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Finnland 2014
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Reisebericht

Erice und Salzsalinen 6.3.2020

Nicht alles läuft optimal, aber wir sind gut gelaunt

Salzmuseum, ausser dem Foto lohnte sich der Halt hier nicht

Nachts um 1 Uhr werden wir wach, in unserem Womo schüttelt es so richtig. Es dauert etwas, bis wir realisieren, dass es draussen so richtig stürmt und der Wind mit ungeheurer Kraft über das Meer peitscht. Zum Glück haben wir die Stühle und alles andere schon früh abends eingeräumt. Den ganzen Tag war es praktisch windstill, aber jetzt nachts muss alles aufgeholt werden. Um 2 Uhr hat es keinen Sinn mehr, wir haben kein Auge mehr zugemacht, also parkiere ich unser Womo um und stelle es mit der Schnauze in den Wind. Sofort wird es mit dem schaukeln besser und wir können weiter schlafen.

Als wir morgens erwachen, stürmt es nicht mehr, aber der Wind bläst doch noch kräftig. Uns hält nun nichts mehr an diesem schönen Platz, wir packen zusammen und fahren Richtung Erice.

Erice

Das Wetter ist bewölkt, manchmal etwas Sonne, manchmal dunkel. Dann beginnt die Strasse zu steigen und führt mit vielen Serpentinen auf 700m.ü. M. Blöd nur, dass die Wolkendecke etwa bei 600m beginnt. Im dicken Nebel fahren wir die letzten Kilometer nach Erice, parkieren dort auf einem markierten Wohnmobilparkplatz und haben Mühe, uns zu orientieren. Im Nebel warten wir etwa eine halbe Stunde, aber er verzieht sich nicht. Also laufen wir fast blind in das Städtchen. Wir sehen echt nichts, nicht mal die Spitze vom Kirchturm, oder ist es eine Burg? Es gibt auch keine anderen Menschen hier, irgendwie sind wir in dieser Stadt ganz alleine, richtig unheimlich. Plötzlich hören wir ein paar Stimmen, aber gar nicht so einfach, aus welcher Richtung sie kommen. Nach Gehör laufen wir dann in die ungefähre Richtung und landen so in einer Pasticceria, wo ein paar einheimische Frauen ihr Kaffeekränzchen abhalten. Wir bestellen uns heisse Getränke und etwas zu essen und beraten was wir hier noch tun sollen. Sehen tun wir nichts, Läden haben keine offen, Touristen sind wir die zwei einzigen, es macht irgendwie keinen Sinn, länger hier zu bleiben.

mehr sahen wir von diesem wahrscheinlich wundervollen Platz nicht

Also laufen wir durch den Nebel zu unserem Knutschi, machen es fahrbereit und fahren die Bergstrasse Richtung Trapani runter. Irgendwann gibt dann der Nebel die Sicht wieder frei und alles wirkt sofort freundlicher. Für Erice selber können wir keine Tipps abgeben, denn gesehen haben wir genau gar nix.

Trapani

Salinen von Trapani

Wir kommen dann problemlos durch Trapani durch und steuern das Salzmuseum der Salinen an. Auch hier, tot Hose, Restaurant macht erst am 8. März auf, das Museum selber finden wir irgendwie überhaupt nicht. Also laufen wir den ausgeschilderten, 1km langen Salzweg kostenlos ab. Das einzige positive ist die nun hervorkommende Sonne, ansonsten kann man sich diesen Ausflug zu diesem Salzmuseum sparen. Aber immerhin haben wir heute endlich mal ein paar gute Fotos im Kasten.

Saline della Laguna Marsala

Danach fahren wir wieder weiter bis zu der Saline della Laguna Marsala. Auch hier beginnt es nicht wirklich erfreulich, immerhin ist eine Empfangsdame da, die uns begrüsst aber im gleichen Atemzug sagt, dass sie wegen Bauarbeiten keine Elektrizität haben und darum keine Tickets ausstellen und keinen Film laufen lassen kann. Es dauere noch 10 Minuten, dann ginge alles wieder. Ich bin leicht angesäuert über den heutigen Tag und wers glaubt, dass es nur 10 Minuten gehen wird, wird seelig. Wir dürfen dann die Windmühle besichtigen und auf die Terrasse rauf und jetzt echt, wirklich nur 10 Minuten später war der Strom da. Wir genossen danach einen super Dokumentarfilm in deutsch über die Salzgewinnung in der Saline. Dazu weitere interaktive Filme über die gebrauchten Werkzeuge und die Tiere in der Saline. Es war echt gut und endlich wissen wir, wie das mit der Salzgewinnung in etwa geht. Nun müssen wir uns auch nicht mehr wundern, warum es überall Wasser hat und wir fast kein Salz sehen. Die Gewinnung beginnt im April und erreicht im Juli den Höhepunkt mit der Salzernte. Da müssen wir unbedingt im Hochsommer mal hin, das muss wahrlich ein Spektakel sein, wenn hier das schneeweisse Salz von Hand und mit Schubkarre eingesammelt wird. Dieser Besuch ist unbedingt zu empfehlen und darf nicht verpasst werden! Selbstverständlich lassen wir uns dann noch über die verschiedenen Salze beraten, degustieren und kaufen dann eines für die kalten Speisen. Man merkt zwischen den weissen Salzen tatsächlich einen Unterschied, das Salz für das Spagettiwasser ist nicht das gleiche, wie für den Salat…

Saline della Laguna Marsala

Höchst zufrieden fahren wir danach weiter durch Marsala hindurch nach Mazara, gehen einkaufen und suchen uns am Lungomare einen Platz zum Übernachten.

Der Platz an der Strasse ist nicht gerade top, aber wir stehen am Strand und 10m vom Meer weg. Im Sommer ist hier sicher etwas los aber jetzt ist der Strand nicht herausgeputzt, schliesslich ist noch Winter. Aber uns ist es egal, wir sehen und hören das Meer, haben Sand vor unserm Womo (in die andere Richtung zur Strasse müssen wir ja nicht schauen) und haben gute Laune. Heute gibt es dann einen selbstgemachten Tomaten-Mozarellasalat mit nur einheimischen Zutaten, sogar das Salz ist regional.


