Elfenhauptstadt, Wasserfall und Horrorstrasse
Ásbyrgi
Der heutige Tag startete mit 20 Punkte, sackte zwischendurch auf 2 ab und endet mit dem Maximum von 100 Punkten. Aber der Reihe nach.
Wir werden durch Regenprasseln auf dem Womodach geweckt und als wir die Verdunkelungen nach oben ziehen ist alles grau in grau. So stellt man sich Island zwischendurch auch vor, von dem her absolut nicht tragisch. Wir drehen uns in den warmen Betten nochmals um, denken mit erbarmen an all die anderen auf dem Campingplatz mit Dachzelten und ungeheizten Bussen. Kann uns aber egal sein, wir geniessen die kuschelige Wärme.
Eine Stunde später regnet es noch immer und es ist noch grauer, wir vergeben auf einer Skala von 100 rund 20 Punkte für diesen Morgen. Wir dürfen ja nicht immer mit tollem Wetter rechnen. So beeilen wir nicht und ich kopiere mal noch alle 6000 Fotos vom Handy von Anita auf die Festplatte, dauert rund eine Stunde. Aber wir haben ja Zeit.
Als dann alles gemacht ist, halten wir draussen noch einen Schwatz mit anderen Schweizern und tauschen Islandtipps aus. Bisher haben wir nur wenige Touristen gesehen und noch keinen Isländer. Wo die wohl alle sind?
Um halb 12 fahren wir dann doch los, aber nicht wie ursprünglich geplant entlang dem Meer. Die Gravel-Strasse ist nicht ganz so gut und 50km im Regen, nur damit wir das gemacht haben, darauf können wir verzichten. Wir müssen unser Knutschi ja nicht unnötig strapazieren. Wenn ich da schon gewusst hätte, was auf uns zukommt…
Kurz nach dem Start hört der Regen auf, die Strasse trocknet ab, die Sicht wird besser. Wir geniessen die Fahrt durch karge Landschaften bei dunkelgrauem Himmel. Diese Fahrt kriegt wegen dem Wetter 40 Punkte, bei Sonne wären es mindestens 80.
Beim Verkehrsknotenpunkt bei Asbyrgi erwarten wir eigentlich eine Ortschaft, aber es hat gerade eine nicht überdachte Tanksäule (wie fast alle Tanksäulen in Island) und ein Tankstellenshop, der hier als Einkaufszentrum und Gourmet-Tempel dient. Wir stellen aber den Blinker links und fahren noch ein paar Kilometer weiter zum Parkplatz Asbyrgi.
Laut der nordischen Mythologie entstand diese Schlucht durch ein Abdruck eines Hufeisens vom achtbeinigen Pferd von Odin, da die Schlucht unweigerlich an ein Hufeisen erinnert, was Ásbyrgi auch den Spitznamen „Odins Fußabdruck“ einbrachte.
Der in der isländischen Mythologie omnipräsente und tief verwurzelte Glaube an Elfen, erklärt Ásbyrgi zur Elfenhauptstadt. Wir werden vor Ort über eine Tafel darüber informiert, dass sich dort ein großes kulturelles und wirtschaftliches Zentrum der Elfen befindet. Diverse botanische Besonderheiten unterstreichen diesen Eindruck, wie z.B. ein Birkenhain, in welchem die Birken eine silber-graue Rinde haben, entgegen der üblichen weiß-schwarzen.
Wir laufen entlang der Fussgängerpfade, sehe die eine oder andere Elfe, aber leider sind diese auf den Fotos unsichtbar. Und dann sind wir im Zentrum beim See. Uns fallen die Kinnladen herunter, es ist gewaltig schön. Im Felsenkessel ein See und an dessen Ufer wild vermooste Steine vor der senkrechten Felswand und hunderte Elfen… 90 Punkte, die 10 fehlende hätte es gegeben, wenn die Sonne geschienen hätte.
