Es klappt wieder nicht ganz alles aber unsere Laune ist trotzdem gut
wir warten auf die Fähre
Zum ersten Mal erwachen wir auf unseren eigenen, angepassten Matratzen. Sie sind ein Stück weicher wie die alten und man liegt wirklich gut darin. Es schmerzt weder Rücken noch Nacken…
Das Wetter ist schön, aber kalt und so brechen wir dann auf Richtung Rostock. Die Fahrt ist echt entspannt, wenig Verkehr, gute Strassen und eine Traumlandschaft: weisse Felder, blauer Himmel und Natur. Da müssen wir unbedingt mal ein paar Tage verbringen. Wir haben also schon wieder neue Ziele aufgeschrieben, aber jetzt müssen wir einfach weiter.
Zwischendurch stoppen und essen wir etwas, aber es geht entspannt rund um Berlin immer Richtung Norden. Je weiter wir in den Norden kommen, desto wärmer wird es und desto weniger Schnee liegt auf den Feldern. Schliesslich sind wir gegen vier in der Nähe von Rostock und sehen noch einen Mediamarkt und einen Aldi. Also stoppen wir kurz und ich gehe nochmals in das Elektronikgeschäft, vielleicht haben sie ja doch ein Aufladekabel für meine Fotodrohne. Wieder nix, aber Anita findet endlich noch eine Schutzhülle für ihr Spezialhandy. So ist wenigstens sie zufrieden und auf dieser Reise wird es wahrscheinlich keine Luftbilder geben, ist ja auch nicht so wichtig.
Die 10km zum Hafen gehen auch ohne Probleme vorbei und wir sind viel zu früh hier. Gleichzeitig merkt Anita, dass die Hülle doch nicht passt, wieder die falsche genommen. Die Enttäuschung steht ihr ins Gesicht geschrieben und sie schaut mich mit so einem traurigen Dackelblick an, dass ich drehe und wir wieder zurückfahren, die Hülle gegen eine richtige umtauschen und zum zweiten Mal zum Hafen fahren.
Um 17 Uhr richten wir es uns hier auf dem Parkplatz ein und Anita beginnt, mir die Haare zu schneiden. Schliesslich haben wir Zeit und ich fühle mich mit ganz kurzen einfach wohler. Als ich danach duschen will, haben wir kaltes Wasser und die Heizung blinkt so komisch. Aber fünf Minuten später läuft sie dann doch wieder und ich kann wenig später doch noch mit warmen Wasser duschen. Aber nun merken wir, dass der Kühlschrank nicht kühlt. Bei der Anzeige aber keine Fehlermeldung. Irgendwie ist bis jetzt auf dieser Reise der Wurm drin. Aber der Kühlschrank ist jetzt auf dieser Nordreise auch nicht soooo wichtig, da können wir die Esswaren auch vor das Womo stellen.
So um die 21 Uhr werden wir verschiffen können und dann morgen früh uns aus Schweden wieder melden.
Ach ja, wir haben hier noch unseren Dieseltank und auch den Gastank gefüllt. Der Diesel ist in Deutschland wesentlich günstiger wie in Skandinavien und LPG Tankstellen gibt es dort auch nicht mehr ganz so häufig.
Wir sind sozusagen im Tessin des Nordens, allerdings ist der Schneesturm eher mit nördlichem Einfluss.
Smygehuk
5:20 Uhr: Die Nacht auf der Fähre war sehr angenehm, aber auch sehr kurz. Erst um 23 Uhr waren wir mit unserem Womo als fast letztes Auto und einziges Womo auf der Fähre. Danach sind wir gleich in unsere Kabine und um halb zwölf versuchten wir zu schlafen. Schon ganz kurze Zeit später schon wieder eine Lautsprecherdurchsage: In einer Stunde legen wir an! Hä, das ging aber schnell. Mit einem Blick auf die Uhr würden wir schon um 4:18 Uhr in Trelleborg anlegen. Ich habe mir die Nacht länger vorgestellt. Bis um 4 Uhr bleiben wir in den Betten liegen, ziehen uns an und werden auch schon aufgefordert, uns zu unseren Fahrzeugen zu begeben. Vor 5 Uhr morgens sind wir im stockdunkeln und in einem gewaltigen Schneesturm auf Schwedischen Boden. Keine Passkontrolle, rein gar nix einfach weiterfahren und an der ersten Kreuzung halten wir uns rechts.
16km vom Hafen liegt der südlichste Punkt Schwedens, sogar von der ganzen Skandinavischen Halbinsel. Den müssen wir natürlich grad auch noch besuchen, denn hier gibt es auch ein Denkmal für Akka, der Leitgans aus dem Roman von Selma Lagerlöfs „Nils Holgersson“.
Die Strassen werden weisser, Sicht gleich Null, dafür kein Verkehr.
Jetzt sitzen wir auf dem Parkplatz am Meer, der Schnee und Wind peitscht um unser Womo und wir warten, bis wir etwas sehen. So früh waren wir noch nie an einem Aussichtspunkt! Anita verkroch sich noch unter die Bettdecke auf die weichen Matratzen, die auf dem Schiff waren pickelhart.
Momentan zweifeln wir etwas, ob wir die richtige Wahl getroffen haben, im März nach Lappland reisen zu wollen. Im Web habe ich nämlich grad noch gesehen, dass Rovanjemi, einer unserer Stationen, die Stadt in Europa ist, die am meisten Schnee hat: 94cm und Tromsö, eventuell ein weiteres Ziel, in dieser Rangliste an zweiter Stelle liegt. Hätten wir besser die Winterreifen drauflassen sollen? (ist ein Witz, wir haben sie drauf, auch die Schneeketten haben wir im Gepäck...)
