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Neist Point Schottland 2016
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Reisebericht

Seetag 28.8.2022

wie auf einer Kreuzfahrt

Wir schlafen heute in der Kabine lange aus, haben wir doch nichts Besseres zu tun. Wir sehen den ganzen Tag sowiso nur Wasser rund um uns herum und Wanderungen können wir auf dem Schiff auch nicht machen. Das kennen wir inzwischen auch ganz gut.

Irgendwie geht der Tag aber doch schneller vorbei wie gedacht. Klar, wir hatten um 16 Uhr noch unser persönliches Highlight: wir haben einen der der Hot Tube gebucht auf Deck 7 hinten. Quasi ein Sprudelbad ohne Sprudel aber dafür mit ganz warmen Meerwasser und direkter Sicht auf das Meer viele Meter unter uns. Es war ein tolles Erlebnis, haben wir uns doch fast eine Stunde im warmen Wasser laben können. Wir haben es richtig genossen! (25.- CHF für eine Stunde). Nur immer schön den Kopf aus dem Wasser gehalten, da der Wind doch kalt um die Ohren pfiff. Eine gute Angewöhnung für die heissen Quellen auf Island. Tipp: auf der Rückfahrt von Island wären diese Hot-Tubes vielleicht die besser Wahl, denn dann sind sie an der Sonne. Jetzt auf der Hinfahrt sind sie auf der Nordseite des Schiffes und den ganzen Tag am Schatten…

Zwischendurch mussten wir dann auch noch an die Schiffs-Reception, denn ich Dösel haben statt den Kabinenschlüssel die Hot-Tube Reservation in den Sack genommen und als wir ins Zimmer wollten, ging das mit der Reservation natürlich nicht…

Abends sind wir mit Vreni und Charly dann fein Essen gegangen, ein wirklich schöner Tagesausklang.

Das Meer ist immer noch relativ ruhig, aber es schaukelt etwas mehr wie gestern. Anita geht es aber immer noch sehr gut und ist kein bisschen Seekrank.

Nun stehen immer noch zwei Nächte auf der Fähre an…

Shettland-Inseln von Schottland

Übernachtung

Fähre - Norröna***
Camping Koordinaten: 63.43176,-5.712901
N 63° 25' 54.4"  E -5° 42' 46.4"
letzter Besuch: 9.2022

Tórshavn 29.8.2022

nicht viel los

Blick zurück auf die Färöer

Wir werden mit einer Lautsprecherdurchsagen um 7:30 Uhr geweckt: «In einer Stunde kommen wir in Tórshavn an». Und tatsächlich, die Küste der Färöer-Inseln ist schon ganz nahe. Also raus aus dem Bett, schnell unter die Dusche, anziehen und aufs Deck. Ein kalter Wind bläst mir um die Ohren, aber die Küstenlandschaft sieht phänomenal aus. Auch den Hafen sieht man schon und die Norröna fährt kurze Zeit später in ihren Heimathafen ein. Kurz vor der Anlegestelle gibt es noch eine 180 Grad Drehung und auf die Minute pünktlich ist die Fähre um 8:30 Uhr am Pier vertäut. Ein paar Autos fahren von Bord und Anita und ich verlassen die Fähre über den Gangway. Unten angekommen wird unser Zimmerschlüssel (jede Person braucht einen) gescannt und wir haben seit zwei Tagen wieder das erste Mal festen Boden unter den Füssen.

Tórshavn

Wir laufen dem Hafen entlang Richtung Zentrum. Wir erwarteten eigentlich offene Souvenirshops, Ladenbesitzer, die uns mit offenen Armen empfangen, schliesslich legt die Fähre nur jeden Montag Morgen hier im Ort an. Aber nichts dergleichen, viele Geschäfte haben noch geschlossen, niemand interessiert die Ankunft der grossen Fähre. Etwas verloren laufen wir in der Hauptstadt der Färöer-Insel umher. Es ist interessant, aber eine Auszeichnung für eine besonders schöne Stadt werde sie hier nicht verdient haben. In einem kleinen Supermarkt kaufen wir uns noch das nötigste ein (Kaffeekapseln für die Kaffeemaschine in der Kabine und ein paar Getränke) und dann laufen wir dem Meer entlang Richtung Spital und darum herum. Hier haben wir das erste Mal einen guten Aussenblick auf unsere Fähre Norröna und können ein Foto schiessen.

unsere Fähre

In dieser Hauptstadt mit rund 13'000 Einwohnern ist an einem Montagmorgen nicht allzu viel los, also kehren wir um halb Elf zurück aufs Schiff und schauen zu, wie sie bei unserem Fenster ein Rettungsboot ins Wasser lassen und irgend eine Probefahrt mit anschliessender Reparatur machen. Falls etwas passiert, dieses Rettungsboot werden wir nicht besteigen…

Wieder pünktlich auf die Minute um 13 Uhr heisst es Leinen los und die Fähre setzt ihren Weg fort. Zuerst folgt sie kurz der Küste und dreht dann links und nimmt eine Abkürzung durch einen Fjord. Diese Fahrt ist absolut sensationell und sollte auf keinen Fall verpasst werden. Wir verfolgen das Spektakel an Deck und sind einfach fasziniert von den Bergen, die sich aus dem Meer erheben und sich die Norröna in langsamer Fahrt einen Weg sucht. So könnte ich mir eine Kreuzfahrt durchaus vorstellen.

da müssen wir durch

Als wir dann wieder auf dem offenen Meer sind, wird es wieder etwas eintöniger. Aber die Zeit verging am heutigen Tag ziemlich schnell.

ein ziemlich abgelegenes Dorf

Abends sitzen wir wieder in einem von den fünf Restaurants und essen vom Büffet unser Abendessen (das gleiche Büffet wie gestern und vorgestern). Wir freuen uns schon sehr, dass wir ab morgen dann wieder selber in unserem Knutschi kochen dürfen.

Externe Links

Übernachtung

Fähre - Norröna***
Camping Koordinaten: 63.43176,-5.712901
N 63° 25' 54.4"  E -5° 42' 46.4"
letzter Besuch: 9.2022

Schockverliebt 30.8.2022

Der erste Tag auf Island

Nebel umhüllt unser Schiff. Ich stehe allein auf Deck und starre Richtung Bug. Wann sehe ich das erste Mal Island? Wenn ich senkrecht in den Himmel schaue, sehe ich den blauen Himmel und die Sonne durchschimmern, aber beim Blick nach vorne nur eine weisse Wand aus Nebel. Auf dem Handy habe ich schon das Telefonnetz von der Insel, eigentlich müssten wir schon bald in den Fjord Richtung Seyðisfjörður einbiegen.

