Eigentlich glauben wir nicht mehr, dass diese perfekte Reise noch perfekter werden könnte, aber wir täuschen uns.
Es ist ein echter Schneemann aus echtem Schnee
Gestern Abend nach dem Schneefalltag verzogen sich plötzlich die Wolken und der Sternenhimmel kam zum Vorschein. Genau richtig für die Polarlichtsession. Wir sahen echt gute Polarlichter, aber um 22 Uhr war es einfach noch zu hell für top Fotos. Bei unserem Standort über dem Polarkreis wird jeder Tag nun mindestens 10 Minuten länger dauern wie sein Vorgänger, aktuell sind wir schon bei 15 Std. und 6 Min Tageslänge. Da bleibt schon nicht mehr viel Zeit übrig um eine dunkle Nacht zu erleben, vor allem wenn Schnee liegt. Astronomische Morgen- und Abenddämmerung findet schon gar nicht mehr statt.
Wir verschieben unsere Fotosession auf Mitternacht und kehren wieder zum Womo zurück, vor allem auch, weil es wieder unter -10 Grad kalt ist. Um halb zwölf tritt Anita vors Womo und klopft sofort an die Tür. Unser Zeichen, dass sich was am Himmel tut. Sofort warm anziehen, Fotoapparat schnappen und vor das Womo treten.
Und was wir dann sehen stellt alles Bisherige weit, weit in den Schatten. Am Himmel genau über uns ein Lichterregen in allen Farben, das Licht tanzt wild umher und es ist fast tageshell. Es ist besser wie jedes gesehene Feuerwerk! Bei den Fotos muss ich die Sekunden und die Iso-Zahl herunterschrauben, damit sie nicht überbelichtet werden. Ich mache aber gar nicht viele Fotos (und ein paar noch mit dem falschen Womo drauf) sondern staune nur und geniesse die Show.
Nach etwa fünf Minuten ist der ganze Glitzerglammer vorbei und die Polarlichter sind wieder „nur“ grün. Immer noch toll und einmalig, aber wir können uns von der vorherigen Show gar nicht erholen. Um Mitternacht ist dann alles mehr oder weniger vorbei und wir treten ins Womo. Wir müssen morgen etwas früher abfahren und da brauchen wir dringend den Schlaf. Wir schliessen alle Verdunkelungen und schauen extra nicht mehr zum Fenster hinaus, denn sonst schlafen wir noch lange nicht und erwarten immer die nächsten Nordlichter.
Morgens um 8 weckt uns neben dem Wecker schon die Sonne weit am Himmel oben. Wir packen zusammen, leeren unseren Urinkanister (der Feststoff-Behälter des WC’s haben wir immer noch nie geleert. Ist echt super so!), bezahlen den Campingplatz und wollen um 9 Uhr wegfahren. Wie immer starte ich vorsichtig den Motor, er kommt in die Gänge dreht aber etwas unruhig, so wie fast immer nach sehr kalten Nächten. Aber plötzlich nach ein paar Sekunden beginnt es zu Qualmen und zu stinken, ich stelle sofort ab. Was zum Teufel ist denn das wieder? Ich öffne die Motorhaube und als Nicht-Fachmann sehe ich genau gleichviel, nämlich nichts. Wie soll ich da etwas von einem Defekt merken, wenn ich nicht mal weiss, wie so ein Motor funktioniert? Ich sehe ein paar ganz wenige Eiszapfen und Vereisungen (meine Motorabdichtung zeigt also voll Wirkung) aber das kann doch das Problem nicht sein? Anita und ich raten, was wir machen sollen und was es sein könnte. Einzige Idee: nochmals probieren.
Also Motor starten und er kommt wie immer in die Gänge, dreht nun aber runder und kein Rauch und kein Stinken mehr. Auch alle Kontrolllampen erlöschen und nirgends zeigt es ein Problem an. Was war denn das vorher? Öl eingefroren? Also fahren wir vorsichtig Richtung Süden ab und alles geht gut.
Wir wollen heute bis nach Rovaniemi, also etwa 180km. Nach einer wieder wunderschönen Fahrt auf schneebedeckten Strassen ist sie plötzlich Eis- und Schneefrei. Das hatten wir nun doch schon sehr lange nicht mehr. Ich kann sogar den Tempomat einwerfen und wir cruisen mit 90km/h Richtung Stadt am Polarkreis.
In Rovaniemi fahren wir direkt zum Santa Claus Village aber wir wissen genau, dass etwa drei Kilometer vorher noch der Santa Claus Park kommt und das ist nicht das gleiche und dort wollen wir auch nicht hin. Vor vier Jahren bei unserem ersten Besuch hier haben wir dort nämlich noch eine oder zwei Ehrenrunde gedreht.
