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Loop Head Irland 2019
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Reisebericht

Wir schwitzen 3.9.2022

Hoch Temperatur Gegend

Hochgeothermiefeld

Nach einer sehr geruhsamen Nacht an einem wunderschönen Ort erwachen wir heute bei leicht bedecktem Himmel. Die Laune ist spitzenmässig, auch wenn wir wissen, dass wir nun noch ein paar Kilometer auf dieser furchtbaren Strasse vor uns haben. Dann sind wir auf der Ringstrasse, der grössten und besten ausgebauten Strasse in Island. Wir folgen dieser Hochgeschwindigkeitsstrecke und sind uns das ruhige dahingleiten gar nicht mehr gewohnt. In Island gibt es nur drei Geschwindigkeitsbeschränkungen: 50km in Überbautem Gebiet, 90km/h auf asphaltierten Strassen und 80 km/h auch Schotterpisten.

Krafla-Krater, Leirhnjúkur und Dusche

Wir fahren also mit 90 km/h 30km Richtung Myvatn-See, dann setzen wir den Blinker und biegen rechts ab Richtung Krafla. Irgendwie sind wir noch die einzigen, die samstags um 9 Uhr auf den Strassen Islands unterwegs sind.

Wir fahren 4km bis wir bei der Endlos-Dusche in der Pampa sind. Eine Dusche, bei der 365 Tage 24 Stunden immer warmes Wasser herausläuft. Ist ja klar, dass wir da auch parken müssen und ein paar Fotos schiessen. Und dann kommt das Gefühl über uns, dass wir dringend eine Dusche nötig hätten. Also ziehe ich mich kurzentschlossen aus und geniesse eine ausgiebige, heisse Dusche in der Natur. Während ich dann nach langer Zeit so richtig schön sauber bin, überkommt Anita plötzlich auch noch das Duschenmüssen-Gefühl.

Die Dusche wird aus dem Abwasser des Kraftwerkes gespiessen, wir vergeuden hier also keine Energie.

Nachdem wir sauber und angezogen sind, fahren wir weiter Richtung Krafla-Krater, parkieren unser Knutschi und ziehen die Wanderschuhe an. Wir wollen auf den Krater und oben rund herum, merken aber bald, dass der Parkplatz quasi schon auf dem Krater ist und wir keine 100m laufen müssen. Der See im Krater ist super schön blau, aber irgendwie sind wir das erste mal nicht ganz so himmelhochjauchzend. So wirklich spektakulär ist es nicht, da haben wir uns etwas mehr vorgestellt. Aber immerhin schwitzen wir das erste Mal, denn es wird immer wärmer.

Nach dem Kratersee fahren wir 2km und parken auf dem Parkplatz von Leirhnjúkur, einem Lavafeld und Hochtemperaturgebiet. Nach einem Kilometer Fussmarsch brodelt es aus dem Boden, Schwefelduft in der Luft und ein prächtiges Farbenspiel. Es ist echt eindrücklich, wir klettern über erstarrte Lava und überall dampft es aus dem Boden. Frieren müssen wir nicht, wir können einfach vor so einem Dampfausgang stehen bleiben und die heissen Temperaturen geniessen. Was aber ebenso eindrücklich ist, sind die schwarzen Lavaströme von einem vergangenen Vulkanausbruch. Es sieht aus wie ein schwarzer Gletscher. Wir finden diese Lavafelder sensationell.

Hverarönd

Als wir dann wieder beim Knutschi sind fahren wir auf die Ringstrasse zurück und sehen einen Parkplatz mit vielen Autos drauf. Also muss da etwas los sein und wir fahren da natürlich auch hin. Es ist der Parkplatz von Hverarönd, wo es wieder aus der Erde zischt, dampft und blubbert. Es ist echt eindrücklich, welche Kraft die Natur hat, wenn sie hier mit Hochdruck Dampf aus dem Boden presst, und das mit einem ziemlichen Getöse. In anderen Becken blubbert heisser Schlamm seit tausenden von Jahren.

Hier hat es zum ersten Mal ziemlich Touristen, das sind wir gar nicht mehr gewohnt. Auch bezahlen wir zum ersten Mal einen Eintritt für eine Sehenswürdigkeit, das heisst, wir müssen den Parkplatz bezahlen, ca. 5.- CHF. Es fiel uns bisher gar nicht auf, dass wir eigentlich überall kostenlos waren, sogar für den Campingplatz heute Morgen haben wir nur 14.- bezahlt. Die anderen waren um die 25.-. Soooo teuer ist Island bisher überhaupt nicht.

Als wir genug von blubbernden Schlammlöchern und Duft von faulen Eiern haben, fahren wir wieder nur wenige Kilometer weiter. Jetzt ist Erholung angesagt.

Myvatn Natur-Bad

Wir stoppen beim Jarðböðin við Mývatn, einem Naturbad, das ähnlich wie die Blaue Lagune auf Island sein soll. Da wir die Blaue Lagune nicht kennen, können wir keinen Vergleich ziehen, aber hier ist es sensationell. Wir bezahlen ca. 40.- Eintritt pro Person und sind dann im Umkleideraum. Dort muss man sich zuerst ohne Badehosen gründlich waschen, genau nach Anleitung und mit Seife: Kopf, Achseln, Hände, Intimbereich und Füsse, danach darf man die Badehosen anziehen und kann ins Bad (ist in Island übrigens bei jedem Bad so Vorschrift).

Das Wasser ist hellblau und 41 Grad warm, tolle Aussicht in die Umgebung bis zum Myvatn-See. Einfach nur toll! Wir genehmigen uns einen Drink direkt vom Wasser aus.

Da wir viele badende Gäste sehen, die mit Handy und Fotoapparaten trotz Fotoverbot im Bad Bilder schiessen und keine Aufsichtsperson etwas sagt, entschliessen wir uns, auch unseren Fotoapparat zu holen. Allerdings haben wir da die Drinks schon leer…

Kurz gesagt: ein Aufenthalt in diesem Bad ist ein Muss! Wir sitzen mehr wie zwei Stunden im warmen Wasser, je nach Aufenthaltsort im Becken ist es etwas kälter oder wärmer.

Als wir wieder bei unserem Knutschi sind, merken wir, dass wir kein Portemonnaie mehr haben. Da beginne ich nun wirklich zu schwitzen, suche und gehe schliesslich zur Reception des Bades. Wie wir denn heissen, meint die Dame nur und schon zückt sie mein Portemonnaie unter der Theke hervor und erstattet es mir zurück. Mir fällt ein Stein vom Herzen und ich bin froh, im Land mit der tiefsten Kriminalität in Europa unterwegs zu sein…

Nun geht es etwa 6km weiter auf den nächsten Campingplatz mit toller Sicht auf den Myvatn-See. Übersetzt heisst das übrigens Mückensee, es soll da Millionen von Mücken haben. Aber jetzt im September schwirrt hin und wieder mal eine vorbei, aber echt, stören tut es nicht. Und übrigens: in Island gibt es keine Mücken, die stechen! Es sind also eher so kleine Fliegen. An alle, die uns vor diesen in Schwärmen auftretenden Mücken gewarnt haben: uns geht es gut und wir sind sehr entspannt. Also keine Panikmache.

