Headbild
Marokko 2017
Sie befinden sich: Unsere Reisen \ Reiseberichte

Reisebericht

Dynjandi 12.9.2022

Hammerfahrt durch die Westfjorde

Wow, was für eine Fahrt! Und man stelle sich mal vor, wir hätten sonniges Wetter statt des einheitlichen grauen Himmels! Wegen der starken Bewölkung sahen wir letzte Nacht auch keine Nordlichter, urplötzlich waren die Wolken hier und verschwanden auch nicht mehr.

Da sind wir dann relativ früh am Morgen weiter gefahren von Ísafjarðarbær durch die Westfjorde Richtung Þingeyri bis nach Patreksfjörður, 145km. Die Fahrt begann mit einer 7km langen Tunnelfahrt, wo nach 2km Tunnel eine Abzweigung in einen anderen Fjord kam. Mitten unter dem Berg eine richtige Kreuzung, erlebt man auch nicht alle Tage. Danach ging es den Fjorden entlang, die Berge hoch und wieder runter und am nächsten Fjord weiter.

Nach 45km sehen wir von weitem den Wasserfall Dynjandi. Wow, was für ein Anblick. Uns wurde gesagt, dass…. Besichtigt auch unbedingt jenes…. Wir bekamen so viele gute Tipps, aber dass dieser Wasserfall so spektakulär und schön ist, das hätten wir nicht erwartet. Ein absolutes Muss auf jeder Islandreise! Da können aus unserer Sicht Gulfoss, Godafoss und wie sie heissen, einpacken.

Vom Parkplatz mit dem karibikblauen Meer im Hintergrund (warum hat dieses Meer in dieser Gegend so starkes türkisfarbenes Wasser? Bei Sonnenschein könnte ich das noch verstehen, aber bei verhangenem, regnerischem Himmel?) ist schon der 5 minütige Fussmarsch spektakulär. Man kommt am Háifoss, Úðafoss, Göngufoss, Hundafoss and Bæjarfoss vorbei. Jeder einzelne dieser Wasserfälle ist selber schon ein Besuch wert. Aber wenn man dann ganz oben direkt vor dem Dynjandi steht, bleibt einem die Spucke weg. 100m stürzt das Wasser weit aufgefächert wie ein königlicher Vorhang zu Tale. Einfach nur spektakulär.

Wir schiessen Unmengen von Fotos und können uns kaum satt sehen. Auch die unteren Wasserfälle sind spektakulär mit dem grünen Moos und den schwarzen Felsen.

Danach fahren wir endlich mit vielen Eindrücken die Schotterstrasse weiter den Berg hoch, ein traumhafter Ausblick in die Bergwelt und gleichzeitig auf das tiefblaue Meer. Wie muss dass denn bei Sonne aussehen? Aber wir können nicht hadern, stoppen hinter jeder Kurve und machen weiter Foto um Foto. Den anderen Touristen geht es allen ähnlich, ich glaube, wir überholen dutzende Male die selben Autos, die dann uns wiederum überholen.

Wir haben noch nicht die gesamten Westfjorde gesehen, aber das muss eine der schönsten Strecken sein. Irgendwann kommt dann auf der Strecke auch noch ein HotPot im nirgendwo mit warmen Wasser. Wir stoppen aber nur kurz, denn zum Baden haben wir irgendwie keine so richtige Lust. Es stehen auch schon ziemlich viele Autos hier, wahrscheinlich nimmt jeder auf der Durchfahrt noch ein Bad. Wir nicht, wir geniessen die Gegend und fahren weiter bis wir in Patreksfjörður auf dem Campingplatz fahren. Dieser hat noch drei Tage geöffnet, dann schliesst er die Saison ab.

Während wir tolle Meersicht haben, haben wir aber ein ganz anderes Interesse: hier gibt es eine Waschmaschine und einen Tumbler. Wir müssen unbedingt waschen oder dann neue Kleider kaufen. Meine Unterhosen sind alle aufgebraucht… Also machen wir unsere Wäsche bereit und es hilft uns, dass wir die einzigen hier sind, die aktuell zu waschen haben…

Während nun die Maschine für uns läuft, spazieren wir ins Dorf und wundern uns einmal mehr, wie die Isländer in den abgelegenen Gegenden wohnen. Hier muss alles praktisch und nützlich sein, für Schönheit und Details haben sie keinen Blick. Viele Häuser sind mit Wellblech verkleidet, andere sind halbe Ruinen und vor jedem zweiten Haus gibt es eine kleine Baustelle. Schön ist anders. In einem kleinen Supermarkt finden wir im Nebenraum auch noch die Haushaltsabteilung mit Waschmaschinen, Mixer, Kaffeemaschinen. Es hat genau ein Modell an Mixer zu kaufen, eine Modell Kaffeemaschine, zwei Modelle Toaster etc. Eigentlich haben sie recht, warum brauchen wir eine Auswahl von 30 verschiedenen Mixern? Einer reicht doch völlig. Sind darum die Isländer das glücklichste Volk? Weil sie pro Tag weniger Entscheide fällen müssen und einfach das bekommen, was verfügbar ist? Sind wir darum im Womo auch so glücklich, weil wir keinen Mixer und keinen Toaster haben?

Wahrscheinlich würde es jedem mal guttun, in so einer abgelegenen Gegend zu wohnen und nur das zu haben, was es bis hierher schafft.

Anita hat übrigens dringend neue Badehosen gesucht, die gab es hier auch, in der Apotheke. Genau ein Modell mit drei verschiedenen Farben, entweder passt es oder man lässt es bleiben. Und Anita haben sie gepasst, darum haben wir nun Badehosen, gekauft in Patreksfjörður, 348km von Grönland entfernt (und 2848 km von Sevelen).

Übernachtung

Patreksfjörður - Camping Ground***
Camping Koordinaten: 65.59180,-23.97459
N 65° 35' 30.5"  E -23° 58' 28.5"
letzter Besuch: 9.2022

Super Sandstrand 13.9.2022

und verschiedene Geschmäcker

In unserem Knutschi duftet es fein nach frischer Wäsche. Sind wir darum so früh wach? Uns zieht es weiter und darum sind wir dann um 9 Uhr auch die ersten, die vom Campingplatz wegfahren. Wie üblich in dieser Gegend geht es einem Fjord entlang und dort wo er endet, fahren wir nicht einfach der Hauptstrasse weiter entlang, sondern biegen ab Richtung Wrack der Garðar BA 64, dem ersten isländischen Stahlschiff, dass 1912 gebaut wurde und 1981 in den Westfjorden gestrandet ist. Man liess es einfach liegen und nun ist um das still vor sich hin rostende Schiff herum ein Picknickplatz entstanden. Das Gute ist, man kann mit dem Womo direkt vor das Schiff fahren und ein paar Fotos schiessen. Aber vom Hocker haut es uns nicht wirklich.

