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Andalusien Spanien 2021
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Reisebericht

Fantastisches Lappland, genialer Spark und neue Reiseidee 7.4.2018

Wenn wir nicht schon lange Fan von Lappland wären, hätten wir es heute werden müssen.

Wir geniessen den Nachmittag

Schon um 6 Uhr weckt uns die Sonne bei allerschönstem Wetter aus unseren Träumen. Bei so einem herrlichen Wetter können wir einfach nicht unter unseren Decken bleiben. Also streune ich auf dem Platz herum und hoffe insgeheim, jemand anzutreffen, um ihn zu fragen, ob wir nicht heute eine Schneemobil-Tour machen könnten. Der Campingplatz schläft noch, oder besser gesagt, er ist verlassen, wir sind ja die einzigen Gäste und von der Besitzerfamilie ist auch niemand hier. Aber dann entdecke ich den Spark, ein einfach genialen Schlitten, den wir schon ganz viele Male in Skandinavien gesehen haben. Benützt von alten Leuten, Kindern, Müttern oder einfach von jedem. Manchmal gebraucht als Rollator, als Einkaufswagen, als Transportmittel oder als Sitzgelegenheit. Der Schlitten ist kurz und hat hinten erhöhte Griffe, aber seine Kufen reichen etwa einen Meter hinter den Schlitten mit der Möglichkeit, darauf zu stehen. Die Kufen sind ziemlich dünn und nur aus Stahl, so lassen sie sich seitlich verbiegen und man kann Kurven fahren. Ist ja klar, dass wir den sofort ausprobieren müssen.

Spark, der Superschlitten

Einfach genial das Ding, ich glaube, es ist das Beste Fortbewegungsmittel auf Schnee, dass es gibt. Am liebsten würde ich so einen grad einpacken und nach Hause nehmen.

Danach studieren wir die Karte, nehmen einen Kalender zur Hand und legen in ungefähr unsere Reiseroute für die nächsten Tage fest. Wir müssen ja auch schauen, dass wir nicht zu früh oder zu spät zu Hause sein werden. Wir waren am nördlichsten Punkt von Europa und sind nun ziemlich östlich. Wir könnten ja den östlichsten Punkt von Europa grad auch noch besuchen? Aber wo liegt der? Europa ginge ja bis zum Ural, aber Russland gehört meiner Meinung nach nicht dazu, ebenso wenig die Ukraine und Weissrussland. Das würde also heissen, dass der östlichste Zipfel von Finnland auch der östlichste Punkt Europas ist. Nach finnischer Strassenkarte und Google Maps ist der Punkt 62.747428, 31.404103 das östlichste, was man mit dem Womo erreichen kann (oder hat jemand einen anderen östlichsten Punkt?). Also werden wir diesen Punkt besuchen. Aber nicht mehr heute, heute geht es gemütlich weiter.

Als um 10 Uhr immer noch keine Menschenseele anzutreffen ist, packen wir zusammen und fahren los. Allerdings haben wir ein Luxusproblem: nach der Einreise nach Norwegen haben wir 2000 Kronen gewechselt und jetzt haben wir noch 2400 Kronen. Wir bekamen die Mehrwertsteuer von Anitas Stiefeln direkt im Laden bar ausbezahlt...  Die müssen wir ja irgendwie brauchen, man weiss ja nicht, wann wir wieder hier sein werden. Also tanken wir unser Knutschi trotz des teureren Diesels noch in Norwegen voll, kaufen einen weiteren Pølse und überqueren kurze Zeit später die Grenze nach Finnland.

Die Fahrt ist wieder einmal unvergesslich: weisse Landschaft, weisse Strasse, lichter Wald und nur ganz selten irgendein Auto. Die Schneehöhe unterschätzen wir immer noch ganz krass, wenn wir etwas in den Schnee weg von der Strasse wollen, um ein Foto zu schiessen. Wir können uns nur auf Wegen und Schneemobiltouren fortbewegen, brauchen also doch noch unbedingt Schneeschuhe.

viel mehr Schnee wie es aussieht (gut, Anita ist ja auch klein)

In Inari, der ersten grösseren Siedlung suchen wir aber Schneeschuhe vergeblich, aber wir besuchen dort Siida, eine Ausstellung und Museum der Sami. Wir sind echt begeistert, es ist toll gemacht und wir erfahren endlich alles über die acht Jahreszeiten der Lappen, ihre Geschichten und die Tiere des Nordens. Alles ist sogar auch auf Deutsch beschriftet und wirklich einen Besuch wert.

Siida, echt schön gemacht

Nach diesem Stopp schwenken wir auf die 955 Richtung Kittilä ab und durchfahren den Lemmenjoki-Nationalpark, den grössten in Finnland. Es ist einfach nur Traumhaft und wir saugen jeden Kilometer in uns auf und wir wollen da irgendwo übernachten. Aber wir müssen ganze 70km fahren, bis wir den ersten halbwegs geräumten Rastplatz antreffen. Alle anderen sind unter einem Meter Schnee begraben und auch andere Parkier Möglichkeiten gibt es keine. Wir müssen beim Rastplatz dann noch eine Bucht für unser Knutschi selber vom Neuschnee frei schaufeln, bis wir entgültig stehen können.

zuerst den Rastplatz freischaufeln

Wir sitzen in einer fantastischen Winterlandschaft, geniessen die Sonne, sitzen bei 3 Grad draussen, trinken Kaffee und geniessen die herrliche Ruhe. Wir sitzen etwa drei Stunden draussen, in dieser Zeit fuhren fünf Autos und drei Schneemobile vorbei. Wenn das nicht ein schöner Platz ist?

Jetzt warten wir auf den Sonnenuntergang und hoffen, vielleicht einen Elch zu sehen. Vielleicht fahren wir morgen ja auch um sechs Uhr weg, damit wir grössere Chancen haben. Die Elche benützen momentan die Strassen als Hauptverkehrswege ebenso, weil daneben einfach zu viel Schnee liegt.

Toivotamme sinulle hienon sunnuntain huomenna

Übernachtung

Repjoki - Rastplatz****
frei

Rastplatz an der selten befahrenen Strasse,

Koordinaten: 68.44978,25.954444
N 68° 26' 59.2"  E 25° 57' 16"
letzter Besuch: 4.2018

Anlaufschwierigkeiten und Fragen 8.4.2018

Strahlendes Wetter und ein Traum geht in Erfüllung, aber nicht ganz ohne Komplikationen

Ein weiterer Punkt auf meiner Liste kann ich abhacken: Langlaufen in Lappland

Der Vorsatz, heute bei Morgengrauen abzufahren um Elche auf der Strasse zu sehen, wird eben bei diesem Morgengrauen über den Haufen geworfen. Wir haben Anlaufschwierigkeiten, um uns um halb sechs von unseren so bequemen Matratzen zu erheben. Die Elche sind uns in diesem Moment gar nicht mehr so wichtig.

Aber die Nacht muss kalt gewesen sein, an unseren Fenstern bildeten sich wieder Eisblumen, aber wie kalt, bleibt leider ein Rätsel. Unser Aussenthermometer hat auch Anlaufschwierigkeiten oder einfach keine Batterie mehr. Jetzt sollte ich unter das Auto kriechen, abmontieren, Batterien wechseln, wieder runter kriechen und montieren. Die erste Frage: wo und wie montiert ihr eure Aussenthermometer? Kriecht ihr auch unters Auto, um die Batterien zu wechseln?

Um neun Uhr krieche ich dann doch unter unser Knutschi. Es hat auch Anlaufschwierigkeiten, weil die Handbremse angefroren ist. Ich weiss, man sollte die Handbremse bei grosser Kälte nicht anziehen, aber wie macht ihr denn das, wenn ihr so schief steht, dass ihr auf einen Keil fahren müsst? Zieht ihr dann keine Handbremse an? Oder was habt ihr da für Lösungen?

Ich vermute Mal, dass die Handbremse die hinteren Räder blockiert und merke: ich habe keine Ahnung von dieser Art Bremse, wie sie unter dem Auto aussieht und wo sie genau liegt. Also hämmere ich mit einem Hammer (gute Idee, den mitzunehmen) überall um das Rad die dicken festgefrorenen Eisbrocken weg. Es tut sich danach aber immer noch nix. Also stecke ich unseren Föhn an und blase unter dem Auto liegend irgendwie in den Bereich Räder oder dorthin, wo ich die Handbremse vermute.

