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Grotte Bue Marino Sardinien 2017
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Reisebericht

Spagehetti 14.3.2020

Unsere Essensmenu im Süden

In Italien isst man gut. Das ist ja schon länger bekannt und entspricht der Wahrheit. Mit dieser Einstellung haben wir auch diese Reise nach Sizilien gestartet, ohne zu wissen, dass wir viel mehr in unserem Womo selber kochen werden, wie auswärts Essen gehen. Aber da wir flexibel sind, können wir uns natürlich super schnell anpassen.

Erster Abend in Lucca, wo der Stellplatz etwas abseits ist, haben wir selber gekocht: feine Tomatenspaghetti. Erster Abend auf Sizilien selber gekochte Spaghetti Bolognese, zweiter Abend mit Marc eine Pizza. Danach hatten wir einen kleinen Rückfall, Bratkartoffeln und Schweinsfilet, selber gekocht im Womo. Weiter ging es mit selber gemachten Tomaten- und Gemüsespagehtti, dann in Ragusa wieder Mal auswärts eine Pizza und dann wurden die Restaurants geschlossen, also wieder selber kochen: Carbonara-, Bolognese- und Gorgonzolaspaghetti in dieser Reihe. Und dreimal dürft ihr raten, was es heute vor der Abfahrt der Fähre gibt: richtig, Spaghetti! Unser Menuplan auf dieser Sizilienrundreise: Spaghetti – Spaghetti – Pizza – Filet - Spaghetti – Spaghetti – Pizza – Spaghetti – Spaghetti – Spaghetti.

Wer noch nie in Italien war, kann sich so einen Menuplan nur schlecht vorstellen, ich als ehemaliger Radprofi in italienischen Teams, wo wir sogar morgens Spaghetti zum Frühstück gefuttert haben, das normalste der Welt. Und völlig unbegreiflich: uns hängen die Spaghettis noch lange nicht zum Halse heraus!

Es ist einfach etwas anderes, mit italienischem Wasser und italienischer Luft italienische Spaghetti zu kochen und zu essen. Einfach herrlich!

Und nun zur Tagesaktualität: um an der Sonne zu sitzen, ist es fast schon zu warm. Wir haben aktuell etwa 28 Grad und schon einen Sonnenbrand. Also mache ich mich nun an unsere Formulare für die Heimreise. Zum einen müssen wir ein Formular ausfüllen, dass wir gesund sind und uns nicht krank fühlen. Ohne diese ausgefüllten Zettel kommen wir nicht auf die Fähre. Dazu müssen wir noch das Reiseformular ausfüllen, von wo bis wo wir fahren und was der Grund der Reise ist. Ohne dieses werden wir nicht mal bis zum Hafen von Palermo kommen.

Unsere Fähre fährt um Mitternacht in Palermo los, wir müssen also um 21 Uhr am Hafen sein und fahren um 20 Uhr hier los. Danach werden wir bis zur Ankunft am Sonntag Abend kein Internet mehr haben, wenn ihr heute also nichts neues mehr hört, hat alles geklappt und wir sind wieder auf dem Festland. Dann müssen wir uns noch durch die Seuchenregion Italien und über die Grenze zur andern Seuchenregion Schweiz retten. Dann endlich sind wir in Sicherheit.

Wobei, am allersichersten ist man momentan im Wohnmobil, egal wo das gerade steht…


Übernachtung

Castellamare del Golfo - Play Time***
Stellplatz

super Meersicht, aber die Strasse verläuft nicht sichtbar unter dem Platz vorbei

Koordinaten: 38.02518,12.890258
N 38° 1' 30.7"  E 12° 53' 24.9"
letzter Besuch: 3.2020

Sizilianisch einchecken 15.3.2020

So kompliziert wie hier war es noch gar nirgends

wir haben es fast geschafft

Wir fahren früh genug von unserem Stellplatz weg, denn ich will einfach immer etwas Reserve an Zeit haben, wenn wir auf eine Fähre fahren. Zum Glück bin ich so…

