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Quirange Schottland 2016
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Reisebericht

Ankunft am Ärmelkanal 28.8.2023

Bei schönstem Wetter

Nach einer kurzen Nacht geht es frühmorgens weiter. Wir sind schnell auf der Autobahn, haben überall wenig Verkehr, da wir die mautpflichtigen Autobahnen in Frankreich benützen (82.18 CHF Maut von Basel bis nach Calais für 625 km Autobahn). Allerdings zieht es sich dann schon noch und nach 7:17 Std und 673km kommen wir auf dem Stellplatz an. Kurz vorher füllen wir unseren leeren Dieseltank mit 110 Litern (10 Liter hatte es noch drin). In jedem Land von Europa ist der Diesel günstiger wie in England, also lieber hier noch volltanken.

Das CheckIn auf dem Stellplatz läuft problemlos und zügig, auch kostet dieser grosszügige Platz nur 11 € pro 24 Stunden inkl. guter Ver-/Entsorgungsmöglichkeit.

Je weiter wir in den Norden fahren, desto besser wird das Wetter, von stark bewölkt bis jetzt Abends strahlend blauer Himmel und 25 Grad. Was will man mehr? Genau, Meer wollen wir mehr.

Also spazieren wir die 400m bis zum grossen Strand von Calais und spazieren auf dem Sand zum Wasser, das aktuell jetzt bei Ebbe ziemlich weit draussen ist. Es ist herrlich, wer hätte gedacht, dass wir schon am Montag, eigentlich unserem ersten Ferientag, Ferien haben? Wir spazieren weiter zum Digue Gaston Berthe, einer 400m langen Mole ins Meer hinaus. Wir sehen da im 10 Minutentakt die grossen Fähren an- und ablegen zwischen England und Frankreich. Stimmt, wir müssen ja noch ein Fährticket haben, werden wir aber im Wohnmobil online buchen. Vor dem Rückweg holen wir uns noch ein Tütchen Pommes bei Friterie des Nations. Da wir aber nicht wissen, wie gross die Tütchen sind, entscheiden wir uns für ein grosses. Na ja, eine Familienpackung wollten wir eigentlich nicht…

Danach geht es entlang der Strandpromenade wieder zurück. Es hat irre viele Leute flanierend, spazierend, spielend und Sonne geniessend an diesem HotSpot am Meer. Totales Ferienfeeling. Muss denn hier niemand arbeiten an einem Montag?

In England haben sie heute den Summer Bank Holiday Tag, ein Tag, an dem ursprünglich jede Bank in England geschlossen hatte und inzwischen das ganze Land ein verlängertes Weekend geniesst. Darum hatte es heute so viele englische Fahrzeuge Richtung Fähre, die müssen morgen alle wieder im Büro sein. Das merkt man sehr gut an den Fährpreisen, die sind heute viel höher wie morgen. Heute Abend sind die Preise für unser Knutschi bei 250€, morgen früh haben wir nun für 120€ gebucht. Die Fahrt durch den Eurotunnel hätte heute über 400 € gekostet…

Wir geniessen nun die Sonne vor unserem Wohnmobil und die Ruhe. Morgen fährt unsere Fähre um 8:20 Uhr, 90 Minuten vor Abfahrt muss man am Terminal sein, also müssen wir hier schon um 6:50 Uhr weg (wir haben keine 5 Minuten bis zur Fähre).

673km / 7:17 Std
10,8 Liter Durchschnittsverbrauch, 92km/h Durchschnittsgeschwindigkeit
max 25 Grad, min 16 Grad, von Stark Bewölkt bis Strahlend blau

Übernachtung

Calais - Le grand Gravelot****
Stellplatz

sehr gut gelegen

Koordinaten: 50.95920,1.8323391
N 50° 57' 33.1"  E 1° 49' 56.4"
letzter Besuch: 8.2023

Linksverkehr, Meilen und Pfund 29.8.2023

Wir sind schon angewöhnt

Früh um 6 klingelt heute der Wecker. Etwas verschlafen stehen wir sofort auf, duschen, richten unser Knutschi zur Abfahrt her und sind 30 Minuten später an der Entsorgungsstelle. Frisches Wasser tanken, Wasser ablassen und Urintank leeren. Danach fahren wir die 15km zum Fährterminal, wir machen bewusst den Umweg über die Autobahn, denn dort ist es bestimmt sehr gut signalisiert, wo wir hin müssen. Die Buchungsnummer und unsere Pässe liegen bereit.

So sind wir um 7 Uhr beim Fährterminal beim CheckIn, strecken unsere Pässe und die Buchungsnummer hin und schon haben wir etwas später unser Ticket für Auto und Personen. Wir müssen uns auf der Lane 1028 stellen, aber zuerst geht es durch den Warenzoll. Wir werden aber gleich durchgewunken, so ungefährlich sehen wir aus, etwas weiter vorne kommt dann der Personenzoll. Unsere Pässe werden gescannt und die Fotos mit unseren Gesichtern abgeglichen. So gute sieht er aber nicht hin, denn Anita sieht in Wirklichkeit viel hübscher aus wie auf dem Passfoto. Bei mir ist es eher umgekehrt. Dann müssen wir 40 Minuten auf der Linie 1028 warten, bevor wir direkt und gerade auf die Fähre auffahren und vorher noch unser Tickets abgeben. Dann sind wir auf dem 212m langen und 30m breiten Schiff, wo 1059 Pw’s darauf Platz haben. Diesen Morgen ist sie allerhöchsten halbvoll, darum muss man überhaupt nicht stressen und auch nicht eng zueinander parken. Handbremse anziehen, abschliessen und schon schnaufen wir die 5 Etagen hinauf.

Wir besichtigen den Aussenbereich im Heck und machen es uns dann im Innenbereich im Bug bequem bei einem Cappuccino und einer heissen Schokolade. Die 40km Luftlinie hat die Fähre bei ruhigem Seegang 90 Minuten später geschafft und wir können schnell von Bord fahren. Kein drehen oder rückwärtsfahren, alles geradeaus.

Und dann sind wir das erste Mal seit längerem wieder im Linksverkehr. Einfach zu Beginn schön hinter den Einheimischen herfahren, schauen, dass die Lenkerseite immer dem Strassenrand folgt und so können wir nichts falsch machen und es geht tipptopp. Irgendwie ist man schnell an den Linksverkehr angewöhnt, nur bei den Kreuzungen ertappe ich mich einige Male, wie ich in die falsche Richtung schaue. Mehr Mühe bereitet die Geschwindigkeitsangaben in Meilen. Aber eigentlich besteht nie die Gefahr, dass wir zu schnell fahren. Die Strassen sind eng und rumpelig und ziemlich anstrengend zu fahren. Gibt es hier eigentlich keine breiten Strassen, wo man problemlos kreuzen kann in vollem Tempo? Klar, die Engländer können das, wir sind da schon noch etwas ängstlicher.

