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Doolin Irland 2019
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Sizilianisch einchecken

So kompliziert wie hier war es noch gar nirgends

wir haben es fast geschafft

Wir fahren früh genug von unserem Stellplatz weg, denn ich will einfach immer etwas Reserve an Zeit haben, wenn wir auf eine Fähre fahren. Zum Glück bin ich so…

Auf den Strassen Richtung Palermo ist nix los, hin und wieder fährt ein Polizeiauto mit Blaulicht an uns vorbei, kontrolliert werden wir aber nicht. Im Dunkeln sind die Wegweiser zum Hafen schon nicht wahnsinnig gut beschriftet, aber ohne grosse Umwege sehen wir die grossen Fähren dort stehen. Nur den Eingang zum Hafengelände zu finden, ist nicht ganz so einfach, aber das schaffen wir dann doch. Bei der ersten Schranke sagen wir, dass wir auf die Grimaldi-Fähre nach Livorno wollen. Der hilfsbereite Schrankenwärter zeigt uns das Schiff und schickt uns geradeaus zur nächsten Schranke. 30m weiter vorne stoppen wir bei der zweiten Schranke und ein Sicherheitsbeamte verlangt unsere Reservation. Er schaut etwas argwöhnisch auf unser Nummernschild, wieder auf die Reservation und wieder auf das Nummernschild. «Targa falsa» sagt er uns (falsche Autonummer) und tatsächlich, auf unserer Reservation hat sich ein Zahlendreher eingeschlichen. Wir sollen wieder rückwärts zur Hauptstrasse und zu Fuss zum Billettschalter der Grimaldi-Line, die sollen uns eine neue Reservation ausstellen. Mist, also Rückwärtsgang, und rechts in einen Parkplatz drängen, Parkticket lösen, Womo abschliessen und jemanden Fragen, wo dieser Schalter ist.

Anita und ich laufen in die Richtung, die uns der Beamte gezeigt hat und laufen, und laufen. Irgendwann kommt der Schalter der Fährline GNV, aber keiner der Grimaldi-Line. Also fragen wir nochmals jemanden mit Mundmaske. Wir waren nahe dran, aber der Ticketschalter ist auf der anderen Strassenseite, schön unscheinbar in einem Container. Noch hat es keine Leute, also können Anita und ich sofort in den Container. Dort werden wir von der freundlichen Angestellten zuerst aufgefordert, unsere Hände zu desinfizieren. Dann können wir ihr das mit der Autonummer und dem Zahlendreher erklären. Kein Problem, zwei Minuten später haben wir die neue Reservierung.