Auf den Strassen Richtung Palermo ist nix los, hin und wieder fährt ein Polizeiauto mit Blaulicht an uns vorbei, kontrolliert werden wir aber nicht. Im Dunkeln sind die Wegweiser zum Hafen schon nicht wahnsinnig gut beschriftet, aber ohne grosse Umwege sehen wir die grossen Fähren dort stehen. Nur den Eingang zum Hafengelände zu finden, ist nicht ganz so einfach, aber das schaffen wir dann doch. Bei der ersten Schranke sagen wir, dass wir auf die Grimaldi-Fähre nach Livorno wollen. Der hilfsbereite Schrankenwärter zeigt uns das Schiff und schickt uns geradeaus zur nächsten Schranke. 30m weiter vorne stoppen wir bei der zweiten Schranke und ein Sicherheitsbeamte verlangt unsere Reservation. Er schaut etwas argwöhnisch auf unser Nummernschild, wieder auf die Reservation und wieder auf das Nummernschild. «Targa falsa» sagt er uns (falsche Autonummer) und tatsächlich, auf unserer Reservation hat sich ein Zahlendreher eingeschlichen. Wir sollen wieder rückwärts zur Hauptstrasse und zu Fuss zum Billettschalter der Grimaldi-Line, die sollen uns eine neue Reservation ausstellen. Mist, also Rückwärtsgang, und rechts in einen Parkplatz drängen, Parkticket lösen, Womo abschliessen und jemanden Fragen, wo dieser Schalter ist.

Anita und ich laufen in die Richtung, die uns der Beamte gezeigt hat und laufen, und laufen. Irgendwann kommt der Schalter der Fährline GNV, aber keiner der Grimaldi-Line. Also fragen wir nochmals jemanden mit Mundmaske. Wir waren nahe dran, aber der Ticketschalter ist auf der anderen Strassenseite, schön unscheinbar in einem Container. Noch hat es keine Leute, also können Anita und ich sofort in den Container. Dort werden wir von der freundlichen Angestellten zuerst aufgefordert, unsere Hände zu desinfizieren. Dann können wir ihr das mit der Autonummer und dem Zahlendreher erklären. Kein Problem, zwei Minuten später haben wir die neue Reservierung.

Zurück zum Womo, Parkticket bezahlen (3€) und dann durch die Schranke, die für PW gemacht sind, irgendwie mit rangieren aus dem Parkplatz fahren, wieder vor die erste Schranke. Dort werden wir durchgelassen und wieder zur zweiten Schranke geschickt, dort, wo wir schon einmal standen. Freudestrahlend geben wir diesem Beamten die Reservation mit der richtigen Autonummer ab. Er zeigt uns welches Schiff, aber nicht, wo wir parken und warten können. Lastwagen von rechts, da unsere Fähre entladen, Sattelschlepper von links, da die andere Fähre von GNV gerade beladen wird. Wir irgendwo mittendrin, keine Ahnung wohin, wir wissen nur, wo unser Schiff steht. Nach zwei Runden um den Hafenpier parkiere ich in der Nähe vom Billettschalter und unserem Schiff. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich nun ein Checkin am Schalter machen muss oder im Auto warten soll. Aber wir stehen ganz sicher nicht in der Kolonne nach Livorno… Also raus und zur Sicherheit nochmals an den Billettschalter. Wegen dem Virus müssen die Leute alle draussen warten, ich bin aber nun der Dritte in der Kolonne. Eine Viertelstunde passiert gar nichts und ich werde langsam grummlig. Dann geht es plötzlich schnell und ich kann wieder zur Dame, die ich schon von vorher kenne. Aber wieder zuerst die Hände desinfizieren, Sauberkeit muss sein. Dort am Schalter muss man tatsächlich das Checkin machen. Ich bekomme zwei Zettel, einer fürs Auto, einer für unsere Kabine. Aber erst, als ich nochmals ein Formular ausfülle, wo wir bestätigen, nicht krank zu sein und nochmals zwei Formulare, von wo wir kommen und wohin wir gehen und was der Grund ist. Also wieder zurück zum Womo, klappt ja tiptopp. Jetzt kann ich auf den sehr kleinen Parkplatz vor dem Bilettschalter fahren, denn die Polizisten haben hinten ein Tor aufgemacht, wo man durchfahren könnte, sobald man an der Reihe ist. Nach gefühlter Ewigkeit kommt dann der erste Polizist endlich zu uns, verlangt ID, Tickets und Formulare. Er schaut auf das Ticket, auf die Autonummer und wieder auf das Ticket. «Targe false» sagt er mir und drückt wieder alles in meine Hände. Zum Kuckuck nochmal, jetzt ist auf dem Ticket wieder die alte, falsche Autonummer. Also wieder zurück in die Schlange vor dem Billettschalter, die nun schon wieder länger ist. Als ich endlich, endlich wieder bei meiner Freundin am Schalter bin, nachdem ich nun schon zum dritten mal meine Hände desinfiziert habe, schreibt sie einfach die korrigierte Autonummer mit Kugelschreiber auf mein Ticket. Das hätte ich ja auch selber machen können, aber da sie so charmant lächelt…. Also nach 40 Minuten wieder zurück zum Womo, das immer noch zuvorderst in der Kolonne steht, und als auch der Polizist lächelt, dachte ich schon, wir haben es geschafft. Aber denkste, die Autonummer wird nun so akzeptiert, aber unsere Zettel mit unserer vorgesehenen Reise haben keine Stempel. Also wieder zu Fuss inkl. einem Zettel pro Person und ID zum Polizeicontainer und warten bis wir an der Reihe sind. Es wird langsam nervig. Als wir endlich vorne sind, haben wir nur zwei Zettel für zwei Personen. Aber da sie keinen Kopierer haben, brauchen wir zwei Zettel pro Person. Also nochmals die gleichen zwei Formulare wie vorhin ausfüllen und wieder hinten in die Schlange stehen (Unser Knutschi ist immer noch zuvorderst in der Kolonne). Als wir endlich bei dieser Dame ankommen (die ist nicht so freundlich und auch nicht so hübsch) müssen wir ihr erklären, warum wir heim wollen, seit wann wir hier auf Sizilien sind und sie irgendwie überzeugen, dass wir einen Grund haben, nach Hause zu fahren. Als endlich alles Schleimen bei dieser immer hässlicher werdenden dicken Frau nützt, knallt sie auf jedes Blatt einen Stempel und gibt uns zwei Blätter und unsere ID zurück.