7:00 Uhr Der Rundgang ist ziemlich kurz, es bläst ein sehr eisiger, starker Wind aber der Punkt hier ist echt schön gemacht und lädt bei besserem Wetter zum Verweilen ein. Aber weil es heute nicht so ist, werden wir in Kürze weitere ziehen.
Wir haben alles, von Schneesturm und blauem Himmel bis zugefrorene Seen und peitschendes Meer
Vadstena Slot grad neben dem Stellplatz
Bei schlechten Wetter kommen wir nach dem südlichsten Punkt auf der skandinavischen Halbinsel in Kaseberga an. Eingangs Dorf gibt es einen Parkplatz von wo direkt ein Fussweg zu den Ales Stenar führt. Nach etwa 10 Minuten Fussmarsch ist man auf einer schönen Anhöhe über dem Meer bei dem Steinoval in Form eines Schiffes, die ca. 600 n.Ch. aufgestellt wurden. Leider können wir diesen wirklich grandiosen Ausblick nicht wirklich geniessen, es zieht ein bitterkalter Wind vom Meer her und auch der Schneeregen macht das Ganze nicht unbedingt angenehmer.
Ales Stenar, die Steine in Schiffsform und eine Verrückte
Wir beschliessen weiter zu fahren und ich überlasse Anita das Steuer. So kommen wir dann wieder gut voran und plötzlich wird auch das Wetter immer besser. Plötzlich haben wir Sonnenschein und blauer Himmel, genau in diesem Moment überholen wir einen LKW mit der Aufschrift: Das Leben will gefeiert werden! Genau so ist uns zumute und uns geht es unheimlich gut. Wir lieben Schweden und die leeren Autostrassen, das defensive Fahren und die wunderschöne Gegend.
Gegen 15 Uhr landen wir dann in Vadstena auf einem wunderschönen Stellplatz mit direkter Sicht auf den Vätternsee und gleichzeitig auf das imposante Schloss. Wir haben es wiedermal perfekt getroffen. Auf dem Stellplatz sind zwar die Wasseranschlüsse abgestellt, aber ebenso auch der Kartenzahlautomat, wir stehen hier also gratis, wunderschön und sogar mit Strom.
Selbstverständlich machen wir einen Spaziergang und besichtigen heute den dritten Ort, aber der erste bei schönem Wetter. Der Vätternsee ist bis weit aussen dick mit Eis bedeckt und auch der Schlossgraben wäre jetzt für etwaige Angreifer kein Problem mehr. Es ist ein echt beeindruckender Platz und auf einer Schwedentour unbedingt Besuchens wert.
Keine Strasse, sondern ein Fluss
Da unser Kühlschrank irgendwie mit Gas nicht mehr geht, mussten wir heute viel Fleisch essen, damit es nicht schlecht wird. Allerdings haben wir jetzt gemerkt, dass der Kühlschrank mit Landstrom kalt wird, also haben wir irgendwo ein Gas-Problem. Aber eben, es ist nicht so dringend, denn Kühlen können wir hier fast überall…
Für das, dass wir noch keine 24 Stunden in Schweden sind, haben wir schon echt viel gesehen...
Kennt ihr das: wart schnell einen Moment, ich muss aufs WC! ?
Kupfermine Falun
Wir schlafen wieder sehr gut auf unseren neuen Matratzen und haben nachts auch kuschelig warm, obwohl wir die Heizung nur auf Stufe eins haben. Nachts wurde es diesesmal nur -1 Grad. Am Vätternsee ist es neblig, also hält uns hier nichts mehr. Aussen Thermomatte entfernen, innen den Iso-Vorhang, alles zusammenräumen und ich sitze schon angeschnallt auf dem Fahrersitz. „Wart mal noch schnell, ich muss noch aufs WC“ tönt es plötzlich. Kein Problem, wir haben es nicht eilig. Als ich dann endlich den Zündschlüssel drehen darf, drehen auch die Räder, aber am gleichen Ort. Mischt, klar, es ist eisig, aber topfeben und ich komme nicht mal vom Stellplatz weg. Kann so was sein und wir wollen noch bis ans Nordkapp? Auch der zweite Versuch schlägt fehl. Aber schon kommt mein Wohnmobilnachbar und schiebt seine Antirutschdinger unter meine Vorderräder. Damit komme ich problemlos weg. Ich bedanke mich sehr und wir schwatzen noch ein paar Minuten, obwohl wir uns gegenseitig nicht verstehen. Schwedisch beherrsche ich einfach nicht. Allerdings ist klar, solche Antirutschmatten muss ich auch haben.
einer von vielen zugefrorenen Seen
Wir fahren weiter, der Nebel verschwindet und irgendwo sehen wir ein Einkaufszentrum. Sofort steuern wir den Parkplatz an und ich will grad losstürmen da tönt es: Wart mal schnell, ich muss noch aufs WC.
Es hat hier vier grosse Einkaufszentren, aber bei keinem sieht man aussen an, was es drinnen hat. Beim ersten nur Lebensmittel, beim Zweiten Lebensmittel und keine Antirutschmatten, beim Dritten Gartenmaterial und beim vierten Elektronik. Etwas weiter weg sehen wir ein weiteres Center mit dem Namen Biltema. Von Aussen auch nicht ersichtlich, was es drinnen verbirgt. Aber ein wahrer Traum: ein riesiger Baumarkt ohne Baumaterialen, aber Werkzeuge, Campingartikel, Bootszubehör, Hauhaltsartikel, einfach alles. Vom Anker für Boote bis Abdeckplannen für Schneescooter, Campinggeschir, Wasserkanister, einfach ALLES und noch viel mehr. Dort finden wir dann auch die Antislirmatta, genau die gleichen, wie mein schwedischer Helfer am Morgen. Die müssen einfach gut sein! Als wir endlich wieder draussen sind und ich den Motor starten will: Wart noch einen Moment, ich muss noch aufs WC.