Ach ja, wir sitzen jetzt vor dem Womo bei 22 Grad und blicken auf den See mit dutzenden kleinen Inseln.

Übernachtung

Reykjahlíð - Hlíð ferðaþjónusta****
Camping

tolle Sicht auf den See

Koordinaten: 65.64957,-16.91892
N 65° 38' 58.5"  E -16° 55' 8.1"
letzter Besuch: 9.2022

Nordosten Islands im Video 4.9.2022

Eindrücke in bewegten Bildern

Überwältigt 4.9.2022

Göngur, Réttir, Útsýnisflug und Goðafoss

gut gelandet

Uns gehen die Superlativen aus! Was soll ich überhaupt noch schreiben?

Der Tag beginnt mit blaustem von blauem Himmel, ohne Wolken, ohne Wind. Solche Tage wird es in Island nur wenige geben, vermuten wir mal.

Kurz nach dem Aufstehen wird mit Pferden, Fussvolk und Motocrossmaschinen eine Schafherde vom Hochland mitten durch den Campingplatz direkt vor unserem Womo durchgejagt. Es ist nämlich Göngur: immer Anfangs September werden alle Schafe vom Hochland von den Bauern gemeinsam zusammen getrieben und in ein vorher festgelegtes Gehege getrieben. Heute ist schon der vierte und letzte Tag, denn in wenigen Stunden beginnt das Réttir. Das wissen wir aber in diesem Moment noch nicht, aber dort werden dann die Schafe anhand ihrer Ohrenmarke in das jeweilige Gatter des Besitzers und von dort entweder mit Schafanhänger oder zu Fuss nach Hause in den Stall getrieben.

Island-Rundflug

Wir bleiben aber im Womo sitzen, Anita backt ihr feines Brot fertig und danach Frühstücken wir ausgiebig und geniessen die Sonne. Und da nun so tolles Wetter ist, schauen Anita und ich uns in die Augen und entschliessen spontan, zum Flugfeld hinter dem Campingplatz zu fahren. Vielleicht gibt es von dort einen Rundflug?

über dem Myvatnsee

Keine Stunde später sitzen wir mit Guðni als Pilot in einem kleinen, alten Propellerflugzeug und heben ab. Wir fliegen über den Myvatn-See und über ein Rettir, wo die Schafe sortiert werden. Rundherum alle Bauern, die ihre Schafe verladen.

Danach geht es in der Luft über kilometerlange Lavafelder, dutzende Krater bis zum Askjy Vulkansee, über Gletscher und dann zum Herðubreið, dem Göttersitz von Odin und Königin der isländischen Berge. Er ragt über 1000m aus seiner Umgebung hervor. Die letzten 10 Minuten dieser Strecke steuert übrigens Anita das Flugzeug, der Pilot will man Pause machen. Komisch, dass wir am Schluss dann doch den vollen Preis bezahlen müssen, obwohl wir viel selber geflogen sind…

Anita als Pilotin

Der Flug ist ein absoluter Hammer, auch die warmen Felder mitten im grossen Gletscher sehen atemberaubend aus. Nach rund 90 Minuten sind wir wieder sicher auf dem Flughafen mit einer ziemlich holprigen Piste. So ein Flug bei schönstem Wetter ist unbedingt zu empfehlen, das macht man ja im Leben wahrscheinlich nur einmal und von daher sind die 820 CHF gut zu verkraften. Wir sind echt froh, haben wir dieses Geld an so einem schönen Tag investiert, auch wenn es nun die nächsten paar Tage nur noch Servelathäute zu essen gibt…

Wir sind so überwältig, als wir zurück beim Knutschi sind, dass wir uns zuerst mal eine Stunde erholen und die Eindrücke verarbeiten müssen. Unsere geplante Wanderung auf den Hverfjall-Krater lassen wir sausen. Schliesslich haben wir ihn schon von oben und allen Seiten gesehen…

Heisses Gebiet mitten im Gletscher

Godafoss 

Als wir dann fähig sind weiter zu fahren, entschliessen wir uns direkt auf der 1 zu bleiben und die 50km zum Godafoss zu fahren. Mehr Eindrücke einzusammeln liegt einfach nicht drin…

Bei immer noch blauem Himmel und über 20 Grad (!) kommen wir beim göttlichen Wasserfall an und machen zuerst mal ein paar Bilder. Und da wir gleich ein Schild zu einem Campingplatz (na ja, eher ein Parkplatz, wo übernachten erlaubt ist) sehen, entschliessen wir uns direkt, hier zu bleiben. Es ist zwar erst Anfangs Nachmittag, aber so können wir die Sonne geniessen und unsere Eindrücke noch immer verarbeiten.

Godafoss

Und es hat noch einen weiteren Grund: Gestern und heute Nacht sind Nordlichter vorhergesagt, gestern konnten wir sie wegen Wolken nicht sehen aber wenn das Wetter so bleibt, haben wir in der kommenden Nacht eine grosse Chance, welche zu sehen. Man stelle sich ein Foto vor: im Vordergrund der mächtige Wasserfall, im Hintergrund die Nordlichter!

Übernachtung

Fossholl - Guesthouse***
Stellplatz

nur ein Parkplatz

Koordinaten: 65.68494,-17.53744
N 65° 41' 5.8"  E -17° 32' 14.8"
letzter Besuch: 9.2022

Von Planung und Glück 5.9.2022

Nordlichter, Wale und vieles Andere

Wir sind schon Glückskinder, das darf man zweifellos sagen. Allerdings muss man auch sehen, dass ein ganz klein wenig auch Planung dazugehört. Beispiel diese Islandreise. Wir wussten dank Polarvorhersage-App schon etwa vier Tage zum Voraus, dass Samstag und Sonntag gute Chancen bestehen, intensive Polarlichter zu sichten. Das isländische Wetterapp versprach ab Sonntag auf unserer ungefähren Reise bestes Wetter, also mussten wir den Sonntagabend so planen, dass wir an einem möglichst dunklen Ort sein werden. Was bietet sich da besseres an, wie der Guldifoss? Keine Ortschaft in der Umgebung und ein Übernachtungsplatz fussläufig entfernt. Also mussten wir die letzten Tage unsere Kilometerzahl in ungefähr diesem Ziel anpassen.