Ich stelle aber keine Verbesserung fest und versuche nochmals etwas vor- und zurück zu fahren. Dabei fällt mir auf, dass die Räder gar nicht blockiert sind, sondern nur die rote Kontrollleuchte der Handbremse leuchtet. Eventuell ist ja auch nur der Seilzug eingefroren? Die Bremsbacken können nicht an den Rädern angefroren sein, denn sonst würden die Räder ja blockieren. Also fahre ich mal 200m über rüttelige Stellen auf der Strasse, stoppe und schaue, ob irgendwo etwas glüht oder nach Gummi stinkt. Aber nichts dergleichen und der Handbremshebel lässt sich nun auch wieder normal anziehen und lösen. Problem richtig fachmännisch gelöst!

Kilometerlang...

Und als wir dann endlich mit einer Stunde Verspätung losfahren können, geniessen wir die wunderschöne Fahrt über die nächsten 90 km. Auf dieser Fahrt sehen wir genau drei Pkw’s und ein Lastwagen. Und die Gegend ist superschön, strahlend weiss und blauer Himmel. Die Sami haben insgesamt acht Jahreszeiten und die jetzige Hankikanto (Frühlingswinter) sei die Schönste. Das empfinden wir hier im Herzen von Lappland auch.

Lappland im Frühlingswinter

Wir schätzen, dass hier mindestens 1.50m Schnee liegt, wenn nicht gar mehr. Und wir werden da wieder erinnert, dass wir eigentlich Schneeschuhe brauchen, wenn wir nur 5m neben die Strasse wollen. Über Levi erreichen wir dann schon gegen Mittag Äkäslompolo, dort soll es einen Stellplatz direkt neben der Langlaufloipe haben.

Zuerst fahren wir aber ins Dorf selber, denn es ist ein bekannter Ski-, Langlauf- und allgemein ein Sportort. Es hat mindestens drei grosse Sportgeschäfte, die wie die meisten anderen Geschäfte hier auch Sonntags offen haben. Kurze Zeit später besitzen wir echte, finnländische Tiefschneeschneeschuhe, das Beste vom Besten (nach dem Preis zu beurteilen).

mit den neuen Schneeschuhen

Endlich können wir nun den Stellplatz anfahren und erschrecken: da stehen ja schon insgesamt mindestens 50 Wohnmobile und –wagen! Was ist denn hier los? Bis jetzt haben wir auf der gesamten Reise nicht so viele zusammen gesehen! Anscheinend sind wir in der Zivilisation zurück, auch wenn wir noch oberhalb des Polarkreises sind und es stehen nur Finnen hier, wir sind die einzigen Ausländer.

Knutschi hinstellen, Langlaufausrüstung aus der Garage kramen, uns in den Dress werfen und merken, dass dieser schon wieder kleiner geworden ist seit letztem Jahr. Gehen die denn immer ein? Nach einer riesen Portion Spaghetti Bolognaise zum Mittagessen starten wir unser Lappland-Langlaufabenteuer. Es war schon seit meiner Kindheit der Traum, einmal im Leben in Lappland mit den Langlaufskis in den Wäldern unterwegs zu sein. Es ist echt traumhaft, Loipen bis zum abwinken, Wegweiser in alle Richtungen, über Seen und durch Wälder und immer ganz einsam. Hin und wieder kommt uns ein anderer Skilangläufer entgegen, aber sonst sind wir sehr einsam unterwegs. Zum Glück machen die etwa 1000 finnischen Braunbären ihren Winterschlaf, denn wenn uns einer fressen würde, würde das hier gar niemand merken.

Das Problem ist dann nur der Rückweg, erstens weil wir in der Euphorie nicht daran gedacht haben, dass wir ja auch mal Müde werden und die Wälder und Wegweiser sehen alle so verdammt ähnlich aus! Hier waren wir doch schon mal! Siehst du irgendwo einen Campingplatz oder Wohnmobile? Ich habe Blasen, nimm doch einfach den kürzesten Weg! Wo ist denn der kürzeste Weg, verdammt nochmal? Wir müssen nur noch dort über den See! Nein, dort durch den Wald!

Langlaufwegweiser, sorry, die Linse des Fotoapparates war auf dem Heimweg vom Schwitzen angelaufen

Na egal, nach 25km Langlaufen kommen wir totkaputt endlich bei unserem Knutschi an und ich kann wieder einen Punkt in meiner Liste abstreichen, von den Dingen, die ich unbedingt einmal in meinem Leben machen will (es bleiben jetzt nur noch ganz wenige übrig).

Wir sind glücklich, frisch geduscht und völlig kaputt.

Übernachtung

Äkälslompolo - Ylläksen Lyhty Ky***
Stellplatz

Sauna inbegriffen, für Männlein und Weiblein aber getrennt, direkt an der Loipe

Koordinaten: 67.60743,24.145080
N 67° 36' 26.8"  E 24° 8' 42.3"
letzter Besuch: 4.2018

Zeit um Innezuhalten 9.4.2018

Ungefähr die Hälfte unserer Reise ist nun um, da haben wir uns einen Tag mit Nixtun verdient.

einfach nur fantastisch

Es war bis anhin eine fantastische Reise, immer irgendwie auf Adrenalin: weil es so schön war, weil immer wieder Neues kam, weil nicht alles planbar ist, weil wir Angst haben, einen tollen Moment zu verpassen. Typisches Beispiel gestern Nacht: Womoblog geschrieben, gekocht, Haushalt gemacht und bereit, sich endlich mal hinzulegen und früh schlafen zu gehen. Ein letzter Blick aufs Handy, mein App der Nordlichter öffnen und erschrecken, trotz schlechten Prognosen soll nun plötzlich eine Wahrscheinlichkeit von 25% bestehen, an unserem Ort Polarlichter zu sehen. Also doch den Kopf zur Tür in die sternenklare Nacht halten um tatsächlich hinter dem Campingplatz einen grün schimmernden Himmel zu erspähen. Der Campingplatz ist hell erleuchtet, wenn wir diese Lichter also genauer anschauen wollen, müssen wir die 200m zur dunkeln Langlaufloipe marschieren. Schuhe anziehen, Jacke, Handschuhe, Mütze, Fotoapparat und Stativ packen und in die Kälte hinausziehen.

Und dann stehen wir da, starren in den Himmel und staunen einfach nur, mal ganz schwach, dann wieder ganz starke Lichter. Ich mache ein Foto am andern, habe Angst, dass der Apparat nicht richtig eingestellt ist und stehe schon wieder unter Adrenalin. Es folgt eine fantastische halbe Stunde mit Polarlichtern, ja keinen Blick vom Himmel wenden, wir könnten ja etwas verpassen.

Nordlichter über der Langlaufloipe

Und schon wieder ist es Mitternacht nach unserer Zeit, in Finnland sind sie eine Stunde voraus, das heisst also, es ist ein Uhr nachts. Wie soll man sich so in den Ferien erholen können? Und wie muss ich nun diese Eindrücke wieder verarbeiten?

Darum kommt der heutige Tag mit Schneefall und Wind grad richtig. Wir müssen keine Angst haben, irgend etwas zu verpassen. Ich grabe morgens unser Womo aus, erledige dann einige berufliche Pendenzen und Anita liest in Seelenruhe ihr neues Buch und beginnt zum etwa vierten Mal meine neue blau-weisse Mütze zu stricken. Die soll nun einfach perfekt sein und zur gekauften Winterjacke passen.

beim Relaxen

Als das Wetter etwas besser wird, marschieren wir zum nahegelegenen Supermarkt, kaufen das nötigste ein und verkriechen uns wieder im Womo.

Unser Dachboden im Hubbett hat sich total bewährt. Wir haben dort die Matratze rausgenommen und alle unsere Skikleider so auf das Bett versorgt. Wir können so die Kleider jeden Morgen frisch gebügelt in Empfang nehmen.

der herunterlassbare Kleiderschrank

Ich kann auch unsere weitere Route in Ruhe planen. Morgen geht es nach Rovaniemi, wir wollen natürlich den echten Santa Claus besuchen, dieses Mal mit Schnee. Bei unserem letzten Besuch hatten wir 28 Grad und das war nicht gerade romantisch. Abends ist dann noch die beste Polarlichternacht unserer Reise prognostiziert, also werden wir mit unserem Knutschi irgendwo hin fahren, wo es schön dunkel und einsam ist.