Etwas später haben wir ein kurzes Stück Autobahn und auf einem kleinen Rastplatz mit den roten WC – Häsuchen hat es in Schweden jeweils auch eine Toilettenentsorgung für Womos. Ich muss dort endlich wieder mal unseren Urinbehälter leeren. Und als ich dann grad noch den Wassertank füllen will, merke ich, dass ich keine Giesskanne dabei habe. Ok, kann man ja mal vergessen. Also beschliessen wir, beim nächsten Biltema wieder zu halten. Kurz vor dem Abfahren: Wart mal schnell…. Das kann ja nicht wahr sein! Warum können Frauen nicht auf die Toilette wenn die Blase voll ist? Ich meine ganz voll und sie dann ganz, aber wirklich ganz leeren? Dann sollte das doch einige Stunden reichen, oder? Natürlich denke ich das nur und sage: „ok, Liebling, mach nur“.
Kurze Zeit später sehen wir einen weiteren Biltema wo wir dann auch noch stoppen und ich mir einen super sensationellen faltbaren Wasserkanister kaufe, viel Besser wie jede Giesskanne. Vor der Abfahrt muss ich dann auch mal noch auf das WC und mache eine stinkwichtige Sitzung. Und dann hat es kein Klopapier auf der Rolle! Gibt es denn so was? „Sorry, habe ich das nicht gesagt?“
Irgendwann kommen wir dann doch noch in Falun an und fahren auf den Stellplatz bei der Kupfermine. Selbstverständlich machen wir einen Spaziergang um die Mine, wo über 1000 Jahre lang im Tagbau Kupfer gewonnen wurde. Das Loch ist auch entsprechend gross, denn im 17 Jahrhundert lieferte diese Mine 2/3 des gesamten Kupferbedarfs weltweit. Nebenprodukte des Bergbaus ist das rote Farbpigment Falunrot, das zu Schwedens Nationalfarbe wurde und tausende von Häusern so gestrichen worden sind. Diese Farbe wird hier noch immer produziert. Leider hat das Museum im Winter nur an den Wochenenden offen, einen Besuch liegt daher nicht drin.
Jetzt machen wir es uns gemütlich und ach ja, der Kühlschrank funktioniert auch wieder.
Heute kommen erste Zweifel auf, ob wir es bis ans Nordkap schaffen
es könnten noch lange 1700km werden
Zuerst läuft alles reibungslos. Wir fahren über schöne Strassen durch Schweden. Links Fichten- und Birkenwälder, rechts Birken- und Fichtenwälder. Wir beschlossen gestern noch, Walter und Anette in Selbu zu besuchen. Selbu liegt in Norwegen und ist für uns eigentlich kein Umweg, auch, weil wir dort dann grad auch noch LPG-Gas tanken können. Je weiter nördlich wir kommen, desto weniger Gas-Tankstellen gibt es. Und wenn es so richtig kalt ist, reicht unser Gasvorat für etwa 8 Tage, also sind wir um jede Tankstelle froh.
Auf den Inlandsvägen Richtung Norwegen tönt es dann vom Navi so: der Strasse für 124km folgen. Sind die 124km und die Ortschaft durch kommt die nächste Anweisung: folgen sie dieser Strasse für 145km. Links Fichten- und Birkenwälder, rechts Birken- und Fichtenwälder. Nur der Schnee ist manchmal mehr und manchmal etwas weniger. Die Strassen sind aber Schwarz geräumt, also das heisst, die Hauptstrassen. Will man links und rechts abzweigen ist entweder gar nicht geräumt, will heissen, die Strasse ist unter ca. 50cm Schnee oder dann eben nur weiss. Zum Glück müssen wir aber auf der Hauptstrasse bleiben. Der Schnee links und rechts wird immer höher, wir durchkreuzen ein schwedisches Skigebiet wo es aber mehr Schneemobile wie Skifahrer gibt.
An der Grenze zu Norwegen kontrolliert uns niemand, wir könnten da voll durchrasen, wenn sich nicht der Strassenbelag schlagartig ändern würde. Statt auf Asphalt fahren wir nun auf einer dicken Schnee- und Eisschicht, es sieht rutschig aus und durch die hohen Schneemaden auf der Seite wird es auch enger. Das kann doch nicht sein, dass wir schon auf der Höhe Trondheim schneebedeckte Strassen haben! Es sind noch 1700km bis ans Nordkap, wie sollen wir je da hochkommen?
Die Geschwindigkeit nimmt ab und meine Sorgen zu. Vielleicht war es doch ein Fehler, dass wir um diese Jahreszeit in den Norden fahren wollen? Werden wir mit unseren Winterpneus, die schon den Sand von Marokko drauf haben, es bis ans Nordkap schaffen?
und die schönen Rastplätze sind nicht geräumt
Auf einem kleinen Parkplatz stoppen wir und bewundern die Gegend. Der kommt mir irgendwie bekannt vor. Ist das nicht genau der gleiche Parkplatz, auf dem wir vor vier Jahren im Schneegestöber vom Juni übernachtet haben? Aber klar, es scheint so, dass wir hier nur immer bei Schnee durchfahren.
Nun geht die Strasse aber wieder den Berg Richtung Trondheim hinunter, die Temperatur wird wärmer und der Schnee verschwindet von der Strasse. Es wird doch noch alles gut und wir müssen nicht die gesamten restlichen Kilometer auf Schnee fahren.
