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Marokko 2017
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Reisebericht

Die Lofoten müssen gestrichen werden 30.3.2018

Wir müssen unsere Route ändern denn die Strassen an der Küste sind noch immer geschlossen.

mehr Schnee als es aussieht

Heute Morgen sinnieren wir noch lange, wie es nun weitergehen soll. Wir wollten eigentlich nach Narvik in Norwegen und dann auf die Lofoten. Aber erstens ist der Wetterbericht auf den Lofoten schlecht und zweitens ist es sehr ungewiss, wie es am Sonntag mit den Strassensperrungen aussieht. Heute würde es wohl noch gehen, aber ab morgen ist dann wieder starker Schneefall angesagt. Die Gefahr dass es uns dann gleicht geht wie den eingeschlossenen in Honningsvag, die seit drei Tagen auf die Weiterfahrt warten, ist einfach zu gross. So entschliessen wir im Landesinneren gegen Norden zu fahren. Die Lofoten sind gestrichen, sie werden sowiso überbewertet, denn für die restliche Gegend oberhalb des Polarkreises ist es einfach nicht gerecht, wenn alle nur immer die Lofoten herausheben. Da oben ist es an jeder Ecke traumhaft!

Schneescooterpiste direkt hinter dem Womo

Also müssen wir zuerst mal 120km zurück, dann links Richtung Finnland, dort von Schweden über die Grenze, 60km weiter wieder über die Grenze nach Norwegen und so landen wir in Kautokeino.

Die Fahrt heute ist wieder absolut traumhaft! Einfach unbeschreiblich! Aber ich tappe in die Schneefalle. Hier oben sind die Strassen immer etwa einen Meter über der Umgebung. Das hat den Grund, dass sie so nicht vom Schnee zugeweht werden und weniger geräumt werden müssen. Allerdings haben wir dies ja vor vier Jahren auf unserer Sommertour gesehen, nur jetzt nicht mehr daran gedacht. Momentan sieht es aus, wie wenn es 30cm Schnee hat, aber da muss man den einen Meter eben noch dazurechnen, den man nicht sieht. Und als ich für ein Foto dann die Strasse verlassen, versinke ich bis zu den Hüften im Schnee. Mehr wie 10m kann ich mich nicht durchkämpfen und drehe dann entkräftet wieder um. Wir müssen unbedingt Schneeschuhe kaufen…

Wetter- und Streckentechnisch hat sich die Änderung bezahlt gemacht

Walter aus Selbu hat uns noch den Tipp gegeben, bei der letzten Tankstelle in Schweden den Shop zu besichtigen, die hätten dort einfach alles. Da diese Tipps bis jetzt immer Gold wert waren, stoppen wir dort natürlich. Und was wir in diesem Tante-Emma-Tankstellen-Laden alles sehen, ist wirklich gewaltig. Von Rentierschlitten, Motorsägen, Angelhaken über Frostschutzmittel, Zeichenblock, Jagdgewehr bis hin zu, ja man glaubt es kaum, bis zu den orangen Big 40A Fahrzeugsicherungen! Genau die, die ich in jedem modernen Tankstellenshop nicht finden konnte. Ich nehme gleich eine Handvoll, sicher ist sicher, und ich kann sogar auswählen zwischen 20, 30, 40, 50, 60, 70 und 80 A. Wow, ob die diese Sicherungen auch für die Schneemobile brauchen? Denn davon stehen etwa 10 vor der Tankstelle. Die verkaufen hier mehr Diesel für die Schneescooter, wie für Automobile… Ach ja, Anita hat auch noch Wolle gekauft für eine neue Mütze für mich…

der Allerweltsladen

Danach geht es weiter und wir kommen gut in Kautokaine unserem Tagesziel an. Unser Walter sendete uns die Koordinaten eines super Parkplatzes bei einem Silberschmid. Leider verfahren wir uns im Ort selber so lange, bis wir mit dem Wohnmobil auf einer Schneemobilpiste stehen. Zum Glück kann ich irgendwie drehen und wir erreichen die Hauptstrasse wieder. Dort sehen wir aber ein Schild zu einem Stellplatz und da fahren wir kurzerhand hin, parkieren und stecken unser Knutschi an den Strom. Kurze Zeit Später kommt die norwegische Chefin zum einkassieren und wünscht uns auf dem Sami Oster Festival eine schöne Zeit. Was für ein Festival? Hier findet jede Ostern ein ganz grosses Festival der einheimischen Samen statt. Tönt doch nicht schlecht. Und wenn wir mehr Infos wolle und das genau Programm, sollen wir doch in die Hütte Nummer 6, dort seien Norbert und Marianne, und die können uns alles erklären.

einfach nur schön

Also klopfen wir dort und ….. ja und darum kommt der Blog erst jetzt. Wir haben uns dort verquatscht, wissen aber das heute das Schneemobil-Rennen war und morgen das Rentierskiing und der Markt, und und und. Na gut, wir haben nun zwei Nächte gebucht und werden morgen an das Sami Beassasmarkanat 2018 gehen. Wir sind einfach Glückskinder und immer zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort.

Ach ja Walter: deine Angaben stimmten, aber wir sind zu früh abgebogen, darum hat es mit deinem Platz nicht geklappt, aber jetzt haben wir es auch super gut.


Externe Links

Übernachtung

Kautokeino - Duottar Camp****
Stellplatz Koordinaten: 68.99955,23.037616
N 68° 59' 58.4"  E 23° 2' 15.4"
letzter Besuch: 3.2018

Renn-Rentiere 31.3.2018

Am Sami Beassasmarkanat und World Cup Reinkappkjöring

Gestern Abend schaute ich noch auf meine App, die anzeigt, wann und wo Polarlichter erscheinen sollten. Nach App wären wir ab 21 Uhr in der Polarlichtzone aber die Wahrscheinlichtkeit liegt nur bei 14%. Trotzdem schnappe ich den Fotoapparat und gehe in die Kälte nach draussen und suche den sternenklaren Himmel ab. Schnell sehe ich eine weissliche Wolke am Himmel die schwache Polarlichter sein könnten. Die Wolke bewegt sich langsam und beginnt dann plötzlich grün zu leuchten. Der Wahnsinn! Ich kann nur noch heftig an unser Womo poltern, damit auch Anita sofort rauskommt. Was wir dann erleben ist für uns ein wirkliches Spektakel. In Wellenbewegungen ziehen die Nordlichter von Westen nach Osten über uns Wohnmobil hinweg. Kaum ist die eine Welle im Osten verschwunden, beginnt die nächste im Westen. Bis so eine Welle wieder aus dem Sichtfeld verschwindet dauert es sicher drei bis vier Minuten. Die Nordlichter hatten in dieser Stunde nur die Stärke 4 von 10. Die Norweger hielten nicht mal die Köpfe nach oben aber für uns war es wie ein Sechser im Lotto. Denn ganz ehrlich, wir hätten nicht gedacht, dass wir auf unserer Reise tatsächlich Nordlichter sehen würden. Einfach gigantisch, auch wenn der Fotoapparat fast eingefroren wäre.

fantastisches Spektakel


Nach einer ruhigen Nacht gehen wir den Tag dann auch ruhig an. Zuerst fahren wir in den Supermarkt und füllen unsere Vorräte. Wir kaufen ein ganzes Brot, nur um es durch die Brotscheibenschneidmaschine rattern zu lassen… Selbstverständlich kaufen wir auch norwegischen Lachs und andere einheimischen Leckereien. Das ausländische Zeugs ist schweine teuer, ein 6er Pack CocaCola 1.5l Flaschen z.B. etwa 20 € Da verzichten wir eben auf so modisches Zeugs und kaufen einheimisch ein.