Und dann ganz plötzlich: der Nebel verschwindet innerhalb 10 Sekunden und ich sehe die Berge Islands vor mir! Und das schon ganz nah! Ich kann es kaum fassen und verliebe mich augenblicklich in dieses Land.

der erste Blick auf Island

Nach und nach kommen die anderen Passagiere an Deck, auch Anita ist nun bei mir. Die Norröna gleitet fast lautlos und langsam durch den Fjord und macht im kleinen Hafen eine 180 Wende, da die Fahrzeuge hinten hinausfahren müssen. Wir hetzen zu unserem Knutschi, räumen unsere Schiffsutensilien weg und sind bereit, von der Fähre zu fahren.

Gufofoss

Ausschiffen und den Zoll passieren wir problemlos, fahren durch das erste isländische Hafendörflein und die schöne Strecke den Berg hoch. 4 km später platzieren wir uns auf den Parkplatz des Gufofoss (foss = Wasserfall). Laufen die 150m Richtung Wasserfall und schiessen schon die ersten Fotos. Irgendwie sind wir einfach überwältigt. Eine tolle Farbenpracht nach drei Tagen Meer!

der Gulfoss

Danach geht es weiter den Berg hoch und nach 30km kommen wir in Egilsstaðir an, dem ersten grösseren Dorf. Dort haben wir mit Dolores und Andreas abgemacht, sie waren nun 10 Wochen auf Island unterwegs und nehmen morgen unsere Fähre Richtung Dänemark zurück. Die beiden können uns viele Tipps geben und wir erfahren, dass es bisher der nässeste Sommer auf Island ever war und noch kein Tag so schön und warm wie heute. Wir haben also schon wieder Glück. Allerdings erfahren wir auch, dass die Puffins, diese tollpatschigen und wunderschöne Meeresvögel leider nicht mehr auf der Insel sind. Die Puffins sind von Frühling bis ca. Mitte August jeweils hier auf Island um ihre Jungen grosszuziehen und den Rest des Jahres verbringen sie auf dem offenen Meer.

Eigentlich wollten wir heute nach Borgarfjörður (fjörður = Fjord, diese Dörfer die so heissen, liegen also alle am Meer) zum Vogelfelsen in der Hoffnung, dass einige Puffins sich im Kalender geirrt haben und noch hier sind. Aber eben, leider nicht, es sind alle schon weg.

Dolores und Andreas geben uns den Tipp, wir sollen doch zum Stausee Kárahnjúkavirkjun fahren, der liegt im Hochland und an der einzigen asphaltierten Hochlandstrasse. Und ganz in der Nähe soll es einen Wasserfall geben, wo warmes Wasser fliesst. Das tönt ja super.

So verabschieden wir uns eine Stunde später und machen uns auf die Suche nach einem heissen Wasserfall.

Zuerst müssen wir aber noch unseren Kühlschrank füllen und darum gehen wir grad im Ort noch einkaufen. Die Lebensmittel und alles andere soll in Island ja teuer sein, aber da wir den Umrechnungskurs nicht im Kopf haben, haben wir keine Ahnung, was wieviel kostet. Würde ja auch nichts nützen, denn wir brauchen die Dinge ja sowiso, ob sie nun teuer oder günstig sind. Also machen wir uns keinen Kopf und kaufen einfach die Sachen ein, die wir brauchen.

Laugavellir

Danach geht es dann endlich richtig los. Wir fahren 37 km entlang eines Sees (und sehen insgesamt 5 Autos), dann geht es einige Kilometer bis auf 800m ins Hochland hoch. Wir fahren weitere 60km (6 Autos) auf einer sehr schönen Strasse durch eine Mondlandschaft mit vielen kleinen Seen und Tümpeln. Einfach herrlich! Wir können uns fast nicht satt sehen, bis wir über die Staumauer fahren und danach auf einem kleinen Rastplatz stoppen.

Wir haben Sicht auf eine imposante Schlucht hinter der Staumauer und gleichzeitig sehen wir den schier unendlich grossen Stausee.

Auf der Karte finden wir den Laugavellir (Laugar = Pool, Becken), unser heutiges Ziel. Es sind ab der Staumauer aber nochmals 10km über ziemlich üble Schotterpiste, die F910. (F = Fuckstrasse sagen die Isländer), diese F-Strassen dürfen nur geländetaugliche Fahrzeuge mit 4x4 unter die Räder nehmen, z. B. ein normaler Audi mit 4x4 darf diese Strassen auch nicht benützen. Wir nehmen aber unsere 1x2 Bikes hervor und machen uns mit Muskelkraft und E-Unterstützung auf den Weg.

unsere Bike-Strecke

Es ist ein ziemlich strenger Weg, berghoch und bergrunter bis wir tatsächlich nach 10km den Wasserfall und den natürlichen Pool unter uns sehen. Noch schnell eine Abfahrt und schon sind wir dort. Es hat noch einige andere Personen hier, vor allem Familien und wir merken, dass sich die Isländer nicht gewohnt sind, dass Leute mit einem Bike hierher kommen…

Beim kleinen Bächlein oberhalb des kleinen Wasserfalls halte ich meine Hände hinein und staune, dass das Wasser richtig heiss ist. Einfach so in der Natur! Also ein Grund, die Badehosen bei 9 Grad anzuziehen und den Weg zum Laugar hinabzusteigen. Und dann sofort ins Wasser, der Bauch ist nämlich schon ziemlich kalt…

Im Wasser ist es herrlich, geschätzte 40 Grad und das Wasser des Wasserfalls ist noch wärmer. So etwas haben wir echt noch nie erlebt, und das irgendwo in den Bergen, rundherum nur Natur, auch keine touristische Infrastruktur.

Wir sind so ca. 10 Leute die sich in diesem warmen Wasser laben und gegenseitig fotografieren. Einfach nur toll. Etwas weiter unten hat es dann nochmals kleine Pools, wo jeder ein paar Grad kälter ist. Das Wasser des vorbeifliessenden Bachs hat schätzungsweise nur 6 Grad, man kriegt fast einen Krampf, wenn man in den falschen Bach steigt…

Nachdem wir es richtig genossen haben, machen wir uns wieder auf den Heimweg. Wir sind mit den E-Bikes schneller, wie die meisten 4x4 auf der schlechten Strasse und fühlen uns so richtig gut.

Zurück beim Knutschi haben wir 22km zurückgelegt bei einer Fahrzeit von einer Stunde 20 Minuten.

wieder zurück beim Knutschi

Am liebsten würden wir auf dem kleinen Rastplatz im Knutschi übernachten, aber wildes Stehen ist in Island verboten. Man darf nur mit ausdrücklicher Bewilligung des Grundeigentümers oder auf einem Campingplatz übernachten. Und da wir uns als Gäste dieses schönen Landes an die Regeln halten, fahren wir wohl oder übel 60km an schönen, einsamen Übernachtungsplätzen zurück auf einen kleinen Campingplatz. Aber auch diese Fahrt war der Hammer, 3x mussten wir wegen Schafen stoppen und sahen dieses Mal vier andere Fahrzeuge…

Zum Abendessen kocht Anita noch ein Risotto, aber wir sind kaputt von den vielen tollen Eindrücken und einer neuen Liebe.