Sonntag schönstes Wetter, noch viel Zeit bis abends, also suchen wir den Campingplazt am Myvatn-See so aus, dass wir mal zu Fuss zum Flugfeld laufen können, um abzuklären, was man von dort aus machen kann. Gemäss der Webseite des dortigen Reiseanbieters würde um 10 Uhr ein Flugzeug für einen Rundflug starten. Also müssen wir doch schon um 9 Uhr dort sein, um auch danach zu fragen…

Es ist also nicht ganz alles Zufall. Auch die Endlosdusche bei Krafla kann man sich ja denken, dass nachmittags da echt was los sein wird, also planen wir so, dass wir da um 9 Uhr und ganz alleine sind…

Aber für Spontanität muss immer Zeit bleiben. Als Dolores und Andreas uns zu Beginn der Reise von einem heissen Wasserfall vorgeschwärmt haben, konnten wir so umplanen, dass wir eben dort auch hinfahren. Und den Wasserfall konnten wir auch nur besuchen, weil wir unsere Bikes dabei hatten, obwohl alle Islandfahrer uns geraten haben, lasst die Velos zu Hause, die braucht ihr nicht. Den eigenen Kopf und eigene Ideen eben trotzdem verfolgen…

Zurück zu den Nordlichtern. Da reicht es eben auch nicht, nur schnell ein paar Handyfotos zu machen, denn wenn es dunkel ist, ist eine gute Fotoausrüstung eben Gold wert. Dabei ist wichtig, dass der Fotoapparat eben auch im dunkeln bedient und die richtigen Einstellungen betätigen werden kann. Ebenso braucht man ein stabiles Stativ, denn ohne ist es auch nicht möglich. Dazu standen wir mehr wie zwei Stunden in der nächtlichen, feuchten Kälte und warteten. Den Standort für die Fotos haben wir am Nachmittag schon auskundschaftet, denn ihn im Dunkeln zu suchen, nützt auch nichts mehr.

Darum, etwas vorausdenken gehört für uns zu einer tollen Reise eben auch dazu.

So haben wir heute auch wenige Kilometer zurückgelegt im Hintergrund, das schöne Wetter auszunützen. Denn um 13:30 Uhr würde ein Wal-Watching-Tour in Hauganes stattfinden. Also planen wir die heutige Strecke so, dass wir spätestens um 12:30 Uhr dort ankommen.

So und nun zum Blogeintrag.

Nachdem wir gestern bis 2 Uhr nachts draussen standen, Nordlichter bestaunten, fotografierten aber noch mehr dieses Naturphänomen bewunderten, sind wir glücklich, erschöpft und durchfroren in unsere warmen Betten gestiegen. Es war phänomal, zum Teil war der ganze Himmel grün, oder mindestens genau über unserem Womo. Stundelang waren sie am Himmel, so, dass wir irgendwann doch ins Womo sind…

Heute fuhren wir dann weiter Richtung Akureyri, der grössten Stadt im Norden. Leider verpassen wir den Abzweiger auf die Bergstrasse und finden uns im 7km langen Tunnel wieder. 7km keine Aussicht, völlig ungewohnt. Und danach fahren wir wieder völlig ungewohnt in eine Stadt! Häuser, Strassen und Verkehrsampeln! Die ersten, die wir auf Island sehen! Und das Rotlicht ist überall jeweils ein Herzchen! Wahrscheinlich weltweit die einzigen sympathischen Rotlichter!

Bei einem grossen Einkaufszentrum stoppen wir auf dem Parkplatz und wollen einkaufen. Es ist 9:30 Uhr und alle Läden sind noch geschlossen. Perfekt um nach dem Rundflug viel Geld zu sparen, Anita kann nämlich nichts kaufen…  Also warten wir und kaufen Lebensmittel ein. Die Peperonis lassen wir aber sein, zwei kosten über 10 Stutz! Aber endlich finden wir Wasserflaschen mit Kohlensäure. Aber im Gestell haben sie nur 4 Einheiten, also kaufen wir die vier Flaschen, was anscheinend hier ziemlich aussergewöhnlich ist. Normales Wasser kauft man hier nicht, überall kann man Wasser aus den Leitungen trinken, aber Wasser mit Kohlensäure kauft man anscheinend auch nicht. Denn an der Kasse macht uns die Kassiererin noch extra darauf aufmerksam, dass dies dann Wasser mit Kohlensäure sei…

Walwatching

Danach fahren wir einige Kilometer dem Meer entlang nach Haugenens, parkieren dort auf dem Campingplatz mit Meersicht und marschieren zum Walwatching-Touranbieter. 10 Minuten später haben wir gebucht und müssen um 13 Uhr wieder dort sein.

Pünktlich sind wir zur Stelle, bekommen alte Sicherheitsanzüge der norwegischen Küstenwache, und dann warten wir mit diesen Mondanzügen vor dem Walfängerboot, sorry, Walbeobachtungsboot. Gut gefüllt legt es ab Richtung Meer, dachten wir. Haugenes liegt am gössten Fjord von Island und um die Wale zu beobachten, müssen wir keine 500m fahren, und schon schnauft der erste in der Nähe unseres Bootes. Wow, und schon habe ich die erste Schwanzflossenwalfoto, von dem ich seit Jahren träume, im Kasten! War das einfach!

Wir sind absolut begeistert, merken aber, dass es doch nicht ganz so einfach ist, nahe an die Wale zu kommen. Ihr verhalten ist aber einfach zu durchschauen, sie tauchen vier Mal alle ca. 30 Sekunden auf um Luft zu holen und beim fünften Mal machen sie den Tauchgang, wo dann eben die Schwanzflosse so in die Luft geht. Danach sind sie vier bis fünf Minuten auf Tauchgang, bevor sie wieder auftauchen und das Spiel von neuem beginnt.

Wir sehen in diesen zwei Stunden auf einem ruhigen Fjord sicher 10 verschiedene Wale, machen Fotos und geniessen so eine Schwanzflosse auch mal, ohne durch den Fotoapparat zu gucken. Einige sind mehrere hundert Meter weg, andere in rund 50m Entfernung. Eindrücklich und unbedingt ein Muss! Am meisten Freude hat Anita, vor allem, weil man nicht wie befürchtet auf das offene Meer fahren muss sondern im sicheren, ruhigen Fjord bleibt. Noch ein Tipp zum Schluss: ganz vorne am Boot ist der beste Platz, weil man auf beide Seiten sieht. Die Wahlbeobachtungsboote fahren die Wale immer von hinten an, weil man dann die Schwanzflosse beim beginnenden Tauchgang am besten sieht…

Der Hafen liegt nur 100m vom Campingplatz entfernt, also sind wir schnell bei unserem Knutschi. Nach einem feinen Vesperplättli stürzen wir uns in unsere Bademäntel und machen die drei HotTube und das umfunktionierte Segelboot direkt am Meeresufer unsicher. Das Wasser ist mit 40 Grad herrlich warm und wir geniessen gleichzeitig den Ausblick aufs Meer. Wale sehen wir aber keine mehr.