Übermorgen werden wir den Zoo in Ranua besuchen. Es sollen dort viele der arktischen und einheimischen Tiere gezeigt werden und es soll ein schöner Campingplatz angegliedert sein. Danach wollen wir dann den östlichsten Punkt der EU anfahren und erwandern. Schliesslich haben wir jetzt ja Schneeschuhe. Und wenn alles klappt, will ich dann um den Grenzstein laufen, das heisst, ich hätte meine Füsse zum ersten Mal auf russischem Boden, falls keine Grenzwächter in Sicht sind. Ein Visum für Russland haben wir nämlich nicht.

Es steht also noch viel an, ein weiterer Grund, heute einfach nur Kräfte zu sammeln.

früh morgens

Bei unserem Womo haben wir nun glaub ich jeden Winterkniff erprobt und ausprobiert, so dass wir in Zukunft überhaupt keine Angst mehr haben müssen, dass irgendetwas im Winter nicht mehr funktioniert. Auch die Ausrüstung ist optimiert, ebenso die Einrichtung. Z. B. unsere Kaffeemaschine, die hat nun vier Jahre jede Reise über holprige Strassen mitgemacht und noch nie hatten wir Probleme damit. Auch den Kaffee dafür fanden wir bisher vom Polarkreis bis nach Marokko, von Kroatien bis nach Frankreich immer in einem Supermarkt. Oder auch der Kühlschrank, der jetzt wieder optimal funktioniert.

Ich glaube, wir würden auch jetzt nochmals genau das gleiche Wohnmobil kaufen, denn unser Knutschi ist einfach perfekt. Als Luxus wäre eigentlich nur eine Ausführung als 4x4 Modell, das würde uns auf den jetzigen über 1000km auf schneebedeckten Fahrbahnen etwas mehr Sicherheit geben.


Übernachtung

Äkälslompolo - Ylläksen Lyhty Ky***
Stellplatz

Sauna inbegriffen, für Männlein und Weiblein aber getrennt, direkt an der Loipe

Koordinaten: 67.60743,24.145080
N 67° 36' 26.8"  E 24° 8' 42.3"
letzter Besuch: 4.2018

Es wird immer noch besser 10.4.2018

Eigentlich glauben wir nicht mehr, dass diese perfekte Reise noch perfekter werden könnte, aber wir täuschen uns.

Es ist ein echter Schneemann aus echtem Schnee

Gestern Abend nach dem Schneefalltag verzogen sich plötzlich die Wolken und der Sternenhimmel kam zum Vorschein. Genau richtig für die Polarlichtsession. Wir sahen echt gute Polarlichter, aber um 22 Uhr war es einfach noch zu hell für top Fotos. Bei unserem Standort über dem Polarkreis wird jeder Tag nun mindestens 10 Minuten länger dauern wie sein Vorgänger, aktuell sind wir schon bei 15 Std. und 6 Min Tageslänge. Da bleibt schon nicht mehr viel Zeit übrig um eine dunkle Nacht zu erleben, vor allem wenn Schnee liegt. Astronomische Morgen- und Abenddämmerung findet schon gar nicht mehr statt.

Wir verschieben unsere Fotosession auf Mitternacht und kehren wieder zum Womo zurück, vor allem auch, weil es wieder unter -10 Grad kalt ist. Um halb zwölf tritt Anita vors Womo und klopft sofort an die Tür. Unser Zeichen, dass sich was am Himmel tut. Sofort warm anziehen, Fotoapparat schnappen und vor das Womo treten.

was für ein Spektakel

Und was wir dann sehen stellt alles Bisherige weit, weit in den Schatten. Am Himmel genau über uns ein Lichterregen in allen Farben, das Licht tanzt wild umher und es ist fast tageshell. Es ist besser wie jedes gesehene Feuerwerk! Bei den Fotos muss ich die Sekunden und die Iso-Zahl herunterschrauben, damit sie nicht überbelichtet werden. Ich mache aber gar nicht viele Fotos (und ein paar noch mit dem falschen Womo drauf) sondern staune nur und geniesse die Show.

Nach etwa fünf Minuten ist der ganze Glitzerglammer vorbei und die Polarlichter sind wieder „nur“ grün. Immer noch toll und einmalig, aber wir können uns von der vorherigen Show gar nicht erholen. Um Mitternacht ist dann alles mehr oder weniger vorbei und wir treten ins Womo. Wir müssen morgen etwas früher abfahren und da brauchen wir dringend den Schlaf. Wir schliessen alle Verdunkelungen und schauen extra nicht mehr zum Fenster hinaus, denn sonst schlafen wir noch lange nicht und erwarten immer die nächsten Nordlichter.

Morgens um 8 weckt uns neben dem Wecker schon die Sonne weit am Himmel oben. Wir packen zusammen, leeren unseren Urinkanister (der Feststoff-Behälter des WC’s haben wir immer noch nie geleert. Ist echt super so!), bezahlen den Campingplatz und wollen um 9 Uhr wegfahren. Wie immer starte ich vorsichtig den Motor, er kommt in die Gänge dreht aber etwas unruhig, so wie fast immer nach sehr kalten Nächten. Aber plötzlich nach ein paar Sekunden beginnt es zu Qualmen und zu stinken, ich stelle sofort ab. Was zum Teufel ist denn das wieder? Ich öffne die Motorhaube und als Nicht-Fachmann sehe ich genau gleichviel, nämlich nichts. Wie soll ich da etwas von einem Defekt merken, wenn ich nicht mal weiss, wie so ein Motor funktioniert? Ich sehe ein paar ganz wenige Eiszapfen und Vereisungen (meine Motorabdichtung zeigt also voll Wirkung) aber das kann doch das Problem nicht sein? Anita und ich raten, was wir machen sollen und was es sein könnte. Einzige Idee: nochmals probieren.

Also Motor starten und er kommt wie immer in die Gänge, dreht nun aber runder und kein Rauch und kein Stinken mehr. Auch alle Kontrolllampen erlöschen und nirgends zeigt es ein Problem an. Was war denn das vorher? Öl eingefroren? Also fahren wir vorsichtig Richtung Süden ab und alles geht gut.

Wir wollen heute bis nach Rovaniemi, also etwa 180km. Nach einer wieder wunderschönen Fahrt auf schneebedeckten Strassen ist sie plötzlich Eis- und Schneefrei. Das hatten wir nun doch schon sehr lange nicht mehr. Ich kann sogar den Tempomat einwerfen und wir cruisen mit 90km/h Richtung Stadt am Polarkreis.

In Rovaniemi fahren wir direkt zum Santa Claus Village aber wir wissen genau, dass etwa drei Kilometer vorher noch der Santa Claus Park kommt und das ist nicht das gleiche und dort wollen wir auch nicht hin. Vor vier Jahren bei unserem ersten Besuch hier haben wir dort nämlich noch eine oder zwei Ehrenrunde gedreht.

Mittags sind wir dann dort, wo der richtige und weltweit einzige Santa Claus wohnt und arbeitet. Wir haben bei ihm ja schon einen Besuch abgestattet und müssen ihn darum nicht noch einmal sehen. Wir wollen aber zum Santa Claus Postamt, wo seine Wichtel die Briefe erledigen. Wir kaufen Ansichtskarten und vor allem die Sonderbriefmarken, die es nur hier gibt. Und dann werden wir Postkarten schreiben und in den roten Briefkasten werfen. Die Briefe dort werden dann erst vor Weihnachten mit einem Sonderstempel abgeschickt und unsere Empfänger kriegen Post vom echten Weihnachtsmann!