So fahren wir weiter und biegen links weg. Die Schotterstrasse wird steiler, führt über ein Pässchen und dann 10% steil hinunter. Es sieht ziemlich spektakulär aus, ist aber gut zu fahren. Dann führt es noch kurz über eine Ebene und wir landen auf dem Campingplatz Melanes. Eine grosse grüne Wiese und dahinter ein riesiger, wirklich riesiger gelber Sandstrand und weit draussen das Meer. Wow, sieht das toll aus und wir glauben sofort, dass dies der schönste Strand von ganz Island sein soll.

Wir stellen unser Knutschi hin, buchen und bezahlen online und sind kurze Zeit später alleine hier auf der grossen Wiese. Alle anderen haben zusammengepackt und sind weitergezogen.

So habe ich bei leicht bewölktem Himmel Zeit und Platz, mit der Drohne zu fliegen und etwas Routine zu gewinnen. Natürlich gibt es auch tolle Fotos, vor allem, weil die Sonne immer mehr zwischen den Wolken durchscheint und schlussendlich alle Wolken verschwunden sind. Nach der Schulung meiner Flugkünste machen Anita und ich einen ausgedehnten, sehr ausgedehnten Strandspaziergang. Wir sind zwei Stunden unterwegs und in der Mitte, wo die Lagune beim Strand abfliesst, sonnen sich auf der gegenüberliegenden Seite dutzende von Robben. Einige sind auf der Jagd nach Fischen und tauchen immer wieder auf, andere sonnen sich und beobachten uns.

Wir sitzen da, Anita mit Feldstecher, ich mit Fotoapparat und geniessen dieses Schauspiel. Es sind faszinierende Tiere. Wir sind weit und breit alleine und es würde mich unendlich reizen, mit der Drohne ein paar Aufnahmen der Robben zu machen und über sie hinweg zu fliegen. Aber ich mache es nicht, die, die an der Sonne liegen hätten sicher keine Freude und fühlten sich sehr wahrscheinlich gestört. Und wenn dann jeder Tourist mit einer Drohne daherkommt, weiss ich nicht, wie lange es an dieser Stelle noch Robben zu besichtigen gibt. Also lasse ich es bleiben und verzichte auf tolle Fotos.

Auf dem Rückweg finden wir dafür noch einen verendeten und gestrandeten Wal, etwa 7m lang. Er stinkt grässlich, ist aber noch fast komplett ausser den Augen und einen aufgeschlitzten Bauch. Zum Teil sieht er von den Vögeln etwas angeknabbert aus, für ein Fischfilet ist nun also nicht der richtige Zeitpunkt.

Wir wandern bei schönstem Sonnenschein weiter Richtung Campingplatz, geniessen die gelbe Farbe des Strandes und die schön beleuchteten Berge im Hintergrund. Wieder beim Womo, beginnt Anita einen Teig zu kneten, denn heute Abend wird es in unserem Knutschi nach frischen Salzstangen riechen. Ich freue mich jetzt schon auf den Znacht.

Während Anita das Brot backt, breite ich die Strassenkarte aus, nehme ein Blatt Papier zur Hand und beginne, unseren zweiten Teil der Reise zu planen. Wir sind jetzt ziemlich genau in der Mitte, haben Island von Osten über den Norden bis nach Westen durchfahren und nun geht es im Süden zurück.

Wir sind aktuell auf dem 24 Längengrad West, also 32 Grad westlicher, wie zu Hause in Sevelen. Die Sonne hat für 360 Längengrade 24 Stunden, so sind wir jetzt 2 Stunden und 8 Minuten westlicher. Bei uns geht die Sonne also 128 Minuten später unter den Horizont wie zu Hause. Stimmt also ziemlich genau, mit den 2 Stunden Zeitdifferenz.

Wir könnten nun noch eine Stunde Schotterpiste fahren, bis wir zum Látrabjarg an den westlichsten Punkt von Island kommen. Es ist ein berühmter Felsen, wo man die Puffins sehen könnte, wenn sie noch hier wären. Aber da diese tolpatschigen Vögel schon auf dem offenen Meer sind und wir nicht einfach so eine Stunde hin und zurück eine Schotterpiste fahren wollen, lassen wir den westlichsten Punkt aus.

Wir werden also in den nächsten Tagen die Westfjorde verlassen, Westisland durchfahren, die Halbinsel Reykjanes mit der Hauptstadt und Südisland bis wieder ganz in den Osten durchkreuzen.

Wir freuen uns schon, was es dort überall zu sehen gibt. Aufgeschrieben haben wir noch so einiges…

Übernachtung

Melanes - Melanes tjaldsvæði****
Camping

grosse Wiese, direkt am Sandstrand und Meer

Koordinaten: 65.44509, -23.9548
N 65° 26' 42.3"  E -23° 57' 17.3"
letzter Besuch: 9.2022

Zwei Fehler 14.9.2022

bei traumhaftem Wetter

Hellulaug

Ich nerve mich unendlich. Jetzt beginne ich diesen Beitrag schon zum zweiten Mal, das erste mal war er praktisch fertig und dann stürzt mein PC ab. Nicht mal eine Sicherungskopie wurde erstellt (Einstellung alle 5 Minuten) aber nichts ist mehr da. Man müsste Microsoft verklagen wegen Ferienstörung… Schöner Mist, der ganze Tag ist futsch so. Obwohl der Tag eigentlich ganz gut begann… 

Nachts hatten wir klaren Himmel, ein Grund, unsere Verdunkelungen offen zu lassen, man weiss ja nie. Unser Polarlicht-App zeigt für diese Nacht leider nur minimale Chancen, aber es hat sich schon öfter getäuscht.

Und dann wie auf Kommando tanzten die grünen Lichter an unserem Nachthimmel. (Dokument abgespeichert) Sie waren nicht so stark wie auch schon, aber es war trotzdem ein super Schauspiel. Wenn ich denke, dass wir nun bei Hälfte der Reise schon an vier Nächten Polarlichter sahen, sind wir echt glücklich, andere sehen während den ganzen Ferien die Aurora borealis nie. (momentan bin ich immer noch genervt, aber Dokument wieder manuell abgespeichert.)