Wir geniessen und staunen. Als wir uns wieder erholt haben, marschieren wir andächtig zu unserem Knutschi zurück und stoppen bei der Tankstelle. Dort machen wir einen Einkauf und bestellen uns endlich mal einen Pylsur, den isländischen Hot Dog. 70 Punkte.
Danach geht es ein paar wenige Kilometer zurück und wir biegen auf die 864 ab, eine Schotterpiste Richtung östlicher Parkplatz des Dettifoss. Dies stellt sich im Nachhinein als Fehler heraus, wir hätten besser die westliche asphaltierte Strasse 862 genommen. Das wussten wir da aber noch nicht und genossen diesen Teil der Fahrt, da das Wetter immer besser wurde. Die Schotterpiste verdient ca. eine 40. So tuckern wir 24km bis zum Parkplatz des Hafragilsfoss. Die letzten 400m sind dann abenteuerlich und eher Offroad wie was anderes. Wir schaffen es aber gut und sind dann mit diesem Ausblick überwältigt. (100 Punkte) Wir machen Fotos von oben in den Canyon, es sieht aus wie der Grand Canyon, echt beeindruckend. Und dann kommt auch noch die Sonne hervor. Diesen Aussichtspunkt muss man gesehen haben!
Danach fahren wir wenige Kilometer weiter zum Parkplatz des Dettifoss, einer der bekanntesten Wasserfälle Islands. Wir parken auf der Ostseite, auf der Westseite hätte es ebenfalls Parkplätze.
Der Dettifoss ist wirklich sehr beeindruckend und majestätisch, wir haben auch etwas Glück, dass der Wind von unserer Seite her bläst und die gewaltige Gischt auf das gegenüberliegende Ufer geweht wird. (Dettifoss 70 Punkte).
Nachdem wir Fotos bei Sonnenschein geschossen haben geht es zurück zum Knutschi und wir fahren schnell die 28 Kilometer zu unserem anvisierten Campingplatz in Grimsstadir. Denkste! Diese 28 Kilometer werden zur Qual, vor allem für unser Womo. Ein Schlagloch am anderen, und wenn es keine Löcher hat, hat es Rillen, es tätscht und rumpelt in unserem Womo und wir schleichen mit maximal 20km über diese Piste. Alle mit ihren Offroadern und gemieteten Fahrzeugen rasen mit 70km/h den Schotterweg entlang. Ich versuche alles bis ich merke, dass mit 60km die Schläge weniger werden. Aber falls es wieder ein tieferes Loch über die gesamte Strasse hat, haut es mir die gesamte Achse weg. Ich nerve mich und wir kommen nicht vom Fleck. Wir haben über eine Stunde bis wir diese 28km hinter uns haben. Für die Schönheit der Gegend und das aufklaren des Himmels habe ich keine Augen. Diese Strasse verdient allerhöchsten 2 Punkte. Das Wasser in der Kaffeemaschine hat nun durch das Gerüttel plötzlich Kohlensäure, das Brot ist Paniermehl und den Milchpack müssen wir aufschneiden, um die Butter raus zu bekommen. Was erstaunt, die gekauften Eier sind noch ganz im Kühlschrank. War es doch nicht ganz so schlimm? Aber für alle, die mit dem eigenen Womo auf Island sind: fahrt die westliche Strasse zum Dettifoss!
Aber dann, als wir den Schildern Campingplatz nachfahren werden wir an einen Wiesenplatz an einem kleinen Flüsschen mitten in der Natur geleitet. Der absolute Traum! Wir sind alleine hier (kein Wunder bei dieser Strasse) und der Platz ist besser wie frei stehen! 100 Punkte! Und das bei leicht bewölktem Himmel, Sonnenschein, 19 Grad und windstill!
Es ist wieder zum Schreien schön!
3.9.2022 - Liebe Abenteurer - ein eindrücklicher Bericht und tolle Fotos. - Ihr macht den Härte- und Dauertest für euren Knutschi an einem Tag. - Die Crew braucht nur Nerven. - Gruss -