Wir haben unsere Dusche im Womo noch nie so wenig gebraucht, wie auf dieser Reise. Aber man sollte sich den hiesigen Bräuchen anpassen und diese Badekultur verinnerlichen. Ich beneide die Isländer darum, auch wenn wir nun diese HotTube direkt am Meer für uns alleine hatten…

Übernachtung

Haugenes - Camping***
Camping

100m von heissen HotPots direkt am Meer

Koordinaten: 65.92345,-18.30636
N 65° 55' 24.5"  E -18° 18' 22.9"
letzter Besuch: 9.2022

Der Weg ist das Ziel 6.9.2022

Und die Strasse der Star

Wir schlafen heute aus und machen es wie die Isländer: vor 9 Uhr läuft gar nichts. So wie auf der Insel bisher, alle Geschäfte frühestens um 10 Uhr geöffnet, die Bäder um 12, also warum sollen wir pressieren? Aber der Hauptgrund ist ein andere: wir haben in der letzten Woche so viele Eindrücke in unseren Köpfen, dass wir regelrecht kaputt und müde sind. Ok, es fehlt auch noch etwas Schlaf von den Nordlichtern, genug Grund, es heute gemächlich anzugehen. Auch wissen wir noch nicht wirklich, bis wohin wir fahren werden, entscheiden wir unterwegs, je nach Lust und Laune.

Wir fahren durch Dalvik und dann vor Ólafsfjörður stecken wir plötzlich in einem 3 Kilometer langen Tunnel, der nur einspurig ist. Alle 100m kommt eine Ausweichstelle für den Gegenverkehr, allerdings sind wir die, die ausweichen müssen. Und es ist im Tunnel ziemlich schwierig, die entgegenkommenden Lichter richtig einzuschätzen, Geschwindigkeit und Distanz, gar nicht so einfach. Aber wir kommen gut durch und nehmen vor dem nächsten langen Tunnel die Passstrasse über die Berge.

Lagheiði

Wir sind alleine unterwegs, es ist eine Schotterstrasse durch eine wunderschöne Gegend mit vielen Bachläufen und kleinen Seen. Irgendwann packen wir noch unsere kleine Drohne aus und lassen sie automatisch unserem Womo folgen. Es gibt spektakuläre Bilder und wir sind froh, haben wir sie uns noch vor der Reise gekauft, auch wenn es doch einige Franken waren (ca. 1050.- die Dij Mini 3 pro). Für Drohnen ist Island ein super Land und wir lassen sie uns ein paar Mal folgen. So ganz ohne Verkehr und ohne Bäume und andere Hindernisse ist es eben doch etwas einfacher wie in der Schweiz.

Nach dem wunderschönen Pässchen Lagheiði, die Strasse heisst Ólafsfjörðarvegur (82), sind wir wieder am Meer und machen bei einem Picknickplatz Rast. Obwohl gerade Mittag ist, tischen wir uns unser Frühstück auf und geniessen die Sonne und den prächtigen Ausblick. Wir haben wieder ein grosses Wetterglück.

Nachdem wir gestärkt sind, fahren wir weiter bis Hofsós und stoppen kurz beim Pool mit Meerblick. Irgendwie haben wir aber keine Lust, zu baden und hier zu campieren. Wir entschliessen uns, einfach weiter zu fahren und sind 10 Minuten später in dichtem Nebel. Von wo kommt der denn nun so plötzlich her? Jetzt schätzen wir unser Wetterglück erst recht, wenn man die ganze Reise nur diesen nebligen Ausblick hätte? Wegen dem Nebel entschliessen wir uns, das Meer zu verlassen und ins Landesinnere zu fahren. Weniger Kilometer später verzieht sich der Nebel so plötzlich wie er gekommen ist und wir fahren wieder bei Sonnenschein auf die Ringstrasse.

Strasse 35

20 Kilometer später wollen wir die 35 doch probieren. Es ist eine Hochlandstrasse, die bis vor kurzen noch F 35 hiess, also nur für geländegängige Fahrzeuge war. Alle Wegweiser sind noch nicht getauscht, es prangt immer noch das F auf den gelben Schildern. Aber auf der Webseite des offiziellen isländischen Strassendienst ist es ganz klar nur noch als 35 angeschrieben. Die Webseite ist übrigens für jeden Womofahrer in Island ziemlich wichtig, road.is, dort sind jeweils die neusten Strassensperrungen und der Strassenzustand von fast jeder Strasse in Island vermerkt. Die 35 ist aktuell grün und also problemlos zu fahren.

Schon bald rumpelt es unter uns auf der Schotterpiste, dann kommt wieder einige Kilometer asphaltiert, bevor es dann endgültig ins Nirgendwo führt. Mondlandschaft mit vielen Seen, einfach fantastisch.

Dazwischen geraten wir in ein grosses Schafzusammentreiben, wo uns hunderte Schafe auf dieser Schotterpiste entgegenkommen. Ist das ein grosses Geblöcke und zuhinterst dann die Schaftreiber auf ihren Island-Pferden.

Wir fahren 80km auf dieser Schotterpiste 35, die gar nicht sooo schlecht ist. Nur die letzten 8 Kilometer sind ziemlich deftig, da geht es nur noch mit 20 km/h weiter.

Schliesslich kommen wir gut in Hveravellir an, einem weiteren Hochgeothermal-Gebiet, denn es brodelt und kocht wieder rund um den Parkplatz. Und einen Hot-Pot mit naturheissem Wasser gibt es natürlich auch.

Wir nehmen es aber mit der Ruhe und erholen uns ein wenig an der schönen Abendsonne. Die Gegend machen wir dann morgen unsicher.

Externe Links

Übernachtung

Hveravellir - Mountain Cafe****
Stellplatz

WC, Duschen, keine normale Entsorgung

Koordinaten: 64.86666,-19.55270
N 64° 51' 60"  E -19° 33' 9.8"
letzter Besuch: 9.2022

Hveravellir 7.9.2022

Im Hochland

Der heutige Tag beginnt mitten in der Nacht, Uhrzeit weiss ich nicht mehr. Aber während ich mich in meinem tiefen Schönheitsschlaf befinde, schreit Anita neben mir plötzlich: «Nordlichter!». Also schiesse ich wie ein Pfeil auf, ziehe Socken an, die Berghosen direkt über das Pyjama, Jacke auch darüber, warme Mütze, Fotoapparat (Stativ steht schon bereit) und ab nach draussen in die Kälte.

Wir schliefen extra ohne Verdunkelung der Dachhaube, damit wir allenfals Nordlichter sehen könnten. Allerdings schlief ich nach wenigen Minuten tief und fest…

Draussen wieder ein fantastisches Spektakel. Quer über den Himmel genau so eine tanzende, wellendes Nordlichtspektakel, und wirklich in starkem Grün. Wir geniessen den Ausblick und den Moment. Das Ganze dauert leider nur etwa 5 Minuten und dann zog plötzlich der Dunst über uns und alles schimmerte nur noch leicht grün, um wenige Minuten später ganz zu verschwinden.