Für die Souvenirläden haben wir nicht mehr so viel Zeit, denn um 13:45 Uhr müssen wir beim Artic Circle Snowmobil park sein, ein Haus des Santa Claus Villages. Ich habe da gestern per Mail naiv angefragt, ob es möglich wäre, heute eine 2-stündige Snowmobil-Tour zu buchen, aber wir kommen leider erst um 14 in Rovaniemi an. Die normalen Touren für die Touristen beginnen eben um 12 Uhr und da wir nicht Kolonne fahren wollen, fragte ich um einen Termin um 14 Uhr. Über diesen Veranstalter von Snowmobil-Touren habe ich bis jetzt nur immer gutes gelesen und war darum sehr gespannt, wie es ausgehen wird. Lange Rede kurzer Sinn: es hat hervorragend geklappt!

zwei echte Profis


Anita und ich konnten alleine mit Roman, unserem Guide, ein 60km lange Snowmobil-Tour machen. Jeder auf einem eigenen Snowmobil und es war herrlich. Zuerst noch etwas vorsichtig wurden wir dann auf dem Kemijoki, dem längsten Fluss Finnlands, quer durch Rovaniemi immer etwas mutiger und rasten mit 70km/h über Schnee und Eis. Es ist schon cool, mit einem Schneemobil unter Brücken hindurch auf einem zugefrorenen Fluss dahin zu brausen. Später ging es dann durch Wälder auf Hügel, wir kamen an Picknickplätzen, Aussichtspunkten und schmalen Brücken vorbei, die wir überqueren mussten.

Aber ich muss sagen, von der Landschaft selber habe ich nicht so viel gesehen, ich musste voll Gutzi geben, damit ich Roman und Anita hinterher komme. Anita ist glaub ein Naturtalent für Schneemobile, denn ich habe gegen sie keine Chance. Ihr Geschwindigkeitsrekord heute: 80km/h.

Stopp unterwegs


Es war echt toll, ein super Erlebnis und auch eindrücklich, dass es genau gleich wie auf der Strasse Verkehrssignale, Hinweisschilder, Wegweiser und Geschwindigkeitsbegrenzungen auf den Schneemobil-Strassen und Wege gibt. Ich bin ja nicht so ein Fan von allem was Motoren hat (ausser Womos), aber das hat mir echt gefallen! 

Nach der Tour beschliessen wir, dass wir noch ein Stückchen weiterfahren und nicht im Santa Claus Village übernachten.

Irgendwie ist das Dorf und auch der Polarkreis viel schöner und interessanter, wenn man sich von Süden nähert. Kommt man von Norden, hat man das Gefühl, das Ganze sei schon wirklich touristisch und man kommt hier in die „Zivilisation“ zurück.

bei unserem Übernachtungsplatz

Jetzt stehen wir auf dem Vikaköngäs-Rastplatz, echt sehr schön und ich hoffe, ich könne dann Abends noch ein paar Langzeitaufnahmen von Fluss und Hängebrücke machen, und wenn sich noch ein paar Nordlichter zeigen, umso besser. Aber schöner wie Gestern, das geht einfach nicht und da mache ich mir auch keine Hoffnungen.


Übernachtung

Vikajärvi - Vikaköngäs****
frei

schöner Rastplatz im Wandergebiet

Koordinaten: 66.61926,26.185141
N 66° 37' 9.4"  E 26° 11' 6.5"
letzter Besuch: 4.2018

Wir verlassen den Polarkreis 11.4.2018

Nochmals Nordlichter und nun geht es langsam südwärts in die Zivilisation zurück

Der Briefmarkeklebeelf im Santa Claus Postoffice

Gestern spät abends machten wir noch einen kleinen Rundgang um unseren Übernachtungsplatz und blieben bei einer tollen Feuerstelle hängen. Da es wieder ziemlich kalt war (ca. -8 Grad) entfachten wir in der Feuerstelle ein schönes Feuerchen und warteten auf die Nordlichter. Etwas später gesellten sich zwei Japanerinnen und ihr finnischer Guide zu uns. Die Japanerinnen sind genau zwei Tage in Finnland und haben nun einen Nordlichttripp gebucht. Also müssten wir da ja am genau richtigen Ort sein, wenn ein Guide mit denen hierher kommt.

unser romantisches Feuerchen


Und tatsächlich, sind wir auch. Und schon wieder sehen wir fantastische Nordlichter! Wir sind einfach glücklich und dem finnischen Guide ist die Erleichterung anzumerken… Für uns wäre es nicht so schlimm gewesen, wenn die heutige Show am Himmel ausfallen würde, denn wir haben ein warmes, romantisches Feuerchen in einer fantastischen Landschaft.

versprochen, das letzte Nordlichtbild

Die anschliessende Nacht war dann nicht mehr so kalt und als ich um 9 Uhr müde im Womo erwache, wende ich die Taktik von Anita an: Hier ist es 9 Uhr, in der Schweiz aber erst 8 Uhr und wenn man bedenkt, dass draussen noch viel Schnee liegt und wir eigentlich in Winterzeit rechnen müssten, haben wir erst 7 Uhr. Ein Grund also, noch liegen zu bleiben…

Irgendwann stehen wir dann gegen 10 Uhr doch auf (Nach welche Zeit genau, überlassen wir euch) und dann müssen wir noch all die Postkarten schreiben, da wir gestern keine Zeit mehr hatten.

Als auch das erledigt ist, fehlen uns noch zwei Karten, aber da wir im Santa Claus Village doch nochmals stoppen wollen, kein Problem.

Santa Claus Village Rovaniemi

Jetzt geniessen wir dieses Village total. Vor allem das Santa Claus Postoffice und das eigentliche Heim des Santa Claus sind echt wirklich schön gemacht und auf jedes Detail wird da geschaut. Die Angestellten sind alle als Elfen verkleidet und eine Elfe klebt den ganzen Tag im Postoffice die original Santa Claus Briefmarken von Hand auf tausende von Postkarten. Diese Briefmarken gibt es nur hier und nur hier haben sie ihre Gültigkeit. Wenn ich jetzt einen Briefmarkensammler kennen würde, könnte ich ihm sicher eine Freude machen.

Wir kaufen noch zwei Postkarten, schreiben diese auch direkt auf den dafür extra vorgesehen Tischen im Postoffice und dann können wir den Briefkasten wählen: entweder den, der jeden Tag geleert wird oder den roten, der nur vor Weihnachten geleert, alle Karten mit dem exklusiven Stempel abgestempelt und in alle Welt verschickt werden. Ist ja klar, dass wir unsere Karten in den roten werfen. Ein paar ganz liebe Leute können sich also kurz vor Weihnachten auf Post vom Santa freuen…

wer bekommt wohl von uns Post?

Übrigens auch das Heim des einzig wahren Santa Claus ist wirklich schön gemacht. Leider darf man dort keine Fotos machen, denn die geschäftstüchtigen Elfen wollen dort ihre eigenen Fotos verkaufen. Wer kann es ihnen schon verübeln.

Klar, es ist touristisch, aber uns gefällt es da wirklich gut. Auch wenn die Weihnachtsmusik kitschig ist, was sollen sie denn im Weihnachtsdorf anderes Spielen? Hardrock etwa? Wir haben schon viel kitschigere und plumpere Touristenattraktionen besucht… Wer in der Gegend von Rovaniemi unterwegs ist, sollte dieses Dorf wirklich besuchen.

der markierte Polarkreis lassen wir nun hinter uns

Nachdem wir uns vom Polarkreis und von der Weihnachtsmusik verabschieden, geht es Richtung Süden. Aber nur gerade 80km, dann sind wir beim Ranua Artic Zoo (deren Webseite hat grad einen Aussetzter und funktioniert nicht..), dort gibt es 100m vorher einen neuen Stellplatz. Dieser Stellplatz ist für uns echt perfekt, schön angelegt, super Sanitärgebäude inklusive Sauna, und auch schnelles WLan (mit Zusatzantenne). Was für ein schönes Leben.

Allerdings schliesst der Zoo im Winter schon um 16 Uhr und darum können wir heute den Tieren keinen Besuch mehr abstatten. Wir verschieben es aber gerne auf morgen und gehen stattdessen noch einkaufen. Oder sollen wir doch noch eine Hundeschlittenfahrt mit den Huskys machen? (machen wir aber heute nicht mehr).

Jetzt geniessen wir (ich) das schnelle Internet und bereit mich seelisch auf den Saunabesuch vor. Aber vorher sassen wir sicher noch eine Stunde im Schnee an der Sonne und machten genau gar nix.