Und dann dürfen wir wieder zu unserem Knutschi, dass immer noch zuvorderst in der Kolonne steht und zum Polizisten, den wir inzwischen auch schon zum dritten Mal sehen. Jetzt lässt er uns passieren und schickt uns auf die Hafenmole neben der Fähre zum parken. Kurz darauf kommt ein weiterer Beamte mit einem Fiebermesser und uns wird die Temperatur auf der Stirn gemessen. Es würde gemessen werden, wenn das Gerät funktionieren würde. Aber die Batterien sind glaub alle, denn dieser Beamte verschwindet wieder und kommt kurze Zeit später zurück. Juhuii, wir haben kein Fieber und dürfen auf die Fähre fahren, sobald wir dann als fünftletzte vom ganzen Schiff endlich, endlich im Bauch des Schiffes verschwinden.

So kompliziert und mühsam war nicht mal die Verschiffung nach Marokko und diese Fahrt ist ja nur landesintern und geht nicht mal über eine Grenze.

Ach ja, als wir auf dem Schiff in die Kabine wollen, funktioniert auch der Kabinenschlüssel nicht…


Geisterfahrt 16.3.2020

Wir sind wieder zu Hause, wo wir auch bleiben

(Video: uns war langweilig)

Die Fährfahrt verlief sehr ruhig, die Menschen auf der Fähre verhielten sich sehr diszipliniert, 80% trugen eine Mundmaske. Wir übrigens auch, ein freundliches Schweizer Wohnmobilpaar gab sie uns kurz vor der Fährfahrt, denn auch auf Sizilien waren diese Dinger ausverkauft.

Was dann aber nach der Fähre kam, schockte schon ein bisschen. Von Livorno bis auf Höhe La Spezia (85km) überholten wir drei Lastwagen und wurden von 4 PW überholt, ansonsten kein Verkehr. Danach die 101km bis Parma, 0 (Null) Lastwagen, 0 (Null) PW und zwei Krankenwagen mit Blaulicht! Auf einer Autobahn in Italien um 20 Uhr. Dann kam der Abschnitt auf der Hauptverkehrsader von Italien, der Autobahn, die normalerweise am meisten Verkehr in ganz Italien hat. Bis Mailand überholten wir alle 5,7km einen Lastwagen und wurden alle 24,5km von einem PW überholt. Und sonst gar nix. Ausgestorben! Es war gespenstisch, und es war nicht irgendwann um 3 Uhr morgens oder so, nein, zwischen 21 und 22 Uhr. Danach um Mailand rum haben wir aus Langeweile aufgehört zu zählen. So leer habe ich diese Strecke noch gar nie erlebt (und ich bin die schon ein paar Dutzendmale gefahren). Der Verkehr vom Tessin über den San Berardino um 2 Uhr morgens war wesentlich verkehrsreicher…

19:23 Uhr, Livorno - Pisa

Wir kamen in Italien nie in eine Polizeikontrolle, was sollten die auch kontrollieren, wenn niemand rum fährt? Erst an der Grenze in die Schweiz wurden wir vom Schweizer Zoll kontrolliert, mussten seit langem wieder mal die ID zeigen und Auskunft geben, wohin und warum.

