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Griechenland 2017
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Campen am Polarkreis

Wir haben es mit einem ganz normalen Wohnmobil ab Stange im Winter bis an den Polarkreis geschafft!

unser Knutschi am Polarkreis

Wir erleben heute einen wunderschönen Tag aber nicht ganz ohne Problemchen. Nachdem wir in Sandsjögarden ausgecheckt haben, geht es bei schönem Winterwetter weiter Richtung Norden. Wir sind noch immer fasziniert von der Landschaft: zugefrorene und mit Schnee bedeckte Seen, Wälder, Hügel, gerade Strassen, weisse Landschaften. Obwohl wir ähnliches schon seit 1000km sehen ist es noch immer faszinierend. Bei einem Zwischenstopp streicht Anita Sandwiches und ich staune, dass unsere Trittstufe nicht ausfährt. Kurze Zeit später merken wir, dass wir überhaupt keinen Strom mehr haben. Mein Herz beginnt schneller zu pochen, wir sind mitten im Winter in Lappland und haben keinen Strom, damit funktioniert auch die Heizung nicht und wir erfrieren jämmerlich...

Ruhe bewahren, Hirn einschalten: Strom über den Wechselrichter haben wir, die Batterien sind also ok, Strom wenn der Motor läuft haben wir auch nur wenn er aus ist, ist alles tot. Das heisst, entweder ist das EBL hinüber oder die Leitung von den Batterien zum EBL. Das hatten wir doch schon mal, sinniere ich zu Anita. Stimmt, da war doch die fette orange Sicherung hinüber, ohne die gar nix geht. Irgendwo habe ich eine Ersatz, die ich auch schnell finde, nur wo sitzt denn die? Irgendwo in der Beifahrertüre in der Konsole meine ich und hole schon mal das Werkzeug. Wir stehen mitten im Wald und ich will gerade die Verkleidung der Mittelkonsole demontieren, als Anita sagt: „Wenn wir das schon mal hatten, steht doch das im Blog. Schau doch dort mal nach, was wir gemacht haben?“. Was für eine tolle Idee! Also nachschauen und lese, dass diese Sicherung vorne unter dem Beifahrersitz steckt. Sicherung wechseln und wir haben wieder Strom. Ich bin einfach genial, wie ich meine Ratschläge selber befolge und eine Ersatzsicherung habe (wie ich dazumal in diesem rettenden Beitrag geschrieben habe).

Noch besser Gelaunt wie vorher machen wir uns weiter auf den Weg zum Storfossen, einem imposanten Wasserfall, der uns Walter angegeben hat. Wir kommen gut dort an, merken aber, dass unser Tracker seit dem Stromausfall nicht mehr funktionierte, da seine Batterien eben auch grad leer waren. Gutes Timing!

Storfossen

Aber der Wasserfall ist wirklich sehenswert und imponiert uns total. Zum Glück hören wir auf solche Ratschläge und können dieses Schauspiel nun geniessen. Nach einer kurzen Wanderung den Wasserfall hinab und durch ein schönes Wäldchen zurück sind wir total happy. Aber aus einem Kaffee im Shop wird nichts, wir sind um 15:01 Uhr dort und der Shop schliesst um 15:00 Uhr. Macht ja nix, wir sind im Womo ja ausgerüstet.

Danach geht es weiter Richtung Jokkmokk wo wir nach 16 Uhr beim Polarkreis ankommen. Selbstverständlich machen wir Fotos, füllen frisches Wasser und sind leicht enttäuscht, dass die Stromsäulen im Winter ausser Betrieb sind. Aber: wir haben es bis zum Polarkreis geschafft.

wir haben es bis an den Polarkreis geschafft

So beschliessen wir, die 7km nach Jokkmokk zu fahren und dort auf dem Campingplatz zu übernachten. Aber auch bei diesem sind wir knapp zu spät dran, die Rezeption und die Schranke schliessen um 16 Uhr. Aber wir haben ja eine Alternative, wir haben die Koordinaten von einem Rastplatz nur ein paar Kilometer weiter.

Kurze Zeit später sind wir dort und der ist einfach perfekt: direkt am zugefrorenen See, Sicht auf den Sonnenuntergang und ganz alleine. Einfach nur perfekt und wir haben Top Laune.

Jetzt haben wir nur noch das klitzekleine Problem, dass unser Grauwassertank eingefroren ist. Gestern konnte ich wenigstens das Ventil mit unserem kleinen Elektroofen auftauen und öffnen, aber Wasser rinnt keines raus. Trotz schlechtem Gewissen sind wir heute immer mit offenen Ventil gefahren und insgeheim habe ich gehofft, dass wir durch das Rütteln und die heutigen Temperaturen bis 4 Grad vielleicht plötzlich Wasser verlieren. Gesehen hätte es niemand, denn wir hatten praktisch nie ein Fahrzeug hinter uns und durch die vom tauenden Schnee nassen Strassen wäre es auch nicht aufgefallen.