Aber alles geht gut und wir kommen nach 55 Meilen bei unserem ersten Stopp an. Bodiam Castle ist eine alte Wasserburg und wird vom National Trust betreut, d.H. wenn man dort Mitglied ist, kann man gratis Parken und die Burg innen kostenlos besichtigen. Ein solcher Pass für 14 Tage und zwei Personen kostet 84 Pfund, wir entschliessen uns, eine Jahresmitgliedschaft für zwei Personen für 139 £, schliesslich bleiben wir ja 4 Wochen hier auf der Insel.

Beim Bodiam Castle sparen wir schon alleine 25£ (bis Abends haben wir schon 31£ gespart) für Eintritte und Parkplatz. Der grosse Vorteil für uns Wohnmobilisten ist nämlich wirklich der gratis Parkplatz bei den über 500 Sehenswürdigkeiten in ganz Britannien.

Die Wasserbug ist übrigens sehr schön und der kleine Spaziergang um die Burg herum tut richtig gut. Erste Sehenswürdigkeit hat sich schon gelohnt.

Danach fahren wir weiter zu den Birling Gap und den Seven Sisters, einer Kalksteinküste. Problemlos finden wir einen Parkplatz und machen uns sofort auf den Weg zu den Felsen. Es sieht wirklich eindrücklich aus, viel besser wie auf den Fotos. Natürlich nehmen wir dann auch die Treppe zum Meer hinunter und bestaunen diese Klippen von unten.

Es sind übrigens 8 Hügel und nicht 7, wie der Namen vermuten lässt. Aber durch die Erosion der Zeit wurde seit der Namensgebung im 16. Jahrhundert entstand seit da ein neuer Hügel, oder es sieht mindestens so aus. Denn jedes Jahr verschwinden von den Kreidefelsen 30cm durch Erosion, Grossbritannien wird also immer kleiner…

Als wir dann auch das ausgiebig besichtigt und viele Foto geschossen haben, nehmen wir die letzte halbe Stunde Fahrt an unseren Zielstellplatz im alten Hafen von Newhaven unter die Räder. Um 16 Uhr sind wir dann platziert und ziemlich müde und kaputt. Das sollen Ferien sein?

Anita kocht uns ein Nachtessen und wir lassen mit dem Essen auch den heutigen Tag sacken. Und wir gehen heute früh ins Bett, wir sind müde.

165km
3:48 Std
10,0 Liter Durchschnittsverbrauch
43 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit
15 - 23 Grad, leicht bis stark Bewölkt

Externe Links

Übernachtung

Newhaven - Harbour Arm****
Stellplatz Koordinaten: 50.78158,0.0532608
N 50° 46' 53.7"  E 0° 3' 11.7"
letzter Besuch: 8.2023

Brighton 30.8.2023

und kein Salisbury

Nach einer verregneten Nacht werden wir morgens mit einem Sonnenaufgang bei schönstem Wetter verwöhnt. Wir schauen uns dieses Schauspiel aus dem warmen Bett in unserem Knutschi an und freuen uns auf den heutigen Tag.

Zuerst geht es nur etwas mehr wie 10km nach Brighton. Diese Stadt ist das größte und bekannteste Seebad im Vereinigten Königreich, was vor allem auf den Palace Pier zurückzuführen ist. Dieser rund 550m lange Steg von 1899 ins offene Meer hinaus beherbergt heute einen Freizeitpark, und das wollen wir uns mal anschauen.

Wir sind schnell und ohne Mühe mit unserem Knutschi in Brighton und auch die Angst, keinen Parkplatz zu finden, ist völlig umsonst. Aber wie wir später erfahren, auch nur geschuldet, weil wir schon vor 10 Uhr dort ankommen und noch nichts los ist. Wir parken unser Knutschi direkt an der Hauptstrasse auf der obersten Promenade. Wir müssen noch ein App downloaden, unsere Kreditkarte registrieren und erst dann können wir elektronisch bezahlen.

Wir schliessen unser Knutschi ab und steigen die grosse Treppe Richtung Strand hinunter. Es sieht schon da fantastisch aus und die Promenade lässt erahnen, welch vornehmer Ort das früher war. Wir laufen auf dem groben Kiesstrand Richtung Pier und dann auf diesem ganz hinaus. Es ist faszinierend: Spielhallen, Donutstände, Achter- und Geisterbahnen und noch mehr Schiess- und andere Buden und noch viel mehr solche Geldstückmaschinen, wo man ein 5 Penny Stück reinschmeissen kann und dann hoffen, dass einige Geldstücke mehr über den Rand hinunterfallen. Solche Kästen gab es auf Mallorca, wo ich als Kind zum ersten Mal am Meer war… Wir schauen eine Weile den Profis zu, wie sie mit Becher voller Münzen zuerst alle Kästen abklappern und den aussuchen, wo sie am meisten Chancen auf einen Gewinn haben um dann Geldstück um Geldstück einzuwerfen, bis es wieder klappert von herunterfallenden Münzen. Dieser Pier gefällt uns super, vor allem bei diesem Wetter.

Als wir dann noch ein Eis verdrückt haben, machen wir uns zu Fuss zum Royal Pavillon auf, einem in England einzigartigen Schloss. Es ist einzigartig, haut uns aber nun nicht wirklich aus den Socken. Wir müssen aber zugeben, dass wir es nur von aussen besichtigen und danach durch die Fussgängerzone wieder zum Meer hinunter spazieren und etwas später dann beim Knutschi zurück sind.

Brighton hat uns sehr gut gefallen.

Nach Brighton wollen wir 140km Autobahn nach Salisbury fahren und die Kathedrale besichtigen. Schon kurz nach der Stadt sind wir auf der A27. Viel Verkehr, zwar zweispurig aber alle paar wenige Kilometer einen grossen Kreisel und vor jedem Kreisel 3-800m Stau. Echt mühsam und wo kommen denn all diese Autos her? Nach 75km stehen wir dann plötzlich wegen eines Unfalls in einem 2km langen Stau und erst, als wir Portsmouth hinter uns lassen und auf der M27 (der richtigen Autobahn) ankommen läuft es besser. Keine Kreisel mehr, dreispurig und man kommt endlich gut voran.

