Wow, was für ein Tag, was für eine Fahrt und was für Sehenswürdigkeiten.
Wir sind ganz baff und noch sprachlos, was wir heute alles erlebt haben. Das würde alleine schon ein Buch füllen. Aber nun der Reihe nach.
Morgens spazierten wir fast als einzige rund um die Cascade d’Ouzoud. Die Wasserfälle sind echt beeindrucken, viel besser als wir gedacht haben. Diese Wasserfälle bekommen etwas später noch einen separaten Eintrag in unseren Blog.
Nach der Besichtigung fahren wir Richtung Süden, durchqueren die lebhafte Stadt Demnate am Fusse des Atlas. Danach beginnt die Strasse zu steigen und kurze Zeit später erreichen wir einen Punkt auf der Landkarte, der Beschriftet mit «pont naturel», natürliche Brücke. Also schnell parkieren, Fotoapparate schnappen und mit einem Fremdenführer einen Rundgang machen. Und Wow, es ist gewaltig! Eine 20m hohe Höhle, die etwa 50m lang ist und durchgehend. Man kann hinten und vorne hinaus. Diese Himmelsbrücke hat nur einen arabischen Namen, den ich leider nicht lesen kann. Es ist aber so beeindruckend hier, so dass auch diese Himmelsbrücke einen eigenen Blogeintrag erhält, aber erst heute späteren Abend.
Danach kommt eine Strecke, auf die ich mich schon lange freue. Die R307 quer durch den Hohen Atlas. Der Fremdenführer fragt noch, ob wir einen vollen Tank haben, es komme keine Tankstelle mehr bis Quarzazate und wir sollen schauen, dass wir vor dem nächsten Regen dort sind, sonst könnte die Strasse unpassierbar werden. Nach Karte sind es 96km durch das Gebirge.
Also, wir fahren los und schon beginnt die erste marokkanische Baustelle, eine von denen, wo sie überall beginnen und nirgends fertig machen. Wenig später merken wir dann, dass es gar keine Baustelle ist, sondern die Strasse ist hier einfach so. Manchmal Asphalt, manchmal ist der von 50cm Schutt bedeckt und die Strasse führt einfach darüber und manchmal fehlt einfach der Asphalt, weil der weggespült wurde. Die Strasse ist schmal, aber das kreuzen mit dem sehr seltenen Gegenverkehr kein Problem.
Es geht berghoch über kleine Pässchen, dann wieder in Tälern den Flüssen entlang, immer weiter in die Berge. Die Strasse bleibt unterschiedlich gut, nur die Schlaglöcher kommen mit häufiger Regelmässigkeit. Aber die Gegend ist fantastisch, wie in einem Märchen! Wir machen wie immer ein um den anderen Fotostopp.
Die Strasse wird aber etwas schlechter, die Asphaltabschnitte jeweils immer kürzer aber kein Grund zur Beunruhigen. Dann wieder auf einem Pässchen kommt uns ein riesiges französisches Expeditionsmobil entgegen, 4x4, Achsfreiheit etwa einen Meter, Scheinwerfer, Elchgitter, Seilwinde, Kanister auf dem Dach, so wie man sich so ein Gefährt eben vorstellt. Aber dieser Idiot will irgendwie nicht in s Kies raus fahren, also fahre ich mit meinem Knutschi fast den Abhang hinunter, damit dieser französische Truck vorbei kommt. Dahinter zwei Jeeps 4x4, Pneus breiter wie das gesamte Auto, mit Nummern und Werbung beklebt. Der Hintere hält neben uns, dreht die Scheibe runter und fragt, wohin wir wollen. «Nach Quarzazate» sage ich und denke «du Idiot, die Strasse geht ja nirgends anders hin!» Der Fahrer, ein Franzose, schüttelt den Kopf und zeigt auf unser Knutschi: «Mit diesem Gefährt kommt ihr nicht dahin!» «Warum nicht, wo ist das Problem?» «Zuviel Risiko!» Ich werde stutzig und frage dann ganz höflich, was denn für ein Risiko, wo sind die Gefahren? «Die Strasse ist sehr uneben und mit Schlaglöcher übersäht!» Mann, ist das in Vollpfosten, wir konnten bis anhin auch allerhöchstens im dritten Gang fahren und sind nicht schnell unterwegs. Ich hasse überhebliche Franzosen! Wenn er mich gewarnt hätte, dass Regen kommt und dass es dann zu gefährlich wird wegen Erdrutschen, überspülten Strassen etc, hätte ich im sofort geglaubt und gedreht. Es hat nämlich ziemlich schwarze Wolken und ich habe echt am meisten Angst vor einem richtigen Platzregen, der Erdrutsche auslöst und wenn man dann am falschen Ort ist, gute Nacht. Aber er warnt uns vor Schlaglöcher! Wahrscheinlich haben wir jetzt diesen Möchtegern-Offroadern wieder den Traum gestohlen, weil wir die gleiche Strasse mit unserem Knutschi fahren!