Ach ja, der Blogeintrag kommt nun leider immer erst ein bisschen spät, da wir hier mit der Zeitverschiebung zwei Stunden hinter der Schweiz herhinken…


Übernachtung

Brekka - Höfðavík***
Camping

tipp topp unklompiziert

Koordinaten: 65.10022,-14.74116
N 65° 6' 0.8"  E -14° 44' 28.2"
letzter Besuch: 8.2022

Gravel-Strasse 31.8.2022

kann es noch besser werden?

Wir sind heute ziemlich früh auf, wahrscheinlich leiden wir noch unter Jetlag und haben die zwei Stunden Zeitunterschied noch nicht verarbeitet. So fahren wir dann um 8 Uhr Ortszeit los Richtung Norden. Wir durchfahren nochmals Egilsstaðir und kommen dann das erste Mal auf die 1, auf die Ringstrasse rund um Island. Wer sagt denn, dass man mit dem Wohnmobil nur diese Strasse benützen kann? Denn wir sind nur gerade 23km auf dieser Hauptstrasse, dann stellen wir schon wieder den Blinker nach rechts.

Moira Canyon

Zuerst stoppen wir aber beim Moira Canyon. Wir haben von dem noch nie etwas gehört, aber er ist bei Google Maps verzeichnet und weil wir gerade da vorbei fahren, nehmen wir diesen noch mit. Und wir bereuen es absolut nicht. Ein top Fotopunkt, denn die Schlucht mit dem langsam fliessenden grünen Wasser sieht toll aus. Es führt sogar eine Fussgängerbrücke darüber, so dass man mittig über der Schlucht Fotos schiessen kann. Einfach genial. (vier Wochen später, als wir ihn zum zweiten Mal passieren, war das Wasser grau und trüb.)

Moira Canyon

Strasse 917

Danach geht es die 917 weiter Richtung Norden. Die ersten wenigen Kilometer sind asphaltiert, dann beginnt die Gravel-Strasse, also nicht mehr asphaltiert. Etwas später nach einigen Kilometern wird diese Strasse von Bauarbeitern instand gestellt. Lastwagen kippen einfach Kies auf die Strasse, die Fahrzeuge (wir) müssen darüber fahren und es flachdrücken. Einen Kilometer später wird dieser Kieshaufen wirklich flachgedrückt, nochmals weiter vorne wieder abgeraspelt und fertig. Es ist eine ziemliche Sauce auf der neuen Strasse, wurde die etwa noch gewässert? Unser Knutschi sieht nun so aus, wie alle anderen isländischen Alltagsfahrzeuge: braun bis zur Scheibe hoch!

917

Aber die Fahrt ist einfach genial, es holpert und rumpelt auch mit nur 40km/h, sehr selten mal ein anderes Auto und landschaftlich grün wie in Irland. Dann geht es den Berg hoch, und wie! Kurve an Kurve, was aber nicht das Problem ist, sondern steil, ziemlich steil. Es ist unten mit Maximal 15% angeschrieben, aber auf einer Naturstrasse ist das schon ziemlich steil für ein Womo mit Vorderradantrieb. Es geht aber problemlos, im 2. Gang schnurrt unser Knutschi den Berg hoch, während wir in jeder zweiten Kurve stoppen und Fotos machen müssen.

917

Danach geht es durch die Berge, manchmal hoch, manchmal runter, aber immer eine fantastische Aussicht, faszinierende Landschaft und kein Verkehr. Nur einmal sehen wir eine andere Touristin mit einem gemieteten Auto, die genau so begeistert ist wie wir. Sie hält nämlich auch mindesten jeden Kilometer einmal, um Fotos zu machen.

Irgendwann geht es dann wieder hinunter, gleich steil, wie beim herauffahren. Im ersten Gang fahren wir auf der Holperstrasse wieder Richtung Meer hinunter.

Als wir wieder unten sind, fragen wir uns ernsthaft, ob wir nun gestern und heute den besten Teil von ganz Island schon gesehen haben. Besser kann es nämlich nicht mehr werden! Wir könnten schreien vor Glück.

Dem Meer entlang stoppen wir immer wieder, fotografieren Felsfomationen und auch den Gljúfursárfoss. Einfach irrwitzig dieses grüne Moos und Gras um den Wasserfall herum.

Gljúfursárfoss

Dann nach 60km fahren wir wieder auf den Asphalt. Ist das nun plötzlich ein ruhiges Fahren, nichts klappert, nichts schüttelt.

Kurze Zeit später durchfahren wir Vopnafjarðarhreppur, erst die zweite Ortschaft heute. Dann wird die Strasse gerade, kilometerlang, leicht berghoch dann wieder hinunter bis wir in Bakkafjordur (3. Ortschaft heute) sind und dort auf einen total leeren Campingplatz fahren. Alles ist offen, weit und breit aber keine anderen Menschen in Sicht. Wir parken unser Womo auf der Wiese, richten uns ein und geniessen die Meersicht.

Und dann beginnt es doch tatsächlich etwas zu regnen. Die ersten isländischen Regentropfen. Nun warten wir etwas, bis es wieder abtrocknet und der Wind etwas nachlässt, dann machen wir vielleicht noch eine kleine Velotour zu einem Leuchtturm.

Regnerisch, 10 – 15 Grad, windig
153km
9,8 l Verbrauch
45km/h Durchschnitt
3:20 Fahrzeit

Übernachtung

Bakkafjordur - Gemeindecamping***
Camping Koordinaten: 66.03674,-14.80312
N 66° 2' 12.3"  E -14° 48' 11.3"
letzter Besuch: 8.2022

am Nördlichsten 1.9.2022

Wir sind nun 2km vom Polarkreis

Um halb sieben Uhr erwache ich in Bakkafjörður, weil mir die Sonne ins Gesicht scheint. Gestern Nacht windete es noch stark, Mitternacht schlief auch der Wind ein und heute Morgen strahlend blauer Himmel. Hier in Bakkafjörður wohnen 59 Leute, es gibt 47 Gebäude, einen Flughafen, eine Fischfabrik und keinen Laden. Das Leben spielt sich an der Tankstelle, das heisst, an einer Zapfsäule ab. Dorthin fahren alle, die wir gesehen haben und waschen dann auch noch ihr Fahrzeug. Das überlegen wir auch kurz (die Mühe wäre umsonst gewesen, nach dem heutigen Tag), die Einwohner müssen übrigens 34 km zum Einkaufen wegfahren, dort liegt die nächste Möglichkeit.

