18km zu Fuss und Kreditkarte im Schlitz vergessen
Nachts liess der Wind nach, dafür begann es immer wieder zu regnen. Macht aber nichts, wir schlafen im warmen und haben schön trockenen. Morgens beeilen wir uns dann gar nicht, geniessen die Sicht aufs Meer und warten ab, bis der wieder aufkommende Wind den Regen vertreibt. Danach ziehen wir die Wanderschuhe an und machen einen Spaziergang.
Zuerst geht es zum Meer runter und danach an der hügeligen Küste auf dem schönen Küstenweg nach Boulonge-sur-Mer. Vorbei an vielen alten Bunkern aus dem 2. Weltkrieg, einige gefüllt mit Wasser, andere abgestürzt auf den Strand, wieder andere verwachsen oder nur noch Trümmer. Irgendwie schon eindrücklich, was hier während dem Krieg von den Deutschen zum Schutz aufgestellt wurde und schlussendlich doch nichts genützt hat.
Wir wandern bis zum Fort d'Alprech, eines der letzten Widerstandpunkte der Deutschen an der französischen Nordseeküste, das erst am 22. September 1944 (3 ½ Monate nach dem D-Day) durch die kanadische Infanteriedivision eingenommen werden konnte.
Der Leuchtturm ist keine Augenweide und wir erkoren ihn zum schlechtestaussehenden Leuchtturm aller Zeiten. Von da geht es über Land, etwas weniger romantisch wieder zurück zu unserem Knutschi. Wir haben 8km in den Füssen als wir zurück sind. Wenn wir einen Hund hätten, hätten wir nun genug Gassi gegangen für heute. Aber wir haben ja keinen…
Wir packen zusammen und fahren mit dem Womo 100km nach Treport. Selbstverständlich nehmen wir die Autobahn, schliesslich haben wir das neue Kästchen von Tollticket und bei den Zahlstationen piept es und die Schranken gehen wie von Zauberhand jeweils auf. Kein zum Fenster hinauslehnen, keine Kreditkarte einstecken und die Schulter verrenken. Das wird mir aber bei der Tankstelle zum Verhängnis. Ich tanke voll, bezahle mit der Kreditkarte und quatsche noch kurz mit der Tankkassiererin. Dabei vergesse ich unsere Kreditkare im Schlitz, was mir aber erst auffällt, als ich am Tor des Stellplatzes stehe und bezahlen sollte. Mist, keine Karte mehr... Ich ärgere mich masslos, bezahle nun mit der Ersatzkarte. Was machen? Wir entscheiden, morgen nochmals bei der Tankstelle vorbeizufahren und nach der Karte zu fragen. Wir haben ein Konto und die Karte von Wise, der Vorteil: keine Kursverluste oder andere Spesen bei Bezahlung im Ausland und der weitere Vorteil kommt jetzt zum Tragen: mit einem Klick haben wir die Kreditkarte gesperrt, und wenn wir sie wieder haben, können wir sie ganz einfach wieder entsperren. Wir werden hoffentlich also keine neue Karte brauchen.
Nach dem Ärger gehen wir am Nachmittag aber zu Fuss nach Treport hinunter. Zuerst mit der Funiculaire gratis ans Meer runter, dann zum Hafen. Es ist grad Ebbe und das Wasser 8m tiefer, wie bei Flut. Dadurch sehen die Hafenmolen extrem hoch aus und die Boote im Hafen liegen auf dem Schlick. Der eigentliche Hafen ist durch eine Schleuse vom Meer getrennt, diese öffnet sich jeweils 4 Stunden vor der Fluthöchststand und schliesst 4 Stunden danach wieder. Dadurch ist der Hafen jeweils voll Wasser, aber die Schiffe können nur in diesen 8 Stunden ein- und ausfahren. Die restlichen 5 Stunden bleibt der Hafen geschlossen.
Wir marschieren über die Schleuse bis zum Plage de Mers-les-Bains, wo das Wasser nun ebenfalls 8m weiter unten ist. In einem Strandkaffee machen wir Rast, essen Crepes, trinken eine heisse Schokolade und geniessen den Meeresdurft.
Danach machen wir uns wieder auf den Weg zurück, wo wir nach insgesamt 10km auf dem Stellplatz ankommen. Heute insgesamt 18km zu Fuss zurück gelegt. Nicht schlecht, oder?
Jetzt sind wir aber schon etwas auf den Stümpen und dann merke ich, dass wir wohl unser Knutschi unter einer Möwentoilette parkiert haben. Wir haben ganz 15 Möwenschisse auf unserer Windschutzscheibe! Was für ein Scheiss! Haben die Möwen etwas gegen unser Knutschi? Oder gegen Wohnmobile?