Danach folgen wir 2km mit unserem Womo den Wegweisern zu Juhls’ Silvergallery, Finnmarks første Sølvsmie. Diese Silberschmiede ist wirklich genial, schon nur das Gebäude lohnt sich anzusehen. Und drinnen Schmuck mit sämischen Motiven und die gesamten Werkstätten, wo der Schmuck auch produziert wird.

Juhls Silberschmiede von Aussen

Schmuck

Danach geht es den Wegweisern Reinkappkjøring nach, dem heutigen Hauptprogrammpunkt des hiesigen Oster-Festivals. Die Strassen werden schmaler und haben noch mehr Schnee drauf wie bisher. Wenn uns jetzt einer entgegenkommt, ist aus die Maus, denn wir können nicht ausweichen und neben der eigentlichen Fahrspur hat es nur Tiefschnee. Wir schaffen mit unserem Knutschi dann auch diesen letzten Kilometer und können uns auf den Parkplatz retten. Allerdings weiss ich noch nicht, ob wir da jemals wieder wegkommen.

Dieses Weltcuprennen im Rentier-zieht-Skifahrer müssen wir natürlich sehen. Rentiere sind ziemlich scheue Tiere und lassen sich auch nicht direkt dressieren. Sie werden dann in das Startgatter gezerrt, ein Skifahrer kommt an die Leine und wenn das Gatter hochschnellt, rennen diese Tiere so schnell wie möglich davon. Die Rennstrecke ist etwa 700m lang und auf beiden Seiten eingezäunt. Das Gespann mit der schnellsten Zeit gewinnt.

Für uns, die weder norwegisch, noch samisch sprechen, ist das Ganze nicht sonderlich interessant, wir sind dann eher im Rennpark der Renn-Rentiere anzutreffen und bestaunen diese Tiere aus der Nähe. Das Festzelt und die Festwirtschaft ist dann ein kleiner Autoanhänger, wo aus Thermoskannen heisser Kaffee und Tee ausgeschenkt wird. Alles ziemlich unkompliziert.

die Athleten

Nach einer gewissen Zeit wollen wir das Festival wieder verlassen und zurückfahren. Es herrscht grad ein kleines Chaos auf dem Parkplatz und die Norweger mit ihren 4x4 und Spikes haben das Gefühl, jeder hat sowas, auch die Schweizer Wohnmobile. Dabei müssen wir verhindern, dass wir auf dieser Eisbahn am Berg anfahren und auch nicht in den Tiefschnee ausweichen müssen. Das Ausweichen können wir dann aber nicht verhindern und auch den Tiefschnee nicht, aber irgendwie mit viel Glück (oder doch Können vom Fahrer) retten wir uns dann nach einigen Slides doch wieder auf die fast geräumte Strasse. Unser Knutschi ist eben doch das Beste!

Ich werde nun etwas vorsichtiger mit der Wahl der Parkplätze aber das Versprechen, den Markt zu besuchen, muss ich gegenüber Anita dann doch halten. Samische Wollpullover und Pelzkappen haben es uns am meisten angetan. Rentierfelle sehen wohl sehr kuschelig aus, können wir aber momentan nicht wirklich brauchen. Und auch die Fellschuhe mit den runden Spitzen vorne kaufen wir dann doch nicht.

Um 16 Uhr sind wir wieder auf dem Stellplatz zurück und erholen uns nun einfach mit Nichtstun. Klar, wir könnten noch Langlaufen, aber damit warten wir nun und geniessen das schöne Wetter und die Wärme in unserem Knutschi. 

Eventuell mache ich mich heute Abend dann nochmals auf die Jagd nach Polarlichtern (die aber leider nichts ergab).

Übernachtung

Kautokeino - Duottar Camp****
Stellplatz Koordinaten: 68.99955,23.037616
N 68° 59' 58.4"  E 23° 2' 15.4"
letzter Besuch: 3.2018

Wir wünschen allen Frohe Ostern 1.4.2018

Leider ist das Nordkap noch immer gesperrt. Zum vielen Schnee kommen nun auch noch zwei streunende Eisbären. Bevor die nicht geschossen sind, wird die Strasse sowiso nicht geöffnet.

hier gibt es Wgweiser zu den Verstecken

Wir sind eindeutig Fahrertypen 1.4.2018

Das Wetter ist einfach zu fantastisch, um Bauten oder andere Kunstwerke zu besichtigen, die Natur ist eben doch am allerschönsten

Nach einer wieder bitterkalten Nacht (draussen) freuen wir uns, dass es wieder weiter geht. Wir sind eben doch eher die Fahrer-Typen wie die Steher-Typen. Man sieht doch beim Fahren so viel mehr, als wenn man am Ort stehen bleibt. Und die vorbeiziehende Natur ist eben doch das grösste Kunstwerk.

Bis wir alles bereit haben und endlich abfahrfertig sind, ist es doch schon 12 Uhr aber immer noch -10 Grad kalt. Wir haben es nicht eilig, wollen wir doch nur 130km bis Alta zur nördlichsten LPG-Tankstelle um unser Gas aufzufüllen.

Als wir dann endlich losfahren haben wir Sonne im Rücken und einen tiefblauen Himmel über uns. Wir könnten im Auto jauchzen, so schön ist es. Der weisse Schnee wird immer höher, wie hier oben üblich kein Verkehr und trotz Sonne wird es einfach nicht merklich wärmer. An jedem Parkplatz, an jedem Aussichtspunkt müssen wir stoppen und Fotos machen. Es gibt einfach nichts schöneres, wie unterwegs zu sein.

Blick zurück auf die Gegend von Kautokeino

Wir kommen gut in Alta an, finden auch die Tankstelle problemlos und füllen unser Gasvorrat auf. Wir haben tatsächlich nur gerade 22 l Gas verbraucht! Ich dachte schon, unsere Anzeige sei falsch, denn nun sind wir über eine Woche bei eisigen Temperaturen unterwegs und keinen grösseren Verbrauch. Unsere Isolationen mit Aussenabdeckung und Innen-Isovorhang hat sich voll bewährt. Wir können uns nun also bei der Rückfahrt und ähnlichen Temperaturen zwei Wochen Zeit durch Finnland nehmen, denn dort gibt es keine LPG-Tankstellen.