Mittags sind wir dann dort, wo der richtige und weltweit einzige Santa Claus wohnt und arbeitet. Wir haben bei ihm ja schon einen Besuch abgestattet und müssen ihn darum nicht noch einmal sehen. Wir wollen aber zum Santa Claus Postamt, wo seine Wichtel die Briefe erledigen. Wir kaufen Ansichtskarten und vor allem die Sonderbriefmarken, die es nur hier gibt. Und dann werden wir Postkarten schreiben und in den roten Briefkasten werfen. Die Briefe dort werden dann erst vor Weihnachten mit einem Sonderstempel abgeschickt und unsere Empfänger kriegen Post vom echten Weihnachtsmann!
Für die Souvenirläden haben wir nicht mehr so viel Zeit, denn um 13:45 Uhr müssen wir beim Artic Circle Snowmobil park sein, ein Haus des Santa Claus Villages. Ich habe da gestern per Mail naiv angefragt, ob es möglich wäre, heute eine 2-stündige Snowmobil-Tour zu buchen, aber wir kommen leider erst um 14 in Rovaniemi an. Die normalen Touren für die Touristen beginnen eben um 12 Uhr und da wir nicht Kolonne fahren wollen, fragte ich um einen Termin um 14 Uhr. Über diesen Veranstalter von Snowmobil-Touren habe ich bis jetzt nur immer gutes gelesen und war darum sehr gespannt, wie es ausgehen wird. Lange Rede kurzer Sinn: es hat hervorragend geklappt!
Anita und ich konnten alleine mit Roman, unserem Guide, ein 60km lange Snowmobil-Tour machen. Jeder auf einem eigenen Snowmobil und es war herrlich. Zuerst noch etwas vorsichtig wurden wir dann auf dem Kemijoki, dem längsten Fluss Finnlands, quer durch Rovaniemi immer etwas mutiger und rasten mit 70km/h über Schnee und Eis. Es ist schon cool, mit einem Schneemobil unter Brücken hindurch auf einem zugefrorenen Fluss dahin zu brausen. Später ging es dann durch Wälder auf Hügel, wir kamen an Picknickplätzen, Aussichtspunkten und schmalen Brücken vorbei, die wir überqueren mussten.
Aber ich muss sagen, von der Landschaft selber habe ich nicht so viel gesehen, ich musste voll Gutzi geben, damit ich Roman und Anita hinterher komme. Anita ist glaub ein Naturtalent für Schneemobile, denn ich habe gegen sie keine Chance. Ihr Geschwindigkeitsrekord heute: 80km/h.
Es war echt toll, ein super Erlebnis und auch eindrücklich, dass es genau gleich wie auf der Strasse Verkehrssignale, Hinweisschilder, Wegweiser und Geschwindigkeitsbegrenzungen auf den Schneemobil-Strassen und Wege gibt. Ich bin ja nicht so ein Fan von allem was Motoren hat (ausser Womos), aber das hat mir echt gefallen!
Nach der Tour beschliessen wir, dass wir noch ein Stückchen weiterfahren und nicht im Santa Claus Village übernachten.
Irgendwie ist das Dorf und auch der Polarkreis viel schöner und interessanter, wenn man sich von Süden nähert. Kommt man von Norden, hat man das Gefühl, das Ganze sei schon wirklich touristisch und man kommt hier in die „Zivilisation“ zurück.
bei unserem Übernachtungsplatz
Jetzt stehen wir auf dem Vikaköngäs-Rastplatz, echt sehr schön und ich hoffe, ich könne dann Abends noch ein paar Langzeitaufnahmen von Fluss und Hängebrücke machen, und wenn sich noch ein paar Nordlichter zeigen, umso besser. Aber schöner wie Gestern, das geht einfach nicht und da mache ich mir auch keine Hoffnungen.
10.4.2018 - Hallo Anita und Rolf, solltet ihr klaren Himmel haben, dann Wenn ihr allerdings Pech habt, dann ist es gerade bei euch bewölkt - Ich hoffentlich nicht und viele schöne Nordlichtfotos. Ich hatte von den Nordlicht - Apps schon einige Alarme und der Himmel färbt sich langsam blass-türkis. Ich bin bereit ! Gruß Walter
Walter7149
10.4.2018 - Einfach toll! Nordlichter, die immer eindrucksvoller werden, blauer Himmel, Snowmobiltour vom Feinsten. Ihr lasst es euch ja richtig gutgehen. Wie sagte Leo nach dem Lesen des heutigen Tagesberichtes: Ich hätte schon mal Lust, Skandinavien im Winter zu besuchen. Unter zwei Bedingungen: genügend Zeit und Spikes. Also dann ab 2021 (Ruhestand!!). "Neidische" Grüße in den Norden :-)