Übernachtung

Mazara del Vallo - Lungomare**
frei Koordinaten: 37.66356,12.553660
N 37° 39' 48.8"  E 12° 33' 13.2"
letzter Besuch: 3.2020

Tempel und Treppe der Türken 7.3.2020

Der Tag war wie das Wetter: sehr abwechslungsreich

kurzer Regenschauer in Selinunt

Anita bestimmt heute das Tempo, auch beim Aufstehen. Sie darf so lange schlafen und liegen blieben, wie sie möchte. Schliesslich feiert sie heute ihren Geburtstag. Also wasche ich schon mal das Geschirr von gestern ab und mache unser Knutschi reisefertig, so dass ich nach der Besprechung, was wir heute unternehmen sollen, bereit bin.

Auf der Karte sehen wir, dass wir ganz in der Nähe von Selinunt sind, dort gibt es einen grossen Archäologischen Park mit Überresten von griechischen Tempeln und einer ganzen Stadt. Wir beschliessen, dass wir die 30km dorthin fahren und uns überraschen lassen, denn wir haben davon schon ganz unterschiedliche Meinungen gehört: von nicht sehenswert bis sehr schön.

Die Fahrt dorthin führt uns auf der Schnellstrasse problemlos zum Parkplatz, manchmal regnet es, manchmal scheint die Sonne, ziemlich wechselhaft. Der Parkplatz ist leer und wir warten zuerst mal eine halbe Stunde in unserem Knutschi, bis sich die Wolke über uns geleert und sich verzogen hat. Denn wir sehen, dass dahinter wieder blauer Himmel im Anmarsch ist.

Selinunt

Beim Eingang werden wir auf Hygienevorschriften aufmerksam gemacht, wie man die Hände desinfiziert und sie waschen soll, allerdings finden wir weder Wasser noch irgend etwas anderes, das in dieser Hinsicht nützlich wäre…

Danach laufen wir die etwa 400m Richtung Tempel E (einen Namen hat der nicht). Er sieht echt imposant aus, man darf überall hinein und umherklettern, um die beste Fotoansicht zu haben. Wir sind ganz alleine und lassen die alten Säulen auf uns einwirken. Echt jetzt, es wäre schade gewesen, wenn wir nicht hier gewesen wären. Der dahinterliegende Tempel F ist nur ein riesiger Steinhaufen, wo noch ein paar ganz wenige Säule in den Himmel ragen, aber nicht gerade das, was uns jetzt begeistert. 

schon schön

Danach überlegen wir, ob wir die etwa 2km zur Stadt Acropoli durch den Park laufen oder zurück zum Womo und in der Anlage zum hinteren Parkplatz fahren sollen. Der Entscheid wird natürlich heute Anita überlassen und so spazieren wir bei schönstem Wetter durch den schönen Park Richtung Ruinen der alten Stadt.

Auch hier gefällt es uns wirklich gut, auch wenn wir ziemliche Vorstellungskraft brauchen, um uns die alte Stadt vorstellen zu können. Aber es sind noch grosse Überreste einer Stadtmauer (oder ähnlichem) und auch eine Front eines andern Tempels erhalten. Das schöne ist wieder, dass man überall hindurch und auch auf Steine klettern darf. Einen ganz kurzen Regenschauer warten wir im Schutz der alten Steine ab, bevor wir dann wieder zurück schlendern.

Unser Fazit: uns hat es hier wirklich gefallen und es wäre Schade gewesen, wenn wir nicht hier gewesen wären. Die 6€ Eintritt pro Person war es auf jeden Fall wert.

Es ist erst kurz nach Mittag, als wir die Karte von Sizilien wieder studieren und uns entscheiden, 80km Richtung Agrigento zu fahren und die Felsformation «Treppe der Türken» anschauen wollen. Das gute dabei, dort gibt es einen Stellplatz, der auch offen sein soll.

endlich eine Tankstelle

Also düsen wir los und können das meiste wieder auf der Schnellstrasse durch die schöne Landschaft fahren. Endlich sehen wir auch Orangenbäume, aber auch, dass unser Dieseltankwarnleuchte orange leuchtet. Die nächste Tankstelle verpasse ich, und dann werde ich langsam etwas nervös, weil lange keine andere kommt. Endlich taucht eine auf und als ich tanken will, ist angeschrieben, dass die Kreditkarten nicht funktionieren. Schöner Mist, aber es wird dann schon noch eine kommen. Kommt aber nicht, mal bis zu dem Zeitpunkt, wo wir im Bergdorf Realmonte von der Schnellstrasse müssen. Wieder so ein Dorf, wo zur Siesta an einem Samstag in März gar nichts los ist. Immerhin finden wir fast im Zentrum eine alte Zapfsäule mit Diesel. Der Pumpendruck ist aber nicht wirklich stark, wir müssen etwa 10 Minuten warten, bis wir 70 l Diesel getankt haben, mehr gibt es nicht her. Beruhigt können wir dennoch weiterfahren.

Scala dei Turchi

Den Stellplatz bei der Scala dei Turchi finden wir problemlos und er hat auch wirklich offen, werden wir doch vom Platzwart begrüsst. Ein wirklich toller Stellplatz mit noch tollerer Sicht auf das Meer weit unten. Es schimmert türkis, ein wundervoller Anblick, bis der nächste Regenschauer über uns niederprasselt.

die Treppe der Türken

Egal, als dieser 10 Minuten später vorbei ist, laufen wir die 600m zum Meer runter und am Sandstrand entlang zu den Felsen Scala die Turchi. Es sieht wirklich aus wie eine weisse Treppe, die aus dem Meer herausragt, im Sommer der perfekte Badeplatz, im Winter wie jetzt, darf man leider nicht auf die Felsen klettern, ist alles abgesperrt. Schade, aber geniessen tun wir die Sonne trotzdem.

Diese Felsen muss man nun vielleicht nicht gesehen haben, so wahnsinnig sind sie nicht. Aber der Stellplatz hier ist definitiv einen Umweg wert.

Allerdings komme ich nun etwas in Not. Ich habe Anita versprochen, dass wir heute zur Feier des Tages eine feine Pizza essen gehen. Aber ausser einer Bar hat nichts offen, auch der Platzwart kann mir keinen Tipp geben. Mist, müssen wir das Geburtstagsessen verschieben?