Wir packen zusammen und wollen das schöne Wetter ausnutzen, das hier nicht selbstverständlich ist und fahren um 8 Uhr Richtung Þórshöfn. Nach genau 30 Minuten sehen wir das erste Mal ein entgegenkommendes Fahrzeug…

die einzige Ortschaft, die wir heute durchfahren

Unsere Strasse 85 ist auf der Strassenkarte rot markiert. Auf der Karte ist die Ringstrasse rund um Island gelb eingezeichnet, die höchste Strassenkategorie, die es hier gibt. Die nächst kleineren sind die roten, und dann kommen die orangen. Die orangen sind Gravel-Strassen, also nicht mehr asphaltiert. Danach kommen noch die gelben dünnen und dann die weissen. Die weissen müssen Wanderwege sein, denn mit dem Bike vorgestern sind wir die gelben dünnen gefahren, und die waren schon mies. Aber heute fahren wir die roten Strassen und auch hier ist plötzlich der Asphalt fertig und wir fahren auf Naturgrund. Die zweithöchste Kategorie von Strasse! Anscheinend ist wirklich nur gerade die Ringstrasse durchgehend asphaltiert. Auf dieser Ringstrasse haben wir bisher nur gerade 24 km zurückgelegt! Und viele schreiben dauernd, dass man mit einem Wohnmobil nur die Ringstrasse fahren darf.

Egal, wir stoppen mitten auf der Strasse weil es einfach so schön ist, fliegen mit der Drohne eine Runde und probieren da verschiedene Dinge aus. ¾ Stunde stehen wir da, kein anderes Fahrzeug kam je vorbei (zur Erinnerung: rote Strasse, zweithöchste Kategorie!).

Danach biegen wir in Þórshöfn rechts ab, durchfahren diese kleine Ortschaft mit Einkaufsmöglichkeit. Es gibt hier übrigens viel weniger Ortschaften wie auf der Karte eingezeichnet. Jeder Hof hier hat eine Ortsbezeichnung, die auch auf der Karte eingezeichnet ist, aber das sind lange keine Dörfer, auch wenn wir das zuerst gedacht haben. Heute den ganzen lieben langen Tag durchqueren wir übrigens nur Þórshöfn und das nächste Ort ist unser Zielort Raufahöfn (Tageskilometer 130). Dieser Ort ist übrigens das Zentrum der Gegend und das mit 190 Einwohnern.

Flugzeugwrack Þórshöfn

Ich schweife ab, die Fahrt ist wunder, wunder schön, vor allem bei Sonnenschein. Überall stoppen wir und machen Fotos. Auch ein kurzer Abstecher zu einem Wrack eines abgestürzten Flugzeuges liegt praktisch am Weg. Zum Þórshöfn Plane Wreck müssen wir dann noch 500m zu Fuss gehen (Parkplatz und Beginn Fussweg: 66.25243, -15.25528), aber es lohnt sich unbedingt, vor allem bei solchem Wetter wie jetzt.

darum fliegen wir nicht

Es grasen Island-Pferde auf der Weide, wo mittendrin seit über 40 Jahren einfach ein Flugzeug vor sich hergammelt. Viel ist nicht mehr drin, aber ein paar Kabelstränge hängen immer noch im Cockpit. Mit den Pferden und dem Meer im Hintergrund einfach ein fantastisches Bild.

Am Strand liegt viel Treibholz, das von Sibirien angeschwemmt wird und über 10 Jahre lang auf dem Weg war. Viele Gebäude wurden aus diesem haltbaren Holz gefertigt und früher entwickelte sich in Island eine regelrechte Treibholz-Industrie, da es ja nicht viel Wald auf der Insel gibt.

Raufahöfn Arctic Henge

Nachdem wir viele Fotos vom Flugzeugwrack gemacht haben, fahren wir wieder weiter und stoppen genau so häufig wie vorher. Die Strassen sind wieder asphaltiert, bis wir in Raufahöfn ankommen.

Zuerst fahren wir durch das Dorf direkt auf den Parkplatz des Heimskautsgerði, quasi des Stonhenge des Nordens. Allerdings ist dieses Gebilde noch keine 30 Jahre alt, aber es ist ebenfalls auf die Sonnenwende ausgerichtet. Es sieht schon toll aus und ist eine der grössten Attraktionen der Gegend. Fast schon überlaufen, denn es hat hier noch zwei andere Fahrzeuge von Touristen. Wir sind also nicht alleine… Jetzt träume ich von einem Foto mit Polarlichtern und im Vordergrund dieses Arctic Henge. 

Artic Henge

Letzte Nacht war übrigens die grosse Chance, Polarlichter zu sehen. Dumm nur, dass es eine zusammenhängende Wolkendecke gab. Vielleicht haben wir diese Nacht wirklich Glück, allerdings sagt mein App erst auf Samstag / Sonntag wieder Polarlichter voraus.

Als wir auch genug Fotos vom Artic Henge haben, kehren wir einen Kilometer zurück auf den Campingplatz. Wir sind wieder die einzigen hier, aber vielleicht kommen gegen Abend noch ein paar Andere. Dieses Mal stehen wir auf der Reise das erste Mal am Strom, da wir noch unsere E-Bike laden wollen. Anita bäckt ein Brot und ich begutachte unsere heutigen Fotos. Dabei fällt mir auf, dass wir die Felsbögen vor der Küste verpasst haben, es gab aber so viele andere schöne Punkte, dass wir darüber locker hinwegsehen können.

Was für eine Reise bisher!

So, nun konnten wir es doch nicht lassen und fuhren mit unseren Bikes noch bis zum nördlichsten Punkt Islands. Nur gerade 2km wären es noch bis zum Polarkreis. Geplant war schnell 10km hin und 10km zurück. Wir haben uns aber etwas verrechnet, es waren 14km hin und dann noch eine Velo-Wanderung mit dauerschieben von 3km und wieder 14km zurück. Aber wir waren dort, am nördlichsten Leuchtturm der Insel. Aber jetzt sind wir ziemlich auf den Stümpen…

so kämpfen wir uns zum nördlichsten Punkt

Übernachtung

Raufarhöfn - Tjaldsvæði****
Camping Koordinaten: 66.44797,-15.94167
N 66° 26' 52.7"  E -15° 56' 30"
letzter Besuch: 9.2022

Von 2 bis 100 Punkte 2.9.2022

Elfenhauptstadt, Wasserfall und Horrorstrasse

Ásbyrgi

Der heutige Tag startete mit 20 Punkte, sackte zwischendurch auf 2 ab und endet mit dem Maximum von 100 Punkten. Aber der Reihe nach.

Wir werden durch Regenprasseln auf dem Womodach geweckt und als wir die Verdunkelungen nach oben ziehen ist alles grau in grau. So stellt man sich Island zwischendurch auch vor, von dem her absolut nicht tragisch. Wir drehen uns in den warmen Betten nochmals um, denken mit erbarmen an all die anderen auf dem Campingplatz mit Dachzelten und ungeheizten Bussen. Kann uns aber egal sein, wir geniessen die kuschelige Wärme.

Eine Stunde später regnet es noch immer und es ist noch grauer, wir vergeben auf einer Skala von 100 rund 20 Punkte für diesen Morgen. Wir dürfen ja nicht immer mit tollem Wetter rechnen. So beeilen wir nicht und ich kopiere mal noch alle 6000 Fotos vom Handy von Anita auf die Festplatte, dauert rund eine Stunde. Aber wir haben ja Zeit.