Fotos habe ich nur zwei brauchbare und mein anvisierter Film wäre super gewesen, aber ich habe den falschen Knopf gedrückt und so ist gar ncihts drauf. Von wegen Beherrschung des Fotoapparates…

Danach steigen wir wieder in unser Bett und schlafen wie die Murmeltiere. Morgens werden wir schon wieder mit Sonne und blauem Himmel geweckt, aber im Knutschi ist es nur gerade 7 Grad. Anita bleibt also noch etwas unter der warmen Decke bis die Heizung etwas Wärme spendet.

Ich mache ein kleiner Rundgang und entdecke, dass der natürliche HotPot, um diese Zeit menschenleer ist. Also zurück zum Womo, Anita mit einem warmen Bad ködern und so laufen wir in Badehosen und Morgenmantel die 100m bis zu dieser natürlichen Badewanne auf 650m Höhe.

Wir sind ganz alleine, das Becken ist gerade so tief, dass man noch stehen kann, rechts wird mit zwei Leitungen kaltes Wasser zugeführt, links kommt die Leitung mit richtig heissem Wasser.

Weiter oben brodelt, zischt und kocht es überall im Boden. Es ist ein Hochtemperaturgebiet im Nirgendwo, absolut faszinierend. Es gibt hier heisses Wasser bis zur Genüge. Was muss das ein Gefühl sein, im Winter von einer Schneetöfftour hierher zu kommen und sich dann im heissen Becken aufzuwärmen.

Wir sitzen schlussendlich zwei Stunden im Wasser, lernen Sonja und HP kennen, die als gravel-traveller.ch unterwegs sind und fröhnen der isländischen Kultur: baden und News austauschen.

Gegen Mittag leert sich dann der Parkplatz und der Campingplatz, das heisst, ein Parkplatz zum übernachten. Weil es aber so schön ist und inzwischen 25 Grad warm, entschliessen wir, einfach hier zu bleiben und uns zu erholen.

Es gibt nämlich ein kleines Restaurant und kleine Container, wo man auch Übernachtungskoyen mieten kann, vor allem für die Zelter und Dachzeltler, die es hier schon recht häufig hat. Bei diesem tollen Wetter ist es aber wahrscheinlich ein weniger gutes Geschäft.

Wir machen dann noch einen Spaziergang durch das fauchende Gebiet, schiessen Fotos und sind fasziniert, wie einfach kochendes Wasser aus dem Boden läuft. Wenn wir ein Netzchen dabei hätten, könnten wir hier unsere 3-Minuten Eier machen, ohne Gas zu brauchen…

Nun sitzen wir vor dem Womo, geniessen die nicht selbstverständliche Wärme, und planen unsere Tour um. Wir könnten von hier auch direkt über die Hochlandpiste zum Geysir Strukkur, und dann von dort wieder Richtung Norden auf in die Westfjorde. Oder, oder, oder. Aber schliessliche packen wir unsere Wanderschuhe und erkunden die nähere Umgebung mit Sicht auf die beiden Gletscher Langjökull und Hofsjökull.

Der heutige Reiseruhetag tut uns richtig gut.

Übernachtung

Hveravellir - Mountain Cafe****
Stellplatz

WC, Duschen, keine normale Entsorgung

Koordinaten: 64.86666,-19.55270
N 64° 51' 60"  E -19° 33' 9.8"
letzter Besuch: 9.2022

Strokkur... 8.9.2022

...verarscht uns immer wieder

Die dritte Nacht in Folge sahen wir Nordlichter. Dieses Mal schauten wir aber nur zu unserem Schlafzimmerfenster hinaus und machten ein paar Fotos aus der Hand. Wir genossen das Schauspiel von Auge, ohne es gross für die Nachwelt zu erhalten. Aber es ist einfach Fantstisch, was die Natur zu Stande bringt.

Dann am Morgen tröpfelt es plötzlich auf unser Womodach. Eigentlich ist der Regen doch erst für Nachmittag angesagt… Wir packen zusammen und fahren um 8 Uhr schon los. Wir haben 80km Schotterpiste vor uns und wenn es da regnet, könnte es auch noch Schlammlöcher geben, also besser früh dran wie zu spät.

Hochlandstrasse 35

Wir fahren nun die Hochlandstrasse 35 entgegen dem ursprünglichen Plan nun doch gegen Süden weiter. Der Regen hört auf, bevor er richtig begann, dafür rumpelt die Strasse so richtig deftig. Wir fahren mit 20km/h und nach zwei Stunden Fahrt haben wir erst 40km hinter uns, erst die Hälfte. Die Schotterpiste ist nach unseren Infos 80km lang. Wir geniessen es trotzdem, denn wir sind praktisch allein unterwegs, einmal müssen wir sogar ein Bach durchqueren, sieht aber spektakulärer aus, wie es ist. Dann nach genau 75km haben wir es hinter uns und kommen endlich wieder auf die asphaltierte Strasse. 5km früher wie gerechnet, aber es ist eine Wohltat. Es rüttelt nichts mehr und wir können wieder auf die Tube drücken, die Kilometer fliegen nur so an uns vorbei.

Gullfoss

Schon kurze Zeit später fahren wir auf den Parkplatz des Gullfoss, einem der bekanntesten Wasserfälle Island. Dieser liegt auf dem Golden Circle, der bekanntesten Reiseroute Island. Diese Route ist 300km lang und startet in Reykjavik, also fast alle Touristen, die mit dem Flugzeug nach Island fliegen, fahren diese Strecke, die an sehr vielen Sehenswürdigkeiten vorbeiführt. Kein Wunder also, dass der Parkplatz mit Reisebussen übersät ist und viele PW’s hier stehen. Wir haben dies gewusst, sind uns die Menschenmassen aber nicht mehr wirklich gewöhnt. Von der Einöde kommend und grad wieder auf 100% Tourismus. Wobei man sagen muss, wäre dieser Wasserfall in der Schweiz, würde es doppelt so viele Infrastruktur haben, doppelt so viele Touristen hier sein und viel Eintritt kosten. Hier ist auch diese Sehenswürdigkeit kostenlos, sogar das Parken.

Die paar wenige Meter zum Wasserfall nehmen wir natürlich unter die Füsse und er ist wirklich eindrücklich. In zwei Stufen fällt er in eine Schlucht, diese zwei Stufen stehen in einem 90 Grad-Winkel zueinander, das Fotografieren ist also ziemlich schwierig und er ist in Wirklichkeit viel Eindrücklicher wie auf jedem Foto.

Nach dem wir uns satt gesehen haben, inspizieren wir den Souvenirladen. Es gibt ganz tolle isländische gestrickte Waren, aber Achtung, es gibt auch isländische Strickwaren Made in China… Also das Etikett sehr gut lesen. Wir genehmigen uns im Restaurant noch einen Zmittag, haben wir nun doch Zeit.

