Wir stehen wieder frei an einem See und lassen uns von der Sonne verwöhnen.
unser heutiger Platz am Stausee
Nach dem Aufstehen müssen wir natürlich ins Haus rüber, einen Tee trinken. Und es gibt nicht nur Tee, auch ein selbstgemachtes Fladenbrot und Ziegenbutter wird aufgetischt. Ischna und Abdel sind nicht hier, aber die andern sind alle anwesend. Wir holen einen Schreibblock und Filzstifte, damit wir uns besser verstehen können. Wir zeichnen unsere Familie, damit sie sehen, dass nicht nur die Marokkaner Kinder machen können… Als Anita ins Womo geht, um die Filzer zu holen sprintet Fatna gleich mit, sie will anscheinend unbedingt unser Wohnmobil bestaunen. Anita zeigt ihr vieles und lässt sie dann noch zwei Tücher auswählen, die wir in Marokko gekauft haben. Fatna hat riesen Freude daran und versteckt sie sogleich in ihren wenigen Habseligkeiten. Währenddessen schenke ich dem Familienoberhaupt ein Schweizer Taschenmesser als Dankeschön. Er spielt sofort damit herum und als ich ihm zeigen will, wie es funktioniert, gibt er es nicht mehr aus der Hand und gibt mir zu verstehen, dass er schon weiss, wie das funktioniert. Der kleinste in der Runde ist 5-jährig und wir geben ihm den Schreibblock und die Filzstifte. Danach ziehe ich unsere mitgenommene Stirnlampe an und schalte das Licht an. Das Familienoberhaupt und der kleine Bube müssen richtig lachen und als ich sie dann dem Buben anlege und ihm auch schenke, machen sie noch grössere Augen. Etwas später nimmt das Familienoberhaupt die Lampe aber an sich und lässt sie verschwinden.
Anita und ich haben vorher nämlich lange diskutiert, was wir dieser Familie schenken könnten und was ihr auch helfen würde, ohne dass es herablassend wirkt. Nachts vor dem Haus ist es wirklich stockdunkel und sie haben nur eine grosse Taschenlampe, mit der sie sich bewegen können. Fatna trägt ein Kopftuch und das Familienoberhaupt ein Turban, also konnten wir die Stirnlampe nur dem Buben schenken…
Danach machen wir uns immer noch aufgewühlt auf die Weiterfahrt und müssen versprechen, dass wir bei der nächsten Reise wieder kommen werden. Wir sind von den Ereignissen so beeindruckt, dass wir erst 50km später merken, dass wir in die falsche Richtung abgefahren sind…
Macht nichts, nehmen wir einfach die nächste Abzweigung in die richtige Richtung. Weder die Kreuzung noch die Strasse ist auf irgend einer Karte eingezeichnet aber der Wegweiser gibt die richtige Stadt an.
Es geht berghoch und bergrunter, kurvig und das Tal wird immer grüner. Es ist krass, wie viele verschiedene Landschaften Marokko bietet und wir haben noch lange nicht alles gesehen.
40km vor Taourirt steht eine junge Familie mit zwei kleinen Kindern am Strassenrand und macht Autostopp. Selbstverständlich halten wir an und nehmen sie mit. Richtig reden können wir wieder nicht mit ihnen, aber wir glauben, dass sie zum Arzt in die Stadt müssen.
Dort laden wir sie im Zentrum aus, gehen noch schnell ein paar Getränke einkaufen, machen eine Ehrenrunde rund um die Stadt und finden dann die Abzweigung Richtung Nador und Mellila.
Bis zum Fährhafen sind es nur noch rund 100km. In dieser Gegend finden wir keine Campingplätze mehr, also müssen wir irgendwo frei stehen. Nur wo, ist die Frage. In Sichtweite einer Ortschaft oder der Strasse wollen wir nicht, denn dann kommen Kinder und Erwachsene vorbei die gucken, tratschen und wir haben dann das Gefühl, sie wollen etwas.
Auf der Google-Karte sehen wir einen Stausee, der verschiedene Zufahrten hat. Bei der ersten scheitern wir, unser Überhang ist zu gross und diese Bodenwelle durch das Flussbett schaffen wir nicht.
da geht es leider nicht weiter
Also zurück auf die Hauptstrasse und den nächsten Weg vier Kilometer später probieren. Es geht etwa zwei Kilometer über eine Schüttelpiste und dann sehen wir einen perfekten, wunderbaren Platz mit Aussicht auf das wenig verbliebene Wasser mit Fischreiher, Flamingos und anderem Federvieh. Sofort ist klar, dass wir hier bleiben. Auch morgen werden wir hier stehen bleiben, nicht dass wir zu früh auf der Fähre sind.
200m von uns weg fährt ein Bauer am anderen mit dem Traktor hin, füllen ihre Tankanhänger und brausen wieder davon. Aber jeder winkt uns freundlich zu! Es ist wirklich ein guter Platz, um zu bleiben und wir können endlich einmal unsere Reise ganz genüsslich im Kopf wiederholen…