine 150m lange Schnur hinter uns her, die sich in zwei Fussgängern verheddert, die stürzen und dann fährt ein tschechischer 40-Tönner auf den aufgewickelten Wollfaden und der gibt nach und reisst. Wir bekommen von allem nichts mit, aber als Anita weiter stricken will, hat sie nur noch einen Meter Wolle, der im Fahrtwind aussen hin und her weht. Schöner Mist, die Mütze ist noch nicht fertig und jetzt ist die dunkle Wolle alle. Also, wer in nächster Zeit nach Schweden fährt und dort in einem Tankstellenshop antrazitfarbene, schön dicke Wolle sieht, soll sie kaufen und uns senden, danke. Es eilt nicht, ich brauche diese Mütze erst nächsten Winter.
meine neue Mütze wird nicht mehr fertig
Und dann kommen wir gegen 18 Uhr doch noch an unserem Ziel an, den Prachauer Felsen in Tschechien. Der Parkplatz ist leer und da darf man normalerweise nicht übernachten. Auch das Eintrittshäschen ist leer. Also frage ich im Restaurant nach, wo wir Parkgebühren und Eintritt bezahlen sollen. „Ist jetzt ausserhalb der Saison, Eintritt muss keiner gezahlt werden und wir können ohne Probleme hier übernachten. Aber morgen um 9 Uhr kommt der Parkplatzwächter und der kassiert dann für den ganzen Tag. Wir müssen also morgen vor neun gehen, dann kostet es gar nix“ das ist die Antwort, die wir kriegen. Super, ruhiger, schöner Übernachtungsplatz schon gefunden und morgen bezahlen wir auch die Parkgebühren, ist ja irgendwie Ehrensache.
Während Anita kocht, mache ich noch schnell einen Fotoerkundungsrundgang. Es ist fantastisch hier, aber dazu morgen dann mehr, wenn auch die Fotos stimmen.
Wie ich gestern meinen Blog veröffentlicht habe.
man sollte das Telefon nie so hinstellen
Wir hatten einen schönen Tag, abends war ich noch fotografieren und hatte tolle Fotos im Kasten. Aber es wurde etwas spät mit dem Schreiben des Blogs. Aber wie fast immer ging es mir relativ einfach von der Hand und als alles fertig war, musste er nur noch publiziert werden.
Wir stehen in einem kleinen Tal ziemlich abseits, kein WLan in der Gegend und wegen den Bäumen und den Hügeln auch kein Sat-Internet. Aber das wusste ich ja irgendwie, also habe ich meine dritte Möglichkeit, Verbindung via Handynetz. Die 10GB Daten von der FL-Nummer sind diesen Monat aufgebraucht, also gibt es noch mein Datenpaket der Swisscom, da habe ich noch 80MB übrig und das sollte locker reichen für die Publikation des Blogs.
Handy starten, CZ-Telekom verbinden und fast kein Netz. Schöne Scheisse, die Verbindung ist zu schlecht für Internet. Was jetzt? Ok, manuell versuchen, ein anderes Netz zu kriegen. Vodafon das gleiche und dann bei O2 kann ich mich verbinden, aber nur, wenn ich mein Handy oben über den Sitzen in genau einer Position hinstelle. Egal, es geht.
Also verbinden, Blog zuerst erfassen, und dann die Fotos hochladen. In dem Moment, wo ich auf speichern tippen will, kommt ein SMS der Swisscom, mein Handy vibriert, fällt runter Verbindung weg, Fotos nicht publiziert. Im SMS steht, ich befinde mich in der Tschechoslowakei und die Tarife sind….. Ich brauche weder dieses SMS noch die Tarife, aber ich kann nun wieder neu beginnen, die Fotos hochzuladen und noch weitere Daten zu brauchen. Also wieder zuerst manuell mit O2 verbinden, Blog aufrufen, und nochmals die Fotos hochladen. Als ich gerade auf speichern klicken will, ein SMS der Swisscom, Handy vibriert, fällt runter und verliert die Verbindung. Ich könnte die Wände hochfahren….
IM SMS steht, sie haben 90% der Daten verbraucht. Gopf, wenn die mir nicht immer ein SMS senden würden, wäre ich schon längst fertig und ich bräuchte keine Daten mehr.
