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Erster Erfahrungsbericht unserer Trenntoilette

Unser Fazit nach sechs Monaten Trenntoilette

WC mit Spülung (Sprühflasche)

Der Artikel wurde am 15.7.2018 und am 20.7.2019 aktualisiert.

Grundlagen

Wir haben unsere Thetford-Toilette ausgebaut und durch eine Trenntoilette von Nature’s Head ersetzt (zur Einbauanleitung)

Funktionsprinzip

Urin und Feststoffe werden in der Toilette getrennt. Die Feststoffe werden in der Toilette getrocknet und unter Trockenstreu (Humus, Kokosfasern, etc) gemischt. Ein kleiner PC-Lüfter trocknet den Inhalt dieses Humusgemisches. Die Toilette braucht weder Wasser noch Chemie. Der Feststoffbehälter muss erst nach ca. 60 – 80 Benutzungen (nach Hersteller) geleert werden. Der reine Urinbehälter hat ein Fassungsvermögen von 8 Litern und kann in jedes WC geleert werden.

Praxis

Gestank

Die grosse Unbekannte war ja der Geschmack (oder Gestank). Wir sind total überrascht und erfreut, man riecht überhaupt nichts, rein gar nichts. Sogar meine Holde Kunigunde mit ihrem feinen Näschen ist total erstaunt. Anscheinend stimmt es ja doch: wenn Kot nicht feucht wird, entwickelt sich kein Gestank. Wir riechen auch absolut kein Uringeschmack. Auch wenn wir die Nase direkt in die Ablüftung (ohne Filter) halten, riechen wir echt nichts! Bei der alten normalen Kassettentoilette hat es entweder leicht gestunken oder beim Einsatz von Chemie roch man dessen Parfüm.Man muss also überhaupt keine Angst haben, wenn man die Campingeinrichtung direkt vor dem Abluftstutzen aufstellt. Man hört weder den Lüfter noch riecht man irgend etwas.

Riechprobe

Benützung

Die Toilette wird nicht mit Wasser gespült. Mit einem Einsprüher aus Essigwasser wird nach der Benützung kurz gesprüht und mit einem Blatt Toilettenpapier die Toilette trocken gewischt. Daran muss man sich vielleicht etwas gewöhnen, es funktioniert aber problemlos. Einzig nach dem Urinieren bleibt jeweils ein ganz kleiner Rest in der Schüssel zurück, der letzten Tropfen läuft irgendwie nicht ganz ab. Ich würde nun die Toilette hinten vielleicht mit einem Holzstück unterlegen, damit sie ganz leicht nach vorne schräg abfällt, damit der Urin besser abfliesst. Zwischen den bestehenden Abflusslöchern haben wir mit einer Bohrmaschine noch drei kleinere Löcher gebohrt, seither ist der Abfluss wesentlich besser.
Nachtrag: bei den neuen Modellen ist dieser Mangel nun behoben und die Neigung oder zusätzliche Löcher sind nicht mehr nötig.

nach dem Urinieren

Etwas enttäuscht bin ich vom Urinbehälter. 8l haben Platz und ohne irgend etwas zu überlegen, habe ich da mit einigen Tagen gerechnet, bis der voll ist, vor allem da kein Wasser für die Spülung anfällt. Unser ist jetzt nach zwei Tagen fast voll. Mit googeln habe ich herausgefunden, dass im Durchschnitt bei einer erwachsenen Person ca. 1,5l Urin pro Tag anfällt, also für zwei Personen 6l in zwei Tagen. Es stimmt also in etwa und muss darum alle zwei Tage geleert werden. Ist aber jetzt wirklich kein Problem mehr, wir leeren ihn häufig (in jede normale Toilette kann geleert werden) und es geht wirklich easy. Ich muss ehrlich sagen, wir haben den Urin auch schon in der Natur entleert, man riecht und sieht danach absolut nichts.