Erst vor Salisbury beginnt es wieder zu stocken. Aber uns haut vorerst nichts mehr um, die Spitze der Kathedrale sehen wir schon von weitem, aber kein Parkplatz in Sicht. Beim kleinen Parkplatz der Kathedrale ist alles voll, also kämpfen wir uns mit unserem grossen Womo durch Städtchen bis zum Hauptparkplatz. Zuerst landen wir in einer grossen Baustelle, wenden mit Mühe und kämpfen uns dann endlich zum Parkplatz. Aber kein einziges Parkfeld ist leer, geschweige eines, wo unser Womo rein passt. Mit Mühe und etwas säuerlich verlassen wir den Parkplatz wieder, umrunden das Städtchen 3x, ohne irgendwo nur die kleinste Möglichkeit zum Parkieren zu finden, sehen die Spitze der Kathedrale aber von jeder erdenklichen Seite mindestens 2x.

von jeder Seite 2x gesehen, mehr aber nicht

Auch ein 5.50m langes Womo hätte uns nichts genützt und auf dem offiziellen Park and Ride gibt es einen Höhenbeschränkung. Ziemlich angesäuert grummle ich vor mich hin und wir fahren weiter, lassen für heute auch Stonehenge aus, schliesslich haben wir das schon einmal gesehen. Auf dem Weg stoppen wir kurz und suchen endlich mal ein Einkaufszentrum, um unsere Vorräte aufzufüllen. Mit all den Leckereien im Einkaufswagen bessert sich meine Laune übrigens schlagartig.

Danach geht es einige Kilometer weiter zur Longleat Caravan Site, einem Campingplatz wo es in der Nähe einen Safari-Park geben soll und für uns interessant: das Longleat Hedge Maze, das grössten Heckenlabyrinth mit über 3km Hecken.

Wir kommen auf dem Campingplatz gut an und staunen dann schon etwas über die Preise: 55£ für eine Nacht (über 61 CHF). Aber egal, wir sind hier und wollen da übernachten. Nach der Ankunft marschieren wir zum Heckenlabyrinth und sind um 17 Uhr beim Eingangstor in den ganzen Park. Man müsste nun 40£ Eintritt pro Person für die verbleibende Stunde bezahlen, insgesamt also fast 90 CHF für zwei Personen. Das ist uns eindeutig zu teuer, denn der Safaripark mit Wildtieren interessiert uns hier in England eigentlich nicht. Wenn wir jetzt in Afrika wären, sofort… Und wenn wir dieses Heckenlabyrinth nicht gesehen haben, geht unsere Welt auch nicht unter. Wir streichen dieses Labyrinth von unserer Todo-Liste.

Also spazieren wir zu unserem Knutschi zurück, geniessen die Sonne und beginnen, den morgigen Tag etwas besser zu planen, wie den heutigen.

Übernachtung

Longleat - Caravan and Motorhome Club Campsite***
Camping

teuer und sehr schlechter Handy- und Internetempfang

Koordinaten: 51.19056,-2.278160
N 51° 11' 26"  E -2° 16' 41.4"
letzter Besuch: 8.2023

Stourhead 31.8.2023

Landschaftsgarten und Übungsgelände für den D-Day

Stourhead

Der Regen prasselt auf das Dach, als wir morgens erwachen. Und wir sind eine Erkenntnis reicher, denn wir wissen nun, warum es Funknetz heisst und nicht Funkteppich. Ein Netz hat immer Löcher und hier im Vereinten Königreich, besonders viele und grosse. Wir sitzen hier genau in so einem Loch, Internet grottenschlecht, wenn überhaupt und das passiert uns heute noch ganz viele Male, eigentlich überall, wo wir stoppen. Auch abends haben wir wieder Mühe, bis der Blog endlich veröffentlicht ist.

Frühstück mit Tobermann-Eiern

Aber eben, es regnet ziemlich stark, und so lassen wir uns Zeit mit dem Frühstück und den sogenannten Tobermann-Eiern. Danach brechen wir auf und stoppen nach einer halben Stunde Fahrt beim National Trust Sehenswürdigkeit Stourhead. Angepriesen wird dies mit «der weltberühmte Landschaftsgarten». Und echt, es ist so. Trotz des Regens sieht es fantastisch aus, wie muss das an einem schönen Herbstag hier grandios sein? Dann müssen wir hier unbedingt mal hin! Aber auch so sieht es absolut toll aus, ein künstlich angelegter See, tolle Landschaft, Brücke, Grotte, Tempel, Pantheon und absolut tolle Bäume in allen Variationen.

Stourhead

Wir können uns fast nicht satt sehen, auch wenn wir mit Regenhosen, Pelerine und Gummistiefel ausgerüstet sind. Gute Kleider gleich gutes Wetter, egal wie es grad schüttet. Also wenn man mal hier in der Gegend ist, unbedingt einen Stopp einlegen.

Danach fahren wir weiter zur Geisterstadt Tyneham. Das gesamte Tyneham wurde im Dezember 1943 kurzfristig evakuiert, um der Armee Platz zu machen. Diese hatte das Gebiet als Übungsplatz zur Landung der Alliierten in der Normandie im Zweiten Weltkrieg ausgewählt. Die Bevölkerung durfte auch nach Kriegsende nicht wieder an diesen Ort zurückkehren. Es stehen nur noch ein paar Ruinen und die intakte Kirche.

Tyneham

Die Anfahrt ist übrigens abenteuerlich, die letzten 4km sehr eng und irgendwann kommt ein Schild, dass Wohnmobile nicht durchfahren dürfen und Fahrzeuge nur bis zu einer Breite von 2m gestattet sind. Blos, das Schild kommt an einer Stelle, wo man unmöglich wenden kann. Also einfach weiter und hoffen. Und irgendwann muss man dann mit einem entgegenkommenden Auto kreuzen, Millimeterarbeit zwischen Mauern, Brombeerstauden und eingeklappten Rückspiegeln. Aber die Leute nehmen es alle mit Humor, winken freundlich und lachen, während sich bei mir einige Schweissperlen auf der Stirn bilden.

So spektakulär ist Tyneham nicht, wie es sich vermuten lässt, die Parkplatzgebühr kostet 4£ und muss via App bezahlt werden. Allerdings ein Ding der Unmöglichkeit, auch hier sind wir in einem Netz und nicht bei einem Teppich, kein Handyempfang.

Auf dem Rückweg müssen wir dann nochmals kreuzen, auch dieses Mal geht schlussendlich alles gut.

Am Strand angekommen

Durdle Door und Lulworth Castle lassen wir aus, das haben wir auf der letzten Englandreise bei schönem Wetter besichtigt. So kommen wir später gut auf unserem anvisierten Parkplatz am Strand in der Nähe von Abbotsbury an, genau der richtige Zeitpunkt, um den Regen zu stoppen und etwas blauen Himmel herzuzaubern. Der riesige Kieselstrand (ca. 10km lang, 100m breit und 10m hoch) ist eindrücklich und wir sind hier genau am richtigen Ort. Uns gefällt es super, auch wenn wir wieder in einem Funkloch sitzen und unser Handy auf dem Womodach platziert haben, um wenigstens ganz langsamen Internetempfang zu haben. Warum ist das hier eigentlich so? Wenn wir in einem Bergtal sitzen würden, würden wir es verstehen, oder hinter einer Felswand. Aber hier, Hügellandschaft und Meer?