Aber ein mulmiges Gefühl bleibt dennoch im Bauch zurück. Was wird noch kommen? Ist das wirklich nicht passierbar für uns?
Und dann setzt tatsächlich noch Regen ein, aber nur leicht, die Strasse und der Lehm wird rutschig und klebrig. Aber jede Offroadpassage von ein paar 100m schaffen wir eigentlich problemlos und sind danach wieder auf dem Asphalt. Und es kommen einige von diesen Passagen!
In den zu passierenden Dörfern winken uns die Leute und die Kinder immer freundlich zu, ich glaube, es kommen da nicht sooo viele Womos durch. Aber sobald wir in einem Dorf sind, sehen wir auch wieder ein paar Lastwagen oder ein gössere Taxis, die hier sind und die müssen ja auch irgendwie hierher gekommen sein. Also ist die Strasse doch durchgehend. Bei jedem Dorf sind wir wieder etwas ruhiger.
Dann der letzte Aufstieg auf den letzten und hohen Pass hat es dann wirklich noch in sich, wir kommen aber mit unserem Knutschi auch da problemlos hoch. Auf dem Tizi n’Fedrate (keine Ahnung, wie hoch wir sind) sehen wir weit im Süden die Ebene von Quarzazate, links den 3607m hohe, total verschneite J.Anrhomer und eine unglaubliche Aussicht. Die Passhöhe ist übrigens nicht weit unter der Schneegrenze. Aber wir sehen auch noch einen ebenen, grossen Kiesplatz der so einladend ruft: kommt her und übernachtet bei mir! Wir können nicht widerstehen.
Sonnenuntergang auf dem Tizi n’Fedrate
Bis ins Tal schaffen wir es sowiso nicht mehr heute und auch wenn noch ein Gewitter aufziehen würde, hier sind wir vor Felstürzen, Schlammlawinen und übertretenen Bäche sicher.
Anita backt nun noch ein Brot, und ich sichte die viel zu vielen Fotos des heutigen Tages und bin rundherum glücklich. Einfach ein perfekter Tag mit Abenteuer. Und echt, jeder der Nerven und Zeit hat, ist diese Strasse zu empfehlen.
Anita macht den Brotteig auf über 2000m
Momentan hat es draussen 2 Grad, sollte es also regnen, schneit es. Aber ihr könnt beruhigt sein, auf morgen Vormittag ist schönes Wetter angesagt und wir haben Winterpneus drauf! Und sonst warten wir halt, bis der Schnee weg ist.
16.11.2018 - Einfach nur Wouwwww. Wie immer genialer Tagesbericht und auch tolle Fotos. Freue mich bereits auf die beiden zusätzlichen Berichte. Wünsche Euch e schöns Weekend. Dani
17.11.2018 - Hallo ihr zwei Super Berichte wie immer..... jetzt kann sich mal die neue Luftfederung beweisen. Spürt Ihr ein grossen Unterschied mit der neuen Federung..? Wünsche noch schöne Ferien und Unfallfreie Fahrt. Gruess Peter Inauen
Peter Inauen
18.11.2018 - Also alle achtung, eure nerven möcht ich haben... da bräuchte man ja einen 4x4, die bilder sind eure belohnung. danke fürs mitnehemen und teihhaben lassen, super.
Richard Herzog