So machen wir uns morgens dann bei blauem Himmel weiter auf den Weg in den Westfjorden Richtung Süden. Nach jeder Kuppe, jeder Kurve und jedem Fjord sind wir wieder gespannt, was folgt. Parktisch an jedem Rastplatz machen wir halt und könnten Stunden verbringen und neue Dinge entdecken. Irgendwie müsste man zwei Jahre Zeit auf Island haben.

So kommen wir nicht schnell vorwärts, die Speicherkarten der Fotoapparate füllen sich, und als wir dann nach 40km am ersten Hot-Tube am Meer vorbeikommen, fahren wir einfach weiter. Ja tatsächlich, denn dieses Bad hat nur 28 Grad und das ist uns doch viel zu kühl. (wieder brav speichern) Wir fahren lieber noch 20 km weiter bis nach Flókalundur dort soll ein Natur-Hot-Tub direkt am Meer mit 38 Grad kommen.

Kurze Zeit später sind wir dort, fahren an der Tankstelle vorbei (der heutige grösster Fehler, neben dem nicht speichern) und parkieren auf dem kleinen Parkplatz. Schnell Badehosen anziehen und Bademantel (Bademantel in Island ist übrigens eine Top-Gadget) darüber und zu Fuss zum 50m entfernten Hot-Tub. Es ist echt traumhaft, direkte Meersicht, heisses und klares Wasser und nur ein kanadisches und israelisches Pärchen sind neben uns im Wasser. Kurze Zeit später sind wir sogar alleine und geniessen es in vollen Zügen, machen viele Fotos und lassen unser Gesicht bei 8 Grad an der Sonne bräunen (abspeichern).

Hellulaug

Später sind wir wieder unterwegs den Fjorden entlang. Bei einer Schotterpiste sind sie gerade am Arbeiten und ebnen die Strasse von den Schlaglöchern wieder aus. Dies muss bei nassen Strassen geschehen, denn sie Wässern wie verrückt, jetzt wo es mal nicht regnet. Unser Knutschi sieht wieder aus wie gemauert.

Und bei uns macht sich der Durst bemerkbar. Neben isländischem Quellwasser haben wir gar nichts mehr flüssiges mit Geschmack, das ging uns gestern aus. Aber mal so schnell in einen kleinen Shop liegt nicht drin. Denn auf den folgenden 130km kommt rein gar nix solches. Wir sind kurz vor dem Verdursten und teilen uns noch einen Apfel, wo wir den Saft raussaugen (abspeichern). Dann endlich kommt die Abzweigung nach Reykhólar, nur noch 14km. Dieses 120 Seelendorf ist seit über 100km auf den einzigen Verkehrsschildern markiert, also muss es doch schon etwas darstellen.

Als wir ankommen sehen wir ausser einer Schule, einigen Häusern, einer Kirche, einem Schwimmbad, geschlossener Campingplatz und einer Tankstelle nicht viel. Aber: die Tankstelle hat einen kleinen Shop, der uns schlussendlich das Leben rettet. Das war echt knapp!

Aber hier bleiben, lohnt sich das? Wir entscheiden: Nein, die nächsten 60km schaffen wir auch noch, denn dort soll es bei einem Hotel ein Natur Hot-Pot geben und wir freuen uns auf ein Abendessen im Hotel.  (abspeichern, so weit war ich bei der ersten Version auch).

Als wir beim Hotel Laugar Sælingsdal ankommen, sieht das Hotel verlassen aus und es ist abgeschlossen. Mist, das wird nichts mit einem feinen auswärtigen Abendessen. Auch der Campingplatz sieht ziemlich verlassen aus, aber ein WC ist offen, das Wasser läuft und auch Strom gibt es. Zu bezahlen im Hotel. Na, wir richten uns mal ein und warten ab.

Der Hot-Tube sieht super aus, aber da wir heute schon sauber genug sind, nicht frieren und doch schon Hunger haben, lassen wir es vorerst bleiben.

Vielleicht wenn es dunkel ist und die Nordlichter am Himmel tanzen? Denn es ist aktuell wieder klar und es sind nur noch drei Stunden bis zur Dunkelheit.

Meine Laune ist übrigens wieder gut, Anita hat fein gekocht und wir haben noch genügend Vorräte, um auch diese Nacht zu überleben.

Nacht der Geister 14.9.2022

Die Seelen tanzen am Himmel.

nicht nur die Geister tanzen

Der Abend ist wolkenlos, die Luft klar wie Glas. Wir sitzen beim Eindunkeln im Wohnmobil auf dem Zeltplatz in Sælingsdal. Das angeschlossene Hotel ist geschlossen, kein Mensch hier ausser noch vier andere Fahrzeuge , die auf diesem Platz übernachten wollen.

200m den Berg hoch ist ein HotPot, ein aus Steinen errichteter kleiner Pool, der mit natürlich warmen Wasser gefüllt wird. Dieser Hot Pot Laugar í Sælingsdal taucht schon in den alten isländischen Sagen auf.

Es wird langsam dunkler, die Nacht schwärzer. Zeit, mit Bademantel, Taschenlampe, Fotoapparat und Stativ zum Hotpot zu laufen und das 38 Grad warme Wasser zu geniessen. Wo kann man in einer kalten Nacht besser auf die tanzenden Geister der alten Seelen warten, wie hier?

Es sind noch andere Gäste da, ein Kanadier, eine Genferin und ein Weissrusse. 

Ich installiere das Stativ, richte die Kamera aus, mache Einstellungen und beginne zu warten und zu hoffen. Die Sonnenwindaktivität ist heute nicht besonders stark, mein Polarlichtapp zeigt eine Wahrscheinlichkeit von nur 12%, wir hatten auf dieser Reise schon 37%.

Dann steige ich ins warme Wasser zu Anita.

«Schau mal, die ersten Lichter» sagt sie sofort. Und tatsächlich, schwach am Horizont leuchtet es weiss-grünlich, mehr weiss wie grün. Durch den Fotoapparat sieht man aber die grünen Lichter stärker.

10 Minuten später ist es dunkler und die schwachen Polarlichter auf dem ganzen Himmel verstreut. Und dann werden sie stärker, manchmal direkt über uns, manchmal über den Bergen. Manchmal sind sie 10 Minuten fast bewegungslos und verschwinden dann wieder, andere kommen innerhalb einer Minute, werden leuchten stark grün und verschwinden ein paar Minuten später wieder.

Und dann wird es immer stärker und intensiver. Direkt über uns, ein satt grünes Licht das zu tanzen beginnt! Mehr als einmal. 

Es ist die Nacht der Geister der alten Wikinger, deren Seelen sich am Himmel zeigen, die Rüstung Odins, die im Himmel glänzt.

