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Wie wir im Winter über dem Polarkreis der Kälte trotzen

Mit unserem nicht winterfesten Wohnmobil kommen wir ganz gut zurecht, auch wenn es manchmal draussen -27 Grad hat. Ein paar Tipps.

Wir sind nun schon einige Tage in grosser Kälte zwischen Nachts -27 Grad und tagsüber auch manchmal +4 Grad in Skandinavien unterwegs und haben doch nur wenige Probleme damit. Es ist also möglich, mit einem ganz normalen Womo im Winter grosser Kälte zu trotzen.

Wir fahren einen Orangecamp d13 (Carado t448 / Sunlight t68) mit eingebauter LPG-Gastankflaschen. Diese Gastankflaschen sind vielleicht der grösste Nachteil im Winter, einfach die Gasflaschen tauschen ist nicht so einfach wie normal und LPG-tanken kann man hier im Norden eben nicht an jeder Ecke. Finnland hat z.B. gar keine LPG-Gastankstellen. Also mussten wir alles so optimieren, dass wir möglichst wenig Gas brauchen und bei diesen Tankstellen immer voll tanken.

Nun aber zu unseren Massnahmen

Isolation

Als Wichtigstes stufen wir den XXL-Thermovorhang von Kantop ein. Dieses Ding nützt extrem viel, denn es isoliert die Fahrertüren und das gesamte Cockpit gegen den Motorraum ab, der grössten Kältebrücke im Fahrzeug. Wenn wir stehen ist dieser Vorhang in 5 Minuten fertig montiert und die Zugluft ist auch weg. Hinter dem Vorhang ziehen wir die Remifront auch zu, so entsteht nochmals eine isolierende Luftschicht, die nicht zirkuliert. Aussen bedecken wir die Front- und Seitenscheiben auch mit einer Isomatte. Diese geht aber nicht bis zum Boden, denn wenn ein kaltes Lüftchen von hinten unter das Fahrzeug weht, würde es diese Luft dann in den Motorblock blasen und der Isolierende Effekt dreht ins Gegenteil. Bei der Lüftung unbedingt den Schalter für die Umluftlüftung drin lassen, denn sonst hat man einen direkten Kanal nach aussen.

Bei den Fenstern ziehen wir nur die Verdunkelung, denn wir haben da keine zusätzlichen Fensterisolationen. Die wären bestimmt nicht schlecht und würden vor allem die Dachluken zusätzlich gegen Wärmeverlust schützen. Zu Hause werden wir da selber etwas zusammenschneidern.

Heizen

Mit diesen Massnahmen sind wir schon recht gut geschützt. Während der Fahrt läuft unsere Truma 6 Combi auf Stufe 1. Ich will da einfach nicht, dass es in der Garage zu kalt wird und sich dann plötzlich der Boiler entleert und auf der Strasse eine Eisfläche produziert.

Nachts haben wir die Badtüre gegen vorne verschlossen, das bringt unheimlich viel. Zusätzlich die Heissluftöffnungen vorne verschlossen. So können wir die Heizung nur auf Stufe 1 laufen lassen. Die Heizung heizt so vorne bis auf 9 Grad auf und hinten hat es doch etwa 16 Grad. Wem das zu kalt ist, der kann auf Stufe 1 ¼ drehen, dann ist hinten schon 18 Grad. Stufe 2 heizt vorne auf 15 Grad auf, dann ist hinten aber schon über 20 Grad und das ist eindeutig zu warm.

Wenn wir die Spalten unter und über der Türe verschliessen, bringt das übrigens nix, im Gegenteil: Die Heizung muss mehr arbeiten bis es vorne die 9 Grad erreicht und hinten wird es zu warm.

Wenn wir am Strom stehen, führen wir einen kleinen Keramikheizer mit und lassen die Truma mit Strom heizen. Viele Parkplätze in Skigebieten, Bahnhöfen, Schulen ect. haben Steckdosen. Im Hochwinter können die Einheimischen dort den Motor vorheizen.

Wir waren jetzt zwei Nächte mit Strom und drei Nächte nur mit Gas unterwegs und haben noch nicht mal eine Gasflasche leer.

gute Laune und die Mütze ist nur zur zierde

Wasser

Das grösste Problem ist das Einfrieren des Grauwasssertanks. Wenn der mal total zu ist, wird es schwierig. Also unbedingt den Ablauf offen halten und bei den Halts schnell ein Becken unter den Ablauf stellen. Das bisherige Problem mit dem einfrieren des Duschablaufs lösten wir so, dass wir nach dem Duschen einen Spritzer Entfrostungsmittel in einen Ablauf nachschütteten. So blieb der Siphon bis jetzt Eisfrei.

Frischwasser gibt es hier in Schweden auf sehr vielen Rastplatzhäuschen, wo man auch die Toilette entsorgen kann. Diese Häuschen sind geheizt.

Motor

Bei ganz kalten Temperaturen hat er am Anfang etwas Mühe. Zündschlüssel drehen, ein paar Sekunden vorglühen, dann ganz drehen und im Leerlauf anlassen und danach zwei drei Minuten laufen lassen, bis er rund tönt und erst dann losfahren. Auch keine Schlechte Idee ist, erst in Skandinavien mit Diesel volltanken, ist zwar teurer aber bei der Kälte mit dem Winterdiesel hier sicher ein Vorteil.

Kühlschrank

das macht uns momentan am meisten Sorgen. Unbedingt die Winterabdeckung aussen bei den Lüftungen montieren. Ohne kühlt der Kühlschrank nicht wirklich. Wir mussten da selber etwas basteln, ist aber noch nicht perfekt.

Fazit

Es ist mit nur sehr kleinen Komforteinschränkung möglich, im Winter mit einem normalen Womo ans Nordkap zu fahren

Externe Links

30.3.2018 - Hallo Rolf, du hast die Schneeketten vergessen, wie es sich so fährt auf trocken-vereisten Straßen und den passenden Adapter für die skandinavischen Campinggasflaschen. Gruß Walter

Walter7149


30.3.2018 - Siehst gut aus mit Deiner Pudelmütze; gute Fahrt weiter für Euch

Karin Sperandio


20.4.2018 - Gute Tipps, die wir ähnlich mit unserem alten Kastenwagen umgesetzt haben. Den Abfluss haben wir immer mit einer Abflusspumpe leer gedrückt, damit er nicht einfriert. Inzwischen haben wir ein winterfestes Wohnmobil, an dem wir aber auch noch ein wenig nachgerüstet haben, um-30°C in Norwegen komfortabel zu "überleben". Falls es Euch interessiert, schaut doch mal hier unter "winterfest" http://www.unki2010.de

- Uwe & Bianka


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