Als Trost richte ich nun ein kleines Aperoplättchen mit einem Glas Wein für meine Holde Kunigunde.

mein Geburtstagskind


Übernachtung

Scavuzzo - Scala dei Turchi****
Stellplatz

hoch über dem Meer, kein Schatten

Koordinaten: 37.28949,13.478552
N 37° 17' 22.2"  E 13° 28' 42.8"
letzter Besuch: 3.2020

Zwischenfazit Sizilien mit dem Wohnmobil 8.3.2020

Unsere ersten Erfahrungen in Sizilien

Wir sind zwar erst eine Woche auf Sizilien, aber dennoch finde ich es an der Zeit, kurz ein bisheriges Fazit zu ziehen. Dies vor allem, weil wir nun mit Fragen überhäuft werden. Falls wir nicht alle persönlich beantworten, bitten wir um Entschuldigung, schliesslich haben wir Urlaub…

Corona-Virus

Der Virus existiert auch auf Sizilien und ist bei den einheimischen durchaus ein Thema, aber keinesfalls artet es in Panik aus. Die Sizilianer sind da eher pragmatisch, schliesslich haben sie schon die Mafia überlebt und besiegt. Eigentlich merkt man nichts von diesem Virus, in einem grossen Einkaufscenter werden die Kassiererinnen gezwungen, eine Mundmaske zu tragen. Allerdings merkt man ihnen an, dass sie nicht dahinterstehen und ziemlich leger damit umgehen. Vor dem Antritt der Fährfahrt mussten wir einen Zettel ausfüllen, wo wir bestätigen mussten, dass wir kein Fieber und keine Krankheitssymptome aufweisen, die auf diesen Virus schliessen könnten. An einigen Orten wird auf Hygiene hingewiesen, Hände waschen etc. Ansonsten merkt man eigentlich nichts. Obwohl einige Einheimische meinen, dass viele Campingplätze und Restaurant nun verspätet öffnen, da sowiso zu wenige Touristen auf der Insel seien. In den letzten Jahren hätten um diese Zeit schon mehr Betriebe die Saison gestartet.

Update: 8.3.  12:00 Uhr
Alle Sehenswürdigkeiten haben nun ab sofort geschlossen. Wir können weder alte Tempel noch sonstige Museen besuchen. 

Stell- und Campingplätze

Es haben noch nicht viele geöffnet, auch wenn die Webseiten etwas anderes suggerieren. Will man sicher sein, sollte man vorher anrufen. Allerdings ist es problemlos möglich, frei zu stehen. Selten hatten wir so viele Möglichkeiten gefunden, direkt am Meer zu stehen. Die Sizilianer stört dies in der Nebensaison überhaupt nicht.

Restaurants

Ich schätze mal, dass mindestens 80% momentan noch geschlossen sind. Es ist also gar nicht so einfach, irgend etwas zu finden, wo man gut essen kann.

Abfall

Sizilien ist zum grossen Teil nicht schmutziger wie der Rest von Italien. Wir finden sogar, es ist sauberer wie in Griechenland auf dem Festland. Man muss sich also nicht wirklich fürchten, dass man im Abfall versinkt. Allerdings gibt es Strecken, die sind krass schlimm. Da werden Müllsäcke haufenweise deponiert, es stinkt und sieht scheusslich aus. Zum Teil sehen da ganze Haltebuchten wie eine Müllhalde aus. Absolut unwürdig für ein Westeuropäisches Land. Aber eben, das sind gewisse Strecken eher auf den kleineren Strassen ausserhalb grösserer Ortschaften, aber zum Glück nicht der Normalfall. Krass war bisher die Strecke von Monreale ausserhalb Palermos über die Berge nach Patiniccio, einfach nur ecklig.

Ver- und Entsorgung

Zum Glück haben wir ein Trenn-WC, mit der normalen WC-Kassette hätten wir bisher Mühe gehabt, den Inhalt richtig zu entsorgen. Es sind eben noch nicht viele Campingplätze offen. Der Haushaltsmüll ist weniger ein Problem, auf den leeren Parkplätzen vor Sehenswürdigkeiten hat es meist Müllcontainer oder Papierkörbe, wo man seinen Müll nicht gerade sackweise entsorgen kann. Auch haben wir schon einige Müllabfuhrcamions gesehen, die auf ihrer Tour waren und wir ihnen dann einen Sack mitgaben. Wasser füllen war bisher auch kein Problem, es gibt Brunnen/Quellen, wo die Einheimischen ihre Wasserflaschen füllen, da haben wir auch schon unseren Wassertank wieder aufgefüllt. Auf dem gratis Landkarten-App Maps.me z.B. sind diese Trinkwasserstellen blau markiert.

Sehenswürdigkeiten

Griechische Tempel und Kirchen machen bisher anzahlmässig am meisten her, aber wir finden, es ist alles sehr schön herausgeputzt und bisher lohnt es sich meistens. Dazu werden wir aber mehr sagen können, wenn wir wieder zu Hause sind und schon mehr gesehen haben.

Verkehr

Der Verkehr läuft ausserhalb der grossen Städte recht gesittet ab. Die Geschwindigkeiten sollte man grossenteils einhalten, sahen wir bisher doch schon zwei mobile Radarfallen auf 50 km/h Strecken ausserhalb von Ortschaften. Also besser nur 10km/h zu schnell fahren wie dauernd 30. Es gibt Strassen, die ziemlich gut sind und andere. Schachtdeckel sind eher 5cm tiefer als der Rest des Asphalts, aber das ist fast normal.

So, und nun geht es weiter in den Süden


Corona-Virus legt uns lahm 8.3.2020

Ab sofort sind auf Sizilien allen Sehenswürdigkeiten geschlossen

Anita am Shoppen

Das ist nun etwas blöd. Heute konnten wir weder das Tal der Tempel noch die Mosaike der Villa Romana besuchen, alles ist wegen des Virus geschlossen. Jetzt sind alternativen gefragt, oder ein Strand mit Liegestuhl...

Update folgt.

Planänderung wegen Corona-Virus 8.3.2020

Nun sind wir tatsächlich wegen des Virus zu einer Planänderung gezwungen und können nicht alles besichtigen.

Heute ist Sonntag, darum geniessen wir die Sonne vor der Abfahrt etwas länger wie üblich. Wir lassen uns nicht stressen, aber schliesslich wollen wir noch das Tal der Tempel in Agrigento besuchen. Es soll ein Muss sein, wenn man schon mal hier ist. Allerdings war ich schon 1994 hier und fuhr die Rad-WM, allerdings endete die für uns Schweizer im totalen Fiasko, keine einzige Medaillen gewannen wir, und Augen für Tempel hatte ich dazumal auch nicht, also höchste Zeit, das nachzuholen.