Geysir Strokkur

Später fahren wir die 10km weiter zum Strokkur, dem aktuell grössten Geysir auf Island. Der grosse Geysir, der gleich daneben lag und allen anderen Geysiren seinen Namen lieh, bricht nicht mehr aus und ist jetzt nur noch ein friedlich brodelndes heisses Wasserloch.

Zurück zum Butterfass (Übersetzung von Strokkur), überall steht, dass er regelmässig alle 10 Minuten ausbricht, uns verarscht er aber nun immer wieder. Ersten bricht er manchmal schon nach fünf Minuten wieder aus, manchmal zweimal kurz hintereinander, manchmal 3m hoch und dann wieder 20m.

Die Leute (und wir) stehen um das wabbelnde Wasserloch und nach 5 Minuten ist jeweils Totenstille und alle warten wie gebannt, wann die blaue Blase erscheint und das Wasser bruchteile von Sekunden später in die Höhe schiesst. Man kann dann ein «jetzt» rufen, und viele Fotoapparate klicken, obwohl noch gar nichts passiert… Und dann, wenn dann die Wasserfontaine hochschiesst, ist man doch nicht bereit. Anita und ich haben es ziemlich lustig, bis wir endlich Fotos und Filme haben… Anita hat einmal sogar einen Doppelausbruch auf Film, manchmal aber auch nur Füsse oder gar nix. Es ist wirklich Eindrücklich und es macht Spass, die Spannung in der Luft zu spüren und nie genau zu wissen, wann er nun kommt und wann nicht.

endlich, Sekundenbruchteile vor dem Ausbruch

Wir sind über eine Stunde dort und erleben dutzende von Ausbrüchen mit. Ein bisschen Erbarmen haben wir mit den Mitgliedern einer Reisegruppe, die gerade mal 20 Minuten Zeit haben, diesen Geysir zu bewundern und schon wieder auf den Bus müssen, bevor sie ein schlaues Foto machen konnten.

Nachdem wir uns satt gesehen haben, fahren wir 50km weiter zum Þingvellir Nationalpark und stoppen beim Campingplatz Syðri Leirar (Nicht der bei der Hauptstrasse, sondern nach dem Abzweiger links). Es ist wunderschön hier, auf einer grossen Wiese mitten in der Natur, quasi frei stehen! Auf dem grossen Naturgelände sind wir heute nur vier Fahrzeuge! Na gut, erfahrungsgemäss kommen dann gegen 19 Uhr und vor dem Eindunkeln noch einige Jeeps, Lieferwagen mit Dachzelten und andere Zeltler…

Externe Links

Übernachtung

Þingvellir - Syðri Leirar****
Camping

kein Strom aber alles andere

Koordinaten: 64.27599,-21.09322
N 64° 16' 33.6"  E -21° 5' 35.6"
letzter Besuch: 9.2022

Geo und isländische Geschichte 9.9.2022

Über und unter Wasser

Anita gelbe Taucherbrille, Rolf blau

Wir erwachen im Þingvellir Nationalpark und es schifft, schifft so richtig was der Himmel runter bringt. Also was machen? Die neuen Regenhosen anziehen und unsere Regemäntel. Sogar unser Fotoapparat bekommt sein Regenmäntelchen. Endlich können wir mal unsere Sachen auf Dichtigkeit prüfen, schliesslich haben wir uns auch auf Regen eingestellt.

Wir sind hier genau auf oder zwischen den Kontinentalplatten von Eurasien und Amerika. Diese Platten entfernen sich voneinander und ziehen sich durch ganz Island. Darum gibt es hier auch immer wieder Vulkanausbrüche und Erdbeben. Im Þingvellir Nationalpark sieht man diese Schlucht zwischen den auseinanderdriftenden Platten besonders gut. Der Graben wird jedes Jahr 7mm breiter und 1mm tiefer.

rechts Eurasische Platte, links Amerika

Dazu ist hier quasi das Rütli von Island. Alle wichtigen Entscheide von Island werden seit dem Jahr 930 hier in dieser Schlucht gefällt. Vom ganzen Land strömten die Bauernführer nach einem genauen Ritual hierhin und entschieden am Althing über Gesetze, Recht und Unrecht. Der Ort hier war ideal, Weideland für die Pferde und genügend Brenn- und Bauholz für die rund 4000 Menschen, die jeweils dem Althing beiwohnten (10% der damaligen Bevölkerung). Es wurde übrigens extra ein Fluss so umgeleitet, dass dieser in die Schlucht führte und so genügend Trinkwasser bereitstellte. Der Wasserfall Öxarárfoss zeugt noch heute von dieser Umleitung.

Am 17. Juni 1944 wurde übrigens die Republik Island ebenfalls hier ausgerufen. Das ist dem heutigen Wetter aber so von egal, denn es schifft noch immer Bindfäden. Was kann man bei so einem Wetter machen? Und genau hier? Wir gehen schnorcheln… Wenn wir schon nass sind, kommt es grad auch nicht mehr drauf an.

Schnorcheln Silfra-Spalte

Schorcheln kann man hier in der Silfra-Spalte, eben genau zwischen diesen Kontinentalplatten in dem Teil, der unter Wasser liegt. Das Wasser kommt vom 60km entfernten Gletscher Langjökull und wird Jahrzehntelang unterirdisch im Lavagestein gefiltert, bis es hier in dieser Spalte wieder austritt. Es soll das klarste Wasser der Welt sein und eine Sicht von über 100m ermöglichen.

Also melden wir uns für eine Schnocheltour an. Weder Anita noch ich haben je geschnorchelt, und das in 2 Grad kaltem Wasser!!!

Also finden wir uns pünktlich vor 13 Uhr bei troll.is auf dem Parkplatz ein, lange Unterhosen, warme Socken und ein enganliegendes langärmliges Unterleibchen wurde gefordert. Dann können wir in einem Anhänger geschützt vom Regen ein dicker, zusammenhängender Traineranzug anziehen. Danach wird uns in ein Gummianzug geholfen, zuerst die Füsse und beine, dann der Oberkörper und Arme. Es ist eine ziemliche Prozedur bis wir bis zum Hals eingepackt sind. Dann stehen wir im strömenden Regen und hören den Instruktionen zu. Das Wasser läuft uns übers Gesicht und die Haare sind klitschnass. Danach können wir uns Handschuhe anziehen, eine Gummihaube über den Kopf und watscheln wie aufgeblasene Enten 100m zum Einstieg. Dort ziehen wir zuerst die Taucherbrille und Schnorchel über und dann noch die Flossen und steigen ins eiskalte Wasser. Das einzige was mit dem Wasser in Berührung kommt sind unsere Lippen und Teile vom Gesicht.