Nach 18 Uhr treffen wir dann in Selbu ein und werden freudig empfangen. Wir richten uns vor dem Haus mit Sicht auf den Selbusjøen ein und quatschen dann den ganzen Abend bis tief in die Nacht, während dem wir vergeblich auf Nordlichter warten.
Hätte heute nicht sein sollen, aber es war trotzdem sehr schön.
Ach ja, aus dem normalen Radio kommt in Norwegen wirklich nix, die haben nur noch DAB+
Wir sind nun endgültig im skandinavischen Winter in Östersund angekommen
Eissonne an den Rädern
Morgens verquatschen wir mit Anette und Walter den ganzen Vormittag und als wir nach dem Mittag endlich abfahren wollen, kommen wir nicht weg. Die Einfahrt ist zu steil (oder einfach schlecht geräumt)…;-) Aber Walter holt seine Schneefräse hervor und befreit vor dem Knutschi den Platz vom Schnee. Ich hätte am liebsten selber mit der Schneefräse etwas herumgefräst, aber einem Einheimischen nimmt man sein Werkzeug nicht weg.
Beim zweiten Versuch klappt es dann knapp und wir können uns mit vielen Tipps wieder auf die Reise machen. Walter und Annett waren vor zwei Jahren im Hochwinter mit ihrem Womo am Nordkap und da hat er als fast Norweger mehr Erfahrung wie wir.
Allerdings sein erster Tipp um LPG zu tanken an einer Shell-Tankstelle am Flughafen schlägt fehl, LPG gibt es dort keines mehr. Aber ein paar Kilometer weiter gibt’s noch eine Zweite bei einer Autogarage, die wir dann auch finden. Aber diese Säule akzeptiert unsere Kreditkarten nicht, wir können machen, was wir wollen, es fliesst kein Gas. Da ist guter Rat teuer. Die nächste kommt erst in Alta und das ist in Nordnorwegen. Zur Not würden wir es bis dahin mit 1 1/2 Flaschen Gas irgendwie schaffen, aber das ist ja nicht unbedingt der Zweck, dass wir überall Gas sparen müssen. Also fahren wir zur ersten Tankstelle zurück und fragen. Aber sie können nicht helfen, Gasflaschen könnten sie uns anbieten, aber das nützt uns momentan noch nix und diese könnten wir überall auftreiben. Wir fahren wieder zur kaputten LPG-Säule vier Kilometer weiter und versuchen nochmals unser Glück. Wir haben tatsächlich Glück, ein junger Norweger steht grad da und will in seinem Auto wegfahren. Wie es sich herausstellt, ein Angestellter der per Zufall hier ist.
Ich erkläre ihm mit fliessend Norwegisch, dass die Säule nicht tut. Er schaut etwas ungläubig und probiert dann unsere Kreditkarte. Nachdem er feststellt, dass unsere Kreditkarte defekt ist, probiert er nun seine und diese funktioniert zum Glück auch nicht. Nun schaut er verdutzt drein und fragt uns, ob wir fünf Minuten Zeit hätten. Er geht ins Büro und startet die gesamte elektronische Anlage neu und siehe da, danach wird unsere Kreditkarte anstandslos akzeptiert und wir können voll tanken.
Es fühlt sich in Skandinavien mit vollem Gastank gleich viel besser an und so fahren wir gut gelaunt weiter Richtung Schweden zurück. Es schneit, aber die Strassen sind geräumt und nass. Es geht ziemlich gut vorwärts, wir überschreiten die Grenze zu Schweden und passieren immer noch bei Schneefall Are, dort wo jeweils die Skirennen stattfinden. Nun sinkt die Temperatur dann ziemlich schnell auf -5 Grad und so setzt sich der Schnee an und nicht nur dass, wir fahren die letzten 60km auf einer richtigen Eisschicht, Bremsweg schätzungsweise 500m. Zum Glück geht fast alles geradeaus und es ist sehr übersichtlich. Von den Schweden, die uns überholen lassen wir uns nicht jagen denn einige fahren auch schön brav hinter uns her und überholen auch nicht, wenn sie könnten. Wir haben also anscheinend für die Verhältnisse ein gutes Reisetempo.
Unser Tagesziel ist Östersund, wo es eine Übernachtungsmöglichkeit direkt am zugefrorenen See und doch fast mitten in der Stadt gibt. Bis wir dort sind müssen wir aber noch einige Kreisel meistern und bei einer Ampelanlage mit steigender Strasse schwitze ich ein wenig, ob wir da überhaupt je wieder wegkommen. Aber ganz sachte geht es und wir kommen gut auf dem Parkplatz am See an.
An unserem Knutschi haben sich überall vereiste Plastiken gebildet, die schönste ist am Raddeckel und die faszinierendsten an der Seite. Die kleinen Eiszapfen schauen alle nach vorne in die Fahrtrichtung! Sowas habe ich echt noch nie gesehen.
Nachtrag: auch früher abfahren hätte nix gebracht, die E14, die wir gefahren waren, war vorher wegen einem Erdrutsch gesperrt. Wir haben so allerdings nichts mitbekommen...