Als dann alles gemacht ist, halten wir draussen noch einen Schwatz mit anderen Schweizern und tauschen Islandtipps aus. Bisher haben wir nur wenige Touristen gesehen und noch keinen Isländer. Wo die wohl alle sind?

Um halb 12 fahren wir dann doch los, aber nicht wie ursprünglich geplant entlang dem Meer. Die Gravel-Strasse ist nicht ganz so gut und 50km im Regen, nur damit wir das gemacht haben, darauf können wir verzichten. Wir müssen unser Knutschi ja nicht unnötig strapazieren. Wenn ich da schon gewusst hätte, was auf uns zukommt…

Kurz nach dem Start hört der Regen auf, die Strasse trocknet ab, die Sicht wird besser. Wir geniessen die Fahrt durch karge Landschaften bei dunkelgrauem Himmel. Diese Fahrt kriegt wegen dem Wetter 40 Punkte, bei Sonne wären es mindestens 80.

Asbyrgi 

Beim Verkehrsknotenpunkt bei Asbyrgi erwarten wir eigentlich eine Ortschaft, aber es hat gerade eine nicht überdachte Tanksäule (wie fast alle Tanksäulen in Island) und ein Tankstellenshop, der hier als Einkaufszentrum und Gourmet-Tempel dient. Wir stellen aber den Blinker links und fahren noch ein paar Kilometer weiter zum Parkplatz Asbyrgi.

Laut der nordischen Mythologie entstand diese Schlucht durch ein Abdruck eines Hufeisens vom achtbeinigen Pferd von Odin, da die Schlucht unweigerlich an ein Hufeisen erinnert, was Ásbyrgi auch den Spitznamen „Odins Fußabdruck“ einbrachte.

Der in der isländischen Mythologie omnipräsente und tief verwurzelte Glaube an Elfen, erklärt Ásbyrgi zur Elfenhauptstadt. Wir werden vor Ort über eine Tafel darüber informiert, dass sich dort ein großes kulturelles und wirtschaftliches Zentrum der Elfen befindet. Diverse botanische Besonderheiten unterstreichen diesen Eindruck, wie z.B. ein Birkenhain, in welchem die Birken eine silber-graue Rinde haben, entgegen der üblichen weiß-schwarzen.

Wir laufen entlang der Fussgängerpfade, sehe die eine oder andere Elfe, aber leider sind diese auf den Fotos unsichtbar. Und dann sind wir im Zentrum beim See. Uns fallen die Kinnladen herunter, es ist gewaltig schön. Im Felsenkessel ein See und an dessen Ufer wild vermooste Steine vor der senkrechten Felswand und hunderte Elfen… 90 Punkte, die 10 fehlende hätte es gegeben, wenn die Sonne geschienen hätte.

Wir geniessen und staunen. Als wir uns wieder erholt haben, marschieren wir andächtig zu unserem Knutschi zurück und stoppen bei der Tankstelle. Dort machen wir einen Einkauf und bestellen uns endlich mal einen Pylsur, den isländischen Hot Dog. 70 Punkte.

Pylsur

Dettifoss und Hafragilsfoss

Danach geht es ein paar wenige Kilometer zurück und wir biegen auf die 864 ab, eine Schotterpiste Richtung östlicher Parkplatz des Dettifoss. Dies stellt sich im Nachhinein als Fehler heraus, wir hätten besser die westliche asphaltierte Strasse 862 genommen. Das wussten wir da aber noch nicht und genossen diesen Teil der Fahrt, da das Wetter immer besser wurde. Die Schotterpiste verdient ca. eine 40. So tuckern wir 24km bis zum Parkplatz des Hafragilsfoss. Die letzten 400m sind dann abenteuerlich und eher Offroad wie was anderes. Wir schaffen es aber gut und sind dann mit diesem Ausblick überwältigt. (100 Punkte) Wir machen Fotos von oben in den Canyon, es sieht aus wie der Grand Canyon, echt beeindruckend. Und dann kommt auch noch die Sonne hervor. Diesen Aussichtspunkt muss man gesehen haben!

Danach fahren wir wenige Kilometer weiter zum Parkplatz des Dettifoss, einer der bekanntesten Wasserfälle Islands. Wir parken auf der Ostseite, auf der Westseite hätte es ebenfalls Parkplätze.

Der Dettifoss ist wirklich sehr beeindruckend und majestätisch, wir haben auch etwas Glück, dass der Wind von unserer Seite her bläst und die gewaltige Gischt auf das gegenüberliegende Ufer geweht wird. (Dettifoss 70 Punkte).

gewaltige Kraft, Dettifoss

Dettifoss, Ostseite

Nachdem wir Fotos bei Sonnenschein geschossen haben geht es zurück zum Knutschi und wir fahren schnell die 28 Kilometer zu unserem anvisierten Campingplatz in Grimsstadir. Denkste! Diese 28 Kilometer werden zur Qual, vor allem für unser Womo. Ein Schlagloch am anderen, und wenn es keine Löcher hat, hat es Rillen, es tätscht und rumpelt in unserem Womo und wir schleichen mit maximal 20km über diese Piste. Alle mit ihren Offroadern und gemieteten Fahrzeugen rasen mit 70km/h den Schotterweg entlang. Ich versuche alles bis ich merke, dass mit 60km die Schläge weniger werden. Aber falls es wieder ein tieferes Loch über die gesamte Strasse hat, haut es mir die gesamte Achse weg. Ich nerve mich und wir kommen nicht vom Fleck. Wir haben über eine Stunde bis wir diese 28km hinter uns haben. Für die Schönheit der Gegend und das aufklaren des Himmels habe ich keine Augen. Diese Strasse verdient allerhöchsten 2 Punkte. Das Wasser in der Kaffeemaschine hat nun durch das Gerüttel plötzlich Kohlensäure, das Brot ist Paniermehl und den Milchpack müssen wir aufschneiden, um die Butter raus zu bekommen. Was erstaunt, die gekauften Eier sind noch ganz im Kühlschrank. War es doch nicht ganz so schlimm? Aber für alle, die mit dem eigenen Womo auf Island sind: fahrt die westliche Strasse zum Dettifoss!

Aber dann, als wir den Schildern Campingplatz nachfahren werden wir an einen Wiesenplatz an einem kleinen Flüsschen mitten in der Natur geleitet. Der absolute Traum! Wir sind alleine hier (kein Wunder bei dieser Strasse) und der Platz ist besser wie frei stehen! 100 Punkte! Und das bei leicht bewölktem Himmel, Sonnenschein, 19 Grad und windstill! 

Es ist wieder zum Schreien schön!