Richtung Landesinnere

Auf dem Parkplatz leuchtet die Tafel in grosser grüner Schrift «libre» aber sofort kommt ein Sizilianer hergestürmt und sagt uns, dass der Parkplatz geschlossen ist. Also zurück und irgendwo im Gedränge ein Parkplatz finden. Mit unserem grossen Womo gar nicht so einfach bis wir dann das Gefühl haben «wir haben nun schon so viele Tempel und alte Steine gesehen, dass wir das eigentlich nicht nochmals brauchen» und fahren dann weiter durch die Stadt auf dem Berg. Schon wieder sehe ich die Tempel hier nur beim Durchfahren.

auch hier angebrannt, geschlossen

Durch das hügelige Inland fahren wir auf guten Strassen Richtung Enna und dann auf schmaleren Wegen nach Piazza Armerina, wir wollen dort die berühmten Mosaike in der Villa Romana bestaunen. Die ersten Abbildungen von Frauen in Bikini, allerdings waren dies Sport- und keine Badekleider. Der Parkplatz auch hier sehr gross und leer, sogar ein Bereich für Camper gibt es. Also schön parkieren und zu Fuss zum Eingang schlendern. Auch hier wird uns die Eingangstüre vor der Nase zugeschlagen und der Eingangswärter sagt «Scusa, chuidi, virus». Auf einem Zettel lesen wir dann, dass alle Museen, Archelogischen Städten etc. wegen des Carona-Viruses ab sofort geschlossen sind. Schöner Mist! Als ob das in den weitläufigen Anlagen ohne Touristen etwas nützen würde.

zurück Richtung Meer

Aber egal, wir können nichts ändern und beraten, was wir machen könnten. Einzige Idee: zurück zum Meer fahren, Liegestühle hervornehmen und chillen. Also fahren wir 70km zurück zur Küste und landen dann auf einem Campingplatz wo es viele Überwinterer hat. Wir richten es uns gemütlich ein und machen einen ausgedehnten Spaziergang auf dem Sandstrand, geniessen den blutroten Sonnenuntergang und sind doch zufrieden. Die Fahrt durch das grüne Sizilien heute, mit blühenden Mandelbäumen hat uns gut gefallen. Nichts zu meckern, ausser dass hier im Süden der Müll auf in den Ausstellbuchten schon ziemlich zunahm. Heute Morgen vor der Abfahrt veröffentlichte ich noch einen Blogbeitrag mit Inhalt «keine Coronapanik auf Sizilien und fast kein Müll». Da habe ich doch nicht wirklich ins Schwarze getroffen. Allerdings muss ich auch sagen, dass ausserhalb dieser Parkbuchten entlang der Strassen der Müll nicht wirklich schlimm ist, einfach bei diesen Parkbuchten, die als Mülllagerungsstätten missbraucht werden, nicht hinschauen….

Der Abend entschädigt uns


Übernachtung

Punta Braccetto - Baia Dei Coralli***
Camping

keine Meersicht

Koordinaten: 36.81528,14.467681
N 36° 48' 55"  E 14° 28' 3.7"
letzter Besuch: 7.2020

Ragusa bei Night 9.3.2020

Heut haben wir einige Kilometer zu Fuss gemacht

wer findet unser Knutschi?

Als wir morgens bei wolkenlosem Himmel erwachen, ist für uns das heutige Programm klar: wir werden etwas am Meer spazieren, dann Ragusa anschauen und abends an den Hafen von Pozzallo fahren und dort die abendliche Fähre nach Malta nehmen. Dort etwa drei Tage verbringen, dann zurück nach Sizilien und auf den Ätna und nachher auf die Fähre zurück nach Livorno fahren. Allerdings treffen wir dann Angela und Luis, eifrige Leser unseres Blogs und Überwinterer in Sizilien. Sie schwärmen uns vor, was man in der Gegend noch alles besichtigen kann, geben uns einen Haufen Tipps und wir kommen von Malta ab, wenn es hier ja noch so viel zu sehen gibt.

unser Einkauf

Nach dem längeren Gespräch kaufen wir beim Bauern noch frische Früchte und eine 2l-Petflasche einheimischen Rotwein, bezahlen für alles insgesamt 5€ und machen uns danach auf einen Strandspaziergang. Daraus wird dann ein längerer Marsch auch durch die Pineta, denn wir treffen unterwegs wieder Angela und Luis und verquatschen uns schon wieder. Dann endlich um 15 Uhr verlassen wir frisch Ver- und Entsorgt unseren Campingplatz und fahren direkt auf dem kürzesten, schmalsten und schlaglöchrigen Weg nach Donnafugata, einem schönen Schloss im Hinterland, mit dem Ziel, dort zu übernachten und die gute Pizzeria zu besuchen. An Angela und Luis: das Schloss macht ja wirklich einen tollen Eindruck und wäre sicher ganz schön, wenn nicht gerade Corona-Zeit und das Schloss geschlossen wäre, die Rinder durch den Schlossplatz ziehen, die Pizzeria nun auch geschlossen hätte und alles etwas aufgeräumt wäre. Aber da wir heute endlich unbedingt eine Pizzeria brauchen, fahren wir weiter nach Ragusa (und Malta rückt wieder in den Fokus).

Donnafugata

Auf dem kleinen Parkplatz in der Kurve bei Ragusa Ibla parkieren wir (beim grösseren ist Wohnmobilverbot). Ein Einheimischer macht an seinem dort parkierten Womo grad einen Ölwechsel und ich frage ihn nach einer guten Pizzeria. Er gibt uns einen Tipp, allerdings müssten wir nach Ragusa selber und nicht im alten Stadtteil bleiben, denn dort hätte alles geschlossen.