164km / 3:19 Std. Fahrzeit, 49km/h, 9,5 Liter Verbrauch
Regen bis regnerisch, 11 bis 22 Grad

Übernachtung

Abbotsbury - Beach Car Park****
Parkplatz Koordinaten: 50.65935,-2.623659
N 50° 39' 33.7"  E -2° 37' 25.2"
letzter Besuch: 8.2023

Dartmoor Nationalpark und Lanhydrock 1.9.2023

verliebt

Haytor Rock

Wir fahren früh weiter, weil wir gestern auch sehr früh ins Bett gingen. Was sollen wir denn machen ohne Internetverbindung? (rein rhetorische Frage, wir wüssten schon was…). Auf alle Fälle sind wir früh unterwegs und fahren gemütlich Richtung Dartmoor Nationalpark. Es sind einige Kilometer auf Hauptstrassen und Autobahnen bis es dann auf schmaleren Strassen den Berg hoch geht. Und endlich, endlich haben wir mal etwas Aussicht. Bisher fuhren wir immer zwischen grossen Hecken, in Baumtunnels und Wäldern, irgendwie hatten wir während den Fahrten nie Aussicht und sahen die grandiose Landschaft nie. Und nun sehen wir in die Weite, in Landschaften, die uns an Schottland erinnern und wir sind grad verliebt.

Es ist eben schon das, was uns sehr gefällt. Auch die Strasse Berg hoch geniessen wir in vollen Zügen und als wir dann als erstes Auto am Haytor Car Park halt machen, fühlen wir uns gleich wohl. Wir bezahlen via App (das 3. App beim 4. Parkplatz, dass wir nun bei grottenschlechten Netzt runterladen müssen und wohlgemerkt, nur im Süden von England.) 3£ für drei Stunden und frühstücken zuerst mal mit top Aussicht. Anita macht Scrambled Eggs auf Toast, schliesslich sind wir so richtig in englischer Stimmung. Danach ziehen wir die Wanderschuhe an und wandern nur gerade ca. 500m zu den Haytor Rocks, einer kleinen Felsformation auf der Hügelkuppe. Es ist himmlisch, die Sonne drückt durch die Wolken, freilaufende Pferde grasen, die Kühe ruhen sich aus und zwischendurch blöken die Schafe. Und wir zwei klettern durch die Felsen bis auf die Spitze hinauf.

Weit unter uns unser Knutschi, saftig grüne Moorlandschaft rund um uns herum, dazwischen grüne Wiesen mit farbigen Blumen. Einfach der Traum!

Wir bleiben eine ganze Weil da oben, denn genau so haben wir uns Ferien vorgestellt.

Irgendwann steigen wir wieder zu unserem Wohnmobil hinab, aber nicht ohne, dass uns noch einige Pferde mit Fohlen folgen. Und wir wissen, dass wir hierher zurück kehren und die etwas weiter entfernten Steinkreise besuchen müssen. (Das war jetzt geblufft, dass es Steinkreise hat, erfahren wir erst Abends, als wir schon weiter sind).

Schweren Herzens verlassen wir unseren bisherigen Lieblingsort dieser Reise und fahren dem Navi entlang auf immer schmalere Strassen. Irgendwann wird es so schmal, wieder zwischen Hecken, dass die 5 entgegenkommenden Autos nicht an uns vorbei kommen, weil das erste völlig quer drin steht und nicht näher wie 10cm an den Rand fährt. Nach 2 Minuten Patsituation, fahre ich mit unserem Womo ca. 200m zurück, parke es 0.01cm nah an der Hecke, klappe den Beifahrerrückspiegel ein und Anita steigt aus, und lotst und winkt die entgegenkommenden Autos millimeterknapp an unserem Knutschi vorbei. Nach 10 Minuten sind alle durch und wir merken, dass wir nicht die schlechtesten Autofahrer in England sind. Alle bedanken sich übrigens sehr freundlich und wir können die Fahrt fortsetzen. 80m hinter unserem Stau hätte es übrigens tipptopp Platz zum Kreuzen gehabt, aber anscheinend waren die 5 Engländer nicht imstande, diese 80m rückwärts zu fahren. Aber egal, ich bekomme nun nicht mal mehr Schweissperlen bei so einer Situation und die Strasse wird kurz darauf auch wieder etwas breiter.

Aber irgendwie fahren wir in die falsche Richtung! Unser Navi hat die Route geändert, weil anscheinend irgendwo ein Unfall passiert und die Strasse gesperrt ist. Na ja, wir kommen dann eine Stunde später beim Herrenhaus Lanhydrock an. Auf dem grossen Parkplatz gibt es sogar extra 5 Parkfelder nur für Womos. Und da es gerade zu regnen beginnt und nach Regenradar ca. 1 Stunde hinhaltet, machen wir Pause und nützen für einmal das gute Internet aus. Endlich kann ich ein paar wichtige Arbeiten erledigen, bevor dann der Regen genau nach Vorhersage aufhört und wir das Anwesen besichtigen können.

Lanhydrock

Es sieht so aus, als Erwin hier war und eine Heckenschere geschenkt bekommen hätte. Die Zypressen haben alle keinen Spitz und sind waagrecht gestutzt. (Sorry Erwin, der musste sein.)

man beachte die Zypressen

Dieser Landsitz ist schön und interessant, auch die Gebäude kann man innen besichtigen, aber vom Stuhl haut es uns nicht. Da auch diese Sehenswürdigkeit zum National Trust gehört, sparen wir so die Parkgebühren und die 20£ Eintritt pro Person. Wir haben die Jahresmitgliedschaft von 140£ übrigens jetzt schon nach nicht mal einer Woche fast eingespart. Eine Mitgliedschaft ist also ein Muss, wenn man einige Sehenswürdigkeiten besichtigen will.

Danach überlegen wir, ob wir auf dem Parkplatz übernachten sollen, sehen aber bei der Einfahrt ein kleines «no camping overnight»-Schildchen, was für uns heisst, dass wir weiterfahren müssen.

Nach 27km landen wir nun bei den Lost Gardens of Heligans, die wir morgen besichtigen wollen. Es geht nicht mehr lange, und wir werden noch Botaniker.

Hier darf man übrigens auf dem extra Parkplatz für Wohnmobile kostenlos übernachten.