Ich drücke unaufhörlich auf den Auslöser, friere in der Kälte und in Badehosen und tauche dann wieder in den Laugar ein. Jedes Mal kochend heiss, wenn ich eiskalt hineinsteige. Der Kanadier kann es kaum fassen, der Weissrusse macht einen Nonstop-Film auf seinem Handy und die Genferin quatscht mit allen über ihre Reise.

Wir sitzen gemeinsam zwei Stunden im heissen Wasser und schauen fasziniert in den dunklen und grünen Himmel. Dann wird es irgendwann Zeit, ins Womo zu gehen und zu schlafen. Aber irgendwie nicht möglich, wir warten diese Welle noch ab und die nächste und die übernächste…

Dann scheint es vorbei zu sein, die Lichter leuchten schwach, wir laufen zum Womo. Und dann beginnt es von neuem, die Lichter, das Grün, die tanzenden Seelen und das Fotografieren.

Irgendwann können wir nicht mehr und gehen tatsächlich schlafen. Mit verdunkelten Fenstern, denn sonst sehen wir immer hinaus und würden kein Auge schliessen.

Wir träumen von Geistern, Rüstungen und alten Seelen.

Einstellungen Fotoapparat:
ISO 800, Belichtungszeit 4 Sek, Blende automatisch

Übernachtung

Sælingsdalslaug - Camping vor Hotel****
Camping

sehr ruhig, keine Abendsonne

Koordinaten: 65.24668,-21.80296
N 65° 14' 48.1"  E -21° 48' 10.7"
letzter Besuch: 9.2022

Kirkjufell 15.9.2022

Der berühmteste Berg Islands

Nach einer kalten Nacht (draussen unter Null Grad) fahren wir wiederum bei schönstem Wetter vor dem Mittag los. Wir mussten noch etwas Schlaf nachholen nach der gestrigen Nacht.

Die Strecke ist wiederum fantastisch, dazwischen schnell einkaufen, tanken und unser Knutschi waschen. Kaum glänzt unser Womo wieder wie neu, fängt wieder eine Schotterpiste an. Und diese hat es in sich, Schlagloch folgt auf Schlagloch, zwischendurch Baustelle, dann wieder Schlaglöcher. Wir kommen nicht schnell vorwärts, macht ja auch nichts. Wir stoppen wieder viele Male, machen weitere Fotos, wie wenn wir noch nicht genug hätten, und geniessen irgendwie den Tag ohne volles Programm.

Wir sind immer noch etwas erledigt wegen den Eindrücken von den tanzenden Geistern und Feen. Eine Fee war aber die Zahnfee, sie hat mir diese Nacht einen halben Zahn geholt, ohne dass sie mir etwas unter das Kopfkissen gelegt hätte. Nachts einfach mal so verloren, nur einen halben, ohne Schlägerei, ohne Schmerzen, dafür mit neuer Zahnlücke. War das der Preis für die Nordlichter?

Egal, wir fahren vorwärts, mir geht es gut, Anita geht es gut.

Dann sehen wir einen fantastisch aussehenden Berg hinter einem Hafen. Schnell ein weiterer Stopp, ein paar Fotos und weiter. Wir sind in Grundarfjörður, das erste hübsche Dörfchen, dass wir in Island durchqueren. Es fällt auf mit den farbigen Häusern, der schönen Strasse und den grünen Rasenflächen und im Hintergrund der markante Berg.

Kurz nach dem Dörfchen kommt nochmals eine grössere Parkbucht, nochmals eine Top-Sicht auf diesen schönen Berg. Und dann gibt es dort noch eine Informationstafel, dass dies der Kirkjufell ist, der bekannteste Berg Islands. Mist, und wir haben ihn nicht erkannt? Ich wollte doch unbedingt ein Foto von ihm? Na ja, er sieht ja auch von jeder Seite wieder anders aus und ich wollte doch die spitzige Pyramide, und diese Ansicht kommt aber erst noch.

Wenn das der Berg ist, dann wollen wir doch heute hier übernachten? Also drehen wir um und fahren zum Campingplatz. Der Platz hat schon Winterpause (ab heute), ein Bereich ist für die Fahrzeuge noch zugänglich, auch die WC und Entsorgungstation ist noch in Betrieb. Mehr brauchen wir sowiso nicht, also parken wir unser Auto und laden unsere Bikes aus.

So pedalen wir die 3km zum Kirkjufell-Wasserfall vor dem Kirkjufell-Berg. Das soll das meistfotografierte Motiv in Island sein, im Vordergrund der Wasserfall, im Hintergrund der Berg. Selbstverständlich versuchen wir dieses Foto auch zu schiessen, merken aber, dass etwas hinter dem See ein Foto mit Spiegelung doch eigentlich viel schöner sein würde…

Es hat ziemlich viele Leute hier, auch stoppen Reisebusse, also wird das ja wohl stimmen mit dem berühmtesten Berg.

Danach radeln wir zurück, fahren durch das Dörfchen und merken, dass Geld ausgeben gar nicht so einfach ist, wenn man keine Hamburger oder Pylse (Hot-Dogs) essen mag.

So kocht Anita einmal mehr in unserem Womo. Die gekaufte Lasagne entpuppt sich aber als Plokkfiskur und riecht nach Fisch, ist aber echt lecker! Beim Googlen erfahren wir, dass dies ein typisch isländisches Fischgericht ist. Eine breiige Masse aus Kabeljau und Kartoffel mit Curry gewürzt. Schmeckt echt gut, allerdings mit Lasagne hat es nichts zu tun…

Jetzt überlegen wir uns, was wir machen, sollte es heute Abend nochmals Nordlichter geben. Nochmals einen Aufwand, um diesen Berg vor den Nordlichtern zu fotografieren oder einfach mal früher ins Bett gehen? Wir wissen es noch nicht.

Ach ja, Nordlichter leuchten in ca. 100km Höhe am Himmel, und wenn man die Hilfe des Satzes von Pythagoras nimmt, kann man ausrechnen, dass theoretisch die Nordlichter in über 1000km noch gesehen werden können, wenn kein Berg oder andere Hindernisse im Weg sind. Das würde heissen, dass «unsere» gestrigen Nordlichter auf der ganzen Insel Island zu sehen gewesen wären… 

Übernachtung

Grundarfjörður - Camping***
Camping Koordinaten: 64.92080,-23.25725
N 64° 55' 14.9"  E -23° 15' 26.1"
letzter Besuch: 9.2022

Schwarze Küste 16.9.2022

grauer Himmel

Aflraunasteinar

Wir sind erledigt. Erledigt, weil wir unendlich viele Eindrücke gesammelt haben und irgendwie keine Zeit hatten, diese zu verarbeiten. Von daher ist es gar nicht schlimm, wenn heute Morgen der Himmel verhangen ist und es gestern Abend die Wolken schon kamen. So mussten wir keine Angst haben, Nordlichter zu verpassen und wir konnten mit ganz gutem Gewissen schlafen.