Ihr kennt die Geschichte, Blog aufrufen, manuell Verbinden, Fotos hochladen und gerade als ich auf speichern klicken will, ein SMS, Handy vibriert und – ich habe dazugelernt, das Handy fällt nicht runter, denn ich halte es oben fest. Aber, ich verliere die Verbindung doch, denn im SMS steht: alle Daten aufgebraucht, die Datenverbindung wird unterbrochen. Ich fluche wie ein Rohspatz, rufe aus und könnte mir alle Haare ausraufen. Im SMS steht noch eine Telefonnummer, die ich gebührenpflichtig vom Ausland anrufen kann. Zähneknirschend rufe ich da an, mir bleibt ja nichts anderes übrig. Gebührenpflichtig nach der Begrüssung in vier Sprachen kann ich dann die 1 wählen für Deutsch, wo mir mitgeteilt wird, dass diese Servicenummer vom Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr besetzt ist und auch Samstag von weiss ich wann bis irgendwann. ICH BRAUCH DIE HILFE JETZT!!!!!
Ich tobe wild vor mich hin und kann mich nicht beruhigen, wenn da jetzt jemand das Telefon abgenommen hätte, ich hätte mein Abo fristlos gekündigt.
Aber irgendwie kann ich nach einer halben Stunde doch nochmals 500MB Daten für 22.50 kaufen und als ich dann nach unzähligen Versuchen endlich wieder auf speichern drücken kann, kommt ein SMS, mein Telefon vibriert, fällt runter und verliert die Verbindung. In diesem Moment hätte ich die ganze Welt in die Luft sprengen können!
IM SMS die Mitteilung: wir bestätigen ihren neuen Kauf und sie können das Datenguthaben nun benützen…
Inzwischen habe ich mich wieder beruhigt, aber lachen über das Ganze kann ich noch nicht…Wir sitzen zwar an der Sonne in Prag und hatten einen sehr schönen Tag, dazu aber etwas später mehr.
Wir wandern in den spektakulären Felsformationen umher und fahren danach weiter nach Prag
Prachauer Felsen
Leider nimmt unsere Reise ein unrühmliches Ende. Unser Womo wurde heute Nacht auf dem umzäunten Campingplatz leergeräumt, während wir schliefen.
Fotoapparate, Laptops, Festplatten, Fotos, Geld, alles weg. Immerhin liessen sie die Kreditkarten und Ausweise hier. es müssen also Profis gewesen sein, die noch Zeit hatten, unser Portemonnaie zu leeren. Wir sind zwar gut versichert aber der Verlust von etwa der Hälfte der Fotos tut trotzdem sehr weh.
Wir warten nun auf die Polizei
Zu Hause müssen wir uns dann Gedanken über unsere Sicherheit auf Reisen machen.
Wir sind wieder gut zu Hause angekommen und darum ist es der richtige Zeitpunkt, schon mal ein Fazit unserer Lapplandreise zu schreiben, auch wenn es etwas unrühmlich zu Ende ging..
Grunddaten: wir waren von Mitte März bis Ende April rund 10900km unterwegs. Zuerst mit der Fähre von Rostock nach Trelleborg, dann in Schweden auf den Inlandsvägen Richtung Norden, zwischendurch auch einen Abstecher nach Norwegen, bevor wir dann endgültig in Norwegen am Nordkapp ankommen. Danach geht es über Finnland, die baltischen Staaten, Polen und Tschechien zurück.
wir empfanden die gewählte Reisezeit als perfekt. Tief Winter im Norden und doch schon recht lange Tage. Besser kann man es nicht treffen.
Das war einfach der Hammer, über hunderte von Kilometern schneebedeckte Strassen, zugefrorenen Seen und Flüsse, und einfach nur weiss. Dies war sehr eindrücklich, wir haben aber auch einen Winter mit extrem viel Schnee in Skandinavien erwischt. Oberhalb des Polarkreises hatten wir immer in etwa mindestens einen Meter Schnee neben der Strasse und die Strassen waren immer Schneebedeckt.
Wir sahen in vier Nächten sehr deutlich Nordlichter, zweimal sensationelle, wo uns einfach nur der Mund offen stand und wir nur stauen können. So etwas muss man einmal im Leben gesehen haben.
Es war auf der gesamten Reise immer einfach, einen Übernachtungsplatz zu finden. Die meisten Campingplätze und Stellplätze haben um diese Jahreszeit geschlossen, aber eben vielleicht darum, findet man immer einen Platz. Dort wo der Schnee geräumt war, konnten wir stehen und übernachten. Es sind so wenige Touristen unterwegs, dass man immer und überall Platz findet.
Viele Entsorgungsstellen haben geschlossen. Meistens ist dies nur auf den wenigen offenen Campingplätzen möglich. In Schweden gibt es etwas mehr Möglichkeiten, dort gibt es zum Teil auf den grossen Strassen geheitzte Rasthäuschen mit den Entsorgungsmöglichkeiten.
