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Hammerfest Norwegen 2018
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Sehenswürdigkeiten und Irrfahrt

wir finden die Fähre nicht

wer braucht noch günstige Ersatzteile?

Mit Gewitterregen werden wir an unserem letzten Skandinavien-Tag geweckt. Es schüttet in Strömen wie noch nie auf dieser Reise. Ein Zeichen, damit wir nun gerne nach Hause fahren? Ob gerne oder nicht, wir müssen. Und da wir in letzter Zeit etwas herumgeblöterlet haben, müssen wir heute etwas mehr wie 440km bis zum Fährhafen in Trelleborg fahren. Spätestens um 21 Uhr ist die letzte Check-In Zeit. Das schaffen wir locker, haben auch noch Zeit für ein paar Umwege.

Also fahren wir doch schon um 9 Uhr los Richtung Autofriedhof Kyrkö Mosse. 300km Fahrt, 200 ich, 100 Anita. Wir kommen auf dem kleinen Parkplatz im Wald an und machen uns direkt auf den Weg zu diesen Autos, die schon mehr wie 50 Jahre dort im Wald vor sich hin rosten. Es ist eher nicht mehr rosten, schon eher gammeln. Sie sind wirklich schlecht zwäg und man sieht nicht mal mehr die ursprünglichen Farben, aber es sieht dennoch faszinierend aus. Wie so etwas möglich ist, dass ein Autofriedhof einfach so im Wald existiert? Brauchbare Ersatzteile sind nicht mehr hier und ein VW-Bulli wäre noch kostenlos abzugeben, müsste aber etwas aufpoliert werden…

Fotos gibt es schon noch tolle und faszinierend ist es irgendwie auch, aber wir sind froh, haben wir nicht einen allzugrossen Umweg dafür fahren müssen.

Nach diesem Ausflug setzten wir die Fahrt in der Sonne weiter und fahren zum Schloss Vittskövle. Das sind nochmals 100km. Plötzlich sehe ich in einer Waldlichtung einen Elch stehen. Bei nächster Gelgenehit stoppen wir und drehen unser Knutschi und fahren zurück. Aber wo ist der Elch und wo habe ich ihn denn gesehen? Mist, er ist nicht mehr da und wir drehen nach einem Kilometer wieder um. Schade. Aber nun fahren wir nochmals an ihm vorbei und er steht immer noch da. Also nochmals drehen und wir haben uns nun den Ort unter der Stromleitung gemerkt. Wir warten, bis wir keinen Verkehr mehr haben und fahren auf der Strasse wieder zum Elch. Er frisst ganz gemütlich, aber in dem Moment, wo wir stoppen und Fotos machen, hebt er den Kopf und starrt uns an. Anita schiesst Fotos und ich muss kurze Zeit später wieder Gas gegeben, da ich hinten ein Auto näher kommen sehe. Schade. Aber wir müssen nochmals drehen um wieder die richtige Richtung einschlagen zu können. Der Elch sieht uns nochmals an, als wir langsam an ihm vorbei fahren.

Elche sind übrigens Gewohnheitstiere, nehmen vielfach dieselben Wege und fressen an den gleichen Orten. Wenn also Autos an ihm vorbeifahren, sind diese keine Gefahr wenn er den Ort kennt und das gewohnt ist. Geschieht aber etwas Aussergewöhnliches, nämlich das Touristen wie wir das Fahrzeug stoppen wird er argwöhnisch und checkt mit Augen und Ohren, ob das Gefahr bedeutet. Wenn ja, verzieht er sich, wenn nein, verzeiht er sich auch. Ein Elch sieht immer zur Gefahr hin, er beendet also seine Aktivitäten, sieht auf und geht. Ausser man ist schneller und geht selber, denn dann hat man die Chance, nochmals zu kommen und er ist noch da. Ist man z.B. weit entfernt und das Tier frisst ruhig weiter, ist es kein Elch sondern eine Rentier, eine Kuh oder ein Pferd…

Es war aber ein tolles Erlebnis, quasi der Abschlussgruss in Schweden.

Aber wir sind auf dem Weg zum Schloss und da gibt es eine fast neue Autobahn, die unser Navi noch nicht kennt. Wie ist das möglich? Unser Navi ist noch kein Jahr alt, die Autobahn mindestens 5. Aber wir fahren einen Umweg von über 20km. Ich nerve mich…

Aber wir kommen schlussendlich auch dort gut an und machen tolle Fotos, weil es einfach super aussieht. Das Schloss selber darf man aber nicht betreten, es ist Privatbesitz und jemand wohnt darin. Bilder vom Park aus sind erlaubt. Wie wir später erfahren, spielt dieses Schloss auch eine Rolle im Roman «Nils Holgersson und die Reise mit den Wildgänsen». Im Trickfilm spielt die 5. Folge hauptsächlich in diesem Schloss.

