Headbild
Griechenland 2017
Sie befinden sich: Blog \ Reisebericht

Knapp vor dem Nordkap gescheitert

Ein traumhafter Tag auf den nördlichsten Strassen, aber es hat einfach zu viel Schnee

Die Strasse ans Nordkap ist geschlossen

Wieder nach einer ruhigen Nacht direkt am Fjord schaue ich nach dem Erwachen um 7 Uhr zuerst auf mein Handy und schaue den Strassenzustandsbericht an. Alles beim alten, Nordkap zu und die Zufahrten auch. Also haben wir einen gemächlichen Tag und überlegen uns in Ruhe, wohin es heute geht.

Aus unerfindlichen Gründen schaue ich aber fünf Minuten später nochmals nach und plötzlich fehlen auf dieser Karte rote Kreuze. Sofort aufstehen und Laptop holen, dort habe ich einen besseren Überblick.

Wow, die Konvoifahrten bis Honningsvåg sind aufgehoben, jeder kann nun wieder dorthin gelangen und ab 9 Uhr fährt die erste geführte Autokolonne von Honningsvåg nach Skarsvåg, also quasi am Nordkap vorbei. Und bei der Strasse zum Nordkap steht die Bemerkung: geschlossen wegen Räumarbeiten. Gestern hiess es noch, geschlossen wegen Sturm. Wenn ich das jetzt richtig interpretieren, könnten wir sofort abfahren nach Honningsvåg, und dort im Konvoi zum Abzweiger Nordkap und dann dort warten, bis die Strasse für den Konvoi zum Nordkap freigegeben wird und wir würden heute noch an den nördlichsten Punkt unserer Reise kommen.

Strassenverhältnisse über mehr als 100km

Ich breche in Hektik aus, trommle Anita aus dem Bett, mache unser Knutschi abfahrbereit, räume innen auf und zwinge Anita zu einem mürrischen Blick, denn ich streiche ihren Morgenkaffee und das ganze Frühstück. Es muss schnell gehen, denn wir haben knapp drei Stunden Zeit für 130km auf verreisten und schneebedeckten Strassen bis zum Abzweiger ans Nordkap.

Wir düsen los, so schnell es eben geht und durchfahren eine noch traumhaftere Landschaft wie gestern. Dunkelblaues Meer, weisse Hügel, blauer Himmel. Wir sind alleine unterwegs und vergessen bald, dass wir eigentlich in Zeitnot sind. Wir geniessen die Fahrt, stoppen wieder überall und machen Fotos. Vor den Steigungen hole ich jeweils etwas Anlauf, damit wir sicher hoch kommen. Es geht immer weiter, immer mehr Schnee, immer schöneres Wetter. Es ist einfach eine geniale Fahrt durch eine geniale Winterlandschaft.

Im Nordkap-Tunnel geht es steil nach unten, unter dem Meer durch und dann wieder rauf fast direkt nach Honningsvåg. Dort ist nun die Schranke offen, also ist die Kolonnenfahrt auch schon aufgehoben. Die räumen aber zügig, diese Norweger! 

zwischen Honningsvag und Nordkapp

Beim geschlossenen Nordkap-Campingplatz 20km vor dem Nordkap montieren wir dann doch die Schneeketten. Bis jetzt ging es problemlos ohne, aber da nun eine 3km lange Steigung, die bis zu 9% steil ist, ansteht montiere ich die Ketten aus Sicherheitsgründen. Ich will dann nicht wie ein Depp aussehen, der von der Strasse rutscht oder steckenbleibt. Und ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass wir ohne hochkommen. Wir wissen es auch jetzt schon, dass es auf den 11 Uhr Konvoi nicht mehr reicht, nehmen wir eben den nächsten um 12:30 Uhr.

Mit den Schneeketten kommen wir dann problemlos hoch und wir können uns einfach nicht satt sehen. Unglaublich schön. Nach ein paar Kilometern sehen wir dann unsere wichtige Abzweigung und sind zuerst etwas enttäuscht: die Schranke ist unten, eine Schneefräse parkiert und die gesamte Strasse zum Nordkap tief eingeschneit. Absolut kein Durchkommen und so kann diese Strasse auch heute nicht mehr geöffnet werden.

Die Enttäuschung verschwindet aber schnell, wir haben es soweit geschafft, wie es eben ging und wenn zu viel Schnee liegt, dann ist es eben so. Immerhin sind wir ja nun die ersten Touristen seit einer Woche, die es immerhin bis hierhin geschafft haben.

Wir holen nun das Frühstück nach, geniessen die Sonne, machen Fotos und fahren danach als Alternative zum nördlichsten Fischerdorf nach Skarsvåg. Die paar Kilometer schaffen wir auch noch.

Hafen von Skarsvag

Der Rundgang zu Fuss ist auch ein Erlebnis in dieser Landschaft und wir sind absolut zufrieden, auch wenn wir es doch nicht ganz bis ans Nordkap geschafft haben. Irgendwie sind wir doch stolz auf uns und auf unser Knutschi. Wir haben dem Winter so viel Weg abgetrotzt, wie es nur möglich war.

Wir beschliessen dann, nach Honningsvåg zurück zu fahren und uns dort einen Übernachtungsplatz zu suchen. Beim Nordkapabzweiger treffen wir nun noch ein chinesisches Pärchen, das auch etwas enttäuscht ist, aber wir fotografieren uns gegenseitig vor der Schranke und verabschieden uns dann herzlich.