Übernachtung

Ranua - WildlifePark****
Stellplatz

direkt neben dem Zoo mit super Sanitärgebäuden

Koordinaten: 65.94432,26.461879
N 65° 56' 39.6"  E 26° 27' 42.8"
letzter Besuch: 4.2018

Ranua Wildlife Park 12.4.2018

Der Besuch der einheimischen Tierarten im Winter war alleine schon eine Reise wert.

eine stillsitzende Schneeeule

Heut stand der Besuch des Ranua Zoos an. Im Winter hat er nur von 10 – 16 Uhr geöffnet, um den Tieren genug Erholung von den Besuchermassen zu geben. Wobei da Massen eine andere Bedeutung haben, ich schätze mal, dass heute den gesamten Tag keine 20 Eintritte einkassiert werden konnten.

vor dem Zoobesuch

Wir standen kurz nach 10 Uhr mit Fotoapparat bewaffnet am Eingang, lösten für 17€ pro Erwachsener ein Ticket und stürmten sogleich los. Nach etwa 100m das erste Gehege, ein Fischotter. Er schlief den Schlaf des Gerechten hinter einer Scheibe, wo wegen dem Spiegeln keine Fotos möglich waren. Also weiter zu einem schönen, schneeweisser Hermelin, der in seinem Käfig umher flitze. Dieses scheiss schnelle flinke Tier war gar nicht einfach zu fotografieren. Also genauer gesagt, es war unmöglich. Entweder war nur der Schwanz drauf, nur Gitter, nur der Kletterbaum oder gar nix. Nach endlosen Versuchen geht es dann etwas konsterniert weiter zum Marder. Sein braunes Fell gibt einen schönen Kontrast zum weissen Schnee aber auch dieses nervöse Viech faszinierende Tier ist schnell unterwegs. Wieder kein Foto. Nach drei Gehegen und drei Tieren noch kein einzig brauchbares Bild. Ich weiss schon, warum ich kein Tierfotograf wurde, nicht mal im Zoo bringe ich was vor die Linse…

Aber ich liebe die Eulen! Die sitzen so schön ruhig da, drehen hin und wieder den Kopf und bewegen sich kaum. Ab sofort meine Lieblingstiere. Nach Adler, Habicht, Gänsen und Schwänen wird es dann wieder interessanter. Wir nähern uns den Bärengehgen.

die zwei Eisbären

Die Wege sind in der Höhe über den Absperrungen, man sieht sehr gut in die grossen Gehege rein und wir erspähen einen an der Sonne schlafenden Eisbär und ein andere trottet umher und geniesst ebenso die warmen Sonnenstrahlen. Es sind sehr imposante und grosse Tiere und im Schnee sehen sie echt super aus. Nur schon dieser Anblick ist das Eintrittsgeld wert. Ich war noch nie im Winter in einem Zoo, aber das sollte man echt machen, vor allem wenn es mal Schnee hat. Hier im Zoo liegt sicher noch einen Meter Schnee, was uns vor allem bei den Elchen auffällt. Tritt mal einer in den Tiefschnee, versinkt er mit seinen langen Beinen bis zum Bauch. Alle anderen Tiere benützen ihre selber getrampelten Wege: der Wolf trabt majestätisch in die hinterste Ecke von seinem Gehege, möglichst weit von den französischen lärmenden Kindern weg und die Füchse tollen herum und machen Jagd auf die Elstern, die ihr Revier betreten.

ein Wolf auf Pirsch

Wir finden es echt toll, dass hier praktisch nur einheimische Tiere gezeigt werden, ausser den Eisbären und dem Sibirischen Moschustier leben alle anderen irgendwo in Finnland. Man kann nun für oder gegen Zoos sein, aber im Winter bei Schnee diese Tiere in ihren „normalen“ Lebensumgebung zu sehen, macht uns schon Eindruck. Ein Zoobesuch hier ist im Winter ein absolutes Muss.

Nach dem Besuch checken wir beim Servierpersonal des Restaurants ab, ob wir hier Abends Essen können, denn gestern sah es ziemlich geschlossen aus. Können wir, zwischen 18 und 20 Uhr sei offen.

Die 200m zurück zum Womo machen wir locker, ich werte unsere Fotos aus und mache endlich mal eine Datensicherung von den inzwischen 3754 Bildern, Anita benützt die Waschmaschine des Stellplatzes für die Wäsche und bäckt danach noch Salzstangen für morgen. 

Und dann ist es schon 18 Uhr und wir machen uns wieder auf den Weg. Das Bestellen ist nicht ganz so einfach, aber wir einigen uns auf Perinteinen Lappilainen poronkäristys mit Perunamuusi, puolukkaa sekä suolakurkkua. Und dann warten wir gespannt, was wir bekommen werden.

was hättet ihr bestellt?

Es ist tatsächlich Rentierfleisch, kleine Scheiben gekocht mit Kartoffelstock und heissen Gurken. Das Fleisch ist wirklich sehr lecker und extrem zart.  Überhaupt, inklusive der Vorpeise und dem Dessert wirklich von sehr guter Qualität und sehr fein. Wir können das Zoorestaurant nur empfehlen, auch die Bedienung war sehr freundlich und hat uns auf Englisch erklärt, was wir da bestellen. Na ja, englisch verstehen wir eben auch nicht, darum war es ziemlich spannend.

Jetzt sind wir mit vollen Mägen im Womo und freuen uns schon auf die Nacht. Letzte Nacht nach Sonnenuntergang begannen die Wölfe oder waren es nur die Huskys zu heulen und es ist einfach eingefahren. Sonst bin ich ja kein Hundefan, aber hier in dieser Umgebung gehört das einfach dazu.

Morgen geht es dann wieder mit einem Fahrtag weiter, wir wollen nun südöstlich durch Finnland, bis wir am östlichsten Punkt der EU sind.

(mehr Bilder aus dem Zoo auf unserer Facebookseite oder wenn wir zu Hause sind in der dann neuen Bildgallerie)


Übernachtung

Ranua - WildlifePark****
Stellplatz

direkt neben dem Zoo mit super Sanitärgebäuden

Koordinaten: 65.94432,26.461879
N 65° 56' 39.6"  E 26° 27' 42.8"
letzter Besuch: 4.2018

Karelien, das vergessene Land 13.4.2018

Wo sich Bären und Wölfe gute Nacht sagen und wir im Wald unverhofft einen offiziellen Stellplatz finden.

grillieren, schliesslich hat es 10 Grad

Wir verlassen den Stellplatz beim Zoo und fahren auf Nebenstrassen ost- und südwärts. Das Wetter ist einmal mehr bombig, die Strassen meistens gut geräumt, die Gegend waldig und hügelig. Einmal mehr eine Traumfahrt.

Wir sind inzwischen in der Region Karelien. Durch verschiedene Kriege seit dem Mittelalter war Karelien russisch, finnisch oder schwedisch. Alle paar Jahrzehnte einem anderen Staat angegliedert. Das letzte Mal änderte die Grenze nach dem zweiten Weltkrieg, als grosse Gebiete an Russland vielen. Ein kleiner Teil gehört nur noch zu Finnland, die Finnen im russischen Teil flohen nach Finnland und die Russen bevölkerten diesen Teil mit Ukrainern. Karelien ist also seit daher getrennt und hat sich weit auseinander gelebt, im Glauben und in der Bevölkerung. Nicht mal die Finnen wollen aktuell eine Wiedervereinigung. Exkurs abgeschlossen…

auskundschaften

Irgendwann gegen 14 Uhr wollen wir entweder einen Übernachtungsplatz finden oder sonst einen Stopp einlegen. Die Möglichkeiten sind gar nicht so vielfältig, denn auf den meisten Waldwegen und –Parkplätzen liegt noch einen Meter Schnee und dieses Gebiet ist nun auch nicht wirklich touristisch erschlossen. Irgendwann sehen wir aber doch ein Schild zu einem Ausflugsparkplatz für Fischer und Wanderer. Sofort zweigen wir ab und folgen dem Strässchen etwa einen Kilometer bis zu einem kleinen Parkplatz und dahinter prangt eine grosse Fahrverbotstafel. Knutschi parkieren, Fotoapparat schnappen und auf einen Spaziergang die Gegend erkundigen.

finnische Eisfischerin

Wir treffen auf einen wunderschönen, zugefrorenen See worauf etwa sechs Eisfischer verteilt auf anbeissende Fische warten. Danach treten wir wieder in den lichten Tannenwald ohne Unterholz, folgen dem Strässchen bis wir zu einigen Blockhütten stossen. Ein schöner Grillplatz am See, Abfallentsorgung und wahrscheinlich kleine Blockhütten zum Mieten während der Saison. Es ist keine Menschenseele sonst hier und wir erkunden weiter. Plötzlich stehen wir vor geräumten Parkbuchten im Wald und es hat sogar Stromsäulen bei jeder dieser Parkbuchten. Es sieht etwas aus wie ein offizieller Stellplatz. Wir schauen uns um und kommen immer mehr zum Schluss, das muss ein Stellplatz sein.