Auf dem Parkplatz ist unser Grauwassertank immer noch halb voll und es tropft ein Tropfen nach dem andern aus dem Auslauf. So kriegen wir den aber nie leer. Ich stelle das Auto so hin, dass der Tank von der sehr tief stehenden Sonne voll beschienen wird. Aber es nützt einfach nichts, es tropft weiterhin ziemlich langsam. Jetzt ist guter Rat teuer. So kurz vor dem Auftauen sind wir in den nächsten Tagen wahrscheinlich nie mehr, morgen früh wird er wieder pickelhart gefroren sein.

der erfolgreiche Versuch, den Grauwassertank aufzutauen

Jetzt kommt die Schweizer Lösung: Wir haben ja ein Fondue-Rechaud hier und damit auch so eine Brennpaste mit Rechaud. Also krame ich das hervor, zünde es an und stelle es unter den Wassertank. Nicht zum Nachmachen!! Die Wirkung ist aber sehr, sehr bescheiden, nicht mal die Eiszapfen über der Flamme schmelzen… Ich muss noch einen Windschutz bauen und danach tropft wenigstens die Eiszapfen unter dem Wassertank langsam weg.

Auch der Ablass beginnt etwas schneller zu tropfen und 10 Minuten später rinnt ein ganz kleines Rinnsal heraus. Wenigstens ein kleines Erfolgserlebnis. Aber ob das jetzt von der Sonne ist oder von meiner genialen Idee, lässt sich nicht feststellen. Da ich der Flamme unter meinem Womo nicht traue, bleibe ich die ganze Zeit draussen und beobachte das geschehen, während meine Hände immer kälter werden. Das Rechaud mag nicht mal meine Hände wärmen, als ich unters Womo krieche. Aber ganz langsam wird das Rinnsal etwas grösser und just in dem Augenblick, als  die Sonne untergeht und es wieder kalt wird, haben wir nur noch 25% voll. 60 Minuten auslaufen für etwa 20 Liter, das kann ja ewig dauern.

Aussicht beim Abendessen

Aber man glaubt es kaum, auch als ich meine Flamme unter dem Womo wieder hervor nehme, ablösche und mich ins Womo verfrachte läuft das Rinnsal weiter und nach dem Abendessen ist unser Abwassertank leer!! Was für ein Erfolg und was für ein Tag!

Was wir nun schon alles gemeistert haben auf dieser Reise: tropfender Boiler, Kühlschrank der nicht kühlt, Stromausfall und eingefrorener Grauwassertank. Nichts, aber gar nix kann uns stoppen!

Übernachtung

Jokkmokk - Laponia*
frei

direkt am See, Rastplatz ohne nichts

Koordinaten: 66.64212,19.824475
N 66° 38' 31.6"  E 19° 49' 28.1"
letzter Besuch: 3.2018

28.3.2018 - Hallo, da gab es wohl dann zum Abendbrot kaltes Fondue ! Wünschen Euch eine gute Weiterreise. Annett und Walter

Walter7149


28.3.2018 - Hallo zusammen. Gratuliere zu Eurem Abendteuer!!!!!!!!!! Eingefrorener Grauwassertank (sollte er wieder einfrieren): Es gibt sicher irgendwo eine Wasch - Halle für Fahrzeuge. Diese müsste beheizt sein, das Fahrzeug waschen und den Grauwassertank auftauen lassen. Weiterhin gute Fahrt und viel Freude in einem wunderschönen Land! Viele Grüsse aus der nassen Schweiz Hansruedi

- Hansruedi


29.3.2018 - Ihr Zwei seid schon der Hammer.

- Adolf Stoll


29.3.2018 - Hallo ihr zwei Jokkmokk ist bekannt für den größten Wintermarkt der Samen, und das schon seit über 400 Jahren! Schade dass ihr da zu spät kommt, der ist immer Anfang Februar. Dass es heuer viel Schnee in Skandinavien gibt, haben wir vor einer Woche in den Sunnmøre Alps in Norwegen bei super Skitouren erlebt. Weiterhin eine tolle Reise und noch viele "tolle" Abenteuer, sonst wäre so ein Urlaub ja ohne Spannung :) Gruß Jörg

Jörg


29.3.2018 - super Bilder! spitzen Berichte.....Weiterhin viel Spass Rolf und Anita.. Bald geht's lost mit unserm Trip... saluti vom eisfreien Bodensee ;-)

- Andreas


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