Headbild
Marokko 2017
Sie befinden sich: Blog \ Reisebericht

Honfleur

Pont du Normandie

Wir verlassen Treport in die falsche Richtung, müssen zuerst mal noch 3km zurück zu der Tankstelle und fragen, ob gestern eine Kreditkarte abgegeben wurde. Aber leider nein, was mich dann schon etwas komisch erscheint. Wenn ich die Karte doch im Schlitz gelassen habe… Aber was solls, Anita kann die Karte sperren und wenn wir im Internet etwas kaufen, können wir sie temporär wieder öffnen. Und unsere Ersparnisse können auch nicht leergeräumt werden, wir haben aktuell nur etwa 500 CHF auf diesem Kreditkartenkonto.

Also geht es weiter Richtung Honfleur, unserem Tagesziel. Ehrlicherweise ist die Pont du Normandie unser Ziel. Die Brücke wurde 1995 eröffnet und war dazumal weltweit die grösste Schrägseilbrücke mit einer Spannweite von 856m und gesamter Länge von über 2km. Die Steigung beträgt übrigens satte 6%, bis man den höchsten Punkt erreicht. Das weiss ich noch, weil wir im Eröffnungsjahr mit der Tour de France über diese Brücke fuhren und alle grosse Angst vor dem Seitenwind in luftiger Höhe hatten. Die Steigung machte uns dann im Finale aber mehr Mühe wie der Wind, im Massensprint gewann dazumal übrigens Mario Cippollini (ich wurde 22. Aber das wusste ich nicht mehr, das habe ich in den Archiven zusammengesucht). Überhaupt, die Tour de France war immer dabei, wenn in Frankreich ein grosses Bauwerk fertig gestellt wurde. So durchquerten wir ein Jahr vorher den Eurotunnel, bevor er überhaupt eröffnet wurde. Dort haben wir übrigens das Mannschaftsfahren an jenem Tag gewonnen. Es waren die schnellsten letzten 20km in meinem Rennfahrerleben. Wir waren zu fünft, fünf mussten ins Ziel kommen und keiner wollte «langsamer» rufen und zugegeben, dass er der schwächste der Fünf war. So haben wir uns in einen Rausch gefahren und die Etappe gewonnen. Eine Erinnerung, die mir mein Leben lang bleibt. Ach ja, auch meine Mami mag sich noch gut an dieses Rennen als Zuschauerin erinnern. Zitat: «Das schönste Rennen zum zuschauen, gelbe Felder, Sonnenschein, Hügellandschaft, und mittendrin harmonische Radteams in Einerkolonne» Na ja, von dem allem habe ich nicht wirklich etwas mitbekommen…

Wenn ich so in Erinnerungen schwelge, merke ich, dass die Normandie und Bretagne für mich nicht das schlechteste Rennfahrer-Pflaster war. Schliesslich habe ich hier auch noch das grösste französische Rennen der Gegend vor 200'000 Zuschauern gewonnen…

Jetzt bin ich abgeschweift, zurück zur Brücke. Nach der Überquerung der Brücke fahren wir rechts, lassen die Drohne aufsteigen und versuchen, von der Brücke ein tolles Foto zu machen. Ab da sind es dann nur noch 2 km bis zum riesigen Stellplatz von Honfleur.

Wir parken unser Knutschi am Rand des Hafenbeckens, und beginnen, unsere Wohnmobil zu durchsuchen. Die Kreditkarte lässt mir keine Ruhe. Und tatsächlich, zwischen Tablet und Handy ist sie in der Mittelkonsole in das untere Fach runtergerutscht und schlummerte friedlich vor sich hin.

Also alles wieder ruhig und wir laufen direkt mit Kreditkarte los ins Städtchen. Beim alten Hafenbecken buchen wir noch eine Schiffsrundfahrt (wir müssen ja schauen, ob die Kreditkarte noch funktioniert) und sitzen eine halbe Stunde später schon mitten auf der Saine und fahren etwas später unter der Pont du Normandie hindurch.

90 Minuten dauert die Schiffsfahrt, bevor wir wieder festen Boden unter den Füssen haben. Wir schlendern durch das wirklich sehr schöne Städtchen Honfleur, besichtigen die Kirche Sainte Catherine, die grösste Holzkirche Frankreichs und machen uns dann in einem kleinen Restaurant direkt am alten Hafenbecken bequem.

Wir bestellen einen Topf Muscheln (unser Ziel dieser Reise, dass wir endlich mal Muscheln essen) und müssen sagen: sie sind wirklich gut und ich weiss gar nicht, warum ich mich so lange dagegen gesträubt habe.

Dann, auf dem Nachhauseweg vertilgen wir noch ein grosses Glacé und wir sind auch mit diesem Tag richtig glücklich.

Honfleur wird zu einem unserer Lieblingsstädtchen erkoren.

Übernachtung

Honfleur - Stellplatz***
Stellplatz

super Lage, sehr gross, aber meistens gut belegt.

Koordinaten: 49.41852,0.2440708
N 49° 25' 6.7"  E 0° 14' 38.7"
letzter Besuch: 9.2025