Während wir in Alta stehen, sehen wir auf der Webseite, dass die Strasse nach Hammerfest nun für den Verkehr offen ist. Auch die Strasse bis Honningsvag wird nun geräumt und die dort eingeschlossenen können nach einer Woche endlich mit ihren Fahrzeugen in Kolonnenfahrt von dort Weg. Nur die Strasse ganz ans Nordkap ist noch immer für jeglichen Verkehr gesperrt und sind sie auch noch nicht am Räumen. Aber falls sie morgen damit beginnen und das Nordkap vielleicht doch noch öffnen würden, müssten wir schon etwas näher dran sein als in Alta.

ein Rastplatz in Alta

So schauen sich Anita und ich nur an und die Entscheidung fällt gänzlich ohne Worte. Wir starten den Motor, nützen das schöne Wetter aus und fahren weiter Richtung Norden.

Kurz nach Alta geht es auf die Hochebene von Sennalandet. Diese Ebene auf fast 400m hat uns schon vor vier Jahren beeindruckt, aber ob wir da überhaupt hochkommen? Für LKW herrscht Schneekettenpflicht. Wir versuchen es und fahren los. Die ersten Steigungskilometer gehen wie am Schnürchen, in der Mitte der Strasse hat es meistens einen schneefreien Asphaltstreifen. Wir schaffen es dann auch bis ganz oben, auch wenn es zeitweise wirklich nur noch Eis auf der Strasse hat. Aber die Räumfahrzeuge fräsen Rillen in dieses Eis und so ist es doch nicht ganz glatt.

Auf der Ebene erleben wir dann ein besonderes Naturschauspiel. Die Sonne genau im Rücken, leichter Bodennebel (ganz genau Frostdunst oder norwegisch Frostrøyk) und Temperaturen von -13 bis -10 Grad, das gibt den Effekt, dass wir vor uns einen weissen Regenbogen sehen. (Der weiße Bogen ist tatsächlich ein gefrorener Regenbogen. Flüssige Wassertröpfchen reflektieren das Sonnenlicht und zerlegen es in die einzelnen Spektralfarben und es entsteht der bunte Regenbogen. Gefrorene Wassertröpfchen, also Eiskristalle reflektieren ebenfalls das Sonnenlicht, können aber nur den Weißanteil reflektieren und es entsteht ein nur weißer Eiskristallbogen.)

Dieser Bogen begleitet uns über mehrere Kilometer! Alles ist weiss, der Nebel, die Strasse, die Landschaft und dann auch dieser Bogen. Wir haben bisher noch nie so etwas sehen können.

der Eisbogen

Der Verkehr nimmt etwas zu, aber es sind alles Norweger, die mit den Autos zu einem Parkplatz fahren, dort auf das Schneemobil umsatteln um dann zu ihren Ferienhäusern zu gelangen. Jedes Haus das wir sehen, hat eine Schneemobilspur, das zu ihm hinführt und es kommen uns neben der Strasse nicht gerade wenige Norweger mit Schneemobile entgegen, einige haben die Kindern zwischen den Beinen oder einen Last- oder Personenanhänger angehängt. Echt faszinierend.

Wir sind von den wenigen Fahrzeugen das Langsamste und so fahre ich bei den Parkplätzen langsam rechts an, nachdem ich den Blinker gestellt habe. Ich kam nie zum Stoppen, die Norweger haben mich dann jeweils sofort überholt und rauschen auf der schneebedeckten Strasse mit 90 davon. Uns ist es wohler, wenn wir nur 70 fahren, 60 wäre wahrscheinlich noch besser gewesen…

Am Fjord Richtung Hammerfest

Richtung Hammerfest hat dann ein ausgeschilderter Stellplatz noch mindestens einen Meter Schnee, der nicht geräumt wurde und so übernachten wir heute auf einem normalen Rastplatz direkt am Meeresufer. Endlich sehen wir nun auch mal Wasser, das nicht gefroren ist.

Es war ein fantastischer Ostertag, der schöner nicht sein könnte. Jetzt kocht uns Anita feine Spaghetti, wir sitzen im Warmen mit Sicht auf das Meer und weisse Berge im Hintergrund, das Außenthermometer zeigt -11 Grad und innen ist kuschelig warm.

Übernachtung

Kvalsund - Repparfjord***
Parkplatz

Direkte Sicht auf das Meer (bei Flut)

Koordinaten: 70.44899,24.300836
N 70° 26' 56.4"  E 24° 18' 3"
letzter Besuch: 4.2018

Knapp vor dem Nordkap gescheitert 2.4.2018

Ein traumhafter Tag auf den nördlichsten Strassen, aber es hat einfach zu viel Schnee

Die Strasse ans Nordkap ist geschlossen

Wieder nach einer ruhigen Nacht direkt am Fjord schaue ich nach dem Erwachen um 7 Uhr zuerst auf mein Handy und schaue den Strassenzustandsbericht an. Alles beim alten, Nordkap zu und die Zufahrten auch. Also haben wir einen gemächlichen Tag und überlegen uns in Ruhe, wohin es heute geht.

Aus unerfindlichen Gründen schaue ich aber fünf Minuten später nochmals nach und plötzlich fehlen auf dieser Karte rote Kreuze. Sofort aufstehen und Laptop holen, dort habe ich einen besseren Überblick.

Wow, die Konvoifahrten bis Honningsvåg sind aufgehoben, jeder kann nun wieder dorthin gelangen und ab 9 Uhr fährt die erste geführte Autokolonne von Honningsvåg nach Skarsvåg, also quasi am Nordkap vorbei. Und bei der Strasse zum Nordkap steht die Bemerkung: geschlossen wegen Räumarbeiten. Gestern hiess es noch, geschlossen wegen Sturm. Wenn ich das jetzt richtig interpretieren, könnten wir sofort abfahren nach Honningsvåg, und dort im Konvoi zum Abzweiger Nordkap und dann dort warten, bis die Strasse für den Konvoi zum Nordkap freigegeben wird und wir würden heute noch an den nördlichsten Punkt unserer Reise kommen.

Strassenverhältnisse über mehr als 100km

Ich breche in Hektik aus, trommle Anita aus dem Bett, mache unser Knutschi abfahrbereit, räume innen auf und zwinge Anita zu einem mürrischen Blick, denn ich streiche ihren Morgenkaffee und das ganze Frühstück. Es muss schnell gehen, denn wir haben knapp drei Stunden Zeit für 130km auf verreisten und schneebedeckten Strassen bis zum Abzweiger ans Nordkap.

Wir düsen los, so schnell es eben geht und durchfahren eine noch traumhaftere Landschaft wie gestern. Dunkelblaues Meer, weisse Hügel, blauer Himmel. Wir sind alleine unterwegs und vergessen bald, dass wir eigentlich in Zeitnot sind. Wir geniessen die Fahrt, stoppen wieder überall und machen Fotos. Vor den Steigungen hole ich jeweils etwas Anlauf, damit wir sicher hoch kommen. Es geht immer weiter, immer mehr Schnee, immer schöneres Wetter. Es ist einfach eine geniale Fahrt durch eine geniale Winterlandschaft.