271km, 4:17 Std, 10,0 l Verbrauch, 63km/h

regnerisch bis leicht bewölkt, 16 - 24 Grad

Übernachtung

Saint Austell - Lost Gardens of Heligan****
Stellplatz Koordinaten: 50.28718,-4.814653
N 50° 17' 13.9"  E -4° 48' 52.8"
letzter Besuch: 9.2023

Rosamunde Pilcher 2.9.2023

Cornwall

Eine junge hübsche Frau lernt einen Unbekannten kennen, verliebt sich in ihn und etwas später trennen sie sich wegen Missverständnissen oder Intrigen. Am Schluss kommen sie aber zusammen und werden glücklich. So verlaufen die Filme, die man nicht wegen den immer gleichen Handlungen schaut, sondern wegen der schönen Gegenden, oder? Und genau in dieser Gegend sind wir nun. Aber wir sehen sie vorerst nicht. Denn wir fahren weiter zwischen hohen und schmalen Hecken, nichts von gewaltiger Aussicht und schönen Landschaften, so wie in Island, Skandinavien oder in den Bergen. Grün links, grün rechts. Die Landschaft sehen wir nur, wenn wir irgendwo bei einer Sehenswürdigkeit stoppen.

Wir schliefen auf dem Parkplatz bei den Lost Gardens von Helligan (Rosamunde Pilcher Film: Zeit der Erkenntnis), sind sie aber heute nicht besichtigen gegangen. Zum einen öffnen sie erst um 10 Uhr, zum anderen wollen wir weder Botanik studieren, noch Blumenfotos schiessen. Klar, irgendwie würde es uns schon reizen, durch einen Dschungelgarten zu laufen oder einen der vielen anderen. Aber wir fahren weiter und unser Navi führt uns nicht auf eine Abkürzung, sondern auf die offizielle Strasse Richtung A390. Die Strasse und die Hecken sind so eng, dass wir auf beiden Seiten gleichzeitig streifen und notabene, es ist keine Einbahnstrasse! Augen zu und durch!

mehr wie einmal sah es so aus

Irgendwie geht es gut, auch weil kein Auto entgegenkommt und wir sind danach wieder auf breiteren Strassen umzäunt mit Hecken unterwegs. Wir durchqueren Turo (Rosamunde Pilcher Film: Wo dein Herz wohnt) und Penryn (Evitas Rache), stoppen auch bei Bonython Manor nicht (Sommer des Erwachens) und nach 60km kommen wir in Lizard an, parken unser Knutschi und machen uns zu Fuss auf eine einstündige Wanderung. Diese führt uns an die Küste und zum Lizard Point (ausnahmesweise kein Drehort), ist aber der südlichsten Punkt Englands auf dem Festland. Wir geniessen die Küste, Robben unten am Meer, ein Glacé und die herrliche Sonne.

südlichster Punkt Englands

Nach etwas mehr wie einer Stunde fahren wir dann doch weiter und passieren die Drehorte von Vollkommen unerwartet, Wahlversprechen und andere Lügen und Wolken am Horizont bis wir dann auf dem Parkplatz von St Michael's Mount ankommen. St Michael's Mount ist die kleinere Schwester von Mont Saint Michelle in Frankreich, eine kleine Insel, die nur bei Ebbe zu Fuss erreicht werden kann (Hintergrund in verschiedenen Filmen). Da wir gut geplant haben, ist nun Ebbe und wir können auf dem Weg zur Insel laufen. Allerdings ist die Planung dahingehend falsch, dass diese Insel jeweils am Samstag geschlossen ist. Wer kann das schon wissen? Also wieder auf dem Sandstrand zurück zum Womo.

St Michael's Mount

Wir fahren an den Drehorten von Sommer am Meer, Die Muschelsucher, Heimkehr und Schneesturm im Frühling vorbei bis wir am Steinkreis von Merry Maidens ankommen. Wir parken unser Knutschi an der Strasse und sind von diesem Steinkreis mitten in einer Wiese sofort wieder begeistert (er kommt in keinem Film vor, aber warum?). Wir sind alleine, lassen die Kraft des Kreises von ca. 2000 vor Christus auf uns einwirken und machen ein paar Fotos. Der Name der Merry Maidens bezieht sich auf die Legende, dass es sich bei den Steinen um neunzehn Jungfrauen (19 Steine) einer Hochzeitsgesellschaft handelte, die an einem Sabbatabend zur Musik von zwei Pfeifern auf dem Feld tanzten. Als die Nacht in den Sonntag überging, tanzten sie weiter zu der wilden Musik und wurden wegen ihrer Unkeuschheit zu Steinen verwandelt. Die Dudelsackspieler wurden ebenfalls versteinert und stehen nun als zwei stehende Steine in einem nahen gelegenen Feld.

Steinkreis Merry Maidens

Wir benehmen uns ganz züchtig, nicht dass es morgen noch zwei Steine mehr im Kreis gibt. In der Gegend gibt es übrigens 5 Steinkreise und alle haben oder hatten neunzehn Steine. Dies könnte mit dem 19-jährigen metonischen Zyklus von Mond und Sonne zusammenhängen. (19 Sonnenjahre sind 235 Mondmonate und weichen nur gerade 7 Stunden voneinander ab (22 Min/Jahr). Im Gegensatz zum heutigen Kalender, wo alle 4 Jahre ein ganzer Tag eingeschoben werden muss (6 Std/Jahr). Die Menschen vor über 4000 Jahren waren also genauer wie wir heute…)

Danach nehmen wir den letzten kleinen Teil unter die Räder, um beim Land Ends (Drehort für verschiedene Filme) auf den Campingplatz zu fahren.

Nun ruhen wir uns etwas aus, bevor Anita zu kochen beginnt und ich mich mit dem Blog beschäftige.

9,9 Liter, 44km/h, 2:48 Std, 125km

Leicht bewölkt, 13 bis 25 Grad (fühlt sich wie 32 an)

Übernachtung

Sennen - Lands End Camping & Glamping****
Camping Koordinaten: 50.06630,-5.697053
N 50° 3' 58.7"  E -5° 41' 49.4"
letzter Besuch: 9.2023

Cornwall Nordküste 3.9.2023

irrsinnig schön

Botallack Mine

Wir würden heute Sonntag ja ausschlafen, wenn wir könnten. Draussen scheint die Sonne, eine warme Meeresbriese weht leicht über die grünen Wiesen zu unserem Womo. Im Bett liegen bleiben, unmöglich!

Minack Theater

Also richten wir unser Knutschi abfahrbereit und fahren nochmals 6km durch die engen Strassen zurück zum Minack Theater, wir kauften gestern online noch Tickets für die Besichtigung. So sind wir pünktlich vor 10 Uhr beim Eingang und auf die Sekunde genau wurde dann das Tor von der gewissenhaften Kontrolleurin geöffnet. Es ist wirklich ein super schöner Ort, weit über dem Meer wurde da eine Amphitheater ähnliche Freiluft-Bühne mit einem schön angelegten Garten errichtet (übrigens Drehorte in den Pilcherfilmen von Lichterspiele, Sommer des Erwachens, Zeit der Erkenntnis).