Es ist kalt, bitter kalt. Und es hat Schnee, viel Schnee.
es hat viel Schnee in Lappland
Morgens als wir erwachen zeigt das Thermometer -18 Grad an. Aussen natürlich, innen im Schlafbereich 16 Grad, im Wohnbereich 9 Grad. Also perfekt, und die Heizung läuft auf Stufe eins, die Trenntüre ist so im Winter Gold wert. Aber jetzt weiss ich, was ich in unserem Knutschi noch einbauen kann: Sitzheizung, Aussenspiegelheizung, Rückfahrkameraheizung, Lenkradheizung, Abwassertankheizung, Winterkühlschranklüftungsabdeckung…
Aber durch die Kälte sind der Schnee und das Eis ziemlich stumpf, also viel griffiger wie wenn es knapp unter Null ist. Wir kommen also gut weg und bevor wir auf der Schnellstrasse sind, stoppen wir noch schnell bei einem Wohnmobilhändler. Wir zeigen ihm unseren Kühlschrank, der einfach auf Gas nicht wirklich kühlt. Er schaut alles in Ruhe an und sagt uns dann, dass alles stimmt, es sei einfach zu kalt. Wir sollen die Winterabdeckungen an den Aussenlüftungen montieren. Wir haben keine, er hat keine, aber dafür hat er tolles Geschirr, dass wir noch nirgends gesehen haben. Und damit wir nicht umsonst bei ihm hielten, kauft Anita eben das Geschirr und strahlt über das gesamte Gesicht.
Das Wetter ist herrlich, blauer Himmel und sogar für skandinavische Verhältnisse liegt sehr viel Schnee. Die Temperaturen pendeln sich bei -15 bis -8 Grad ein. Wir kommen gut vorwärts, so gut eben, wie es die Strassenverhältnisse es zulassen. Zum Teil sind die Strassen geräumt und schwarz, zum Teil dann kilometerlange Eisflächen, meistens aber irgendein Mittelding. Eigentlich kein Problem, auch wenn wir nicht so rasen wie die Einheimischen, aber es hat so wenig Verkehr, dass uns vielleicht alle Viertelstunde mal ein Auto überholt und eins entgegenkommt.
vereisste Strassen sind normal
Die Fahrt ist einfach herrlich, genau so stellte ich mir Lappland immer vor und dass wir das jetzt schon so erleben dürfen ist ein riesen Glück.
In Storuman fahren wir dann in das Dörfchen und montieren die Schneeketten. Wir wollen zum Aussichtspunkt hochfahren, und da hat uns Walter gestern gesagt, es sei besser mit Schneeketten. Was er nicht gesagt hat, es ist sehr steil und wir kommen trotz Schneeketten nur knapp, aber doch problemlos hoch. Viele Wohnmobile waren im Winter sicher nicht da oben… Das war ein guter Test, auch für die Montage der Ketten haben wir jetzt wieder etwas Übung.
Wir klettern da auf den Turm hoch, sehen uns um und spüren die Kälte sofort wieder. Also wieder zurück ins Womo und die letzten 30km schaffen wir nun auch noch.
Unser Tagesziel ist der Campingplatz Sandsjogarden, der von Schweizern geführt wird und direkt an einem jetzt zugefrorenen See liegt. Wir wollen endlich mal in Skandinavien in die Sauna. Problemlos erreichen wir den Platz gegen 16 Uhr, richten uns ein, Essen etwas und bestellen die Saune am See auf 20 Uhr. Mann, wie wir uns auf dieses Erlebnis freuen, nur an das Bad danach im Eisloch kann ich mich noch nicht anfreunden….
unserer heutiger Aufenthaltsplatz
Wir berichten!
Und die Fische trotzdem nicht beissen
Eisfischen ohne Fische
Die Nacht hier am See war bitterkalt, wenigstens für unsere Verhältnisse. Sie war rund 8 Grad kälter wie noch gestern Nacht in Östersund, das heisst also ca. -26 Grad. Das merkte man natürlich auch Nachts und morgen früh im Wohnmobil. An den Fenstern überall Eisblumen. Um etwas Gas zu sparen, hatten wir vor einigen Tagen einen kleinen Elektroofen gekauft, den wir nun hier nachts laufen liessen. Hinten im Schlafbereich den Elektroofen, dazu unsere Womo-Heizung auf Strom, vorne im Wohnbereich alle Düsen zu und die Türe des Raumbades geschlossen, beim unteren Türspalt meine Hosen hingelegt, beim oberen Spalt meine Fliessjacke eingeklemmt. So hatten wir hinten eine schöne Schlaftemperatur von ca. 17 Grad. Perfekt.
Morgens im Wohnbereich waren dann aber nur noch -0,2 Grad, der wärmste Ort war dort im Kühlschrank. Wie läuft das denn eigentlich, wenn im Innern des Kühlschrank um die 8 Grad herrschen soll und aussen ist es kälter? Kann ein Kühlschrank heizen?
sogar Eiszapfen sind für etwas gut
Aus der Verpackung des neuen Elektroofens habe ich dann noch die Lüftungsgitter des Kühlschrankes von innen zugeklebt, damit er bei diesen kalten Temperaturen besser kühlt. Ich meinte es allerdings etwas zu gut, so, dass fast keine Luft mehr dazu kam und die Abwärmen des Kühlschrank nicht mehr wegkonnte. Es war tatsächlich im Kühlschrank am Wärmsten. Aber Glück gehabt, ich habe heute den Fehler gemerkt und nun verbessert.
Das einzige Problem dass wir nun haben, unser Abwassertank ist eingefroren. Ich Idiot habe das Abwasserventil geschlossen und das lässt sich nach so einer kalten Nacht dann natürlich nicht mehr bewegen. Auch wenn unser Womo heute den ganzen Tag an der Sonne stand, verbesserte dies die Situation nicht, denn auch an der Sonne hat es noch -2 Grad. Jetzt am späten Nachmittag schickte ich Anita Duschen, damit viel heisses Wasser in den Abwassertank fliesst, noch etwas Frostschutzmittel nachgeschüttet und nun hoffe ich, dass das reicht, damit er wieder auftaut. Er muss noch vor heute beim Eindunkeln frei sein, denn sonst haben wir morgen Früh einen pickelharten Eisklotz als Abwassertank. Und dann ist fertig mit Wasser verbrauchen auf dieser Reise. Wann erreichen wir dann wohl wieder die Plus-Grade?