Schloss Vittskövle

Als wir auch hier genug haben, fährt Anita zur nächsten Sehenswürdigkeit, dem südlichsten Punkt von Schweden. Jetzt wissen wir, warum bei unserem Besuch hier im Winter das Geländer so vereist war: auch heute peitschen und spritzen die Wellen dieses Geländer voll. Aber es ist mindestens gefühlte 30 Grad wärmer wie dazumal, so dass auch Anita diesen Punkt nun sieht. Im Winter hat sie nämlich hier unser Wohnmobil nie verlassen, viel zu kalt…

sündlichter Punkt von Schweden

Wir sind nun vom südlichsten Punkt Norwegens zum Nordkap gefahren und beenden unsere Reise am südlichsten Punkt von Schweden. Passt doch irgendwie…

Die letzten paar Kilometer nach Trelleborg übernehme wieder ich das Steuer, wir tanken noch Diesel voll und weil wir zu früh dran sind, besuchen wir noch kurz das Wikingerschloss von Trelleborg. Das Museum hat schon zu, aber das Gelände können wir trotzdem besichtigen.

Trelleborg

Von dort ist es nur gerade einen Kilometer, bis wir am Fährhafen beim Self-Checkin sind. Wir müssen nur den Strichcode der Buchung an den Automaten hinhalten, bestätigen und schon haben wir zwei Bordkarten ausgedruckt in der Hand. Wir fahren zum nächsten Gatter, stecken die Bordkarten an den Automaten, der Gatter öffnet sich und wir sind im Hafen. Toll und einfach. Das Problem jetzt, wo müssen wir hin? Auf unseren Bordkarten steht kein Terminal und keine Lane. Mmmhh. Das müsste doch drauf sein? Es gibt Terminals von A bis J und das Gelände ist riesig! Wir sehen einige Wohnwagen und Womos vor uns stehen, also stellen wir uns in die Reihe und fragen bei denen vor uns nach, ob wir Richtig sind. Ankunftsort stimmt, aber Fährlinie nicht. Mist, wo hin müssen wir? Also fahren wir einigen Lastwagen nach und das Terminal E sieht irgendwie auch so aus, als ob die auf eine Fähre warten. Aber die dortige Barriere lässt uns mit unserem Ticket nicht rein. Scheisse, wohin müssen wir jetzt? Wir versuchen es beim Terminal I und J, danach G und H. Aber auch dort öffnet sich die Schranke nicht. Scheisse, was machen? Zurück können wir nicht, alles Einbahn.

Aus dem Hafen können wir auch nicht, denn dann kommen wir nicht mehr hinein! Also fahren wir durch Fahrverbote, Einbahnstrassen mit Gegenverkehr der Lastwagen, zwischen Betonelementen hindurch, wahrscheinlich alles, was verboten ist. So lange, bis wir wieder in der Nähe des Checkins sind. Dort stellen wir unser Knutschi irgend unter einer Verbotstafel ab, Anita bleibt dort, falls sie wegfahren muss und ich mache mich zu Fuss auf den Weg zum Checkin, in der Hoffnung, jemand zu finden, der weiter helfen kann. Ich muss noch unter einer Barriere hindurch und mich durch das Gatter zwängen, das uns zuerst durchgelassen hat.

Dann bin ich endlich am Schalter und nehme mein bestes Englisch hervor und frage den Schalterbeamten, wo wir hin müssen. Er staunt auch, dass auf unseren Bordkarten kein Terminal drauf steht. Am Computer sucht er dann unsere Zieldestination heraus, Terminal E, Lane 20-23. Da waren wir doch schon mal, oder? Aber ich bin zufrieden, marschiere zu unserem Knutschi zurück, wo Anita schon bald eine Vermisstenanzeige aufgibt und fahre voller Stolz nochmals zum Terminal E. Halte unsere Bordkarten darunter und die Schranke öffnet sich einfach nicht. Alle anderen Fahrzeuge passieren problemlos. Langsam verliere ich die Nerven, drücke aber bei der Barriere den Hilfe-Knopf und stottere hinein, dass sich die Barriere bei uns nicht öffnet! Ob wir die sind, mit dem Camper ohne Terminal aufgedruckt, will die Stimme wissen. Ja genau. «Einsteigen, ich öffne die Barriere manuell». Wow, was für eine Erleichterung, als die Schranke sich öffnet und wir uns in Linie 20 einreihen können. Wir haben es nun fast geschafft.

Wir wollen uns noch die Zwischenverpflegung und unseren Rucksack herrichten, mit all den Dingen, die wir auf der Fähre in der Kabine brauchen, als sich unsere Kolonne, ausser uns, schon in Bewegung setzt. Hektik bricht aus, ganz schnell die Sitze drehen und losfahren, nicht angegurtet, Kaffeemaschine noch auf dem Tisch, Butter und Brot verteilt, keine Schuhe an und Anita noch auf dem Klo. Und schon sind wir auf der Fähre, zwei Stunden bevor sie überhaupt losfährt.

Unser Schiff heisst Nils Holgersson, ist doch irgendwie ein passender Name.

Pünktlich um 22 Uhr verlassen wir nun definitiv Schweden uns Skandinavien.

By By Schweden

Sonnenaufgang: 3:57 Uhr
Sonnenuntergang: 21:44 Uhr

553km
8:27 h Fahrzeit
65 km/h
10.2 l/100km

29.6.2024 - Hallo Anita und Rolf diese Reisegeschichte war die Beste die wir von Euch gelesen haben. Vielen Dank und eine gute Heimfahrt. Die nächste Reise erwarten wir mit Spannung. Liebe Grüße Marion und Norbert

Norbert


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