Beim Stuhlgang muss nicht zuerst uriniert werden, es geht also auch engegen dem ersten Bericht gleichzeitig. Das Drehen des Drehhebels, den man nach dem Stuhlen betätigen muss, um die Ausscheidung unter die Streu zu mischen, läuft erstaunlich leicht. Da hatte ich vorher Bedenken, die waren aber unnötig.

nach dem Stuhlgang



Der Lüfter ist sehr ruhig und man hört ihn echt nicht. Dennoch habe ich einen Aus/Ein-Schalter für diese Lüfter eingebaut, jetzt läuft er aber dauernd. Der Stromverbrauch des Lüfters ist so gering, dass ihn unser Batteriecomputer nicht messen kann, also unter 0,1 A, laut Hersteller 0,07A also unter 1,7 Ah innerhalb 24 Stunden.

Sitzkomfort

Das war wohl der Punkt, der mich im Vorfeld am wenigsten interessierte. Aber ganz ehrlich, es ist der grösste Vorteil! Die Toilette fühlt sich beim Sitzen sehr robust an, viel besser wie bei der alten Plastiktoilette. Obwohl die Toilette leicht grösser ist, habe ich erstaunlicherweise mehr Platz für meine Beine und es sitzt sich eindeutig viel bequemer. In unserem kleinen Bad kann ich (1.81m gross) aber nicht stuhlen, wenn die Tür geschlossen ist, es ist einfach zu klein dafür. Aber das ging schon mit der alten Toilette nicht. Anita (1.64m) schaffte es bei der alten und jetzt auch bei der neuen.

Bedenken hatte ich wegen der Sitzhöhe, ist die Toilette doch einige cm höher als die alte und Anita ist nicht die grösste. Die alte Toilette sass auf einem Haltebrett am Boden fest, dieses ist für die neue nicht mehr nötig und von daher ist die Sitzhöhe in etwa gleich.

Entleerung

Für die Entleerung hat der Urinbehälter nicht die perfekte Form, es bleibt ein kleiner Rest im Tank. Aber mit Nachspülen ist dann alles sauber. Beim Leeren muss man den Behälter mit der runden Seite nach unten halten, dann gibt es auch kein Blubbern mehr. Wir haben das in einer früheren Version des Artikels bemängelt, aber einige Leser haben uns auf diesen Kniff aufmerksam gemacht, vielen Dank!

Das Gewicht bei vollem Behälter ist sehr angenehmen und nicht schwer, so dass auch der weibliche Part die Entleerung vornehmen kann ;-) Allerdings muss ich auch sagen, dass der Urin im Urinbehälter bei der Leerung manchmal stark stinkt, je nachdem was man gegessen hat. Dieses stinken macht mir manchmal beim Entleeren etwas mühe, aber im Womo selber riecht man absolut nichts, es geht da nur um die Entleerung.

Die Entleerung des Feststoffbehälters ist eigentlich sehr einfach. Es braucht aber ca. 30 Minuten Zeit, bis alles ganz sauber ist, aber da man dies wirklich erst nach vier Wochen intensivsten Gebrauch von zwei Personen machen muss, absolut kein Problem. Es riecht dabei auch nicht und ist auch nicht eklig. Wir nehmen aber seither jeweils richtige Abfallsäcke mit und nicht nur so dünne Plastiktüten. Der Inhalt wandert aber in den Abfall und nicht auf den Komposthaufen.

Die Leerung dauert bei uns etwas länger, da wir dann jeweils grad das ganze WC, auch den Deckel gründlich reinigen, denn dann ist es wieder für einen Monat gemacht...

Wir haben aber angefangen, das WC-Papier nicht mehr in den Feststoffbehälter zu schmeissen. Ohne WC-Papier kann man den Entleerungsintervall  verlängern und und das durchmischen geht viel einfacher. Dazu haben wir einen ganz kleinen Abfallkübel mit Deckel im WC positioniert.