Nichts desto trotz waren Anita und ich heute Eisfischen. Das Material konnten wir hier mieten und auch den Fischerschein für einen Tag bezahlen. Und dann ging es vollgepackt auf den See. Zuerst ca. 50cm Schnee wegschaufeln, bis wir auf dem Eis waren, einen schön grossen Platz auch für die Stühle frei machen und dann mit dem Eisbohrer ein Testloch bohren. Das ging besser und weicher wie erwartet, obwohl das Eis Schätzungsweise 60cm dick war. Diesen Winter sei es aber relativ dünn, da schon früh Schnee lag und dieser den See isolierte. Normalerweise sei um diese Zeit das Eis rund einen Meter dick.
Danach hocken Anita und ich mitten auf dem See und warten. Irgendwie kommt nie ein Fisch vorbei und so bohren wir weitere, besser Löcher, aber immer noch keine Fische. Auch merke ich, dass ich nicht der geborene Fischer bin, Löcher bohren ist weitaus spannender, wie auf Fische warten.
Ach ja, der Saunabesuch gestern Abend war einfach der Hit. Sehr heiss, tolle Aussicht auf den See und gaaaanz Alleine. Aber zum Glück war das Eisloch im See zugefroren und wälzen im Schnee musste genügen…
Aller Voraussicht fahren wir dann morgen weiter Richtung Norden, wenn das Auto dann nach so einer weiteren kalten Nacht anspringt...
Und unsere jetzige Station, das Holidayresort Sandsjögarden wird tatsächlich von den Schweizern mit den Huskyhunden geführt und viele von der SFR TV-Serie "Auf und davon" kennen. Es leben aktuell 18 Schlittenhunde hier ;-) und es ist absolut zu empfehlen!
Wir haben es mit einem ganz normalen Wohnmobil ab Stange im Winter bis an den Polarkreis geschafft!
unser Knutschi am Polarkreis
Wir erleben heute einen wunderschönen Tag aber nicht ganz ohne Problemchen. Nachdem wir in Sandsjögarden ausgecheckt haben, geht es bei schönem Winterwetter weiter Richtung Norden. Wir sind noch immer fasziniert von der Landschaft: zugefrorene und mit Schnee bedeckte Seen, Wälder, Hügel, gerade Strassen, weisse Landschaften. Obwohl wir ähnliches schon seit 1000km sehen ist es noch immer faszinierend. Bei einem Zwischenstopp streicht Anita Sandwiches und ich staune, dass unsere Trittstufe nicht ausfährt. Kurze Zeit später merken wir, dass wir überhaupt keinen Strom mehr haben. Mein Herz beginnt schneller zu pochen, wir sind mitten im Winter in Lappland und haben keinen Strom, damit funktioniert auch die Heizung nicht und wir erfrieren jämmerlich...
Ruhe bewahren, Hirn einschalten: Strom über den Wechselrichter haben wir, die Batterien sind also ok, Strom wenn der Motor läuft haben wir auch nur wenn er aus ist, ist alles tot. Das heisst, entweder ist das EBL hinüber oder die Leitung von den Batterien zum EBL. Das hatten wir doch schon mal, sinniere ich zu Anita. Stimmt, da war doch die fette orange Sicherung hinüber, ohne die gar nix geht. Irgendwo habe ich eine Ersatz, die ich auch schnell finde, nur wo sitzt denn die? Irgendwo in der Beifahrertüre in der Konsole meine ich und hole schon mal das Werkzeug. Wir stehen mitten im Wald und ich will gerade die Verkleidung der Mittelkonsole demontieren, als Anita sagt: „Wenn wir das schon mal hatten, steht doch das im Blog. Schau doch dort mal nach, was wir gemacht haben?“. Was für eine tolle Idee! Also nachschauen und lese, dass diese Sicherung vorne unter dem Beifahrersitz steckt. Sicherung wechseln und wir haben wieder Strom. Ich bin einfach genial, wie ich meine Ratschläge selber befolge und eine Ersatzsicherung habe (wie ich dazumal in diesem rettenden Beitrag geschrieben habe).
Noch besser Gelaunt wie vorher machen wir uns weiter auf den Weg zum Storfossen, einem imposanten Wasserfall, der uns Walter angegeben hat. Wir kommen gut dort an, merken aber, dass unser Tracker seit dem Stromausfall nicht mehr funktionierte, da seine Batterien eben auch grad leer waren. Gutes Timing!
Aber der Wasserfall ist wirklich sehenswert und imponiert uns total. Zum Glück hören wir auf solche Ratschläge und können dieses Schauspiel nun geniessen. Nach einer kurzen Wanderung den Wasserfall hinab und durch ein schönes Wäldchen zurück sind wir total happy. Aber aus einem Kaffee im Shop wird nichts, wir sind um 15:01 Uhr dort und der Shop schliesst um 15:00 Uhr. Macht ja nix, wir sind im Womo ja ausgerüstet.
Danach geht es weiter Richtung Jokkmokk wo wir nach 16 Uhr beim Polarkreis ankommen. Selbstverständlich machen wir Fotos, füllen frisches Wasser und sind leicht enttäuscht, dass die Stromsäulen im Winter ausser Betrieb sind. Aber: wir haben es bis zum Polarkreis geschafft.
wir haben es bis an den Polarkreis geschafft
So beschliessen wir, die 7km nach Jokkmokk zu fahren und dort auf dem Campingplatz zu übernachten. Aber auch bei diesem sind wir knapp zu spät dran, die Rezeption und die Schranke schliessen um 16 Uhr. Aber wir haben ja eine Alternative, wir haben die Koordinaten von einem Rastplatz nur ein paar Kilometer weiter.