Minack Theater

Auszug aus Wikipedia: Das Theater war Idee und Lebenswerk von Rowena Cade, die das Gelände in den 1920er Jahren für 100 Pfund gekauft hatte und dort in einem selbst gebauten Haus wohnte. Ein örtliches Ensemble hatte 1929 und 1930 ein Stück auf einem nahe gelegenen Feld aufgeführt und plante nun die Aufführung von Shakespeares «Der Sturm». Rowena Cade bot als Aufführungsort ihren Garten an, der in einem Abhang zum Meer endete; dieser Hintergrund erschien passend, weil das Stück auf einer Insel spielt. Cade und ihr Gärtner Billy Rawlings legten im kommenden Winter in mühevoller Arbeit eine Bühne und Sitzplätze an, wozu sie Steine sowohl von höherem Gelände als auch von einem nahen Strand heranschafften. 1932 wurde das Stück aufgeführt und war ein großer Erfolg. Cade arbeitete von nun an ihr ganzes Leben bis ins höchste Alter am Ausbau des Theaters. Die Arbeiten fanden dabei im Winter statt, während im Sommer gespielt wurde.

Es ist tatsächlich ein fantastischer Ort, nur findet heute leider keine Vorstellung statt. Morgen wäre die erste Vorstellung von Evita, aber man kann es sich denken: schon lange ausverkauft! Also geniessen wir die Aussicht, die Ruhe und die Wärme, bevor wir uns wieder mit dem Womo Richtung Land’s End aufmachen.

Botallack Mine

Nächster Stopp: Botallack Mine. Dort wurde bis Ende 18. Jahrhundert Kupfer, Zinn und Arsen abgebaut. Die Stollen reichen bis 500m unter die Meeresoberfläche und mussten mühsam entwässert werden. Die Kulisse ist auch hier eindrücklich mit den verfallenen Gebäuden, Pumphäusern und Kaminen der Öfen. Wir wandern durch die Gegend, schiessen Fotos und sind fasziniert, so dass wir etwas die Zeit vergessen.

Botallack Mine mit Pumphäuser

Bei der Abfahrt entscheiden wir, nicht nach St.Ives zu fahren, erstens, weil es Sonntag ist und dort sicher wahnsinnig viele Leute hat und es wäre doch etwas einen Umweg. Aber St.Ives wäre DAS Pilcher Dorf, das in mindestens sieben Filmen vorkommt und dort den fiktiven Namen Porthkerris heisst. (Rosamunde Pilcher ist nur wenige Kilometer von hier geboren worden).

Aber da wir nun genug Rosamundes gesehen haben, fahren wir weiter nach Navi. Das traurige: wir haben keine Ahnung mehr, wohin es uns führt. Ich habe es gestern Abend programmiert und mir fällt partout nicht ein, was wir als nächstes Besichtigen wollen/wollten. Also lassen wir uns überraschen (auch 20km später und 40km später weiss ich es noch nicht, Alzheimerlässt grüssen). Erst als ich 4km vor dem Ort den Wegweiser «Bedruthan Steps» lese, weiss ich wieder, dass wir dorthin wollten. Nur fällt mir nicht ein, warum…

Bedruthan Steps

Wir zwängen unser Knutschi auf dem kleinen Parkplatz zwischen die Autos, bezahlen dank Mitgliedschaft von National Trust keine Parkgebühren und sind sofort fasziniert vom Ausblick auf einen menschenleeren Sandstrand mit imposanten Felsen. (kommen vor in Verlobt, verliebt, verwirrt, Der gestohlene Sommer, Der lange Weg zum Glück). Das ganze Gebiet gehört dem National Trust und dieser hat den Zugang zum Strand abgeriegelt, nicht dass er so endet, wie die vorhergehenden Strände, die wir passiert haben: total voll mit Menschen, Surfern und anderem… Es ist eine wohltuende Ruhe und mit dem sonnenbeschienen gelben Sand eine Augenweide. Es gäbe sogar ein Stellplatz hier mit Meerblick und wir überlegen, ob wir da hin fahren sollen. Stattdessen wandern wir aber wieder mehr wie eine Stunde auf den Klippen und geniessen einfach.

Bedruthan Steps

Wir entschliessen uns wieder, weiter bis nach Tintagel zu fahren, einem richtig touristischen Ort mit mehr Parkplätzen wie Einwohner. Aber hier darf man ganz legal auch über Nacht stehen und im Wohnmobil schlafen, was wir doch gleich auch so machen.

Tintagel 

Vorher wollen wir aber noch die alte Burg anschauen, die über eine grosse Fussgängerbrücke zu erreichen ist. Allerdings schliesst diese Sehenswürdigkeit in 10 Minuten und wir müssten 40£ Eintritt bezahlen. Die Burg wird von English Heritage verwaltet, wo wir nicht Mitglied sind. English Heritage ist das Gegenstück zu National Trust. National Trust gibt es meistens ganze Landschaften oder Häuser und Schlösser, wo noch Möbel drin sind und bei English Heritage Burg- und Schlossruinen. (Bei Stonehenge gehört der Steinkreis English Heritage und die Landschaft rundherum National Trust, darum dürfen dort beide Mitglieder kostenlos rein. Jede Sehenswürdigkeit darf übrigens nur einer der beiden Organisationen angehören).

Tintagel

Wir sparen uns diese 40£ und investieren sie in ein feines Nachtessen in einem lokalen Pub.

152km, 3:36 Std, 10,5 Liter, 42km/h,

leicht bewölkt, 15 - 28 Grad

Übernachtung

Tintagel - King Arturs Car Park****
Stellplatz Koordinaten: 50.66465,-4.751856
N 50° 39' 52.8"  E -4° 45' 6.7"
letzter Besuch: 9.2023

Keine Nerven mehr 4.9.2023

und auch keine Wolken

Boscastle

Wir hätten es heute schwer, wenn wir eine Wolke fotografieren wollten. Wollen wir aber nicht, sondern wir geniessen früh morgens schon die Wärme der Sonne. Es macht den Anschein, dass es hier so etwas wie den Föhn gibt, einem sehr warmen Wind, der vom Meer her weht. Also stressen wir nicht, gehen in die Bäckerei das Frühstück einkaufen und fahren dann auf schmalen Strassen Richtung Nordosten.

Boscastle

Aber schon nach etwas mehr wie 10 km werden wir quasi zum Stoppen gezwungen, wir sehen grosse Parkplätze und das deutet immer auf eine Sehenswürdigkeit hin. Wir sind in Boscastle gelandet, bekannt für seinen natürlichen Hafen in einem Fjord. Natürlich gehen wir das anschauen und sehen mitten im Hafenbecken eine grosse Robbe, die sich an den warmen Sonnenstrahlen wärmt.