Sicht Anita
Wow, ist das cool, so schwebelos auf dem Wasser schwimmen, ohne etwas zu machen. Und das blaue Wasser, einfach fantastisch. Was sind das wohl für Algen? Wow, ist das tief unter mir und so schön dunkelblau! Die Taucherbrille ist wirklich dicht und ich könnte stundenlang so schweben. Richtig erholsam, still und ganz für mich alleine. Nicht mal kalte Hände habe ich. Mist, muss ich nun schon raus? Sind diese 40 Minuten im Wasser wirklich schon vorüber?

rechts Eurasische Platte, links Amerika

Sicht Rolf
Es ist erstaunlich warm im Anzug. Aber da ist soviel Luft drin, tauchen unmöglich, nur auf dem Bauch liegen oder dem Rücken, nicht mal stehen im Wasser ist möglich. Der Schnorchel im Mund gibt fast einen Brechreiz und mit diesen dicken Handschuhen, kann ich meinen wasserdichten Fotoapparat überhaupt nicht bedienen. Wo sind eigentlich die andern aus der Gruppe? Und vorwärts komme ich irgendwie auch nicht, fehlt mir eine Flosse? Die Taucherbrille ist erstaunlich dicht, kein Problem immerhin. Aber sehen tue ich ausser Felsen unter Wasser irgendwie auch nicht viel. Ziemlich karg. Irgendwo geht es doch links nach einem Felsen hat unser Guide gesagt. Wo ist das? Immerhin sehe ich nun meine Gruppe wieder und auch den Ausstieg. Soll ich grad dorthin schwimmen und raus oder blamiere ich mich? Na gut, dann warte ich halt noch. Uff, endlich wieder Boden unter den Flossen und an der frischen Luft.

Unsere Eindrücke sind also ziemlich unterschiedlich und ich bin froh, als wir nach dem ganzen Umziehen endlich wieder im Knutschi sind. Was übrigens toll ist bei dem Anbieter, wo wir waren (troll.is), dass man Unterwasserfotos kostenlos dazubekommt, bei anderen Anbietern muss man extra bezahlen. Denn von meinen Fotos war kein einziges brauchbar…

Es schifft noch immer und wir beschliessen, wieder Richtung Norden zu fahren, dort soll das Wetter besser sein. Als Abkürzung nehmen wir die 550 und danach die 52. Trotz Regen eine wunderschöne Fahrt durch eine wunderschöne Gegend, auch wenn 20km Schotterpiste folgt. Man kann sich unser Knutschi vorstellen bei diesen nassen Pisten, dreckig braun bis zum Rückspiegel hoch- Man könnte meinen, wir seien einen Schlammweg gefahren.

Wieder auf der Ringstrasse kommen wir dann schnell vorwärts, aber es kommt kein Campingplatz mehr. Wir müssen bis zum Beginn der Westfjorde fahren, bis wir wunderschön direkt am Meer stehen.

Übernachtung

Borðeyri - Camping***
Camping

direkt am Meer

Koordinaten: 65.21148,-21.09672
N 65° 12' 41.4"  E -21° 5' 48.2"
letzter Besuch: 9.2022

Grusliges Hotel 10.9.2022

schöner Camping

Wir fahren dem schlechten Wetter davon. Der isländische Wetterdienst meldet im Norden besseres Wetter und da wir ja sowiso in die Westfjorde wollen, trifft sich das gut. Die Strassen sind zwischendurch perfekt apshaltiert, dann kommen wieder 20km Piste, abwechslungsreich. Sobald wir 100m vom Meer in die Berge kommen fahren wir in dichtem Nebel. Gar nicht so einfach auf einer Schotterpiste ohne Markierungen. Aber meist geht es nur über einen Hügel und hinten wieder hinunter und sobald wir auf Meereshöhe fahren, ist die Nebeldecke wieder über uns.

Nach 120km haben wir das gute Wetter erreicht und wir stoppen im ersten Dorf, das wir heute durchfahren. In Hólmavík gibt es eine Tankstelle und ein kleiner Supermarkt. Also tanken wir unser Knutschi voll (2.25 CHF für einen Liter Diesel, bei jeder Tankstelle haben die glaub die gleichen Preise) und da das Wetter nun definitiv besser wird, unser Knutschi braun bis zum Rückspiegel wie alle isländischen Fahrzeuge aussieht, waschen wir es gründlich. Bei jeder Tankstelle gibt es immer auch einen Waschplatz, wo man kostenlos sein Fahrzeug mit viel Wasser reinigen kann. Unser Womo hat es nun wirklich verdient. Als alles sauber ist, gehen wir einkaufen, uns fehlt vor allem Rahm und Mineralwasser mit Kohlensäure. Letzteres findet man aber ziemlich selten, auch hier werden wir nicht fündig. Aber wir füllen alle anderen Vorräte auch auf und so können wir vollgeladen weiter fahren.

Kurze Zeit später fahren wir von der Hauptstrasse rechts weg Richtung Drangsnes. Dort haben wir auf der Karte einen Campingplatz mit Meersicht gesehen und im Dorf soll es auch Hot-Tubs haben. Wir kommen gut dort an, installieren uns auf dem Camping, nehmen die Stühle heraus und machen es uns gemütlich. Aber irgendwie will keine so richtige Ferienstimmung aufkommen, es ist erst 14 Uhr und die Hot-Tubes sind 500m entfernt.

Anita macht plötzlich den Vorschlag, zum nächsten Camping zu fahren. Ersten haben wir noch Zeit, zweitens ist das Wetter dort noch besser und drittens hätten wir Lust, weiter zu fahren. Also packen wir wieder alles zusammen und machen uns fahrbereit. Eine Stunde Zwischenstopp und schon sind wir wieder unterwegs.

beim Zwischenhalt

Allerdings sind es 100km bis zum nächsten Camping, aber dort soll es einen riesig grossen Hot-Tube geben. Und weil wir Zeit haben und das Wetter so eine wundervolle Stimmung hergibt, umrunden wir die kleine Halbinsel auch noch. Es lohnt sich bei dieser Wetterstimmung, die Strasse ist meistens aus Schotter, aber top Sicht auf das Meer. Danach geht es die Berge hoch und hinten wieder runter.

Die Zeit und die Strecke geht schnell vorüber bis wir dann in unserem Ziel in Reykjanes an. Das Hotel sieht aus wie eine verlassene Bauruine aus den 70er Jahren, ziemlich schrecklich aber hinter dem Hotel gibt es einen kleinen Campingplatz. Wunderbare Sicht auf den ganzen Fjord und jetzt bei windstillem, sonnigen Wetter, besser könnte man es nicht haben.

Im Hotel bezahlen wir den Platz und auch die Benützung des grossen Pools (5000 ISK). Dieser Pool sieht gut aus, über dem Meer und er ist riesig, sicher 40m lang und gefüllt mit warmen Geothermiewasser! Wir ziehen sofort unser Badehosen und Bademantel an und benützen den gesamten Pool für uns alleine. Es ist irgendwie traumhaft und wir geniessen es in vollen Zügen.