Übernachtung

Grímsstaðir - tjaldstæði*****
Camping

wie frei stehen, super

Koordinaten: 65.64322,-16.11395
N 65° 38' 35.6"  E -16° 6' 50.2"
letzter Besuch: 9.2022

Wir schwitzen 3.9.2022

Hoch Temperatur Gegend

Hochgeothermiefeld

Nach einer sehr geruhsamen Nacht an einem wunderschönen Ort erwachen wir heute bei leicht bedecktem Himmel. Die Laune ist spitzenmässig, auch wenn wir wissen, dass wir nun noch ein paar Kilometer auf dieser furchtbaren Strasse vor uns haben. Dann sind wir auf der Ringstrasse, der grössten und besten ausgebauten Strasse in Island. Wir folgen dieser Hochgeschwindigkeitsstrecke und sind uns das ruhige dahingleiten gar nicht mehr gewohnt. In Island gibt es nur drei Geschwindigkeitsbeschränkungen: 50km in Überbautem Gebiet, 90km/h auf asphaltierten Strassen und 80 km/h auch Schotterpisten.

Krafla-Krater, Leirhnjúkur und Dusche

Wir fahren also mit 90 km/h 30km Richtung Myvatn-See, dann setzen wir den Blinker und biegen rechts ab Richtung Krafla. Irgendwie sind wir noch die einzigen, die samstags um 9 Uhr auf den Strassen Islands unterwegs sind.

Wir fahren 4km bis wir bei der Endlos-Dusche in der Pampa sind. Eine Dusche, bei der 365 Tage 24 Stunden immer warmes Wasser herausläuft. Ist ja klar, dass wir da auch parken müssen und ein paar Fotos schiessen. Und dann kommt das Gefühl über uns, dass wir dringend eine Dusche nötig hätten. Also ziehe ich mich kurzentschlossen aus und geniesse eine ausgiebige, heisse Dusche in der Natur. Während ich dann nach langer Zeit so richtig schön sauber bin, überkommt Anita plötzlich auch noch das Duschenmüssen-Gefühl.

Die Dusche wird aus dem Abwasser des Kraftwerkes gespiessen, wir vergeuden hier also keine Energie.

Nachdem wir sauber und angezogen sind, fahren wir weiter Richtung Krafla-Krater, parkieren unser Knutschi und ziehen die Wanderschuhe an. Wir wollen auf den Krater und oben rund herum, merken aber bald, dass der Parkplatz quasi schon auf dem Krater ist und wir keine 100m laufen müssen. Der See im Krater ist super schön blau, aber irgendwie sind wir das erste mal nicht ganz so himmelhochjauchzend. So wirklich spektakulär ist es nicht, da haben wir uns etwas mehr vorgestellt. Aber immerhin schwitzen wir das erste Mal, denn es wird immer wärmer.

Nach dem Kratersee fahren wir 2km und parken auf dem Parkplatz von Leirhnjúkur, einem Lavafeld und Hochtemperaturgebiet. Nach einem Kilometer Fussmarsch brodelt es aus dem Boden, Schwefelduft in der Luft und ein prächtiges Farbenspiel. Es ist echt eindrücklich, wir klettern über erstarrte Lava und überall dampft es aus dem Boden. Frieren müssen wir nicht, wir können einfach vor so einem Dampfausgang stehen bleiben und die heissen Temperaturen geniessen. Was aber ebenso eindrücklich ist, sind die schwarzen Lavaströme von einem vergangenen Vulkanausbruch. Es sieht aus wie ein schwarzer Gletscher. Wir finden diese Lavafelder sensationell.

Hverarönd

Als wir dann wieder beim Knutschi sind fahren wir auf die Ringstrasse zurück und sehen einen Parkplatz mit vielen Autos drauf. Also muss da etwas los sein und wir fahren da natürlich auch hin. Es ist der Parkplatz von Hverarönd, wo es wieder aus der Erde zischt, dampft und blubbert. Es ist echt eindrücklich, welche Kraft die Natur hat, wenn sie hier mit Hochdruck Dampf aus dem Boden presst, und das mit einem ziemlichen Getöse. In anderen Becken blubbert heisser Schlamm seit tausenden von Jahren.

Hier hat es zum ersten Mal ziemlich Touristen, das sind wir gar nicht mehr gewohnt. Auch bezahlen wir zum ersten Mal einen Eintritt für eine Sehenswürdigkeit, das heisst, wir müssen den Parkplatz bezahlen, ca. 5.- CHF. Es fiel uns bisher gar nicht auf, dass wir eigentlich überall kostenlos waren, sogar für den Campingplatz heute Morgen haben wir nur 14.- bezahlt. Die anderen waren um die 25.-. Soooo teuer ist Island bisher überhaupt nicht.

Als wir genug von blubbernden Schlammlöchern und Duft von faulen Eiern haben, fahren wir wieder nur wenige Kilometer weiter. Jetzt ist Erholung angesagt.

Myvatn Natur-Bad

Wir stoppen beim Jarðböðin við Mývatn, einem Naturbad, das ähnlich wie die Blaue Lagune auf Island sein soll. Da wir die Blaue Lagune nicht kennen, können wir keinen Vergleich ziehen, aber hier ist es sensationell. Wir bezahlen ca. 40.- Eintritt pro Person und sind dann im Umkleideraum. Dort muss man sich zuerst ohne Badehosen gründlich waschen, genau nach Anleitung und mit Seife: Kopf, Achseln, Hände, Intimbereich und Füsse, danach darf man die Badehosen anziehen und kann ins Bad (ist in Island übrigens bei jedem Bad so Vorschrift).

Das Wasser ist hellblau und 41 Grad warm, tolle Aussicht in die Umgebung bis zum Myvatn-See. Einfach nur toll! Wir genehmigen uns einen Drink direkt vom Wasser aus.

Da wir viele badende Gäste sehen, die mit Handy und Fotoapparaten trotz Fotoverbot im Bad Bilder schiessen und keine Aufsichtsperson etwas sagt, entschliessen wir uns, auch unseren Fotoapparat zu holen. Allerdings haben wir da die Drinks schon leer…

Kurz gesagt: ein Aufenthalt in diesem Bad ist ein Muss! Wir sitzen mehr wie zwei Stunden im warmen Wasser, je nach Aufenthaltsort im Becken ist es etwas kälter oder wärmer.

Als wir wieder bei unserem Knutschi sind, merken wir, dass wir kein Portemonnaie mehr haben. Da beginne ich nun wirklich zu schwitzen, suche und gehe schliesslich zur Reception des Bades. Wie wir denn heissen, meint die Dame nur und schon zückt sie mein Portemonnaie unter der Theke hervor und erstattet es mir zurück. Mir fällt ein Stein vom Herzen und ich bin froh, im Land mit der tiefsten Kriminalität in Europa unterwegs zu sein…

Nun geht es etwa 6km weiter auf den nächsten Campingplatz mit toller Sicht auf den Myvatn-See. Übersetzt heisst das übrigens Mückensee, es soll da Millionen von Mücken haben. Aber jetzt im September schwirrt hin und wieder mal eine vorbei, aber echt, stören tut es nicht. Und übrigens: in Island gibt es keine Mücken, die stechen! Es sind also eher so kleine Fliegen. An alle, die uns vor diesen in Schwärmen auftretenden Mücken gewarnt haben: uns geht es gut und wir sind sehr entspannt. Also keine Panikmache.