Es war eine gespenstig einsame Fahrt, genug Zeit, um zwischen uns die Massnahmen gegen den Kampf gegen den Carona-Virus zu diskutieren. Wir erlebten die erste Woche eigentlich normal, die zweite Woche erlebten wir dann immer mehr mit einschränkenden Bestimmungen. Die Italiener haben den Ernst der Lage erkannt inkl. der Bevölkerung, alle halten sich auch strikte daran.

Anfangs habe besonders ich diese Corona-Hysterie auch belächelt und nicht wirklich ernst genommen. Aber jetzt, wo wir es mit eigenem Leib erlebt haben, fährt das schon ein. Es geht nicht darum, dass wir krank werden, es geht um die Anzahl der Kranken, die Spitalpflege brauchen. Wenn die Spitäler voll sind, und ein junger, kräftiger Mensch einen Autounfall hat, wohin mit ihm? Es kann jeden treffen, darum sollte, nein muss man sich an die Vorgaben der Behörden halten. Oder noch mehr. Ich finde die Massnahmen der Schweiz eigentlich noch viel zu mild. Es sollte viel härter durchgegriffen werden, Ausgangssperre und verhalten wie in Italien, wäre das einzig richtige. Klar, warum sollte man nicht Radfahren oder bei diesen herrlichen Verhältnisse eine Skitour machen? Dort steckt man niemand an und wird auch nicht angesteckt. Aber eben, es können Unfälle passieren und man kann im Spital landen. Und wenn man keinen Platz mehr hat? Wer soll draussen bleiben?

Anita und ich werden nun zu Hause bleiben, richtige Quarantäne machen. Anita kann heute Nachmittag als Pflegefachfrau einen Test machen, ist dieser negativ, darf sie in einer Woche arbeiten gehen. Ich werde mich 10 Tage im Homeoffice bewegen, unser Knutschi sauber reinigen und nur noch virtuell Kontakte pflegen.

Ich mache das für mich, oder besser gesagt, für mein Gewissen.

In diesem Sinne hoffen wir, dass dies bald vorbei geht und freuen uns wieder auf bessere Reisezeiten.


Womo kann eingemottet werden 17.3.2020

Mindestens für die nächsten zwei, drei Monate

kümmern wir uns um unseren Gartenteich

Wir hätten das nie gedacht, als wir vor fast 20 Tagen Richtung Italien gestartet sind. Auch da haben wir den Virus irgendwie noch nicht ernst genug genommen. Wir fuhren durch eine verseuchte Lombardei, spazierten als Touristen durch Lucca, fuhren mit der Fähre in das sichere Sizilien. Dann wurde Norditalien abgeriegelt, dann das ganze Land. Die Restaurants waren zuerst normal offen, dann waren noch zwei Personen an einem Tisch zugelassen, dann ganz geschlossen. In den Supermärkten hatten noch fünf Leute gemeinsam Zutritt, die Kassen wurden mit Ketten in einem Abstand von einem Meter abgesperrt, Reisen verboten und schlussendlich die Bewegungen ausser Haus von der Polizei kontrolliert.

Auch wenn wir in der Schweiz nun den Notstand haben, der normale Bürger ist sich gar nicht bewusst, wie er sich verhalten soll. Bis gestern waren Ansteckungen im Migros/Coop etc so etwas von normal, nicht mal das Verkaufspersonal hielt Abstand. In einem kleinen Tabacchi in Italien wird extremer darauf geschaut, wie in der Arztpraxis, wo Anita den Corona-Test gestern gemacht hat (Resutlat folgt heute Nachmittag). Von daher sind wir überzeugt, dass wir bald italienische Verhältnisse in der Schweiz haben werden, auch in Deutschland, denn die schlafen auch noch. Es wird unserer Meinung nach in ein paar Tagen eine Ausgangsperre folgen, da die Menschen ja nicht freiwillig mitmachen.

Das heisst also, man darf nur noch ausser Haus, um einzukaufen, zu helfen, zu arbeiten und nach Hause zurück zu kehren.

Camping- und Stellplätze werden schliessen, da keine Gäste mehr kommen, frei stehen darf man nicht mehr, weil man zu Hause bleiben muss. Und dies wird von der Polizei kontrolliert, und zwar ganz einfach: jeder, der sich vor das Haus begibt, muss ein Formular ausdrucken und ausfüllen, bei einer Polizeikontrolle muss man dies vorweisen. Hat man keins dabei oder ist der Grund nichtig, folgt eine Busse.