Im Nordkap-Tunnel geht es steil nach unten, unter dem Meer durch und dann wieder rauf fast direkt nach Honningsvåg. Dort ist nun die Schranke offen, also ist die Kolonnenfahrt auch schon aufgehoben. Die räumen aber zügig, diese Norweger! 

zwischen Honningsvag und Nordkapp

Beim geschlossenen Nordkap-Campingplatz 20km vor dem Nordkap montieren wir dann doch die Schneeketten. Bis jetzt ging es problemlos ohne, aber da nun eine 3km lange Steigung, die bis zu 9% steil ist, ansteht montiere ich die Ketten aus Sicherheitsgründen. Ich will dann nicht wie ein Depp aussehen, der von der Strasse rutscht oder steckenbleibt. Und ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass wir ohne hochkommen. Wir wissen es auch jetzt schon, dass es auf den 11 Uhr Konvoi nicht mehr reicht, nehmen wir eben den nächsten um 12:30 Uhr.

Mit den Schneeketten kommen wir dann problemlos hoch und wir können uns einfach nicht satt sehen. Unglaublich schön. Nach ein paar Kilometern sehen wir dann unsere wichtige Abzweigung und sind zuerst etwas enttäuscht: die Schranke ist unten, eine Schneefräse parkiert und die gesamte Strasse zum Nordkap tief eingeschneit. Absolut kein Durchkommen und so kann diese Strasse auch heute nicht mehr geöffnet werden.

Die Enttäuschung verschwindet aber schnell, wir haben es soweit geschafft, wie es eben ging und wenn zu viel Schnee liegt, dann ist es eben so. Immerhin sind wir ja nun die ersten Touristen seit einer Woche, die es immerhin bis hierhin geschafft haben.

Wir holen nun das Frühstück nach, geniessen die Sonne, machen Fotos und fahren danach als Alternative zum nördlichsten Fischerdorf nach Skarsvåg. Die paar Kilometer schaffen wir auch noch.

Hafen von Skarsvag

Der Rundgang zu Fuss ist auch ein Erlebnis in dieser Landschaft und wir sind absolut zufrieden, auch wenn wir es doch nicht ganz bis ans Nordkap geschafft haben. Irgendwie sind wir doch stolz auf uns und auf unser Knutschi. Wir haben dem Winter so viel Weg abgetrotzt, wie es nur möglich war.

Wir beschliessen dann, nach Honningsvåg zurück zu fahren und uns dort einen Übernachtungsplatz zu suchen. Beim Nordkapabzweiger treffen wir nun noch ein chinesisches Pärchen, das auch etwas enttäuscht ist, aber wir fotografieren uns gegenseitig vor der Schranke und verabschieden uns dann herzlich.

Ein paar Kilometer später sehen wir ein französisches Auto mit Warnblinkanlage im Tiefschnee festsitzen. Der spanische Fahrer kam von der Strasse ab und kommt mit seinem 4x4 Audi nicht mehr weg. Gleichzeitig mit uns fährt noch ein Einheimischer und nochmals Touristen an die Stelle. Mit Schieben bringen wir dieses Auto nicht mehr auf die Strasse. Der Einheimische wendet sein Auto mit den Spikes und Anhängerkupplung, ich hole mein Abschleppseil und die Antirutschmatten und so können wir den Spanier aus seiner misslichen Lage befreien. Er bedankt sich überschwänglich und mag danach auch wieder strahlen.

praktisch nur solchen Gegenverkehr

Wir setzen unser Fahrt fort und finden direkt am Hafen beim geschlossenen Touristenbüro einen Parkplatz 2m vom Meer entfernt. Den Souvenir-Shop der gerade mit Hurtigrouten-Touristen überfüllt ist, betreten wir erst, kurz bevor dieses Schiff wieder ablegt. Wir sind nun wieder die beiden einzigen Touristen hier im Laden. Die Verkäuferin und ihr Sohn beraten uns dann bei den Jacken. Ich habe so eine schön blaue gesehen, Anita eine weisse und einen extrem schönen Norwegerpulli. Und jetzt im Frühling alles um 50% reduziert. Und jetzt mal ehrlich, wo findet man so tolle Jacken für den Winter wenn nicht im allerhöchsten Norden? Wir kaufen schlussendlich alle drei Stücke und sind ganz stolz. Allerdings merken wir auch nicht, dass sie den Laden nun eigentlich schliessen wollen, denn das Schiff ist weg und die nächsten Touristen kommen erst morgen mit dem nächsten.

Wir fragen auch noch höflich, ob wir da auf dem Parkplatz wohl übernachten dürften und klar, dürfen wir, das sei doch selbstverständlich. Und die Verkäuferin schaut dann noch auf ihrem Handy die Wetterprognosen nach und erklärt mir, dass sehr wahrscheinlich die Nordkapstrasse auch morgen noch nicht geöffnet wird. Zuviel Wind morgen und auch Schneefall, da wird nicht mehr geräumt.

Für uns irgendwie schon nicht mehr wichtig, wir hatten bis anhin eine so tolle Fahrt, da muss das Nordkap nicht mehr unbedingt sein.

Die Arbeit kommt aber jetzt: wie finde ich aus 400 tollen Fotos die fünf allertollsten?

Übernachtung

Honningsvåg - Hafen***
frei

am Hafen ohne nichts

Koordinaten: 70.98257,25.966750
N 70° 58' 57.3"  E 25° 58' 0.3"
letzter Besuch: 4.2018

Wir sind im Winter mit Womo am Nordkap 3.4.2018

Die letzten Kilometer waren aber weitaus härter wie ich je gedacht hätte, von wegen locker Konvoi fahren

geschafft!

Wir erwachen am Hafen von Honningsvag gegen sieben Uhr und das erste natürlich den Strassenzustandskarte aufrufen. Übrigens die wichtigste Webseite, wenn man im Winter mit dem Wohnmobil ans Nordkap will: vegvesen.no immer topaktuell. Also rufe ich diese Seite auf und sehe, dass die Strasse ans Nordkap in der Nacht geräumt wurde, der erste Konvoi fährt um 11 Uhr von der Kreuzung weg. So cool, wir werden es also tatsächlich schaffen und da diese Kreuzung nur 17km von Honningsvag weg ist und wir die Schneeketten schon drauf haben, müssen wir uns überhaupt nicht beeilen. Heute bekommt meine Holde ihren Morgenkaffee und auch das Frühstück ans Bett serviert. Während wir uns bereit machen, kommt noch ein französischsprechender Landsmann zu uns und fragt uns über das Nordkapp aus. Er will unbedingt da hoch und heute ist seine letzte Gelegenheit. Ich empfehle ihm aber, dass er die Schneeketten hier montieren soll. Nicht nötig, wir sind schon vier Wochen durch ganz Norwegen gefahren und hatten sie noch nie gebraucht. Na gut, wenn er meint.

Wir fahren dann um 9 Uhr los, es schneit und ich will nicht zu spät kommen. Mehr wie 40 km/h können wir nirgends fahren und die Steigung schaffen wir fast problemlos. Die Strasse hat viel mehr Schnee wie gestern und die Sicht ist nicht wirklich gut.