Ragusa

Anita und ich marschieren also los, zuerst steil hoch, dann finden wir eine Treppe, die allerdings älter aussieht, wie die Treppen der Griechenbei den alten Tempeln. Aber wahrscheinlich sieht sie so aus, weil sie nicht gepflegt und schon fast total überwachsen ist und nicht, weil sie schon 2000 Jahre alt ist. Aber es macht doch irgendwie Spass und als wir weiter durch die alten Gassen immer den Berg hoch spazieren, fängt es uns in Ragusa an gefallen. Nur eine Pizzeria taucht nirgends auf. Als wir dann schon eine Stunde unterwegs sind, finden wir den Tipp des Einheimischen, allerdings musste er wohl sparen, es ist ein Pizza-Take-Awaystand, nicht gerade das, was wir suchten. Also laufen wir kreuz und Quer, an alten Kirchen vorbei weiter den Berg hoch, dann wieder runter, eine Pizzeria die offen ist, finden wir echt keine. Und dann, ganz am Schluss per Zufall und doch fast im Zentrum der langen und schönen Fussgängerzone (sicher fast 200m lang) finden wir das Ristorante Orfeo (Via Sant Anna 117) und es ist wirklich ein Glücksgriff. Die Bruschette als Vorspeise und die Pizza danach sind sensationell. Aber es ist etwas ungewohnt, dass Anita und ich nicht gegenüber sitzen dürfen. Wegen des Virus dürfen auch hier im Herzen von Sizilien in den Restaurants nur noch zwei Personen an einem 4er-Tisch sitzen, und auch nur schräg gegenüber. Da wird hier keine Ausnahme gemacht, der Capo achtet penibel darauf! Jedes Restaurant verliert so 50% seiner Sitzkapazität und die meisten haben jetzt auch geschlossen, weil keine neuen Touristen mehr ankommen.

man achte auf die Gedecke

Das gibt uns schon etwas zu denken und wir beschliessen im Restaurant, nicht mehr nach Malta zu verschiffen. Die Gefahr besteht, dass man dann plötzlich auch nicht mehr als Tourist nach Sizilien einreisen darf und wir dann auf Malta hängen blieben. Die Lage hier hat sich in den letzten 48 Stunden schon krass geändert.

Wir werden bis nächsten Samstag, wenn unsere gebuchte Fähre (hoffentlich fährt die dann noch) zurück nach Livorno führt, auch keine grossen Campingplätze mehr anfahren. Auch dort besteht die Gefahr, dass bei einem Coronafall der Campingplatz unter Quarantäne gestellt wird. Also besser irgendwo alleine und frei stehen…

Aber wir haben gute Laune, geniessen jede Minute und freuen uns, diese Insel bereisen zu dürfen.


Übernachtung

Ragusa - Ibla**
Parkplatz

auf dem grösseren Parkplatz ist Womoverbot

Koordinaten: 36.92419,14.736252
N 36° 55' 27.1"  E 14° 44' 10.5"
letzter Besuch: 3.2020

In freiwilliger Quarantäne 10.3.2020

Auf dem Ätna verschaffen wir uns einen Überblick

nur ein Nebenkrater beim Parkplatz

Tatsächlich ist ab heute Morgen ganz Italien zur Sperrzone erklärt worden. Wir haben diesen Schritt vermutet, aber nicht ganz so schnell. Was für ein Glück, dass wir gestern Abend nicht noch nach Malta verschifft haben. Sonst wären wir jetzt auf dieser Insel und könnten nicht mehr nach Italien einreisen und nach Hause fahren. Momentan sind offiziell alle Reisen zum Vergnügen in Italien eigentlich verboten. Man darf nur noch für medizinische Notfälle, zur Arbeit und um nach Hause zu gehen, reisen. Wie gut, befinden wir uns auf dem Heimweg… Man müsste nun ein Formular vom Internet runterladen, es ausfüllen von wo bis wo man reist und dieses Formular bei einer Polizeikontrolle vorweisen können. Wir haben aber keinen Drucker mit und können darum dieses Formular auch nicht ausdrucken, zudem merkten wir heute während dem Fahren absolut keine Restriktionen oder gar Polizeikontrollen. Momentan noch alles ganz easy.

Trotzdem haben wir ein etwas mulmiges Gefühl, wenn man so plötzlich in einer Sperrzone ist. Und wenn man dann bedenkt, dass die medizinische Vorsorge hier auf Sizilien (wir haben gestern das Spital von Ragusa gesehen) nicht 1A ist, kommt man ins Überlegen. Direkt auf dem Landweg nach Hause oder bis Samstag ausharren und die gebuchte Fähre nehmen? Wir diskutieren heute Morgen, was wir nun machen und entschliessen uns, auf den Ätna zu fahren und uns von oben einen Überblick über unsere Situation zu verschaffen. Da oben wird es auch nicht viele Menschen haben und so sind wir doch da oben sicher.

Ragusa

Wir haben etwas Mühe, die richtige Richtung raus aus Ragusa zu finden, machen darum fast eine Runde rund um die gesamte Stadt, die uns aber ganz schöne Aussichten beschert. Dann tanken wir auch unser Knutschi randvoll mit Diesel, denn man weiss ja nie, wenn plötzlich auch noch Tankstellen geschlossen werden. Dann endlich finden wir den richtigen Weg nach Catania und fahren durch die berühmten Orangenplantagen. Hier wachsen die speziell guten Blutorangen, dank dem warmen Meerwind und den kalten Fallwinden vom Ätna. Ist ja klar, dass wir uns bei einem Bauern gleich unseren Notvorrat aufstocken, damit wir mit Vitamin C gegen alles gewappnet sind.

Notvorrat

Die Strasse beginnt zu steigen, von 0m auf fast 2000m.ü.M. Zuerst noch üppiger Bewuchs, dann wird die Erde zu Stein und immer schwärzer. Wir durchkreuzen riesige, alte Lavafelder und sind einmal mehr beeindruckt. Überall stoppen wir kurz und machen Fotos, denn wir sind praktisch alleine unterwegs.

Etwas Überrascht sind wir dann beim Rifugio Sapienza, unserem heutigen Ziel. Der grosse Parkplatz ist zwar leer, aber einige Restaurants haben sogar geöffnet, die Gondelbahn fährt auch noch bis zur Endstation auf 2500m und im Kassahäuschen des Parkplatzes sitzt auch jemand. Wir bezahlen die 12€ für einen Camper und richten uns ein.

Fotostopp

Lange halten wir es aber nicht wirklich aus, denn sobald einige Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke dringen, stürmen wir nach draussen und erkunden die Gegend. Es sieht wirklich toll aus, auch wenn es auf den Fotos ein klein wenig besser aussieht, wie in Wirklichkeit (einfach den richtigen Fotoausschnitt wählen).

Hier oben erfahren wir auch, dass der Ätna nach einer Meldung von gestern wieder aktiv ist und etwas grollt und rauch speit. Aber leider merken wir hier auf dem Parkplatz nichts davon. Auch ein Besuch auf die Spitze des 3300m hohen Ätna geht momentan leider nicht. Es ist für einmal die Zwischensaison schuld und nicht ein Virus.

