In Karasjok, dem Parlamentssitz der Samen, kleidet sich Anita ein und verzichtet auf das Fahren mit Schneescootern
mein Fotomodell
Gestern Nacht standen wir ganz alleine in der Wildnis, wir hatten sogar nur ganz schwachen Handyempfang und das will in dem Top-Organisierten Norwegen doch echt was heissen. Also die beste Voraussetzungen, um Nordlichter zu beobachten, ist doch die nächste Lichtquelle einige Kilometer entfernt. Allerdings ist die Sonnenaktivität momentan sehr schwach und die braucht es, um Polarlichter erscheinen zu lassen. Schon die ganze Woche ist der Nordlichtindex zwischen schwachen 2 und 3 von 10. Trotzdem wagen wir den Schritt vors Womo bei -10 Grad.
Nach einigem Warten sehen wir am Himmel weissliche, sich bewegende Wolken. Wir sind nicht sicher, ob das die Polarlichter sind und machen darum ein Foto (iso 1600, Belichtung 6 sek und Blende 3,5) und siehe da, auf dem Foto sind diese Wolken tatsächlich grün, also schwache Nordlichter.
Wir schauen dem Treiben über unseren Köpfen zu, wo sich die Lichter immer schneller bewegen und intensiver werden. Zuerst sehen wir nur einen Grünstich, dann werden sie immer grüner und plötzlich strahlt und tanzt der Himmel in einem satten Grün! Wir können unsere Münder vor Staunen nicht mehr schliessen und geniessen es einfach. Es ist absolut gewaltig! Dieses riesige Spektakel dauert vielleicht eine Minute, und danach merken wir, dass wir gar keine Fotos machten. Irgendwie nicht schlimm, aber dies einmal so stark zu erleben, ist einfach traumhaft.
Polarlicht über unserem Knutschi
Danach sind sie wieder nur noch schwach aber wir haben dennoch das Gefühl, dass sie viel näher sind wie letztes Mal. Dadurch bewegen sie sich schneller und das Fotografieren wird schwieriger.
Wir müssen uns irgendwann extra einmal auf eine Polarlichterexpedition machen, wenn die Sonnenaktivität grösser ist.
Später gehen wir durchgefroren Schlafen, denn die Nacht wird eisig kalt. Man merkt einfach, dass wir schon wieder vom relativ warmen Meer entfernt sind.
Morgens haben wir nur 50km zu fahren, denn wir wollen in Karasjok auf dem Campingplatz übernachten und dort eine Fahrt mit den Schneescootern buchen. Aber es beginnt schon bald zu schneien, die Landschaft ist weiss in weiss ohne Kontrast, und da müssen wir schon vor der Ankunft eingestehen, dass Schneescooter fahren bei dieser Sicht für Anita gar nix ist. Sie wäre danach drei Tage mit Schwindel im Bett, also lassen wir es besser bleiben.
Stattdessen besuchen wir nach dem Einkauf den Sami Park. Allerdings sind wir hier in Karasjok wohl die einzigen Touristen und im Park wurde nicht mit uns gerechnet. Es ist überhaupt nix los, immerhin hat die Boutique offen und das freut meine Anita. Und da ich gestern die selber gestrickte warme Mütze bekam, darf sie sich auch etwas gönnen. Schlussendlich kauft sie echt schöne Sami Fell-Stiefel und Mütze (Wolle für meine Mütze: 11.- Sami-Fellstiefel und Fellmütze: 300.- ausgeglichen, meint Anita). Sie sieht nun aus wie ein Filmstar oder ein Mitglied der königlichen Familie, echt gut, oder?
Auch beim Parlament der Samen schauen wir kurz rein, um uns dann im Wohnmobil den ersten selber gemachten Pølse zu verschlingen. So etwas wie der nationale Hot-Dog, den man an jeder Tankstelle bekommt und echt gut ist. Allerdings haben wir nur Toastbrot und kein richtiges Pølsebrot.
Irgendwie geniessen wir auch den heutigen Tag mit wenig gefahrenen Kilometern und für einmal nicht ganz perfektes Wetter, denn es schneit noch immer…
Der Campingplatz hier ist echt schön angelegt, grosszügig, gut gelegen und eine schöne Aussicht. Auch das Sauna-Hüttchen, Whirlpool, Grill-Hütte etc alles vorhanden. Und trotzdem sind wir auf dem ganzjährig geöffneten Platz die einzigen Gäste…
Unsere Reise wird morgen nach Finnland weiter gehen und dort werden wir in den nächsten Tagen das ganze Land durchqueren, irgendwann in Helsinki auf die Fähre fahren und dann durch Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien und Deutschland zurück in die Schweiz. Schliesslich müssen wir noch einige Destinationen für unsere Webseite der 100 schönsten Orte mit dem Wohnmobil rekognoszieren…
Wir sind also noch bis mindestens 30. April unterwegs und haben jetzt nicht mal die Hälfte hinter uns.
7.4.2018 - Hallo, schick sieht sie aus, die Anita. Mit Sami-Fellstiefel und weißer Fellmütze, sowie mit Norwegerpullover beim Pølseessen im Knutschi. Grüße von Annett und Walter aus Selbu
Walter7149