An der Schranke sind wir dann die ersten und müssen noch eine Stunde warten. 10:45 Uhr kreuzt dann der Romand mit bachnassem Gesicht aus, holt ohne zu zögern seine Schneeketten und fragt mich, ob ich nicht helfen könne. Er habe sie erst einmal zur Übung montiert. Seine Frau flucht wie ein Rohrspatz auf ihn ein und sagt, dass er doch viel besser auf mich hören sollte und die Schneeketten schon in Honningsvag montieren hätte sollen. Anscheinend sind sie zweimal mit ihrem Büssli in einer Schneemade gelandet und nur ganz knapp den Berg hoch gekommen.

Danach wird der Konvoi eingeteilt, zuerst der Schneepflug, dann vier Autos vom Personal, ein Tourist, der Romand und wir dann hinten. Hinter uns dann noch das Kontrollfahrzeug. Ich muss zuhinterst fahren, weil der Schneepflugfahrer sagt, dass es sein könnte, dass ich trotz Schneekette nicht hochkomme und so die Kolonne nicht aufhalte. Das gibt mir ja schon mal richtig Moral. Das kann doch nicht so schwer sein!!!

Zwischen VW und Schneepflug fahren nochmals vier Autos

Als die Schranke sich öffnet, legt der Schneepflugfahrer einen Blitzstart hin, die vom Personal auch und wir Touristen versuchen irgendwie mitzuhalten. Die Fahrzeuge vor einem wirbeln so viel Schnee auf, dass man von der wenigen Sicht nun gar nichts mehr sieht. Die Strasse ist zwar freigefräst, aber vom Wind hat es so starke Schneeverwehungen, dass man zum Teil nichts mehr von den Räumarbeiten sieht. Und echt, der Schneepflug pflügt nicht gerade breit, nur das nötigste.

Hier war die Strasse breit

Ich bin echt angespannt und es heisst nun, nur nicht in den Tiefschnee zu gelangen und sich zu blamieren. Die Steigungen und das Eis ist kein Problem, aber die Sicht und das in der Spur bleiben, ist happig. Der ganze Konvoi erreicht nach 13km Fahrt wohlbehalten das Nordkap, aber es war bis jetzt meine anstrengendste Fahrt in meiner Womokarriere. Umso stolzer sind wir, dass wir es geschafft haben!

Wir sind nun 6 Touristen auf dem Nordkap und haben alles ganz alleine. Es kommt sogar einer vom Personal und entschuldigt sich, dass die Hallen und das Restaurant erst in einer Stunde öffnet, sie müssen noch den Eingang freischaufeln.

Fast alleine am Nordkap

Wir sind seit 9 Tagen die ersten Touristen, die es bis hierhin geschafft haben! Und wir sind die allerersten, die das Foto vor der Weltkugel machen!

Die Stimmung ist mythisch und wir saugen alles in uns auf. Und als der Eingang dann freigeschaufelt ist (mit einem Trax) sind wir endlich in der Halle und können unsere Nordkapp-Besucherurkunde abstempeln lassen. Jetzt haben wir schon zwei Besuche hier und die Mitgliedschaft im Royal North Cap Club hat sich schon gelohnt. Als Mitglieder haben wir lebenslang kostenlosen Zutritt. Und bei fünf Besuchen bekommen wir eine Goldkarte! Es fehlen noch drei Besuche und was man mit der Goldkarte dann für Vorteile hat, weiss ich auch noch nicht…

einfach nur mystisch

Es ist fantastisch, und wir haben den nördlichsten Punkt tatsächlich im Winter erreicht!

90 Minuten nach unserer Ankunft kommen dann etwa sechs Busse mit Touristen vom Hurtigruten-Schiff und dann ist fertig mit Ruhe...

Für die noch abenteuerliche Rückfahrt folgt der Bericht in etwa zwei Stunden, jetzt müssen wir zuerst essen und die Fotos begutachten.

Konvoi fahren in Norwegen 3.4.2018

Bei schlechten Verhältnissen ist es in Norwegen üblich, in ganzen Konvois zu fahren.

so ist es doch perfekt

Auf dem Bild der Webcam vom Nordkap 11:45 Uhr sieht man alle 6 Touristen der vergangenen neun Tage auf einen Blick, und zwei davon sind wir (blaue und weisse Jacke). Aber schon kurze Zeit später kamen die Busse mit den Touristen vom Hurtigruten-Schiff und es war fertig mit der Ruhe.

Um 13:45 Uhr war dann die Abfahrtzeit des Konvois zurück. Zuerst die sieben Busse mit den Schiffstouristen, dann ein norwegischer Kleinbus, wir (wir durften jetzt weiter vorne fahren, da der Schneepflugfahrer nun glaubte, dass wir nicht stecken bleiben) und hinter uns drei Porsches und zwei Jeeps einer Finnland-Nordkap-Ralley (ich staunte nicht schlecht, dass es die Porsches bis hierhin geschafft hatten). Ganz zuhinterst wieder das Kontrollfahrzeug.

Da es inzwischen ziemlich heftig zu schneien begann, war die Strasse und die Sicht noch schlechter wie beim Hinweg. Und auch beim Rückweg legte der Schneepflug ein Blitzstart hin, die Busse sofort hinterher und der Kleinbuss auch. Ich wusste nun, dass das wichtigste ein nicht zu grosser Abstand zum Vordermann ist und darum klemmte ich mich mit etwa 50m Abstand an den Kleinbus. Ich musste echt voll Gutzi geben, damit ich den Abstand halten konnte. Da der Vordermann das Licht an hatte, war das für mich perfekt und ich konnte so sehen, wohin die roten Rücklichter jeweils fuhren. Mit dem 50m Abstand konnte ich auch genau seine Spurrinne halten und hatte es da ziemlich gut im Griff. Es gab zwei drei heikle Stellen, wo trotz des voraussfahrendem Schneepflug richtig Triebschnee auf der Strasse war. Im Rückspiegel sah ich auch, dass der hinter mir fahrenden Porsche einen ziemlich grossen Abstand hatte (ca. 100m) was bei diesem Wetter eindeutig zu viel ist. Da alles weiss war, konnte er mit diesem Abstand nicht genau meinen Rücklichtern folgen und blieb dann im Triebschnee stecken. Ich konnte mir ein Lächeln auf den Stockzähnen nicht verkneifen, unser Womo hängt einen Porsche ab. Wir haben die hinter uns den Rest des Tages nie mehr gesehen….

zuviel Abstand

Als wir die breite Strasse endlich erreichten, musste der Schneepflug wenden und die Porschefahrer retten. Die Hurtigrutenbusse blochten dann unverändert weiter, der Kleinbuss vor uns auch und ich konnte endlich mit meinen Schneeketten ein angemessenes Tempo von 40 km/h fahren.