Kurze Zeit später sind wir dort und der ist einfach perfekt: direkt am zugefrorenen See, Sicht auf den Sonnenuntergang und ganz alleine. Einfach nur perfekt und wir haben Top Laune.
Jetzt haben wir nur noch das klitzekleine Problem, dass unser Grauwassertank eingefroren ist. Gestern konnte ich wenigstens das Ventil mit unserem kleinen Elektroofen auftauen und öffnen, aber Wasser rinnt keines raus. Trotz schlechtem Gewissen sind wir heute immer mit offenen Ventil gefahren und insgeheim habe ich gehofft, dass wir durch das Rütteln und die heutigen Temperaturen bis 4 Grad vielleicht plötzlich Wasser verlieren. Gesehen hätte es niemand, denn wir hatten praktisch nie ein Fahrzeug hinter uns und durch die vom tauenden Schnee nassen Strassen wäre es auch nicht aufgefallen.
Auf dem Parkplatz ist unser Grauwassertank immer noch halb voll und es tropft ein Tropfen nach dem andern aus dem Auslauf. So kriegen wir den aber nie leer. Ich stelle das Auto so hin, dass der Tank von der sehr tief stehenden Sonne voll beschienen wird. Aber es nützt einfach nichts, es tropft weiterhin ziemlich langsam. Jetzt ist guter Rat teuer. So kurz vor dem Auftauen sind wir in den nächsten Tagen wahrscheinlich nie mehr, morgen früh wird er wieder pickelhart gefroren sein.
der erfolgreiche Versuch, den Grauwassertank aufzutauen
Jetzt kommt die Schweizer Lösung: Wir haben ja ein Fondue-Rechaud hier und damit auch so eine Brennpaste mit Rechaud. Also krame ich das hervor, zünde es an und stelle es unter den Wassertank. Nicht zum Nachmachen!! Die Wirkung ist aber sehr, sehr bescheiden, nicht mal die Eiszapfen über der Flamme schmelzen… Ich muss noch einen Windschutz bauen und danach tropft wenigstens die Eiszapfen unter dem Wassertank langsam weg.
Auch der Ablass beginnt etwas schneller zu tropfen und 10 Minuten später rinnt ein ganz kleines Rinnsal heraus. Wenigstens ein kleines Erfolgserlebnis. Aber ob das jetzt von der Sonne ist oder von meiner genialen Idee, lässt sich nicht feststellen. Da ich der Flamme unter meinem Womo nicht traue, bleibe ich die ganze Zeit draussen und beobachte das geschehen, während meine Hände immer kälter werden. Das Rechaud mag nicht mal meine Hände wärmen, als ich unters Womo krieche. Aber ganz langsam wird das Rinnsal etwas grösser und just in dem Augenblick, als die Sonne untergeht und es wieder kalt wird, haben wir nur noch 25% voll. 60 Minuten auslaufen für etwa 20 Liter, das kann ja ewig dauern.
Aber man glaubt es kaum, auch als ich meine Flamme unter dem Womo wieder hervor nehme, ablösche und mich ins Womo verfrachte läuft das Rinnsal weiter und nach dem Abendessen ist unser Abwassertank leer!! Was für ein Erfolg und was für ein Tag!
Was wir nun schon alles gemeistert haben auf dieser Reise: tropfender Boiler, Kühlschrank der nicht kühlt, Stromausfall und eingefrorener Grauwassertank. Nichts, aber gar nix kann uns stoppen!
Wir haben noch genug Zeit und auf der norwegischen Küste tobt ein Schneesturm.
die Kapelle des Ice-Hotels
Ich lasse meine Anita heute ausschlafen, denn wir haben es nicht mehr eilig. Die Strassen auf der norwegischen Seite sind praktisch alle gesperrt wegen zu viel Schnee und Schneeräumung. Auch das Nordkap ist zu und dort sind ein paar Touristen mit ihren Fahrzeugen in Honningsvag eingeschlossen und können nicht mehr zurück. Also momentan auch keine guten Zeichen für den Abstecher auf die Lofoten.
viele Strassen in Norwegen sind gesperrt
So starten wir gemütlich und fahren zurück nach Jokkmokk einkaufen. Wir brauchen noch Enteisungsmittel und diese fette dicke 40 A-Sicherung als Reserve. Allerdings kennen sie so eine Sicherung an keiner Tankstelle und einen Bitema und die ganz grossen Einkaufszentren findet man so hoch im Norden nicht mehr. Aber halb so schlimm, fahren wir ohne Reserve weiter. Aber ich bin nochmals froh, dass wir so eine Ersatzsicherung dabei hatten, sonst wären wir schön am Arsch.
Wir haben uns heute 100km vorgenommen und wollen auf einem Aussichtspunkt übernachten und die Nordlichter sehen. Die Abzweigung zu diesem Aussichtspunkt finden wir dann problemlos, allerdings die Strasse da hoch wurde zu einer Langlaufloipe umfunktioniert. Also fällt diese Möglichkeit ins Wasser. Uns auf dem Parkplatz zum Übernachten einzurichten jetzt um 12 Uhr Mittags ist irgendwie nicht unser Ding. Die Beratung dauert keine 10 Sekunden und wir beschliessen, weiter zu fahren.