Wir diskutieren, wer Weissen und kommen zum Schluss, dass wir hier unser Knutschi hinstellen und eine wunderprächtige Landschaft aus dem Fenster geniessenkönnten. Da ja keine Person weit und breit zu sehen ist, fahren wir mit unserem Womo die 300m durch die Fahrverbotszone zu diesem geheimen Stellplatz.

Feriensiedlung am See

Zuerst ist es uns noch etwas mulmig, aber es ist soooo schön hier. Inzwischen haben wir auch schon 10 Grad (über Null) und das ist doch das Zeichen, dass wir heute und hier grillieren könnten. Gesagt getan, wir geniessen den Nachmittag in vollen Zügen.

Plötzlich um 17 Uhr kommt ein Caravangespann und stellt sich drei Plätze neben uns auf. Also doch ein Stellplatz. Ich gehe dann scheu fragen, ob sie englisch sprechen und wo und wie man hier bezahlen muss und ob ich überhaupt stehen darf. Ich bekomme nur ein paar Worte als Antwort: „no Problem in e half our“. Na ja, viel schlauer bin ich jetzt auch nicht geworden, aber das war wiedermal eine typische skandinavische Antwort: Nur immer das Nötigste und keine Informationen zusätzlich, was man nicht gefragt wurde. Das ist mir jetzt schon einige Male aufgefallen, z.B. bei einem Stellplatz nur immer kurz und knapp, nie woher wir kommen, was wir vorhaben oder das Angebot des Camping- oder Stellplatzes erklären. Wenn wir dann merken, dass es WLan hat, zurück zur Reception und nach dem Preis und Passwort fragen: ist gratis und Passwort ist …… Hätten sie ja auch am Anfang schon sagen können. Und wenn wir merken, dass es eine Sauna gibt, wieder zurück und fragen, wann die offen ist. Man bekommt immer eine Antwort, aber nur genau das, wonach wir gefragt haben. Nix zusätzlich, gar nix. Aber das ist anscheinend in Skandinavien so, wir erleben es in Norwegen, Schweden und jetzt in Finnland.

faszinierender Wald

Egal, nach einer halben Stunde fährt tatsächlich ein weisser Pickup mit einem Gemeindearbeiter am Steuer (vermuten wir mal) vor, er dreht die Scheibe runter, lässt den Motor laufen und wartet, bis ich zu ihm treten. Ich sage „one Night“ und kriege als Antwort „maksaa kahdeksan euroa viisikymmentä“. Hä? Danach schreibt er mit einem Kuli 8.50 auf ein Blatt Papier und das verstehe ich nun. Ich hole 8.50€ gebe es der Person im Pickup mit laufendem Motor und er gibt mir im Gegenzug einen kleinen Schlüssel und zeigt auf den Stromkasten. Ah ok, ich nehme den Schlüssel, laufe zum Stromkasten, öffne ihn und bringe der Person im weissen, laufenden Pickup den Schlüssel zurück. Er lächelt und braust davon.

Das war ja jetzt mal ein cooler Platzwart und anscheinend haben wir alles richtig gemacht. Die Fahrverbotstafel gilt also nicht für Wohnmobile, die hier übernachten wollen. Wissen müsste man es. Beschrieben auf einer kleinen Infotafel beim Parkplatz vorne auf finnisch und russisch… Und echt jetzt, dieser Stellplatz ist nirgends an der Strasse oder auch nur beim Parkplatz beschrieben, wissen muss man es einfach und ihn finden.

Heute Abend bei Sonnuntergang wollen Anita und ich noch eine Schneeschuhtour um den See machen…

Übernachtung

Kuhmo - Syväjärvi****
Stellplatz

im Wald in der Nähe eines Sees, nicht beschrieben und ohne Wegweiser

Koordinaten: 64.19274,29.194497
N 64° 11' 33.9"  E 29° 11' 40.2"
letzter Besuch: 4.2018

Shit happens 14.4.2018

Der Übermut bestraft uns und wir erreichen unser Ziel nicht mehr

blöd gelaufen oder Fahrfehler oder zuviel riskiert

Der Tag beginnt wie fast immer mit Sonnenschein und wir fahren Richtung Osten zur russischen Grenze. Die Nationalstrasse, die wir nehmen, ist eine derer 30% in Finnland, die nicht asphaltiert sind. Und durch das Schmelzwasser vom Schnee (Aussentemperatur heute +8 Grad) wir die Strasse zu einer richtigen Schlammpiste. Unser Knutschi war noch nie so dreckig wie heute. Und das Fahren fühlt sich auf der aufgeweichten Strasse wie auf einer Gummimatte an. Irgendwie kein so tolles Gefühl. Und anscheinend sind wir da wirklich im Niemandsland, denn wir treffen nur ganz selten mal irgendein Fahrzeug.

Dann, in der östlichsten Ortschaft Finnlands (und Europas) kommt die Abzweigung zum östlichsten Punkt Europas. Klar, man kann jetzt diskutieren was genau zu Europa gehört, aber für uns ist weder die Ukraine, Weissrussland oder Russland Europa, also ist hier die Grenze und der östlichste Punkt. Basta!

Wir haben jetzt noch 16km vor uns über schmale Waldstrassen. Zum Glück sind sie etwas ansteigend und so wird aus Schlamm wieder Schnee, immer mehr Schnee bis links und rechts wieder mindestens einen Meter liegt.

Es sind nun noch 6km und die Strasse wird noch etwas schmaler, aber unser Knutschi meistert das grandios. Dann, genau 2.7km vor dem Ziel ist Endstation, die Strasse ab da ist nicht mehr geräumt. Mischt, also müssen wir die Schneeschuhe auspacken. Gerade als wir bereit sind zum Loslaufen, fährt in einem kleinen roten VW ein Jäger hin, der auch zu diesem Punkt will. Es soll dort fantastisch sein, aber komisch, dass die Strasse nicht geräumt ist. Ob wir nicht mit unserem Wohnmobil etwas Platz machen könnten, damit er mit seinem Auto durch kann.

Jetzt beginnt das Zirkeln und irgendwie kommen wir aneinander vorbei und der Jäger fährt an uns vorbei in die nicht geräumte Strasse und braust davon. Na, das sind ja nur etwa 10 cm Neuschnee auf dem Eis der letzten Tage, da könnten wir ja doch noch zu diesem Punkt hinfahren. Anita hat die Idee zur Sicherheit die Schneeketten zu montieren und ich finde sie toll (die Idee und Anita). Keine fünf Minuten später sind sie montiert, wir im Knutschi bereit zum Abfahren.

Die Strasse ist schon ziemlich eng und irgendwie hat es auch doch mehr Schnee als es ausgesehen hat. Aber bis wir das realisieren ist mein Vorderrad links irgendwie im Tiefschnee, das hintere Rad rutsch nach, unser Knutschi legt sich in die Schräglage, die Motorhaube pflügt die meterhohe Schneemade vor sich her, die sich auf der Seite den Dreck von unserem Knutschi schabt und 10m weiter ist ende Feuer. Aus die Maus!

es sieht richtig übel aus am Ende der Welt, gelben Pfosten markieren die Sperrzone

Ich muss gar nicht irgendwie probieren, dass ich da wieder rauskomme, das ist uns beiden sofort klar. Anita steht unter Schock und ich weiss nicht was machen. Handy starten und feststellen, dass weit und breit kein Handyempfang ist und links und rechts der Strasse hat es die gelben Markierungen, die das Sperrgebiet der Grenze festlegen. Nur gerade auf der Strasse darf man sich aufhalten…

Wir sitzen am A… der Welt fest, 2km von der Russischen Grenze weg, kein Handynetz. Ein Rudel Wölfe wird sich nähern, heulen und sich auf ein Häppchen vor dem Nachtessen freuen. Ein Bär wird sie verscheuchen und uns dann noch ganz auffressen.