Später kommen noch zwei einheimische Familien mit den Kindern, während dem wir nach 90 Minuten völlig durchweicht sind vom ca. 39 Grad heissem Wasser.

Anita kocht uns nun im Knutschi unser Abendessen und wir überlegen uns, ob wir später beim Eindunkeln nochmals in den Pool sollen und die Nordlichter bestaunen können. Das wäre was, dann würden wir beim Warten nicht frieren.

Allerdings würde es mich nun echt wundernehmen, wie die Hotelzimmer in dieser Ruine sind. Auf Google hat das Restaurant-Essen vernichtende Kritiken, so sieht es von aussen aber auch aus. Wenn wir nicht auf dem schönen Camping wären, würden wir glaub weiterfahren. Aber irgendwie toll, auch so etwas mal zu erleben.

Übernachtung

Reykjanes - tjaldsvæði***
Camping

super Pool und tolle Aussicht

Koordinaten: 65.92766,-22.42437
N 65° 55' 39.6"  E -22° 25' 27.7"
letzter Besuch: 9.2022

Fjordfahrt 11.9.2022

Staunen und geniessen

Bunárfoss

Der blaue und wolkenlose Himmel wirft unser ganzes heutiges Programm auf den Kopf. Wir haben geliebäugelt, vielleicht noch einen Tag hier zu bleiben und den riesigen Hot-Pot zu geniessen, aber bei diesem schönen Wetter? Und weil Sonntag ist, wollte Anita einen Zopf backen, aber bei diesem windstillen Wetter zieht es uns hinaus. Eigentlich wollten wir heute irgendwo unsere Kleider Waschen, aber bei blauem Himmel haben wir besseres zu tun.

Also starten wir mit einer kleinen Wanderung zum Gamla laugin, ein kleiner natürlicher warmer Weiher in der näheren Umgebung. Wir sind schnell dort, aber obwohl ganz heisses Wasser in den Teich fliesst, so richtig warm ist er nicht. Auch nicht tief, aber ganz schön und mit dem Meer im Hintergrund. Wir machen noch einige Fotos und laufen dann wieder zurück. Kurz vor dem Camping dampft es wieder aus dem Meer, also machen wir noch eine Schlaufe und schauen nach. Ein Schild macht uns darauf aufmerksam, dass heisses Wasser aus dem Rohr kommt. Anscheinend ist hier eine kleine Salzanlage, die aus Meerwasser und mit geothermischem heissem Wasser natürliches Salz gewonnen wird. Anita nimmt noch einen kleinen Salzkristall mit, der hier auf dem Abfall liegt. Sauber putzen und dann haben wir für die gesamte Reise unser Salz…

Und dann packen wir zusammen, nichts mit nochmals warmen Pool, nichts mit Zopf, uns zieht es bei diesem tollen Wetter einfach weiter. Wir fahren einen Fjord am andern, 20km entlang dem Fjord, hinten um die Ecke und auf der anderen Seite die 20km wieder nach vorne. Wir sehen die entgegenkommenden Autos schon eine Stunde vorher auf der entgegengelegenen Seite… Drei Fjorde müssen wir so abfahren und plötzlich ruft Anita: «halt mal schnell, da hat es Seehunde!» Sofort folgt ein kleiner Parkplatz und ein Fussweg zu einem Aussichtspunkt, der extra für die Beobachtung dieser Tiere gemacht wurde. Wir stehen mindestens eine halbe Stunde dort und beobachten diese Tiere. Allerdings wissen wir nicht, ob es wirklich Seehunde sind, aber Robben bestimmt. (Robben sind der Oberbegriff dieser Tierarten, Seehunde und Seelöwen sind also Robben).

Wir fahren weiter und staunen und staunen! Hinter jeder Kurve sieht es wieder fantastisch aus, tiefblaues Meer, blauer Himmel, Schneeberge und viele andere Berge und Hügel. Es ist einfach nur fantastisch! Und einmal mehr wird uns bewusst, wie privilegiert wir zwei leben können.

Irgendwann kommen wir in Ísafjörður an, einer riesigen Stadt mit knapp 2800 Einwohnern. Wir fahren ins Zentrum, parken unser Knutschi und merken, dass ein Einkaufszentrum auch am Sonntag geöffnet ist. Also rein, nur mal schauen. Und raus kommen wir mit einer ganzen Tasche voll Lebensmittel. Ich dachte, wir brauchen nichts?

Ísafjörður

Nach einem kurzen Rundgang durch das Städtchen und den Hafen fahren wir auf den 4km entfernten Campingplatz und richten uns ein.

Sofort sticht uns ein Wasserfall oberhalb ins Auge, also mit den Wanderschuhen und dem Fotoapparat den Berg hoch. Wir kraxeln hoch, schwitzen bei dieser Wärm (Schätzungsweise 25 Grad, das Thermometer gibt aber nur 13 an) und geniessen den absolut traumhaften Ausblick auf den Wasserfall, den Fjord, die Berge und das Städtchen. Und weiter oben kommt immer nochmals ein Wasserfall, so dass wir immer höher und höher geraten. Ich denke noch, von hier wäre es traumhaft, ein Bild mit den Polarlichtern aufnehmen. Kaum habe ich das gedacht sagt Anita: «denke ja nicht, dass ich dich im Dunkeln da hinaufkraxeln lasse, viel zu gefährlich!» Mist, hat sich das auch erledigt, aber genial wäre es schon…

Ísafjörður

Dann sind wir beim letzten Wasserfall und wollen schon wieder umdrehen, als ich noch ganz schnell nochmals 10m höher klettere. Und dann hat es mich fast aus den Socken: ein riesiger Parkplatz und eine tolle Strasse in ein Skigebiet. Es ist ein Langlaufzentrum, wie uns Einheimische später erklären.

Wenn wir jetzt mit dem Knutschi hier hinauf fahren würden und im Warmen auf die Nordlichter warten könnten und dann das ultimative Foto doch noch schiessen dürften?

Aber zuerst geht es zu Fuss alles nochmals hinunter. Wir sammeln auf dem Weg noch Blaubeeren, damit wir nicht verhungern und kommen gut beim Knutschi an. Diese Wanderung zum Bunárfoss lohnt sich auf jeden Fall aber die Fahrt zum Langlaufzentrum auch und ist erst noch bequemer.

Wir brechen auf dem Campingplatz nämlich doch wieder ab und fahren nun zum Dalirnir tveir – Ísafjörður Ski Resort hoch.

Hier sitzen wir nun im Warmen, geniessen die Aussicht und warten bis es Dunkel wird. Und dann hoffen wir auf die Polarlichter, Wahrscheinlichkeit gemäss App: 21%

Übernachtung

Ísafjörður - Ski Resort***
Parkplatz

Nordlichter beobachten

Koordinaten: 66.06582,-23.21540
N 66° 3' 57"  E -23° 12' 55.5"
letzter Besuch: 9.2022

Reisestrecken

unseres Reisestrecke