Ach ja, wir sitzen jetzt vor dem Womo bei 22 Grad und blicken auf den See mit dutzenden kleinen Inseln.

Übernachtung

Reykjahlíð - Hlíð ferðaþjónusta****
Camping

tolle Sicht auf den See

Koordinaten: 65.64957,-16.91892
N 65° 38' 58.5"  E -16° 55' 8.1"
letzter Besuch: 9.2022

Nordosten Islands im Video 4.9.2022

Eindrücke in bewegten Bildern

Überwältigt 4.9.2022

Göngur, Réttir, Útsýnisflug und Goðafoss

gut gelandet

Uns gehen die Superlativen aus! Was soll ich überhaupt noch schreiben?

Der Tag beginnt mit blaustem von blauem Himmel, ohne Wolken, ohne Wind. Solche Tage wird es in Island nur wenige geben, vermuten wir mal.

Kurz nach dem Aufstehen wird mit Pferden, Fussvolk und Motocrossmaschinen eine Schafherde vom Hochland mitten durch den Campingplatz direkt vor unserem Womo durchgejagt. Es ist nämlich Göngur: immer Anfangs September werden alle Schafe vom Hochland von den Bauern gemeinsam zusammen getrieben und in ein vorher festgelegtes Gehege getrieben. Heute ist schon der vierte und letzte Tag, denn in wenigen Stunden beginnt das Réttir. Das wissen wir aber in diesem Moment noch nicht, aber dort werden dann die Schafe anhand ihrer Ohrenmarke in das jeweilige Gatter des Besitzers und von dort entweder mit Schafanhänger oder zu Fuss nach Hause in den Stall getrieben.

Island-Rundflug

Wir bleiben aber im Womo sitzen, Anita backt ihr feines Brot fertig und danach Frühstücken wir ausgiebig und geniessen die Sonne. Und da nun so tolles Wetter ist, schauen Anita und ich uns in die Augen und entschliessen spontan, zum Flugfeld hinter dem Campingplatz zu fahren. Vielleicht gibt es von dort einen Rundflug?

über dem Myvatnsee

Keine Stunde später sitzen wir mit Guðni als Pilot in einem kleinen, alten Propellerflugzeug und heben ab. Wir fliegen über den Myvatn-See und über ein Rettir, wo die Schafe sortiert werden. Rundherum alle Bauern, die ihre Schafe verladen.

Danach geht es in der Luft über kilometerlange Lavafelder, dutzende Krater bis zum Askjy Vulkansee, über Gletscher und dann zum Herðubreið, dem Göttersitz von Odin und Königin der isländischen Berge. Er ragt über 1000m aus seiner Umgebung hervor. Die letzten 10 Minuten dieser Strecke steuert übrigens Anita das Flugzeug, der Pilot will man Pause machen. Komisch, dass wir am Schluss dann doch den vollen Preis bezahlen müssen, obwohl wir viel selber geflogen sind…

Anita als Pilotin

Der Flug ist ein absoluter Hammer, auch die warmen Felder mitten im grossen Gletscher sehen atemberaubend aus. Nach rund 90 Minuten sind wir wieder sicher auf dem Flughafen mit einer ziemlich holprigen Piste. So ein Flug bei schönstem Wetter ist unbedingt zu empfehlen, das macht man ja im Leben wahrscheinlich nur einmal und von daher sind die 820 CHF gut zu verkraften. Wir sind echt froh, haben wir dieses Geld an so einem schönen Tag investiert, auch wenn es nun die nächsten paar Tage nur noch Servelathäute zu essen gibt…

Wir sind so überwältig, als wir zurück beim Knutschi sind, dass wir uns zuerst mal eine Stunde erholen und die Eindrücke verarbeiten müssen. Unsere geplante Wanderung auf den Hverfjall-Krater lassen wir sausen. Schliesslich haben wir ihn schon von oben und allen Seiten gesehen…

Heisses Gebiet mitten im Gletscher

Godafoss 

Als wir dann fähig sind weiter zu fahren, entschliessen wir uns direkt auf der 1 zu bleiben und die 50km zum Godafoss zu fahren. Mehr Eindrücke einzusammeln liegt einfach nicht drin…

Bei immer noch blauem Himmel und über 20 Grad (!) kommen wir beim göttlichen Wasserfall an und machen zuerst mal ein paar Bilder. Und da wir gleich ein Schild zu einem Campingplatz (na ja, eher ein Parkplatz, wo übernachten erlaubt ist) sehen, entschliessen wir uns direkt, hier zu bleiben. Es ist zwar erst Anfangs Nachmittag, aber so können wir die Sonne geniessen und unsere Eindrücke noch immer verarbeiten.

Godafoss

Und es hat noch einen weiteren Grund: Gestern und heute Nacht sind Nordlichter vorhergesagt, gestern konnten wir sie wegen Wolken nicht sehen aber wenn das Wetter so bleibt, haben wir in der kommenden Nacht eine grosse Chance, welche zu sehen. Man stelle sich ein Foto vor: im Vordergrund der mächtige Wasserfall, im Hintergrund die Nordlichter!

Übernachtung

Fossholl - Guesthouse***
Stellplatz

nur ein Parkplatz

Koordinaten: 65.68494,-17.53744
N 65° 41' 5.8"  E -17° 32' 14.8"
letzter Besuch: 9.2022

Von Planung und Glück 5.9.2022

Nordlichter, Wale und vieles Andere

Wir sind schon Glückskinder, das darf man zweifellos sagen. Allerdings muss man auch sehen, dass ein ganz klein wenig auch Planung dazugehört. Beispiel diese Islandreise. Wir wussten dank Polarvorhersage-App schon etwa vier Tage zum Voraus, dass Samstag und Sonntag gute Chancen bestehen, intensive Polarlichter zu sichten. Das isländische Wetterapp versprach ab Sonntag auf unserer ungefähren Reise bestes Wetter, also mussten wir den Sonntagabend so planen, dass wir an einem möglichst dunklen Ort sein werden. Was bietet sich da besseres an, wie der Guldifoss? Keine Ortschaft in der Umgebung und ein Übernachtungsplatz fussläufig entfernt. Also mussten wir die letzten Tage unsere Kilometerzahl in ungefähr diesem Ziel anpassen.