Ich verfalle in Panik, könnte mich ohrfeigen, dass ich im Schnee nach Skandinavien wollte und verfalle in einen blinden Aktionismus und habe die Idee, ich könne mit der Schneeschaufel mein Knutschi ausgraben. Und dann kommt Anita und schnauzt mich an, ich solle auf meine neue blaue Jacke aufpassen, die wird ganz schmutzig! Ich versuche unser Leben zu retten und ihre einzige Sorge ist eine dreckige Jacke!!!

Nach einer halben Stunde kehrt der Jäger von vorhin zurück und kann natürlich bei uns nicht vorbei. Er steigt aus und sagt, dass wir hier kein Handynetz haben um nach Hilfe zu rufen. Mann, das weiss ich auch! Und er kommt nicht an unserem Knutschi vorbei und kann auch keine Hilfe holen. Dann sagt er, er fahre zurück (rückwärts) und klettere dann auf einen Hügel, und rufe einen Kollegen an der einen Traktor besitzt. Irgendwo finde er schon Verbindung. Das beruhigt ein Wenig, so fressen die Wölfe nicht nur uns.

10 Minuten später ist er wieder da und sagt, dass wir nun einfach eine Stunde warten müssen, bis sein Kollege da ist und das Schaufeln kann ich sein lassen, das bringe nichts. Das einzige was wir jetzt machen können, er bringe uns zum östlichsten Punkt, trinken dort ein Bier zusammen und kehren in einer Stunde zu unserem Womo zurück.

Nach genau 300m bleibt uns nur noch das Bier übrig, denn auch er sitzt mit uns im Auto im Tiefschnee fest. Immerhin können wir sein Auto nach 20 Minuten mit meiner Schneeschaufel befreien und kehren zu unserem immer noch ganz schrägen Womo zurück.

Hoffnung naht

Bis unsere Rettung kommt, vergehen 2 ½ Stunden und in dieser Zeit redet er über seine Biberjagd, dass es jetzt noch zu früh sei dafür, da das Eis noch zu dick ist und dass er auch Wölfe Jagd. Das beruhigt, dann werden wir heute noch nicht gefressen, solange Jukka bei uns ist.

Und dann hören wir den Traktor kommen mit Schneefräse und Schauffellader, vier montierten Schneeketten und ziemlich viel Erfahrung, da der Fahrer zuständig ist für den Winterdienst hier. Er schaut unser Malheur an schüttelt den Kopf und erklärt dann, dass wir nur eine Chance haben, wenn wir unser Womo nach vorne rausziehen können.

Also beginnt er zu baggern und zu fräsen, macht aus dem Waldweg eine Autobahn bis er an uns vorbei ist und vor uns steht. Abschleppseil montieren und dann sind wir tatsächlich wieder frei!

unser Knutschi wird ausgegraben

Man, sind wir erleichtert, zwischendurch dachten wir schon, wir müssen hier auf den Frühling warten.

Zum Glück habe ich die Schneeketten montiert, denn so kann ich im Schnee langsam bis zum letzten Abzweiger rückwärts zurückfahren, wo wir das erste Mal Jurko getroffen habe. 

Der Schneepflugfahrer möchte dann auf meine Frage hin 80€, da er extra 20km hin und jetzt wieder zurück fahren müsse. Ich hätte ihm alles gezahlt, erhöhe darum dann auf 140€. Jukka will kein Obolus und sagt nur, dass er wieder zwei Freunde getroffen hat und falls er mal Probleme in der Schweiz habe, uns anrufen werde.

Beim Zurückfahren der 14km bis auf die Hauptstrasse können Anita und ich gar nicht glauben, wie blöd wir waren, diesen Weg zu fahren, denn wir kommen trotz Schneeketten fast nicht mehr auf die rettenden, geräumte Asphaltstrasse.

gerette und schön langsam rückwärtsfahren auf der frisch gefrästen Strasse

Ich habe genug Schnee gesehen und halte nur noch Ausschau nach einem ebenen, schneefreien und asphaltierten Parkplatz, wo wir übernachten können.

Wir haben den östlichsten Punkt der EU mit dem Womo nicht erreicht, aber glaubt mir, es ginge keinen cm näher…


Übernachtung

Ilomäki - Likoniemi**
Parkplatz

Rastplatz, direkt am See

Koordinaten: 62.74329,30.995843
N 62° 44' 35.9"  E 30° 59' 45"
letzter Besuch: 4.2018

Via Karelia 15.4.2018

Nach kurzer Fahrt lockt uns das Abenteuer doch wieder und wir sehen die russische Grenze doch noch

bedrohender Wachturm

Heute wollen wir es einfach ruhig angehen und nur der schönen, asphaltierten und schneefreien Hauptstrasse Richtung Helsinki folgen. Wir haben gestern genug Abenteuer erlebt, so viel, dass ich sehr schlecht geschlafen habe. Es hat uns doch mehr mitgenommen, als wir zuerst gedacht hatten.

Also fahren wir manchmal mit 80, dann wieder mit 100km/h durch Wälder und Seen entlang auf der langweiligen Hauptstrasse. Nach etwa 20 km sehen wir das Schild „Via Karelia“ links abbiegen. Dieses Schild begleitet uns seit vorgestern regelmässig, wir schauen uns kurz an, nicken, stellen den Blinker und folgen dem Schild. Da unser Navi partout nicht dadurch will, stoppen wir kurze Zeit später und holen die Landkarte hervor. Wir müssen eine Standortbestimmung machen, und sehen, dass diese Strasse ganz nahe an der russischen Grenze vorbeiführt und es dort auch einen Zollübergang nach Russland gibt. Der Umweg bis Helsinki beträgt nur etwa 20 km auf über 500, also nichts Nennenswertes. Wir beschliessen, dieser Zollstation einen Besuch abzustatten, denn wer weiss, wann sind wir wieder mal so nahe an einem Zarenland? Wir starten den Motor, schalten das Navi aus und folgen einfach dem Schild „Via Karelia“. 

Die Gegend ist wieder sehr verlassen, wir sehen einige tolle Übernachtungsplätze, gehen auch zu Fuss einige Seen besichtigen, machen Fotos. Eine wirklich schöne Strecke.

unser möchtegern Ferienhäuschen

Dann in Nirala weisst dieses Schild nach rechts, ein anderes Schild mit „Russia“ nach links. Ich weiss, wir hätten gestern diese „Via Karelia“ besser nicht verlassen, aber heute ist ein neuer Tag, neues Schicksal. Also fahren wir Richtung Russland, links die gelben Tafeln und gelben Baummarkierungen die das Sperrgebiet kennzeichnen. Das kennen wir von gestern. Man darf dieses Sperrgebiet nicht betreten, da hier die russische Grenze sehr nahe ist. Dann sehen wir auch einen Wachturm hoch über den Bäumen. Ist der jetzt finnisch oder schon russisch? Können wir nicht herausfinden. Die beiden Länder führten etliche Male Krieg (Finnland verlor jedes Mal) und von daher ist das gegenseitige Misstrauen noch immer vorhanden. 

es ist kein Elch

Um die gestrige Strasse benützen zu dürfen, war übrigens bis vor etwa 10 Jahren noch eine Genehmigung der finnischen Behörden nötig. Das wurde dann aufgehoben aber nicht mal der Jäger gestern wagte ein paar Schritte in die Absperrzone. Und schon gar nicht in die Nähe der russischen Grenze. Er meinte nur, wenn wir die Ferien um zwei Wochen in Russland verlängern möchten, könnten wir direkt zum Grenzstein gehen. Er würde aber nur Zuschauen…

Das im Gedächtnis wird uns schon etwas mulmig, als wir dann auf die Grenzstation zufahren. Etwa 50m vor der Station ist die letzte Möglichkeit zu wenden und wir schauen uns wieder beide an, nicken wieder, wenden und fahren wieder Richtung Finnland. Sicher ist sicher…

Russische Zollstation (oder erst die finnische?)

