Strengstens Verboten am Vierwaldstättersee
Heute Morgen verlassen wir das Schächental und studieren, wo wir hinkönnten. Eigentlich wollen wir an einen See, um unsere mitgenommenen Stand-Up-Bretter wiedermal auszuprobieren.
Schliesslich nehmen wir die Halbinsel Isleten am Vierwaldstättersee ins Visier. Dort gibt es auf dem Gelände der ehemaligen Sprengstofffabrik einen temporär eingerichteten Campingplatz. Da der Weg nicht weit ist, sind wir schon 30 Minuten nach Abfahrt vor dem verschlossenen Tor. Dort muss man dem Platzwart telefonieren und er wird einem dann das Tor öffnen. Aber leider erfahren wir, dass der Platz schon voll ist, wir sollen doch auf dem öffentlichen Parkplatz 200m weiter vorne parken und übernachten.
Also drehen wir und fahren zum Parkplatz, den wir schon bei der Anfahrt sahen und stellen unser Knutschi ab. An der Parksäule sehen wir, dass da Wohnmobile auch übernachten dürfen und so beschliessen wir, hier zu bleiben. Allerdings sehen wir einen Parkplatz-Wegweiser, der durch ein altes eisernen Zauntor zeigt. Die Tafel «Betreten streng verboten» hängt noch dran, aber das Tor ist offen und der Wegweiser zeigt ganz klar da durch.
Also fahren wir mit unserem Knutschi in eine andere Zeit. Es stehen noch alte Betonmauern und überwucherte Abbruchsteine auf dem Boden. Irgendwie fast ein wenig unheimlich. Hinter einer grossen Betonwand parkieren wir mit toller Sicht ins Grüne. Irgendwie surreal. Was ist das wohl für ein Platz?
Wir kommen mit einem anderen Wohnmobilisten ins Gespräch und dieser schwärmt von diesem Platz. Total ruhig, kein Mensch da und doch eine tolle ambiente? Wir müssen dies eindeutig mit einem Ja beantworten und sind immer noch fasziniert von dem Platz.
Als wir uns etwas erholt haben, pumpen wir unsere Stand-Up auf und tragen sie wenige Minuten Später die 300m zur Einstiegsstelle am See. Es fühlt sich etwas sehr wackelig an und doch kommen wir ganze 10m vom Ufer weg, und dann beginnt die Sturmwarnung rund um den See orange zu blinken. Mist, das kündigt starke Böen an, also sicher nichts für uns Anfänger auf einem für uns unbekannten Gewässer. Also sofort wieder zurück und dann setzen wir uns am Kiesstrand auf unsere Bretter und geniessen die Aussicht. Nur wenige Minuten später frischt der Wind merklich auf und die Wellen werden höher. Wir haben die richtige Entscheidung getroffen.
Etwa eine Stunde später, wir sitzen immer noch am Ufer, verschwindet der Wind und der See wird wieder flacher. Also rauf auf die Bretter, zuerst ein paar Meter knieend, und dann stehe ich natürlich auf und paddle davon. Wenigstens in meinen Träumen. Die Realität sieht so aus: ich versuche aufzustehen, schaffe dies auch, verliere nach 5m das Gleichgewicht, Sonnenmütze fliegt nach rechts, Sonnenbrille nach Links, Ruder nach vorne, ich nach hinten ins Wasser. Zuerst die Sonnenbrille retten, dann die Mütze, danach schwimmend das Ruder einfachen und hinter dem Brett her. Anita lächelt nur müde, während dem ich um mein Leben schwimme.
Ab da paddle ich nur noch knieend auf dem See. Es hat ja auch irgendwie verdammt grosse Wellen, finde ich. Nach einer halben Stunde versuche ich nochmals aufzustehen, aber das Resultat ist wieder dasselbe. Irgendwie bin ich nur der geborene Stand-Up-Paddler, wenn das Wasser nicht die kleinste Welle hat… Irgendwie verliere ich dann die Freude und watschle zu unserem Knutschi.
Danach jagt alle 30 Minuten ein Gewitter über uns hinweg, der Stellplatz wird dadurch immer noch mystischer und uns gefällt es wirklich zwischen alten Betonmauern, überwucherten Steinen und verlassenen Gebäude.
Nur kann ich irgendwie nicht herausfinden, was für ein Gelände das einmal war. Ich vermute, dass es zur geschlossenen Sprengstofffabrik gehörte, wo unter anderem Glyzerin hergestellt wurde. Denn die alten Schilder Betreten strengsten Verboten und absolutes Feuerverbot, die hier rumhängen, könnte doch darauf schliessen, oder?
29.7.2020 - Also Fr. 30.-- für diesen Platz würde ich selbst mit Corona-Zuschlag nie bezahlen. Und nächstes Jahr fragen sich dann die schweizer Platzbetreiber, weshalb ihre Investiton nicht nachhaltig war. Man darf ja heute nicht mehr diskutieren, was ein Platz kosten darf, sonst wird man sofort in die Geitzecke gedrängt. Schlussendlich kommen entweder die Kunden und rennen die Bude ein, oder der Platz ist eine gähnende Leere.
Franz
30.7.2020 - Rolf, ich habe mich eben mal wieder nass gemacht bei deiner Beschreibung der SUP-Versuche. Genau so würde ich wohl auch dastehen (oder eben nicht...)! Anscheinend haben wir mit den Kajaks alles richtig gemacht. Da kann man sich zwar auch blöd anstellen, aber man fällt nicht so spektakulär ins Wasser... Liebe Grüße aus Norwegen! Micha