Wir waren mit der Trockentrenntoilete klar im Vorteil, da wir die Feststoffe nur gerade einma leeren mussten und der Urintank konnten wir in jeder Toilette entsorgen. Frischwasser füllen war kein Problem.
Nicht alle Sehenswürdigkeiten haben um diese Jahreszeit offen oder mindestens die Eintrittszeiten reduziert. Da sollte man sich vorher jeweils gut informieren.
Es hat praktisch kein Strassenverkehr im Norden. Die Nordländer fahren defensiv, aber sie fahren im Sommer und Winter gleich schnell. Im Sommer für uns eher gemächlich, im Winter empfinden wir es als rasen. Im Winter muss man sich einfach bewusst sein, dass die allermeisten Spikespneus haben und wir darum auch etwas langsamer fahren dürfen. Man darf sich nicht hetzen lassen, muss aber auch keine Angst vor schneebedeckten Strassen haben. Schnee und Eis ist hier auf den Strassen griffiger wie bei uns, auch weil kein Salz verwendet wird. Die Strassen werden aufgeraut und nicht schwarz geräumt. Es ist also wirklich einfacher im hohen Norden.
Es kann sehr kalt werden, wir hatten Nächte mit -27 Grad, aber was mehr Probleme gibt, sind die langen Minus-Temperaturen. Wir hatten zwei Wochen, wo die Temperatur nie über den Gefrierpunkt kam. Wenn da mal etwas einfriert, taut es nicht mehr so schnell.
Ganz wichtig sind Schneeketten, Schneeschaufel und Antislipmatten. Diese haben wir in einem Biltema zusätzlich gekauft und hat uns dreimal das montieren der Schneeketten erspart. Notwendig sind auch Aussen- und Innenthermovorhang, damit kann man sehr viel Gas sparen. Empfehlen würden wir auch ein kleines Elektroöfchen, denn Strom findet man fast überall. Schneeschuhe gehören auch ins Gepäck, denn ohne kann man zu Fuss die geräumten Strassen nicht verlassen. Eventuell auch eine Abdeckung vorne über den Kühlergrill, dass auch während dem fahren nicht eiseskalte Luft auf den Motor trifft, denn der Fiat kann dann fast nicht heizen...
Man muss ehrlich sein, das Wohnmobil leidet auf so einer Reise. Zum einen rüttelt es durch die schneebedeckten Strassen viel mehr und länger wie normal, zum andern schleppt man zeitweise mehrere dutzend Kilo Schnee und Eis in den Radkästen und unter dem Auto mit. Tagelang Eis unter dem Fahrzeug festgefroren. Und das Wohnmobil wird so richtig schmutzig, nur mit kleiner Chance, es irgendwo zu waschen.
Jetzt mit drei Tagen Abstand kann ich etwas sachlicher meine Gedanken dazu fassen und es ist erschütternd, wie einfach ein Wohnmobil schadensfrei geknackt werden kann
Abends sassen wir vor dem Wohnmobil, ich schrieb den Blog und bearbeitete Fotos, Anita war ebenfalls an ihrem Laptop. Uns konnten nicht nur Mitcamper beobachten, sondern auch normale Spaziergänger, die dem Weg entlang der Campingplatzabzäunung spazierten. Interessierte sahen also, dass wir mindestens einen guten Fotoapparat mit grossem Objektiv und zwei Laptops nachts im Wohnmobil gelagert haben müssen.
Um 24 Uhr gingen wir schlafen, schlossen das Wohnmobil inklusive Aufbautüre ab. Im Wohnmobil nahmen wir Handys mit nach hinten, liessen die Tür zum Schlafgemach offen. Unser Fehler war, dass wir die Fotoapparate und die Laptops im vorderen Teil des Wohnmobils liessen. Sie waren aber von Aussen nicht mehr sichtbar, da wir alle Rollos geschlossen hatten. Das Portemonnaie war auf dem Kühlschrank neben der Eingangstüre.
Da wir unseres Erachtens auf einem überwachten und eingezäunten Campingplatz aufhielten, waren wir etwas nachlässig. Normalerweise nehme ich die Fotoapparate immer in den Schlafbereich, da sie mir einfach zu wichtig sind. Weder die Türen vorne noch die Aufbautüre hatten wir in dieser Nacht speziell gesichert, aber wie gesagt, mit Schlüssel abgesperrt.
Früh morgens wunderte ich mich, dass es innen so kalt war und mir es an die Füsse zog, war aber nicht beunruhigt. Als dann Anita etwas später auf die Toilette musste, sah sie, dass unsere Aufbautüre weit offen stand und sagte sofort, „wir wurden beklaut“.