Es gibt eigentlich nur eines: das Womo mindestens für zwei Monate einmotten und die Nummer abgeben, dann spart man noch einiges Geld. Oder das Womo in eine Werkstatt bringen und den Service oder andere Reparaturen machen lassen. Man verpasst nun gar nichts. Es sich zu Hause gemütlich machen und möglichst wenig unter Leute. Dazu Fotos anschauen von den letzten Reisen und sich freuen, wenn sich alles wieder normalisiert. Und die Leute, die einen Garten haben, können diesen mal wieder richtig pflegen. So wie wir, unser Garten hat die letzten Jahre echt gelitten, da wir in unserer Freizeit ja immer unterwegs waren. Jetzt dürfen wir dies alles aufholen.

Von daher: je strikter wir uns an die Vorgaben der Behörden halten, desto schneller geht das Ganze vorbei.

Wer hätte so einen Beitrag vor zwei Wochen erwartet! Wir selber sicher nicht.

Sizilien-Fotos 18.3.2020

Die Bildergalerie ist online


Sizilien mit dem Wohnmobil 21.3.2020

Unsere Erfahrungen und Tipps auf einer Wohnmobilreise im Frühling 2020

Als südliche Insel von Italien ist Sizilien mit einer Küstenlänge von 1100km die grösste Insel im Mittelmeer. Vom italinischen Stifelspitz ist sie nur 3km entfernt, dort gibt es viele Fähren, die regelässig und in kurzen Abständen verkehren. Für uns interessant sind die Nachtfähren von Livorno und Genua nach Palermo, die zwischen 19 und 24 Stunden Fahrzeit entsprechen. Meistens fahren diese Fähren Abends und kommen dann auch Abends an.

Das Klima auf Sizilien ist natürlich viel wärmer wie bei uns, allerdings habe ich da im Februar auch schon Schnee erlebt. Der Sommer ist trocken und am meisten Niederschlag gibt es im Winter, allerdings auch nicht allzuviel.

Camping

Offiziell ist das freie Stehen wie in ganz Italien verboten, es gibt genügend Camping- und Stellplätze auf der gesamten Insel. Ausserhalb der grossen Reisezeiten wird man aber kaum behelligt, wenn man an einem einsamen Strand alleine steht. Da es einige Überwinterer auf Sizilien gibt, sind einige Campingplätze das ganze Jahr über offen.

Reisezeit

Sizilien leidet nicht unter zu vielen Campern, auch im Sommer nicht. Viele Norditaliener bezeichnen Sizilien schon als Afrika und reisen lieber nach Sardinien. Da das Klima im Sommer aber Temperaturen locker bis 40 Grad erreichen können, ist es im Sommer fast zu warm. Ideale Reisezeiten finden wir den Frühling (März/April) oder dann den Herbst (Oktober/November), wobei der Frühling grüner ist.

Sehenswürdigkeiten

Sizilien hat sehr viel zu bieten. Da ist natürlich der beherrschende Ätna, aber da die Insel früher griechisch war, gibt es sehr viele antike Tempel und Ausgrabungen, die im grossen und Ganzen sehr gut erhalten sind. Dann ist natürlich auch die vielen Restaurants mit den italienischen Spezialitäten zu erwähnen. In der frühen Saison haben aber viele von ihnen geschlossen und öffnen erst im April. Uns hat der Ätna, die Salinen von Trapani, Segesta und Selinunte als Ausgrabungsstätte sehr gut gefallen. Leider konnten wir weder das Tal der Tempel noch die Villa Romana wegen der Corona-Pandemie besuchen. Gelohnt hat sich auch die Kathedrale von Monreale. Bei allen Sehenswürdigkeiten war es problemlos möglich, mit dem Wohnmobil zu parkieren. Die Städte wollen wir nicht beurteilen, da wir sie während der Corona-Krise besucht haben und daher nicht ganz der Normalzustand herrschte.