Der Schneefall wurde immer heftiger und die Sicht noch schlechter. An irgend einem Punkt sahen wir weder die roten Stangen am Strassenrand noch sonst irgend etwas.Alles nur weiss. Wir mussten aussteigen und nach den nächsten roten Strassenmarkierungen Ausschau halten, denn wir wussten nicht mehr, ob wir nun quer oder längs in der Strasse standen. Es war echt grenzwertig, oder besser gesagt, schon etwas darüber. Ich weiss nicht wie, aber wir erreichten Honningsvag doch noch und irgendwie wussten wir, wir müssen jetzt einfach so schnell wie möglich weiter, denn diese Strasse wird sicher geschlossen und wir sitzen dann fest. 300m vor dem Honningsvagtunnel demontieren wir dann die Schneeketten, damit wir besser durch den Tunnel kommen und fahren wie auf Eiern Richtung Nordkaptunnel. Da müssen wir einfach durch, sonst sitzen wir hier eventuell einige Tage fest.

ein Schneesturm nähert sich Honningsvag

Und dann der Schock: Die Schranke beim Tunnel ist schon unten und wir das dritte Auto, das nun festsitzt. Das kann doch nicht sein! Ich montiere meine neue echt warme Nordkappjacke und steige aus, die Situation checken. Der Tunnel ist seit zwei Stunden geschlossen aber in 20 Minuten startet hier der erste Konvoi durch den Tunnel und ca. 30km weiter, bis die Verhältnisse etwas besser werden. Aufatmen, da hatten wir also noch Glück.

Nun haben wir ja schon Routine mit Konvoi fahren und wissen wie das abläuft. Ein Kontrollfahrzeug checkt jedes mitfahrende Fahrzeug ab, fragt, wie viele Personen mitreisen und weist einen Platz im Konvoi zu. Vorne die schweren Lastwagen, dann die Busse inklusive wir, hinten die PKW’s, zuhinterst das Kontrollfahrzeug, ganz vorne der Schneepflug. Und auf den Blitzstart des Schneepfluges sind wir nun vorbereitet. Allerdings schwitze ich Blut, ob wir mit unseren Reifen ohne Spikes überhaupt vom Platz wegkommen. Alles geht glimpflich und wir sind wieder 50m hinter unserem Vordermann. Aber echt jetzt, wir rasen bei misslichen Sichtverhältnissen, schneebedeckter und vereister Fahrbahn zwischen 70 und 80km/h durch die Gegend! Mir ist nicht mehr ganz wohl dabei und Anita ist kreidebleich. Das einzig Gute daran: es kommt mit Sicherheit kein Gegenverkehr und man kann die besten Seiten der Strasse ausnützen. Und wir kommen schneller voran, wie wenn wir frei fahren könnten.

Wir sind wirklich froh, hat das Ganze nach 50km ein Ende und der Schneepflug fährt in eine Haltebucht. Vorne die LKW’s werden auch etwas langsamer (oha, denen ging es wohl auch etwas zu schnell) aber sonst ändert sich nichts, der ganze Konvoi fährt einfach so weiter, Einerkolonne schön aufgereiht, durch eine nicht sichtbare Winterlandschaft.

Nach 80km Konvoi am Stück bin ich nudelfertig und schwenke bei der ersten möglichen Kreuzung nach Alta/Hammerfest ab. Jetzt einfach mal durschnaufen und ganz gemütlich und sicher weiterfahren. Nach weiteren 40km sind wir bei der Brücke von Kvalsund, wo es irgendwo einen Platz zum Schlafen haben soll. 

Wir finden einen Parkplatz mit Sicht auf die Brücke, parken unser Knutschi, tätscheln es für die guten Dienste heute und sind einfach glücklich, was wir erleben durften und das nichts passiert ist.

die Brücke von Kvalsund

Wir öffnen nur noch eine Fertigbüchse Chilli con Carne (das heisst, wir wollen sie öffnen, wissen aber nicht mehr, wie dieser scheiss Büchsenöffner funktioniert und ich fast die Nerven verliere, bis wir merken, dass die Büchse unten (oder oben, wenn man sie nicht verkehrt herum hält) einen Schnellöffnungsmechanismus hat) und schmeissen den Inhalt in die Pfanne…


Hammerfest und Alta 4.4.2018

Wir werden Mitglied im Eisbärenclub, besichtigen danach die Nordlichtkathedrale und sind endlich wieder mal sauber.

echt sehr schön und feierlich

Es scheint, dass wir momentan richtig Wetterglück haben, denn obwohl die Prognosen Schnee hatte, scheint schon morgens die Sonne und über Nacht gab es etwa 10cm Neuschnee. Die Landschaft sieht also schon wieder top aus, auch wenn wir hier das Gefühl haben, der Schnee wird hier oben einfach nicht dreckig und bleibt weisser wie Meister Propper wäscht.

Heute wollen wir nicht so viel fahren und haben da eben noch Zeit einen Abstecher nach Hammerfest zu machen. Mit der nördlichsten Stadt der Welt haben wir noch eine Rechnung offen. Auf unserer letzten Skandinavien Reise schrieben wir in unserem Blog, dass sich diese Stadt nicht lohnt und man sie getrost auslassen kann. Stimmt das wirklich? Das müssen wir herausfinden und fahren darum direkt in die Stadt, die in Europa als erstes elektrifiziert wurde.

Es ist schon nicht eine wirkliche Schönheit aber mit dem weissen Schnee, dem dunklen Meer und dem farbigen Hafen sieht es doch auch echt toll aus. Wir fahren durch die ganze Stadt bis ans Ende, denn dort befindet sich die Meridiansäule, die an die Weltvermessung erinnert. Und ich als gelernter Vermesser muss die einfach nochmals sehen, auch wenn es nun schon zum zweiten Mal ist. Einfach eindrücklich, mit welchen Mitteln dazumal die Welt genau vermessen wurde.

zum zweiten Mal an der Meridiansäule

Nach diesem Besuch (extra für mich, Anita interessiert sich überhaupt nicht für solche technischen Dinge, Zahlen und Berechnungen) besuchen wir noch den Eisbärenclub von Hammerfest. Das spricht ihr viel eher zu, schliesslich begleitet uns seit dem Matratzenkauf in Deutschland (wir schlafen übrigens herrgöttlich gut) unser kleiner Eisbär auf der Reise und wir sprechen auch täglich mit ihm ;-), diesem Lümmel…

Das kleine Eisbärenmuseum ist herzig gemacht und alle Beschreibungen sind auch auf Deutsch. Es ist interessant zu lesen, wie die Robbenschiffe und Polarexpeditionen hier in Hammerfest starteten und wie wenige schlussendlich zurückkamen. Wir melden unser Knutschi als Mitglied des weltweit einzigen königlichen Eisbärenklub an, Nr. 264‘726. So werden wir jeden Januar an die Generalversammlung nach Hammerfest eingeladen. Wir nehmen uns fest vor, die irgendwann einmal wirklich zu besuchen. Elvis Presley wurde übrigens als Mitglied abgelehnt, da er nie persönlich in Hammerfest erschien, im Gegensatz zur gesamten königlichen Familie Norwegens, die alle Mitglied sind und den Antrag hier in Hammerfest ausfüllten.

im königlichen Eisbären Club

Und es hat übrigens nur gerade 200m vom Museum ein Stellplatz für Womos direkt am Meer, der auch im Winter geräumt ist und Stromsäulen besitzt. Dieses Mal also der Tipp, Hammerfest doch zu besuchen, mindestens im Winter.

