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Mit dem Velo durchs Elbsandsteingebirge

Elbe, Kuhstall und Gottesdienst

Ich sitze völlig kaputt in unserem warmen Knutschi, nach einer Velorunde von 70km darf ich das auch sein, oder? Auch wenn wir mit E-Bikes unterwegs waren…

Am Morgen hat es grauen Himmel, der Wetterbericht meldet aber keinen Regen und gegen Abend sogar ziemlich schön. Genau so wird es dann auch sein, aber wir packen, dem Wetterbericht nicht trauend, den Regenschutz auf unsere E-Bikes, eine warme Jacke dazu und Anita zieht sogar noch Handschuhe an. Dann fahren wir um 10 Uhr los, zuerst zwei Km Richtung Bastei und dann rechts den offiziellen Radweg durch die Sächsische Schweiz nach Wehlen an der Elbe. Es geht durch den Wald, zwischen steilen Felsen immer leicht runter. Wir sind nur schon von diesen ersten 7km begeistert (siehe Titelbild). Es ist mystisch, dunkle steile Felsen, frische grüne Blätter an den Bäumen und mittendurch ein Fahrradweg. Die Tour hat sich schon gelohnt, als wir am Ufer der Elbe ankommen. Von da geht es flussaufwärts am linken Ufer entlang bis zum Kurort Rathen, hoch über uns thront die Brücke, die wir gestern besichtigt haben, zu sehen ist sie von unten aber nicht.

der Elbe entlang

In Rathen nehmen wir die Seilfähre auf die andere Elbeseite und radeln ganz gemütlich schön flach Richtung Bad Schandau. Zur grössten Festung in Königstein schauen wir nur hinauf. Das Wetter lässt keine wirklich guten Fotos zu und ausserdem wäre es noch ein ziemlichen Berg, um zur Festung hoch zu fahren. Also radeln wir unten am Elbeufer daran vorbei, wo wir dann den Raddampfer Pirna überholen, der sich wie heute seit 125 Jahren gegen die Elbströmung flussaufwärts quält und unter den Brücken seinen Schornstein einklappen muss.

Etwas weiter in Bad Schandau gönnen wir uns eine Pause und essen gleich an der Elbe Käsespätzle und Pinsa bevor wir das Dorf besichtigen. Es ist praktisch nichts los, obwohl Sonntag ist. Ist es den Touristen zu kalt?

3km nach dem Dorf verlassen wir die Elbe und fahren wieder dem offiziellen Naturparkradweg durch Wälder und zwischen Felsen berghoch und runter. Kein Meter ist flach, die Wege sind Naturstrasse und wir mit den E-MTB perfekt ausgerüstet. Vorbei an Falkenstein, Teufelsturm, Affensteine, Blossstock und wie die Felsformationen alle heissen. Dann endlich kommen wir bei Felsenmühle auf die asphaltierte Kirnitzschtalstrasse und es läuft wieder etwas leichter. Aber schon wenig später weisst uns der Wegweiser zum Kuhstall links weg. Und jetzt geht es 1.5km so richtig, richtig steil berghoch. Mein Eco-Modus reicht eindeutig nicht, da muss die Elektrounterstützung zwei Stufen hochgeschaltet werden, damit ich nicht einen Lungenkollaps hole. Und dann sind wir überrascht, als wir beim Felsentor Kuhstall ankommen: da ist richtig viel los. Ansprachen werden gehalten, die Blaskappelle spielt vor richtig vielen Leuten. Von wo kommen die denn alle her? Wie wir später erfahren, hält hier die Sächsische Posaunenmission einen Gottesdienst ab, der just in dem Moment beginnt, als wir hier ankommen. Der Landesposaunenpfarrer (sein Titel heisst tatsächlich so) hält die Predig genau im Felsentor ab, also keine Chance, es normal zu besichtigen (Die Sächsische Posaunenmission ist gleich alt wie das Dampfschiff Pirna und ist eine geistliche und musikalische Laienbewegung der evangelischen Kirche. Was es nicht alles gibt!)

Kuhstall

Bis der Gottesdienst vorbei, ist gönnen wir uns in der Kuhstallschenke einen Apfelstrudel und erkunden das Schneiderloch. Wow, was für ein Ausblick nach einem Felsenpfad und einigen Metern durch eine Höhle im Kriech- und Klettermodus! Nur für den Weg hier lohnt es sich, herzukommen. (Wenn man denkt, es geht nicht mehr weiter, einfach in die enge Höhle kriechen und innen die Eisenstufen den Fels hoch klettern, bis man zur kleinen Aussichtsplattform kommt.)

Himmelsleiter

Inzwischen ist der Gottesdienst beendet, wir haben das Felsentor fast für uns alleine und erkunden auch die Himmelsleiter. Eine sehr enger Felsspalte, die man mit einer Treppe erklimmen kann, bis man über dem Felsentor steht und fast das gesamte Elbsandsteingebirge überblicken kann. Michael, danke für den Tipp!

Dann geht es wieder mit dem Rad runter, die Kirnitzschtalstrasse Richtung Bad Schandau weiter, wo uns dann noch die Kirnitzschtal-Strassenbahn entgegenkommt. Ist schon seltsam, in einem Bergtal eine Strassenbahn. Aber wir haben keine Zeit, sind müde, es ist bald Abend und wir haben noch weitere 20km vor uns. Und die haben es in sich. Es geht einige Male steil den Berg hoch, zum Glück haben wir noch Power in unseren Batterien und stellen Stufe um Stufe höher. Die Beine sind müde, der Hintern tut weh. Fast wie in früheren Zeiten. Dann endlich, um nach 18 Uhr sind wir wieder bei unserem Knutschi, bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein.

Wir sind kaputt, aber glücklich, 70km meist auf Naturstrassen, Berg hoch und runter. Jetzt haben wir es verdient, einfach etwas dazuliegen und uns zu erholen.

Übernachtung

Rathewalde - Reisemobilpark Bastei****
Stellplatz

inklusivem allem Service

Koordinaten: 50.98512,14.056934
N 50° 59' 6.5"  E 14° 3' 25"
letzter Besuch: 5.2023