Für heute nehmen wir uns ganz bewusst nicht viel vor, auch wollen wir nicht weit fahren. Ziel ist Arnastapi, ca. 70km weiter der Küste nach und umfahren so den Berg Snæfellsjökull, den wir allerdings nie sehen und seine Schneespitze mitten in den Wolken hängt. Wir haben viel Zeit und können dort stoppen, wo wir gerade Lust haben.

Das erste Mal geschiet es in Ólafsvík, einem kleinen Städtchen. Die Läden haben noch geschlossen, schliesslich ist es noch nicht 10 Uhr, aber wir brauchen nichts und schauen uns nur etwas um.

Saxhóll Krater

Die Strasse ist gut, wir kommen gut voran. Beim Saxhóll Krater fahren wir auf den Parkplatz und besteigen mittels Treppe diesen alten Vulkan. Von unten sieht er allerdings besser aus wie von oben. Allerdings haben wir Glück, denn gerade als wir oben sind, meldet sich noch ein Regenbogen…

Saxhóll Krater

Wir sind im Snæfellsjökull-Nationalpark, überall hat es alte Lavafelder, die von Moos überzogen sind, das Gestein ist Pechschwarz, passend zum grauen Himmel.

Aflraunasteinar

Wir fahren auf den Parkplatz von Aflraunasteinar (übersetzt: Hebesteine). Dort vor dem schwarzen Lavastrand liegen vier Steine, wo die Fischer ihre Kräfte gemessen haben. Uns interessiert aber der schwarze Strand und die Felsformationen viel mehr. Es sieht echt gewaltig aus und tiefschwarz. Solch einen schwarzen Strand oder schwarze Kieselsteine haben wir echt noch nie gesehen. Und mitten drin liegen alte verrostete Eisenteile eines Schiffes, das hier vor langer Zeit gestrandet ist. Man lässt es einfach liegen und wenn man genug lange wartet, wird es eine Touristenattraktion. Der Strand und die Felsen machen uns aber mächtig Eindruck und wir sind einmal mehr begeistert von dieser Insel.

Danach geht es durch die Lavafelder auf der Strasse weiter, keine 10km und wir sind beim Leuchtturm Malarrifsviti. Der Leuchtturm ist für isländische Verhältnisse sehr hoch, aber uns stechen die Felsformation von Lóndrangar viel mehr in die Augen. Diese beiden gewaltigen Türme sieht man schon von der Strasse aus. Auf den Fotos ist das wahre Ausmass gar nicht zu erkennen, in Wirklichkeit sind sie echt viel besser. Allerdings von weitem eindrücklicher wie von nahem.

Arnastapi

Also fahren wir noch die letzten paar Kilometer nach Arnastapi, checken online auf dem dortigen, verlassenen Campingplatz ein und warten einen kleinen Regenschauer ab. DA wir hier Strom haben und etwas Gas sparen sollten, heizen wir nun mit unserem elektrischen Öfelchen unser Knutschi schön warm.

Gatklettur

Warm angezogen marschieren wir dann Richtung Küste. Es hat erstaunlich viele Touristen hier, sogar vier Restaurants, wovon zwei geöffent sind. Es ist ein richtiger Touristenhotspot. Als wir dann an der Küste sind, wissen wir auch warum: es ist auch hier eine erkaltete Lavaküste, und da sie anscheinend sehr langsam erkaltet ist, gibt es unzählige sechseckige Gesteinsformen, die an Giant Causeway in Nordirland erinnern.

Es gibt tolle Felsformationen insgesamt vier Felsbögen, wo das Meer unten durchrauscht und auf drei kann man sogar rauf und ein Foto machen. Es sieht echt spektakulär aus und ein Halt lohnt sich wirklich.

Danach testen wir noch eines der Restaurants aus und beschliessen, wenigsten heute Abend auswärts essen zu gehen. Wir hoffen einfach, dass dann nicht alles schon wieder geschlossen ist, wenn wir zurückkommen.

Es war übrigens der richtige Tag, um uns zu erholen, auch wenn wir wieder viel gesehen haben.

Übernachtung

Arnastapi - Camping***
Camping Koordinaten: 64.76743,-23.63547
N 64° 46' 2.8"  E -23° 38' 7.7"
letzter Besuch: 9.2022

Vulkankrater 17.9.2022

noch fehlt uns ein Foto

Elborg Krater

Wir haben es auch heute nicht eilig und starten auf der schönen Strasse Richtung Rejkavik. Links von uns hat es viele kleine Seen, wo sich die Berge drin spiegeln. Nur die Parkplätze sind etwas rar, so dass wir ganz knapp doch noch ein Foto davon schiessen können.

Etwas später sehen wir unten am Meer zwei weisse Touristenbusse, ein Zeichen, dass es dort eine Sehenswürdigkeit geben muss. Wir sind schnell auf dem Parkplatz und überall hat es Leute, die Fotografieren. Nur wissen wir nicht was und sehen auch nichts. Vögel im Gras? Das einzige was wir sehen, ist ein Skelett eines Buckelwals, der im Sommer 21 hier angespült wurde. Typisch Isländer: einfach liegen lassen…

Aber dann sehen wir etwas weiter aussen ein paar Seehunde, die umherschwimmen oder sich sonnen. Für uns jetzt nicht ganz so spektakulär, da wir ja schon welche ganz im Norden gesehen haben. 

Als es weiter geht, knurrt ganz leicht unsere Mägelchen und wir stoppen an der nächsten Gelegenheit. Man merkt, dass es hier wieder etwas mehr Touristen hat, denn die Restaurants werden häufiger und sie sehen auch so aus. Ganz im Norden war man nie sicher, ist das jetzt ein Wohnhaus oder tatsächlich das Restaurant? Wir machen einen Zwischenhalt, trinken Kaffee und eine heisse Schokolade dazu ein paar frische Croissant, und dann geht es wieder weiter.