Sofort überprüften wir alles und stellten fest, dass die Laptops und die zwei Fotoapparate weg sind. Dazu die kleine Festplatte, die neben den Laptops lag. Die Maus und ein günstiges Tablet war noch auf dem Tisch. Mein Portemonnaie noch an seinem Ort, aber alle Geldnoten waren weg, Kleingeld, Kreditkarten und Ausweise noch drin.
An der Aufbautüre war nichts defekt, das Schloss funktioniert, nur winzige Kratzspuren auf dem Schloss sind noch sichtbar. Allerdings können wir nicht mit Sicherheit sagen, ob die schon vorher dort waren oder nicht. Bei den Fahrerhaustüren sind keine Beschädigungen auszumachen, die waren auch noch mit der Zentralverriegelung geschlossen.
Wir informierten sofort den Platzchef, der für uns die Polizei rief. Als diese ankam, durfte ich im Polizeiauto über den ganzen Campingplatz bis zu meinem Womo mitfahren (immerhin, war aber ein komisches Gefühl durch all die Gaffer zu fahren, kam mir wie ein Schwerverbrecher vor). Die zwei Polizisten (einer sprach englisch, der andere konnte Deutsch) nahmen unsere Aussagen auf, was gestohlen wurde und machten ziemlich viele Fotos. Danach sollten wir uns zwei Stunden später auf dem Präsidium melden, um das Protokoll zu unterschreiben. Die Polizei war sehr freundlich und es kamen auch keine Vorwürfe oder schräge Blicke, auch vom Campingplatzwart nicht. Die Sichtung der Überwachungskamera im Eingangsbereich des Campingplatzes ergab nichts
Wir glauben nicht, dass wir auf irgend eine Art betäubt oder ausser Gefecht gesetzt wurden, wir haben weder Kopfschmerzen noch fiel uns sonst etwas auf. Während wir auf die Polizei warteten, machten wir folgenden Test: Anita legte sich mit geschlossenen Augen ins Bett und ich stieg durch die offene Tür ins Womo hinein und trat bis neben das Bett. Anita hörte nichts und merkte auch kein Schwanken. Es ist also durchaus möglich, ein Womo unbemerkt auszuräumen.
Was für uns vorerst nicht ganz erklärlich war, wie die Aufbautüre ohne sichtliche Beschädigung aufgebrochen werden kann. Wenn man aber das Video unten anschaut, wundert man sich gar nicht mehr. Einfach nur Krass!!! (Auch HEOSafe Schlösser nützen nichts).
Nachtrag 26.5.2018: unsere Aufbautüre wurde ohne Schlüssel geknackt und wieder verschlossen, wie seht ihr in diesem Video
Wenn ich mir alles so durch den Kopf gehen lasse, dann hat unseren Raub eine Person gemacht, die auch auf dem Campingplatz übernachtet hat. Eine, die einen Masterschlüssel und andere Fertigkeiten besitzt. Friedlich campieren auf einem gut frequentierten Campingplatz und wenn man einen Mitcamper sieht, wo sich ein Diebstahl lohnt, hole ich dem die Wertsachen Nachts aus dem Wohnmobil oder Wohnwagen. Ich muss den Campingplatz nicht verlassen und bin auf keiner Videoüberwachung.
Da dieser Campingfreund selber viel umherreist und immer wieder auf anderen Campingplätzen ist, weiss er, dass dies mit den Ausweisen sehr mühsam ist und darum etwas Nachsicht walten lässt. Er fällt so auch nicht auf, immer sind wieder andere Polizeistationen zuständig und und die Mitcamper werden ja nie überprüft.
Wäre es ein richtiger Profi, hätte er die Kreditkarten auch mitgenommen, mit einem Gerät den Pin ausgelesen, am nächsten Bancomaten so viel Bargeld wie möglich abgehoben und dann das Ganze in die Moldau geworfen…
Was uns im Nachhinein auch stutzig macht: Natürlich sind viele Nachbarcamper nachdem das Polizeiauto weg war, zu uns gekommen und fragten, was passiert ist. Nur der Nachbar hinter uns hat das irgendwie nicht interessiert...
Das musste ich jetzt einfach mal loswerden.
ich bin mir nicht sicher, ob ich an jenem Tag die Alarmanlage eingeschaltet hätte, wenn wir eine gehabt hätten. Wir haben uns ja sicher gefühlt.
nach längerem Überlegen und Abschätzen von Möglichkeiten haben wir jetzt eine neue Aufbautür...
Nachtrag 2022: inzwischen haben wir ganz verschiedene Massnahmen getroffen.
unseres Reisestrecke