Nur wenige Kilometer später zeigt ein Wegweiser zu einem Skigebiet, dem wir dann spontan folgen. Da ist echt noch Hochbetrieb, aber die Lifte sind schon etwas in die Jahre gekommen und die Abfahrten auch nicht wirklich lange. Aber es hätte sogar Stromsäulen bei den Parkplätzen und dadurch auch einige Wohnwagen und Wohnmobile, die hier stehen.
Da es immer noch erst 12:30 Uhr ist fahren wir dann auch hier weiter. Wir sind eher die Fahrertypen wie die Steher… Wir programmieren das Ziel unseres Navis beim Eishotel in der Nähe von Kiruna.
Die Fahrt dorthin ist wie gestern, vorgestern, vorvorgestern und davor auch wieder schön, aber das Wetter ist mit Wolken verhangen und daher schaut die Landschaft nicht mehr ganz so intensiv aus. Die Laune an Bord ist trotzdem sehr gut, Anita strickt und ich lese, äh fahre.
Richtung Kiruna nimmt dann der Gegenverkehr leicht zu, man merkt, dass die Norweger auch Osterferien haben und mit ihren Schneemobilen nach Schweden fahren. Nicht übertrieben, 50% vom Gegenverkehr fährt mit Anhänger und darauf ein oder zwei Schneemobile. Dazu vorne ein Elchgitter, separate Scheinwerfer und eine Dachbox. Das Elchgitter und die Scheinwerfer will ich auch vor unserem Wohnmobil montieren, würde doch echt cool aussehen. Auf die Dachbox kann ich verzichten und das Schneemobil könnten wir zu Hause doch etwas zu wenig nutzen… Aber hier haben sie schon ein anderes Verhältnis zum Schnee: die alten Menschen haben Kufen an ihrem Rollator, die Mütter gehen mit Kinderwagen auf Schlitten einkaufen und die Männer haben eine Motorsäge und ein Schneemobil…
Beim Eishotel in Jukkasjärvi finden wir sofort einen Parkplatz und sind echt gepannt was uns erwartet. Wir können es uns einfach nicht richtig vorstellen. Wir kaufen zwei Eintrittskarten und treten durch eine Türe mit Elchfell bezogen ins Hotel. Wow, uns verschlägt es auf Anhieb die Sprache: Die Rezeption von einem Künster völlig aus Eis gestaltet, wie alles hier drin, Wände, Decken, Stühle, einfach alles. Und es ist riesig! Vom mit Säulen ausgestatteten Hauptgang zweigen fünf Gänge ab und in jedem dieser Gänge hat es etwa sechs Zimmer, inkl. Zimmernummer und als Türe ein Fell.
Die Hälfte der Zimmer sind von Künstlern gestaltet, vom King-Kong-Zimmer, über das Astronauten-, Eiskönigin-, Monster- und was weiss ich für Zimmer. Sogar eine Kapelle hat es im Hotel! Es ist echt beeindruckend! Und man kann richtig darin einchecken und eine Nacht darin schlafen, auch die Betten sind aus Eis. Wenn ich das genau Datum gewusst hätte, wann wir hier sind, hätte ich als Überraschung eine Nacht gebucht. Jetzt bin ich froh, dass ich es nicht gemacht habe. Es ist echt kalt im Hotel und ich weiss nicht, ob das ein Spass ist, bei -5 Grad Zimmertemperatur auf einem harten Eisbett zu schlafen. Wir bevorzugen eindeutig unser Knutschi. Aber da wirklich Gäste im Eishotel schlafen, gibt es Feuerlöscher und eine Sprinkleranlage. Nimmt mich wunder, was da brennen sollte…
Es können tagsüber alle Zimmer besichtigt werden, der Eintritt ist zwar ziemlich hoch, aber es lohnt sich echt! Ich bereue keine einzige Krone!
Nach dem Besuch fahren wir etwas ziellos nach Kiruna selber und überlegen uns, was wir jetzt um 16 Uhr noch anfangen sollen. 90km entfernt wäre in Abikso die Aurora Sky Station, nach der Werbung der Ort, wo man am sichersten Nordlichter beobachten kann. Das wäre ja was, da auf heute eine etwas stärkere Aktivität vorausgesagt wird. Also fahren wir einfach nochmals weiter. Die Strassen sind gut, wir kommen gut vorwärts. Nur als ein riesiger Schneepflug in höllen Tempo auf uns zurast, gibt es etwas Aufregung aber Anita hat den Fotoapparat nicht bereit! Und wie bitte schön, soll sie einen Elch fotografieren, wenn sie nicht mal den Schneepflug erwischt?
Es sieht nun in Schweden fast aus wie in Norwegen
Wir fahren an schönen Rastplätzen vorbei, merken uns einige und sind dann tatsächlich an der Talstation der Aurora Sky Station. Aber es prangt ein grosses Schild dort: closed. Mischt, die haben tatsächlich schon Sommerpause, dabei beginnt es ja zu schneien! Mit Nordlichtern würde es heute wahrscheinlich wegen der Wolkendecke sowiso nichts werden, also drehen wir um und fahren zu einem Rastplatz.
Hier sind vier norwegische Womos zu einer Wagenburg hingestellt und die Besatzungen sitzen draussen am Grill, tratschen, trinken und essen. (es ist übrigens -4 Grad). Nach einer kurzen Begrüssung verzeihen wir uns lieber nach drinnen. (Die sitzen jetzt übrigens immer noch draussen, während der Blog online ist).
Zum Titel: wir haben heute doch tatsächlich schon wieder 300km gemacht, obwohl wir doch verlangsamen wollten… Und eine Ersatzsicherung haben wir auch noch keine, jetzt müssen wir in den nächsten Tagen hier oben dann noch einen Womohändler suchen.
unseres Reisestrecke