Abfall

Sizilien hat den Ruf, sehr schmutzig zu sein. Viele Teile der Insel sind aber nicht schlimmer wie der Rest von Italien. Allerdings gibt es Strassenstrecken, da stehen einem die Haare zu Berge, die Ausstellplätze sind voll mit Abfall, der dort illegal entsorgt wird. Der Süden des Landes, insbesondere dort, wo es viele Treibhäuser gibt, empfanden wir als den schlimmsten Teil. Das Abfallproblem rührt vielfach von den nicht gemeldeten Bewohnern in illegalen Häusern und oder gar Bewohner der Treibhäuser. Für die Abfallentsorgung haben diese Menschen keine Möglichkeiten. Für regulär angemeldete Bewohner verkehren fast täglich die Müllwagen. Auch die steuerzahlenden Sizilianer stören sich am Abfall, unternehmen aber nichts dagegen, da dies ihnen nur noch mehr Kosten verursacht.

Menschen

Die Leute sind aufgeschlossen und fröhlich. Kein Problem, mit einem Einheimischen in Kontakt zu treten. Vor allem Bauern besuchen gerne die Camping- und Stellplätze und verkaufen dort ihre Ware.

Verkehr

In Palermo ist der Verkehr etwas hektisch und laut, süditalienisch halt. Die Geschwindigkeiten sollten man nicht allzu gross übertreten, werden doch vielfach auch im Winter Kontrollen gemacht. Beim Strassenzustand findet man von sehr gut bis katastrophal alles.

Tipp

Wir finden Sizilien als Urlaubsregion mit dem Wohnmobil empfehlenswert mit sehr vielen Möglichkeiten. Auf einer Skala von 1 – 10 würden wir etwa 7 Punkte geben, also schon mal über dem Durchschnitt. Abzüge gibt es wegen dem Abfall, die Landschaft ist wohl sehr schön, aber nicht ganz so faszinierend wie in anderen Regionen.


Externe Links

Es dauert noch lange 22.3.2020

Wie lange müssen wir auf Womoreisen verzichten?

campen im eigenen Garten

Eines vorweg. Der nachfolgenden Text ist meine Meinung (Rolf Järmann) und ich bin weder Arzt, noch Epidemologe, nein, ich habe nicht mal studiert. Allerdings hoffe ich, dass ich gesunden Menschenverstand habe. Ich habe mir einfach die bekannten Zahlen durch den Kopf gehen lassen.

Einige sagen, China ist auf gutem Wege, das Virus zu besiegen. Aber kann man das? China hat seit Wochen zu drakonische Massnahmen gegriffen, die Bewegungsfreiheit mehr eingeschränkt wie wir Europäer. Und die Chinesen haben nun keine inländischen Neuansteckungen mehr. Sehr gut. Aber das Virus lässt sich nicht aus der Welt schaffen. Die Chinesen haben immer noch eine Ausgangssperre, die eingehalten wird. In China gibt es nun in drei Monaten eine Durchseuchung der Bevölkerung von nicht mal einem halben Prozent. Man nimmt an, wenn weltweit 60 - 70% der Menschen mit dem Virus infiziert sind, dieser dann nicht mehr epidemisch ausbreiten kann. Die chinesische Bevölkerung brauchte also drei Monate für 0,5%. Schneller kann die Durchseuchung nicht passieren, da die Spitäler total am Anschlag waren und es schon so zu viele Tote gab. Man hätte also Jahre, bis man so eine nötige «humane» Durchseuchung geschafft hätte und wohlverstanden mit drakonischen Einschränkungen des Reiseverkehrs. In Europa sieht es ungefähr ähnlich aus. Es würde also heissen, dass wir jahrelang extrem aufpassen müssen, bis die Menschheit immun dagegen wäre.

Einziger und schnellster Ausweg gibt es nur, wenn ein Impfstoff gefunden wird. Nach Angaben der Forscher dauert dies aber bestenfalls noch ein Jahr, bis dieser wirklich verfügbar ist.

Bis dahin müssen die Risikogruppen mit allen Mitteln geschützt werden. Das heisst aber auch, dass wahrscheinlich das Reisen irgendwie eingeschränkt bleibt! Auch glaube ich daran, dass mit dem Händeschütteln und dem Umarmen mit Küsschen in Zukunft anders umgegangen wird, wie zu Zeiten vor der Epidemie.

Stellen wir uns ein, dass wir diesen Sommer wohl eher im eigenen Garten campen werden, wie auf tollen Urlaubsfahrten in fremden Ländern.

Hoffen wir, dass ich mich irre, aber irgendwie sehe ich da keine anderen Anzeichen.

Bleibt zu Hause, passt auf euch und andere auf und bleibt gesund.


Leerungsintervall Trennklo 26.3.2020

Es kann nicht immer nur alles positiv sein

Vorteil: sehr schnell ausgebaut.