Sonntag schönstes Wetter, noch viel Zeit bis abends, also suchen wir den Campingplazt am Myvatn-See so aus, dass wir mal zu Fuss zum Flugfeld laufen können, um abzuklären, was man von dort aus machen kann. Gemäss der Webseite des dortigen Reiseanbieters würde um 10 Uhr ein Flugzeug für einen Rundflug starten. Also müssen wir doch schon um 9 Uhr dort sein, um auch danach zu fragen…

Es ist also nicht ganz alles Zufall. Auch die Endlosdusche bei Krafla kann man sich ja denken, dass nachmittags da echt was los sein wird, also planen wir so, dass wir da um 9 Uhr und ganz alleine sind…

Aber für Spontanität muss immer Zeit bleiben. Als Dolores und Andreas uns zu Beginn der Reise von einem heissen Wasserfall vorgeschwärmt haben, konnten wir so umplanen, dass wir eben dort auch hinfahren. Und den Wasserfall konnten wir auch nur besuchen, weil wir unsere Bikes dabei hatten, obwohl alle Islandfahrer uns geraten haben, lasst die Velos zu Hause, die braucht ihr nicht. Den eigenen Kopf und eigene Ideen eben trotzdem verfolgen…

Zurück zu den Nordlichtern. Da reicht es eben auch nicht, nur schnell ein paar Handyfotos zu machen, denn wenn es dunkel ist, ist eine gute Fotoausrüstung eben Gold wert. Dabei ist wichtig, dass der Fotoapparat eben auch im dunkeln bedient und die richtigen Einstellungen betätigen werden kann. Ebenso braucht man ein stabiles Stativ, denn ohne ist es auch nicht möglich. Dazu standen wir mehr wie zwei Stunden in der nächtlichen, feuchten Kälte und warteten. Den Standort für die Fotos haben wir am Nachmittag schon auskundschaftet, denn ihn im Dunkeln zu suchen, nützt auch nichts mehr.

Darum, etwas vorausdenken gehört für uns zu einer tollen Reise eben auch dazu.

So haben wir heute auch wenige Kilometer zurückgelegt im Hintergrund, das schöne Wetter auszunützen. Denn um 13:30 Uhr würde ein Wal-Watching-Tour in Hauganes stattfinden. Also planen wir die heutige Strecke so, dass wir spätestens um 12:30 Uhr dort ankommen.

So und nun zum Blogeintrag.

Nachdem wir gestern bis 2 Uhr nachts draussen standen, Nordlichter bestaunten, fotografierten aber noch mehr dieses Naturphänomen bewunderten, sind wir glücklich, erschöpft und durchfroren in unsere warmen Betten gestiegen. Es war phänomal, zum Teil war der ganze Himmel grün, oder mindestens genau über unserem Womo. Stundelang waren sie am Himmel, so, dass wir irgendwann doch ins Womo sind…

Heute fuhren wir dann weiter Richtung Akureyri, der grössten Stadt im Norden. Leider verpassen wir den Abzweiger auf die Bergstrasse und finden uns im 7km langen Tunnel wieder. 7km keine Aussicht, völlig ungewohnt. Und danach fahren wir wieder völlig ungewohnt in eine Stadt! Häuser, Strassen und Verkehrsampeln! Die ersten, die wir auf Island sehen! Und das Rotlicht ist überall jeweils ein Herzchen! Wahrscheinlich weltweit die einzigen sympathischen Rotlichter!

Bei einem grossen Einkaufszentrum stoppen wir auf dem Parkplatz und wollen einkaufen. Es ist 9:30 Uhr und alle Läden sind noch geschlossen. Perfekt um nach dem Rundflug viel Geld zu sparen, Anita kann nämlich nichts kaufen…  Also warten wir und kaufen Lebensmittel ein. Die Peperonis lassen wir aber sein, zwei kosten über 10 Stutz! Aber endlich finden wir Wasserflaschen mit Kohlensäure. Aber im Gestell haben sie nur 4 Einheiten, also kaufen wir die vier Flaschen, was anscheinend hier ziemlich aussergewöhnlich ist. Normales Wasser kauft man hier nicht, überall kann man Wasser aus den Leitungen trinken, aber Wasser mit Kohlensäure kauft man anscheinend auch nicht. Denn an der Kasse macht uns die Kassiererin noch extra darauf aufmerksam, dass dies dann Wasser mit Kohlensäure sei…

Walwatching

Danach fahren wir einige Kilometer dem Meer entlang nach Haugenens, parkieren dort auf dem Campingplatz mit Meersicht und marschieren zum Walwatching-Touranbieter. 10 Minuten später haben wir gebucht und müssen um 13 Uhr wieder dort sein.

Pünktlich sind wir zur Stelle, bekommen alte Sicherheitsanzüge der norwegischen Küstenwache, und dann warten wir mit diesen Mondanzügen vor dem Walfängerboot, sorry, Walbeobachtungsboot. Gut gefüllt legt es ab Richtung Meer, dachten wir. Haugenes liegt am gössten Fjord von Island und um die Wale zu beobachten, müssen wir keine 500m fahren, und schon schnauft der erste in der Nähe unseres Bootes. Wow, und schon habe ich die erste Schwanzflossenwalfoto, von dem ich seit Jahren träume, im Kasten! War das einfach!

Wir sind absolut begeistert, merken aber, dass es doch nicht ganz so einfach ist, nahe an die Wale zu kommen. Ihr verhalten ist aber einfach zu durchschauen, sie tauchen vier Mal alle ca. 30 Sekunden auf um Luft zu holen und beim fünften Mal machen sie den Tauchgang, wo dann eben die Schwanzflosse so in die Luft geht. Danach sind sie vier bis fünf Minuten auf Tauchgang, bevor sie wieder auftauchen und das Spiel von neuem beginnt.

Wir sehen in diesen zwei Stunden auf einem ruhigen Fjord sicher 10 verschiedene Wale, machen Fotos und geniessen so eine Schwanzflosse auch mal, ohne durch den Fotoapparat zu gucken. Einige sind mehrere hundert Meter weg, andere in rund 50m Entfernung. Eindrücklich und unbedingt ein Muss! Am meisten Freude hat Anita, vor allem, weil man nicht wie befürchtet auf das offene Meer fahren muss sondern im sicheren, ruhigen Fjord bleibt. Noch ein Tipp zum Schluss: ganz vorne am Boot ist der beste Platz, weil man auf beide Seiten sieht. Die Wahlbeobachtungsboote fahren die Wale immer von hinten an, weil man dann die Schwanzflosse beim beginnenden Tauchgang am besten sieht…

Der Hafen liegt nur 100m vom Campingplatz entfernt, also sind wir schnell bei unserem Knutschi. Nach einem feinen Vesperplättli stürzen wir uns in unsere Bademäntel und machen die drei HotTube und das umfunktionierte Segelboot direkt am Meeresufer unsicher. Das Wasser ist mit 40 Grad herrlich warm und wir geniessen gleichzeitig den Ausblick aufs Meer. Wale sehen wir aber keine mehr.

Wir haben unsere Dusche im Womo noch nie so wenig gebraucht, wie auf dieser Reise. Aber man sollte sich den hiesigen Bräuchen anpassen und diese Badekultur verinnerlichen. Ich beneide die Isländer darum, auch wenn wir nun diese HotTube direkt am Meer für uns alleine hatten…

Übernachtung

Haugenes - Camping***
Camping

100m von heissen HotPots direkt am Meer

Koordinaten: 65.92345,-18.30636
N 65° 55' 24.5"  E -18° 18' 22.9"
letzter Besuch: 9.2022

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