Hafen von Boscastle

Wir spazieren zuerst links den Fjord entlang, sind aber irgendwie auf der falschen Seite für schöne Fotos. Es ist krass, wie der Unterschied auf den Fotos gross ist, ob man die Sonne im Rücken oder von vorne hat (im Rücken gibt es viel die farbigeren Fotos). Also wechseln wir noch die Fjordseite, schliesslich machen wir ja viel für gute Fotos. Von hier sieht es aber auch wirklich toll aus, auch auf der Seite des Meeres streift unser Blick der Küste entlang. Einfach herrlich, und nirgends eine Wolke.

Meersicht

Nachdem wir auch das Dörfchen besichtigt haben, fahren wir auf engen Strassen weiter. Die A39 ist irgendwie mühsam zu fahren, alle rasen, die entgegenkommenden bremsen nie ab und wir mit unserem Knutschi streifen mal links die Sträucher, mal müssen wir den rechten Rückspiegel einklappen. Viele Engländer können noch weniger Autofahren wie wir, und am schlimmsten die älteren, dicklichen Damen, die ihr Auto lenken, einen Schnute ziehen und nie, aber gar nie bis an den Strassenrand ausweichen, geschweige denn mal stoppen und uns die Vorfahrt lassen. Echt nervig.

Valley of Rocks

Aber dann kommen wir doch noch in Lynten an, an unserem Knutschi leuchtet die ESR-Lampe (keine Ahnung, was das bedeutet. Inzwischen ist das Licht aber wieder weg), alle Rückspiegel sind noch ganz und wir wieder guter Laune. Hier sind wir im Tal der Felsen, und das soll ganz schön sein. Ist es auch, wir wandern wieder mit den Sandalen umher, klettern auf Felsen, machen Fotos.

Valley of Rocks Meersicht

Etwas später trinken wir im herzigen Caffè ein Frappé und drei Stunden später sind wir wieder beim Womo, wo wir noch das Tal nach hinten fahren und beim letzten Kehrpunkt noch ein Foto von unserem Knutschi schiessen. Wir bekommen nämlich auf Instagram mehr Likes, wenn unser Womo auf den Fotos ist...

Valley of Rocks

Danach fahren wir in die falsche Richtung, dann nochmals falsch, so lange, bis das Navi in die Ecke fliegt und wir nach Karte fahren. Ich verliere in diesem Moment etwas die Nerven, sehr schmale Strassen, 25% Steigung, Hecken links und rechts, holprige Strassen und wir mit unserem Knutschi mittendrin und verkehrt. Dann kommen überbreite Traktoren mit noch breiteren Anhängern und donnern mit gefühlten 100km/h an uns vorbei. Es fallen ein paar Fluchworte gegenüber allen, und nix mehr von Ferienstimmung. Die Stimmung ist so schlecht, wie noch nie auf einer Wohnmobiltour!

Aber dann, ganz allmählich wird es langsam wieder besser. Wir stoppen auf einem Parkplatz mit sensationeller Aussicht und überlegen uns, ob wir hier übernachten sollen. Etwas später entschliessen wir aber doch noch, nach Minehead weiter zu fahren. Dort parken wir an der Strandpromenade, wo man auch übernachten darf, und laufen zu Fuss auf dem Strand Richtung Dorf. Nach einer Portion Fish & Chips ist alles wieder sehr gut, die Nerven beruhigt und wir freuen uns an einem Tag ohne Wolken.

wolkenlos, 19 - 32 Grad

160km 3:56Std 40km/h 11,5 Liter

Übernachtung

Minehead - Warren Road Upper Car Park***
Parkplatz

direkte Meersicht

Koordinaten: 51.20790,-3.458201
N 51° 12' 28.5"  E -3° 27' 29.5"
letzter Besuch: 9.2023

West Somerset Railway 5.9.2023

Fahrt mit dem Dampfzug

Um 9 Uhr sind wir auf dem schmucken Bahnhof von Minehead. Der Bahnhof ist toll im Stande und sieht fast wie 1934 aus. Seit 1874 fahren Züge in diesem Bahnhof ein, bis 1971 diese Strecke wegen Unrentabilität geschlossen wurde. Ab dann wurde dieser Streckenabschnitt wieder so wie früher hergestellt und mit Dampflokomotiven betrieben. Darum stehen hier am Bahnhof überall alte, prächtige Lokomotiven mit alten Wagen herum. Wir haben uns ein Ticket ergattert, um mit dem 10 Uhr Zug die 36km lange Strecke zum Endbahnhof zu fahren und wieder zurück.

Es ist ein super Schauspiel, als die eingefeuerte Dampflok zu rangieren beginnt, um vor den bereitstehende Wagens anzukuppeln. Zeit nun, um sich einen Platz im Zug zu suchen. Wir wählen den Wagon Nr. 1 direkt hinter der Lok und machen es uns bequem.

Sehr pünktlich um 10 Uhr setzt sich der Zug mit Zischen in Bewegung und wir fahren mit maximal 42km/h die Bahnstrecke ab. Es tönt genau so wie in den alten Westernfilmen bei den Eisenbahnen. Hin und wieder hält der Zug an den kleinen Bahnhöfen, Leute steigen aus und wieder zu. In Williton muss unser Zug dann einige Minuten warten, bis die entgegenkommende Dampfzug hier ist, die Züge müssen kreuzen. Natürlich steigen wir da auch aus und wollen uns das Spektakel nicht entgehen lassen.

In der kurzen Zeit entscheiden wir, in den entgegenkommenden Zug einzusteigen und mit diesem wieder zurück zu fahren. Im Wagen hinter der Dampflok sieht man irgendwie die Lock nie, auch nicht um eine Kurve rum, also entscheiden wir uns dieses Mal für den letzten Wagen. Aber auch hier ist es nicht besser, jetzt zu weit hinten. Eine Dampflok fahren zu sehen ist viel spannender von draussen zu beobachten, als selber in einem Wagen dahinter zu sitzen. Wir geniessen die Rückfahrt aber in vollen Zügen in einem vollen Zug (die Hinfahrt war vielleicht zu 40% belegt, jetzt sind es eher 95% auf der Rückfahrt). Mit unserem Ticket von 30£ dürfen wir übrigens heute so lange und so viel Fahren, wie wir möchten.

Wieder in Minehead angekommen, schauen wir dem Schauspiel wieder zu, wie die Lokomotive von hinten am Zug auf die andere Seite manövriert wird. Nur schade, dass sie nicht gedreht wird, denn dafür hätte es hier nämlich einen grossen Drehteller, wo einzelne Loks in der Richtung gedreht werden können. Schade. Aber es genügt uns schon, dem Lokführer beim Kohlen schaufeln zu zuschauen und die Wärme zu spüren, die so eine Dampflock von sich gibt. Apropos Wärme: wir haben hier aktuell 34 Grad, viel zu warm!