Seit zwei Jahren fahren wir mit einer Trenntoilette im Wohnmobil auf Reisen. Zeit, auch mal nach den negativen Seiten dieses genialen Dings zu suchen. Wir haben sehr viel Positives mit dieser Toilette erlebt, letzthin auch wieder in Sizilien, wo wir doch ziemlich viel freistanden und es ansonsten nicht allzu viele Entsorgungsstellen gab.

Wir erklären nun nicht nochmals alles, was so eine Toilette für Vorteile hat. Man kann unseren Einbau, das Leeren und unsere Erfahrungen in anderen Beiträgen nachlesen. Heute wollen wir mal über die Nachteile sinnieren.

Anzahl und Konsistenzunterschiede

Wir machten bisher die Erfahrung, dass so eine Trenntoilette perfekt funktioniert bei zwei oder weniger Personen. Wenn der Herr sein dickes Geschäft mit guter Konsistenz alle zwei Tage macht, die Dame jeden Tag , dafür etwas kleiner, gibt es mit der Trenntoilette absolut kein Problem und der Feststoffbehälter muss ca. alle drei bis vier Wochen geleert werden. Dies ist bei uns so ca. der Fall.

Wenn es aber Zeiten gibt, wo der Herr täglich etwas weicher bis eher ganz weich macht (die Gründe können verschieden sein ( z.B. kleinere Darmprobleme, Nervosität, weil man nicht weiss, ob die Fähre von Sizilien noch fährt), das alles die Dame kalt lässt und täglich ihrem Rhythmus des Darmentleerens nachgeht, kommt die Trenntoilette an ihre Grenzen. Die Ausscheidungen haben dann nicht mehr genügend Zeit, richtig zu trocknen. Es riecht zwar nicht, aber der Inhalt beginnt mit der Zeit im Feststoffbehälter zu schimmeln. Entleerungsintervall sind so bei ca. zwei Wochen.

das konnte ich ja nicht als Titelbild benützen

Ich vermute mal, wenn nun mehr als zwei Personen diese Toilette benützen, eine ganze Familie mit Kindern, wird in etwa das gleiche Problem entstehen. Also für mehr als zwei Personen finden wir diese Art von Toilette nicht mehr ganz sinnvoll. Allerdings wenn man dann überlegt, mit einer normalen Toilettenkasette mit vier Personen muss man ja auch täglich leeren. Freistehen liegt dann fast nicht drin. Mit der Trenntoilette schätze ich, dass so bis zu fünf Tagen bis zur Leerung drinliegen.

Bei idealer Benützung ohne Durchfall und hin und wieder eine Darmentleerung in einem Restaurant (bei einem feinen Abendessen) oder auf einem schönen Campingplatz haben wir zu zweit schon fünf Wochen zwischen zwei WC-Entleerungen geschafft.

Wir hatten bisher noch nie einen Kotgestank wegen der Toilette im Wohnmobil, allerdings schon ein paar Fliegen, die es sich aussen rund um unser Abluftauslass gemütlich machten. Wir rochen selber nichts, aber die Fliegen anscheinend schon, von daher wird schon ein ganz feines Düftchen aus der Toilette verströmt. Was man aber unbedingt aufpassen muss, dass das Substrat zu Beginn wirklich ganz trocken ist. Ist es nur ein bisschen zu feucht, bringt man diese Feuchtigkeit während dem Gebrauch nicht mehr raus und man muss spätestens wieder nach zwei Wochen ein neues Substrat einfüllen.

Fazit: Je weniger die Toilette gebraucht wird, desto problemloser ist sie im Unterhalt. Bei mehr als zwei Personen schwindet der Vorteil merklich.

in Action am Leeren


Freistehverbote werden gelockert 1.4.2020

Für Wohnmobilisten dürfte die Corona-Krise auch positive Auswirkungen haben.

Vor zwei Jahren reichte der deutsche ADAC bei der EU-Kommission in Brüssel einen Vorstoss ein, um das Freistehen in Europa einheitlich zu regeln. Der ADAC reichte mit dem Vorschlag auch gleich mögliche Lösungen mit ein. Diese beinhalteten in der Kurzfassung folgende Punkte:

  • Maximal zwei Nächte Freistehen sollen überall erlaubt sein, wenn keine Anwohner oder Landbesitzer gestört werden.
  • Nur Wohnmobile (und auch Wohnwagen) dürfen frei stehen, wenn sie ein WC eingebaut haben.
  • Gruppen mit mehr als fünf Wohnmobilen sind nicht erlaubt.
  • Abstand zwischen den Wohnmobilen mindestens 2m