Jetzt ziehen Wolkenschwaden (oder ist es Rauch?) vorbei und wir haben keine freie Sicht zur Spitze. Morgen soll aber wieder Sonnenschein sein und da wäre es ja toll, wenn wir die Spitze sehen, wo Rauch und Lava rauspritzt und die Lava dann hinter unserem Wohnmobil den Hang hinunter fliesst. Wir uns noch knapp Retten und mit brennenden Reifen in Sicherheit fahren könnten und alles von Anita fotografiert würde…

der schönste Tourist

Hier oben ist es momentan sehr friedlich, auch wenn wir vorhin grad noch einen polnischen Kuschelcamper als Nachbar erhielten. Ganz alleine sind wir also nicht unterwegs.

Wir entscheiden uns stand jetzt, auf unsere Fähre vom Samstag zu warten und so planmässig und nicht früher nach Hause zu fahren.

Ach ja, hier oben hat man wohl Netz zum Telefonieren, aber kein Netz für Internet. Zum Glück haben wir noch unsere Sat-Schüssel, die den heutigen Blogeintrag rettet.


Übernachtung

Ätna - Rifugio Sapienza***
frei Koordinaten: 37.69910,15.001852
N 37° 41' 56.8"  E 15° 0' 6.7"
letzter Besuch: 3.2020

Glückskinder 11.3.2020

Ein toller Ausflug auf den Ätna und gespenstisches Einkaufen

näher ran ist verboten

Der erste frühe Blick aus dem Fenster zeigt uns wolkenlosen Himmel an, nur Richtung Ätna sehen wir ein paar weisse Wolken emporsteigen. Nachdem ich diese Wolken einige Minuten beobachte, komme ich zum Schluss, dass dies eine Rauchschwade vom Gipfelkrater sein muss. Ich breche in Hektik aus, ziehe mich schnell an, erteile Befehle betreffend Aufgabenteilung: ich gehe fotografieren, Anita soll die Küche von gestern aufräumen und schon bin ich weg. Der Gipfelkrater ist vom Parkplatz knapp nicht einsehbar, aber die ausstossenden Rauchschwaden schon. Und dann hört man das Grollen und Donnern des Ätnas. Ich bin total fasziniert, laufe einige hundert Meter, um einen besseren Blick zu bekommen. Aber irgendwie nix zu machen. Ich knipse wild drauflos, und immer nach einem heftigen Donner steigen etwa 30 Sekunden später besonders grosse Rauchwolken zum Berg hinaus.

Ich muss da rauf! Also gehe ich zur Gondelbahn und frage dort nach, ab sie heute fährt. Erste Bergfahrt sei zwischen 9 und 9:30 Uhr bekomme ich zur Auskunft. Ich bin schon mal happy, dass wir da rauf können und gehe zum Womo. Aber welch eine Enttäuschung: Anita ist immer noch nicht fertig mit dem Abwasch, also helfe ich ihr nun doch noch. Danach ziehen wir uns warm an, wechseln die Batterien der Fotoapparate und marschieren zur Gondelbahn. Natürlich kommen wir etwas vor 9 Uhr dort an, so dass wir gar nix verpassen. Ich löse für zwei Personen und werde dann gefragt, ob wir oben noch weiter hinauf wollen. KLAR, wollen wir!!! Ich kriege fast ein Herzinfarkt, dass man heute wirklich noch weiter rauf kann, wie nur zur Bergstation. Der Preis für zwei Personen ist mit 136€ zwar ziemlich happig, aber ich hätte da noch mehr gezahlt. Wann kriegt man in Italien in Zeiten des Corona-Viruses schon die Gelegenheit, so etwas total ausserhalb der Saison zu erleben?

unser Transportfahrzeug

Mit der Gondel geht es auf 2500m hoch, da oben hat es sogar ein Restaurant, das auch geöffnet hat (aber wieder nur zwei Personen an einem Vierertisch). Draussen sieht man dann wieder nur knapp den Gipfelkrater, aber der Rauch und das Grollen ist natürlich viel besser hörbar. Wir müssen dann noch eine halbe Stunde in der eisigen Kälte warten, bis von unten ein Geländepersonentransporter ankommt. Wir sind nun etwas 15 Personen, die heute auf der einzig durchgeführten Fahrt dabei sein dürfen.

Es geht mit diesem Fahrzeug auf einer ruckeligen Fahrt zwischen schwarzen Steinen auf etwas mehr wie 2900m hoch. Dort erwartet uns ein Guide und führt unsere Gruppe an einen Krater vom grossen Ausbruch von 2001. Wir marschieren durch rote, gefallene Asche vom vorgestrigen Ausbruch bis an diesen Kraterrand hoch. Der Guide gibt uns auf französisch und englisch immer wieder super Erklärungen ab. Hinten raucht und grollt der Ätna und in der Nase riecht man den Geruch von Schwefel.

Es ist hier auf 3000m bitterkalt, schätzungsweise etwa -8 Grad. Der Guide bemerkt, dass wir alle kalte Hände haben, scharrt mit seinen Bergschuhen ein Loch von 20cm und nimmt eine handvoll Vulkanablagerung aus dem Loch. Diese kleinen, schwarzen, kantigen Steine haben rund 28 Grad und sind richtig schön warm. Anita nimmt gleich mal drei oder vier Hände voll. Man glaubt es kaum, diese Steine sind immer noch am Abkühlen vom Ausbruch 2001 ( ja richtig, die kühlen seit 19 Jahren langsam ab) und darum so schön warm. Es ist echt cool, dass wir diesen Ausflug im Winter machen konnten, denn im Sommer bemerkt man diese warmen Steine nicht mal.

warme Hände

Ich könnte nun noch Seite um Seite füllen, dieser Ausflug war wirklich sehr interessant und das werden wir unser Leben nicht mehr vergessen. Der Guide erklärt uns noch, dass man auch geführte Wanderungen bis an den Zentralkrater (5Std) machen kann, aber momentan ist zu viele vulkanische Aktivitäten und der gesamte Gipfelbereich ist für Besucher gesperrt.

Um 13 Uhr sind wir dann wieder bei unserem Knutschi, der blaue Himmel ist schon lange vorbei, es zog wieder Nebel auf. Die Gondelbahn wurde abgestellt und für die Besucher war wieder beim Parkplatz Endstation. Wir hatten also mehr einmal riesiges Glück.