Dunster Castle

Nach dem Ausflug mit der Eisenbahn laufen wir die 1.5km dem Strand entlang zu unserem Womo zurück und machen uns abfahrbereit. Unser Ziel ist das Dunster Castle, nur gerade 5km weiter und eine weitere Sehenswürdigkeit des National Trust. Natürlich wieder mit einem gewaltig schönen Garten. Dieses Schloss wurde übrigens 600 Jahre lang von der gleichen Familie ununterbrochen bewohnt, bevor Alys Lutrell als letzte Bewohnern 1974 verstarb und es ihr Sohn an den National Trust übergab.

Dunster Castle Garden

Schade ist, dass man das Schloss irgendwie nie ganz zu Gesicht bekommt, und die vielen Innenräume ähneln auch so vielen andern Schlössern, mit Badezimmern, Billiardraum, Schlaf- und Kinderzimmern, Bibliotheken, Jagd- und Rauchzimmer etc. etc.

Bei der Hitze schlemmen wir im Schlossgarten noch ein Eis und gönnen uns etwas Ruhe, bevor wir uns weiter auf den Weg machen.

60km später landen wir auf einem Bauernhofcamping, schmachten vor uns hin und warten auf den Sonnenuntergang und kühlere Temperaturen.

wolkenlos, 18 - 34 Grad,

68km, 1:25 Std 47km/h 9,8 Liter

Übernachtung

Cheddar - Broadway Cottage Camping***
Camping Koordinaten: 51.28687,-2.796541
N 51° 17' 12.8"  E -2° 47' 47.6"
letzter Besuch: 9.2023

Self-Checkout in England 6.9.2023

und viele Wanderwege

Self-Checkout

Wir schlafen aus und machen uns danach auf einen Morgenspaziergang. Unser Stellplatz ist ganz in der Nähe des Wasserreservoirs von Cheddar. Es ist ein grosser, kreisrunder und künstlich angelegter See, der für das Speichern von Trinkwasser angelegt wurde. Wir haben etwas Mühe, zwischen den Hecken den richten Weg zu finden. Aber es muss auch mal gesagt sein, nur Negatives haben diese Hecken nicht. Sie sind nämlich meist voller Brombeeren, die jetzt grad reif sind. Diese sind zwar etwas kleiner, aber viel süsser und feiner, wie diejenigen in der Schweiz. Wir haben schon so manche abgelesen und gegessen. Und bei dieser Hitze spenden die Hecken übrigens so schön Schatten, zum wandern perfekt. Jetzt wissen wir auch, warum alle Engländer immer so weiss sind: wenn man da nur zwischen den Hecken spaziert, wird man nie braun.

Trinkwasserreservoir Cheddar

Auf alle Fälle finden wir dann das grosse Reservoir doch noch und umrunden es ganz. Wir sind über eine Stunde am Laufen, bis sich der Kreis schliesst.

Danach frühstücken wir ausgiebig vor dem Womo, bis wir dann gegen Mittag wegfahren.

zum Frühstück bereit

Es geht nun Richtung Autobahn. Eigentlich war der ursprüngliche Plan, die Höhle und das Tal von Cheddar zu besichtigen. Aber wir sind irgendwie nicht so wirklich in Stimmung. Eventuell sind wir etwas übersättigt von den letzten 10 Tagen, wo wir täglich ja meist zwei oder gar drei Sehenswürdigkeiten besucht haben. Also lassen wir diesen Punkt aus und den nächsten (Kathedrale von Wells) grad auch. So fahren wir direkt zu Marcel, dem Bruder von Anita, der in Uley verheiratet ist und dort wohnt.

Vorher gehen wir noch einkaufen und stehen dann am Ausgang bei der Self-Checkout-Kasse. Bevor wir aber das erste Produkt scannen können, leuchtet schon eine rote Alarmmeldung auf dem Display auf. Mist, was haben wir falsch gemacht? Wir müssen das erste Mal Hilfe holen und die nette Dame erklärt uns dann, wo die Tasche hinkommt, wo der Einkaufswagen zu stehen hat und dass man nur jeweils ein Produkt aus dem Einkaufswagen nehmen darf, scannen und dann in die Tasche legen muss. Die Tasche steht nämlich auf einer Waage und nur wenn die Tasche nach dem Scannen eines Produktes schwerer wird, darf man das nächste Produkt scannen. Natürlich muss uns die nette Dame das 3x erklären, bis wir es kapieren und verstehen. Aber dann läuft es rund. Nur zu zweit gar nicht so einfach. Produkt um Produkt.

Dann, beim Gipfeli, stehen wir wieder wie ein Esel am Berg. Also nochmals die Dame rufen und sie zeigt uns, wie das mit den Produkten ohne Strichcode funktioniert. Auch diese Hürde schaffen wir dann schlussendlich und auch der Bezahlvorgang klappt. Aber danach biegen wir im Laden rechts ab, so dass wir die Dame nun zum Dritten Mal treffen und sie uns erklärt, dass wir in die falsche Richtung laufen. Na ja, so gross war das Geschäft nun auch nicht, aber wir haben es erfolgreich hinter uns gebracht.

Danach sind es nur noch wenige Kilometer bis nach Uley, einem wirklich hübschen, kleinen typischen englischen Dörfchen. Wir parken unser Knutschi beim Nachbarn und begrüssen Marcel nach einem halben Jahr endlich wieder persönlich.

unser Wäschesack

Zuerst bringen wir unsere verbrauchte Wäsche ins Haus, damit wir sie dort waschen können. Es ist dringend nötig, nicht dass wir nichts mehr haben, aber wir haben nichts mehr für den Hochsommer. Wer hätte denn gedacht, dass wir in England 30 Grad haben? Wir haben Handschuhe, warme Jacken, lange Wanderhosen zur genüge eingepackt, aber kurze Hosen und feine T-Shirts? Die haben wir nun schon lange aufgebraucht, darum kommt diese Waschgelegenheit genau richtig.

Als die erste Wäsche am Drehen ist, machen wir uns noch auf einen Spaziergang in der Gegend auf. Marcel führt uns entlang der vielen, zum Teil versteckten, gelb markierten Wanderwege über Wiesen und durch Hecken. Der Schrittzähler von Anita vermeldet schon lange das erreichte Tagesziel während dem wir noch lange unterwegs sind.

Wanderwegzeichen, findet man in ganz England überall

Wir erlebten heute ein ruhigeren, nicht minder schönen Tag.

Übernachtung

Uley - Bei Marcel***
Parkplatz

Privat

Koordinaten: 51.68442,-2.304296
N 51° 41' 3.9"  E -2° 18' 15.5"
letzter Besuch: 10.2023

Reisestrecken

unseres Reisestrecke