Dies soll im ganzen Gebiet der EU so geregelt werden, inklusive Norwegen und Schweiz. Selbstverständlich wurde diese Petition in Brüssel nicht mit Dringlichkeit behandelt und blieb mehr oder weniger unbehandelt liegen. Seit den Reisebeschränkungen wegen des Corona-Virus weht nun aber plötzlich ein frischer Wind in dieser Sache. Einige Länder, darunter jene von Österreich und Spanien, machen Druck, dass man in den jetzigen schweren Zeiten wenigstens mit dem Wohnmobil verreisen darf (auch für Geschäftsreisen). Auf Reisen mit dem Wohnmobil ist man vor Ansteckung ziemlich sicher, sofern man keine Camping- und Stellplätze benützt, insbesondere deren Sanitärgebäude. Der Schw. Camping- und Caravaning Verband SCCV, deren Vorstandsmitglied ich bin, wurde nun von der EU um eine Stellungnahme für die Schweiz angefragt. Grundsätzlich ist der SCCV damit einverstanden, allerdings gibt es noch ein paar Details zu klären.

Die EU schlägt vor, allen Wohnmobilen eine Art Vignette «Toilette Inside» zu verkaufen. Nur Fahrzeuge mit dieser Vignette dürfen in ganz Europa frei stehen. Allerdings müssen die Besatzungen dieser Wohnmobile bei einer Polizeikontrolle freien Zutritt ins Innere gewähren. Genau darin sieht der SCCV einen Konflikt mit dem Schweizer Recht betreffend Privatsphäre. Als Gegenvorschlag schlägt er nun vor, dass es in der Schweiz reicht, bei einer Kontrolle einen nicht leeren Abfallsack und eine nicht leere Toilettenkassette vorzuweisen (riechen die Polizisten dann daran?).

In der EU geht es nun plötzlich schnell. Sie will die neue Regelung einführen, sobald in den meisten Ländern das Reiseverbot wieder aufgehoben wird.

Ich finde es absolut super, wenn man endlich ohne schlechtes Gewissen und für die eigene Sicherheit vor Ansteckung überall frei stehen darf, auch wenn es nur für maximal zwei Nächte ist. Die Kosten von 20€ für die Vignette alle zwei Jahre finde ich auch in Ordnung. Allerdings wirkt es ein bisschen befremdend, wenn man nicht mehr mit einer leeren WC-Kassette oder einem leeren Abfallsack durch die Gegend fahren darf.

Aber wir Wohnmobilisten freuen uns natürlich sehr, dass man in Zukunft frei stehen darf und unsere Art von Reisen als sicher eingestuft wird. Auf, in eine positive Zukunft!

(1. Aprilscherz)


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Fertig Camping 2.4.2020

Nun ist es soweit: die Campingplätze müssen schliessen.

Campingplatz Morteratsch

Gestern wurde die «Verordnung 2 über Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus (COVID-19)» mit ein paar Artikeln und abschnitten ergänzt. Im speziellen, was uns Wohnmobilisten natürlich besonders interessiert, ist in Kapitel 3, Artikel 6 (Veranstaltungen und Betriebe) Absatz 2 Ziffer f: «Öffentlich zugängliche Einrichtungen sind für das Publikum geschlossen, namentlich: Campingplätze»

Es gibt eine Ausnahme für «Hotels und Beherbergungsbetriebe sowie Stellplätze für Wohnwagen und Wohnmobile, die für eine Dauermiete oder für Fahrende vorgesehen sind.»

Das heisst ganz konkret für uns Wohnmobilisten: Jetzt bleiben wir auch amtlich zu Hause!

In der Verordnung steht nicht explizit, dass Stellplätze auch geschlossen sein müssen, aber es gibt kein Zweifel daran, dass Stellplätze gleich wie Campingplätze behandelt werden.

Diese Verordnung wurde gestern so ergänzt und ist ab heute in Kraft. Gestern hätte ich das ja nicht schreiben können, denn dann hätten alle an einen Aprilscherz geglaubt (aber einige glauben die gestrige Meldung dafür immer noch…).

Wer also jetzt noch immer mit einer kleinen Womoausfahrt in die Berge oder an einen See dieses Weekend oder über Ostern geliebäugelt hat, es ist nun definitiv nicht der Zeitpunkt!

Bleibt zu Hause und putzt euer Wohnmobil, nimmt alles Essen raus, füllt den Dieseltank und campt höchstens im eigenen Garten. Es werden wieder bessere Zeiten kommen.

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