Wir sind wieder auf unserer Via Karelia und sehen wenig später einen kleinen offenen Supermarkt. Anscheinend haben in Finnland sonntags doch auch viele Läden offen. Wir kaufen wieder einmal viel zu viel ein, auch wenn wir uns weiterhin auf die Bilder der Verpackungen verlassen müssen. Vieles ist nicht nur finnisch, sondern auch russisch angeschrieben, was uns aber nicht weiterhilft.

Da unser gestriges geplante Fondue am östlichsten Punkt dem Schnee zum Opfer fiel, beschliessen wir, es heute anlässlich eines heiligen Sonntages zu machen. Und als idealer Übernachtungssplatz bietet sich da natürlich eine ruhige, schöne Kirche an.

meine neue Mütze

Ach ja, wir hatten heute wieder blauen Himmel, Sonne, Schnee und noch kein Elch. Und ich muss noch unbedingt ein Foto von der neuen Mütze veröffentlichen, die Anita in den finnischen Landesfarben passend zu meiner coolen Jacke gestrickt hatte. Eigentlich wollten wir das schon gestern schreiben, aber das fiel auch dem Schnee zum Opfer. Also machten wir das Foto heute (ich habe meine blaue Polarjacke frisch geputzt) bei 14 Grad Wärme, wo ich weder die Mütze noch die Jacke bräuchte…

Morgen soll es übrigens wirklich bis nach Helsinki gehen, wo wir die Stadt übermorgen besichtigen und dann irgendwann auf die Fähre nach Tallin fahren wollen, Tickets haben wir aber noch keine.

Übernachtung

Rautjärven - Kirkko***
frei

schön ruhig vor der schönen Kirche

Koordinaten: 61.29873,29.132098
N 61° 17' 55.5"  E 29° 7' 55.6"
letzter Besuch: 4.2018

Regen, Rückenweh und kein Geld mehr 16.4.2018

Heute war Skandinavien nicht so prickeln. Wohl weil wir in der Zivilisation zurück sind?

Helsinki

Morgens sagt der Wetterbericht nicht mehr eitler Sonnenschein voraus. Also mal etwas Abwechslung. Abwechslung kriege ich auch, als ich vor dem Wegfahren meine Keile versorgen will. Ich kriege einen Zwick im Rücken und kann mich kaum mehr zur Fahrertüre schleppen. Vergeht dann schon wieder.

Kurz nach unserer Wegfahrt beginnt es tatsächlich etwas zu regnen. Wir fahren auf der Hauptstrasse Richtung Helsinki. In Imatra haben wir auf unserer Strasse plötzlich ein Autobahnsignal, es wird getrennt zweispurig und wir fahren tatsächlich auf einer Autobahn weiter. Nach 6000km Landstrassen sind wir wieder auf einer Autobahn und damit wohl in der Zivilisation zurück.

nach 6000km Landstrassen wieder eine Autobahn

Überall wo wir unterwegs Zwischenhalt machen wollen, dreckig, nass, sumpfig. Das wird wohl so sein, wenn die Schneeschmelze, Regen und warme Temperaturen zusammen kommen. Dazu kann ich mich fast nicht vom Sitz erheben. Alles irgendwie nicht so prickelnd.

Irgendwann bekomme ich dann noch geschäftlich ein Telefon: Notfall auf einer Webseite. Also wieder raus auf einen schlammigen Parkplatz. Computer starten, Internet verbinden. Mischt, das gesamte Datenvolumen von 10GB über das Mobilenetz aufgebraucht. Also Satellitenschüssel starten und Internet suchen. Ich kriege zwar den Satelliten rein, aber eine zu schlechte Qualität für Internet. Die Schüssel schaut hier so knall senkrecht, dass ein Baum in 100m Entfernung noch immer ein Problem darstellen kann. Und da steht ein ganzer Wald, ich komme nicht zum Äquator durch. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als zusätzliches Datenvolumen kaufen. Würd ich ja gerne, aber unsere Kreditkarte hat anscheinend ihr Limit auch erreicht. Es ist zum aus der Haut fahren! Würd ich ja, wenn ich nicht so Rückenweh hätte. Einfach nicht prickelnd heute.

Wie macht ihr das eigentlich, wenn ihr lange unterwegs sind und das Kreditkartenlimit nicht reicht? Habt ihr mehrere Kreditkarten? Nimmt ihr Kredit auf oder raubt ihr jemanden aus?

Irgendwann kann ich dann den Notfall beheben und wir können weiter. Eingangs Helsinki erspähe ich dann eine Autowaschanlage für Kleinbusse und Camions. Endlich und genau das richtige für unser Knutschi und das könnte meinen Tag noch retten. Nach 10 Minuten probieren und versuchen haben wir immer noch kein Wasser, es ist alles nur finnisch angeschrieben und hilft einfach nicht weiter. Dann kommt ein alter Finne, redet und redet bis ich ihm klarmachen kann, „ich nix versteh“. Er redet unbeirrt weiter und sagt dann das einzige Wort, was ich verstehe „kaputt“. Verd…. Mischt, heute geht auch alles schief.

noch immer dreckig, unser Knutschi

Aber immerhin, etwas später kommen wir mit unserem dreckigen Knutschi auf dem Parkplatz vom Zoo an. Der Parkplatz soll ziemlich schön und zentral sein und man kann direkt am Meer stehen. Wir haben aber dann genau die Wahl zwischen: einem nicht so prickelnden, weil schlammigen Platz am Meer ohne Chance auf Sattelitenverbindung, oder etwas weiter oben ohne Meerblick aber mit Chance auf Internet.

Wir entscheiden uns vorerst mal für den Platz oben.

Dann entscheiden wir, dass wir nun doch zu Fuss in die Stadt laufen wollen. Das Wetter wurde inzwischen trocken und relativ warm. Aber nach einigen hundert Metern muss ich einsehen, dass es heute nichts wird mit einem langen Spaziergang, der Rücken. Also biegen wir ab und laufen dem Wegweiser Zoo nach und zahlen dort mit unserem letzten Baren den Eintritt (wenn ich jedem Leser des Blogges 10 Rappen abknöpfen könnte, wäre ich in den letzten zwei Tagen reich geworden. Der Beitrag von unserer Panne sprengte alle Rekorde, aber so müssen wir leider weiter unten durch ;-).

Der Zoo ist auf einer wunderschönen Insel gelegen mit Sicht auf Helsinki. Er ist auch ziemlich schön gemacht mit Tieren aus dem Amazonas, Afrika, und weiss ich wo alles. Immerhin hat er auch Rentiere und Elche. Aber die Jahreszeit dafür ist einfach auch nicht prickelnd, nicht mehr Winter, noch nicht Frühling, einige Schneeresten mit dreckigem Schnee, Splitt und Sand auf den schneelosen Wegen. Alle Restaurants und Kioske zu und einfach tote Hose. Ein Zoobesuch im tiefen Winter wie in Ranua macht einfach schon viel mehr Spass und Eindruck…

Der Zoo von Helsinki

Aber durch das Spazieren geht es meinem Rücken schon wieder etwas besser und ich kann mich wieder halbwegs bewegen. Anita kocht uns jetzt noch ein feines Abendessen mit dem gestrig gekauften Schweinsfilet, dazu Bratkartoffeln und Salat. Wenn nur dieses Abendessen nicht in die Hose geht… (würde grad noch zum Tag passen).

Morgen wollen wir dann doch noch mit dem Bus in die Stadt Helsinki. Weiss jemand, was man dort gesehen haben muss und was schön ist, auch in der Jahreszeit zwischen Winter und Frühling?

den Humor haben wir noch nicht verloren

Übernachtung

Helsinki - Parkplatz Zoo***
Parkplatz

an den Weekends ziemlich betrieb, unter der Woche schön ruhig, WC 200m

Koordinaten: 60.18226,24.991063
N 60° 10' 56.1"  E 24° 59' 27.8"
letzter Besuch: 4.2018

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