Zurück zum Womo, Parkticket bezahlen (3€) und dann durch die Schranke, die für PW gemacht sind, irgendwie mit rangieren aus dem Parkplatz fahren, wieder vor die erste Schranke. Dort werden wir durchgelassen und wieder zur zweiten Schranke geschickt, dort, wo wir schon einmal standen. Freudestrahlend geben wir diesem Beamten die Reservation mit der richtigen Autonummer ab. Er zeigt uns welches Schiff, aber nicht, wo wir parken und warten können. Lastwagen von rechts, da unsere Fähre entladen, Sattelschlepper von links, da die andere Fähre von GNV gerade beladen wird. Wir irgendwo mittendrin, keine Ahnung wohin, wir wissen nur, wo unser Schiff steht. Nach zwei Runden um den Hafenpier parkiere ich in der Nähe vom Billettschalter und unserem Schiff. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich nun ein Checkin am Schalter machen muss oder im Auto warten soll. Aber wir stehen ganz sicher nicht in der Kolonne nach Livorno… Also raus und zur Sicherheit nochmals an den Billettschalter. Wegen dem Virus müssen die Leute alle draussen warten, ich bin aber nun der Dritte in der Kolonne. Eine Viertelstunde passiert gar nichts und ich werde langsam grummlig. Dann geht es plötzlich schnell und ich kann wieder zur Dame, die ich schon von vorher kenne. Aber wieder zuerst die Hände desinfizieren, Sauberkeit muss sein. Dort am Schalter muss man tatsächlich das Checkin machen. Ich bekomme zwei Zettel, einer fürs Auto, einer für unsere Kabine. Aber erst, als ich nochmals ein Formular ausfülle, wo wir bestätigen, nicht krank zu sein und nochmals zwei Formulare, von wo wir kommen und wohin wir gehen und was der Grund ist. Also wieder zurück zum Womo, klappt ja tiptopp. Jetzt kann ich auf den sehr kleinen Parkplatz vor dem Bilettschalter fahren, denn die Polizisten haben hinten ein Tor aufgemacht, wo man durchfahren könnte, sobald man an der Reihe ist. Nach gefühlter Ewigkeit kommt dann der erste Polizist endlich zu uns, verlangt ID, Tickets und Formulare. Er schaut auf das Ticket, auf die Autonummer und wieder auf das Ticket. «Targe false» sagt er mir und drückt wieder alles in meine Hände. Zum Kuckuck nochmal, jetzt ist auf dem Ticket wieder die alte, falsche Autonummer. Also wieder zurück in die Schlange vor dem Billettschalter, die nun schon wieder länger ist. Als ich endlich, endlich wieder bei meiner Freundin am Schalter bin, nachdem ich nun schon zum dritten mal meine Hände desinfiziert habe, schreibt sie einfach die korrigierte Autonummer mit Kugelschreiber auf mein Ticket. Das hätte ich ja auch selber machen können, aber da sie so charmant lächelt…. Also nach 40 Minuten wieder zurück zum Womo, das immer noch zuvorderst in der Kolonne steht, und als auch der Polizist lächelt, dachte ich schon, wir haben es geschafft. Aber denkste, die Autonummer wird nun so akzeptiert, aber unsere Zettel mit unserer vorgesehenen Reise haben keine Stempel. Also wieder zu Fuss inkl. einem Zettel pro Person und ID zum Polizeicontainer und warten bis wir an der Reihe sind. Es wird langsam nervig. Als wir endlich vorne sind, haben wir nur zwei Zettel für zwei Personen. Aber da sie keinen Kopierer haben, brauchen wir zwei Zettel pro Person. Also nochmals die gleichen zwei Formulare wie vorhin ausfüllen und wieder hinten in die Schlange stehen (Unser Knutschi ist immer noch zuvorderst in der Kolonne). Als wir endlich bei dieser Dame ankommen (die ist nicht so freundlich und auch nicht so hübsch) müssen wir ihr erklären, warum wir heim wollen, seit wann wir hier auf Sizilien sind und sie irgendwie überzeugen, dass wir einen Grund haben, nach Hause zu fahren. Als endlich alles Schleimen bei dieser immer hässlicher werdenden dicken Frau nützt, knallt sie auf jedes Blatt einen Stempel und gibt uns zwei Blätter und unsere ID zurück.

Und dann dürfen wir wieder zu unserem Knutschi, dass immer noch zuvorderst in der Kolonne steht und zum Polizisten, den wir inzwischen auch schon zum dritten Mal sehen. Jetzt lässt er uns passieren und schickt uns auf die Hafenmole neben der Fähre zum parken. Kurz darauf kommt ein weiterer Beamte mit einem Fiebermesser und uns wird die Temperatur auf der Stirn gemessen. Es würde gemessen werden, wenn das Gerät funktionieren würde. Aber die Batterien sind glaub alle, denn dieser Beamte verschwindet wieder und kommt kurze Zeit später zurück. Juhuii, wir haben kein Fieber und dürfen auf die Fähre fahren, sobald wir dann als fünftletzte vom ganzen Schiff endlich, endlich im Bauch des Schiffes verschwinden.

So kompliziert und mühsam war nicht mal die Verschiffung nach Marokko und diese Fahrt ist ja nur landesintern und geht nicht mal über eine Grenze.

Ach ja, als wir auf dem Schiff in die Kabine wollen, funktioniert auch der Kabinenschlüssel nicht…


15.3.2020 - was für eine Odyssee, alles wird gut :)

Richard


16.3.2020 - Das ist ja unglaublich! Ich bewundere euren Durchhaltewillen. Hoffentlich schon gut zu Hause gelandet + trotzdem mit vielen schönen Erinnerungen! Lisbeth

Lisbeth


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