Der Corona-Virus ist für uns nun wieder in weiter ferne und kein Gedanke mehr an eine Heimreise. Wir fahren den Ätna runter, Richtung Taormina und Messina. Die Gegend ist superschön, das Wetter auch wieder besser. Auf der Autobahn ist unser Blick meistens auf das Meer gerichtet, aber auch ein Blick in die Berge lohnt sich. Auf jedem steilen Berg gibt es oben ein kleines Städtchen. Diese Gegend muss bestimmt auch sehr interessant sein.

irgendwo bei Taormina

An einer LPG-Tankstelle füllen wir unser Gas und als wir dann durch Messina mit Blick auf das italienische Festland werfen, sind wir einfach nur glücklich. Wir wollen nach Milazzo und dort auf unsere Fährfahrt warten. Da ja sonst fast alles geschlossen hat und wir nicht mehr gross etwas besichtigen können, wollen wir einfach noch das Meer geniessen.

Einkaufen in einer Sperrzone

Wir müssen unsere Vorräte aber noch auffüllen, da die Restaurants alle ab 18 Uhr geschlossen sein müssen. Wir finden ein kleines Einkaufszentrum mit grossem Parkplatz, perfekt für uns.

Wir schnappen uns draussen einen Einkaufswagen und laufen zum Eingang. Dort werden alle fünf Minuten drei Parteien ins Einkaufszentrum gelassen, aber erst nach dem Desinfizieren der Hände. Wir sind die einzigen in der kleinen Warteschlange, die keine Mundmasken aufhaben. Es kommt uns vor wie in einem Katastrophenfilm. Im Einkaufszentrum natürlich sehr wenige Leute und wenn uns jemand entgegenkommt, weicht der schnell in einen anderen Gang aus. Wir kommen uns vor wie Aussätzige, können aber so ihn Ruhe und ohne Gedränge einkaufen. Die Einkassiererin trägt natürlich auch eine Mundmaske und desinfiziert nach jedem Kunde die Hände. Keiner drängt sich vor, alle halten schön Abstand, eigentlich könnte es ja immer so sein…

Danach fahren wir an die sehr lange Strandpromenade von Milazzo, steuern unser Knutschi auf den Kiesstrand und parkieren so, dass wir perfekten Ausblick auf das Meer und den folgenden Sonnenuntergang haben. Vor uns die Liparischen Inseln mitten im Meer und kein Wölkchen mehr am Himmel.

Wie kann das Leben schön sein. Und wir müssen noch bis Samstag in diesem Sizilien aushalten, wie überleben wir das nur?


Übernachtung

Milazzo - Lungomare***
frei Koordinaten: 38.20433,15.225926
N 38° 12' 15.6"  E 15° 13' 33.3"
letzter Besuch: 3.2020

Fertig lustig 12.3.2020

Wir haben heute eine Odyssee hinter uns

Es wird hier in Italien von Tag zu Tag härter durchgegriffen. Mit dem Womo wird man auf Campingplätze vertrieben und darf diese nicht mehr verlassen, beim Freistehen ist fertig mit vor dem Womo sitzen. Aber das wissen wir alles noch nicht, als wir morgens am Strand erwachen. Die Nacht war nicht ganz so ruhig, die 50m entfernte Strasse dem Meer entlang war ziemlich häufig befahren und kreierte so einen ziemlichen Lärm. Auch das gestrige Einkaufen im Supermarkt hinterlässt bei uns grössere Spuren, als wir noch gestern gedacht haben. Es gibt einem schon zu denken, wenn man als einzige ohne Mundmasken unterwegs ist. Darum diskutieren Anita und ich heute Morgen etwas länger, was wir heute machen sollen. Die Restaurants sind geschlossen, die Sehenswürdigkeiten sowiso. Eigentlich wollten wir Tindari besuchen mit einer tollen Aussicht übers Meer und die Liparischen Inseln, danach weiterfahren Richtung Cefalu und dieses schöne Städtchen besuchen. Tindari ist geschlossen, in Cefalu nix offen und alle laufen mit Mundmaske rum. Irgendwie auch nicht das, was wir gerade suchen. So entschliessen wir, die gesamte Nordostküste an Palermo vorbei zu fahren bis an den Spitz von San Vito lo Capo und dort am sehr schönen Freistehplatz das schöne Wetter geniessen und warten bis Samstag ist, bis wir dann auf die Fähre nach Hause können. Die gesamte Strecke ist aber fast 300km lang, aber dann geniessen wir eben die Fahrt.

Tindari

Auf der Autobahn ist nix, aber gar nix los, sehr selten mal ein Lastwagen. Die Gegend und die Meersicht ist wunderschön, wir müssen unbedingt mal hierher zurückkehren, wenn das Reisen wieder angenehmer ist. Rund um Palermo gibt es etwas mehr Automobile, aber vom sonstigen Chaos sind wir weit entfernt.

Und dann, um 16 Uhr kommen wir in der Baia Margarita an, 22 Grad, windstill, und direkt am Meer. Es ist wunderschön hier, wir nehmen unsere Stühle hervor, ziehen kurze Hosen an und beginnen, es so richtig zu geniessen. Die nächsten zwei Tage liesse sich so gut leben, wenn...

es wäre so schön gewesen

Etwa 10 Minuten später kommt ein anderer Schweizer Womofahrer zu Fuss zu uns und sagt uns, dass wir wohl besser die Stühle wieder einpacken. Auch hier übernachten liegt nicht mehr drin. Heute fuhr schon zweimal die Polizei vorbei und alle Stühle mussten Null-Komma-Nichts eingepackt werden, jeder Camper musste ein Formular ausfüllen, auf welchen Campingplatz er diese Nacht übernachte und wann die Fähre nach Hause ging. Bis zu diesem Zeitpunkt darf der angegebene Campingplatz nicht mehr verlassen werden. So viele Campingplätze haben im Moment hier gar nicht offen, als dass man sich einfach einen ganz schönen aussuchen könnte. Wir beraten mit dem Gast, was wir alles machen könnten, sie würden zurück nach Palermo fahren und dann eine Fähre nach Genua buchen. Ein Italiener wurde in seinem Wohnmobil fast verhaftet, da er nicht aus der Gegend ist und ein Reisverbot in Italien herrscht.

sogar die Schuhe passen zum Meer

Und wir haben keine Lust, dass wir von der Polizei registriert werden und es ist wohl klar, dass wenn sie heute schon zweimal da waren auch Abends ein drittes Mal kontrollieren werden. Aber anscheinend wird regional unterschiedlich kontrolliert, denn an unserem gestrigen Standplatz fuhr ein Polizeiauto ganz easy an uns vorbei, ohne irgendwelchen Klaumauk zu machen. Also entschliessen wir uns, von diesem schönen Platz weg zu sein, bevor die nächste Kontrolle kommt. 