Danach fahren wir zurück nach Skaidi, biegen dort Richtung Alta ab und durchfahren die für uns faszinierende Hochebene zwischen Skaidi und Alta, deren Namen wir jetzt nach der dritten Durchfahrt immer noch nicht wissen. (Danke Walter, diese Hochebene heisst Sennalandet)

In Alta stoppen wir dann bei der Nordlichtkathedrale und finden endlich Zeit, diese in Ruhe zu besichtigen. Es ist eindrücklich, besinnlich und sehr schön gemacht, modern und doch irgendwie feierlich. Eintritt müssen wir übrigens keines bezahlen, das Kassensystem ist momentan ausser Betrieb.

Wir wollten eigentlich auf dem grossen Parkplatz übernachten, aber morgen finden hier die Norwegischen Langlaufmeisterschaften mit all den Olympiastars statt und die Strecke führt direkt an der Kathedrale vorbei und den Einkaufsboulevard quer durch die Stadt runter. Und heute Abend ist die Eröffnungszeremonie auf dem Parkplatz, da ist es glaub besser, wir fahren mit unserem Knutschi aus dem Weg. Wir hätten die Langlaufskis ja dabei, aber wir können uns trotzdem nicht mehr zum Start melden, wir sind keine Norweger. Die haben wohl Angst vor uns…

Loipe quer durch die Flaniermeile zur Kathedrale

Dafür machen wir einen Einkaufsbummel durch diesen Boulevard (ich notiere das hier extra, das jeder Leser Zeuge ist, dass ich mit Anita shoppen ging…).

Danach finde ich im Internet 5km weiter einen Campingplatz, der auch im Winter offen hat. Wir checken ein und geniessen danach noch den ersten warmen Frühlingstag mit sagenhaften +5 Grad an der Sonne vor unserem Womo. Leider wird das gemeinsame Foto nichts, denn die 10Sek Selbstauslöser reichen einfach nicht, dass ich mich auch auf den Stuhl setzen kann. Und als es Anita besser machen will, ist sie nicht mal auf dem Foto…. (trotz ihren neuen Schuhspikes). 

zu spät, die 10 Sekunden Selbstauslöser reichten auch beim 4. Versuch nicht

Und wir benützen hier auf dem Camping gleich noch die kostenlose Kleiderwaschmöglichkeiten, denn meine Socken stinken schon arg heftig…

Und nun habe ich noch einen Auftrag von Anita: ich soll endlich mal unseren Lesern danken, die uns stetig im Web folgen, uns Tipps und Anregungen geben und auch Mut zusprechen. Das ist echt Klasse von euch, echt wahr! Wir haben so immer das Gefühl, dass wir nicht alleine reisen und so gar nix schief gehen kann. Danke euch allen! Wir lesen alle Kommentare, Anita ist plötzlich ganz vergiftet darauf und so kenne ich sie gar nicht. Ihr ist es sonst schnuppe, was andere von uns denken…


Übernachtung

Alta - Alta River Camping****
Camping

sehr schön, direkt am Fluss, mit herzigen Grillhäuschen

Koordinaten: 69.92978,23.261114
N 69° 55' 47.2"  E 23° 15' 40"
letzter Besuch: 4.2018

Schneelawine verzögert Weiterfahrt 5.4.2018

Die Lawine verzögert unsere Fahrt, dafür geht endlich der Kühlschrank wieder und wir stehen irgendwo im Niemandsland, da wir es nicht nach Karasjok schaffen.

eine Lawine verschüttet die Strasse

Wir wollen heute nur 200km weiter wieder ins Zentrum von Lappland, nämlich nach Karasjok. Also haben wir es nicht eilig und ich kann morgens mit dem schnellen Internet des Campingplatzes noch ein paar dringende berufliche Arbeiten erledigen. Wir (ich) wollten um 12 Uhr weg aber es wird dann doch wieder nach 13 Uhr, bis wir frisches Wasser voll haben, etc etc etc.

Zuerst ein paar Kilometer zurück, die letzte Gelegenheit noch nützen, um LPG zu tanken. In Finnland kennen sie keine solchen Tankstellen und die nächste kommt erst nach der Fähre von Helsinki in Estland. Der Gasverbrauch wird also unser Reisetempo bestimmen. Allerdings hat uns der Abstecher von Alta ans Nordkap und zurück gerade mal 17l LPG gekostet. Für das dass wir immer ohne Strom geheizt haben, viel weniger wie erwartet. Wir können also in etwa 8- 10 Tagen Finnland ohne Landstrom durchqueren und ohne frieren zu müssen. Mehr Zeit also, wie ursprünglich geplant.

ein Rentier sucht unter dem Schnee etwas essbares

Ganz in der Nähe der LPG-Station sehen wir noch ein Wohnmobilhändler, also machen wir auch dort halt. Unser Kühlschrank kühlt auf Gas schon seit der Abfahrt zu Hause nicht wirklich, egal was wir gemacht haben, es war im Kühlschrank jeweils der wärmste Ort. Bei kalten Temperaturen ja nie ein Problem, die Lebensmittel haben auch schon auf unserer Trittstufe übernachtet… Aber jetzt, wo es doch schon einige Grade über Null hat, wollen wir das Problem beheben lassen.

Die Leute sind freundlich und ein Mechaniker findet nach etwas knobeln heraus, dass unsere Gaseinspritzdüse (oder wie das Ding auch heisst) verstopft ist und nur mit Druckluft nicht reinigen lässt. Er nimmt das Ding und kommt dann 20 Minuten später mit strahlendem Gesicht wieder. Nach dem Einbau merken wir sofort, dass es jetzt auf Gas auch wieder perfekt läuft. Die Lebensmittel können nun ab sofort wieder im Kühlschrank übernachten.

Mit ziemlich Verspätung fahren wir dann endlich von Alta weg (ja ich weiss, die Kartenansicht auf der Webseite funktioniert nicht mehr, ist aber morgen geflickt, versprochen) Richtung Kautokeino. Aber schon nach wenigen Kilometern in einem Tal müssen wir wieder stoppen. Kurz vorher ist eine Lawine über die Strasse gedonnert und nun geht es nicht mehr weiter. Es bleibt uns nichts anderes übrig als auf norwegische Art in aller Gelassenheit zu warten. Der Winterdienst ist in Norwegen perfekt organisiert, unsere Strasse wird sofort am Anfang und Ende geschlossen, so dass nicht noch mehr Fahrzeuge auf unsere Kolonne auffahren. Wir sind in dieser Richtung etwa 8 Fahrzeuge und über der Lawine sehen wir nur die ersten zwei.

während den Räumungsarbeiten

Die Lawine sieht zwar mickrig aus, aber ich weiss aus Erfahrung, dass so ein Lawinenkegel aus Schnee hart wie Beton sein kann, also mit unserer Schneeschaufel will ich mich da nicht blamieren und warte darum auch auf die Räumfahrzeuge.