Schon wenige Kilometer später kommt schon wieder ein Shop an der Strasse. Das sind wir uns gar nicht mehr gewohnt. Also stoppen wir schon wieder und betreten den isländischen Souveniershop. Es hat ganz interessante dinge da, alles isländische Handwerkskunst. Und dann kaufen wir etwas ganz toll isländisches. Es ist ein ideales Weihnachtsgeschenk, aber da unsere Verwandtschaft mitliest, können wir hier nicht verraten, was es genau ist. Aber wir freuen uns jetzt schon auf unsere traditionelle Waldweihnacht…

Vulkankrater Eldborg í Hnappadal

Guter Laune fahren wir immer weiter, bis wir rechts ein toller, wahrscheinlich sehr alter Vulkankrater sehen. Und dann sehen wir auch noch ein Schild zu einem Campingplatz. Selbstverständlich folgen wir dem und landen beim Bauernhof Snorrastadir. Schnell entschieden wir, hier zu bleiben und eine Wanderung zu diesem Vulkankrater zu machen.

Eldborg í Hnappadal, wie der Vulkankrater richtig heisst, ist einer der formschönsten Vulkane in Island und sieht wirklich toll aus, da er sich aus einer flachen Umgebung erhebt und oben ziemlich steil ist. Zum letzten Mal ist er vor ca. 9000 Jahren ausgebrochen, wir bekommen also keine verbrannten Füsse mehr.

Von unserem Knutschi wandern wir durch Blaubeerenstauden bis zum Fuss des Kegels und dann geht es aufwärts, oben dann sogar ziemlich steil und mit Ketten als Hilfe gesichert. Zum Glück haben wir unsere Wanderschuhe an. Als wir dann auf der Kraterwand ankommen, gibt es einen richtig guten WOW- Effekt: was für eine großartige Aussicht in den unerwartet tiefen Vulkanschlund! Es sieht wirklich gut aus und wir geniessen. Aber da er so schön freisteht, weht auch ein ziemlicher Wind. Bei den aktuellen 8 Grad also ziemlich kühl.

Wir geniessen die Aussicht ganz allein und wandern danach wieder zurück. Insgesamt sind wir etwa zwei Stunden unterwegs und sehen an allen Ecken und Enden wieder etwas Neues. Dieser kleine Ausflug können wir also ganz und gar empfehlen.

letzte Meter zum Elborg

Gestern Abend waren wir in Arnastapi übrigens echt gut Essen gewesen, so dass wir heute wieder selber kochen. Na gut, wäre auch nichts in der Umgebung, was uns diese Arbeit abnehmen würde. Anita bäckt wieder ein Brot, dafür gibt es dann zum Znacht «nur» Pesto-Teigwaren.

In dieser Zeit plane ich die nächsten Tage. Das Wetter soll eher schlechter werden, also geniessen wir das, was wir noch haben. Dafür soll es diese Nacht starke Nordlichter geben, damit wir sie aber sehen können, sollten sich die Wolken noch etwas verziehen. Und am Dienstag oder Mittwoch wäre perfekt, wenn es einen Lavasubruch beim Fagradalsfjall geben würde, wir wären dann grad in der Gegend. Das letzte Mal floss dort letzten August Lava. So ein Foto fehlt uns eben noch. Das einzige aller Fotos, den die restlichen konnten wir alle so machen, wie vorgenommen ;-)  Oder habt ihr da noch andere Ideen für ultimative Fotos auf Island?

Übernachtung

Snorrastöðum - Ferðaþjónustan***
Camping Koordinaten: 64.77318,-22.30022
N 64° 46' 23.5"  E -22° 18' 0.8"
letzter Besuch: 9.2022

Nass in Reykjavík 18.9.2022

aber guter Laune

vor der Hallgrímskirkja

Gestern Nacht standen schon wieder Nordlichter am Himmel. Es gab eine unglaubliche Mischung aus grünem Polarlicht, dunklen Wolken und hellem Mondesschein. So waren Anita und ich eben auch nachts wieder unterwegs.

so begann die Nacht

Das büssten wir heute morgen wieder etwas und trotzdem waren wir nach einer gründlichen Dusche um 10 Uhr schon wieder abfahrbereit. Die Strecke führt uns Richtung Reykjavík, die Berge sind sonnenbschienen, das Meer tiefblau.

Hvalfjörðu

Es gibt wieder tolle Fotos und so umfahren wir den Hvalfjörður Tunnel und nehmen die alte Strasse 47 um den Fjord, es ist einfach zu schön, als einfach nur unter dem Meer hindurchzurasen. Und hinten am Fjord soll es zwei ausrangierte Walfänger geben, die man toll fotografieren kann.

einfach schön

Als wir an besagtem Punkt ankommen, fotografieren wir wohl zwei Wahlfänger, aber so abgewrackt sehen die nun auch wieder nicht aus. Später merken wir dann, dass wir nicht die Wracks fotografiert haben, sondern die aktuellen Walfangboote. Island ist nämlich noch eines der vier letzten Länder, die Walfang betreiben. Zwar wurden in den letzten drei Jahren keine Wale mehr gefangen, weil unrentabel, aber dieses Jahr ging der einzige Walfänger in Island nochmals auf Walfang. Die Wale werden auch heute noch harpuniert und das Fleisch für den Verzehr nach Japan exportiert. Allerdings könnte es nächstes Jahr die allerletzte Walfangsaison in Island sein, denn die Quoten laufen ab und die Regierung hat durchblicken lassen, dass keine neuen Quoten mehr bewilligt werden. Die anderen Länder, die ebenfalls noch Walfang betreiben sind Norwegen, Färöer-Inseln und Japan, einfach der Vollständigkeitshalber noch erwähnt.

echte Walfangboote

Es sind nur noch knapp ein Drittel der Isländer für den Walfang, Tendenz abnehmend, vor wenigen Jahren waren es noch über 50%. Grund für die Abnahme: die Isländer haben zurecht Angst, dass das Image des Walfangs dem Tourismus schaden könnte und zum anderen wird heute mit Whalewatching, also dem Beobachten von Walen, mehr Geld gemacht, wie mit dem Fang der Tiere… Die von uns fotografierten Hvalur 9 und Hvalur 8 werden also schon bald neue Aufgaben bekommen.

Aber weiter in unserer Reise, der Fjord mit der Walfangstation ist bei diesem tollen Wetter wirklich Wert, zu umfahren. Es sieht genial aus, so dass wir mehrere Stopps machen, bevor wir in den Grossraum Reykjavik weiterfahren. Bei einem Stopp im Wollgeschäft Álafoss müssen wir enttäuscht feststellen, dass es entgegen den Angaben auf ihrer Webseite leider geschlossen hat. Rumhadern nützt nichts, also weiter auf den Campingplatz in der isländischen Hauptstadt.