Der erste anvisiert Campingplatz hat geschlossen, der zweite auch, der Stellplatz bei Castellamare del Golfo ist ziemlich voll, also was machen? Etwas weiter unten sehen wir einen grossen, leeren Parkplatz direkt am Sandstrand, es hat auch keine Verbotsschilder. Also parken wir unser Knutschi mit Sicht auf das Meer und hoffen, dass die Carabinieri von Castellamare del Golfo etwas weniger rigoros sind, wie die von San Capo lo Vito. Wo sollen wir denn sonst auf unsere Fähre warten?

Anita kocht und wir verhalten uns möglichst unauffällig, ohne irgendwelche Stühle oder Campingverhalten vor dem Womo.

Jetzt joggen grad noch zwei Einheimische mit Mundmasken am Strand entlang...

Bizarre Situationen 13.3.2020

Eine normale Womoreise ist nun definitiv nicht mehr möglich

menschenleer

Zuerst einmal: wir brauchen kein Mitleid, uns geht es sehr gut, liegen an der Sonne und geniessen unsere letzten Tage in vollen Zügen. Wir haben keinen Grund zur Klage und wir wissen selber, dass wir freiwillig hier in Sizilien sind und auch zu Hause hätten bleiben können.

Aber es ist nun nicht mehr eine normale Wohnmobilreise, wie wir es gewohnt sind. Einfach von A nach B zu reisen ist nun wirklich nicht mehr möglich. Heute Morgen um 8 Uhr begann die Polizei auf unserem Strandparkplatz Kontrollen zu machen. Alle stehenden Fahrzeuge interessierte sie nicht, so auch unser Womo. Aber jedes heranfahrende Auto wurde kontrolliert, ob es das «Selbstdeklarationsblatt» ausgefüllt hat. Darauf muss jeder seine genaue Adresse einschreiben, inklusive Passnr. und der Grund der Autofahrt. Es gibt gemäss diesem Blatt genau vier Gründe: Arbeitsweg, Gesundheit, Heimkehr und «aussergewöhnliche Situationen». Auf dem Strandparkplatz durften keine Leute mehr parkieren, da dieser Parkplatz keiner diesen Gründen entsprach. Ausser einer Ausnahme: alle mit Hunden durften parkieren und ihre Vierbeiner Auslauf gewähren.

Nachdem wir diesem Treiben eine Zeitlang zugeschaut haben, bin ich dann zu diesen Polizisten, die mir sofort klar zu verstehen gaben, dass ich mindestens 2m Abstand halten musste. Danach klärten sie mich freundlich auf. Da wir schon hier parken und uns nicht mehr bewegen, dürften wir da bleiben, aber wenn wir wegfahren, müssen wir dieses ausgefüllte Blatt haben. Das von dem Blatt wusste ich, aber wir haben keinen Drucker im Womo und darum kein Blatt. Die Polizisten hätten auch keines, ich solle in den nächsten Tabacci, dort bekomme man solche Formulare.

hier holten wir unsere Reisegenehmigung

Die Ausgangssperre wird also auch hier auf Sizilien durchgezogen, wenn man aber den langen, menschenleeren Sandstrand sieht, wäre hier ja wirklich keine Gefahr, um andere oder sich selber anzustecken.

Wir schnappen uns dann unsere Fahrräder und radeln durch leere Strassen ins Dorf von Castellamare del Golfo und finden oberhalb des Zentralplatzes endlich ein Tabacci, der offen hat. Dort erhalten wir sofort dieses Formular. Danach suchen wir noch eine Apotheke, um zu schauen, ob sie hier noch Mundmasken haben. Wäre vielleicht doch nicht schlecht auf der Fähre. Aber überall sind sie ausverkauft, steht jeweils schon im Schaufenster angeschrieben. Die Leute müssen vor der Apotheke warten und es wird nur immer einer Person den Zutritt gewährt.

Steine sammeln

Auf der Rückfahrt fahren wir noch etwas durch das Städtchen, allerdings wird man von den wenigen Menschen, denen wir begegnen, wie Aussätzige angeschaut. Darum brechen wir dann ab und fahren auf direktem Weg wieder zu unserem Womo.

Mit gutem Gewissen an den Strand liegen, währenddem alle Einheimischen zu Hause bleiben müssen, finden wir dann doch etwas paradox und fahren mit unserem Womo wenige Kilometer zu einem offenen Stellplatz weiter. Auch hier: die Anmeldung verläuft mit einem Abstand von mindestens drei Metern, aber wir haben unser Knutschi an der Sonne mit Meerblick von oben. Nur ein anderer Corona-Flüchtling aus Norditalien ist auch noch hier und bewegt sein Womo keinen Meter mehr. Wenn er in eine der Polizeikontrollen käme, dürfte er nur noch nach Hause fahren.

verdammt zum nichtstun

Auf der Hauptstrasse unter dem Stellplatz fahren ein paar wenige Camions, noch weniger Busse und etwa alle 20 Minuten mindestens ein Polizeiauto durch.

Wir werden nun also bis morgen Abend auf diesem Stellplatz verbringen, die Sonne geniessen, schön braun werden und fein kochen. Danach dürfen wir nur noch direkt an den Hafen von Palermo fahren, dort auf die Fähre und in direktem Weg nach Hause in die Schweiz.

Zur Beruhigung: die Fähre fährt, die Bestätigung haben wir bekommen, allerdings müssen wir wieder ein anderes Blatt ausfüllen, dass wir uns nicht krank fühlen. Auch falls die Grenzen zur Schweiz heute Nachmittag geschlossen werden, dürfen wir als Schweizer Bürger einreisen und nach Hause fahren.

Ach ja, da Anita im Gesundheitswesen arbeitet, haben wir schon einen Termin, wo sie sich direkt nach unserer Rückkehr auf den Corona-Virus testen lassen kann, ich selber bin kein Risikopatient, also werde ich nicht getestet. Entweder haben wir beide den Virus oder keiner von uns, krank fühlen wir uns nicht.

Von daher, uns geht es gut und Mitleid wäre überflüssig.

Ausblick von der Strasse


Übernachtung

Castellamare del Golfo - Play Time***
Stellplatz

super Meersicht, aber die Strasse verläuft nicht sichtbar unter dem Platz vorbei

Koordinaten: 38.02518,12.890258
N 38° 1' 30.7"  E 12° 53' 24.9"
letzter Besuch: 3.2020

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