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Nord-Toskana am Meer

Ich versöhne mich doch noch mit dieser Gegend

Pontile di Tronfano

Um 10 Uhr machen wir uns auf den Weg nach Süden. Unser Ziel heute ist der nördliche Teil der Toskana und wenn möglich dort irgendwo am Meer. Wir haben nun zwei Wochen Zeit, um geplant die Toskana und Umbrien zu bereisen.

Wir fahren Richtung San Bernardino und kurz nach dem Start hören wir im Radio 6km Stau am Gotthard, etwas später 10km und zwei Stunden Wartezeit, Ausweichroute wird über den San Bernardino gemeldet. Mist, da werden wir extrem viel Verkehr haben. Aber nix dergleichen, es läuft rund und flüssig, keine Anzeichen von Kolonne. Dann wird es sicher ab Bellinzona schlimmer, denken wir beide das Gleiche. Aber auch nach Bellinzona nichts, am Ceneri nicht, beim Zollübergang nach Italien keine 5 Minuten, an der ersten Zahlstelle nichts, an der zweiten auch nicht. Wo sind denn all diese vielen Autofahrer hin? Es läuft rund, wenig Verkehr, gute Stimmung bei diesem schönen Wetter.

Vor Parma dann rechts Richtung Meer. Das letzte Mal, als wir hier durchfuhren war ganz zu Beginn des italienischen Corona-Lockdowns, da waren wir mit unserem Knutschi und zwei Krankenwagen alleine auf der Autobahn. Auch heute hat es echt nicht viel mehr Verkehr, zum Glück aber keine Blaulichtfahrzeuge.

Das Wetter wird vor uns dann dunkel und während wir die Appenninen hinauffahren, schifft es so richtig. Aber auf der Meeresseite Richtung Toskana wird es schnell trocken und der blaue Himmel kommt wieder zum Vorschein.

Ausstellung von Sonnenschirmen

So fahren wir mit sehr guter Laune in Carrara (dort wo der weisse Marmor herkommt) von der Autobahn Richtung Stellplatz, den ich in Marina di Carrara herausgeschrieben habe. Kaum sind wir am Lungomare, steht Auto an Auto, Fahrradfahrer und Vespafahrer kreuz und Quer auf der Strasse. Der Besitzer des Stellplatzes winkt schon von weitem, ausgebucht und klein Platz. Und wir dachten allen ernst, dass wir jetzt in der Vorsaison überall locker Platz finden. Aber man könnte meinen, die Italiener erleben seit Corona den ersten schönen Samstag und im Umkreis von 200km ist alles was Beine oder Räder hat ans Meer. Es ist grauslig, nicht mal mit einem PW findet man noch einen Parkplatz, geschweige denn mit unserem Wohnmobil. 

Etwas konsterniert fahren, oder besser, schleichen wir dem Meer entlang Richtung Süden. Alle 100m ein Rotlicht auf rot, Autos und Vespas vor, neben und hinter einem. Während ich etwas grummle, sucht Anita einen anderen Stellplatz ein paar Kilometer weiter, aber dort ist kein Stellplatz mehr, sondern eine Baustelle. Was machen? Im Durcheinander weiter Richtung Süden oder entnervt auf die Autobahn?

Anita findet nochmals einen Stellplatz 11km weiter, aber das ist mindestens nochmals eine halbe Stunde Fahrzeit. Ich werde im Schleichtempo leicht säuerlich, will mir aber nichts anmerken lassen. Die Chance auf einen ruhigen Übernachtungsplatz in der Nähe des Meeres sinkt von Sekunde zu Sekunden. Ich habe es ja gewusst, diese Region hier brachte mir schon als Velorennfahrer nie Glück!

Pontile di Tronfano

Dann plötzlich, erspähe ich links ein paar Womos, also Blinker raus, im Schritttempo ja ganz einfach und wie ein Italiener quer über die Strasse und Sicherheitslinie auf diesen Parkplatz. Wow, ein ziemlich schöner und grosser Parkplatz, sogar ganz ruhig und erst noch Sicht mitten ins Grün! Meine Laune ist schlagartig wieder gut und ich hätte echt nicht mehr gedacht, dass wir heute an so einem tollen Ort übernachten können. Wir sind sogar ganz in der Nähe von Camaiore, von dem Velorennen, wo ich in meiner ganzen Karriere am erfolglosesten war (bin nie ins Ziel gekommen). Versöhne ich mich heute mit der Gegend hier?

wir Touristen

Wir bezahlen 10 Euro und marschieren die 200m bis zum Strand. Wow, so etwas habe ich nun wirklich noch nie gesehen, tausende von Sonnenschirmen dem ganzen Strand entlang, und nicht nur die ersten 10m, nein die ganzen 100m Strandbreite nur Sonnenschirme… Aber irgendwie ist es doch ganz spannend und so spazieren wir durch die Leute (was man da für unmögliche Badehosen, rote Bäuche und stringfressende Hintern sieht, echt grauslig) dem Strand entlang bis zur Pontile di Tronfano. (Google Maps zeigt an, dass es hier mehr Besucher hat wie gewöhnlich, können wir nur bestätigen). Diese Fussgängerbrücke ragt sicher 200m wie ein Steg in einem Ostsee-Bad ins Meer hinaus.

Es ist ziemlich cool und uns gefällt es. Dann spazieren wir wieder zum Land zurück Richtung Wohnmobil. In der Parallelstrasse hinter dem Lungomare gibt es viele Restaurants, leider öffnen sie erst um 19 Uhr und wir wollen nicht noch eine Stunde warten. Also kaufen wir in einem kleinen Spezialitätengeschäft ein: Honigmelone, Mozzarella die Buffalo, luftgetrockneter Rinderschinken. Schnell ist klar, dass wir heute kalt essen und es ist wie immer so: die Melone schmeckt hier viel süsser, der Rinderschinken besser und der Mozzarella um Klassen feiner.

Uns geht es richtig gut.

Übernachtung

Pietrasanta - Piazza IV Novembre****
Parkplatz

erstaunlich ruhig und schön, quasi ein Stellplatz

Koordinaten: 43.91930,10.206651
N 43° 55' 9.5"  E 10° 12' 23.9"
letzter Besuch: 6.2023

4.6.2023 - Liebe Anita, lieber Rolf, - Wir wünschen euch eine erlebnisreiche Tour, . . . und weiterhin so viel Glück bei der Stellplatzsuche. - Wir sind auch endlich wieder einmal unterwegs. Momentan am Fusse des Schwarzwaldes. - Mit lieben Grüssen, auch von Renate -

- Michael Höfelein


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