Fazit:

Wir sind sehr, sehr zufrieden mit dem WC. Beim Einbau würde ich jetzt schauen, dass das gesamte WC ganz leicht nach vorne geneigt wäre. Ich könnte mir das "alte" System mit Kassette nicht mehr vorstellen...

Drehhebel


Externe Links

2.7.2018 - Servus Rolf. Sag mal könntest Du evtl mal ein Bild machen wo Du auf der Toilette sitzt. Du darfst auch gerne die Hosn anlassen *gg* Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wo da die Haxn hinkommen (gerade das linke Bein) . Und was ist den so aufwendig bei der Entleerung des Fesen, das das so lange dauert ? Ich dachte Deckle runter Plastiksack drüber und umdrehen, gut ist ! Man soll doch das Ding nicht sauber machen z.B. warum dauert es den dann so lange ? Gruß Jochen

Jochen


4.7.2018 - Ich hatte bis vor kurzem ein schweres Womo (5,8 t) mit Fäkalien-Tank. Komfortabel und ideal. Nun auf Fahrzeug unter 3,5 t gewechselt. Fäkalien-Tank aus Gewichtsgründen unmöglich. Kassetten Toiletten befriedigt nicht. Trenn-Toilette ins Auge gefasst. Wie steht es mit dem Gewicht? Danke für die Antwort. H.P. Marques.

Hans Peter Marques


5.7.2018 - Hallo Hans Peter, das Gewicht habe ich leider nicht gewogen und mit dem alten WC verglichen. Inklusive Kassette dürfte es aber etwa gleich schwer sein. Gruss

Rolf


13.2.2019 - Vielen Dank für die Info und den interessanten Bericht. Ich habe auf der OLMA mit dem Chef einer Firma regort geredet. Die stellen Komposttoiletten für Alphütten her. Was mich fasziniert hat war die Form. Sieht aus wie ein abgeschnittener, runder Kachelofen. Dadurch entsteht im Inneren ein Unterdruck der die Gerüche abzieht. Ohne Wasser, ohne Strom.

Dave


17.3.2019 - Bin per Zufall über eure Seite gestolpert. Gut gemacht, bitte so weitermachen. Sind über WoWA (eigenen), Camper oder WoMo (gemietete) und oder Dachzelt (eigenes) mit allem unterwegs, wie es uns gefällt. Werden als Klo-Alternative mal ein noch zu definierendes Gefäss mit Katzenstreu ausprobieren. Jeder der Katzen hält, weiss, dass nichts so stinkt wie Katzenurin. Habe aus dem Fressnapf ein Top-Katzenstreu der die Hinterlassenschaften sofort umschliesst und austrocknet (trocken stinkt nicht) und sich total easy säubern lässt. Fest wird sofort trocken ummantelt und dünn gibt geruchslose Klumpen, die danach problemlos mit einer Schaufel herausgehoben werden können. Ist ein Versuch wert. Was Katzengestank aufhält, kann für Menschenhinterlassenschaften ja sooo falsch auch nicht sein. Mut zur Lücke, sagen wir da mal. Gute Fahrt alleseits.

Anita Junker


8.12.2020 - Der Artikel ist ganz interessant. Allerdings kann ich nicht verstehen, wie man die deutsche Sprache so versauern kann. Schlimm genug, dass man in der Schule wohl nichts kapiert hat. Sich dann aber auch noch öffentlich blamieren müssen, ........

Mario


16.12.2020 - Hallo Rolf. Was hälst du von Verbrennungstoiletten?

Adrian Haas


3.3.2021 - Danke für die Anleitung. Ich habe die Toilette in ein Sunlight T69S eingebaut und kann auch Bilder liefern. Eine eigene Website betreibe ich nicht.

Jürgen Westedt


26.7.2022 - Danke für den interessanten Erfahrungsbericht. Dürfte ich vielleicht mal ein Bild von den nachträglich gebohrten Urinlöchern sehen? Ich finde der Urindurchfluss ist sehr schlecht, bis gar nicht zu reinigen. Bei uns müffelt das erheblich.

Silke


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