Reykjavík

Der Platz ist bisher der teuerste, den wir anfahren und nicht der, der die beste Infrastruktur hat. Aber er ist nur 3km vom Stadtzentrum entfernt und so laufen wir gut gelaunt los. Nach 40 Minuten sind wir im Zentrum, viele Läden sind geöffnet und es hat viele Menschen, was wir gar nicht mehr gewohnt sind. Wir stöbern in den Läden, wissen aber nicht, was kaufen und gehen dann in eines der vielen Restaurants. 

war wirklich lecker

Während wir drinnen Fish and Chips und Beefburger essen, beginnt es draussen zu regnen. Das erwischt uns nun auf dem falschen Fuss. Wir hatten das Regenradar nicht auf unserem Radar, und so schifft es in Strömen, als wir aus dem Restaurant treten. Nun müssen wir noch schnell zum Wahrzeichen der Stadt, der Hallgrímskirkja. Die Planung begann 1929, eingeweiht wurde sie 1986, man rechne…

Wir kommen schon nass bei der Kirche an und haben noch 3km zu Fuss zurück zum Camping. Klitschnass bis auf die Unterhosen sind wir dann in unserem Knutschi und müssen uns zuerst einmal umziehen.

Bisher hatten wir zwei Mal einen halben Tag Regen, das ist doch zu verkraften in Island.

Übernachtung

Reykjavík - Tjaldsvæði**
Camping

teuer und nicht so gepflegt, aber gute Lage

Koordinaten: 64.14578,-21.87686
N 64° 8' 44.8"  E -21° 52' 36.7"
letzter Besuch: 9.2022

Stiefelwetter 19.9.2022

und grillen im Womo

Heute können wir wirklich mal unsere Regenbekleidung ausprobieren und endlich wieder mal Gummistiefel anziehen. Übernacht hat sich vor dem Womo nämlich ein kleiner See gebildet…

Aber alles halb so schlimm. Erstens sind wir darauf vorbereitet, der Wetterdienst lag genau richtig und zweitens wollen wir ja auch die Schadenfreudigen zu Hause etwas glücklich machen. Wäre ja schön blöd, wenn wir nur immer blauen Himmel hätten. Dazu übertreibe ich nun etwas mit den Regenmengen, denn so schlimm war es gar nicht.

Wir legen also mit unserem Knutschi und laufenden Scheibenwischern los durch Reykjavik hindurch Richtung Flughafen. Hier gibt es sogar eine zweispurige Strassenstrecke, fast so wie eine Autobahn. Aber auch hier ist die maximale Geschwindigkeit, wie üblich auf asphaltierten Strecken, 90 km/h.

Brücke zwischen den Kontinenten - Brú Milli Heimsálfa

Wir wollen heute die Halbinsel um die Hauptstadt rum etwas abfahren. Unser erster Stopp ist dann die Brücke zwischen den Kontinenten. Auch hier gibt es diesen Graben zwischen den Kontinentalplatten Eurasien und Amerika. Diese Kluft zieht sich durch ganz Island, die beiden Platten driften auseinander und von unten schliesst flüssiges Magma die Gräben, die es gibt. Die Platten entfernen sich jährlich etwa 2cm voneinander. Die Island-Plume unter der Insel sorgt für ständigen Nachschub von geschmolzenem Gesteinsmaterial aus dem Erdinneren, weshalb die Insel nicht auseinanderbricht.

Heute kommen wir bei der westlichsten sichtbaren Kluft dieser beiden Platten an, seit neustem gibt es da eine Brücke über die kleine Schlucht. Man kann also in 18 Sekunden von Europa nach Amerika spazieren, was wir natürlich in Stiefeln machen. Die Schlucht und die gesamte Gegend sieht übrigens irgendwie toll aus, schwarze Steine, schwarzer Sand. Passt alles so zum grauen Himmel, Anita zog sich extra die gelben Regenhosen an, damit die Fotos doch noch etwas Farbe enthalten.

Wir sind also unterwegs in unseren Regenhosen, Regenmänteln und Stiefeln. Es ist gar nicht so schlimm, wenn man mal draussen ist. Und kalt ist es auch nicht, also geht es wirklich ganz gut, wenn man entsprechend gekleidet ist.

Thermalgebiet Gunnuhver

So stoppen wir wenige Kilometer später beim Thermalgebiet Gunnuhver schon wieder. Die Strasse bis zum Parkplatz ist etwas rumeplig, aber unser Knutschi meistert auch das bravourös. Also wieder rein in die Stiefel und raus in den Regen. Es raucht und dampft und zischt, aber da es auch ziemlich windig ist, wird der Dampf fast waagrecht über das Feld geblasen, so, dass man nicht allzuviel sieht. Aber da ja auch diese Besichtigung, wie die allermeisten in Island, kostenlos ist, geniessen wir es trotzdem und sind sehr guter Laune. 


Wir merken auch, dass das Tragen der Regenhosen über langen Unterhosen überhaupt nicht einschränkt, man hat gute Bewegungsfreiheit und man bleibt total trocken. Regenwetter kann jetzt sogar Spass machen.

In Grindavík gehen wir dann einen Grosseinkauf machen. Gestern Abend hatten wir eine akute Lebensmittelnotlage im Kühlschrank. Wir hatten auch nichts, gar nichts, was wir einfach hätten herausnehmen können und einfach in den Mund schieben, alles hätte zuerst gekocht werden müssen. So etwas darf nicht mehr vorkommen, und so lassen wir uns Zeit beim Einkauf und füllen viel wieder auf.

Danach fahren wir nur noch auf den Campingplatz des Ortes und richten uns dort ein. Der Regen prasselt auf das Womodach und wir geniessen die Wärme des Elektroofens, den wir hier eingeschalten haben. Strom und Frisch-Wasser ist hier in Island nie ein Problem…

Jetzt geht es um das Abendessen und weil es immer noch regnet, wir aber schon lange wieder Lust auf Gegrilltes haben, hat Anita kurzerhand unseren Gasgrill in die Küche buxiert und grillt im Womo drin unsere frisch gekauften Pouletschenkel. Nein, es riecht nicht, nein, es spritzt nicht, nein, es ist nicht gefährlich und ja, wir haben die Fenster geöffnet. Der neue, kleine Grill bewährt sich echt.

Morgen soll es nochmals regnen, uns aber egal, denn morgen gibt es einen Anita’s-Day. Zuerst besuchen wir die Blaue Lagune (ja, viele haben uns davon abgeraten, aber wir wollen uns selber ein Bild davon machen) und danach geht es in zwei isländische Wollgeschäfte. Da kann uns das Wetter doch egal sein.