45 Minuten Später sind ein Schneepflug und ein grosser Radschauffellader hier und beginnen zu arbeiten. Das Lawinchen entpuppt sich doch als ein grösseres Ding, aber irgendwann ist die Strasse dann wieder frei und wir können weiter.

Wir merken allerdings schon bald, dass wir ziemlich spät in Karasjok ankommen werden und da einige Campingplätze jeweils schon um 16 Uhr geschlossen haben, entschliessen wir, uns irgendwo unterwegs zur Ruhe zu setzen. Problemlos finden wir einen schönen Rastplatz und richten uns bei Sonne gemütlich ein.

in der Nähe unseres Rastplatzes

Wir stehen im Niemandsland, ganz alleine, keine Lichter und nur ganz wenig Internet und Verbindung zur Aussenwelt. Es wäre der perfekte Ort, Nordlichter zu fotografieren, wenn denn welche erscheinen würden. Und frieren müsste ich jetzt auch nicht, Anita hat mir mit Wolle aus einer Tankstelle während den letzten Fahrten eine schöne neue Mütze mit Ohrwärmer gestrickt.

meine neue Mütze

Kilometer: 130km
Temperatur: +4 bis -3 Grad
Schnee: ca. 1 bis 1.30m 


Übernachtung

Lahpoluoppal - Rastplatz***
frei

Rastplatz an der wenig befahrenen Strasse

Koordinaten: 69.37383,24.387695
N 69° 22' 25.8"  E 24° 23' 15.7"
letzter Besuch: 4.2018

Nordlichter Pølse und Samistiefel 6.4.2018

In Karasjok, dem Parlamentssitz der Samen, kleidet sich Anita ein und verzichtet auf das Fahren mit Schneescootern

mein Fotomodell

Gestern Nacht standen wir ganz alleine in der Wildnis, wir hatten sogar nur ganz schwachen Handyempfang und das will in dem Top-Organisierten Norwegen doch echt was heissen. Also die beste Voraussetzungen, um Nordlichter zu beobachten, ist doch die nächste Lichtquelle einige Kilometer entfernt. Allerdings ist die Sonnenaktivität momentan sehr schwach und die braucht es, um Polarlichter erscheinen zu lassen. Schon die ganze Woche ist der Nordlichtindex zwischen schwachen 2 und 3 von 10. Trotzdem wagen wir den Schritt vors Womo bei -10 Grad.

Nach einigem Warten sehen wir am Himmel weissliche, sich bewegende Wolken. Wir sind nicht sicher, ob das die Polarlichter sind und machen darum ein Foto (iso 1600, Belichtung 6 sek und Blende 3,5) und siehe da, auf dem Foto sind diese Wolken tatsächlich grün, also schwache Nordlichter.

Wir schauen dem Treiben über unseren Köpfen zu, wo sich die Lichter immer schneller bewegen und intensiver werden. Zuerst sehen wir nur einen Grünstich, dann werden sie immer grüner und plötzlich strahlt und tanzt der Himmel in einem satten Grün! Wir können unsere Münder vor Staunen nicht mehr schliessen und geniessen es einfach. Es ist absolut gewaltig! Dieses riesige Spektakel dauert vielleicht eine Minute, und danach merken wir, dass wir gar keine Fotos machten. Irgendwie nicht schlimm, aber dies einmal so stark zu erleben, ist einfach traumhaft.

Polarlicht über unserem Knutschi

Danach sind sie wieder nur noch schwach aber wir haben dennoch das Gefühl, dass sie viel näher sind wie letztes Mal. Dadurch bewegen sie sich schneller und das Fotografieren wird schwieriger.

Wir müssen uns irgendwann extra einmal auf eine Polarlichterexpedition machen, wenn die Sonnenaktivität grösser ist.

Später gehen wir durchgefroren Schlafen, denn die Nacht wird eisig kalt. Man merkt einfach, dass wir schon wieder vom relativ warmen Meer entfernt sind.

Morgens haben wir nur 50km zu fahren, denn wir wollen in Karasjok auf dem Campingplatz übernachten und dort eine Fahrt mit den Schneescootern buchen. Aber es beginnt schon bald zu schneien, die Landschaft ist weiss in weiss ohne Kontrast, und da müssen wir schon vor der Ankunft eingestehen, dass Schneescooter fahren bei dieser Sicht für Anita gar nix ist. Sie wäre danach drei Tage mit Schwindel im Bett, also lassen wir es besser bleiben.

Fussmarsch ins Zentrum

Stattdessen besuchen wir nach dem Einkauf den Sami Park. Allerdings sind wir hier in Karasjok wohl die einzigen Touristen und im Park wurde nicht mit uns gerechnet. Es ist überhaupt nix los, immerhin hat die Boutique offen und das freut meine Anita. Und da ich gestern die selber gestrickte warme Mütze bekam, darf sie sich auch etwas gönnen.  Schlussendlich kauft sie echt schöne Sami Fell-Stiefel und Mütze (Wolle für meine Mütze: 11.- Sami-Fellstiefel und Fellmütze: 300.- ausgeglichen, meint Anita). Sie sieht nun aus wie ein Filmstar oder ein Mitglied der königlichen Familie, echt gut, oder?

Auch beim Parlament der Samen schauen wir kurz rein, um uns dann im Wohnmobil den ersten selber gemachten Pølse zu verschlingen. So etwas wie der nationale Hot-Dog, den man an jeder Tankstelle bekommt und echt gut ist. Allerdings haben wir nur Toastbrot und kein richtiges Pølsebrot.

Polse

Irgendwie geniessen wir auch den heutigen Tag mit wenig gefahrenen Kilometern und für einmal nicht ganz perfektes Wetter, denn es schneit noch immer…

Der Campingplatz hier ist echt schön angelegt, grosszügig, gut gelegen und eine schöne Aussicht. Auch das Sauna-Hüttchen, Whirlpool, Grill-Hütte etc alles vorhanden. Und trotzdem sind wir auf dem ganzjährig geöffneten Platz die einzigen Gäste…

Sauna des Campingplatzes

Unsere Reise wird morgen nach Finnland weiter gehen und dort werden wir in den nächsten Tagen das ganze Land durchqueren, irgendwann in Helsinki auf die Fähre fahren und dann durch Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien und Deutschland zurück in die Schweiz. Schliesslich müssen wir noch einige Destinationen für unsere Webseite der 100 schönsten Orte mit dem Wohnmobil rekognoszieren…

Wir sind also noch bis mindestens 30. April unterwegs und haben jetzt nicht mal die Hälfte hinter uns.

Übernachtung

Karasjok - Camping****
Camping

ganzjährig offen, schön gelegen

Koordinaten: 69.46907,25.488083
N 69° 28' 8.7"  E 25° 29' 17.1"
letzter Besuch: 4.2018

Reisestrecken

unseres Reisestrecke