Ein paar Kilometer später sehen wir ein französisches Auto mit Warnblinkanlage im Tiefschnee festsitzen. Der spanische Fahrer kam von der Strasse ab und kommt mit seinem 4x4 Audi nicht mehr weg. Gleichzeitig mit uns fährt noch ein Einheimischer und nochmals Touristen an die Stelle. Mit Schieben bringen wir dieses Auto nicht mehr auf die Strasse. Der Einheimische wendet sein Auto mit den Spikes und Anhängerkupplung, ich hole mein Abschleppseil und die Antirutschmatten und so können wir den Spanier aus seiner misslichen Lage befreien. Er bedankt sich überschwänglich und mag danach auch wieder strahlen.

praktisch nur solchen Gegenverkehr

Wir setzen unser Fahrt fort und finden direkt am Hafen beim geschlossenen Touristenbüro einen Parkplatz 2m vom Meer entfernt. Den Souvenir-Shop der gerade mit Hurtigrouten-Touristen überfüllt ist, betreten wir erst, kurz bevor dieses Schiff wieder ablegt. Wir sind nun wieder die beiden einzigen Touristen hier im Laden. Die Verkäuferin und ihr Sohn beraten uns dann bei den Jacken. Ich habe so eine schön blaue gesehen, Anita eine weisse und einen extrem schönen Norwegerpulli. Und jetzt im Frühling alles um 50% reduziert. Und jetzt mal ehrlich, wo findet man so tolle Jacken für den Winter wenn nicht im allerhöchsten Norden? Wir kaufen schlussendlich alle drei Stücke und sind ganz stolz. Allerdings merken wir auch nicht, dass sie den Laden nun eigentlich schliessen wollen, denn das Schiff ist weg und die nächsten Touristen kommen erst morgen mit dem nächsten.

Wir fragen auch noch höflich, ob wir da auf dem Parkplatz wohl übernachten dürften und klar, dürfen wir, das sei doch selbstverständlich. Und die Verkäuferin schaut dann noch auf ihrem Handy die Wetterprognosen nach und erklärt mir, dass sehr wahrscheinlich die Nordkapstrasse auch morgen noch nicht geöffnet wird. Zuviel Wind morgen und auch Schneefall, da wird nicht mehr geräumt.

Für uns irgendwie schon nicht mehr wichtig, wir hatten bis anhin eine so tolle Fahrt, da muss das Nordkap nicht mehr unbedingt sein.

Die Arbeit kommt aber jetzt: wie finde ich aus 400 tollen Fotos die fünf allertollsten?

Übernachtung

Honningsvåg - Hafen***
frei

am Hafen ohne nichts

Koordinaten: 70.98257,25.966750
N 70° 58' 57.3"  E 25° 58' 0.3"
letzter Besuch: 4.2018

2.4.2018 - Hallo Anita und Rolf, jetzt seid ihr nun schon so weit gekommen und kurz vor dem Ziel wollt ihr aufgeben ? Etwas mehr Gelassenheit und Geduld solltet ihr schon haben. Der norwegische Winterdienst hat in 17 Stunden 50 km Straße geräumt, da gehen die letzten 13 km bis zum Nordkap manchmal ganz schnell bei der Räumtechnik die jetzt vor Ort ist. Nehmt euch die Zeit und wartet ab.

Walter7149


2.4.2018 - Hallo Ihr Abenteurer! Nicht aufgeben, abwarten! Grüsse aus der Schweiz Hansruedi

- Hansruedi


2.4.2018 - Hallo Rolf und Anita Gratuliere, ihr seid sehr hoch gekommen. Wollte euch nur kurz schreiben, dass in Kjöllefjord, das ist ein Fischerdorf auf der Nordkinnhalbinsel, nicht weit unterhalb des Nordkaps eine junge Schweizerin auf dem Tourismusbüro arbeitet und sich sicher freuen würde, euch zu sehen. Dort hat es auch einen sehr schönen Stellplatz. Wir waren im Sommer dort und haben sie kennengelernt. Später habe ich über sie geschrieben für verschiedene Zeitungen. ich schicke euch per Mail den Zeitungsartikel.Es ist eine ganz lässige 29-jährige Frau aus Lufingen, die seit einem knappen Jahr dort oben lebt und arbeitet und Ausflüge für Hurtigrutengäste organisiert. Machets weiterhin gut und häbet Sorg.

Ruth


2.4.2018 - Na ihr zwei Schneehasen! Toll gemacht, ziehe den Hut vor Euch. Ich würde auch noch einen Tag warten und das Wetter beobachten. Drücke die Daumen. Viele Grüße

- Peter


3.4.2018 - Toller Bericht, spannend zu lesen! Danke und weiterhin gute Fahrt!

Esther


3.4.2018 - Hallo, ich reise schon die ganze Zeit bei euch mit. Habt ihr ein Glück mit dem Wetter, traumhaft! Und jetzt habt ihr offenbar das Nordkapp auch noch erreicht. Ich habe gerade euer Mobil und wahrscheinlich auch euch auf der borealis-webcam entdeckt. Herzlichen Glückwunsch! LGElfie

- bonjourelfie


3.4.2018 - Hallo Ihr Zwei! Nun habt Ihr ja die Erfahrung vn Wlater, im Winter mit dem Mobil auf dem Nordkap gewesen zu sein, egalisiert. Man konnte Euer Mobil schon ziemlich deutlich auf der Webcam erkennen und eine Person in roter Jacke auch. Könntet Ihr also gewesen sein. Jetzt scheint Ihr auf dem Weg nach Hammerfest zu sein. Sicher habt Ihr da von Walter noch einen Stellplatztipp. Ich wünsch Euch noch eine tolle Reise weiterhin. Wir haben Euch im Blick

- Werner(rundefan)


Diesen Artikel kommentieren oder Fragen dazu stellen