Übernachtung

Grindavik - Camping***
Camping Koordinaten: 63.84340,-22.42105
N 63° 50' 36.3"  E -22° 25' 15.8"
letzter Besuch: 9.2022

Blue Lagoon 20.9.2022

und isländische Wolle

Wir sind echt gespannt, was auf unswartet, als wir durch die Lavafelder auf den Touristen Hotspot Nr. 1 auf Island zusteuern. Vieles haben wir schon gehört und die meisten rieten uns ab, die blaue Lagune zu besuchen. Aber da wir ja eh niemanden trauen und alles selber ausprobieren wollen, passt das für uns.

Und ganz ehrlich: wir finden es super cool hier. Von wegen viele Leute und Schlange stehen! Wir kommen um 9:55 Uhr an, um 10 Uhr haben wir unseren Eintritt gebucht (zwei Tage vorher) und können sofort eintreten. Es ist schön gemacht und klar, es ist touristischer wie andere Bäder.

Der Eintrittspreis ist mit 11'990 isk schon recht happig (CHF 82.-) pro Person, aber das leisten wir uns nun. Nach dem Eintreten geht es in die getrennten Umkleiden und die Duschen. Mit dem Armband hat jeder ein Schliessfach und in den Duschen wird wie überall in Island nackt geduscht und intensiv gereinigt. Shampoo und Duschgel steht zur Verfügung.

Danach kann man nun im Badkleid zur Blauen Lagune. Sie ist wirklich gross und genauso türkisblau wie auf den Fotos. Die Leute verteilen sich grosszügig innerhalb des Bades und man hat keine Sekunde das Gefühl, es sei überfüllt. Bei unserer Eintrittszeit hätte es genau noch 2 freie Plätze gehabt, also praktisch ausgebucht. Wir dürfen nun so lange bleiben, wie wir wollen, zwischendurch kann man sich am Getränkehäuschen direkt aus dem Wasser etwas zu trinken holen. Ein Getränk war in unserem Preis eingeschlossen, hätten wir mehr gewollt: Armband hinstrecken und darauf wird dann abgebucht. Auch eine Kieselerde-Maske ist inbegriffen und klar, dass wir uns diese auch noch genehmigen.

Mit Kieselmaske und Getränken

Wir machen übrigens ganz offiziell Fotos im Wasser, denn fotografieren offiziell erlaubt. Finden wir toll und nützen wir auch aus.

Wir geniessen zwei Stunden das warme Wasser, werden so richtig schön und gesund, bevor wir uns dann wieder auf den Weg zur Umkleide machen. Wir bekommen noch ein frisches Handtuch und schon stehen wir wieder unter der Dusche.

Also ganz echt, uns hat es sehr gut gefallen und die Blaue Lagune bekommt von uns eine Empfehlung. Einziger Kritikpunkt ist, dass es schon nicht so klasse Aussieht, wenn die Getränke (Mineralwasser) in Petflaschen abgegeben wird. Es hätte mehr Klasse, in einem Becher oder Glas…

Blue Lagoon gegen Myvatn Naturbad

Der Preis ist in der Blauen Lagune doppelt so teuer wie im Myvatn Naturbad. Die blaue Lagune ist dafür grösser und edler. Von der Anzahl Leuten her empfinden wir es genau gleich, im Wasser sind ungefähr auf die Fläche hochgerechnet gleich viele Menschen. An beiden Orten werden in Reisebussen Touristen hingefahren, Service und Ablauf empfanden wir an beiden Orten gleich einfach. Die Blaue Lagune gefällt uns vom optischen her auch etwas besser. Der Service mit einem Handtuch ist besser, auch das mit den Getränken, denn da kann man sich während dem Baden entscheiden, wieviel und was man trinken will. Im Myvatn muss man sich beim Eintreten schon entscheiden.

Blaue Lagune, Abfallwasser

Eine Empfehlung für das eine oder andere können wir echt nicht abgeben. Die Möglichkeit, Fotos in der Blauen Lagune zu machen, finden wir schon sehr genial. Für uns steht es 1:1 und wir bereuen es nicht, in der Blauen Lagune gewesen zu sein. Auf einer nächsten Islandreise wüssten wir jetzt nicht, welches Bad wir wieder besuchen würden…

Allerdings können wir echt nicht verstehen, warum in vielen Foren, die Blaue Lagune so schlecht gemacht wird. Geht es nur um den Eintrittspreis? Oder weil die Touristen in Bussen hergekarrt werden und keiner zu den Touristen gezählt werden will?

Aber das kann uns heute egal sein, denn wir fahren etwas weiter durch die schier endlosen Lavafelder.

Isländische Wolle

Zuerst stoppen wir in einem Wollgeschäft direkt an der Ringstrasse, etwas später in einem zweiten Geschäft wenige Kilometer weg. Das Zweite ist der Uppspuni Mini Mill & Yarn Shop, dort wird von den eigenen Schafen direkt Wolle hergestellt. Der Laden ist genial, oben wird verkauft, unten wird die Wolle hergestellt und zum Teil eingefärbt.

Wir kaufen Wolle für zwei isländische, warme Pullover aus Naturfärbung. Ich wähle für mich eher dunklere Schafe, Anita steht auf die hellen… So habe ich drei Naturfarben von den Schafen Margrét, Helga, und Sigrún und ein eingefärbtes dunkles rot. Selbstverständlich bekommt Anita noch eine Beratung, wie man die Muster genau strickt und die Wolle pflegt, damit sie schön warm hält und sogar Wasser abweisend ist.

Uppspuni Mini Mill & Yarn Shop

Die Bauern hier tragen nämlich alle Jacken oder Pullover der rauen, dicken Wolle zum Arbeiten und von der feineren Wolle für die besseren Anlässe. Es ist ein echt cooler Laden und ich als Nichtstricker bin begeistert. Die Beratung ist super, man nimmt sich Zeit und man kann sogar deutsch reden, denn mit englisch oder isländisch sind wir etwas handicapiert.

Die Wolle wird auf jede Wunschfarbe und jede Menge eingefärbt und auch europaweit verschickt. Anita versteht ja etwas von Wolle, aber in einer so guten Qualität hat sie selten Wolle in den Händen gehalten. Sie freut sich schon enorm, bis sie beginnen kann.

Uppspuni Mini Mill & Yarn Shop

Als wir dann endlich wieder unterwegs sind, halten wir auf dem Campingplatz in Hella. Unterwegs tanken wir unser Knutschi in strömendem Regen voll und wundern uns, warum hier die Tankstellen nie ein Dach haben…

Externe Links

Reisestrecken

unseres Reisestrecke